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Brave Judge

Mutige Entscheidung
von

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Ein unerwartetes Ziel

Kapitel 4 – Ein unerwartetes Ziel
 

Ein wenig müde blinzelte ich gegen das spärliche Licht. Obwohl mein Kopf dröhnte, fühlte ich mich deutlich besser als in der Nacht. Außerdem war mir angenehm warm. Leise seufzend bewegte ich mich leicht und blickte zu meinem vermeintlichen Kopfkissen. Verwundert blinkte ich mit meinen Augen. Träumte ich? Das konnte nicht sein, schließlich spürte ich alles. Selbst die starken Schmerzen in meiner linken Schulter. Ich lag nicht im Bett, wie ich es vermutet hatte, sondern auf einem Mann.
 

Einige Sekunden lang studierte ich ihn eingehend. Ich musste zugeben, dass er durchaus gutaussehend war. Darüber hinaus wirkte er äußerst sympathisch. Er hatte schwarze, glatte, kinnlange Haare, die ihm bis in den Nacken reichten und Sommersprossen an den Wangen. Sein Oberkörper war nackt, sodass ich jeden seiner gut ausgeprägten Muskeln nicht nur sehen, sondern auch fühlen konnte. An seinem linken Oberarm erkannte ich ein vertikales Tattoo, das „A(S)CE“ bedeutete. Unter anderem merkte ich, dass er seine Arme um mich geschlungen hatte und immer noch tief und fest zu schlafen schien. Er machte dabei so einen friedlichen, entspannten Eindruck.
 

Langsam schob ich meinen linken Mundwinkel in die Höhe zu einem kleinen Lächeln. Irgendwie mochte ich den Kerl. Trotzdem war ich mir bestens bewusst, dass ich ihm noch in der Nacht gedroht hatte ihn wie eine Weihnachtsgans auseinander zu nehmen und ihm gesagt hatte, dass er nervte. Komisch, nun war ich nicht mehr derselben Ansicht. Na ja, vielleicht lag es auch nur daran, dass er den Mund noch nicht aufgemacht hatte. Dennoch schien er sein Versprechen, das er mir gegeben hatte, sehr ernst zu nehmen. Zufrieden schmiegte ich mich näher an seine Brust, woraufhin die Feuerfaust mich enger an sich drückte, und schlief wieder ein.
 

Als ich erneut aufwachte, war meine Wärmequelle verschwunden. Noch ein wenig wackelig drückte ich mich vom Bett weg und setzte mich auf. Ein beißendes Stechen durchzuckte meine linke Schulter. Reflexartig griff ich dorthin und wollte mich an dem Verband zu schaffen machen. „Das würde ich an deiner Stelle sein lassen“, ertönte auf einmal die tiefe Bariton-Stimme. Augenblicklich wandte ich mich zu dessen Besitzer. „Wieso?“ „Es hat lange genug gedauert dich zu verarzten und zu verbinden. Wenn du dir jetzt die Bandage abreißt, war alles für die Katz'.“ „Sollte ich sonst noch was wissen?“ „Dein Fieber ist gänzlich weg. Außerdem hab ich hier Frühstück, wenn du was essen willst.“ Wie aufs Stichwort fing mein Magen an zu knurren, als mir der Schwarzhaarige ein Tablett voll mit allerhand Essen auf den Nachttisch stellte. Breit grinste mich der junge Mann an.
 

„Halt die Klappe“, forderte ich ungehalten und nahm mir einen Apfel, ohne ihn aus den Augen zu lassen. Schweigsam verschränkte Ace die Arme vor der Brust und beobachtete mich mit unbewegter Miene. Ich tat es ihm nach, mit der Ausnahme das ich dabei seelenruhig aß. Mir war sehr wohl aufgefallen, dass er sich nicht sehr wohl fühlte. Seine dunklen Augenringe und die blasse Gesichtsfarbe sprachen für sich. Automatisch legte sich ein prüfender Blick in meine giftgrünen Augen. Mich machte es irgendwie nervös wenn er mich so anstarrte. Als wollte er mir direkt in die Seele blicken. Mit diesen unergründlichen nachtschwarzen Augen. Wie von selbst spannten sich leicht meine Muskeln an, was mir wiederum noch mehr Schmerzen in der linken Schulter bereitete.
 

