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Im kalten Licht des Mondes

von

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Muskelkater und Blutergüsse

Seufzend strich sich Anko eine Haarsträhne aus der Stirn und Schaute zum Himmel auf. Die Abendsonne tauchte alles in ein feuriges Orange, und die vereinzelten Wolken erstrahlten in blutigem Rot. Das leise Zirpen der Grillen wurde vom Krächzen der Raben übertönt, die einander durch die Luft jagten und sich um die besten Abfälle stritten.

Die Taube am Morgen war glücklicherweise ein Fehlalarm gewesen, doch es hatte Anko den ganzen Tag gekostet, dies heraus zu finden. Ein angedrohter Angriff durch ein anderes Dorf. Die Dunkelhaarige musste jetzt noch grinsen, als sie daran dachte, wie sie dem Lümmel, der sich diesen dummen Scherz hatte einfallen lassen, die Ohren lang gezogen hatte. Er hatte seine Lektion fürs Leben gelernt.

Anko wandte sich zum Rand des Dorfes und durchquerte den Wald, um zu sehen, ob ihre Schülerinnen noch trainierten, denn zuzutrauen war es Evelyn allemal.
 

Evelyn und Yuna saßen nebeneinander im Gras, betrachteten das Farbenspiel des Himmels und plauderten über unverfängliche Themen. Beide hielten einen Becher Tee in Händen. Wer sie so sah, konnte meinen, dass sie schon Ewigkeiten ein Team bildeten.

„Guten Abend Sensei.“, begrüßte Evelyn Anko höflich, als diese näher trat, und nun bemerkte auch Yuna, dass sie nicht mehr allein waren. Sie war bisher von Spiel der Raben in dem Lüften zu gefangen gewesen war, um ihre Umgebung wahrzunehmen. Neben dem jungen Mädchen lag ein schön gearbeiteter Kampfstab im Gras, dessen Enden mit feinen Schnitzereien verziert waren.

„Und, seid ihr mit eurem Training voran gekommen?“, erkundigte sich Anko gutgelaunt.

„Ja.“, antwortete Evelyn. „Yuna ist nicht unfähig, was den Umgang mit einem Stab angeht.“

„Ach?“, macht die Sensei. „Dann zeigt, was ihr könnt.“

Yuna verzog das Gesicht und ließ sich von Evelyn auf die Füße ziehen, die dann mit ausdrucksloser Miene ihre Waffe von Boden auflas. Die Hellhaarige überließ Yuna den ersten Angriff, den sie ohne Mühe parierte. Evelyn griff in gemäßigtem Tempo an, denn es galt die Fähigkeiten ihrer Teamgefährtin aufzuzeigen und nicht die Überlegenheit langer Trainingsjahre hervorzuspielen. Dennoch hatte Yuna ihre liebe Not mit dem Hagel, der auf sie niederging, und nach zehn Minuten schwanden ihr die Kräfte. Anko beobachtete, wie Evelyn einige unangenehme Treffer landete. Das würde einige Blutergüsse geben. Allerdings sah Anko auch, dass es ihr zwar an Kraft und Übung mangelte, doch die Technik für den ersten Tag wirklich nicht zu verachten war.

Evelyns Klinge sauste auf die Schulter des jungen Mädchens zu, und es gelang dieser gerade so eben noch den Hieb abzufangen, doch Yunas Arme erzitterten unter der Wucht. Kurz nur war sie abgelenkt, und sofort nutzte die Silberhaarige ihre Chance. Sie trat ihrer Trainingspartnerin kräftig gegen das Schienbein. Eine hinterhältige aber effektive Attacke, die ganz Evelyns Motto entsprach: Erlaubt ist alles, was funktioniert!

Yuna verzog vor Schmerz das Gesicht und sah den Fausthieb gegen ihr Kinn nicht kommen.

Das nächste, was sie wahrnahm war, dass sie am Boden lag, und Evelyn sich über sie beugte. Sie half der Dunkelhaarigen auf die Füße und wartete noch einen Moment, bis sich deren Schwindelgefühl verzogen hatte.

„Das reicht für heute!“, bestimmte die Hellhaarige, und Yuna atmete erleichtert auf, denn ihr tat alles weh; sie fühlte sich wie gerädert.

Das ist auch besser so, ging es Anko durch den Kopf. Allein dieser Tag hatte ihr gereicht, um herauszufinden, wie sehr sich das Niveau ihrer Schülerinnen unterschied. Kein Wunder, sagte sie sich, denn Evelyn war ja schon ein Jahr älter und viel weniger behütet aufgewachsen. Ein Problem war es dennoch.

Verstimmt rieb sich Yuna das gerötete Kinn. Sie hätte gerne auch weniger fest zuschlagen können. Das war schon das zweite Mal an diesem Tag! Hoffentlich werden die nächsten Übungsstunden weniger rabiat.

„Können wir uns Morgen an einem anderen Ort treffen?“, fragte Evelyn und unterbrach so die Gedanken ihrer Teamkollegin.

„Was schwebt dir denn vor?“, wollte Anko verwundert wissen.

