Kapitel 7
Als Natsu am nächsten Morgen aufwachte, bemerkte er, dass er neben Lucy im Bett lag. Er musste wohl geschlafwandelt sein. Das lag wahrscheinlich daran, dass er sonst auch immer mit in ihr Bett kam, während sie schlief. Er sah in Lucy’s schlafendes Gesicht und musste Lächeln. Sie sah noch immer so süß aus. Nach einer kurzen Überlegung verging dem Dragon Slayer aber das Lächeln, als er daran dachte wie Lucy wohl reagieren würde, wenn sie aufwacht und bemerkt das er neben ihr liegt. Natsu schluckte. Er konnte sich schon gut vorstellen wieder einmal aus dem Bett gekickt zu werden oder sich eine zu fangen. Das würde ziemlich wehtun, egal was von diesen Sachen sie machen würde. Also entschied er sich aufzustehen. Er drehte sich nochmal um, als er vom Bett runter war. Lucy schien richtig entspannt zu sein. Ganz im Gegensatz zu den letzten Tagen. Sie ging ihm irgendwie aus dem Weg, oder bildete er sich das nur ein? Dadurch, dass er den Stuhl anscheinend stehen lassen hat, als er geschlafwandelt war, nutze er die Gelegenheit um sich zu setzen. Woran konnte es nur liegen das Lucy ihm aus dem Weg gehen will?
Nach einer längeren Überlegung kam ihm ein Gedankenblitz. Lag es etwa an Lisanna? Das konnte gar nicht sein. Lucy und Lisanna waren immerhin Freundinnen. Also warum sollte Lucy ihm aus dem Weg gehen? Nur weil Lisanna- Natsu unterbrach seine Gedanken. Das war es. Das musste der Grund sein. Lisanna hing ihm ja die letzten Tage ziemlich an den Versen. Ihn störte das nicht. Schließlich mochte er Lisanna ja. Aber wie Lucy darüber denkt, daran hatte er bis jetzt gar nicht gedacht. Bevor Lisanna zurückkam, bestand sein Team immerhin nur aus ihm, Happy und Lucy. Nur ab und zu waren auch mal Gray und Erza dabei. Aber da war Lucy ihm nicht aus dem Weg gegangen. Wahrscheinlich fühlte sie sich vernachlässigt. Das konnte er gut verstehen. Immerhin hingen er und Lucy sonst täglich zusammen rum. Und in letzter Zeit hatte er sie ziemlich oft sitzen gelassen wegen Lisanna. Sie fühlte sich einsam. Das musste es sein.
Natsu strich Lucy ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Irgendwas in ihm sagte, dass er mehr für sie empfand als nur eine Freundschaft. Er wusste aber nicht wie man so etwas nannte. War es vielleicht das, was alle ´Liebe´ nannten? Es war gut möglich. Nur hatte Natsu bisher noch keine Erfahrungen mit der Liebe gemacht. Sein Körper bewegte sich wie von selbst, als er sich zu Lucy runterbeugte und sie sanft auf die Lippen küsste.
Erst einige Sekunden später wurde ihm bewusst, was er da eigentlich tat. Er schreckte hoch und wurde extrem rot um Nase rum. Mit seiner rechten Hand bedeckte er seinen Mund. Was hatte er da gerade getan? Er hatte doch tatsächlich Lucy geküsst. Seinen Nakama! Bei diesem Gedanken fiel er nach hinten und landete sitzend auf dem Stuhl, den er vor ein paar Minuten umgedreht hatte. ~Was habe ich getan?! Wieso habe ich das getan?! Ich versteh das nicht!~,dachte Natsu sich. Er hatte Lucy soeben ihres ersten Kusses beraubt. Das wusste er genau, da Cana erst letztens wieder rausposaunt hatte das Lucy noch nie einen Freund hatte. Woraufhin jeder schlussfolgern konnte, das sie auch noch nie ihren ersten Kuss hatte. Sogar Natsu konnte sich das denken. Und jetzt, hatte er ihr, genau diesen ersten Kuss, geraubt. Er hätte sich selbst dafür Ohrfeigen können. Was war nur in ihn gefahren?