„Was ist?“, schoss es geradewegs aus mir heraus. „Nichts“, schüttelte er nur den Kopf. „Hör auf, mich für dumm zu verkaufen. Ich weiß, dass etwas nicht stimmt. Also spuck's aus.“ Nachdem die Worte meinen Mund verließen begriff ich. „Setz dich und iss“, kommandierte ich freundlich, aber bestimmt. Wortlos schüttelte er den Kopf. „Du hast meinetwegen auf dein Essen verzichtet. Also setze dich einfach und nimm dir was du willst. Ich kann sowieso nicht alles aufessen.“ „Seit wann bist du dazu befugt mir Befehle zu erteilen?“, wollte Ace mit einem Anflug an Belustigung wissen. „Das tue ich nicht. Ich will nur nicht, dass du hungerst.“ Zaghaft versuchte ich mich an einem Lächeln.
 

Überrascht zog die Feuerfaust eine Augenbraue in die Höhe. „Soll das etwa ein Lächeln sein?“, fragte der junge Mann ehrlich verwirrt. Verunsichert zuckte ich mit den Schultern. „Keine Ahnung wie das gehen soll. Ich hab seit Jahren nicht mehr richtig gelächelt, geschweige denn gelacht“, erklärte ich monoton. Für etwa eine Sekunde sah Ace richtig traurig drein. Da sich sein Gesichtsausdruck aber so schnell änderte war ich mir da gar nicht mehr sicher. Stattdessen setzte er sich auf einen Stuhl gegenüber von mir und nahm sich was zu essen. „Bist du jetzt zufrieden?“, wollte die Feuerfaust zwischendurch von mir wissen. Als Antwort nickte ich nur. „Na, wenigstens das. Also, zu welcher Bande gehörst du?“ „Zu keiner. Ich reise allein.“ „Allein? Wieso das?“ Fast hätte sich der junge Mann an seinem Bissen verschluckt.
 

„Sagen wir so: Ich vertraue niemanden.“ „Vertraust du mir?“ Ein eigenartiger Schimmer legte sich in seine dunklen Augen. Dennoch hielt ich seinem Blick stand. „Ich weiß nicht. Das wird sich zeigen. Momentan kann ich dich nur schwer einschätzen und kenne dich zu wenig, um das genau beurteilen zu können“, antwortete ich ehrlich. „Kann ich verstehen.“ „Erzähle mir was von dir, Ace“, bat ich ihn sanft. „Von mir gibt es nicht viel zu sagen. Ich bin Kommandant der 2. Division von Whitebeards Bande. Zudem bin ich 24 Jahre alt und habe einen jüngeren Bruder.“ „Ist der auch Pirat?“ „Ja, und sehr stark.“ „Du scheinst sehr stolz auf ihn zu sein.“ „Das bin ich auch. Ich hab ihn schon länger nicht mehr gesehen, weshalb ich ihm wieder mal einen Besuch abstatten wollte. Du kommst mit mir.“ „Bitte, was? Ich glaube, ich hab mich wohl verhört? Ich soll dich begleiten? Schon vergessen, ich gehöre nicht hier her und sollte längst wieder meinen eigenen Weg gehen. Fahre du nur zu deinem Bruder und ich reise allein weiter.“
 

Mich irritierte seine Aussage zutiefst. Wieso wollte er, dass ich mit ihm kam? „Nein, Klinge. Du kommst mit mir. In deiner jetzigen Verfassung lasse ich dich sicher nicht alleine reisen. Außerdem würde dir etwas Gesellschaft bestimmt gut tun. Ich habe die Aufgabe dich zu beschützen. Die nehme ich sehr ernst.“ Unnachgiebig blickte mich der Schwarzhaarige an. Für mich stand fest, dass er kein „nein“ duldete. Zudem schien es ihm wirklich wichtig zu sein, dass ich mit ihm kam. Aus welchem Grund auch immer. „Nun gut, ich begleite dich. Unter zwei Bedingungen.“ „Die da wären?“ „1.: Du nimmst dir T-Shirts mit und 2.: Du baust irgendwas an deinen Striker, damit ich auch Platz hab.“ „Klingt irgendwie so, als würde es dir nicht gefallen, was du siehst“, grinste die Feuerfaust unverschämt.
 

Ich stieß ein warnendes Knurren aus. „Nochmal zum Mitschreiben: Verkaufe mich niemals für dumm. Ich weiß sehr wohl, wie du dich fühlst und in was für einer Verfassung du bist. Andere kannst du vielleicht täuschen, aber mich ganz bestimmt nicht. Weder bin ich blind, noch gefühlskalt. Ich weiß schon jetzt, was dir bevorsteht. Woher ich das weiß, werde ich dir zu gegebener Zeit erzählen. Trotzdem hörst du besser auf mich. Du würdest es nur bereuen wenn nicht. Das kannst du mir ruhig glauben“, stellte ich meinen Standpunkt klar und starrte ihn mit strahlend giftgrünen Augen an, deren Pupillen zu schmalen Schlitzen geworden waren.
 