Evelyn beschrieb ihnen ein Felsplateau, das nicht weit von Konoha entfernt lag, und die anderen Beiden wusste, von welchem sie sprach. Yuna verzog gequält das Gesicht. Es würde schon eine Tortur werden, überhaupt dort hinauf zu gelangen. Allerdings war die Dunkelhaarige sich sicher, dass Evelyn das nicht grundlos erbat, und ihr war klar, dass sie den Grund erst am nächsten Morgen erfahren würde.
 

Yuna saß auf ihrem Balkon, schaute zum Mond auf und strich dabei gedankenverloren über den Holzstab in ihrem Schoß. Evelyn hatte gemeint, sie solle ihn behalten, da er ihr weit mehr nutzen würde.

„Und immer schön üben!“, hatte ihr Anko mit einem Augenzwinkern befohlen und sich in einer Rauchwolke verflüchtigt.
 

Aurora lag zusammengerollt unter einem Baum und beobachtete Evelyn, die sich, auf einem Stein sitzend, mit routinierten Bewegungen die Hände einbandagierte. Die Ohren der Füchsin zuckten.

„Missfällt dir etwas?“, erkundigte sich die Hellhaarige. Aurora schnappte nach einem vorbei fliegenden Spatz, der sich unter lautem Protest im den Wald flüchtete.

„Spürst du nicht ihr Misstrauen und ihre Angst?“

Evelyn lächelte leicht. „Natürlich spüre ich es.“

„Und es beunruhigt dich nicht?“

„Nein. Warum auch? Bisher hat mir niemand einen Grund dafür gegeben. Sie loten wohl noch die Möglichkeiten aus, die mir zur Verfügung stehen. Außerdem ahnen sie nichts. Wie auch? Und um auf dieses andere Problem aufmerksam zu machen, verbrauche ich nicht genug Chakra. Ich habe lange mit dem Hokage gesprochen. Er scheint nichts von dem Grund zu wissen, der meine Mutter einst zur Flucht getrieben hatte. Der Anbu-Kern geht achtsam mit seinen Geheimnissen um, zumal sie ja die Opposition zum Hokage darstellen. Nein, noch haben wir keinen Grund zur Sorge.“

„Wie du meinst.“, brummte Aurora und legte den Kopf auf die Pfoten.

Evelyn verließ ihren Platz, schmiegte sich an die Flanke der Füchsin und schaute zum sternenklaren Nachthimmel auf. Die Körperwärme der Hellhaarigen beruhigte sie, und langsam schlief sie ein. So bemerkte sie nicht, wie Evelyn aufstand, um sich wieder ihrem Training zu widmen. Sie bildete eine glitzernde Eisschicht um ihre Hände und ließ an den Knöcheln tödliche Dornen aus dem Eis wachsen. Dann wand sie sich durch die Verschiedensten Figuren des Nahkampfs.
 

Gähnend strich sich Yuna am nächsten Morgen das wild in alle Richtungen abstehende Haar hinter die Ohren. Müde stand sie auf und verzog das Gesicht, denn ein stechender Schmerz machte sich in ihrem Körper bemerkbar. Arme, Beine und Rücken brannten vor Muskelkater, sie war von Blutergüssen übersät und hatte immer noch einen Krampf in den Fingern, weil sie sich so an den Stab geklammert hatte.

Auf wackeligen Beinen stakste sie durch das allgemeine Chaos zur Balkontür und stieß sie auf. Frische Morgenluft, hellrosa Sonnenschein und Vogelgezwitscher begrüßte sie, doch Yuna konnte sich nicht daran erfreuen, denn ihre Gedanken kreisten jetzt schon um die kommenden Anstrengungen, die heute garantiert nicht milder ausfallen würden als gestern. Yuna warf einen raschen Blick auf die Uhr und beschloss – in der Hoffnung sich danach besser zu fühlen – ein Bad zu nehmen.

Es half nicht. Sie fühlte sich furchtbar und ihr war schon beim Frühstück klar, dass sie heute besser im Bett bleiben sollte, doch wagte sie es nicht, einfach das Training zu schwänzen.

Hastig zog sie sich fertig an und schnappte sich den Stab, denn sie hatte wieder einmal getrödelt und war nun im Begriff zu spät zu kommen. Mit säuerlicher Miene flitzte sie durch die noch unbevölkerten Straßen Konohas, was ihr einen trägen Blick von Kakashi einbrachte, der ebenfalls mal wieder spät dran war.
 

