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Chained

In his arms
von

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Silk and Sorrow

Heyho!

Es gibt ein neues Kapitel! Den Großteil davon habe ich schon geschieben, bevor ich meine Stelle bekommen habe und gestern hab ich den Rest verfasst. Hoffentlich gefällt es euch, es kommen nämlich viele Infos und neue Wörter vor. Ich habe viel dazu recherchiert, trotzdem ist es nicht zu 100% sicher, dass alles stimmt!

Aber genug geredet! Viel Spaß beim lesen! <3
 

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Als Damasu am nächsten Morgen zu sich kam und sich unter der warmen Bettdecke noch ein wenig auf die Seite drehen wollte, erwachte wie aus dem Nichts ein weißglühender Kopfschmerz hinter ihrer Stirn. Mit einem ungehemmten Stöhnen wälzte sie sich wieder auf den Rücken und presste ihre Finger gegen ihre Schläfen, um sich ein wenig Linderung zu verschaffen. Doch es half nichts. Das Gefühl eines heißen Drahtes, der sich durch ihr Gehirn schob, blieb und wuchs sogar noch mehr zu einem marternden Hämmern. Wie betäubt verharrte sie in ihrer liegenden Position, weil die Pein in ihrem Kopf jeden Gedanken an etwas anderes verdrängte.
 

Plötzlich hörte sie, wie die Tür zu ihrem Zimmer aufging, und jemand vorsichtig ihren Namen sagte. Sie konnte die Stimme nicht zuordnen, da der Migräneanfall nicht nur ihre Gedanken blockierte, sondern auch ihre Wahrnehmung lahmlegte.
 

"Kopfschmerzen. Schlecht", würgte sie heraus, um ihren Zustand mitzuteilen, da sich ihr plötzlich zu allem Übel noch der Magen umdrehte. Schritte drangen an ihr Ohr und die Welt begann sich zu drehen, als sie jemand an den Schultern fasste und ihr ein weiteres Kissen in den Nacken stopfte, damit sie ein wenig aufrechter saß. Eine fürsorgliche Hand legte sich auf ihre Stirn, verharrte dort kurz, um ihre Temperatur zu fühlen. Wieder hörte sie die Person ein paar Worte sagen und fühlte, wie sie sich wieder entfernte. Es benötigte Damasus ganze Willenskraft, normal ein- und auszuatmen und der Übelkeit nicht nachzugeben. Ihre Fingen bohrten sich beinahe in ihren Schädel - und langsam schien der Druck von Innen wieder nachzulassen. Tief zog die junge Frau Luft durch ihre Nase ein und ließ sie wieder durch ihren Mund heraus. Ein paar Mal wiederholte sie diese Übung und wagte schließlich, ihre Augen zu öffnen. Es war noch dunkel im Zimmer, doch die Vorhänge waren zugezogen und dafür war sie sehr dankbar. Jedenfalls konnte sie so im gedämpften Licht sehen, wie wieder jemand zu hereinkam. Es war Mikoto.
 

"Ohayô gozaimasu, Damasu-san… Hier", grüßte sie leise und reichte ihr eine Tasse Tee. Die Flüssigkeit roch nach Pfefferminze und war auch nicht mehr allzu heiß, weswegen die junge Frau langsam einen Schluck zu sich nahm. Mikoto lächelte und schob sich einen Stuhl heran, um sich dort an die Seite des Bettes hinzusetzen.
 

"Wie geht es dir? Ich bin gekommen, um nach dir zu sehen, weil es schon fast Mittag ist und du noch nicht aufgestanden warst. Hoffentlich bekommst du keine Erkältung. Fieber hast du jedenfalls keines", sprach die Frau des Clanführers weiter. In ihrer Stimme war eine Spur Sorge zu hören. Es erinnerte Damasu ein wenig an ihre eigene Mutter, die früher auch immer sofort bei ihr gewesen war, wenn sie sich schlecht gefühlt hatte. Wahrscheinlich hatte sie Takaras enge Vertrautheit aber ein wenig verloren, nachdem sie so abweisend zu Hien, ihrem Vater gewesen war und dieser Gedanke betrübte die junge Frau sehr. Dass er jedoch hinter ihrem Rücken diese so einengende Verbindung zum Uchiha Clan geknüpft hatte, obwohl er wusste, wie sehr seine Tochter ihre Unabhängigkeit liebte, darüber würde sie nicht so schnell hinweg kommen. Deswegen war ihre Trauer über die Abwesenheit ihrer Mutter etwas gedämpft. Mikoto schien zu bemerkten, dass er der jungen Frau doch noch nicht allzu gut ging.
 

