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Chained

In his arms
von

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Dead end

Das konstante, rastlose Zirpen der Grillen schmeichelte dem Ohr, denn es gab der Nacht den typischen... Nacht-Charakter. Eine Tatsache, die überall gleich war, egal, an welchem Ort auf der Welt man sich befand. Und das war beruhigend für ihre aufgewühlte Seele.
 

Damasu saß draußen auf dem Holzboden der Terrasse und ließ ihre Beine über den Rand der Veranda baumeln. Das Gästehaus lag nur ein paar Meter entfernt vom eigentlichen Wohnhaus, auf dem gleichen Grundstück. Dort waren sie und ihre Eltern untergebracht worden. Ihr Zimmer war wirklich sehr gemütlich eingerichtet, mit allem, was man sich nur wünschen konnte. Trotzdem fühlte sie sich in diesem Raum eingeengt und so, als würde sie nur schwer Luft bekommen. Doch Damasu konnte auch nicht schlafen. Erst musste sie irgendwie ihren Kopf frei bekommen. Frei von den vielen sich im Kreise drehenden Gedanken, die ihre mentale Verfassung schon eindeutig zu stark geschwächt hatten. Obwohl der Abend noch angenehm warm gewesen war, hatten die Temperaturen nun wieder um einige Grade abgenommen. Damasu hatte sich deshalb in einen schlichten, aber aus dickem Baumwollstoff gefertigten Kimono gehüllt und ihre strenge Frisur gelöst. Sie wollte einfach nicht mehr an die vergangenen Stunden erinnert werden – doch wie sollte ihr das gelingen in dieser fremden Umgebung, in der lächerlicherweise überall wo sie nur hinsah dieses rot-weiße Fächersymbol prangte? Das war der berüchtigte Stolz dieses Clans – und vielleicht war sie gerade deshalb nur so sarkastisch, weil sie hoffte, sich dadurch ein wenig von der ganzen Situation distanzieren zu können.
 

Die junge Frau seufzte. Es war fast dunkel um sie herum. Kein Licht schimmerte mehr hinter den Fenstern, denn jeder schlief bereits um diese Uhrzeit. Sie blickte zum Himmel, an dem Wolken aufzogen und die Sterne verdeckten. Das passte zu ihrer Stimmung. Auch ihre Gedanken waren umwölkt und niedergeschmettert von diesem katastrophalen Treffen. Was hatte sie aber auch erwartet? Dass sie sich alle mit offenen Armen um den Hals fallen würden? Dass der Anblick ihres 'Zukünftigen' sie verzaubern würde? Damasu konnte nicht leugnen, dass Mikoto sehr nett war und sich bemüht hatte, dem Anlass die Förmlichkeit zu nehmen. Doch da hätte man die junge Frau schon mit Drogen und Alkohol abfüllen müssen, damit sie sich wohlgefühlt und Spaß gehabt hätte. Selbst Sasukes Versuch, die Stimmung zu kippen, war kläglich fehlgeschlagen. Ihr Vater hatte es mal wieder nicht ertragen können, dass sie von ihrer Vergangenheit als Kunoichi sprach.
 

Sie kannte ihre Eltern gut, so gut, dass sie es eigentlich hatte vorhersehen müssen. Sie hatte geahnt, dass sie nicht 'Nein' sagen würden, sollte jemand um Hand die ihrer Tochter anhalten wollen. Vor allem, wenn es noch das Oberhaupt eines mächtigen und einflussreichen Clans war. Ihre Eltern wollten immer nur das Beste für sie und ihr Vater würde sie am liebsten einer festen, sicheren Bindung sehen. Er war hin und her gerissen zwischen dem Stolz eines Mannes dessen erwachsene Tochter sich ein eigenes, erfolgversprechendes Leben aufgebaut hatte und einem Vater, der nicht wahrhaben wollte, dass sein Kind sich durch die Schikanen des Lebens schlängeln musste und dabei jederzeit straucheln konnte. Genau aus dem zweiten Grund, hatte er der Heirat mit einem Shinobi zugestimmt. Er sollte sie beschützen und ihr ein behütetes Leben ermöglichen. Sie sollte sich dann mit ihm niederlassen und als Hausfrau ein gefahrloses Dasein verbringen. Das war alles, was für ihn zählte.
 