Yuna verharrte hinter einem Stein und sah Evelyn gebannt zu, die zuerst wie versteinert dastand, ihre Kräfte konzentrierte, um dann förmlich aus ihrer Starre zu explodieren. Es erschien wie ein Tanz, doch Yuna hatte am eigenen Leib erfahren, wie nützlich diese Übungen waren. Evelyn versetzte einem imaginären Gegner einen Tritt unter das Kinn, strauchelte nicht, sondern fing den Schwung durch eine Drehung ab. Plötzlich wanden sich schwarze Schatten scheinbar aus ihren Handgelenken hervor, die sich zu Verlängerungen der Arme formten und am Ende Klauen ausbildeten. Es sah aus, als manifestiere sich die Dunkelheit selbst. Wie Seidenschleier schwebten diese Schatten durch die Luft, als besäßen sie ein Eigenleben. Wieder verharrte Evelyn, doch eine der Klauen schoss vor und streifte eine kleine Wildblume, die daraufhin augenblicklich vereiste und in tausende Teile zersplitterte. Die andere Klaue griff in einen Felsblock hinein, die Hellhaarige holte Schwung und ließ ihre Ferse mit Wucht auf den kniehohen Stein hinabkrachen. Felssplitter regneten auf den Boden.

Das schien vollkommen ohne Mühe seitens Evelyn vonstatten gegangen zu sein, doch Yuna selbst hatte es nie fertig gebracht, dieses Kunststück zu erlernen.

Evelyn machte eine ungeduldige Handbewegung, und die Klauen verschwanden. „Guten Morgen, Yuna.“, begrüßte sie ihre Teamgefährtin mit leiser Stimme. Die Dunkelhaarige kam hinter ihrem Felsen hervor und betrachtete die Gesteinstrümmer auf dem Boden.

„Was hast du da eben gemacht? Es war beeindruckend.“ Die Technik erinnerte Yuna allerdings stark an Shikamarus Spezialität den Schattenbesitz.

„Wie soll ich das erklären?“, dachte die Hellhaarige laut nach. „Es ist mit dem Jutsu des vertrauten Geistes vergleichbar. Ich beschwöre eine Art Schattengeist herauf, durch den ich dann ein anderes Jutsu fließen lasse. In diesem Fall die Vereisung von Wasser. In dem Stein eben war eine Wasserkammer enthalten. Der erhöhte Druck des Eises hat den Stein gesprengt, wodurch kleine Risse entstanden sind, die es mir ermöglicht haben mit relativ geringem Kraftaufwand, den Felsblock in Trümmer zu legen.“

Eine ungewöhnliche Idee, nur klingt sie kompliziert, ging es Yuna durch den Kopf. Aber dieses Jutsu ist perfekt für die mittlere Distanz. Es würde mir viele neue Möglichkeiten eröffnen. Und ich musste meine Gegner nicht mehr mühselig mit dem Stab verprügeln.

„Kannst du mir das beibringen?“, fragte sie voller Eifer. Evelyn schmunzelte. „Du bist ja lerneifrig.“ Yuna zuckte leicht verlegen mit den Schultern. „Ich kann dir nichts versprechen.“, schränkte die Hellhaarige ein. „Ich habe noch nie versucht mein Wissen weiterzugeben, und dieses Jutsu ist eher instinktgesteuert. Man kann diese Schattenklauen nicht direkt lenken, da sie weder aus Chakra bestehen, noch zum Körper gehören. Man braucht einfach ein Gespür dafür. Besser vermag ich es nicht auszudrücken.“

Yuna dachte eine Weile über das Gehörte nach, dann fiel ihr etwas Anderes auf.

„Wo ist eigentlich Sensei Anko?“

„Na direkt hinter dir.“; feixte Anko amüsiert, weil es ihr gelungen war, sich unbemerkt an ihre Schülerin heranzuschleichen. Auf ihre Verspätung musste sie nicht eingehen, denn ihren Schützlingen war klar, dass sie auch noch andere Verpflichtungen hatte. Sie bedachte die reichlich lädierte Yuna mit einem spöttischen Blick.

„Na Yuna, bereit für eine neue Runde Training? Du siehst ja aus, als hättest du sehr enge Bekanntschaften mit sämtlichen Treppen Konohas gemacht.“

„Nein, ich habe Erfahrungen mit Evelyns Kampfkünsten genießen dürfen.“, gab sie trocken zurück, doch eigentlich hatte sie keine Lust auf Wortgefechte.

„Wollen wir anfangen?“, unterbrach Evelyn sie mit einem leisen Vorschlag.

„Habt ihr schon etwas Spezielles ins Auge gefasst?“, erkundigte sich Anko, da sie den ersten Teil des Gesprächs verpasst hatte. Yuna klärte sie auf und bestätigte so eine Vermutung ihrer Sensei.

Die Dunkelhaarige sah lächelnd zu, wie Evelyn ihre Teamgefährtin durch einige Aufwärmübungen trieb. Evelyn wird einmal eine sehr gute Ausbilderin werden, ging es Anko durch den Kopf. Schon heute ist sie so gut, dass ich regelrecht überflüssig bin. Erst auf Missionen werden die Beiden mich brauchen, doch das war wahrscheinlich auch der Plan des Hokages. Ich soll mich ganz auf die Beobachtung Evelyns konzentrieren können.

„Sie stellt ein Risiko dar. Wir kennen ihre wahre Gesinnung nicht und wissen nicht, was sie weiß.“, hatte er gesagt.

„Ich glaube nicht, dass sie nur hier ist, um Rache zu suchen.“, hatte Anko eingewandt.

„Aber es ist eine Möglichkeit. Achte auf sie. Wir wissen nicht wie stark sie ist.“

Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.