"Soll ich dir etwas gegen die Schmerzen bringen?", fragte sie, doch Damasu verneinte. Sie merkte, wie das Pochen hinter ihren Schläfen nachließ und wollte deshalb keine überflüssige Mühe machen. Es lag ihr jedoch etwas anderes auf der Zunge.
 

"Bitte, Mikoto-san, du musst mich nicht so formell anreden. Ich würde mich wohler fühlen, wenn alles nicht so... so..." Damasu fand im Moment die richtigen Worte nicht, doch Mikoto verstand sie auch so ganz gut. Die höflichen Namenszusätze, die man benutzte, um sich gegenseitig mit dem gebührenden Respekt anzusprechen, gaben der jungen Frau das Gefühl, ein Fremdkörper zu sein, den man hin und her schieben musste, damit er sich anpasste. Doch Genau das Gegenteil war der Fall. Sie würde sich nicht verbiegen lassen, deswegen sollten sie einander besser kennen lernen und auf diese Weise erfahren, wie man am Besten mit einander auskommen konnte. Mit Mikoto war das kein Problem, die beiden Frauen verstanden sich jetzt schon recht gut, trotzdem war eine vertrautere Anrede ein guter Weg, diese Bindung zu festigen. Damasus Bitte zauberte der Älteren wieder ein Lächeln ins Gesicht.
 

"Gerne. Damasu, aber nur, wenn du bei mir dasselbe tust. Ich würde mich auch freuen, wenn wir die ganzen Förmlichkeiten außen vor lassen. Wir sind doch bald alle eine Familie!", sagte Mikoto und klang dabei sehr glücklich. Damasu nippte derweil weiter an ihrem Tee, denn sie spürte, dass die Wärme ihr gut tat, auch wenn es in ihrem Zimmer keineswegs kalt war. Vielleicht hatte sie sich gestern doch ein wenig verkühlt, als sie-
 

"Ich lasse dich jetzt wieder alleine. Wenn du dich soweit gut fühlst, komm einfach zu mir, dann mache ich dir etwas Leichtes zu essen. Allzu viel Zeit haben wir aber nicht. Wir haben heute noch einen Termin bei der Schneiderin, wegen deines Shiromuku, erinnerst du dich? Jaa, mata ne", verabschiedete sich die Frau und verließ den Raum. Doch Damasus Hände begannen so sehr zu zittern, dass sie mit Sicherheit ihren Tee verschüttet hätte, wenn sie die Tasse noch voll gewesen wäre. Plötzlich brach die Erinnerung über ihr zusammen wie eine schäumende Welle und riss sie mit. Ihr war auf einmal schwindelig, aber es hatte nichts mehr mit den Kopfschmerzen zu tun.
 

Gestern Abend. Das, wovor sie sich am meisten gefürchtet hatte, war eingetreten: Itachi hatte sie bei ihrem Training entdeckt. Es war erst das zweite Mal gewesen, dass sie sich in mit dieser besonderen Absicht weggeschlichen hatte. Das erste Mal hatte sie Mikoto erzählt, sie wolle in aller Ruhe ein wenig durch die Stadt bummeln, doch sie hatte die Zeit genutzt, um einen Ort zu finden, wo sie für sich alleine sein konnte. Damals hatte sie es nur gewagt, ein paar leichte Übungen zu machen, um danach nicht völlig zerzaust und verschwitzt zu sein. Es war damals schließlich mitten am Tage gewesen. Doch bereits die paar Übungen, die sie durchgeführt hatte, hatten eine Sehnsucht nach dem wohltuenden Fließen ihres Chakras in ihr geweckt, die sie kaum hatte bändigen können. Zwei Tage später hatte sie es schon nicht mehr ausgehalten - und hatte direkt einen Fehler gemacht. Sie wusste zwar nicht, wie sie sich verraten hatte, doch Itachi hatte sie verfolgt, sie gesehen und… Dann hatte er mit ihr gekämpft. Die Erinnerung an diese Minuten bescherten ihr eine Gänsehaut.
 

