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Heiße Weihnachten

von

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... statt weiße Weihnachten.

Weiß. Schneeweiß war alles, was Lily Luna mit ihren rehbraunen Augen erblicke. Müde versuchte sie den Schlaf wegzublinzeln und richtete sich träge aus dem weichen Hotelbett auf. Mit einer Hand strich sie ihr flammendrote Haarpracht zurück, um sie zu bändigen, während ihr Blick durch den edel möblierten Raum schweifte.

Am großen Doppelfenster zu ihrer Linken kauerte ein kräftiger Streifenkauz vor der Scheibe und harrte geduldig aus. Die kleinen Augen, die wie geschliffener Obsidian aussahen, ruhten unentwegt auf der jungen Potter.

Seufzend schwang Lily ihre langen Beine aus dem Bett und gewährte dem zuverlässigen Boten Einlass in ihre vorübergehende Bleibe. »Was hast du denn Schönes für mich?«, fragte sie mit träger Stimme, während sie ein Päckchen vom Bein des Kauzes befreite. Es war eine rein rhetorische Frage gewesen, schließlich würde keine Antwort kommen, die sie aber auch nicht benötigte. Sie wusste, es musste sich um einen Teil der Weihnachtsgeschenke von ihrer Familie handeln.

Recht hatte sie. Mit einem milden Lächeln betrachtete die junge Frau die festlich verpackten Geschenke, die in dem Paket lagen. Hübsch waren sie, passten jedoch so gar nicht hierher zu Lily. »Kleinen Moment«, vertröstete die Potter die Familieneule, während sie ihre Post verstaute, um anschließend selbst ein kleines Päckchen für ihre Familie hervorzuholen. »Guten Flug«, wünschte sie dem Postboten, als dieser mit neuer Fracht seinen Rückweg antrat.

Einen Augenblick sah Lily den Schwingen, die sich durch die warme Luft gleiten ließen, nach, bevor sie sich schließlich vom Fenster abwandte und sich rekelnd auf den Weg ins Bad machte. Der Tag war schon lange angebrochen und sie ausgeruht.

Frisch geduscht, gepflegt und eingecremt zog sie sich ein luftiges Wickelkleid, das in kräftigen Farben leuchtete, über. Gewappnet mit ihrer großen sandfarbenen Handtasche und getönter Sonnenbrille verließ sie das Hotelzimmer. Gemütlich schlenderte sie die schmalen Wege am Rande der Poolbecken entlang, während sie überlegte, ob sie im Hotelrestaurant eine Kleinigkeit essen sollte oder sich lieber auswärts ein schickes Café suchen sollte. Es würde ganz davon abhängen, ob sie die Sonne am Pool oder lieber am Strand genießen wollte.

Unerwartet wurde Lily aus ihrer Tagesplanung gerissen, als sich ein kräftiger Arm um ihre Taille schlang und warme Lippen ihr Haar liebkosten. »Endlich wach, Schönheit?« Belustigung schwang in der rauen Stimme des jungen Mannes mit und auch sein verschmitztes Grinsen, welches die Potter aus dem Augenwinkel erahnen konnte, spiegelte diese wieder.

Mühelos wandte sie sich in der lockeren Umarmung ihm zu und legte ihre Hände auf seine breiten Schultern. »Ich war länger wach als du, also werde ich ja wohl auch länger schlafen dürfen«, verteidigte sie sich, erntete jedoch wieder bloß ein Grinsen.

»Du könntest mit mir schlafen gehen, um mit mir zusammen aufzustehen. Dann hätten wir auch sehr viel mehr voneinander«, schlug er ihr vor und stahl sich einen Kuss, bevor sie zu einem Kontra ansetzen konnte. Ihrer Meinung nach verbrachten sie sicher schon genug Zeit zusammen. »Hast du schon gegessen?«

»Ich war gerade auf dem Weg. Begleitest du mich?« Langsam lösten sie sich aus der Umarmung.