Ein Grund dafür, Yuna und Evelyn in ein Team zu stecken, war der freundliche Charakter der Dunkelhaarigen, der die Hoffnung nahe legte, dass ihre Teamgefährtin sich ihr öffnen würde. Yuna musste man einfach gern haben.

Besonders die beiden Ältesten hegten Misstrauen gegenüber der verlorenen Tochter des Hyuga-Clans, und der Hokage hatte dem Drängen nachgegeben und eine scharfe Überwachung angeordnet. Das sollte allerdings ein Geheimnis bleiben. Sie sollte die Chance haben sich einzuleben, gehörte sie doch so offensichtlich zu einem der bedeutendsten Clans des Dorfes. Außerdem hatte sie sich als ein erstaunlicher Quell an Wissen über andere Dörfer - deren Aufbau und Politik - erwiesen, welches sie bereitwillig preisgab, wenn man nur freundlich fragte. Niemand hatte gegen seine Entscheidung, sie diesem Jahrgang an Genin zuzuteilen, protestiert.

Jetzt blieb nur noch zu erwarten, wie sie sich entwickeln würde.
 

Evelyn und Yuna saßen einander mit unterschlagenen Beinen gegenüber, während Anko die Beiden, an einen Felsblock gelehnt, aus der Ferne beobachtete und sich so ihre Gedanken machte.

„Erst einmal müssen wir herausfinden, ob dir die Benutzung von Jutsus des Eisattributes überhaupt möglich ist.“, begann Evelyn. „Dieses Attribut ist anders aufgebaut als Andere, denn anstatt das Wasser, was ja nötig für das Eis ist, selbst zu bilden, werden die in der Luft vorhandenen Wassermoleküle eingesetzt. Diese müssen demnach erst einmal extrahiert werden.“

„Und warum schafft man das Wasser nicht? Es ist doch möglich.“, warf Yuna ein, und ihre Teamgefährtin lächelte.

„Natürlich könnte man es auch so machen, doch würde das mehr Chakra kosten. Ein Stoff oder ein Stoffgemisch wie Wasser nur aus dem eigenen Chakra zu erschaffen, ist mir zu energieaufwändig, besonders wenn größere Flächen vereist werden sollen. Was meinst du, warum man bei Windjutsus schon vorhandene Luft einsetzt? Beim Eis ist es das Gleiche, zudem kann man nicht nur Wasser einfrieren.“

„Klingt einleuchtend.“, gestand die Dunkelhaarige ein.

Evelyns Lächeln wurde breiter. „Außerdem weiß ich nicht, wie man Wasser erschafft. Eine Bildunglücke, die auf trockenem Terrain ein echtes Problem darstellt, aber ich finde bestimmt noch jemanden, der es mir zeigt.“

„Und was muss ich jetzt tun?“, wollte Yuna wissen.

„Konzentriere Chakra, und lasse es einen Ball in der Luft bilden.“

Sie tat wie geheißen und betrachtete gebannt die leuchtende Chakrakugel. Sie war groß wie eine Faust. Evelyn nickte.

„Und nun richte deine Aufmerksamkeit auf dein Chakra. Fühle es. Und fühle die Luft, die von deinem Chakra durchdrungen ist. Suche die Wassermoleküle.“

Yuna konzentrierte sich, doch es dauerte und dauerte, bis sie Erfolg hatte, denn noch nie hatte sie versucht, Chakra als weiteren Sinn zu nutzen. Es war ein seltsames Gefühl. Es war nicht wie sehen, fühlen oder riechen, sondern nur das wage Bewusstwerden dessen, womit ihr Chakra in Berührung kam.

„Wie eigenartig!“, rief die Dunkelhaarige aus. „Warum hat man uns das nicht früher beigebracht? Das ist doch eine prima Konzentrationsübung!“

Evelyn zuckte mit den Schultern. „Ich bin im Zuge meiner Ausbildung zur Medizinerin darauf gestoßen. Eher zufällig. Das gleiche Prinzip wird bei der Untersuchung einer Verletzung angewandt.“

Sie machte sich daran, Yuna die Fingerzeichen zu zeigen, die für dieses Jutsu gebraucht wurden. Die Dunkelhaarige zog die Stirn kraus.

„Sind das nicht dieselben Fingerzeichen wie für einen Feuerball?“, wollte sie irritiert wissen.

„Ja, und genau da liegt die Katz begraben. Es gibt für dieses Jutsu keine eigenen Fingerzeichen. Es ist eine Sache des Instinkts. Wenn ich eine Bezeichnung dafür finden müsste, würde ich wohl Konterjutsu benutzen, denn die Energien, die du mit den Fingerzeichen für ein Jutsu des Feuerattributes heraufbeschwörst, müssen ins Gegenteil verkehrt werden. Also statt Hitze soll Kälte entstehen. Eigentlich ist das Eiselement eine Mischung aus Wasser und Wind, aber ich habe das schon immer etwas anders gemacht.“

„Das ist umständlich.“

„Ich habe nie behauptet, es sei anders. Und noch etwas: Wenn du das eben Erklärte zuwege bringst, dann bildet sich Eisnebel. Das ist aber nicht der Sinn der Sache. Um dem Eis eine Form zu geben, musst du die Wasserteilchen auf einen Punkt konzentrieren, dann kannst du es jede beliebige Form annehmen lassen. Verstanden?“

Yuna nickte langsam. Das ist ja genauso umständlich, wie ein wirklich hochrangiges Genjutsu, ging es ihr durch den Kopf.

