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Drogensucht - Bis(s) das Leid ein Ende hat

Wenn das Schicksal zuschlägt
von

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Lauernde Gefahr...

Bella ist wieder an der Reihe.

Es sind seit diesem kokainhaltigen Abend 10 Wochen vergangen.

Also ein kleiner Zeitsprung^^
 

Viel Spaß!
 

***********
 

Bella POV
 

Wir waren bester Laune. Die Tage blieben mehr und mehr trocken. Die versteckte Sonne, wärmte auch diesen Teil des Landes langsam auf. Auf unsere Winterjacken konnten wir verzichten, was nicht nur bequemer, sondern auch praktischer war. Jedes Kleidungsstück, beeinträchtigte die Beweglichkeit. Und Beweglich müssten wir sein um rechtzeitig reagieren zu können. Jeden Moment konnte es passieren, dass wir uns schnell aus dem Staub machen müssten.
 

Ich hatte keinen Plan, welcher Tag heute war. Es war nicht von Bedeutung. Das wir den Mai bereits begrüßt hatten, dessen war ich mir sicher. Ich würde erst wieder einen Blick in die nächste verwaiste Zeitung werfen müssen, um das Datum zu erfahren. Es war später Nachmittag, wir hatten genügend Geld zusammen um uns für heute zurückziehen zu können. Nur ein Besuch bei Sam stand noch an, dann konnten wir uns auf den Rückweg machen.
 

Schnorren war heute nicht drin. Auf den Einkaufspromenaden, wimmelte es von Kaufhauscops und Ladendetektive. Es war uns verboten, vor den großen Kaufhallen zu hocken. Wir machten uns nichts daraus. Doch umso wärmer es wurde, umso lukrativer wurden die Geschäfte für die Einkaufsmailen und leider, warf auch das Personal immer häufiger Blicke vor die Eingänge, um eventuelle Bettler davon jagen zu können.
 

Heute hatte uns dieser Scheiß nicht gestört. Wir waren noch immer gut drauf von letzter Nacht. Wir hatten uns das letzte Koks reingezogen und ordentlich rumgealbert. Irgendwann die Nacht, sind wir ins Koma gefallen und erst wieder erwacht, als der Tag bereits voll im Gange war. So schnell wir konnten, sind wir los. Hatten die aufkeimende Panik unterdrückt und sind dank Gotteshilfe, an zwei Autos vorbeigerannt. Die nicht weit von unserem Waldweg geparkt hatten.
 

Keine Ahnung was die da zu suchen hatten. Das Jake dieser Umstand nicht passte, war ihm anzusehen. Sie waren zu nah an unserem Versteck. Wir beschlossen mit einem stummen nicken, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Während er die Fensterscheibe auf der Fahrerseite des ersten Autos zerdepperte, kümmerte ich mich um das zweite. Wie gehofft, sprang bei wenigstens einem Teil, der Alarm an. Was auch immer die Fahrer hier zu suchen glaubten, das schrille Piepen würde sie sicher abhalten, tiefer in den Wald zu marschieren.
 

Schnell hatte ich den Stöpsel hochgedrückt und die Tür geöffnet. Binnen weniger Minuten, waren wir um ein Navi, eine Brieftasche und ein Mp3 Player reicher. Mit ein bisschen mehr Tempo als üblich, verließen wir die Nähe des Waldes. Gerade noch rechtzeitig kamen wir um eine Ecke, als ein wütender Schrei von hinten erklang.
 

Vergnügt lachend, machten wir uns erst gar nicht die Mühe auf die Scene zu stolzieren, sondern suchten gleich den nächst besten Weg zu einem Hehler auf, der immer gut zahlte.
 

Und von dem aus, waren wir jetzt auf dem Weg zur King Street, auf einem der beiden Bahnhöfe musste Sam zu dieser Uhrzeit,…geschätzte 17 Uhr zu finden sein. Hand in Hand schlenderten wir die Straßen entlang. In mir herrschte eine innere Zufriedenheit, die ich lange nicht mehr gefühlt hatte. Der Grund war, Jacob.
 