Zum ersten Mal hatte sie das Sharingan gesehen und sofort gewusst, dass sie viel zu leichtgläubig gewesen war. Nicht nur wegen dem Doujutsu, das selber sehr furchteinflößend wirkte, sondern wegen Itachi. Sie hatte gedacht, er würde ihr nicht viel Beachtung schenken, weswegen sie so unbedarft zu ihrer nächtlichen Tour aufgebrochen war. Doch hinter seiner ruhigen, oft auch desinteressierten Attitüde verbarg sich wohl ein nur allzu wacher Geist. Er schien sich doch mehr für sie zu interessieren, als sie angenommen hatte. Das verwirrte sie ein wenig. Konnte er noch weiter hinter ihre Fassade sehen, als sie angenommen hatte? Damasu fühlte plötzlich die selbe Wut in sich aufsteigen wie gestern: Sie ärgerte sich darüber, so unvorsichtig gewesen zu sein. So viele Dinge hatten sich damit auf einen Schlag verkompliziert.
 

Was wohl Itachi nun von ihr dachte? Welchen Eindruck hatte er nun von ihr, nachdem er herausgefunden hatte, dass sie keine einfache Zivilistin, sondern eine immer noch praktizierende Kunoichi war? Sie hatte ihn angelogen, auch wenn sie dabei nur ihre Fähigkeiten verheimlicht hatte. Alles andere entsprach der vollen Wahrheit, wie sie bereits versucht hatte, ihm klarzumachen. Sie arbeitete wirklich als Händlerin und Gutachterin für Wertgegenstände. Nur, dass sie nebenbei noch ein Hobby hatte, welches ihr Vater nicht dulden würde, wenn er davon wüsste. Nun, ob das wirklich so zutraf, wusste Damasu nicht genau. Doch Hien hatte ihren Verdacht nicht entkräftet, weshalb sie immer noch an seiner Ehrlichkeit zweifelte. Das war aber eigentlich ein ganz anderes Thema... Sie hoffte jedenfalls, dass der schwarzhaarige junge Mann sein Versprechen auch hielt und seine Entdeckung für sich behielt. Das war ihre einzigste Sorge. Auf jeden Fall würde sie mit ihm noch einmal darüber reden müssen.
 

Der Kampf mit Itachi war das Aufregendste, was sie in den letzten Monaten erlebt hatte und ihr wurde immer noch heiß, wenn sie daran dachte. Eigentlich war ein Schlagabtausch mit ihm ein hoffnungsloses Unterfangen, da sie ihm weit unterlegen war. Auch sie konnte seine Stärke spüren und hatte die vielen Gerüchte über sein Können gehört. Dazu war sie selber alles andere als in bester Kondition und hatte ein miserables Trainingspensum. Sie war 'eingerostet', konnte man fast schon sagen. Nichtsdestotrotz fühlte sie sich nicht gedemütigt, es war eher eine Art von Privileg für sie, dass sie diese Situation erlebt hatte. Ihre besondere Gabe funktionierte schließlich immer noch einwandfrei, was auch der Grund war, dass sie hatte verhindern können, von Itachi grün und blau geschlagen zu werden... Wenn sie nur besser in Form gewesen wäre, dann...
 

Doch diese Träume musste sie vergessen. Sie würde keine Chance haben, nur annähernd an sein Level heranzukommen, stellte sie zerknirscht fest. Sie hatte andere Dinge vor sich. Trainieren passte nicht in ihr neues Leben. Es gab andere Sachen, die sie zu erledigen hatte, dazu gehörte der Termin, der ihr heute noch bevorstand. Es ging um ihren Shiromuku. Das war der besondere Kimono, welchen sie zu ihrer Hochzeit tragen sollte. Damasu kannte sich zwar eher mit wertvollem Schmuck oder Kunstgegenständen aus, doch sie wusste, dass ein Gewand wie dieses zu den kostbarsten Kleidungsstücken einer Frau zählte, die ein Schneider herstellen konnte. Die ganze Robe bestand aus edelsten, schweren, gefütterten Seiden- und Brokatstoffen mit langen Ärmeln und aufwändigen Stickereien und Verzierungen. Man trug mehrere Lagen der exquisiten Gewebe übereinander, die am Boden auch noch mit einer Schleppe ausgestattet waren. Dazu gehörte ebenfalls ein aufwändiger Kopfschmuck. Alles in allem war das Gewand durch die verwendeten Materialien und die dazu benötigte Näharbeit so teuer, dass sich eine normale Braut so etwas nie leisten konnte. Doch der Uchiha Clan war keine gewöhnliche Familie, das war klar. Trotzdem konnte sich Damasu kaum vorstellen, dass etwas derartiges extra für sie angefertigt werden sollte. Dafür war viel zu wenig Zeit. Doch das würde sie dann schon sehen.
 