»Ich kenn ein nettes Café in der Nähe. Ich lade dich ein.«

Zufrieden über die Zusage, hakte sich Lily bei ihm unter und setzte ihren Weg mit ihm gemeinsam fort. »Das musst du nicht«, erinnerte sie ihn und lächelte vergnügt. Das musste er wirklich nicht. Schließlich wusste Lily schon seit einer ganzen Weile, wie man sich selbst versorgte. Und trotzdem - …

»Ich weiß, aber ich möchte gerne. Wir sind doch im Urlaub.«

Wie sollte sie es ihm da ausschlagen?

Zielstrebig führte er sie durch die Straßen von Adelaide zu besagtem Café, welches direkten Blick auf das Meer bot. Hier im Vorort Glenelg war das Meer, zum Verzücken der Potter, fast überall.

Auf der Veranda nahm das junge Paar sich einen Tisch und bestellten für den Brunch einen gemischte Platte mit frischem Brot, Wurst, Käse und anderen köstlichen Aufschnitten. Ein Schirm schütze die beiden vor der prallen Sonne, die über den Strand schien und den Sand und das Meer aufwärmte.

»Was hat die Eule dir gebracht?«, erkundigte sich Lilys Gegenüber und nippte an seinem Blutorangensaft. Der Kauz war schon sehr früh bei ihnen am Hotelzimmer gewesen, hatte sich von ihm allerdings nicht sein Paket abnehmen lassen.

»Geschenke von meiner Familie. Sie konnten wohl nicht warten, bis ich vorbeikomme«, erklärte sie mit einem Lächeln und biss in ihr Brot mit Frischkäse.

»Sie vermissen dich sicherlich.«

»Mhm.«

»Vermisst du sie nicht?« Seine dunklen Augen begannen sie zu mustern, wie sie es immer taten, wenn er versuchte, in ihrem Gesicht zu lesen.

Sie lächelte. »Doch natürlich. Nur das Wetter nicht.« Wirklich das Letzte, was Lily von zu Hause vermisste, war das britische Wetter. Sie war ein Sonnen- und Sommerkind. Daher war der Urlaub zu dieser – in England kalten – Jahreszeit genau das richtige für sie gewesen.

»Ich wollte heute übrigens noch in die Innenstadt, um ein Geschenk für meine Schwester zu kaufen.« Verlegen strich er sich durch sein aschbraunes Haar. »Würdest du mir helfen?«

Grinsend beobachtete die Potter die Unsicherheit in seinem Gesicht. Das schiefe Grinsen, die zusammengezogenen Augenbrauen. »Natürlich. Du bist ziemlich spät dran.«

Ein trockenes Lachen entwich seiner Kehle. »Zu meiner Schande muss ich gestehen, ich hab’s total verschwitzt. Sag ihr das bitte nicht.« Er würde es zwar überleben, aber sicher würde sich das kleine Biest etwas überlegen, wie sie sich dafür rächen könnte. »Hast du denn schon alles zusammen?«

Elegant strich Lily sich ihr langes Haar über die Schulter zurück und reckte triumphierend das Kinn. »Sicher. Vorhin alles losgeschickt.« Ihre grazilen Finger legten sich um ihr Glas Orangensaft, welches sie in einem letzten Zug leerte.

Fertig gespeist und mit gefüllten Magen, ließen sie die Rechnung kommen und machten sich auf den Weg zur Tram, um in die Innenstadt zu fahren. Es würde nicht leicht sein, ein passendes Geschenk zu finden. Sicherlich würde es den Rest des Nachmittags in Anspruch nehmen.

Allerdings machte das Lily nicht viel aus. Solange sie die Zeit gemeinsam verbrachten, war sie zufrieden und vielleicht würde sie noch ein paar hübsche Kleider oder Dessous für sich entdecken und ihrem Liebsten am Abend damit ein Weihnachtsgeschenk machen.

»Was schenkst du deiner Familie eigentlich?«, sprach die Neugier aus ihm, als sie an der Haltestelle auf die Tram warteten. Leger lehnte er gegen einen Pfeiler und sah die Schienen entlang. Er sah sie nicht an, da sie selbst mit dem Rücken gegen ihn lehnte und mit geschlossenen Augen die warme Sonne genoss.