Seit diesem tiefgründigen Gespräch auf dem verdreckten Hallenboden vor einigen Wochen, hatte er nicht erneut versucht mich zum Gehen zu drängen. Er hatte noch nicht vollkommen akzeptiert, aber er hielt sich zurück. Die besorgten Blicke, die er mir zuwarf, wenn der Turkey anrückte, aber noch nicht bekämpft werden konnte. Das traurige Gesicht das er manchmal machte, wenn er Gedankenverloren in die Gegend blickte. Mir blieb das nicht verborgen. Es quälte ihn, jeden Tag. Aber er hielt sich zurück.
 

Es war mein Leben!
 

„Wir sollten zusehen, dass wir etwas zum Essen auftreiben. Gestern haben wir nichts gegessen, du bist sowieso schon viel zu dünn. Komm lass uns dahinten mal schauen.“
 

Mich langsam aus meinen Gedanken reißend, ließ ich mich von ihm mitziehen.
 

„Ich bin lieber schlank als fett“, gab ich schnippisch zurück.
 

Er drehte seinen Kopf leicht in meine Richtung und zog eine Augenbraue hoch.
 

„Fett, würdest du sicher gesünder aussehen.“
 

Ich schnaufte. Er litt eindeutig unter verkehrter Wertvorstellung.
 

„Du weißt, dass wir gerade so viel haben um Sam bezahlen zu können. Nicht das du vorhast mich auf Kaviar und Champagner einzuladen. Der Fraß würde nicht gut in unser Budget passen.“
 

„Ich würde lieber meine Zehnnägel abkauen, bevor ich den scheiß fresse. Guck da, Hotdogs…“
 

Hätte er beide Hände frei, würde er sie jetzt mit freudiger Erwartung aneinander reiben. Ich schielte in sein Gesicht, erwartete Sabber…fand glücklicherweise keinen.
 

„Wie viel können wir ausgeben?“
 

Ich stöhnte, hatte er mir gerade nicht zugehört?
 

„Nichts Jake, gar nichts. Es reicht gerade so für 5 Gramm. Wir werden uns heute Nacht also keinen Druck setzen können,…was mich, ehrlich gesagt ziemlich anpisst. Aber egal, ich hab jetzt keine Lust und keine Kraft um das letzte bisschen zusammenzubetteln. Lass uns einfach zu Sam, dann schnell auf irgendeine Toilette und nachhause. Ich muss nichts Essen, ich glaub wir haben noch drei Donuts in der Halle. Komm schon, ich komm langsam runter,…ich brauch nen Druck.“
 

Mir klebte bereits kalter Schweiß auf der Stirn. Es war noch nicht unangenehm, aber das würde es bald werden. Wir hatten gedrückt, bevor wir los sind. Das musste mittlerweile 6 Stunden zurück liegen. Die Entzugserscheinungen traten immer früher auf. Weil unsere Körper einfach schon lange nach mehr verlangen. Mehr können wir uns allerdings nicht leisten, also spielen wir mit dem Gift. Was gelinde gesagt, furchtbar an den Kräften zerrt. Aber was blieb uns anderes übrig? Wenn wir die Dosis erhöhen, würden wir mit einem Mal,... fast 2 Gramm wegdrücken.
 

Allein bei dem Gedanken, rattern die Zahlen in meinem Kopf. Die Dollarzeichen in den Augen klingeln. Es wäre so gut wie unmöglich. An guten Tagen,…die ziemlich selten waren, hatten wir das Geld locker zusammen. Doch wenn wir einmal anfingen unsere Körper auf die neue Dosis zu gewöhnen, dann würden wir an allen anderen tagen dumm aus der Wäsche gucken. Eine halbe Dosis ist beinahe genauso schmerzlich, wie gar keine. Alles was es verhindert, sind die Entzugserscheinungen,… die innere Unruhe bleibt.
 

