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Kämpfe für dein Glück

von

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Ein normaler Abend

Kapitel 1 - Ein normaler Abend
 

„Ist der Platz neben dir frei?“

Es war immer dasselbe. Rein gar nichts war anders. Jeder Samstagabend lief gleich ab und das langweilte Kai.

Wie immer saß er an der Bar in einer kleinen Diskothek in der Stadt.

Und wie immer wurde er da von unzähligen jungen Frauen umringt und angeredet. Doch er hatte absolut kein Interesse an einer Einzigen. Sie langweilten ihn. Alle Frauen waren gleich. Einfach nichts Besonderes.

So schaute er einfach weiter auf sein Glas vor sich. Dieses war fast leer. Die eine Hand umfasste das Glas. Die andere lag locker auf dem Tresen.

Er hörte, wie sich die junge Frau hinter ihm räusperte. Anscheinend wartete sie immer noch auf eine Antwort. Doch Kai hatte keine Lust zu antworten.

Ein müder Seufzer verließ seine Kehle.

Irgendwie war er heute nicht gut drauf. Nicht, dass er sonst fröhlich durch die Gegend spazierte, nein heute war er einfach irgendwie…deprimiert.

Er wusste nicht mal den Grund dafür.

Klar, Tyson ging ihm heute wieder mal gehörig auf die Nerven. Ständig hatte er nur essen, essen, essen im Kopf. Und wenn er nicht mal Hunger hatte, dann meckerte er ohne Pause. Jede Kleinigkeit hatte er zu kritisieren. Und wozu brauchte der Weltmeister überhaupt Training? Doch Kai wusste, dass Tyson so irgendwann mal tierisch auf die Fresse fallen würde.

Doch wenn er genauer darüber nachdachte, war er sich seine Sache nicht mehr so sicher. Der Blauhaarige hatte immer mehr Glück als Verstand.

Zumindest was das Beybladen betraf. Ansonsten verstand er nur Bahnhof. Wie oft hatte Hilary schon versucht ihm zu zeigen, dass er mehr für sie war. Dies war so offensichtlich, dass es einfach jeder bemerkte. Jeder wusste, dass die Brünette in ihn verliebt war. Nur Tyson bekam wiedermal nichts mit.

So endete jede Konversation von beiden in einem Streit. Und das jeden verdammten Tag. Manchmal war das ja noch lustig und auch Kai schmunzelte etwas darüber, aber irgendwann war genug.

Die Kopfschmerzgrenze stieg und stieg und die Laune ging damit ebenfalls in den Keller.

Der Einzige, der immer darüber grinsen konnte, war wohl Max. Ja Max hatte immer ein sonniges Gemüt. Sein Lachen und die vor Freude glitzernden Augen würden wohl nie von seinem Gesicht weichen.

Selbst das war ein Grund, um immer schlechtere Laune zu bekommen. Man kann doch nicht immer jeden Tag gut drauf sein, oder?

Die Einzigen, die ihm wohl nie die Laune verdorben, waren wohl Kenny und Ray.

Der kleine braunhaarige Junge mit der Brille saß eh nur den ganzen Tag vor seinem Laptop. Laptop? Nein, so sollte man dies wohl nicht nennen. Kenny mochte es nicht, wenn man seine Dizzy so nannte. Immerhin war sie ein Bitbeast und hatte einen Namen.

Dennoch war er ein ruhiger Zeitgenosse, welcher lieber mit seinem Computer sprach.

Kai war das nur Recht. So hatte er wenigstens vor ihm Ruhe.

Und Ray, ja Ray war wohl sein bester Freund. Mit ihm konnte er über vieles reden, wenn er überhaupt mal irgendeine Sache erzählte. Wenn ihm aber das Bedürfnis kommen sollte, dann konnte er sich immer an ihn wenden.

Auch wenn Kai das Bedürfnis nur selten kommt. Selten? Nun gut, eher sehr sehr selten.

Alles in einem lebte er wohl in einem Chaoshaushalt. Aber seltsamer Weise störte ihn das gar nicht. Ganz im Gegenteil. Er fühlte sich wohl dort. Er fühlte sich einfach zu Hause.

Über diese Erkenntnis musste er leicht lächeln. Ja, sie alle waren wohl seine Freunde, auf die er sich immer verlassen konnte.

Genau deswegen lag der Grund für seine schon etwas depressive Laune auch nicht an den Jungs.

Nein, es lag an etwas anderem.

Schon lange hatte er so ein seltsames Gefühl. Ein Gefühl, was er noch nie zuvor in seinem Leben gespürt hatte.

Erst wusste er nicht, was es bedeutete und was es sein könnte.