Durch diesen konkreten Termine, wie den Besuch bei der Schneiderin, wurde der jungen Frau bewusst, wie kurz sie vor ihrer eigenen Hochzeit stand. Doch sie konnte nichts dafür, dass die Zeit förmlich an ihr vorbei rauschte, weil nicht sie diesen Ablauf bestimmte, sondern Fugaku. Mikoto konnte man ansehen, dass sie sich darauf freute, dass ihr Sohn heiratete und dass die Vorbereitungen sie mit großer Tatkraft erfüllten. Deshalb musste auch Damasu sich stark zeigen, alles Negative verdrängen und es nehmen, wie es kam. So hatte sie es sich von Anfang an vorgenommen. Also stand sie aus dem Bett auf, um sich anzuziehen und den Tag nicht nur liegend zu verschwenden. Jedenfalls waren ihre Kopfschmerzen auch fast verschwunden. Wahrscheinlich waren es nur Nachwirkungen von Itachis Genjutsu gewesen, denn das Letzte, an das sie sich erinnern konnte, waren seine roten, sich drehenden Irriden...
 

Als Damasu fertig war, verließ sie ihr Zimmer und suchte Mikoto auf, die in der Küche stand und gerade in einem Topf herum rührte. Sie fragte noch einmal nach, wie es der jungen Frau ging, dann tischte sie ihr eine Suppe auf. Viel redeten die Beiden nicht. Damasu hing immer noch ihren Gedanken nach. Sie konnte keine weitere Person im Haus ausmachen. Die anderen Familienmitglieder waren also schon wieder unterwegs. Es hatte bisher noch keine Gelegenheit gegeben, zu der sie alle zusammen gesessen waren, außer die gemeinsamen Abendessen, bei denen ihre Eltern noch da gewesen waren. Vielleicht war das auch gut so. Wie lange dies aber noch so blieb war fraglich. Denn auf eine Neuauflage des 'Gesprächs' mit Fugaku hatte sie überhaupt keine Lust.
 

Irgendwann, nachdem Damasu ihr Essen beendet hatte, schien sie unerwarteten seelischen Beistand zu bekommen. Sakura gesellte sich zu ihnen. Mikoto hatte sie gebeten, sie zur Schneiderin zu begleiten. Damasu wusste zwar nicht, warum ihre Schwiegermutter in spe das getan hatte, doch sie war sehr dankbar dafür. Zwar kannte sie Sakura immer noch nicht allzu gut, doch alleine die Anwesenheit der jüngeren Kunoichi entspannte sie. Wahrscheinlich fühlte die Rosahaarige genau das Gegenteil, doch Damasu versuchte, ihr mit einem Lächeln zu zeigen, dass sie sich über ihre Gesellschaft freute. So machten sie sich zu Dritt auf dem Weg zu ihrem Termin.
 

Das Dreiergespann zog einige Blicke auf sich, während sie durch die Straßen von Konoha schlenderten. Da es noch Mittagszeit war und viele Berufstätige bei diesem schönen frühlingshaften Wetter ihre Pause draußen verbrachten, befanden sich einige Personen mehr auf den Wegen als sonst. Mikoto war anzusehen, dass sie sich auf den Besuch bei der Schneiderin freute und Damasu und Sakura wechselten hin und wieder einen Blick, der zeigte, dass sie diesen Enthusiasmus nicht teilten. Dann erfuhren die beiden jungen Frauen den Grund für Mikotos gute Laune.
 

