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Spiel mit den Farben

von

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Ohne sie wäre die Welt nur halb so schön:

Es sind die Farben, die allem einen so stimmungsvollen Anstrich geben.

Überall und vor allem in der Natur sind wir umgeben von der Vielfalt der Farben


 

Wie so oft in letzter Zeit saß Lily allein am See, das schwarz eingebundene Zaubertränkebuch lag aufgeschlagen auf ihren Knien. Tief in Gedanken versunken blätterte sie eine weitere Seite um, ohne sich sicher zu sein, ob sie überhaupt schon den ganzen Inhalt gelesen hatte. Stattdessen betrachtete sie die sanften Wellen, die der warme Sommerwind auf der tiefblauen Wasseroberfläche hinterließ.
 

Alles wirkte ruhig und friedvoll, genau das, was Lily im Moment am meisten brauchte. Die Schule hatte sie in den letzten Wochen in den Wahnsinn getrieben mit all dieser Lernerei und der ständigen Bettelei ihrer Freundinnen um Hilfe bei den Hausaufgaben. Dabei hatte sie selbst genug zu tun, auch wenn ihr das ein oder andere leichter fiel als den anderen. Aber geschenkt bekam sie ihre ZAG's auch nicht – einer der Gründe, wieso sie nun hier alleine am See saß.
 

Ihre haselnussbraunen Augen wanderten ziellos über den See, schweiften weiter über die grünen, weitläufigen Ländereien Hogwarts. Überall konnte sie andere Schüler ausmachen, die sich ebenfalls dafür entschieden hatten ein wenig Zeit im Freien zu verbringen. Lily genoss diesen Anblick der Unbeschwertheit und ließ ihn auf sich wirken.

Sie war so dankbar dafür, dass sie alle eine friedliche Schulzeit hatten. Ohne Krieg. Ohne Angst, Tod oder Trauer. Auch wenn es zu Weilen anstrengend war, aber es war niemals aussichtslos. Es war alles so leicht – zu leben, zu lieben oder einfach nur zu atmen, hier zu sein.
 

Geistesabwesend wanderte ihr Blick zum Portal des Schlosses, aus dem gerade jemand trat. Lily hätte diesen jemand unter vielen hundert anderen erkannt – Scorpius Malfoy.

Ein leichtes Grinsen huschte über ihre Lippen, als sie daran dachte, wie ihr Bruder James damals ausgeflippt war, dass nun nach Albus auch noch seine kleine Schwester nach Slytherin geschickt wurde. Er hatte die wüstesten Verschwörungstheorien ausgearbeitet und hatte geschworen er würde zum Ministerium gehen und sich beschweren! Albus und sie selbst hatten das ganze eigentlich ganz locker gesehen und ihr Vater und ihre Mutter waren genauso stolz auf ihre Schlangen, wie auf ihren Löwen.
 

Aber nicht nur die Häuserwahl hatte James regelmäßig geärgert, sondern auch Lilys Wahl, mit welchen der Schlangen sie sich dann abgab. Vor allem vor den männlichen Mitschülern hatte er sie regelmäßig gewarnt. Aber sie wäre nicht Lily, wenn sie sich von ihrem Bruder irgendetwas hätte vorschreiben lassen. Deswegen hatte sie es anfangs sogar einfach nur aus reiner Provokation getan, genau die Leute nett zu finden, die er nicht im geringsten ausstehen konnte – wie zum Beispiel Scorpius.
 

Allerdings hatte sich das inzwischen ziemlich geändert, denn er war so etwas wie ihr bester Freund geworden. Ihr Grinsen verstärkte sich, als sie darüber nachdachte, dass es tatsächlich der Fall war, dass sich ein Malfoy freiwillig mit einer Potter-Weasley abgab. Und wenn sie ehrlich war: Sie war verdammt froh, dass sie befreundet waren.
 

