Zum Inhalt der Seite

Moonlight Shadow

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Disclaimer: siehe Kapitel 1
 

~*~*~
 

James sah McGonagall ungläubig nach. "Was war das denn?", fragte er.
 

"Ein Musterbeispiel an Gryffindorismus ... oder heißt das Gryffindoritis?"
 

Snape machte eine Miene, als wolle er jemanden auffressen. James seufzte innerlich. Schon wieder? Er fragte sich, wie es die Slytherins die vergangenen vier Jahre mit Snape ausgehalten hatten. Der Typ hatte Stimmungsschwankungen, als wäre er schwanger, aber gleichzeitig auch nur im negativen Gefühlsspektrum.
 

"Was ist dein verkacktes Problem, Snape?", schnappte James, als ihm die andauernden Todesblicke genug waren.
 

"Achte auf deine Wortwahl, Potter", spuckte Snape aus, "deine Fäkalsprache geht mir auf die Nerven."
 

"Und mir dein gestelztes Gehabe!"
 

James war sauer. Warum konnte Snape nicht ein einziges Mal wie ein normaler Mensch verhalten? Aber das war zu viel verlangt, denn dann bräuchte er eine Persönlichkeit, die über das Schnappen und Fauchen hinausging, das Snape an den Tag legte. Snape war eine Sammlerkollektion an Böswilligkeit, Verachtung, Wut, Gemeinheit und Hohn in fast allen erdenklichen Abstufungen. Warum versuchte James überhaupt, mit ihm zu reden? Masochismus?
 

Die Antwort war viel einfacher: Snape war der einzige Gesprächspartner, den er momentan hatte, was jedoch eigentlich nur bedeutete, dass James es mal mit Selbstgesprächen versuchen sollte. Das war ja nicht zum Aushalten!
 

Aber da er ein Gryffindor war, versuchte er es immer wieder.
 

"Also, was ist dein Problem?", fragte James, und auch wenn er ruhiger klang, seine Stimme war noch immer genervt.
 

Snape warf ihm lediglich einen mörderischen Blick zu und wandte sich ab wie eine beleidigte Blutwurst oder so etwas.
 

"Merlin, was bist du? Vier?"
 

"Halt die Klappe, Potter."
 

"Es kann sprechen!" James tat ganz schockiert, aber zumindest bekam er eine Reaktion.
 

Snape sah ihn finster an. Dann schnaubte er missbilligend. "Was willst du eigentlich?", fragte er mürrisch. "Kümmer dich um deinen eigenen Kram und steck deine Nase nicht in meine Angelegenheiten."
 

"Um da meine Nase reinzustecken, müsstest du deinen Zinken erst mal raushalten", erwiderte James spitz.
 

Snape sah ihn stirnrunzelnd an, aber da er nichts erwiderte, beschloss James, dass der Punkt an ihn ging. Innerlich verglich James ihren Punktestand – momentan lag er in Führung. Die meiste Zeit über war Snape nämlich eingeschnappt. Tja, das war wohl typisch Slytherin: Wenn man keine Antwort hatte, spielte man beleidigt. James rollte innerlich mit den Augen bei dem Gedanken.
 

"Vielleicht solltest du einmal aufhören, dich wie ein Hufflepuff aufzuführen, du bist nicht der einzig betroffene hier!"
 

Snape lachte hohl auf. "Was weißt du schon von Hufflepuffs? Deine einzige Verbindung zu ihnen sind deine lustigen Streiche." Er funkelte James vernichtend an. "Abgesehen davon frage ich mich, seit wann wir in einem Boot sitzen."
 

James zog die Brauen zusammen. "Da wir beide wegen derselben Sache im Krankenhaus sind –"
 

"Ich bezweifle es, denn du musst wegen eines Hirnschadens hier sein", zischte Snape.
 

"Sagt der mit der Kopfverletzung", entgegnete James bissig. "Aber mal ehrlich, du tust so, als wärst du so schlecht dran. Aber deine Todesserkumpels wird es kaum kümmern, dass du die Schule nicht beendest – da musst du nur böse sein und dich mit schwarzer Magie auskennen und alles ist geritzt."
 