"Es gibt heute für uns alle noch ein paar schöne Tomesode und Furisode für die große Feier. Für dich, Sakura, und für mich, damit wir schick aussehen und noch einen für dich, Damasu, damit du nach der Zeremonie in etwas bequemeres schlüpfen kannst!", erklärte sie und steckte die Rosahaarige mit ihrer Freude an. Tomesode und Furisode waren Kimonos, die nur auf besonderen Anlässen getragen wurden, weil auch sie aus sehr feinen Materialien bestanden. Sie unterschieden sich in der Form und der Länge der Ärmel und darin, ob verheiratete oder ledige Frauen sie trugen. Es war auch nicht selbstverständlich, dass man so ein Kleidungsstück besaß. Deshalb war die Gelegenheit umso aufregender. Doch Damasu fragte sich langsam wirklich, wie wohlhabend der Clan war, wenn er so eine fast verschwenderisch prunkvolle Hochzeit ausrichten wollte. Sie konnte sich aber nicht dagegen wehren, auch eine gewisse freudige Erwartung zu verspüren, da man solche edlen Kimonos erstens nicht oft zu Gesicht bekam und sie zweitens noch seltener selber anziehen durfte. Durch kontrolliertes Ein- und Ausatmen versuchte sie, dem Druck, der wegen der Hochzeit auf ihr lastete, auszublenden, damit sie nachher einfach nur die Anprobe genießen konnte.
 

Doch es kam wieder anders als gedacht. Die gesamte Schneiderei - ein ganzes Haus beherbergte das Geschäft und die Arbeitsräume - schien ausschließlich für die Anfertigung der Kleidung für die Uchiha Hochzeit angemietet worden zu sein, denn alles, was Damasu sah, war mir den Kamon, den Familienwappen des Clans, bestickt. Außerdem tummelten sich nicht nur die Schneider und Schneiderinnen im großen Anproberaum, sondern auch einige Uchiha waren anwesend, um an sich maßnehmen oder sich Stoffe und Muster zeigen zu lassen. Als Mikoto mit den beiden jungen Frauen eintrat, drehten sich alle Köpfe zu ihnen - auch die von Fugaku, Itachi und Sasuke. Hier waren also die anderen Hausbewohner abgeblieben.
 

Unwillkürlich musste Damasu schlucken. Itachis Blick lag etwas länger als nötig auf ihr und obwohl seine Augen schwarz waren, verursachte ihr diese besondere Aufmerksamkeit von ihm ein Kribbeln auf der Haut. Er wirkte entspannt, ganz im Gegenteil zu seinem Bruder Sasuke, der gerade einen dunkelgrauen Montsuki, einen formellen Männerkimono, angelegt bekam. Er hatte seine Arme zu beiden Seiten rechtwinklig in die Luft gehoben und ein Schneider maß gerade die Länge der Ärmel ab. Sasuke wirkte genervt von der ganzen Prozedur und seine Laune besserte sich nicht, als er seine Freundin Sakura bemerkte, die ihn mit einem neckischen Grinsen beobachtete. Itachi schien seine Anprobe bereits hinter sich zu haben, denn er war in seine alltägliche Kleidung gehüllt und hielt eine dicke Schachtel in den Händen, die wohl seine Robe beinhaltete. Auch der Hochzeitskimono des Bräutigams war immer sehr edel und aufwändig gestaltet. Damasu konnte es nicht verhindern, sich ihn in Montsuki, Hakama und Haori vorzustellen, doch das Bild verschwamm in ihrem Kopf, weil es sich wieder mit den Szenen des gestrigen Kampfes mischte. Letztendlich wandte sie sich ab und sah zu Sakura, die anfing zu kichern.
 

"Schau, jetzt fängt Mikoto auch noch an, an Sasuke herumzuzupfen!", sagte sie und lenkte Damasus Aufmerksam doch wieder zurück zu der Männergruppe, zu der Mikoto sich hinzugesellt hatte. Sie wechselte ein paar Worte mit ihrem Mann, lächelte Itachi zu und sprach dann noch mit Sasuke, der ihr keine Antwort gab. Schließlich winkte sie einer weiteren Angestellten zu. Diese nickte eifrig und bat Mikoto mit einer Handbewegung, ihr zu folgen. Auch Sakura und Damasu sollten mit ihr kommen. So verließen sie den großen Raum und betraten ein Nebenzimmer, dessen Wände voll gestellt waren mit Regalen, in denen viele Schachteln lagerten, wie sie Itachi vorhin getragen hatte. Es trat plötzlich eine ältere Dame zu ihnen, die sich als die Leiterin dieses Betriebs vorstellte. Mikoto schien sie zu kennen, und da die beiden jungen Frauen hier neu waren, erklärte sie ihnen einige Details zu diesem Familienunternehmen, dass schon in der fünften Generation geführt wurde. Dann nach dieser langwierigen aber wohl unvermeidbaren Einführung ging es los.
 