Lange hatte er sich damit beschäftigt und konnte in den Nächten nicht schlafen.

Doch inzwischen hatte er verstanden, was dieses ungewohnte Gefühl bedeutete. Den wahren Grund für seine depressive Haltung.

Er fühlte sich einfach…allein.

Unvollständig.

So, als würde etwas in seinem Leben fehlen.

Es war schon ein komischer Gedanke. Gerade weil es absolut nicht zu ihm passte. Das wusste er ja selber.

Er war halt nicht der Typ, der Hand in Hand mit seiner Freundin durch den Park spazierte. Und schon gar niemand, der sich jemanden komplett öffnete. Ihn liebte.

Konnte er überhaupt lieben? Wenn ja, wie würde sich das wohl anfühlen?

Würde er dann anders, als heute denken? Wäre er dann glücklich?

Noch viele solche Fragen gingen dem jungen Russen durch den Kopf.

Doch eine Antwort fand er nicht. Auch stundenlange Grübeleien brachten ihm keine Antwort.

Ihm blieb wohl keine andere Wahl, als es selbst herauszufinden.

Aber was sollte er jetzt tun.

Sich etwa auf die Suche nach der Liebe seines Lebens begeben?

Wie lächerlich das doch klang.

Nein, das würde er auf keinen Fall tun.

Er hatte schon gar keine Lust dazu. Vor allem den Nerv nicht.

Auch wenn er sich alleine fühlte, auch wenn er sich einfach unvollständig fühlte, er würde sich diesem Gefühl auf keinen Fall beugen.

Niemals!

So begann er den Versuch es einfach zu verdrängen oder sich abzulenken.

Vielleicht brauchte er auch einfach nur etwas Spaß?

Kai versuchte sich immer weiter einzureden, dass er keine Liebe brauchte, sondern nur etwas Sex.

Er schaffte dies auch. Zumindest es sich immer weiter einzureden.

So begann er jede Woche in diese Bar zu gehen und suchte sich eine Frau aus, mit der er es dann auf der Toilette trieb.

Jemanden zu finden war kein Problem und auch das Gefühl der Einsamkeit war in dem Moment, in der er seinen Spaß hatte, verschwunden. Doch genau in dem Moment, wo er sich kühl und ohne ein weiteres Wort von der Frau verabschiedete, traf ihn die Einsamkeit mit voller Wucht.

Und dies lag auf jeden Fall nicht an der Frau, denn die bestimmte er nur zufällig. Sie war ihm völlig egal.

Kai war sich sicher. Er ging die Sache einfach falsch an. Vielleicht sollte er nicht einfach immer jede x-beliebige nehmen.

Nun gut jede x-beliebige sollte man auch nicht sagen. Er achtete schon darauf wen er sich nahm. Aber trotzdem waren die Frauen nie so besonders gewesen, dass sie sein Gefühl der Einsamkeit verbannen konnten.

Also saß er schon zum 3. Mal in dieser Bar und suchte nach etwas Besonderem. Nach einer, die nicht wie jede andere war. Nach einer, die sich von allen absetzte.

Bis jetzt hatte er diese nicht gefunden. Die letzten beiden Wochen war er absolut umsonst hier. Er trank nur ein paar Bier und vielleicht zwei bis drei Gläser Wodka und verschwand dann wieder.

Doch heute hatte er keine Lust ohne alles wieder zu verschwinden.

Er wollte endlich wieder seinen Spaß haben.

Vielleicht fand er ja heute hier in der Bar jemanden, der sein elendiges Gefühl der Einsamkeit etwas länger verschwinden ließ.

„Also was ist? Ist der Platz neben dir frei?“

Kai hatte schon fast vergessen, dass noch jemand hinter ihm stand und etwas von ihm wollte.

Er trank noch den letzten Schluck aus seinem Glas und stellte dieses dann wieder auf die Theke.

Schließlich stand er von seinem Barhocker auf und drehte sich zu der Person hin, die schon die ganze Zeit seine Nase mit einem für ihn ekelhaften Parfum vernebelte.

Es roch irgendwie bitter. So als hätte man eine verdorbene Pflanze genommen und diese in eine Parfumflasche gepresst.

Die junge Frau lächelte ihn verführerisch an. Kai hingegen trug wie immer seinen kalten Blick.

Er schaute sie sich von oben bis unten an.

Hübsch war sie nicht wirklich, wie er fand.

Sie war zwar schlank, aber wirkte doch eher abgemagert. Eine Figur hatte sie somit nicht wirklich. Keine Kurven. Streichholz. Eindeutig Kategorie Streichholz.