Damasu war keine undankbare Person. Sie verstand die Motive ihres Vaters und wollte dabei nicht wissen, wie sie selber reagieren würde, wenn ihr Kind sich eines Tages abkapseln und auf eigenen Beinen stehen würde. Und doch nagte das Gefühl an ihr, ungerecht behandelt worden zu sein. Er kannte sie doch auch, oder? Vertraute er ihr denn nicht? Vertraute er ihr nicht, dass sie auf sich selber aufpassen und eigene, richtige Entscheidungen treffen konnte? Anscheinend nicht. Und deshalb machte er einen Deal und verheiratete sie mit Uchiha Itachi.
 

Dieser Name. Er war wohl in allen Ecken der Welt bekannt. Auch wenn man sich nicht in der Welt der Shinobi auskannte, war dieser Name den Leuten ein Begriff. Bei anderen Menschen war es genauso. Jemand, der sich nicht für Sport interessierte, hatte trotzdem schon den Namen eines berühmten Weltrekordlers gehört. Oder es gab bekannte Musiker und Künstler. Oder Köche. Die Liste ließe sich endlos weiterführen, mit einem unterschied zu den Ninja: Sie waren Kämpfer für den Frieden ihres Landes. Berühmtheit war nicht sonderlich von Vorteil. Oft mussten sie verdeckt agieren, denn je bekannter und stärker sie waren, desto vehementer wurden sie von den Shinobi anderer Staaten gejagt, um diese Bedrohung auszumerzen. All das verkörperte Itachi. Er gehörte seit vielen Jahren zu den ANBU und die durch die Münder der tratschwilligen Zivilisten kursierenden Liste seiner Heldentaten war wohl endlos lang. Vielleicht hatte Damasu deshalb gedacht, er wäre ein extrovertierter Typ: Gesprächig, energisch, dominant und enthusiastisch. Sein Verhalten wies aber in genau die andere Richtung. Er war in sich gekehrt, still und kühl. Auch wirkte er von dieser ganzen Aktion genauso angetan wie sie... Ein wenig tröstlich war das schon, denn damit hatten sie schon mal eines gemeinsam.
 

Ein schwaches Lächeln erschien auf ihren Lippen, während sie weiterhin nach oben sah und dabei beobachtete, wie die Sichel des Mondes immer wieder von Wolkenfetzen verhüllt wurde. Itachi sah gut aus, wirklich. Er hatte das Aussehen eines wahren Frauenschwarms. Doch es lag wohl in der Familie, denn sein Bruder Sasuke stand ihm in Nichts nach. Es wäre alles viel leichter, wenn man nicht mehr zum Glücklich sein brauchen würde. So einfach war es aber nicht. Vielleicht würde sie anders über Itachi urteilen, wenn sie ihm einfach so begegnet wäre, ohne Zwänge, wenn sie mehr von ihm wüsste, als seine Gesichte als Shinobi. Die arrangierte Heirat nagte an ihr, der Gedanke, sich einfach so geschlagen geben zu müssen.
 

Doch sie war auch ein wenig Schuld an ihrer misslichen Lage. Hätte sie selber jemanden für sich gefunden, dann wäre ihr Vater wohl nicht auf die Idee gekommen, sie mit einem Anderen zu verheiraten. Ihre Priorität war in letzter Zeit jedoch… bei etwas anderem gelegen. Der Gedanke, sich zu binden, hatte in ihren Augen noch Zeit gehabt. Sie war erst 22 Jahre alt! Wie hätte sie ahnen können, dass ihr Vater so schnell Nägel mit Köpfen machte und ein festes Abkommen mit jemandem aushandelte? Die Nachricht hatte sie wie eine Faust in den Magen getroffen. So viele Dinge hatte sie vorgehabt, so viele sorgfältige Pläne geschmiedet. Und wofür das Ganze? Mit einem Händedruck der beiden Väter hatte sich alles in Luft aufgelöst. Ihr aus den Fugen geratenes Leben auf diese Weise zu betrachten ließ urplötzlich Tränen aus ihren Augenwinkeln quellen. Sie fühlte sich elend. Um ihre Zukunft betrogen. Gefangen in einer Rolle, die sie nicht spielen konnte. Angekettet an einem Ort, ohne Möglichkeit zu entfliehen.
 

Schnell senkte Damasu ihren Kopf und drückte sich die Handballen auf ihre Augen. Nein, sie durfte das alles nicht so schwarz sehen. Sie würde von nun an in Konoha leben, der größten und schönsten Stadt von Hi no Kuni. Man lebte hier durchaus bequem. Es gab so viel zu sehen, so viele Menschen, viele Gebäude, Einrichtungen und Sehenswürdigkeiten - bis zu einem gewissen Grade konnte man hier anonym bleiben. Sie war weit entfernt von ihren Eltern, die es bisher immer geschafft hatten, sie dann zu besuchen, wenn sie es nicht erwartete. Die Welt der Shinobi und die neue Umgebung, in der sie leben sollte, würde sie vielleicht abschrecken. Damasu konnte sich hier etwas Neues aufbauen. Mit Wachsamkeit und Geduld. Es würde nicht einfach werden, doch sie konnte es schaffen. Sie hatte schon so vieles gemeistert. Und sie konnte es wieder tun. Gab ihr die Stellung als zukünftige Frau des späteren Oberhaupt des Uchiha Clans nicht auch gewissen Freiheiten? Oder war sie dadurch erst recht wie in einen Käfig gesperrt? Egal, es gab immer irgendwelche Möglichkeiten und diese würden sich ihr schon irgendwie auftun.
 

Es war eigentlich lustig, wie vehement sie versuchte, sich Mut zuzusprechen. Doch sie musste es tun, um nicht in Verzweiflung unterzugehen. Die einzige Person, mit der sie über ihre Sorgen und Ängste hätte sprechen können, befand sich in diesem Moment weit weg. Deshalb musste sie für sich selber stark sein. Diese Person würde an sie glauben - und das durfte sie nicht enttäuschen.
 

Plötzlich hörte Damasu ein Geräusch und wandte ihren Kopf um. Eine schemenhafte Silhouette stand scheinbar reglos auf der anderen Seite des Gartens, die Hände in den Seitentaschen seines Kimonos vergraben. Fast war sie mit den Schatten der Umgebung verschmolzen, doch ein in der leichten Brise ächzender Ast hatte Damasus Aufmerksamkeit und ihren Blick zu der Gestalt gelenkt. Plötzlich riss ein Loch in die immer dichter werdende Wolkendecke und als das sanfte Licht auf das Gesicht dieser Person fiel, drehte es sich ihr zu. Es war Itachi und die junge Frau war darüber gar nicht mal so überrascht. Es wunderte sie nur, dass sie ihn nicht bemerkt hatte, als er nach draußen gekommen war. Oder hatte er etwa schon dort gestanden, als sie die Terrasse aufgesucht hatte? Seltsam, dass es sie Beide nach draußen zog, wo wenigstens der Anblick auf den unendlich weiten Himmel ihnen Freiheit versprach.
 

Da bewegte Itachi sich plötzlich und kam auf sie zu. Damasu wusste nicht, ob sie es gut heißen sollte, ihm jetzt noch zu begegnen, wo ihre Gedanken doch schon unermüdlich die ganzen Sache durchkauten. Hatte er gesehen, wie sie fast ihre Fassung verloren und beinahe zu weinen begonnen hatte? Es war ihr mehr als unangenehm, denn nicht mal vor ihren Eltern hatte sie so eine Schwäche gezeigt. Was würde dann der zukünftige Ehemann von ihr denken? Dass sie eine schwache Heulsuse war? Es wurde ihr für einen Moment unangenehm heiß, denn sie hatte die Befürchtung, dass so ein Verhalten einen starken Mann gegenüber falsche Signale aussenden konnte. Sie konnte nichts dafür, aber ihre gefalteten Hände verkrampften sich in ihrem Schoß und ihr Herz schlug unangenehm gegen ihre Brust.
 

Itachi war sich nicht sicher, ob er wirklich zu ihr gehen sollte, denn er spürte ihr sofortiges Unbehagen. Hielt sie ihn wohlmöglich für einen Wolf im Schafspelz? Das wollte er aber nicht. Er wollte nicht, dass er für jemanden gehalten wurde, der er nicht war. Viele Menschen in der Stadt und im ganzen Land hatten ein falsches Bild von ihm. Und wer, wenn nicht er, konnte das ändern. Wenigstens sie sollte wissen, dass auch er ein Opfer dieser ganzen Angelegenheit war.
 

Er wollte schon etwas sagen, doch kaum war er etwas näher zu ihr gekommen, ging erstrahlte im Wohnhaus plötzlich Licht aus dem Erdgeschoss. Itachi wusste, dass sein Vater es nicht gutheißen würde, wenn er ihn hier mit Damasu sah, auch, wenn sie noch kein Wort miteinander gesprochen hatten – falls es überhaupt sein Vater war, der so spät in der Nacht nach dem Rechten sehen wollte. Egal, diesem Moment rüttelte Itachi jedoch auf.
 