Widerwillig knirschte Ace mit den Zähnen. Das ich ihn scheinbar so leicht durchschauen konnte, gefiel ihm wohl überhaupt nicht. „Einverstanden, und wie stellst du dir das mit meinem Striker vor? Was aber noch viel wichtiger ist, woher weißt du, dass ich einen besitze?“ „Glaubst du etwa, ich habe noch nie von dir gehört, Feuerfaust? Wenn man ständig auf der Flucht vor dem Gesetz ist und sich allem und jedem widersetzt muss man sich viel Wissen aneignen. Was den Rest anbelangt, so lass das mal meine Sorge sein. Ich kümmere mich um alles. Du musst mir lediglich die richtigen Bretter besorgen“, grinste ich hinterhältig. Doch es fühlte sich seltsam falsch an. Nicht so wie bei richtigen Feinden.
 

Ich sah in dem 24-Jährigen keine Bedrohung. Noch nicht mal einen Gegner. Irgendwie mochte ich ihn sogar ein bisschen. Ich wusste, wie schlecht es ihm momentan ging. Da konnte ich ihm einfach nicht so ein Benehmen gegenüber bringen. Mit einem Mal wich das Grinsen aus meinem Gesicht und machte einer mitleidigen Miene Platz. „Was ist los?“, erkundigte sich Ace bei mir. Wortlos stand ich auf. „Besser wir kommen in die Gänge. Je schneller wir fertig sind, desto schneller können wir los“, gab ich ihm monoton zu verstehen und ging zur Tür. Doch der junge Mann hielt mich an meinem rechten Arm zurück. Mich verwunderte seine Schnelligkeit. Zwei Klingen schossen geradewegs aus meinem Oberarm und kreisten seine Hand ein. So ruckartig sie gekommen waren, zog ich sie wieder zurück. Ich wollte ihm nicht schaden. „Wir reden später. Unsere Unterhaltung ist schon längst nicht mehr vertraulich.“
 

Ein zorniges Grollen entkam meiner Kehle, meine Zähne verlängerten sich, meine Pupillen wurden zu Schlitze und aus meinen Händen wurden 5 klauenartige Klingen. Ohne Vorwarnung preschte ich los. Meinem Instinkt hinter her, der mich sofort an Deck brachte. Als ich den Übeltäter anhand seines Geruchs erkannte, war ich nicht mehr zu bremsen und sprang ihn geradewegs an.
 

Wild schlug und trat ich um mich, erwischte ihn aber nie. Wegen seiner Teufelskraft entglitt er mir immer wieder. „Komm sofort her und stell dich mir, wie ein Mann!“, verlangte ich von ihm. „Ich wüsste nicht mal, weshalb. Du hast nichts mit mir zu schaffen“, antwortete der andere seelenruhig und blieb lässig auf dem Mast sitzen. „Ah, dann gehört Gespräche belauschen also zu deinem Job, oder was?!“ Darauf antwortete der Phönix mit Gelächter. Unbändige Rage strömte durch meinen Körper, die durch einen heftigen Stromimpuls freigesetzt wurde. Um mich herum kippten fast alle um.
 

Einzig Marco, Ace und Whitebeard, der alles beobachtete, blieben aufrecht stehen. Stacheln wuchsen aus meinem Rücken und meinen Armen und meine Füße formten sich zu 4 krallenartigen Klingen. Wild knurrend sprang ich ihn an und schlug ihn von seinem „hohen Ross“. Unnachgiebig bohrte ich meine Augen in seine, hatte ihn erfolgreich mit den Klingen am Boden festgenagelt und hielt ihm die an meiner Rechten an die Kehle, bereit jede Sekunde zuzustechen.
 

„Pass auf, was du sagst“, grollte ich bedrohlich. „Ich weiß, dass du gelauscht hast. Ich hab dich gehört. Du kannst so viel leugnen, wie du willst, aber das wird dir absolut nichts nützen. Ich will sofort wissen, wieso du das getan hast. Wehe du lügst. Das würde hässlich für dich enden. Also rede gefälligst Klartext. Ich würde es sofort merken, wenn du schwindelst.“ „Es war nicht beabsichtigt. Ich wollte lediglich etwas über dich wissen.“ „Dann frag mich direkt, als vertrauliche Gespräche zu belauschen!“ Ich war so wütend, dass ich mich gerade noch so beherrschen konnte dem Phönix weder das Gesicht zu zerfetzen, noch seine Eingeweide herauszureißen.
 