Ihre Haare waren lang und blond. Straßenköter blond. Die Augen waren blau. Man konnte leider nicht einmal sagen blau, wie der Ozean. Es sah eher wie eine Mischung von irgendwas aus. Wirkte nicht wirklich anziehend.

Zum krönenden Abschluss trug sie ein enges rosa Minikleid, was nur noch mehr ihren knochigen Körper zum Ausdruck brachte und weiße Stiefel mit hohem Absatz.

Um es mit einem Satz zu beschreiben, sie war absolut nicht sein Geschmack. Und dies lag zuletzt sicher nicht nur an den Tonnen Make-Up in ihrem Gesicht.

Kai fragte sich ernsthaft, ob es überhaupt Männer gab, die an solch einer Frau interessiert waren. Wenn ja, dann wären die eindeutig selbst krank.

„Jetzt sind sogar zwei Plätze frei.“, war das Einzige, was er von sich gab, bevor er ihr den Rücken zudrehte und ein paar Schritte von ihr wegging.

Somit konnte er nicht mehr sehen, wie sich ihr Mund vor Entsetzen öffnete. Ein Wort verließ allerdings nicht ihre Lippen. Sie suchte lieber ein paar Sekunden später in ihrer Handtasche nach ihrem kleinen Spiegel, wurde fündig und schaute sich jeden Millimeter ihres Gesichtes genau an. Jedoch fand sie, dass sie perfekt war. Sie war wunderschön wie immer.

So schmiss sie schnaufend ihren Spiegel zurück in ihre Tasche und verschwand mit einem „Arschloch.“ aus der kleinen Disko.

Kai interessierte sich schon längst nicht mehr für die Blondine. Ihm war es egal, was sie über ihn dachte. Was alle von ihm dachten. Dies hatte ihn noch nie interessiert. Weshalb auch? Er war nun so mal wie er war, wenn jemand damit nicht klar kam, war das nicht sein Problem.

So schaute er sich lieber ein wenig die anderen Leute an.

Und er musste wieder einmal feststellen, dass alles so wie jede Woche war. Es würde sich wahrscheinlich nie etwas ändern.

Sein Blick glitt immer weiter durch den Raum.

Dieser war relativ klein. Jedenfalls für seinen Geschmack.

Die Wände waren in einem relativ dunklem orange gehalten. Die Decke war schwarz und hatte eine große Diskokugel in der Mitte des Raumes. An den Seiten hingen noch viele bunte Scheinwerfer, die dem ganzen echt was Gutes verliehen.

Der Boden war, wie die Decke, sehr dunkel. Doch alles in einem passte alles zusammen. Der Besitzer besaß also einen guten Geschmack.

Am Rand der Tanzfläche standen einige kleine Stehtische, wo darüber an der Wand immer ein Bild hang. Was da drauf zu sehen war, konnte Kai nicht mal genau sagen. Dies sollte wohl kreative Kunst darstellen. Für ihn war das alles nur irgendwelche Kritzeleien, die genauso gut ein 3 Jähriger gemalt haben könnte. Er war wirklich kein Kunst Fan.

Hinter ihm war eigentlich nur noch die relativ große Bar, an der einige Hocker seinen Platz fanden. Außerdem standen dort einige kleine Tische mit Stühlen, die zum Ausruhen und Essen dienen sollten. Essen war wohl wieder etwas übertrieben. Hier gab es nur kleine Knabbereien. Dies war allerdings kein Kritikpunkt. Kai fand das absolut ausreichend und mehr brauchte man in einer Diskothek auch nicht.

Er fand ebenso die farbliche Abtrennung des gemütlichen Teils, zum Rest gut. Hier war eher alles rötlich gehalten. Einige Neonlichter hingen an der Bar und verliehen ihm das besondere Etwas.

Doch so gut wie er die Inneneinrichtung auch fand, die Leute in diesen zwei Räumen verschandelten alles eher wieder. Alle nicht. Aber viele.

In allen möglichen Ecken und Rändern bildeten sich kleine Grüppchen. Zum einen waren da die Obertussis. Kurze enge Kleider und viel zu viel geschminkt. Fanden, sie wären die hübschesten und keiner könnte ihnen widerstehen. Solche waren es auch immer, die bei Kai an der Bar nach Aufmerksamkeit suchten. Fanden sie allerdings nicht. Er hatte für solche absolut nichts übrig.

Dann waren da noch die Bodybuilder. Kerle mit solchen Muskeln, dass sie nicht mal mehr die Arme ansatzweise gerade nach unten bekamen.