Er war so anders, als er sich nach außen hin immer gab. Er war weder kühl, noch distanziert oder sonst irgendetwas. Er war ein humorvoller, warmherziger junger Mann, dem sie sich gern anvertraute, wenn sie etwas belastete. Oder mit dem sie sich auch einfach nur Nachts in die Küche schlich, weil sie vor lauter Lernen mal wieder das Abendessen verpasst hatte.
 

Und Scorpius war eben der andere Grund, weshalb sie immer öfter die Abgeschiedenheit und die Ruhe suchte. Denn wenn sie allein war, war er es meistens, der zu ihr kam und ihr Gesellschaft leistete. Außerdem blieb sie so von dem Gekicher der anderen Mädchen verschont, die immer die wildesten Geschichten um die beiden herum erfanden.

Dabei hatte Lily doch nur gesagt, dass er ihr bester Freund war und nicht mehr. Aber nein, angeblich waren sie ja ein Paar und alle anderen Mädchen seien nur ein Alibi, damit James nichts davon erfuhr. So ein Blödsinn.
 

Inzwischen war Scorpius bei ihr angekommen und ließ sich neben sie ins hellgrüne Gras fallen. Er begrüßte sie nicht einmal und Lily blickte ihn etwas verwundert an. Es war nicht seine Art so unhöflich zu sein, deswegen musterte sie ihn für einen Moment eingehend. Seine hellblonden Haare – welche sie gerne als weißgold bezeichnete, um ihn zu ärgern – hingen ihm leicht ins Gesicht und er wirkte auch nicht unbedingt unbeschwert auf sie. Sie konnte sich aber durchaus vorstellen, warum er so einen Gesichtsausdruck drauf hatte. Aber sie würde nicht einfach nur spekulieren.
 

„Was ist passiert?“
 

„Jessica ist passiert.“
 

Jessica. Allein wenn sie schon den Namen der Ravenclaw hörte, drehte sich ihr der Magen um. Sie war im gleichen Jahr wie Scorpius und die beiden waren eine Weile zusammen gewesen. 4 Wochen und 3 Tage, flüsterte eine fiese Stimme in ihrem Kopf. Es war doch vollkommen egal, wie lange sie zusammen waren! Kurz schüttelte Lily den Kopf, ehe sie ihr Buch beiseite legte und etwas näher zu ihm herüber rutschte.
 

„Was hat sie jetzt wieder angestellt?“
 

Den fast schon genervten Unterton konnte sie sich nicht verkneifen, aber ihr bester Freund wusste genau, was sie von dieser Person hielt. Jessica war genauso, wie man sich ein oberflächliches Miststück vorstellte. Groß, lange Beine, blond und genauso doof. Sie interessierte sich mehr für Jungs, Makeup und den neuesten Tratsch, statt auch nur irgendetwas für die Schule zu machen. Und dann hatte sie sich auch noch erdreistet Scorpius zu verbieten sich mit Lily zu treffen!
 

Natürlich hatte der Slytherin behauptet, dass sie das nicht so gemeint hätte, aber Lily wusste genau, dass diese hinterhältige Ravenclaw genau das hatte sagen wollen!
 

„Ich hab' mit ihr Schluss gemacht, mehr nicht. Aber sie hat eine riesige Szene in der großen Halle veranstaltet.“
 

„Ist nicht schade drum. Die aufgeblasene Kuh war doch sowieso nur mit dir zusammen, weil du beliebt bist. Mehr hat die doch nicht interessiert. Und geliebt hat sie dich auch nicht.“
 

Die Antwort kam beinahe schon zu schnell, so dass Scorpius sie jetzt auch endlich ansah. Und zu Lilys Überraschung lag sogar ein Grinsen auf seinem Gesicht. Aha. Anscheinend hatte ihm die Trennung wohl doch weniger ausgemacht, als er zuerst vorgegeben hatte. Typisch Scorpius. Sie boxte ihm auf den Oberarm, ehe sie sich zurück ins Gras fallen ließ.
 