Jetzt gelingt es uns kaum, täglich unseren Bedarf zu decken. Es gibt sogar viel mehr Tage, an denen wir auf Notpläne zurückgreifen müssen. Aber noch liegen wir im Bereich des möglichen, was die tägliche Einnahme betrifft. Auch wenn wir uns den einen oder anderen Druck teilen müssen, so war es noch nicht so häufig, wie es mir mehr Dope garantiert der Fall wäre. Mehr Eitsch, bedeutet mehr Geld…ich würde anschaffen müssen, damit wir eine reelle Chance haben, jeden Tag mit einem Schrecken davon zu kommen. Und das würde Jacob niemals zulassen. Also versuchen wir so lange es geht, mit dem wenigen Dope auszukommen.
 

Jake blieb stehen und drehte mich an der Hand etwas zu sich rum, damit wir uns direkt gegenüber standen. Sein forschender Blick, klebte an meinen Augen. Seine freie Hand, legte sich auf meine Stirn, wischte den Schweiß weg. Den alles bekannten, besorgten Ausdruck in seinen Augen ignorierte ich. Es stach ins Herz, ihn so zu sehen.
 

„Okay…“, seufzte er leise, zwang sich ein unechtes lächeln auf die Lippen und stupste mir mit dem Zeigefinger auf die Nase.
 

„…dann lass uns zu Sam gehen.“
 

Froh endlich vorwärts zu kommen, harkte ich mich bei ihm ein zog ihn wieder in die richtige Richtung. Doch er wäre nicht Jacob, wenn er sich nicht holen würde, was er wollte. Er drückte mich gegen eine Hauswand, gab mir zu verstehen, dass ich hier warten sollte und verschwand in die entgegengesetzte Richtung. Genervt verschränkte ich die Arme vor der Brust. Einen Augenblick später, tauchte er wieder auf. Griff im vorbeirennen nach meinem Arm und zog mich mit. Hatte ich schon einmal erwähnt, dass ich diese Dauerläufe hasse?
 

Während wir schnell in einer Seitenstraße abbogen, hielt er mir triumphierend einen angekauten Hotdog unter die Nase.
 

„Ganz großartig gemacht“, lobte ich ihn.
 

„Hab den so einem Opa aus der Hand geschnappt“, lachte er vergnügt und bis in das fettige Teil.
 

„Hab ich mir gedacht, der hat bestimmt eine ansteckende Krankheit und du, frisst sein angesabbertes Ding.“
 

Er zuckte die Schultern. Biss ab, kaute, schmatzte dabei und schluckte ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen. Nach einem weiteren bissen, hielt er mir das Brötchen hin. Ich wollte gerade den Mund für einen Protest öffnen, als er ihn mit seinem Zeigfinger verriegelte und mir mit etwas mehr Nachdruck, den Hotdog anbot.
 

„Okay…ich esse ihn ja,…können wir dann endlich weiter.“
 

Mir das Viertel Ding ganz in den Mund stopfend, sah ich ihn auffordernd an. Er schüttelte lachend den Kopf, griff nach meiner Hand und zog mich durch die Gasse. Nur noch einige Meter trennten uns von dem Zeug, das alle Sorgen vergessen ließ.
 

Auf den Weg zu den Bahnhöfen, kamen wir an der einzigen Drogenberatungsstelle in ganz Seattle vorbei. Vor dem großen Schaufenster blieb ich stehen. Jake stoppte stolpernd und beäugte mich kritisch. Gleichzeitig sahen wir das riesen Plakat an, das beinahe das ganze Fenster einnahm.
 

Ein toter Junkie prangerte darauf, zusammengesunken in einer Toilettenkabine. Eine Spritze steckte in seinem Arm, sein Blick leer. Oben drüber stand rot als Slogan „Das ist das Ende, mit Neugierde fing es an“.
 

Wir warfen uns einen kurzen verständnislosen Blick zu, ehe wir erneut auf das Plakat starrten. Was für ein Scheiß! Und dann wundern sich die Leute, dass man einen großen Bogen um diese Einrichtungen tat. Neugierde??? Vollkommender Bullshit! Was dort stand, traf gerade mal auf ein Viertel von uns zu. Wie sollte man Leuten sein Vertrauen schenken, wenn dies ihre Einstellung war?
 