Direkt daneben fand man meist die Obercoolen. Zumindest wollten die das sein. Das waren solche, die jede Frau für sich beanspruchten und meinten, sie könnten jede haben. Wenn Kai sich mal für eine interessierte geriet er öfters mit denen aneinander, doch das juckte ihn nicht die Bohne. Manchmal reichte ein Blick und die Typen verzogen sich immer.

Von seinen Fäusten musste er noch nie gebrauch machen. Hatte er vom Grundprinzip her auch nicht vor.

Das waren die Frauen hier eh nicht wert.

Ganz in der hintersten Ecke fand man noch die Looser. Leute die einfach aussahen, als wären sie gerade aus dem Bett gestiegen. Sie hatten absolut kein Charakter und null Selbstbewusstsein. Standen einfach immer in der Ecke, wippten ein wenig hin und her und schlürften an ihrer Cola.

Zum Schluss fand man dann doch noch ganz normale Leute zwischendrin. Einfach ganz normale Menschen. Vernünftig gekleidet und mit normalem Charakter.

Genauso einer war der Barkeeper. Ein Typ Mensch, den er wohl eher noch in die coole Ecke stecken würde, doch der war echt ok. Vor allem quatschte er niemanden zu. Kai stand nicht auf irgendwelche sinnlosen Gespräche und der Typ sagte auch nie weiter etwas.

Er wusste genau was Kai trank und gab ihm das meist, ohne dass er was sagen musste. Einfach perfekt.

Der Barkeeper, welcher wohl auf den Namen Kiro hörte, beobachtete einfach immer im Stillen und polierte weiter seine Gläser oder schenkte den Gästen ihre Getränke aus.

Kais Blick fiel noch auf den DJ-Pult, welcher in der hintersten Ecke stand. Dort war heute ein junger Mann. Er hatte ein Basecap auf und verdeckte so seine langen braunen Haare, die nur noch hinten als Pferdeschwanz heraushingen. Seine Kleidung war so Hopper-mäßig. Diesen Typ hatte Kai noch nie gesehen. Die Musik, die er auflegte, war so mittelmäßig.

Gerade lief ein Lied, das nun mal gar nicht Kais Geschmack traf. So ging er zur Bar, wo ihm der Barkeeper schon ein Bier hinhielt.

Mit einem Grinsen und Nicken nahm er es ihm ab. Kiro tat es ihm gleich. Dann wendete er sich wieder dem Gläserpolieren zu. Kai drehte sich wieder zu der Tanzfläche.

Er trank einen kleinen Schluck aus der braunen Flasche und überlegte seine nächsten Schritte.

Doch was gab es da groß zu überlegen. Eigentlich nichts. Was auch?

So trank er noch etwas aus seiner Flasche und ging dann mit dieser in seiner rechten Hand auf die Tanzfläche.

Bei jedem Schritt den er machte, betrachtete er jede Person an der er vorbeiging ganz genau. Ihm entging nichts und niemand.

Doch genau das war der Punkt an der Sache. Er wünschte sich, ihm wären die Personen einfach entgangen.

Heute war echt sein persönlicher Tiefpunkt. Kein einziges Mädchen gefiel ihm auch nur ansatzweise. Wenn mal eine dabei war, dann tanzte diese schon mit jemand. Wahrscheinlich war dieser auch noch ihr Freund.

Da machte er lieber einen großen Bogen drum.

Auch wenn er sich noch so einsam fühlte, Beziehungen brachte er nicht auseinander, nur um seinen Spaß zu haben. So sehr Arschloch war er dann doch nicht.

Was allerdings wäre, wenn die eine Besondere schon einen Partner hätte, wusste er nicht. Darüber hatte er sich noch keine Gedanken gemacht. Brauchte er bis jetzt auch noch nicht. Und so wie es aussah, brauchte er das auch noch lange nicht machen.

So lief er gemütlich weiter durch die tanzenden Menschen.

So langsam verging ihm aber die Lust. Das war doch mehr als deprimierend. Dabei war er heute so schon schlecht drauf.

Eigentlich hatte er immer einen guten Blick für Mädchen, die ihm relativ gut gefielen. Zumindest taten sie dies immer in den drauffolgenden 30 Minuten. Länger konnte er es auch nicht mit denen aushalten.

Gesellig war er noch nie und neue Freunde suchte er ja schließlich auch nicht.

Trotzdem wünschte er sich in diesem Moment eine Brille, die alle hässlichen und vergebenen Mädchen unsichtbar machte, damit er nicht so ewig suchen müsste.

Doch noch bevor er sich entschließen wollte wieder an die Bar zu gehen, sah er ein junges hübsches Mädchen, welches anscheinend alleine tanzte.