Als Lucy dann langsam aufwachte, setzte sie sich aufrecht hin, streckte ihren linken Arm in die Luft und hielt sich die rechte Hand vor den Mund und gähnte. Sie sah nah rechts und bemerkte das Natsu noch immer da war. Und er war rot im Gesicht. Rot war sogar noch untertrieben. Diese röte die er im Gesicht hatte konnte man gar nicht mit Worten beschreiben. „Natsu?“ Der Angesprochene erschrak und fiel vom Stuhl. Dann rutschte er ein Stück nach hinten. „Was hast du denn, Natsu? Ist alles okay? Du bist so rot im Gesicht. Ich mach mir Sorgen.“ Lucy war wie eine andere Person. Es war keine Spur von Trauer, Wut oder Entsetzten in ihrem Gesicht zu sehen. Sie wollte auch dieses Mal gar nicht, dass er aus ihrer Wohnung verschwindet. Ob sie wohl den Kuss mitbekommen hatte?
Die Stellargeistmagierin stand auf und hockte sich zu ihm hin. „Du, Natsu?“ „W… was ist, Lucy?“ „Es tut mir leid.“ Was? Wieso entschuldigte sie sich denn bei ihm? „W… wofür entschuldigst du dich denn?“ „Dafür das ich dir andauernd aus dem Weg gegangen bin. Das hätte ich nicht machen dürfen. Tut mir leid, dass ich nicht an deine Gefühle gedacht habe. Kannst du mir verzeihen?“ „K… klar. Ist doch nicht so schlimm.“ Lucy kam mit ihrem Gesicht immer dichter an Natu’s Gesicht. Sie krabbelte sogar zu ihm hin. Er versuchte Abstand zu gewinnen, indem er immer weiter nach hinten rückte. Bald aber konnte er die Wand an seinem Rücken spüren. Lucy sah ihn ernst an, als wenn sie ihn untersuchen würde, ob er etwas verbergen würde. „Natsu.“, fing sie mit einer ernst klingenden Stimme an. „J… ja?“ „Bist du vielleicht krank.“, kam es nun, eher besorgt als ernst. „Was? Wie kommst du darauf?“ „Du bist rot im Gesicht.“ „Na und? Ich hab ja kein Fieber.“ „Woher willst du das wissen? Deine Körpertemperatur ist doch sowieso höher, als die der anderen. Also woher willst du wissen das du nicht doch Fieber hast?“ Da hatte sie allerdings Recht. Mit Fiebermessen würde man bei ihm nicht weit kommen. „Ich hab aber kein Fieber. Das kannst du mir glauben.“ „Ich glaub es dir aber nicht. Du wirst heute hier bleiben und bekommst Bettruhe von mir verschrieben. Ich werde heute deine Krankenschwester sein.“, sagte Lucy mit einem liebevollem Lächeln. Diesem Lächeln konnte Natsu einfach nicht wiedersprechen.