„Im Prinzip weiß ich, wie es geht. Muss ich irgendwelche Risiken beachten?“

„Du könntest statt Eis Feuer erschaffen, und solltest du zu viel Chakra einsetzen, hüllst du uns in ein Inferno.“ Sie sagte das ohne Regung in der Stimme und sah ihrer Teamgefährtin unverwandt in die Augen. Yuna schluckte.

„Ich werde es wohl einfach versuchen müssen?“

Evelyn sagte nichts.

Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch formte sie in höchster Konzentration die Fingerzeichen, und wurde dabei sehr genau von ihrer Teamgefährtin beobachtet. Sie würde eingreifen, sobald es nötig wäre. Yuna ließ ihr Chakra in das Jutsu fließen und versuchte in verzweifelter Anstrengung, Kälte zu schaffen, doch wurden ihre Handflächen bald unerträglich heiß, und sie verlor die Kontrolle über die Menge an Chakra, das ihr aus dem Körper strömte.

„Evelyn...“, piepste sie ängstlich, doch es war bereits zu spät. Zwischen ihren Handflächen hatte sich eine Flammenkugel gebildet, die innerlich zu pulsieren schien und eine alles verzehrende Hitze abstrahlte, wie eine kleine Sonne. An Yunas Händen bildeten sich Brandblasen. Evelyn, die dieses Ereignis beinahe vorhergesehen hatte, handelte in Bruchteil eines Herzschlages. Sie schnellte vor, riss Yuna die Hände auseinander, stoppte so das weitere Einspeisen von Chakra und ließ so die angestaute Energie frei, die sich in horrenden Mengen angestaut hatte. Sie warf sich auf ihre Teamgefährtin und schuf einen schützenden Eispanzer um sie herum.

Anko schaffte es gerade noch, sich hinter einem Stein in Sicherheit zu bringen, bevor sich Yunas Nova entlud. Flammen umtosten unkontrolliert Felsen und Grate und hinterließen schwarze Schlieren auf dem Gestein. Das Herz schlug Anko bis zum Hals.

Schlagartig ließ Evelyn das Eis um sie herum schmelzen, um ihnen nicht die Atemluft zu rauben, sodass sie beide sofort bis auf die Knochen durchnässt waren. Yuna prustete und besah sich die von ihr angerichtete Verwüstung.

„Verzeihung.“, murmelte sie verschämt, doch Evelyn war vollkommen ruhig und entspannt.

„Yuna, dein Talent liegt eindeutig eher im Feuer, und da kann ich dir nicht helfen. Du solltest besser Anko bitten, dich darin zu unterrichten.“

Wie gut, dass wir unser Training heute hierher verlegt haben, ging es der Hellhaarigen durch den Kopf. Sonst stünde jetzt der halbe Wald in Flammen. Das nenne ich mal inneres Feuer.
 

Nach diesem hohen Chakraverbrauch war Yuna so müde, dass es keinen Sinn machte noch weiter zu trainieren, und so wies Anko ihre Schützlinge an, sich einen freien Tag zu machen.

Sofort schwang sich Evelyn mit einem zufriedenen Lächeln, nass wie sie war, auf Auroras Rücken und verschwand für einige Stunden spurlos. Anko wurde ganz flau im Magen, während sie, wie sie hoffte, einigermaßen unauffällig jeden Winkel des Dorfes absuchte. Ohne Erfolg.

Der Hokage hatte sehr deutlich gemacht, dass ihnen etwas wie die Sache mit Orochimaru keinesfalls wieder passieren durfte, nur weil sie es an Aufmerksamkeit mangeln ließen.

Yuna dagegen ging geradewegs nach Hause, wechselte die Kleider und legte sich wie eine alte Eidechse in die Sonne. Den Rest des Tages verbrachte sie damit, träge vor sich hin zu dösen.

Anko stieg die Treppe zu dem Balkon unter den steinernen Köpfen der Hokage hinauf und ließ den Blick über das friedlich im warmen Sonnenschein ruhende Konohagakure schweifen.

„Guten Tag, Anko.“, ertönte eine sanfte, freundliche Stimme hinter ihr, und sie drehte sich erstaunt um, denn sie hatte niemanden kommen hören. Der Hokage stand schräg hinter ihr und blickte ebenfalls auf das Dorf hinab.

„Meister Hokage.“, sagte sie respektvoll, und er trat neben sie.