Kurz blieb er stehen und beobachtete sie. Wollte so herausfinden, ob sie auch wirklich alleine in der kleinen Disko war.

So nahm er einen kleinen Schluck aus seiner Flasche und wippte leicht mit der Musik mit.

Das Lied, was gerade gespielt wurde, traf nun auch mal seinen Geschmack.

Das junge Mädchen stoppte plötzlich und blieb kurz stehen. Es sah so aus, als würde sie überlegen, was sie nun tun sollte. Schließlich ging sie in Kais Richtung. Sie wollte anscheinend an die Bar.

Kai fand das mehr als perfekt. Erstens war das mit dem Ansprechen dort viel einfacher und zweitens konnte er sie sich gleich mal genauer anschauen, wenn sie an ihm vorbeilief.

So trank er einen weiteren Schluck und betrachtete die vorbeigehende Person.

Sie hatte lange braune Haare, welche ein wenig eingedreht waren. Ihre Augenfarbe konnte man bei diesem Licht leider nicht erkennen, aber das war auch nicht weiter tragisch, wie Kai fand.

Ansonsten trug sie einen schwarzen Rock, der ihr fast bis zu den Knien reichte und ein weißes einfaches Top. Nicht zu billig, aber auch nicht zu schüchtern.

Als sie an ihm vorbeiging streifte sie ihn leicht am Arm und schaute beim Weiterlaufen kurz zurück.

Auf Kais Lippen erschien ein leichtes Grinsen.

So trank er in einem Zug seine Flasche leer und ging mit dieser ebenfalls Richtung Bar.

Sein heutiges „Date“ hatte auf einem Hocker platzgenommen und schien sich gerade etwas bei Kiro zu bestellen.

Er sah nur, wie dieser nickte und sich ans mixen machte.

Kai ging ohne Umschweife zu dem Mädchen und setzte sich neben sie. Er hatte Glück, dass noch genau der Platz neben ihr frei war. Und welch Zufall war es sogar, dass es sein Stammplatz war.

Dies wusste er nicht nur, weil genau vor seiner Nase der Kühlschrank mit dem kühlen Bier war, sondern auch weil der Hocker schon seine längste Zeit erlebt hatte. Er kippelte leicht und auch der Stoff, mit dem er überzogen war, hatte leichte Risse.

Kai störte sich daran nicht, er fand diesen Platz perfekt.

Kiro schaute zu ihm auf und hatte ein Grinsen im Gesicht. Er wusste, warum Kai sich genau neben dem jungen Mädchen gesetzt hatte.

Er beobachtete halt immer sehr aufmerksam.

Auch als Kai ihm seine leere Flasche hinstellte, wusste er, dass er keine neue wollte.

So nahm er diese nur an sich und stellte sie unter dem Tresen in einen großen Kasten rein.

Danach widmete er sich weiter dem Getränk, was kurz vorher in Bestellung gegeben wurde.

Es war ein Pina Colada. Dieser war auch wenige Augenblicke später fertig. Schnell goss er alles in ein dafür entsprechendes Glas, steckte ein Strohhalm rein und klemmte noch zwei Kirschen an den Glasrand. Schließlich überreichte er es dem braunhaarigen Mädchen, welche es mit einem „Danke“ annahm.

Kai beobachtete erst, bis er sich zu ihr drehte. Nachdem sie einen kleinen Schluck getrunken hatte, schaute sie ihm direkt in die Augen. Etwas verwundert betrachtete sie den für sie unbekannten.

„Ich steh auf Kirschen.“, hörte sie seine raue Stimme sprechen.

Schlagartig bekam sie einen roten Schleier über der Nase.

„Wie bitte?“, kam es nur leise von ihr.

„Das sind doch Kirschen an deinem Glas, oder?“, lächelte er leicht.

Etwas peinlich berührt schaute sie zu ihrem Glas und ihm dann wieder in die Augen.

„J-ja.“

Kaum schaute sie wieder in seine Rubine, war sie darin gefangen. Sie konnte den Blick einfach nicht von seinen Augen nehmen. Aber auch sein Lächeln verzauberte sie und dann noch diese raue Stimme.

Kai bemerkte dies natürlich und wusste jetzt schon, dass er gewonnen hatte. Es war diesmal aber auch viel zu einfach.

Dabei wusste er schon ganz genau, wie er ein Mädchen dazu bekam einfach alles für ihn zu machen. Er kannte Frauen in und auswendig und wusste was sie wollten. Was sie brauchten. In den letzten Wochen hatte er schließlich genug Zeit es herauszufinden und es zu perfektionieren.

Ein tiefer Blick und ein leichtes Lächeln und ihre komplette Aufmerksamkeit gehörte immer ihm.