Damasu musste sich auch erst einmal ausmessen lassen. Obwohl die meisten Kimono die gleiche Größe hatten, die man durch die Schnürung mit dem Obi regulieren konnte, wurde für sie später ein passendes Untergewand aus leichter Seide, ein Juban, genäht. Es dauerte, bis die Prozedur vorüber war. Doch sie wurde enttäuscht, da sie den Shiromuku und den dazugehörigen weißen Furisode nicht zu Gesicht bekommen würde. Mikoto klärte sie auf.
 

"Die Roben wurden hier in dieser Schneiderei vor vielen Jahren gewebt, als der Clan gegründet wurde. Unser Shiromuku ist einer der größten Schätze der Familie und wurde bisher von jeder Auserwählten des Oberhaupts zur Hochzeit getragen. Deshalb werden sie nur an diesen besonderen Tagen hervor geholt. So ist es Tradition. Deswegen wirst du den Kimono erst am Tag der Zeremonie sehen. Aber sei deswegen nicht enttäuscht! Du darfst dir dafür einen Furisode für die Feier aussuchen!", redete sie munter daher, als wäre es eine belanglose Sache. Doch die junge Frau hatte keine Zeit, weiter ernüchtert darüber zu sein.
 

Dann, zur Anprobe der Furisode, bat man sie, sich zu entkleiden, damit sie ein Untergewand anziehen konnte. Es waren nur Frauen im Raum und es war auch nicht nötig, dass sie ihre Kleidung bis zum letzten Stück ablegte, trotzdem zögerte Damasu kurz. Sie hatte nicht daran gedacht, dass sie in so eine Situation kommen würde. Es war ihr grundsätzlich nicht peinlich, sich etwas freizügiger zu zeigen, nur… Sie besaß zwar im Moment keine wirklich gute Kondition, weil sie einfach nicht viel trainieren konnte, doch sie war eine Kunoichi und das sah man ihrem Körper auch an. Kimonos verhüllten sie perfekt und auch sonst fiel ihre Wahl immer auf eher umspielende Kleidung, was im Alltag nicht weiter auffiel. Nichtsdestotrotz hatte sie eine wohldefinierte Figur. Ihre Beine waren straff und ihr Bauch fein muskulös. Ihre Taille war schmal und ihre Arme durchaus kräftig. Sie war nicht einfach nur dünn und dies weckte die Befürchtung in ihr, dass man dies nur allzu leicht erkennen konnte. Damasu warf einen unauffälligen Blick zu Sakura und Mikoto, die gerade ein paar Gewänder begutachteten, die sie vielleicht später anprobieren würden. Nur die Dame, die ihr beim Anziehen helfen sollte, sah in ihre Richtung. Hoffentlich würde sie nichts sagen…
 

"Ach, Sie sind wirklich sehr schlank. Das Untergewand muss unbedingt noch etwas enger genäht werden", sprach die Frau und wandte sich ab, um etwas zu notieren, woraufhin Damasu sich beeilte, den Juban zu schließen. Ihr blieb aber auch nichts erspart, dachte sie mit einem unterdrückten Seufzer. Doch da sie gleich einen Furisode nach dem Anderen anprobieren durfte, war die Aufmerksamkeit wenigstens wieder auf die Kleider gelenkt. Sakura und Mikoto gesellten sich zu ihr, um Ah's und Oh's und viele weitere Kommentare abzugeben. Ein Kimono war hübscher als der Andere, jeder auf seine Weise kostbar und ganz besonders. Plötzlich spürte Damasu einen Hauch von Hochmut in sich hochsteigen. Bisher hatte sie sich immer nur bescheiden gezeigt und sich zurückgezogen, wie ein ängstliches Häschen. Genau deshalb gab sie Fugaku auch das Gefühl, sie herumkommandieren zu können. Das hatte sie nicht nötig. Und gerade jetzt, da Itachi ihr Geheimnis kannte, musste sie nicht mehr das Unschuldslamm spielen. Deshalb wählte sie einen Furisode, der zwar farblich eher schlicht in drei Tönen gehalten war, aber mit besonders kunstvollen Stickereien ausgestattet war. Den Preis dafür bekam sie zwar nicht zu hören, doch der Stoff fühlte sich sehr teuer auf ihrer Haut an. Außerdem gefiel ihr dieses Gewand besonders gut. Die Mitgift, die ihr Vater dem Clan zur Hochzeit zahlen würde, sollte den Wert der Seide sicher aufwiegen…
 

Somit war sie fertig mit der Anprobe. Die Schneiderin wandte sich Mikoto zu, die bereits ein großes Interesse an einem aushängenden Tomesode zeigte. Allein mit sich selber hatte Damasu nun Zeit, sich wieder anzuziehen. In Gedanken fragte sie sich, wie lange die Prozedur hier noch dauern würde. Sicherlich gab es noch weitere Dinge, die erledigt werden musste, denn zu der festlichen Hochzeitskleidung zählten noch viele weitere Accessoires, wie den Kopfschmuck oder die Kamon. Erneut schluckte sie ein abgespanntes Stöhnen herunter und öffnete das Band, das ihr Untergewand zusammenhielt. Plötzlich ging die Tür zum Raum auf.
 

"Anou, sumimasen ga... Okaa-san, Otou-san möchte wissen-", entschuldigte Itachi sich für die Störung, doch seine Stimme verebbte gleich wieder, denn der Türspalt, der sein Gesicht zeigte, wies genau in Damasus Richtung, die gerade die Seiten ihres Juban links und rechts von sich auseinander hielt. Die junge Frau war im ersten Moment so erstaunt von den schwarzen Augen, die sich nicht abwandten, dass auch sie sich nicht bewegte. Sie trug quasi nur ihre Unterwäsche, doch hatte Itachi sie gestern nicht auch in ihrem knappen Trainingsoutfit gesehen? Sie zuckte erst zusammen und schlang Arme und Stoff um sich, als sie im Hintergrund ein paar empörte Stimmen hörten. Itachi zeigte keine Regung, öffnete die Tür jedoch etwas mehr und wandte seinen Blick zu seiner Mutter.
 

"Ich will nicht stören, aber Otou-san möchte wissen, welche Farbe du für deinen Kimono gewählt hast, damit er seinen darauf abstimmen kann", überbrachte der junge Mann die Nachricht seines Vaters an seine Mutter mit völlig ruhiger Stimme. Damasus Puls hatte sich hingegen zu sehr beschleunigt, als dass sie sich darum kümmern wollte, dass Fugaku anscheinend Wert auf Partnerlook legte. Es überraschte sie allerdings schon, dass es Itachi nicht zu kümmern schien, wie er sie gerade erblickt hat. Wahrscheinlich wunderte ihn nach dem gestrigen Erlebnis gar nichts mehr – oder er hatte eine ausgezeichnete Beherrschung. Mikoto antwortete ihm barsch, da sie es anscheinend missbilligte, dass ihr älterer Sohn einfach so in die Anprobe hereinplatzte. Damasu hörte die Worte nicht, bemerkte dafür aber umso intensiver, dass sich Itachis Augen kaum von ihr lösten. Was er wohl dachte? Die Überlegungen dazu verursachte ihr feuchte Hände und sie drehte ihren Kopf zu Seite, um sich abzulenken. Ein leises Klicken ließ verlauten, dass sich die Tür wieder schloss. Die Frauen waren also wieder unter sich.
 

"Perfektes Timing, was?" Sakura kam zu Damasu hinüber. Ein Schmunzeln erhellte das Gesicht der Rosahaarigen, als sie ihre ironisch angehauchten Worte sprach. Die Schwarzhaarige nickte dazu nur.
 

"Zum Glück hat er mich nicht im Shiromuku gesehen", antwortete sie mit demselben Sarkasmus, als ob es ihr mehr ausgemacht hätte, sich Itachi in ihrer Hochzeitsrobe zu präsentieren. Unweigerlich malte sich jedoch aus, wie nun das wohl unvermeidbare Aufeinandertreffen verlaufen würde, denn sie hatten nach dem gestrigen Tag tatsächlich noch einiges zu besprechen…



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  fahnm
2012-10-31T21:34:17+00:00 31.10.2012 22:34
Klasse Kapi^^
Von:  DarkBloodyKiss
2012-10-30T19:05:37+00:00 30.10.2012 20:05
Sehr tolles Kappi ^^
freue mich aufs nächste ^^

glg DarkBloodyKiss ^^


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