Da spürte ich, wie mich starke Arme umschlangen und von Marco runterhoben. „Lass ihn leben“, flüsterte die Feuerfaust hinter mir. Aufgebracht atmete ich schneller, als beabsichtigt. Dennoch spürte ich die Ruhe, die von Ace ausging. Tatsächlich bildeten sich nach und nach meine Zähne, Klingen und Stacheln zurück. Trotzdem wich der angriffslustige Schimmer nicht aus meinen Augen. Sanft drehte mich der Schwarzhaarige zu sich um und drückte meinen Kopf an seine Brust, sodass ich den Phönix nicht mehr sehen konnte.
 

Erstaunlicher Weise wehrte ich mich nicht, sondern lauschte seinem Herzschlag. Die angespannte Haltung verließ meinen Körper gänzlich und ich schmiegte mich an die Feuerfaust. Der Kerl besänftigte mich auf wundersame Weise. Er sollte mich bloß nicht mehr loslassen. Völlig entkrampft schloss ich meine Augen, schlang meine Arme um seinen Oberkörper und drückte ihn mehr an mich. Behutsam strich seine Hand über meinen Rücken. Zufrieden gab ich ein kurzes, leises Schnurren von mir.
 

„Wahnsinn, Pops. Die Kleine beherrscht tatsächlich das Königs-Haki. Das ist überaus selten“, bemerkte der Phönix, der sich zu dem mächtigsten Mann der Meere gesellt und die Arme vor der Brust verschränkt hatte. Whitebeard lachte kehlig. „Die Frau steckt voller Geheimnisse. Das Hao-Shoku ist nicht alles, was sie beherrscht, Marco.“ „So? Was denn noch?“ Die Neugier konnte sich der Jüngere nicht so ganz verkneifen. „Frag sie.“ „Das wird sie mir wohl kaum verraten.“ „Dann wirst du mit diesem Mysterium leben müssen, mein Sohn. Es wird das Beste sein, wenn sie mit Ace geht.“ „Wenn du mich fragst, erkenne ich keinen Funken mehr von Ace.“ „Sie erinnert ihn an sich selbst, als er noch in ihrem Alter war. Jung, aufbrausend, unbeherrscht, allein und unverstanden.“ Marco betrachtete den Mann, den er liebevoll „Vater“ nannte, von der Seite, gab aber keinen Kommentar mehr von sich.
 

„Geht's dir besser?“, erkundigte sich Ace leise bei mir. „Ja“, antwortete ich, machte aber keine Anstalten ihn loszulassen. Ich konnte nicht leugnen, dass ich mich bei der Feuerfaust wohl fühlte. Nicht zuletzt wegen seiner angenehmen Wärme. „Klinge“, sprach mich Whitebeard zum ersten Mal direkt mit seiner donnernden Stimme an. Augenblicklich löste ich mich widerwillig von dem jungen Mann und wandte mich zu dem Kapitän um. Ruhig blickte ich zu ihm auf, ohne zurückzuzucken. „Du bist stark und beherrschst das Königs-Haki. Ich will ehrlich zu dir sein. Ich kenne deine Fähigkeiten, abgesehen von deiner Teufelskraft. Du hast dich sehr schnell erholt und gleich mit meinem 1. Kommandant angelegt. Nicht viele besitzen den Mut. Du wirst also Ace, einen meiner vielen Söhne, begleiten.“ „Ja, das werde ich.“ „Hast du ein bestimmtes Ziel?“ „Ich will meine Vergangenheit rächen“, sprach ich gelassen und spielte dennoch mit meinen Klingen an der rechten Hand, indem ich sie ein- und auszog. Somit baute ich immer meinen innerlichen Stress ab.
 