Manchmal war es aber auch zu einfach. Wie gesagt, ihm fehlte das Besondere und das war auch hier wieder nicht gegeben.

Innerlich musste er schon seufzen, wenn er daran dachte, dass auch sie sein Gefühl der Einsamkeit nicht verbannen konnte.

Dabei fragte er sich ernsthaft, wieso es ausgerechnet ihn traf. Ihm, den Einzelgänger. Er hielt noch nie etwas von Mädchen oder Beziehungen. Kai war glücklich so wie es war. Sein Leben war endlich geordnet und er hatte gute Freunde. Vor allem hatte er ein Zuhause.

Das alles reichte ihm. Das und sein Drancer, den er immer bei sich hatte.

Er brauchte keine Frau an seiner Seite.

Doch nun überrollte ihn fast dieses Gefühl der Unvollständigkeit. Anfangs versuchte er es zu ignorieren, aber inzwischen hatte er das Gefühl, das es täglich schlimmer wurde.

„Sag mal…“, unterbrach ihn die Brünette in seinen Gedanken, „..das warst doch du vorhin auf der Tanzfläche, oder?“

Kai nickte als Antwort.

„Aber da war nichts spannendes los…hier finde ich es schon viel interessanter.“, lächelte er weiter.

Irgendwie hatte er langsam die Nase voll. Ihm ging es eigentlich gegen den Strich solche Worte zu sagen, aber es ging ja nicht anders.

Er kam sich schon wie ein großer Schleimer vor.

Und was brachte es ihm am Ende? Eigentlich nichts. Rein gar nichts.

Sein Gegenüber lächelte derweil etwas verlegen.

Plötzlich hielt sie ihm die Hand vor die Nase. Etwas verwirrt blickte er darauf.

„Ich bin Mira.“

Schließlich gab er ihr auch seine Hand.

„Kai.“, kam es nur knapp.

„Kai also. Freut mich.“, lächelte sie.

Kai verdrehte innerlich die Augen. Vielleicht war sie doch die falsche Wahl.

„Und was machst du hier so alleine?“

Er wusste, er hatte jetzt nur zwei Antwortmöglichkeiten. Entweder, er würde weiter um den heißen Brei reden, auf die Gefahr hin, dass sie ihm irgendwann noch ein Freundschaftsarmbändchen schenkt oder er ist jetzt direkt.

Da er jetzt schon keine Lust mehr hatte, entschied er sich für die zweite Möglichkeit. Und entweder sie würde jetzt darauf eingehen, oder er bekam eine geklebt.

Beides war ihm irgendwie momentan egal. Trotzdem hoffte er immer noch auf ersteres. Vielleicht hatte er ja doch Glück und er fühlte sich danach endlich mal besser.

So schaute er ihr genau in die Augen und beugte sich ein Stück zu ihr.

„Ich suche jemanden, mit der ich meinen Spaß haben kann.“, hauchte er ihr zu.

Mira hätte sich fast an ihrem Getränk verschluckt, an dem sie gerade genippt hatte. Sie stellte das Glas wieder hin und schob es ein Stück zur Seite.

Nun drehte sie sich auch zu ihm um und legte die Hände auf ihren Schoss.

Mit großen überraschten Augen blickte sie ihn an.

Jetzt erkannte Kai auch ihre Augenfarbe. Sie waren blau. Ein schönes blau, wie Kai fand.

Kurz entstand Stille zwischen den beiden.

Kiro, welcher im Hintergrund seine Gläser polierte, schaute gespannt auf die beiden. Er mischte sich zwar nie in etwas ein, aber interessiert war er immer. Vor allem fand er es erstaunlich, wie einfach sein Stammgast die weiblichen Kunden herum bekam. Und er war sich sicher, dass er es heute wieder geschafft hatte.

Kai derweil wartete noch immer auf eine Antwort. Er spielte derweil mit einem Bierdeckel, der auf dem Tresen lag. Sein Arm lag auf diesem. Der andere lag locker auf seinem Bein.

„Ok.“

Doch etwas erstaunt hörte er sogar auf mit dem Deckel zu spielen.

Mira trank noch einen kräftigen Schluck von ihrem Pina Colada und schob das halbvolle Glas dann Richtung Kiro.

„Ich steh dir zur Verfügung.“

Kai musste nun doch etwas Grinsen und legte den Deckel hin. Er schaute kurz zu dem Barkeeper, welcher auch ein breites Grinsen auf den Lippen hatte.

Er zwinkerte ihm zu und Kai verschwendete keine Minute mehr und stand von seinem Hocker auf.

Doch noch kurz zögernd stellte sich die Brünette ebenfalls hin.