„Du mochtest sie wohl wirklich nicht, hm? Aber vielleicht hast du recht.“
 

Sie antwortete nicht darauf, für sie war das Thema soweit beendet. Stattdessen betrachtete sie nur den stahlblauen Himmel. So wolkenlos wie er heute war, erinnerte es sie immer ein wenig an seine Augenfarbe. Wobei diese eigentlich nie gleich zu sein schien. Wenn er wütend war – was wirklich beinahe niemals vorkam, immerhin besaß ein Malfoy Contenance – waren sie dunkler und wirkten distanziert und eisig. Wenn er allerdings glücklich war, wirkten sie umso heller und strahlten beinahe schon. Aber das hatte sie bei ihm in letzter Zeit, wenn er mit Jessica unterwegs war, nicht gesehen. Und es bereitete ihr beinahe schon eine diebische Freude, als es ihr aufgefallen war.
 

Ihre Gedanken wanderten zurück zum Halloweenball, zu dem er sie begleitet hatte, als sie ziemlich aufgelöst im Jungenschlafsaal aufgetaucht war. Sie waren dort als Freunde hingegangen, nachdem Steve Griffins sie ernsthaft nur wenige Stunden zuvor abserviert hatte. Lily war so enttäuscht gewesen, deswegen war Scorpius über seinen Schatten gesprungen und hatte sich dann doch erbarmt und mit ihr hinzugehen, obwohl der solche Tanzveranstaltungen hasste.
 

Sie tanzten schon eine ganze Weile und fasziniert beobachtete Lily, wie sich seine Augenfarbe immer wieder zu ändern schien, je nachdem, wie das Licht auf sie beide fiel. Es erinnerte sie alles an ein wunderschönes Farbenspiel und sie konnte beinahe nicht anders, als darin zu versinken. Er wirkte unheimlich gelöst und glücklich, auch wenn sie eigentlich wusste, dass er nur wegen ihr hier war. Und seine Augen leuchteten immer, wenn sich ihre Blicke trafen.
 

Ist was?“
 

Nein, mich faszinieren nur deine Augen.“
 

Daraufhin lachte er nur und wirbelte sie tanzend durch den Raum.
 

„Sag mal, Scorp?“
 

„Hm?“
 

„Welches ist deine Lieblingsfarbe?“
 

Der Slytherin betrachtete sie für einen überrascht. Mit so einer Frage hatte er weniger gerechnet. Deswegen legte er auch den Kopf schief und musterte Lily für einen Moment nachdenklich. Er betrachtete, wie sie dort neben ihm im Gras lag, alle Viere von sich gestreckt und die Sonne genießend. Ihre rubinroten Haare lagen weit aufgefächert im grünen Gras und ein leichtes Lächeln schlich sich auf seine Lippen.
 

Er erinnerte sich an den Halloweenball, zu dem er Lily zu liebe gegangen war. Es war eigentlich ein schöner Abend gewesen, aber an eine Sache dachte er doch am liebsten zurück.
 

Nein, mich faszinieren nur deine Augen.“
 

Daraufhin lachte er nur und wirbelte sie tanzend durch den Raum. Und genauso fasziniert, wie sie wohl von seinen Augen war, beobachtete er ihr Haar, welches genauso umhergewirbelt wurde, wie Lily selbst. Sie wirkte in diesem Szenario für ihn beinahe schon entrückt, wie sie dort mit ihm tanzte, so voller Lebensfreude. Es erinnerte ihn an eine tanzende Fee, die sich voller Anmut durch den Raum bewegte nur um schließlich wieder in seine Arme zurück zu kommen.
 

Ich bin so froh, dass ich heute Abend mit dir hier sein kann.“
 

Möchtest du jetzt etwa mit mir flirten, Malfoy?“
 

Sie lachte, ließ sich erneut von ihm um ihre eigene Achse drehen.
 