„Verstehe. Dabei kann ich dir nicht behilflich sein. Ich werde dich wohl kaum dazu bewegen können meine erste Tochter unter all meinen Söhnen zu werden.“ „Gut erkannt.“ „Hab ich mir gleich gedacht. Ansonsten wärst du schon längst einer Bande beigetreten.“ Automatisch verengte ich meine Augen und die Pupillen formten sich zu Schlitze. Ich wusste genau, worauf er anspielte. Allem Anschein nach machte das seine Runde. „Ich bin dir nicht feindlich gesinnt, Klinge. Ace wird dich, nehme ich an, überall hin begleiten, wo du hin willst. Ab heute stehst du offiziell unter dem Schutz meiner Mannschaft. Ein Freund einer meiner Söhne, ist auch mein Freund. Kann ich noch was für euch tun, bevor ihr aufbrecht?“ „Ich brauche solides Holz und Metall, damit ich Ace' Striker erweitern kann“, entgegnete ich beherrscht. „Bekommst du. Ich will euch noch ein Mal sehen, wenn ihr soweit seid.“ „Gut.“ Somit war die Unterhaltung beendet. Ace hatte sich nicht ein einziges Mal eingemischt, sondern hatte alles stillschweigend mit unbewegter Miene mitverfolgt.
 

Ace' Striker wurde an Deck gebracht, so wie genügend Metall und Holz, wobei beide Materialien dieselben waren, die bereits angebracht waren. „Und wie willst du das jetzt anstellen?“, fragte mich die Feuerfaust ehrlich interessiert. „Pass gut auf“, teilte ich ihm mit und fuhr meine klauenartigen Klingen an den Händen aus. Mit Leichtigkeit zerschnitt ich die Materialien in Sekundenschnelle in gleichmäßige Stücke und stapelte sie elegant aufeinander. Zufrieden grinsend betrachtete ich mein Werk und wandte mich zu den Zuschauern, die meine Show-Einlage begeistert mitverfolgt hatten. „Beeindruckend“, gab Ace anerkennend von sich, was seine Kameraden und Freunde mit einem zustimmenden Nicken bestätigten.
 

„So hättest du auch ausgesehen, Marco“, knurrte ich frech in die Richtung des Phönix'. „Mh, das glaube ich kaum, Klinge.“ „Sei dir deiner Selbst nicht zu sicher, Phönix.“ „Soll das eine Herausforderung sein?“ „Ein anderes Mal. Ich brauche meine Energie noch.“ „Kneifst du etwa?“ „Nein, unser Kampf wird stattfinden. Zu gegebener Zeit.“ „Darauf freue ich mich jetzt schon, Kleine.“ Aggressiv grollte ich ihn an. „Nenn mich nie wieder „Kleine“, oder du wirst es zutiefst bereuen.“ Unnachgiebig starrte ich ihn mit meinen Raubtieraugen nieder.
 

„Autsch. Das war mal 'ne klare Ansage“, lachte Ace und klopfte seinem Kumpel aufmunternd auf die Schulter. „So, alles fertig“, gab der Handwerker der Mannschaft bekannt und ließ den Striker ins Wasser hinab. Das sah ich als Stichwort, schnappte mir die Feuerfaust und trat ein letztes Mal zu Whitebeard. „Alles ist fertig für unseren Aufbruch“, gab ich Bescheid. „Gut, ich wünsche euch eine gute Reise. Möge der Wind euch auf die richtigen Wege leiten.“ „Vielen Dank, für alles, Whitebeard“, neigte ich meinen Kopf kurz, um meine Ehrfurcht zu zeigen, und wandte mich zum Gehen.
 

Kurze Zeit später waren Ace und ich bereits auf dem Weg. Die Moby Dick hatten wir schon längst hinter uns gelassen. Das Wetter war wundervoll und nur ein paar weiße Wolken waren zu sehen. Mein Begleiter stand aufrecht auf seinem Anteil des Strikers und trieb ihn mit seiner Feuerkraft an. Ich hingegen saß entspannt in meinem Beiboot und schaute geradeaus Richtung Horizont. Mit Wohlwollen atmete ich die frische Meeresbrise ein und genoss den Fahrtwind. „Klinge“, sprach mich die Feuerfaust zum ersten Mal seit unserem Aufbruch an. Daraufhin wandte ich ihm ein wenig meinen Kopf zu, um ihm meine ungeteilte Aufmerksamkeit zu geben. „Erklärst du mir jetzt, was vorhin los war?“
 

Obwohl ich es nicht zeigte, überraschte es mich zutiefst, dass er sich nach wie vor an meine Reaktion erinnern konnte. „Ich kam mir falsch vor von dir etwas zu verlangen, obwohl ich genau weiß, wie es dir momentan geht“, antwortete ich nach kurzem Zögern. „Machst du dir etwa Sorgen um mich?“, wollte Ace etwas irritiert wissen, da er sich nicht sicher war. Gedankenverloren richtete ich meinen Blick wieder aufs Meer. „Kann sein“, murmelte ich. „Ich halte viel aus, Klinge. Mich kriegt so schnell niemand klein.“ „Sei dir da nicht zu sicher“, erwiderte ich in derselben Tonlage wie vorhin.
 