Snape drehte sich zu ihm um, einen Gesichtsausdruck tiefsten Unglaubens aufgesetzt. Vielleicht war es ihm gar nicht bewusst gewesen? Als Snape jedoch den Mund aufmachte, waren es nicht die erwarteten Worte der Erleichterung, die James zu hören bekam.
 

"Wie blöd bist du eigentlich, Potter?", fauchte Snape. "Ich bin nicht mal sechzehn, du Idiot! Glaubst du wirklich allen Ernstes, dass irgendwer etwas mit einem Fünfzehnjährigen anfangen kann, der noch nicht mal seine ZAGs hat?" Er schnaufte. "Und was soll der Mist von wegen, dann wäre alles geritzt? Seit wann bist du Experte in Sachen Todesser? Bisher habe ich von dir nichts als Anschuldigungen an den Kopf geworfen bekommen, seit dem ersten Schuljahr, aber wo sind deine verdammten Beweise?" Snape schien zur Hochleistungen aufzufahren. "Ganz im Ernst, Potter, glaubst du wirklich, dass Todesser ein Berufswunsch ist, oder was? Wenn ja, wie bei Merlin glaubst du eigentlich, dass ich dadurch was zu essen auf den Tisch kriegen soll! Soll ich rumlaufen und Mundraub begehen? Außer natürlich, du kennst eine mir noch unbekannte Todesserorganisation, die ihren Mitgliedern ein festes Gehalt zahlt und die Krankenhauskosten und Miete übernimmt!"
 

James war wie vom Donner gerührt. Er blinzelte ein paar Mal, dann zuckte er die Schultern. "Na, deine Kumpels werden dir schon helfen", sagte er etwas lahm.
 

Snape fletschte die Zähne – eine Grimasse, die einen wirklich im ersten Augenblick denken ließ, dass man einen Werwolf vor sich hatte. Einen wilden Werwolf. "Klar, weil sie so herzensgut sind, was? So wie Black, der regelmäßig spendet und kleinen Kindern Süßigkeiten schenkt, wenn er nicht gerade einen Mord plant!"
 

"Das war ... unter der Gürtellinie", sagte James. "Egal, was er gemacht hat, er ist nicht wie ein Todesser!"
 

"Definitiv", höhnte Snape gehässig, "da laut euch Todesser ja keine Freunde haben – auch wenn du jetzt das Gegenteil behauptest – kann ein Todesser logischerweise seine Freunde nicht verraten und als Mordinstrumente und Mordopfer benutzen. Im Gegensatz zu deinem besten Freund auf immer und ewig Sirius Black." Er lächelte geradezu bösartig. "Das bedeutet wohl, dass Black noch schlimmer als ein Todesser ist, was?"
 

James biss die Zähne zusammen. Er versuchte, sich zurückzuhalten, aber es gelang ihm nicht. Mit einem Satz war er aus dem Bett und bei Snape. Snape riss überrascht die Augen auf, da traf ihn auch schon James' Faust mitten ins Gesicht.
 

ooOoo
 

Das erste, was Severus bemerkte, war, dass seine Nase blutete. Warm lief es über seine Lippen und tropfte von seinem Kinn auf das weiße Bettzeug. Für einen kurzen Augenblick, war das der einzige Hinweis darauf, dass er geschlagen worden war. Dann folgte eine Explosion des Schmerzes.
 

Severus schnappte nach Luft und beugte sich vorneüber, mit den Händen versuchend, den Blutfluss zu stoppen. Er hatte das unangenehme Gefühl, dass es einfach nicht aufhörte, dass es überall war – es lief ihm trotz seiner Position in den Hals und ließ ihn würgen. Er hörte, wie Potter irgendetwas sagte, und wie sich Schritte entfernten. Typisch, schoss es ihm durch den Kopf, wenn was passiert, flüchten die Gryffindors. Severus spuckte einen Schwall Blut aus.
 