Eigentlich war sie nicht so ein Typ, der sich von irgendjemand nach gerademal 5 Minuten abschleppen ließ, aber sie konnte einfach nicht widerstehen. Sie konnte ihm nicht widerstehen. Seine Augen hatten sie schon nach einem einzigen Blick gefesselt. Sie verlor sich darin.

Kai ging ganz nah an sie heran und flüsterte ihr mit seinem heißen Atem ins Ohr.

„Du wirst es nicht bereuen.“

Sofort überkam Mira eine Gänsehaut, wie sie sie noch nie hatte. Ihr Kopf schaltete sich in diesem Moment komplett aus. So konnte dieser auch nichts dagegen sagen, als sie plötzlich ihre Arme um seinen Hals schwang und ihn küsste.

Erst doch etwas überrascht, vor allem weil er es nun doch nicht von ihr erwartet hatte, erwiderte er den Kuss.

>Gut küssen kann sie schon mal<

Nach einem wilden und leidenschaftlichen Kuss trennten sie sich wieder und ein Grinsen schlich auf seine Lippen.

Er nahm sie an der Hand und ging mit ihr quer durch die Tische und Stühle. Sein Weg führte ihn zu den Toiletten.

Kurz bevor sie ankamen, stoppte die Brünette ihn.

„Hier?“, schaute sie auf die Toilettentür.

Kai drehte sich zu ihr um und legte seine linke Hand auf ihre Schulter und die andere an ihre Wange.

„Möchtest du doch nicht, Süße?“

Sofort bekam sie wieder einen Rotschimmer auf der Nase.

Sie hatte kurz Bedenken gehabt, dass er es wirklich gleich hier auf der Toilette tun wollte. Sie dachte eher an ein Hotel oder an seine Wohnung.

Doch sein Blick, seine Stimme und diese Hand an ihrer Wange ließ sie wieder alles vergessen.

„Ich dachte nur…“

„Wenn du nicht möchtest, dann musst du es nur sagen.“

Kai hatte langsam keine Lust mehr an dem Spiel. Sie langweilte ihn immer mehr. Kurz dachte er schon daran es einfach sein zu lassen, bis sie plötzlich energisch den Kopf schüttelte.

„N-nein!“

Schnell lächelte sie ihn an.

„Alles ok.“

Kai musste innerlich seufzen.

Er hatte langsam das Gefühl sich zu verlieren. Diese liebevollen und schleimerischen Worte über die Lippen zu bringen kam ihm so falsch vor. Langsam kam ihm die ganze Sache falsch vor.

Was tat er hier eigentlich Woche für Woche?

Wahrscheinlich seine Seele dem Teufel persönlich auf dem silbernen Tablett servieren, wenn dieser sie nicht schon längst hatte.

Doch was sollte er auch machen?

Er wollte sich nie so beschissen fühlen. Es wurde ihm quasi aufgedrängt.

Aber das alles war jetzt egal.

Kai würde einfach solange weitermachen, bis es dahin verschwunden ist, wo es hergekommen war.

Das war wohl sein neues Leben.

So schaute er wieder in Miras Augen.

Er nickte nur und gab ihr einen kurzen Kuss, bevor er sie sanft weiterzog.

So standen sie nun vor den Toiletten.

Da auf dem Frauenklo immer eindeutig mehr los war, verzog er sich immer zu den Herren.

Dort war immer so gut wie niemand anzufinden. Wenn mal jemand den Raum betrat, dann war derjenige so besoffen, dass er eh nichts mehr mitbekam.

Langsam griff er mit seiner freien Hand nach der Klinke und drückte sie schließlich herunter.

Schnell war die Tür geöffnet.

Vor ihnen lag ein typisches Herrenklo.

Die Wände und der Boden waren weiß gefliest. Vor ihnen erstreckte sich eine Reihe von wenigen Kabinen, die natürlich mit einem Riegel abgeschlossen werden konnten. Gegenüber fanden die typischen Pisuar ihren Platz. An der, von ihn gesehen, linken Wand befanden sich noch die Waschbecken mit einem großen Spiegel darüber.

Obwohl es eine Diskothek war und hier wohl mehr betrunkene, als nüchterne Männer ihr Geschäft verrichteten, war es trotz allem sehr sauber.

Die Putzfrauen leisteten wirklich ordentliche Arbeit.

Kai zog sie in den Raum, schloss die Tür und drehte sich leicht lächelnd zu der Brünetten um.

Diese schien schon wieder in seinen Augen gefangen zu sein, deswegen antwortete sie wohl auch nicht auf seine Frage.