„Erzähle mir was von deinem Bruder“, wechselte ich schnell das Thema. „Hm, er ist so ziemlich das Gegenteil von mir. Stürmisch, unruhig und ab und an ein wahrer Quälgeist. Die Sturheit und den großen Appetit haben wir allerdings gemeinsam. Obwohl er und ich nicht miteinander verwandt sind, ist er der tollste, kleine Bruder, den man sich wünschen kann“, gab Ace zu und blickte prüfend auf seinen Lockport am linken Handgelenk.
 

„Er fehlt dir sehr“, bemerkte ich. „Ja. Ich würde es ihm gegenüber zwar nie zugeben, aber manchmal mache ich mir schon Sorgen um den Kleinen. Dennoch weiß ich, dass er seinen Weg gehen wird.“ „Muss toll sein jemanden zu haben auf den man sich immer verlassen, vermissen und sogar zu seiner Familie zählen kann“, entgegnete ich betrübt. „Hast du jemanden?“, fragte mein Begleiter vorsichtig. „Nein, niemanden.“ Mit diesen Worten war für mich das Thema abgehakt. Ein wenig traurig betrachtete ich die Wellen die vom Striker zurückgeworfen wurden. Ich ließ meine linke Hand ins Wasser sinken und genoss die Kühle. „Pass auf, dass du nicht reinfällst. Retten kann ich dich nicht.“
 

Täuschte ich mich oder hatte die Feuerfaust tatsächlich ein wenig panisch geklungen, wenn nicht sogar besorgt? „Entspann dich. So schnell lande ich schon nicht im Meer.“ „Wie hast du das eigentlich geschafft im Meer zu schwimmen, ohne in die Tiefe gerissen zu werden?“ „Das bleibt vorerst mein Geheimnis, Feuerfaust. Auf mich hat sowohl das Meer, als auch Seestein selbst nicht dieselbe Wirkung wie auf andere Teufelsfruchtnutzer.“ „Wie lange bist du schon im Besitz deiner Kräfte?“ „Seit ich 7 bin. Gleich als meine Reise begonnen hat.“ „Und seit wann beherrschst du das Königs-Haki?“ „Ebenfalls seit ich 7 bin. Ich weiß noch, als ich es zum ersten Mal richtig eingesetzt hab. Alle sind bewusstlos umgekippt. Mit Ausnahme von mir. Ich bin danach sofort abgehauen und bin auf Reisen gegangen.“
 

„Hast du gar keine Nebenwirkungen oder Sonstiges gespürt?“ „Nein, nichts. Es war als hätte ich es schon immer einsetzen können. Außerdem wird demnächst sowieso mein Kopfgeld erhöht.“ „Was macht dich da so sicher?", wunderte sich die Feuerfaust. „Smoker, Hina und Onigumo haben mitgekriegt wie ich nicht nur das Haki, sondern auch meine speziellen Fähigkeiten eingesetzt hab.“ »Außerdem denken sie, dass ich jetzt mit der Strohhutbande gemeinsame Sache mache«, fügte ich in Gedanken noch hinzu.
 

„Smoker, Hina UND Onigumo?“, brachte Ace verwundert zustande. „Alle Achtung. 3 Admiräle auf einem Haufen. War bestimmt kein Zuckerschlecken. Da wundert es mich nicht mehr, dass du so schwerwiegende Verletzungen davon getragen hast.“ „Ich wette, du wärst mit den dreien spielend fertig geworden.“ „Woher willst du das denn wissen?“ „Intuition, Ace. Ich kenne deine Fähigkeiten und Stärke besser, als du denkst.“ „Spionierst du mir etwa hinter her?“ Kurz lachte ich auf.
 

„Nein, es war Zufall, dass ich deinen Kampf gegen Blackbeard mitbekommen hab, den du gewonnen hast. Ich war auch auf der Insel, in der Hoffnung denjenigen zu finden, der mir diese Reise erst eingebrockt hat. Somit bin ich unmittelbar in die Nähe des Gefechts gekommen. Mir hat der Kampf Spaß gemacht. Ich musste direkt grinsen, als Blackbeard gleich 4 Vergehen ausgesprochen hat, wodurch er sich immer mehr ein Grab schaufelte. Ich hab ehrlich gesagt nur mehr darauf gewartet, bis du ihn grillst. Das hatte er schlicht weg einfach verdient.“
 