Aber das war so klar. Die Menschen sahen, was sie sehen wollten. Ich studierte die Auslage auf dem Bord. Broschüren über Drogen, deren Wirkungen und Folgen. Einrichtungen, Klinken und weiterer Blödsinn. Die aufgeschlagene Tageszeitung weckte mein Interesse. Aus welcher Zeit die wohl stammt? Wieder ein Punkt, der jeden Fixer eher abschreckt als anlockt.
 

Man konnte keine Zeitung aus den Sechzigern oder weiß der Geier wie alt sie ist auslegen, um Abhängigen etwas mitzuteilen. Auf der dann auch noch eine ganze Seite über einen herointoten Jugendlichen verschwendet wurde. Wer die heutigen Tageszeitschriften kannte, wusste, dass dort nicht ein Wort über Rauschgiftopfer verloren wird.
 

Sie zählen die Herointoten so selbstverständlich, wie Verkehrstote!
 

„Lächerlich“, schnaufte Jake und rüttelte an meinem Arm.
 

„Nein…“, ich sah zu ihm auf und tippte auf seine Brust.
 

„…es ist traurig.“
 

Mehr hatte ich dazu nicht zu sagen. Ich ließ mich von ihm weiterführen. Es war nicht mehr weit. Noch zwei Straßen und wir waren am Ziel. Wir ließen die erste hinter uns. Mit jedem weiteren Schritt, wuchs die Anspannung in meinem Körper.
 

„Jake“, meine Stimme war nicht mehr als ein Hauch.
 

„Ich weiß“, flüsterte er zurück.
 

Wir waren nicht mal um die letzte Ecke, da rochen wir die Zivilbullen schon, drehten auf Knopfdruck und ohne uns anzusehen gleichzeitig um und liefen wieder zurück.
 

Ein Junkie kam uns entgegen, grüßte kurz und setzte seinen Weg fort. Ich hielt ihn auf, bevor er anstallten machte, in sein verderben zu rennen.
 

„Hey…bleib stehen, Alter. Razzia am Bahnhof.“
 

Er tat wie geheißen. Blieb stehen, lauschte, fühlte, verzog angewidert das Gesicht, machte kehrt, zwinkerte uns einmal zu und ging. Mehr als ein Zwinkern hatten wir nicht zu erwarten. Obwohl er uns mit Dankbarkeit hätte überschütten müssen. Es war nicht normal, dass ein Fixer einem anderen half. Alle steckten längst in einer Situation, in der ihnen andere Menschen egal sind. Es sei denn, sie finanzieren ihnen den nächsten Schuss. Wie auch immer...
 

Wir hatten uns einen sechsten Sinn angeeignet, nachdem sie uns einmal fast geschnappt hatten. Es war damals verdammt knapp gewesen.
 

Es war ein genauso problemloser Tag wie heute. Und es waren die gleichen Bahnhöfe. Hier in der King Street, gab es gleich zwei. Bei dem einen fuhren die Bahnen Richtung Norden, beim anderen Richtung Süden. Jedenfalls,… waren wir gerade angekommen und hielten Ausschau nach Sam. Merkwürdig für ihn, denn er war nirgends zu entdecken. Während wir also, wie die bekloppten nach unserem Dealer suchten und dabei alles um uns herum ignorierten, marschierten die Bullen durch die Eingänge.
 

Ich witterte sie als erstes. Ohne lange darüber nachzudenken, gab ich Jake einen Tritt, zeigte auf die uniformierten Männer und rannte geradewegs auf die nächste U-Bahn zu. Jacob,...blöd wie er in dem Moment war, rannte mir hinterher.
 

Natürlich blieb das den Bullen nicht verborgen, also hetzten sie hinter ihm hinterher. Auffällig genug hatten wir uns ja auch benommen! Die Bullen hätten uns allerdings gar nicht nachrennen müssen. Bevor sie bei uns waren, hatten sich schon die Omas und Opas im U-Bahnwagen auf uns gestürzt. In diesem Moment fühlte ich mich, wie eine Gesetzlose aus einem alten Western, die gleich am nächsten Baum baumeln würde.
 