„Wie entwickelt sich Evelyn?“

Anko kräuselte die Stirn. „Was soll ich sagen? Sie tut nichts besonders Außergewöhnliches; sie ist nur noch sehr undurchschaubar und distanziert, aber ich glaube, sie mag Yuna. Sie hat ihr Training übernommen. Ich fühle mich fast ein wenig überflüssig.“

„Nun, so war es gedacht.“ Der Hokage lachte leise. „Jeder mag Yuna. Sie ist der Typ Mensch, dem alle Herzen zufliegen.“

„Da muss ich ihnen recht geben. Früher war sie ein echter Quälgeist, besonders, wenn sie Unfug mit Naruto ausgeheckt hat, und trotzdem konnte ihr keiner böse sein. Man kann ihr noch nicht einmal ihre ständige Unpünktlichkeit übel nehmen.“

„Und was hält Yuna von Evelyn?“

„Viel. Ihr Verhältnis zueinander ist ein wenig eigenartig. Ich glaube, Evelyn ist für sie eine Art große Schwester. Yuna hängt regelrecht an ihren Lippen. Evelyn ist sehr reif für ihr Alter. Sie wird später mal eine hervorragende Ausbilderin abgeben. Sie kann gut erklären und es scheint ihr Freude zu bereiten. Sie sind ein gutes Team.“

Der Hokage lächelte zufrieden, doch dann kam ihm noch etwas Anderes in den Sinn und ein Schatten legte sich auf seine Züge.

„Hat sie etwas über ihre Vergangenheit erzählt?“

Anko seufzte. „Nein, in diesem Punkt ist sie sehr verschlossen. Sie hat wohl schon Einiges hinter sich.“

Plötzlich ertönte über ihnen ein Rascheln und ein Stein kullerte den Steilhang hinunter. Beide sahen auf. Ein kaum katzengroßer Jungfuchs stürzte dem Stein hinterher, doch bevor er auf dem Balkon aufschlagen konnte, packte ihn jemand am Nackenfell. Das bedauerliche Geschöpf fiepte und zappelte, ob der unsanften Behandlung.

Evelyn war von einer Staubwolke begleitet den Hand herabgeschlittert und hielt den jungen Fuchs nun wie ein Neugeborenes in den Armen. Ihr Haar war voller trockener Blätter, und sie machte einen staubigen Eindruck.

„Verzeiht die Störung.“; bat sie und legte sich den Fuchs wie einen lebenden Pelzkragen um den Hals. Er strampelte, und eine seiner Pfoten hinterließ eine Schmutzschliere auf ihrer Wange, was die Hellhaarige jedoch nichts auszumachen schien. Über dem Arm trug Evelyn einen Korb voller Kräuter.

Jetzt weiß ich, wo du gesteckt hast, ging es Anko durch den Kopf.
 

Ein monotones Summen riss Yuna kurz nach Sonnenaufgang aus dem Schlaf. Erst war sie verwirrt und versuchte, den nervtötenden Ton zu ignorieren, bis sie begriff, dass es ihr Wecker war, der sie störte. Sie brummte unwillig und hieb auf den Knopf des Geräts. Sie drehte sich in ihre Decken um, doch ihr wurde schnell klar, dass sie nicht mehr würde einschlafen können – was nur gut war. Gähnend richtete sie sich auf und starrte einen Moment ins Leere, währen sie sich mühte, sich an ihren Traum zu erinnern, doch sie wusste nur noch, dass er sehr lebendig gewesen war. Schließlich gab sie es auf und schlich im Schneckentempo ins Bad. Obwohl sie trödelte, hatte sie sogar noch genug Zeit, um in Ruhe zu Frühstücken – nur eines vergaß sie: sich das Haar zu bürsten. Daher sah sie aus wie ein geplatztes Sofakissen, als sie gemächlich das Haus verließ. Ihr fiel das nie auf, doch die Dorfbewohner grinsten jedes Mal nachsichtig, denn selten passierte ihr das nicht.
 

Evelyn erwartete sie schon vor ihrem Haus, doch Anko war nirgends zu sehen. Die Hellhaarige bedachte ihre Teamkollegin zwar einen skeptischen Blick zu, verlor jedoch kein Wort über das Chaos auf ihrem Kopf.

„Anko musste zu einer dringenden Aufklärungsmission und wird vermutlich einige Tage unterwegs sein. Wir sollen entweder alleine trainieren, oder uns einem anderen Team anschließen.“, sagte sie statt einer Begrüßung.

„Warum begleiten wir Anko nicht?“, wollte Yuna verdutzt wissen.

„Weil eine Gruppe beim Bespitzeln auffällt.“

„Oh... klar, hab nicht darüber nachgedacht.“, sagte die Dunkelhaarige unbekümmert. „Irgendwie ist Anko ziemlich oft weg, oder?“

Evelyn zuckte mit den Schultern. „Berufsrisiko.“, meinte sie nur und jagte Yuna durch ihre spezielle Aufwärmübung. Es ging darum, den Körper in schier unmögliche Verrenkungen zu biegen, die sich nicht eben selten als äußerst schmerzhaft entpuppten.

„Ich begreife nicht, wie du das schaffst Evelyn.“, jammerte Yuna.