»Für James Seidenglatts Haargel – das aus Italien. Damit er seine wüste Mähne mal in den Griff bekommt. Für Albus eine Haifischzahn-Kette. Meiner Mum Karten und Bilder von den Orten, an denen ich bisher so war und meinem Dad eine Ausgabe des National Quidditch Magazine.« Für einen Moment wurde die Luft kühler und ein Wind streifte durch ihr feines Haar. Für diesen Moment schwiegen sie beide.

»Meinst du die letzte Ausgabe? Die von November?«, erkundigte sich ihr Liebster heiser mit einer schwachen Hoffnung.

»Nein, die von August. Ich habe sie extra aufgehoben.« Lily konnte sein Herz spüren, wie es gegen seine Brust schlug und für einen Augenblick glaubte sie, es hätte damit aufgehört, um anschließend in einem drei Mal so schnellen Takt weiterzumachen.

Vernehmlich schluckte er, um seine Kehle zu befeuchten. »Was er davon wohl halten wird?«
 


 

Am Morgen des fünfundzwanzigsten Dezembers fanden sich alle Potters im Wohnzimmer des Elternhauses in Godric’s Hollow zusammen. Harry, Ginevra und ihre beiden Söhne in Begleitung ihrer Liebsten. Der Raum war gefüllt mit lieben Menschen und trotzdem fühlte er sich leer und auf seine ganz eigene Art nicht lebendig an – zumindest für Harry. Ihm fehlte sein Sonnenschein zu dieser tristen, kalten Jahreszeit. Aber seine Jüngste war nach dem Schulabschluss sehr rasch flügge geworden und in die Welt hinaus geflogen.

Er war sich mit seiner Frau einig gewesen, sie ihren Weg gehen zu lassen. Allerdings hatte er damals nicht gewusst, dass er auch die Feiertage ohne sie verbringen musste. In dem Moment, als er diesen Umstand zum ersten Mal realisiert hatte, wäre der einstige Auserwählte am liebsten sofort los, um seinen kleinen Engel wieder einzufangen. Nur mit Mühe hatte er nach Beherrschung gerungen – hilfreich dabei war, dass er nicht einmal genau gewusst hatte, wo sich der Wildfang zu dem Zeitpunkt genau aufhielt.

»Sieh mal, Schatz. Lily hat uns allen was von ihren Reisen geschickt. Hier ist dein Geschenk.« Ginevra reichte ihm ein sehr schmales Geschenk, das mit rotem und goldenem Geschenkband verpackt war.

Harry versuchte sich an einem Lächeln, um seiner Frau zu zeigen, dass es ihm gut ging, und schenkte schließlich dem Geschenk seiner Tochter seine volle Aufmerksamkeit. Er riss das dünne Papier am oberen Ende sorgfältig auf und zog aus dem inneren ein Zeitschrift hervor – ein Quidditch-Magazin. Interessiert hoben sich die Augenbrauen des Vaters.

Die versammelte Familie war vergessen, denn der Potter versank in den spannenden und zum Teil gar reißerischen Artikeln der amerikanischen Zeitschrift. Neue Techniken und Züge, die verschiedenen Nationalmannschaften auf einem Blick und Newcomer. Das Lächeln auf den Lippen von Harry wurde ehrlicher und die Freude über ein solch simples Geschenk war ihm anzusehen, doch mit einem Mal versteinerte er in seiner gesamten Haltung und seine Gesichtszüge entgleisten ihm.

»Harry, was ist los?«, erkundigte sich Ginevra skeptisch, während ihre beiden Söhne schon zu beiden Seiten ihrem Vater über die Schulter sahen.

»Holla«, tönte James überrascht, steckte es jedoch weitaus besser als sein Vater weg. »Lily scheint ihr Interesse an Quidditch wiedergefunden zu haben.«

Kurz verzog Albus sein Gesicht, bei dem Gedanken, dass seine Schwester extra für die Kamera zu posieren schien. Er hatte einige ihrer Liebeleien mitbekommen, aber derart hemmungslos hatte sie sich noch keinem Kerl an den Hals geschmissen. »Hätte nicht gedacht, dass Wood ihr Typ ist.«

»Wood?«, horchte Molly auf und schnell hatte sie sich von der Couch aus das Magazin geangelt, um selbst einen Blick hineinzuwerfen. »Tatsächlich. Adam Wood. Nicht schlecht.« Anerkennen nickte die Schwiegertochter.