Während wir also dabei waren, die Rentner von uns loszubekommen, traten die Bullen selbstgefällig dazwischen, schnappten uns und zerrten uns aus der Bahn. Wenn ich es mir recht überlege, sollten wir den alten Herrschaften vielleicht dankbar sein. Denn durch das ganze Gedrängel, war es den Zivilbullen unmöglich, uns gleich in der Bahn die Handschellen anzulegen.
 

Tja und als wir draußen waren, zählte das Gesetzt des stärkeren. Und der war zu diesem Zeitpunkt, ohne jeden Zweifel Jacob gewesen. Er holte mit seinem Bein in einer grandiosen Geschwindigkeit aus und traf den Typ, der mich hatte, genau zwischen den Beinen. Eine Tabuzone! Die Ehrenregel, die er einmal in der Schule gelernt hatte, musste ihm in dieser Lage abhanden gekommen sein. Gott sei Dank, sollte ich wohl sagen.
 

Wir hatten denn Überraschungsmoment auf unserer Seite. Während der eine Bulle, in sich zusammensackte wie ein Taschenmesser und sich mit beiden Händen den Schritt hielt, ließ der andere Jake erschrocken los. Den Moment ausnutzend, türmten wir über die Schienen und waren in null Komma nix aus der Schusslinie.
 

Ein Erlebnis, dass ich nicht unbedingt nochmal erleben muss. Hätte Jacob nicht im richtigen Moment gehandelt dann,...ich wollte gar nicht daran denken, was dann geschehen wäre. Eins war sicher,...positiv wäre es für keinen von uns beiden ausgegangen.
 

Seufzend setzten auch wir uns wieder in Bewegung. Mir war zum Heulen zumute.
 

„Was, wenn die Sam geschnappt haben?“
 

„Ach komm schon, Bella. Wir reden von Sam, der lässt sich nicht schnappen.“
 

„Egal,...wir müssen ihn finden. Was meinst du, wo wird er sein?“
 

„Wahrscheinlich in der 5th Ave, lass uns da einfach schauen okay?“
 

Er sah mich besorgt an. Tief atmete ich ein, hielt seine Hand fester und nickte tapfer. Mir blieb nicht mehr viel Zeit, bis ich finster drauf sein würde. Jacob hatte es besser erwischt. Er war die Nacht einmal wach geworden und hat sich einen kleinen Druck verpasst. Sein Bedarf war gedeckt, meiner hatte heute erst eine Portion abbekommen. Der Cocktail am Abend, hatte mich die ganze Nacht versorgt.
 

Mit hängendem Kopf, stolperte ich hinter ihm hinterher. Wir hatten ein gutes Stück vor uns. Was mein Wohlbefinden nicht gerade steigerte.
 

_______________
 

„Wie geht es dir?“
 

Diese Frage hatte er mir in den letzten 10 Minuten häufiger gestellt. Und immer war meine Antwort ein Schulterzucken. Was dachte er wie es mir ging? Mein Mund war so voller Speichel, dass ich jeden Moment das Gefühl hatte sabbern zu müssen. Mein Kopf fing langsam an zu pochen, das Zittern meiner Hände musste er spüren. Schweiß brannte in meinen Augen und von Sam, war nichts zu sehen.
 

Wir waren an der 5th Ave gewesen. Wir waren ein Stück weiter im Park gewesen, wir waren noch einmal zu den Bahnhöfen in der King Street zurückgekehrt. Nirgends war Sam zu finden. Die drei Fixer die uns begegnet sind, hatten keine Ahnung und uns, gingen langsam die Ideen aus.
 

„Wie lange suchen wir ihn eigentlich schon?“
 

Fragte ich mit schwacher Stimme. Dabei schluckte ich den widerlichen Speichel runter. Es nützte nichts! Mein Mund war staubtrocken und doch voller Speichel. Ja,...komisch aber war. Umso mehr ich schluckte, umso schlimmer wurde es. Ich brauchte dringend etwas zum Trinken.
 