„Na los! Ab ins Bett mit dir!“ „Was? Etwa in dein Bett?“ „Klar. Siehst du hier sonst noch irgendwo ein Bett?“ „Ähm… Nein.“ Der Dragon Slayer stand auf und begab sich in das Bett von Lucy. „Brauchst du irgendwas?“ „Nein. Im Moment nicht. Danke.“ „Okay. Aber sag Bescheid, wenn du etwas brauchst.“ „Ja, werd ich machen.“ Natsu sah noch zu wie Lucy sich ins Bad begab und vertiefte sich dann in seine Gedanken. ~Wow. Lucy ist richtig nett. Es ist ja nicht so, dass sie sonst nicht nett ist, aber die letzten Tage ist sie mir ja aus dem Weg gegangen. Und den Kuss scheint sie ja zum Glück nicht mitbekommen zu haben.~
Lucy setzte sich auf den Rand der Badewanne und legte ihren Kopf in ihre Hände, die sie mit den Ellenbogen auf ihre Knie stützte. Sie dachte noch einmal an den Kuss zwischen Natsu und Lisanna. Haben sie sich wirklich geküsst? Vielleicht haben sie und Juvia sich das ja nur eingebildet, weil es so aussah. Es wäre nicht das erste Mal, das, wenn man eine Person von hinten sieht und dann eine andere Person vor genau dieser Person steht, die mit dem Rücken zu einem ist, und die Augen zu hat, es so aussieht als wenn sie sich küssen würden. Und genau das war auch der fall bei Natsu und Lisanna, nur das Lisanna Natsu dabei noch umarmt hatte. Lucy hoffte inständig das sie und Juvia sich irrten mit dem Kuss.
Gray kam gerade bei der Gilde an. Sofort fiel ihm auf das Natsu nicht da war. Er ging zu Happy der bei Mira auf dem Tresen saß und genüsslich seinen Fisch aß. „Hey Happy. Wo ist der Flammenschädel?“ „Keine Ahnung. Der ist gestern nicht nach Hause gekommen. Er schläft wahrscheinlich wieder bei Lucy.“ „Was? Er kann doch nicht einfach so bei ihr schlafen?“ „Warum denn nicht? Das machen er und ich öfters. In Lucy’s Wohnung ist es echt bequem.“ „Ich weiß, dass es da bequem ist. Ich war auch schon oft genug da.“ Juvia, die sich wieder einmal hinter einem der vielen Pfeiler versteckte und Gray beobachtete, hörte die Unterhaltung mit an. ~Schon wieder diese Lucy! Sie soll ihre Finger von Juvia’s Gray-sama lassen!~, dachte sich die Wassermagierin, während sie ein kleines Stück vom Pfeiler abbrach. Juvia wollte mit Gajeel über ihr Problem reden und fing an ihn zu suchen, fand ihn aber nirgends. Sie dachte sich das er vielleicht grad einen Auftrag erledigt und wollte dann wenigstens Levy fragen was Lucy's schwächen sind. Aber auch Levy war nirgends zu finden. Also ging sie zu den anderen Mitgliedern von Shadow Gear, Jet und Droy, um sie zu fragen wo Levy ist. Die einzige Antwort die sie bekam war: „Sie ist sicher wieder mit diesem Typen unterwegs.“ Bei dem Gesicht das die beiden zogen konnte Juvia sich sicher sein, das sie von Gajeel redeten. Sie mochten ihn noch immer nicht. Dabei weiß Juvia ganz genau das Gajeel auch sehr nett sein kann. Aber das sagt er ja nicht einfach mal so in der Gilde.
Juvia ging geknickt zur Theke. Keiner war da mit dem sie über ihre Probleme hätte reden können. Plötzlich vernahm sie ein „Was hast du denn Juvia?“ links von ihr. Sie blickte nach links und lief rot an. Da hatte sie sich doch tatsächlich ausversehen neben Gray gesetzt! „A... ach es ist nichts! J… Juvia fühlt sich nur nicht so gut!“ „Warum kommst du dann hierher? Du solltest besser zu Hause bleiben, wenn du dich nicht so gut fühlst.“ „G… Gray-sama hat ja Recht.“, sagte Juvia und stand auf. „Soll ich dich vielleicht begleiten?“, fragte Gray nach. „W… was? G… Gray-sama würde Juvia nach Hause bringen?“ „Klar. Nicht das du noch unterwegs umkippst oder so.“ Juvia fühlte sich, als wenn sie im siebten Himmel wäre. Nie hätte sie sich zu träumen gewagt, dass Gray sie eines Tages mal nach Hause bringen würde. Jetzt stand auch Gray auf und legte seine linke Hand auf ihre rechte Schulter. „Wollen wir losgehen?“, fragte er sie mit einem charmanten Lächeln. „Du maaaaaaaaagst sie!“, kam es nun von Happy, der noch immer an seinem Fisch saß. Gray drehte sich um und schrie ihn an: „Tu ich gar nicht!!“, dann würde er aber leiser und hing noch ein „zumindest nicht auf diese Weise.“ ran. Er schnappte sich Juvia’s Hand und ging mit ihr in einem flotten tempo nach draußen. Juvia, die durch das Händchen halten, nun rot wie eine Tomate war, fing an zu stottern.