„Bist du noch zu retten?! Wieso hast du dich nicht in Sicherheit gebracht, wie alle andern?!“, schoss es aus dem 24-Jährigen geradezu heraus. Irritiert drehte ich meinen Kopf in seine Richtung. Das war das allererste Mal das er mir gegenüber so die Beherrschung verlor. „Ich wollte mir das Spektakel keinesfalls entgehen lassen. Aus diesem Kampf konnte ich viel Erfahrung sammeln und allerhand über Fights und Techniken lernen.“ „Trotzdem. Du hättest ernsthaft verletzt werden können.“ Anscheinend war er wieder ruhiger geworden, was ich anhand seiner Stimme und Haltung erkannte. Daraufhin richtete ich meine Augen gen Horizont. Seufzend ließ Ace seinen Hut im Nacken hängen und fuhr sich durch die Haare.
 

„Sag mir nicht, dass du tatsächlich Verletzungen davongetragen hast.“ Stur hielt ich die Klappe. „Klinge, bitte. Sei ehrlich.“ „Sie tun schon lange nicht mehr weh und sind gut verheilt, dafür das ich sie selbst behandelt hab“, knurrte ich schon fast. Seine Sorge war unbegründet. Immerhin war das Ereignis schon über 3 Jahre her. „Verbrennungen?“ „Ja“, antwortete ich gereizt und musste mich zusammenreißen, um keine Dummheit zu begehen. „Wo sind sie?“ „Halt deine Klappe und hör auf zu fragen. Die sind über 3 Jahre alt. Daran kannst du eh nichts ändern. Also sei einfach leise und lass mich in Ruhe. Ansonsten springe ich von Bord und du siehst mich nie wieder“, entgegnete ich herzlos und drehte mich vollständig von ihm weg. Ace blieb still und steuerte weiterhin seinen Striker. Für den Rest des Tages redeten wir kein Wort mehr miteinander.
 

In der Nacht wachte ich unerwartet auf. Der Geruch war unverkennbar. „Ace, wach auf!“, schrie ich meinem Begleiter ins Ohr und rüttelte ihn wach. „Was?!“, fauchte er zurück. „Ein Sturm zieht auf“, teilte ich ihm mit und stand auf. „Verarschst du mich?“ „Würde ich dich aufwecken, wenn ich Witze machen würde?!“ „Woher soll ich das denn wissen?!“ „Fein, dann penn eben weiter. Aber sag später nicht, ich hätte dich nicht gewarnt!“, fauchte ich beleidigt und nahm wieder Platz. „Woher willst du wissen, dass ein Sturm auf uns zukommt?“, fragte die Feuerfaust ruhiger. „Ich kann es riechen und spüren. Also besser du kommst in die Gänge. Ansonsten wird das fatale Folgen für uns haben.“ „Woher weiß ich, dass du mich nicht austrickst?“ „In dieser Hinsicht solltest du mir vertrauen“, murmelte ich betrübt.
 

„Und was wenn nicht?“ Noch immer machte der Schwarzhaarige keinerlei Anstalten den Striker voranzutreiben. Verletzt durch seine Frage, leuchteten meine giftgrünen Augen auf, deren Pupillen schmale Schlitze waren. Ohne Vorwarnung sprang ich ins Meer und tauchte direkt hinter dem Striker auf. Kräftig schob ich unser Fortbewegungsmittel voran und benutzte sowohl meinen langen Schweif, als auch meine 4 krallenartigen Klingen an den Füßen, um das Wasser zur Seite zu treten. Dunkel grollend benutzte ich noch mehr meiner Stärke und brachte uns genauso schnell voran, wie die Feuerfaust am Tag mit seiner Teufelskraft. „Was tust du da?“, wunderte sich der 24-Jährige. „Ich rette uns vor dem sicheren Verderben, du Vollpfosten!“, knurrte ich verletzt und schwamm noch schneller.
 

Überrascht riss Ace die Augen auf und stand auf. Freundlich hielt er mir seine linke Hand hin. „Komm rein. Das Wasser ist eiskalt. Nicht, das du krank wirst“, meinte der junge Mann sanft und schenkte mir ein zärtliches Lächeln. Zutiefst betroffen verengte ich meine Augen und wandte meinen Kopf von ihm ab. Knurrend schlug ich mit meinen Klingen der rechten Hand nach ihm, ohne ihn zu treffen.
 

