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Can´t cange it

von

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Das rosa Halstuch

Stur auf meinen Tisch schauend ignorierte ich das Gelächter meiner Mitschüler. Der Kragen meiner Uniform hatte nicht ausgereicht, um den Knutschfleck vollends zu verstecken, also brachte mir Shori aus dem Kleiderschrank unserer Mutter ein pinkfarbenes Tuch und band es mir kurzerhand um den Hals. Den Knoten zog er besonders fest zu, damit es nicht aus Versehen verrutschte. Nicht mal ich hatte ihn auf bekommen, als ich das Tuch gegen ein Schwarzes austauschen wollte, welches ich mir vor Schulbeginn noch schnell gekauft hatte.
 

„Das alles ist nur Wolframs Schuld“, dachte ich und stellte mich ans Fenster. Huh? Wieso stand Shoris Mofa noch da? Er hatte mich doch schon vor 20 Minuten abgesetzt. Als ich mich, immer noch verwundert, umdrehte kam gerade Murata durch die Tür. Er sah mich an, legte sich krümmend die Hand auf seinen Bauch, ging in die Knie und brach in schallendes Gelächter aus. Ein dumpfes Geräusch war zu hören, als seine Tasche zu Boden fiel. Hatte ich etwas anderes erwartet? Dank ihm beherrschten sich die andern auch nicht mehr und lachten lauter. Murata, das verzeih ich dir nie. Ich setzte mich wieder unglücklich an meinen Tisch. Wie konnte er mir das antun? Er wusste doch, wie sensibel ich in solchen Dingen war.
 

Murata, der sich wieder ein gekriegt hatte, warf seine Tasche auf den Stuhl und hieß mich dann in den Flur zu kommen. Mitgehen oder nicht? Ich erhob mich und folgte ihm. Hätte ich es mal lieber nicht getan. Denn kaum draußen angekommen, stieß mir Murata fröhlich seinen Ellbogen in die Seite und fragte: „Das war das erste Mal für dich, oder Shibuya?“ „Wie?“ „Komm schon. Ich will alles wissen. Wie war es, wie fühlte es sich an?“ Wovon redet er, was genau meint er? Ich fühlte mich unangenehm bedrängt, als Murata dichter heranrückte und leise sagte: „Ich hab auch schon mal daran gedacht, es mit einem Typ zu probieren."
 

Plötzlich hatte ich wieder ganz deutlich die gestrige Szene mit Wolfram vor Augen, erinnerte mich in Sekundenschnelle an jedes Detail und wurde rot. „Also?“ bohrte mein Freund nach. „Was also? Was denkst du dir.. du glaubst doch nicht etwa ernsthaft...da lief überhaupt nichts“, log ich. Murata sah aus, als wisse er nicht genau, ob er wütend auf mich sein sollte oder nicht. „Ich hab dir auch alles von Yuki erzählt, als du mich gefragt hast."
 

Das stimmte. Glücklicher Murata. Er hatte letztes Jahr eine ältere Freundin. Nur ich wusste von Yuki. Sie war 2 Klassen über uns und wollte nicht mit einem Jüngeren gesehen werden. Murata hatte recht. Er hatte mir auch, als seinem besten Freund, vertraut und alles erzählt, also sollte ich jetzt auch – hey, moment mal – Wolfram war definitiv NICHT mein Freund, nicht diese Art von Freund. Gerade, als ich das Murata erklären wollte, sagte der: „Übrigens Shibuya, ich hab vor der Schule deinen Bruder getroffen." Meine Knie wurden zu Pudding. Aber Shori hatte sicher nichts erzählt, oder doch? „Er wollte wissen, wie die Frau ausgesehen hat, der du gestern die Tüten nach Hause getragen hast."
 

Also deshalb stand Shoris Mofa vor der Schule. Er war noch da und hielt Ausschau nach einem Phantom, nur weil ich gelogen hatte. Ich rutschte an der Wand zu Boden. Murata ging sofort in die Knie um auf Augenhöhe mit mir zu sein. Er sah mich immer noch erwartungsvoll an. „Wir haben uns nur geküsst. Sonst ist nichts passiert, ehrlich." „Wow, aber sag mal, warum dann das alberne Tuch?“ „Weil – also, da hat er mich auch geküsst.“ „Also echt jetzt, Shibuya, glaubst du vielleicht, ich wär nicht cool genug, dass du´s mir erzählen könntest?“
 

„Ein Knutschfleck, ich habe einen Knutschfleck, aber das ist wirklich alles, sonst war nichts, wir haben uns einen Film angeschaut und dann hat mich sein Chauffeur..“ „Sein Chauffeur?“, rief Murata entgeistert. „Ja." „Okay, was hat sein Chauffeur mit dir gemacht?“ So langsam wollte ich einfach nur noch weg. Wir zogen ohnehin schon die ganze Aufmerksamkeit auf uns. „Er hat mich nach Hause gefahren. So, das war´s.“ „Nach Hause gefahren, Gott, wie langweilig“, brummte Murata enttäuscht. Was sollte das eigentlich? Was wollte Murata denn von mir hören? So was wie, ich hab meine Vorliebe für Männer entdeckt, und greif mir jetzt einen nach dem andern, etwas in dieser Richtung vielleicht? „Tut mir ja wirklich leid." „Musst nicht gleich ironisch werden."
 

Schnelle und laute Schritte näherten sich. Oh nein, diesen Gang kannte ich doch. „Ah, da kommt dein Freund ja endlich, wird auch langsam Zeit." „Er ist nicht mein Freund." „Was hast du da unten so eng bei Yuri zu suchen?“ wurde Murata sofort ohne jede Begrüßung angeschnauzt. „Yuri ist mein Freund, nicht deiner." Freundlich lächelnd stand Murata auf. „Guten Morgen, Wolfram. Das weiß ich, Yuri hat mir schon alles erzählt." „Tatsächlich?“ Wolfram klang überrascht. „Gut, dann weißt du ja Bescheid. Also komm mir nicht in die Quere." „Auf keinen Fall, ich finde ihr passt sehr gut zusammen." Offenbar war Murata bei Wolfram in der Sympathieliste raketenartig aufgestiegen. Mit gänzlich anderer Stimme meinte er fröhlich: „Ja, nicht wahr?“
 

Irgendwie fühlte ich mich auf einmal überflüssig und stand auf um in den Saal zurückzugehen. „Yuri“, wurde ich aufgehalten, „was für einen geschmacklosen Fetzen trägst du da?“ Ich drehte mich um und sah in Wolframs grüne Augen. Wusste er das wirklich nicht? Ehrlich jetzt? „Oh." Die Erkenntnis schien ihm doch noch zu kommen, denn seine Wangen wurden wieder zartrosa. Die Schulglocke läutete, übertönte zum Glück Muratas Gekicher, und ich schwankte zu meinem Stuhl.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Haruma-kun
2012-07-16T08:26:36+00:00 16.07.2012 10:26
Murata du neugieriger typ du....sowas fragt man doch nicht. *blush*
^/////^


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