So legte er einfach seine Hände an ihre Wangen und küsste sie leidenschaftlich. Sofort erwiderte sie diesen natürlich und legte ihre Hände an seine Brust.

Doch noch bevor er zu seinem nächsten Schritt kam, knallte es plötzlich.

Etwas erschrocken schauten beide zu den Toiletten. Es klang, als wenn irgendjemand gegen eine Tür geflogen wäre.

Kai dachte erst, dass es vielleicht irgendein Betrunkener gewesen war und wollte sich schon wieder Mira zuwenden, als plötzlich die besagte Tür aufgerissen wurde.

Ein junger Mann, vielleicht in ihrem Alter, kam herausgestürmt. Er schien äußerst wütend zu sein. Zumindest konnte man das klar an seinem Ausdruck erkennen. Seine Hände waren zu Fäusten geballt.

„So eine blöde Schlampe!“, fluchte er lauthals herum und ging rasant auf Kai und seine Begleitung zu.

Diese gingen schnell zur Seite, denn sie standen ja immer noch vor der Tür.

Der wütende Typ beachtete die beiden gar nicht und riss die Tür förmlich auf und schmiss sie auch so zu.

Etwas erstaunt schauten beide auf diese.

„Was war das denn?“

Kai zuckte nur mit den Schultern und wollte gerade da weitermachen, wo er aufgehört hatte, als er plötzlich eine Stimme vernahm.

„Ein Idiot, mehr nicht.“

Sofort drehten sich beide zu der Stimme.

Diese kam aus der Toilette, wo noch vor kurzem der junge Mann herausgerannt kam.

Sie brauchten auch keine Sekunde warten, bis die Stimme auch einen Körper bekam.

Ein junges Mädchen mit langen schwarzen Haaren trat vor die Tür und schaute zu Kai.

Stille herrschte in dem kleinen Raum.

Kai und die Unbekannte schauten sich wortlos in die Augen.

Rubinrot traf auf Giftgrün.

Es war, als wenn er sich nicht mehr bewegen könnte. Als wenn kein Wort mehr seine Lippen verlassen könnte. Er nahm kein einziges Geräusch mehr war.

Das einzige was er hörte, war sein Herz. Er hörte einzig allein sein Herz schlagen. Und das so laut, dass man hätte meinen können, es würde jeder in diesem Raum hören.

Er bemerkte nicht einmal, wie Mira an seinem Ärmel zog, weil er sich kein Stück mehr bewegte. Kein Wort mehr sagte.

Ein lächeln umspielte die unbekannte Schönheit. Doch es war kein liebliches oder freundliches Lächeln.

Ihr Blick verriet viel und gleichzeitig nichts. Sie hatte irgendetwas an sich, was Kai nicht beschreiben konnte.

Er wusste, sie war gefährlich.

Doch er wusste noch etwas. Eins war im sofort klar. Im ersten Augenblick, als er sie sah. In dem Augenblick, als sich ihre Blicke trafen.

Er wollte sie haben.
 


 


 

erstmal nochmal ein großes danke an die beiden kommis - hab mich rießig gefreut :)

und nun geht die geschichte los.... ich hoffe euch hat das erste kapi gefallen und ihr werdet die story weiter lesen - würde mich freuen :)
 

lg



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Lady_Black16
2012-08-17T18:24:10+00:00 17.08.2012 20:24
ich kann mich wirklich den zwein anschließen du hast einen super schreibstil der mir richtig gut gefaellt du kannst es so schreiben das man es sich bildlich vorstellen kann wie kai zb ueber die tanzflaeche geht :) echt klasse.
Das kapitel an sich war super :) die beschreibungen und alles klasse
ich freu mich wenns weiter geht
lg
Von:  Makii
2012-08-17T17:38:12+00:00 17.08.2012 19:38
Hallöchen, vllt kennst du mich ja noch^^
Ich muss wirklich sagen: WOW! Bisher gefällt mir die Geschichte wirklich gut. Dein ganzer Schreibstil hat sich total verbessert. Kein vergleich mehr zu "Füreinander bestimmt" ... also jetzt nicht, dass die FF schlecht war, aber dieses hier ist einfach super :)

Bin total gespannt wie es weiter geht und freu mich aufs nächste Kapitel.
Lg

Von: abgemeldet
2012-08-17T09:50:27+00:00 17.08.2012 11:50
Also Kai. Das hätte ich ja nie von dir erwartet. Aber auch hier konnte ich mir alles bildlich vorstellen. Und ja Kai, so ein Schleimer zu sein ist bestimmt nicht schön xD. Nun bin ich ja gespannt, wie es weiter geht. Du kannst so gut schreiben^^


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