"Sieht schlimmer aus, als es ist", sagte eine Stimme neben ihm. Severus sah zur Seite und erkannte eine Heilerrobe. Vielleicht hatte Potter ja doch einmal sein Hirn benutzt. Schien, als hätte er Hilfe geholt. "Ich muss mir das einmal ansehen", erklärte der Heiler ihm. "Wenn du deine Hände wegnehmen würdest?"
 

Zögerlich ließ Severus seine Hände sinken. Er musste nicht hinsehen, um zu wissen, dass sie vollkommen blutverschmiert waren. Der Heiler tskte und untersuchte Severus' Gesicht mit einem prüfenden Blick. Dann seufzte er kopfschüttelnd. Severus sah ihn finster an und wartete auf das Urteil.
 

"Scheint ein Bruch zu sein", meinte der Heiler leichthin, "aber das kriege ich in Nullkommanichts wieder hin. Nur dann bitte nicht sofort wieder verletzen – mit jedem Bruch wird es schwerer."
 

Severus runzelte die Stirn. "Bdeuded das nichd, dasses schweder sein sodde ...?" Er wusste, dass seine Nase früher schon mal gebrochen worden war.
 

Der Heiler musterte ihn eingehender. "Ja und nein. Lass mich nur machen, okay? Halt einfach nur still."
 

Severus sah aus den Augenwinkeln zu Potter, der einen seltsamen Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte. Das sollte besser ein Ausdruck von Reue sein, auch wenn es unwahrscheinlich war. Severus wusste jedenfalls, dass er sich dafür rächen würde. Vor allem, als der Heiler schließlich äußerst grob seine Nase packte und sie richtete.
 

Eine Flut an Schimpfwörtern entkam Severus und er schlug blindlings nach der Hand des Heilers. "Na, na", sagte der Heiler fast amüsiert, "man sollte meinen –"
 

"Ist mir egal, was man meint", fauchte Severus. "Das tat weh!"
 

"Aber jetzt ist alles wieder in Ordnung." Der Heiler lächelte. "Abgesehen von dem Blut, natürlich."
 

Severus beschloss, dem Heiler zu entkommen, bevor der alles nur noch schlimmer machte. Er warf Potter einen vernichtenden Blick zu und verbarrikadierte sich kurz darauf im Badezimmer. Mit einer neuen Geraderobe, auch wenn sie genauso aussah wie die vorherige. Hoffentlich dachte der Heiler daran, dass auch das Bettzeug gewechselt werden musste. Severus grummelte. Einmal mehr zeigte sich, dass Gryffindors seiner Gesundheit abträglich waren. Egal, ob alt oder jung. Bestimmt war selbst der Heiler ein Gryffindor.
 

Er riskierte einen kurzen Blick in den Spiegel. Er sah ... schrecklich aus. Seine gesamte untere Gesichtshälfte war noch mit Blut verschmiert, wenngleich es in verschiedenen Stadien des Trocknens war. Zumindest das Nasenbluten hatte aufgehört. Severus seufzte innerlich und begann, sich das Blut abzuwaschen. Und sich auch den Geschmack aus dem Mund zu spülen. Er wusste aus Erfahrung, dass er vermutlich im Verlaufe der nächsten Stunde noch Blut wieder hochwürgen würde. So gesehen hätte Severus lieber ein blaues Auge gehabt, das hatte zumindest nicht so widerliche Nachwirkungen.
 

Als er ins Krankenzimmer zurückkehrte, erwartete Potter ihn. Er sah nicht im Mindesten so aus, als würde es ihm leid tun, aber er grinste wenigstens nicht gehässig. Dann hätte Severus ihm nämlich seinerseits eine rein gehauen.
 

"Alles in Ordnung?", fragte Potter.
 

"Seh ich so aus, du Witzfigur?", schnarrte Severus. "Nicht genug, dass ihr mich ins Krankenhaus gebracht habt, jetzt musst du wohl noch dafür sorgen, dass ich länger hier bleibe!"
 