„Pure Übung, deshalb machen wir das ja. So kannst du dich später besser aus dem Griff deiner Gegner winden.“

„Können wir nicht etwas Anderes machen?“

„Nun, wie wäre es mit einem Übungskampf?“

Während des Kampfes fiel Yuna auf, dass Evelyn für ihre Jutsus gar keine Fingerzeichen brauchte. Sie wunderte sich und machte sich, wenn sie gerade nicht zu sehr mit der Erwehrung ihrer mit grünlichen Flecken übersäten Haut beschäftigt war, natürlich so ihre Gedanken über die Vorteile, die man sich so erstreiten konnte, doch wollte ihr beim besten Willen nicht einfallen, wie ihre Teamgefährtin das anstellte. Sie traf gerade den Entschluss, Evelyn danach zu fragen, als die Hellhaarige den Kampf beendete.

Schweratmend lehnte sich Yuna an einen Baum – würde sie sich auf den Hintern fallen lassen, würde ihr das einen energischen Rüffel eintragen – und strich sich das Haar aus dem Gesicht.

„Du Evelyn, sag mal, habe ich es mir nur eingebildet, oder benutzt du fast nie Fingerzeichen für ein Jutsu?“

„Ah, du hast es also bemerkt.“, antwortete sie mit einem angedeuteten Lächeln. „Und du fragst dich jetzt, wie ich das anstelle?“

Yuna nickte.

„Nun, ein Jutsu besteht aus zwei Komponenten, die einander benötigen. Das sind die Energie und die Struktur. In diesem Fall ist das Chakra die Energie und die Fingerzeichen bilden die Struktur respektive die Form, wenn du so willst. Die Fingerzeichen geben dem Chakra demnach vor, was aus ihm wird. Beispielsweise, dass sich die Energie Chakra in die Energieform des Feuers umwandelt. Wenn du aus der dir eigenen Energie Materie erschaffen möchtest, ist das natürlich mit einem viel höheren Kraftaufwand verbunden.“

„Du sagtest: In diesem Fall. Gibt es denn eine Möglichkeit, andere Energien neben dem Chakra für ein Jutsu zu benutzen?“

„Ja, die gibt es schon, zumindest in der Theorie, doch dieses Thema würde uns sehr tief in die Physik führen. Wenn du magst, erkläre ich dir meine Vermutung ein anderes Mal. Es ist sehr kompliziert, aber ein ungleich faszinierendes Thema.“

„Äh... nein danke. Lass mal Evelyn.“

Die Hellhaarige zuckte mit den Schultern. „Wo bin ich stehen geblieben? Ach ja. Um deinem Chakra die Struktur eines Jutsus zu geben, brauchst du die Fingerzeichen nicht zwingend. Sie sind wenn man es genau nimmt nur eine Hilfestellung, um Fehler zu vermeiden. Jedes Jutsu hat seine ganz eigene Form, bevor das Chakra den Körper verlässt und aktiv wird. Wenn es dir gelingt dein Chakra in diese Form, Muster, Struktur, oder wie man es auch immer nennen mag, zu zwingen, dann werden Fingerzeichen überflüssig. Was zu dieser Methode allerdings gesagt werden muss ist, dass dies mit einem großen Ausmaß an strengster Konzentration einhergeht. Schweift man nur ein wenig ab, wird das Jutsu scheitern, und die Folgen davon kann noch nicht einmal ich einschätzen. Es könnte in einem Desaster enden. Um diese notwendige Konzentration zu erlernen, gibt es eine spezielle Technik. Willst du es lernen?“
 

Mit vor Erstaunen großen Augen folgte Yuna Evelyn in ein kleines Nebengebäude etwas abseits von der Heimstatt der Hellhaarigen, welches ihr offensichtlich als Werkstatt diente. An Haken an den Wänden und auf etlichen Regalen verteilt lagerten Werkzeuge, die dem Tischlerhandwerk zugehörten. Der Boden aus dicken Holzbohlen war mit kleineren Häufchen aus Holzspänen besprenkelt, und im hinteren Teil der Hütte lag feinsäuberlich Feuerholz gestapelt. Auf einer Werkbank warteten die kunstvoll verzierten Einzelteile eines Stuhls auf ihre Vollendung. Yuna sah auf und staunte nicht schlecht, denn sie hatte noch nie ein Pfettendach von innen gesehen.

Mit einer knappen Geste bedeutete Evelyn ihr, auf einem Schemel Platz zu nehmen und setzte sich selbst auf einen großen Holzklotz.