Als die beiden fünf Minuten gegangen waren, blieb Gray stehen und sah Juvia an. „Also? Wo wohnst du?“ Juvia brachte noch immer nur stottern raus. „Was ist denn?“ Sie zeigte auf ihre Hand, die noch immer von Gray’s Hand gehalten wurde. „Woah!!“, rief dieser daraufhin und ließ schnell Juvia’s Hand los. „S… Sorry!“ „Sch… schon ok.“, sagte sie nur und sah mit einem knallrotem Gesicht zu Boden. „W… wollen wir??“ „Ja.“, antwortete Juvia mit einem Nicken. Beide setzten sich in Bewegung und gingen zu Juvia’s Wohnung. Als sie dann da ankamen drehte Juvia sich zu Gray. „Gray-sama ich…“ „Juvia ich…“ setzten beide gleichzeitig an. Genauso gleichzeitig wurden beide rot und sagten: „Was wolltest du sagen?“ „Ich? Gar nichts! Und du?“ Sie zuckten zusammen, als sie bemerkten, dass sie im Chor sprachen. „Ähm… Möchtest du vielleicht noch kurz mit reinkommen, Gray-sama?“, fragte Juvia leicht zögerlich. „Ähm.. Klar. Warum nicht.“, erwiderte er ihre Einladung. Als sie dann ihre Wohnung betraten, war das erste was Gray auffiel, die vielen Bilder von ihm. „Ähm. Juvia?“ „Ja?“, sagte die Angesprochene als sie sich mit einem Lächeln umdrehte. „A… ach nichts.“ „Oh okay.“
Nach einer kurzen Zeit des Schweigens fragte Juvia: „Möchtest du vielleicht was trinken, Gray-sama?“ „Ja gerne.“ „Ist Wasser okay?“ „Ja.“ Er setzte sich auf Juvia’s Bett, während diese auf den Weg zur Küche war. Ihre Wände waren wirklich reichlich mit Bildern von ihm bestückt. Was hatte das zu bedeuten? Warum hatte sie so viele Bilder von ihm in ihrer Wohnung? Er drehte sich um und bemerkte ein Plüschtier auf dem Bett. Nach einer längeren Überlegung, ob er sich das Stofftier mal genauer ansehen sollte, beschloss er es zu machen und griff danach. Es sah irgendwie aus wie er, dachte sich der Magier. Das kann nicht sein. Wenn man aber an die Wände mit den vielen Bildern von ihm dachte, wäre es schon gut möglich, dass das Plüschtier ihn darstellen soll.
Als dann Juvia mit dem trinken kam legte er das Plüschtier schnell wieder weg. „Bitte sehr, Gray-sama.“, sagte sie mit einem erneuten Lächeln auf den Lippen, was ihr sehr gut stand, seiner Meinung nach. „Danke.“ Er nahm das Glas und trank davon. „Du, Juvia.“ „Ja, Gray-sama?“ „Ich wollte dir etwas sagen.“ „Was denn?“ „Könntest du dich vielleicht neben mich setzten.“ „Klar, Gray-sama!“, rief sie und schien überglücklich darüber. „Was möchtest du Juvia denn sagen, Gray-sama?“ „Es ist nur das…“