„Sollte mein Vater je zu aufdringlich werden, zögere nicht, mir davon zu berichten“, raunte er der jungen Frau zu, drehte sich wieder um und war so schnell verschwunden, dass ihre Augen ihm nicht folgen konnten. Damasus anfänglichen Bedenken wandelten sich ebenso rasch in Erstaunen und Verwunderung, einerseits wegen seiner kaum zu sehenden Bewegungen, andererseits wegen seinem Rat, der so unvermittelt gekommen war, dass sich ihr der Sinn nicht gleich erschloss. Doch sie hatte vorerst keine Zeit, darüber nachzudenken, denn auch sie hatte das Licht aufgeschreckt. Ihr Kopf war für einen Moment leer, denn ihr kam keine Erklärung in den Sinn, die sie hätte vorbringen können, wenn jemand sie hier draußen sitzen sah. So wartete sie einige unendlich wirkende Sekunden lang, bis etwas geschah, doch so abrupt, wie die Lichter angegangen waren, erloschen sie auch wieder. Es hatte sich wohl nur jemand etwas zu trinken geholt, oder nach etwas gesehen.
 

Mit einem langen tonlosen Seufzer ließ Damasu ihre angehaltene Luft heraus. Es dauerte ein wenig, bis sie wieder ihren Ruhepuls fand. Es wäre alles so viel einfacher, wenn... Nein, das durfte sie nicht in Betracht ziehen, wenn sie wollte, dass die Situation weiter in einigermaßen geregelten Bahnen verlief. Doch etwas machte sie stutzig, und das war Itachis Aussage. Deutete sie seine Worte richtig und ging sie richtig in der Annahme, dass er sie warnen wollte? Vor seinem Vater? Obwohl sie schon gedanklich über Itachi geurteilt hatte, hatte sie sich eigentlich vorgenommen, so etwas nicht zu tun. Sie kannte die Familie nicht, in die sie einheiraten sollte, und sie sollte anderen Stimmen, die ihr etwas über den Clan erzählen wollten, keinen Glauben schenken. Doch das war nicht einfach. Besonders, wenn die Gedanken eines Menschen ihre eigenen Wege gingen. Bei Damasu war es so. Sie grübelte viel. Und genau deshalb hatte sie schon während des Abendessens nachgedacht. Natürlich war ihr das Oberhaupt der Uchihas aufgefallen, Uchiha Fugaku. Schon seine Gesichtszüge strahlten seine Strenge und Entschlossenheit aus. Er wirkte, anders als seine Frau Mikoto, hart und verschlagen. Konnte er tatsächlich versuchen, ihr... Ja, was denn? Ihm war der Clan so wichtig, dass er sie vielleicht zu Dingen zwingen konnte, die sie so schnell nicht tun wollte? Würde er ihr unangenehme Fragen über ihr bisheriges Leben stellen? Würde er sie beobachten lassen, damit sie nichts tat, was sich für die Frau des zukünftigen Clanoberhaupts nicht ziemte?
 

In einem Ruck stand Damasu von ihrem Platz auf. Egal, ob ihre Befürchtungen stimmten, oder nicht, sie würde sich nicht einsperren lassen. Tief atmete sie ein und aus. Sie musste endlich etwas gegen die nagenden Gedanken tun, bevor sie völlig verrückt wurde. Sie sollte wirklich nicht hier draußen in der kühlen Luft sitzen. Deshalb ging sie so leise wie möglich zu ihrem Zimmer zurück. Sie hob ihre Reisetasche vom Boden auf ihr Bett und kramte darin herum, bis sie gefunden hatte, was sie suchte. Jetzt war sie froh darüber, dass sie das Döschen mit den Beruhigungspillen eingepackt hatte. Vielleicht würde ihr das helfen, zu schlafen und für einige Stunden zu vergessen, was auf sie zukommen könnte. Sie ließ sich ein Glas Wasser ein und schluckte zwei Pillen. Dann setzte sie sich hin und wartete, dass der gewünschte Effekt sich einstellte und sie in einen traumlosen Schlaf sinken konnte...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fahnm
2012-08-15T19:33:47+00:00 15.08.2012 21:33
Klasse Kapi^^


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