„Hier kann ich dich weiter unterrichten, ohne meine Arbeit ruhen lassen zu müssen.“, merkte das feingliedrige Mädchen an. „Schließ die Augen und versetze dich in einen Zustand vollkommener inner Ruhe. Lass alles Störende aus deiner Aufmerksamkeit verschwinden und richte deine Wahrnehmung gänzlich auf das Pulsieren des Blutes, das Rauschen des Chakras und deine freien, ungelenkten Gedanken und Erinnerungen. Gib mir bescheid, wenn du meinst, ein Stadium erreicht zu haben, da dein Körper hinter dir zurück zu bleiben scheint, dann hast du die tiefe Meditation erreicht, die für die weiteren Schritte nötig ist. Lausche deinem Unterbewusstsein! Das ist das Ziel dieser Übung. Ich werde unterdessen dieses Möbelstück fertig stellen. Lass dich nicht ablenken! In einem Kampf musst du imstande sein, diesen Zustand der Konzentration und Ruhe im Bruchteil eines Herzschlags zu erreichen.“

Yuna mühte sich redlich, ihrer Anweisung folge zu leisten, doch das war leichter gesagt als getan, denn Evelyn hobelte ungerührt an ihrer Armlehne weiter. Gerade als in der Dunkelhaarigen die Hoffnung gereift war, sie möge nun endlich fertig sein, da durchzog das nervtötende Geräusch von grobem Schleifpapier auf Holz den Raum. Yuna verzweifelte schier. Wie sollte bei diesem Lärm irgendjemand zur Ruhe finden.

Plötzlich brach Evelyn ihre Tätigkeit ab.

„Yuna, du bist zu verkrampft. Entspann dich und achte nicht auf deine Umgebung. Ignorier die Aktivität um dich herum.“

„Aber genau das kann ich nicht! Das widerspricht allem, was ich bisher gelernt habe!“

„Ich verstehe. Es ist das Umdenken, das verlassen alter Pfade. Ein Ninja, der nicht Acht gibt, lebt kurz. Das macht jedem Probleme. Warte ich helfe dir.“
 

Evelyn kam mit einer wunderschönen Okarina zurück; einem bauchigen, flötenähnlichen Instrument. Sie setzte sich wieder auf ihren Holzstapel und schlug eine schwermütige Melodie in Moll an, und yuna überließ sich dieser melancholischen Weise, die ihren Geist davontrug und sämtliche störenden Empfindungen hinfort spülte. Die Dunkelhaarige hatte plötzlich das Gefühl in einem warmen, freundlichen Nichts zu schweben. Sie lauschte auf ihren Körper, hörte dem eigenen Herzschlag mit einer Intensität, dass sie sich wunderte, warum sie nicht ständig davon abgelenkt wurde. Vor ihrem inneren Auge zogen Ereignisse aus ihrer Vergangenheit vorbei, doch sie empfand nichts dabei. Auch störte sie es nicht, wie Evelyn ihr Spiel einstellte und sich wieder ihrer lärmenden Beschäftigung zuwandte. Yuna nahm diese Dinge zwar am Rande wahr, doch sie drangen nicht bis in ihr Bewusstsein vor, sodass sie sich träumend wähnte, nur dass sie sich später an alles erinnern können sollte.
 

Evelyn musste Yuna mehrmals leicht anstoßen, bis die Dunkelhaarige in die Realität zurückgekehrt. Sie fühlte sich geistig ausgeruht, wie nach einigen Stunden Schlaf. Zufrieden streckte sie sich und sah dann irritiert zum Fenster. Tatsächlich hatte sie nämlich lediglich eine halbe Stunde geruht.

„Du hast gemerkt, dass diese Art der Meditation sehr effektiv ist.“, begann Evelyn und wurde sogleich von Yuna unterbrochen. „Es ist klasse! Warum hat man uns das nicht schon längst beigebracht? Denk nur, wie viel Zeit wir auf Missionen sparen könnten!“

Die Silberhaarige hob die Hand, um ihrem Redefluss Einhalt zu gebieten. „Dazu wollte ich gerade kommen, Yuna. Es gibt hierbei nicht nur einen Haken. Erstens ruhst du zwar deinen Geist aus, nicht aber deinen Körper, und so wird dich die Erschöpfung einholen, wenn du es am wenigsten erwartest. Außerdem besteht die Gefahr, nicht mehr aus dieser Phase der inneren Versenkung zurück zu finden. Ich habe bereits von Menschen gehört, die, ohne es zu bemerken, verdurstet sind. Manche haben sich auch selbst verloren und sind dem Wahnsinn anheim gefallen. Diese Technik wurde ursprünglich entwickelt, um sich selbst zu finden, doch nicht jeder Mensch kann ertragen, was er findet. Ich bin imstande vier bis fünf Tage den Schlaf durch ebendiese Meditation zu ersetzen, ohne größere Leistungseinbüßen hinnehmen zu müssen, doch man zahlt seinen Preis dafür. Sag, hattest du das Gefühl, diese Phase eben jederzeit beenden zu können?“

Yuna dachte lange darüber nach und musste schließlich gestehen, dass sie es nicht wusste.

„Das ist es, was ich meine.“, sagte Evelyn.

„Ich verstehe, doch inwiefern hängt diese mentale Übung mit dem Training zusammen?“

„Das werde ich dir später erklären. Nun will ich dich erst einmal lehren, wie man diesen Zustand sehr schnell und ohne die Zuhilfenahme eines Jutsus zu erreichen. Dann werde ich dir zeigen, wie man seine Gedanken darin richtig steuern kann und wie man die Meditation selbstständig beendet.“



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Von:  fahnm
2012-07-19T22:09:33+00:00 20.07.2012 00:09
Super Kapi^^


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