„Ich weiß nicht, süße. Vieleicht eine Stunde, es wird langsam dunkel.“
 

Das war mir gar nicht aufgefallen. Erst jetzt bemerkte ich den schleichenden, dunklen Schleier, der sich langsam durch die Stadt zog. Sollte das heißen, ich war seit gut 7 Stunden ohne Dope! Mir wurde spontan schlecht. Ich blieb stehen, beugte mich vor und würgte trocken. Jake strich mir beruhigend über den Rücken.
 

„Wir werden ihn finden, Bella.“
 

Wollte er mich, oder sich selbst überzeugen? Trotz meines Zustandes, merkte ich sehr wohl, dass nicht nur meine Hand unsere beiden SO zum Vibrieren brachte. Beim ihm wurde es auch langsam Zeit.
 

Als mein Würgereiz beendet war, strich ich mir die verklebten Haare aus den Augen und sah ihn an. Er verzog das Gesicht bei meinem Anblick. Am liebsten hätte ich die Augen gerollt. Diese Geste schien mir aber in Anbetracht meines Wohlbefindens,… unpassend.
 

„Und wo,...verdammt wir waren überall gucken. Ich kann nicht mehr weiterlaufen“, meine Stimme war unglaublich kläglich.
 

„Komm“, er stützte mich und zog mich weiter.
 

Erst in diesen Momenten spürte ich, wie schwach ich war. Das sind diese Momente, in denen ich mich unter einer Decke zusammenrollen wollen würde, die Tränen die ich unter enormen Kraftauffand versuche zurückzuhalten, freilassen würde und alles und jeden verfluchen wollte.
 

Und doch, musste ich mir immer wieder ins Gewissen reden das es das war, was ich wollte. Ich würde nicht weinen, ich würde mich unter keiner Decke verkriechen und ich würde niemanden verfluchen. Weil, es mir erstens sowieso nicht aus meiner ausweglosen Lage helfen würde und weil ich Jacob damit wahrscheinlich mehr weh tu als mir selbst.
 

Nein,...ich würde uns beiden diesen Zusammenbruch ersparen.
 

„Jake bitte,...ich halt das nicht aus.“
 

Gut,...ich versuchte uns beiden diesen Zusammenbruch zu ersparen. Aber jeder hat bekanntlich einen schwachen Augenblick. Ich war an meinem gerade angekommen.
 

Wir waren auf dem Weg zur Washington Street. Die letzte Anlaufstelle. Hier lungerten um dieser Uhrzeit so viele Fixer rum, wie zu keiner anderen Zeit. Jemand musste Sam einfach gesehen haben.
 

„Bella, komm schon... reiß dich zusammen. Ich besorg uns was, aber du musst noch etwas durchhalten.“
 

Er wurde immer energisch, wenn er verzweifelt war. Suchend, sah er sich um. Schnaufte frustriert und zog mich weiter. Ich war schon öfter schlimmer dran. Aber die Angst, machte mich schier wahnsinnig. Scheiß Razzia, scheiß Uhrzeit, scheiß Tag. An manchen Tagen war es eindeutig besser, im Bett zu bleiben. Wenn das nur so einfach wäre...
 

„Paul!?“
 

Ein Wort, das mir in warmen Wellen über den Rücken fuhr. Schnell sah ich auf, um das zu sehen, was Jacob anvisierte. Ich musste zweimal hinsehen, bis auch ich ihn erkannte. Mir blieb beinahe die Spucke weg. Schön wäre es jedenfalls...
 

Schnell liefen wir die paar Schritte zu ihm. Er war in seiner typischen Pose, an eine Hauswand gelehnt. Den einen Fuß an dieser angestemmt und die Hände in den Taschen, seiner Jeansjacke.
 

Er sah auf, als er seinen zögerlich ausgesprochenen Namen hörte. Ein leichtes Grinsen, legte sich auf seinen geschwollenen, aufgeplatzten Mund. Die leichte Schorfbildung, machte den Anblick nicht unbedingt angenehmer. Sein,... nur noch in Gelb, Orange, Grün gehaltenes linkes Augen wirkte etwas zusammengedrückt. Kurz um, er sah erbärmlich aus.
 