Vielleicht.“
 

Er würde diesen Moment wohl niemals vergessen können, dass hatte er in den letzten Wochen gemerkt, aber es störte ihn nicht weiter. Er wusste, dass er wohl ein klein wenig mehr für das Potter-Mädchen empfand, als für eine Freundschaft gedacht und üblich war, aber das war für ihn kein Hindernis. Stattdessen genoss er die Zeit, die sie noch zusammen auf Hogwarts sein konnten.
 

Er würde ihr jeden Wunsch erfüllen. Wenn es sein musste, würde er jeden Tag auf einen Ball gehen, solange sie es zusammen machten. Und er hoffte, dass der Kontakt zu ihr nicht abreißen würde, wenn sie sich nicht mehr jeden Tag sehen konnten. Natürlich würde er ihr so oft wie möglich eine Eule schicken, aber würde es das Gleiche bleiben?
 

Und dann hatte er sich für seine Lieblingsfarbe entschieden.
 

„Ich glaube, Rot.“
 

„Rot?“
 

„Jep.“
 

„Nicht Grün?“
 

„Nein.“
 

„Nicht Silber?“
 

„Nein.“
 

„Gryffindorrot?“
 

Ein leises Lachen, welches sein Herz schneller schlagen ließ.
 

„Ja, Gryffindorrot, wenn du es so nennen möchtest.“
 

Scorpius betrachtete sie weiterhin, wie sie ihre Stirn in Falten legte und ihn fragend ansah. Anscheinend schien sie nicht zu verstehen, was ihm an Rot besonders gut gefiel.
 

„Rot strahlt so ein Gefühl aus, an dem man sich wärmen aber nicht verbrennen kann. Es umgibt dich wie ein sanftes Schutzschild ohne dir Grenzen zu setzen. Es wirkt immer freundlich und offenherzig, ohne jemals aufgesetzt zu wirken. Es ist immer einladend und niemals abweisend. Außerdem wirkt es beruhigend ohne sich aufzudrängen.“
 

Der Verwirrte Ausdruck auf Lilys Gesicht verstärkte sich und sie stütze sich auf ihre Ellenbogen auf, um ihn besser ansehen zu können. Sie hätte eine Farbe niemals so menschlich beschrieben. Sie selbst hätte eher irgendwelche Farbtöne beschrieben oder ein wenig die Wirkung. Aber konnte denn eine Farbe ein Schutzschild sein?
 

Scorpius beobachtete sie nur schweigend, betrachtete die Akzente, die die untergehende Sonne in ihr rubinrotes Haar zauberte. Je nachdem, wie das Licht auf sie fiel, wirkte es mal heller, mal dunkler, aber immer strahlend und anziehend. Es war für ihn wie ein Farbenspiel, von dem er nicht genug bekommen konnte.

Vorsichtig nahm er eine ihrer Strähnen zwischen seine Finger und ließ sie sanft hindurch gleiten. Es fühlte sich genauso weich an, wie es aussah und er hätte alles dafür gegeben, dass dieser winzige, schöne Moment für immer halten würde.
 

„Außerdem sind deine Haare rot.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Omama63
2012-11-17T13:49:35+00:00 17.11.2012 14:49
Ein schöner OS.
Klasse geschrieben.
Von: abgemeldet
2012-11-14T21:55:32+00:00 14.11.2012 22:55
Ohhh, was für ein unglaublich süßer OS! *.* :3 Und dann auch noch über Lily & Scorpius! *.* ♥ Man liest viel zu selten etwas über die Beiden, finde ich. ;)

Ich mag es, dass alle Beiden grundsätzlich davon ausgehen, dass sie nur befreundet sind, an vielen Stellen aber mehr als nur deutlich wird, dass da doch mehr ist als bloß Freundschaft. ♥ :) Schon allein wie sie seine Augenfarbe genau beschreibt und über seine Exfreundin redet...das sagt doch schon alles! :D xD :3 Richtig niedlich. :)

Und dann Scorpius' letzter Satz! *_* ♥ So völlig nebenbei. :) Einfach wundertollig. :3

Wirklich sehr sehr schön geschrieben! :)

Liebe Grüße ;)


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