„Ich komme rein, wenn's mir passt. Außerdem kann ich mich selbst wärmen“, entgegnete ich beleidigt und setzte an Tempo zu. „Sei nicht albern und hör auf mich, bitte.“ Grollend schwang ich mich ohne seine Hilfe elegant in mein Beiboot des Strikers. Sowohl mein Schweif, als auch meine Klingen an den Füßen waren verschwunden. Meinen Raubtierblick hatte ich aber beibehalten. „Klinge ...“ „Fass mich nicht an“, fauchte ich beherrscht und durchbohrte ihn mit meinem Blick. Seufzend ließ Ace es bleiben und setzte seine Füße in Flammen.
 

Kurze Zeit später schüttete es auch schon wie aus Fässern, ein durchdringender Wind fegte über die See und hohe Wellen schwappten in den Striker. Bitter verzog ich das Gesicht und zog es vor still zu bleiben. Ich war genauso wie mein Begleiter klatschnass bis auf die Knochen. Hin und wieder fuhr ein Zittern meinen Körper entlang. Dennoch blieb ich hart und gab keinen Ton von mir. Ärgerlich wischte ich mir die Regentropfen aus dem Gesicht. Ich konnte nicht leugnen, dass ich auf den Sommersprossigen sauer war. Wäre er nicht so furchtbar stur gewesen, wären wir vermutlich schon längst aus dem Sturm raus. Mein Begleiter nieste. »Klasse«, dachte ich ironisch.
 

„Gesundheit“, murmelte ich. „Danke.“ „Wenn dir kalt ist, wieso verwendest du dann nicht deine Kräfte um dich aufzuwärmen?“ „So einfach ist das nicht. Bei Regen ist das schwerer zu beeinflussen. Ist dir kalt?“ „Es geht schon“, beteuerte ich und sah in die entgegengesetzte Richtung von ihm. „Lüg mich nicht an.“ „Sagt genau derjenige, dem wir diesen ganzen Mist zu verdanken haben.“ „Was willst du damit sagen?“ „Wenn du auf mich gehört hättest, wären wir aus dem Sturm schon längst draußen.“ „Ich ...“ „Ich weiß, dass du mir nicht vertraust. Also erfinde keine Ausreden. Du hast mich doch nur mitgenommen, weil du den Befehl bekommen hast auf mich Acht zu geben. Ansonsten hättest du mich gehen lassen. Genau aus diesem Grund lasse ich mich auf niemanden ein und schenke keiner Person mein Vertrauen.“
 

Obwohl ich so ein Verhalten nicht nur vorhergesehen, sondern auch oft genug miterlebt hatte, verletzte mich diese Erkenntnis irrsinnig. Am liebsten wäre ich einfach abgehauen. „Ich hab dir ein Versprechen gegeben und daran halte ich mich.“ „Ach ja? Seit wir unterwegs sind kann ich davon überhaupt nichts mehr erkennen.“ „Ich kann schlecht was machen, wenn du mich zurückweist.“ „Wenn du meine Körperhaltung und Blicke richtig deuten könntest, würdest du verstehen, wie ich es wirklich meine.“ „Wieso siehst du mich nicht an, während du mit mir redest?“ Anscheinend verunsicherte ihn meine momentane Stimmung.
 

Ruhig und mit einer etwas verlangsamten Drehung wandte ich ihm meinen Kopf zu. Allerdings war nur mein rechtes Auge zu sehen, da das linke von meinen Stirnfransen verdeckt wurde, so wie immer. Zutiefst betrübt blickte ich ihn aus meiner giftgrünen Iris und normalen Pupille tief traurig an. Ich spürte das Brennen. Wieder lief ein starkes Zittern durch meinen Körper. Ich erkannte genau, wie sich das Gesicht des Sommersprossigen zu einer mitleidigen Miene verzog. In einer fließenden Bewegung holte Ace mich auf seine Seite und drückte mich an seine Brust.
 

„Tut mir leid. Es ist einfach schwer für mich.“ „Für mich auch“, flüsterte ich zurück und klammerte mich an ihn. Der Regen ließ gänzlich nach und der Himmel klärte sich auf. „Sieh mal. Da vorne ist das Schiff meines Bruders“, meinte Ace plötzlich und deutete geradeaus. Ich folgte seinem Finger und erkannte es einige Meter vor uns. Irgendwie kam es mir bekannt vor, aber ich konnte es nirgends einordnen. Vermutlich hatte ich es von außen noch nicht gesehen. Dennoch machte sich ein seltsames Gefühl in meinem Bauch breit.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fahnm
2012-11-17T01:15:15+00:00 17.11.2012 02:15
Hammer Kapi^^


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