Ginevra konnte es sich ab diesen Punkt auch nicht mehr nehmen lassen, einen Blick auf das Foto zu werfen, welches auf ihren Mann wie ein Ganzkörperklammer-Fluch gewirkte hatte. Dort sah sie ihre Tochter eng umschlungen mit dem Woodsprössling, augenscheinlich nach einem Spiel, dass zugunsten seiner Mannschaft geendet war. »Sie scheint sehr glücklich«, war ihre Schlussfolgerung und lächelte.

Dass Lily einmal einen Mann artig mit nach Hause bringen würde, um ihn der Familie als ihren Zukünftigen vorzustellen, hatte sie bei dem kleinen Querkopf nie erwartet. Dieser subtile Hinweis passte viel besser zu ihrer eigensinnigen Tochter.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Couscous
2012-12-23T13:08:10+00:00 23.12.2012 14:08
Hey ^^
Als ich dieses Thema ausgesucht habe, hatte ich schon etwas Sorgen, was der Schreiber daraus machen würde. Meine Sorgen waren völlig unbegründet, weil du es übernommen hast. Du hast es genauso bzw. noch besser umgesetzt, als ich es mir vorgestellt habe. Danke dafür! ^^

Ich wollte unbedingt wissen, wer der Partner ist, den du Lily an die Seite gestellt hast und muss zu geben, dass ich erst den Text geskimmt habe, um herauszufinden, wer der Namenlose ist. XD Ich konnte einfach nicht warten XD

Ich finde deinen Beschreibungen sehr überzeugend, sowohl von Adalaide als auch von dem Frühstück. Ach, jetzt will ich unbedingt Sommer, Sonne, Sonnenschein.

Danke, danke, danke für diese außergewöhnliche Weihnachten ^^
Coco
Von: abgemeldet
2012-12-20T17:06:48+00:00 20.12.2012 18:06
Hallo Rosie~. ♥♥♥

Wie angedroht, folgt hier mein Kommentar zu deinem Adventstürchen - ich hoffe, du freust dich. :D Ebenso wie Bea hab ich dir ja schon das meiste gesagt, aber für dich kram ich gern nochmal alles raus.

Zuerst fand ich die Idee allein schon großartig, bis zum Schluss damit zu warten, Adams Namen zu nennen und den Leser somit auf die Folter zu spannen. Das war richtig witzig und hat dem OS den richtigen Flair gegeben (auch, wenn du sagst, dass der Inhalt etwas "schwach" sei - das hat's schon wieder rausgerissen!). Auch, wie du das Ganze aufgelöst hast, war genial! xD Ihrem Vater einfach die Quidditch-Zeitschrift mit der Botschaft als "Geschenk" unterzujubeln war echt klasse. Das würde ich meiner Lily auch zutrauen.

Auch die Länge war angenehm, weswegen ich das Ende auch nicht unbedingt abrupt fand, wie Bea meinte - ich finde, du hast genau an der richtigen Stellle aufgehört. Alles andere hätte der Pointe irgendwie an Gewicht genommen. :)

So, ich glaube, das war's erst einmal. Vielleicht schau ich gleich auch direkt bei "Auf der Suche vorbei" - kommt drauf an, ob sich die Kopfschmerzen endlich verdrängen lassen. xD"

Alles, alles Liebe! ♥
Von:  karlach
2012-12-18T16:28:16+00:00 18.12.2012 17:28
Und da ist es endlich! Ich habe dir schon das Meiste gesagt, daher fasse ich mich hier kurz. Die Atmosphäre und dein lockerer Schreibstil geben dem OneShot etwas Lockeres, Warmes. Adams Auftritt gefällt mir (er ist total niedlich, auf eine coole Art ♥) und auch wie Weihnachten bei den Potters einzubauen - sowie ihre Reaktion, gewissermassen - in England abläuft war ein guter Einfall. Nur das Ende fand ich etwas abrupt, aber in diesem Fall nicht weiter störend :)
Was ich übrigens sehr witzig fand war, dass Lily ausgerechnet in Glenelg ist. Meine Patentante hat lange Zeit dort gelebt und war immer sehr begeistert.
Liebe für dein Werk, Rose ♥


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