„Was zum Teufel, ist den mit dir passiert?“
 

„Dir auch einen schönen Abend, Bella?“
 

„Wie auch immer, was ist passiert?“
 

Wieder versuchte ich den zähen Speichel zu schlucken. Ich wusste, spucken würde nichts bringen. Das erhöhte die Speichelbildung nur ungemein und im übrigen, würde es nicht sehr schön aussehen. Es würde sich nicht einmal elegant ausrotzen lassen. Es würde vielmehr in einer widerlichen Sehne, aus meinem Mund hängen und langsam von der Schwerkraft Richtung Boden gezogen werden. Was das für ein Anblick wäre, konnte sich sicher jeder vorstellen. Das Zeug, war einfach viel zu dickflüssig. Aber lassen wir das lieber...
 

„Komplikationen“, war seine Antwort.
 

„Du siehst echt scheiße aus“, musste Jake noch als Krönung oben drauf geben.
 

„Nun,...danke. Das Kompliment gebe ich gern zurück. Euch hat man auch schon in wesentlich besserem Zustand angetroffen.“
 

Er zog eine Schachtel Marlboro aus seiner Jackentasche, bot erst uns eine an, bevor er sich selbst eine heraus angelte. Wie eine verhungerte, stürzte ich mich auf den Glimmstängel. Es war ein abartiges Vergnügen, mit dem ganzen Speichel im Mund. Der bittere Beigeschmack der Kippe, machte es nicht angenehmer,… im Gegenteil. Aber das war das einzige Gift, das meine Nerven im Moment etwas beruhigen konnte.
 

„Wir können Sam nirgends finden“, erklärte ich während zwei tiefer Züge.
 

„Kein Wunder,...irgendeine Cousine zweiten Grades hat sich unangemeldet gestern Abend bei ihm blicken lassen. Er hat wohl seit seiner Kindheit keinen Kontakt mehr mit ihr gehabt. Ne SMS war alles, was er mir geschickt hat. In der stand, dass er sich solange sie da ist, aus dem Geschäft zurückzieht. Er versucht aber, sie schnell wieder loszuwerden.“
 

Ich stöhnte genervt. Dieser Schlampe war es zu verdanken, dass ich mich in dieser Lage befand.
 

„Okay,...hast du 5 Gramm dabei?“
 

Schalltete sich Jake ein. Paul nickte selbstverständlich, öffnete die ersten drei Knöpfe seiner Jacke und holte die kleinen, rettenden Faltbriefchen raus. Er zählte fünf ab, verlangte erst das Geld, das ich ihm sofort reichte. Nach kurzer Kontrolle, drückte er Jake die kleinen Päckchen in die Hand.
 

„Du bist unsere Rettung“, sprach ich den Tränen nahe.
 

Er musterte mich abschätzend, dann winkte er ab und stemmte sich von der Hauswand ab.
 

„Man sieht sich“, verabschiedete er sich.
 

„Bis dann.“
 

Erleichtert blickte ich zu Jacob, der mich schwach anlächelte. Etwas ruhiger, gingen wir den Weg, den wir gekommen waren wieder zurück. Um uns eine geeignete Stelle zu suchen, diesen abartigen Entzugserscheinungen den gar auszumachen.
 

***********
 

Ihr werdet mir Genuss lesen, dass bald die Cullens austauchen.

Wenn meine Schätzung korrekt ist, dann schon im übernächsten Kapitel.

Das nächste Kapitel wird ziemlich heftig.

Mich graut es ehrlich gesagt davor, es zu schreiben.

Allein der Gedanke, dass ICH diese für Bella schützende Mauer einreißen werde, bereitet mir Unbehagen.

Aber nur das ist der richtige Weg und der einzige, der ihr noch helfen kann.
 

Mit diesen Worten, wünsch ich euch eine tolle Woche.
 

LG jennalynn



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  vamgirly89
2012-09-27T19:37:24+00:00 27.09.2012 21:37
Wow. Freue mich schon wenn das nächste kapitel da ist. Bitte ganz schnell weiter schreiben.


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