Potter wurde rot, vermutlich vor Wut. "Es würde mir reichen, wenn du endlich mal deine Fresse halten würdest, statt mich ständig so blöd anzumachen!"
 

"Dazu müsste ich erst einmal blöd sein", schnappte Severus.
 

"Beweis das Gegenteil!"
 

"Muss ich nicht – du bist der Kläger!"
 

Sie starrten sich an wie zwei Katzen. Dann drehte Severus um und kletterte wieder auf sein frisch bezogenes Bett. Er kehrte Potter den Rücken zu, was an sich eine äußerst dumme Idee war, aber er wollte seine Verachtung zum Ausdruck bringen. Außerdem konnte er Potter so viel besser ignorieren.
 

Natürlich konnte Potter es nicht ertragen, dass man ihn ignorierte. Potter badete in Aufmerksamkeit, und wenn er keine bekam, dann ging er ein wie eine Primel.
 

"Snape", begann er, jetzt wieder den ruhigen mimend, "du hast mir immer noch nicht erklärt, warum du so schlecht dran sein solltest."
 

Das war es. Der Beweis dafür, dass bei den Gryffindors Dummheit eingebaut war. Severus biss die Zähne zusammen, um sich davon abzuhalten, Potter zu fragen, wo er bei der Verteilung des Hirns war. Das konnte doch nicht angehen, dass der Idiot ihn nicht einmal fünf Minuten nach dem letzten Desaster schon wieder nervte! Wenn Dummheit klein machen würde, wäre Potter bereits vor langer Zeit von einer Ameise zertreten worden.
 

"Potter, du bist wirklich ein Unikat", sagte Severus eisig. "Sag mir einen guten Grund, warum ich dir irgendetwas erklären sollte, nachdem du mir so elegant die Nase gebrochen hast."
 

"Das war keine Absicht!"
 

Nun drehte Severus sich doch noch um. "Und das macht es in Ordnung? Ich glaube, es war auch keine Absicht, dass du durch Blacks Streich ein Werwolf wirst, aber dann ist es natürlich okay, was? Was als nächstes? Upps, ich wollte das Haus gar nicht anzünden – macht nichts, keine Absicht und alles ist in Ordnung. Sollten die Todesser sich dann patentieren lassen."
 

Potter verzog das Gesicht, aber dieses Mal schien er sich ein bisschen besser zu kontrollieren. Noch. "Du weißt, was ich meine."
 

Severus hob eine Augenbraue. "Weiß ich das? Momentan glaube ich, dass du nur nach einem weiteren fadenscheinigen Grund suchst, um mich noch einmal zu schlagen. Danke, ich verzichte."
 

Potter ließ die Schultern hängen, aber selbst wenn er tatsächlich einen anderen Plan verfolgte, sofern er denn überhaupt einen hatte, war es Severus herzlich egal. Er wandte sich ab.
 

"Hör mal, es tut mir leid", sagte Potter hinter ihm und schaffte es dabei, zerknirscht zu klingen.
 

"Erzähl das deiner Großmutter."
 

"Die ist tot."
 

"Dann erzähl es irgendwem sonst aus deiner Verwandtschaft. Ich kenne euch und eure Entschuldigungen – ihr tut nur so, und kaum ist es unnötig geworden, zückt ihr ein Messer und geht auf einen los, weil man euch dazu gezwungen hat, euch zu entschuldigen."
 

"Du hast ein verdammt schlechtes Bild von uns – von mir."
 

Severus drehte sich erneut um und starrte Potter an. "Und da wunderst du dich?", fragte er. "Ihr schikaniert mich seit unserer ersten Begegnung, weil ich nach Slytherin wollte. Ihr macht euch über alles an mir lustig – egal, ob es mein Aussehen ist, meine Kleidung, oder meine Noten. Und da fragst du dich ernsthaft, warum ich ein schlechtes Bild von euch habe? Was zur Hölle habe ich euch getan?"
 

Potter zuckte zurück. Er sah aus, als wäre er vom Blitz getroffen worden. Severus hätte es sich durchaus gewünscht.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück