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Sons of Odin

Die Heimkehr nach Asgard
von

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Eine Frage des Vertrauens

Die Stadt war in Aufruhr, denn alle, die kämpfen wollten, machten sich auf den Weg zum Palast. Loki und Thor waren unter ihnen und zusammen eilten sie durch die Straßen.

Während Thors Gesicht jedoch Siegesgewissheit und bis zu einem bestimmten Grad auch Erleichterung widerspiegelte, war der Ausdruck seines Bruders verbissen.

Loki hatte gewusst, dass es zu dem Angriff kommen würde, doch hatte er nicht damit gerechnet, dass die Chitauri sich von der Bombe der Menschen so schnell erholen würden. Das bestärkte ihn nur in seiner Gewissheit, dass die Menschen letzten Endes keine wirkliche Bedrohung für ihn darstellten, auch wenn sie ihn letztes Mal besiegt hatten.

Er hatte es noch nicht geschafft, seine Kräfte wieder zu erlangen und genauso wenig hatte er sein Netz der Täuschungen so weit ausspannen können, um die Situation für sich zu nutzen. Im Gegenteil: Er war völlig davon abhängig, was der Allvater entscheiden würde.

Und das war Lokis Problem: Natürlich durfte er nicht mitkämpfen. Um Seite an Seite mit den Asen kämpfen zu dürfen, bräuchte er ihr Vertrauen und das hatte er nun mal nicht mehr.

Aber er konnte sich auch nicht vorstellen, dass er sich in den Tiefen des Palastes verkriechen sollte, während ganz Asgard wegen ihm in den Kampf zog. Denn Loki gestand sich durchaus ein, dass es seine Schuld war und es quälte ihn, dass Asgard wegen ihm bedroht wurde. Jedoch war er leichtmütig genug um zu glauben, dass sie gewinnen würden. Bis jetzt hatten die Asen noch nie gegen ihre Feinde verloren, auch nicht gegen die Frostriesen - und von denen wusste Loki, dass sie nicht so leicht zu besiegen waren. Immerhin beruhten ja einige seiner eigenen Kräfte auf ihren Stärken.

Dennoch war es kein schönes Gefühl, davon auszugehen, dass seine Bestrafung die einzige Möglichkeit für einen Waffenstillstand war. Und womit würden sich die Chitauri zufrieden geben? Natürlich hatte er seine Kräfte eingebüßt und den Namen seines leiblichen Vaters angenommen. Doch für diejenigen, die nicht wussten, was für eine Bürde das für ihn darstellte, war das sicher nicht ausreichend.

Loki schluckte. Würde sein Tod die einzige Möglichkeit darstellen? Nein, er konnte sich nicht vorstellen, dass Odin dies in Kauf nehmen würde, nur um einem Krieg aus dem Weg zu gehen. Doch andererseits hatte der Allvater sich seit der endgültigen Bestrafung nicht mehr dazu herabgelassen, mit seinem zweiten Sohn auch nur zu sprechen. Das Verhältnis der beiden schien zerbrochen zu sein und somit konnte Loki seinen Vater nicht einschätzen.

„Gibt uns zwei Pferde!”, rief Thor vor ihm und riss Loki aus den Gedanken. Tatsächlich gab eine Dame die Pferde der Familie heraus, um den Söhnen Odins zu helfen. Als sie Loki die Zügel in die Hand drücken wollte, zögerte sie kurz. Ihre Augen funkelten gefährlich auf, doch dann gehorchte sie Thors Anweisung. Der Hass der Asen auf Loki hatte sich in der Zeit, in der er sie mied, nur noch verfestigt.

Die Brüder schwangen sich in die Sättel und drückten ihren Tieren die Stiefel in die Flanken.

Schnell zeigte sich, dass die Rösser mit denen aus dem Palast nicht mithalten konnten. Hinzu kam, dass die Straßen überfüllt waren von Asen, die sich für den Kampf bereit machten.

Wie viel Zeit hatten sie noch, bevor die ersten Chitauri eintreffen würden? Loki wusste es nicht.

Doch andererseits hatte er so genug Zeit, noch an einem Plan zu feilen, von dem er überzeugt war, dass er funktionieren würde.

Wenn er die Chitauri überzeugen könnte, sich ihm ein weiteres Mal anzuschließen, würde er vielleicht die ganze Sache für sich herumreißen können. Dafür müsste er jedoch seinen Wachen entkommen. Mit Sicherheit würde Odin ihn nicht ohne Wachen im Palast zurück lassen.

Mit seinen Kräften wäre dieses Vorhaben kein Problem gewesen: Ein Abbild von sich zu erzeugen war eigentlich ein Leichtes für ihn. Doch leider war er nun einzig und allein auf seine physische Kraft beschränkt. Natürlich besaß er noch seinen brillanten Kopf, auf den er sich stets verlassen konnte. Doch ohne seine Kräfte schien er machtlos und ein Spielball Odins zu sein.

Während die Hufe der Pferde über das Pflaster trommelten, erdachte er sich so einen Plan, der ihm hoffentlich zu seiner Flucht aus dem Palast verhelfen würde.

Es würde einfacher werden, die Chitauri zu täuschen, als seinen Vater. Sie konnten nicht mit dem brillanten Kopf Odins mithalten, und demnach auch nicht mit Loki, dem Gott der Täuschungen und Lügen.

Er würde die Schuld von sich laden und es so schaffen, sie wieder von sich zu überzeugen.

Als sie um eine Kurve ritten und der Palast unmittelbar vor ihnen lag, kam ihm schließlich die zündende Idee:

Mit ihm an ihrer Seite würden sie über Asgard siegen, während es so aussehen würde, als hätten sie ihn gefangen genommen. Schließlich würde er den Anführer der Chitauri eigenhändig töten, vor den Augen seines Vaters. Es war eigentlich wie damals mit den Frostriesen, doch würde er diesmal Odin selbst von sich überzeugen und nicht den Fehler begehen, seinen Bruder zu unterschätzen.

Thors blonder Schopf wehte vor ihm durch die Luft. Ja, Thor war das größte Problem. Sollte er zu schnell eingreifen, um Loki „zu retten“, würde sein Plan nicht aufgehen.

Dennoch stahl sich ein Lächeln auf die Lippen des schwarzhaarigen Mannes. Mit dem Angriff hatte er genau die Chance, die er brauchte, um aus seiner misslichen Situation zu entkommen.

Schließlich erreichten sie den Palast, in dem es ebenfalls von umher laufenden Asen wimmelte. Jedoch trugen diese schon ihre Rüstungen – sie waren der Teil der Streitmacht Asgards, der sich in ständiger Alarmbereitschaft befand.

Die Söhne Odins eilten durch die langen, goldenen Flure und erreichten schließlich den Thronsaal, der wieder einmal Schauplatz der wichtigsten Ereignisse werden sollte.

Als er ihn betrat, musste er sich zusammenreißen, damit seine Mimik nicht verrutschte. Diesen Ort verband er mittlerweile mit zu vielen unangenehmen Erinnerungen.

In der Mitte des Raumes hatten sich bereits einige der wichtigsten Kämpfer versammelt, darunter auch Lady Sif und die Tapferen Drei. Auch Frigga stand dabei und sie war die Erste, die die Brüder bemerkte. Sie lächelte und Loki vermutete, dass es ihr gefiel, ihn an Thors Seite zu sehen, so als wäre alles wieder wie früher. Er hasste es, dass es in Wirklichkeit nicht so war.

Thor geriet direkt in den Pulk, als auch die anderen die Brüder bemerkten. Als Sohn Odins und Gott des Donners hatte er eine der höchsten militärischen Positionen in Asgard inne und demnach war seine Meinung hoch geschätzt.

Loki hingegen hielt sich lieber im Hintergrund. Er stellte sich neben seine Mutter, die nicht seinen Arm berührte, wie sie es sonst oft tat, da sie wohl immer noch an die Worte dachte, die er nach seiner Ankunft zu ihr gesagt hatte. Es schmerzte ihn immer noch, daran zu denken, denn natürlich war sie seine Mutter. Doch das spielte jetzt keine Rolle. Er musste darauf achten, was die anderen sagten, denn vielleicht bekam er so ein Detail mit, das ihm später zum Sieg verhelfen würde.

Es vergingen jedoch nur einige Augenblicke, bis die große Tür zum Saal erneut aufflog und Odin hereinkam. Sein Umhang wehte hinter ihm her und er schien höchst unerfreut über die Entwicklungen zu sein. Dennoch machte er einen ehrfürchtigen Eindruck und wie immer weckte sein Anblick in Loki das Bedürfnis, sich zu beweisen.

„Uns bleibt nicht viel Zeit“, waren seine ersten Worte. „Die Chitauri greifen ungewöhnlich früh an, aber noch hält unsere äußerste Reihe ihrem Angriff stand. Ich möchte, dass ihr sie sofort unterstützt.“ Sein Atem ging schwer und Loki fragte sich, von wo aus er herbeigeeilt war.

„Vergesst dabei aber nicht den Schlachtplan, den wir bereits beschlossen haben.“

Alle nickten, außer Loki, der sich fragte, wann sein Vater auf ihn zu sprechen kam und ob es Absicht gewesen war, dass er nichts von dem Schlachtplan wusste. Vermutlich, denn Odin beschloss nichts leichtfertig, auch nicht, ob sein zweiter Sohn bei den Kriegsbesprechungen dabei sein sollte oder nicht.

Tatsächlich blickte Odin nun Loki an, was eine erneute Stille auslöste. Alle wollten wissen, was mit ihm während des Kampfes geschehen würde.

„Loki“, setzte Odin an und sein Gesicht war unergründlich wie eh und je. Doch seine nächsten Worte hatten eine große Wirkung. „Ich möchte, dass du deinen Bruder begleitest. Höre auf ihn, denn er kennt den Plan.“

Im Thronsaal war es plötzlich still und trotzdem fragte sich Loki, ob er sich verhört hatte. „Ich soll mit kämpfen?“, fragte er schließlich und in seiner Stimme schwang der Unglaube mit.

„Natürlich. Sie sind wegen dir hier. Und deswegen wäre es unklug, dich aus dem Geschehen auszuschließen.“

Was hatte das zu bedeuten? Lokis Gedanken schwirrten chaotisch in seinem Kopf herum. Einerseits schien es ein Vertrauensbeweis zu sein, dass er an der Seite des Thronfolgers kämpfen durfte und damit auch für seine Deckung verantwortlich war. Andererseits durchkreuzte dies Lokis Pläne, denn nun würde ihm sein Bruder stets im Nacken sitzen. Abgesehen davon wusste er nicht, ob er es nun ertragen konnte, wenn die Chitauri siegen würden. Denn scheinbar hatte er das Vertrauen seines Vater zurück gewonnen – oder aber Odin wollte durch den Kampf erkennen, ob er würdig war, sein Vertrauen zu besitzen.

Das würde bedeuten, dass Odin noch genauer als sonst auf ihn achten würde, was es ihm unmöglich machte, die Chitauri ohne Magie zu kontaktieren.

Hatte sein Vater sein Vorhaben geahnt?

Frigga war die Erste, die nach der erneuten Stille etwas sagte.

„Wirst du ihm seine Kräfte zurückgeben?“, fragte sie. Seine Mutter schien besorgt zu sein und es rührte Loki, sie so zu sehen.

„Nein“, war die knappe Antwort des Allvaters.

Er drehte sich schon zum Ausgang, als Thor sich einmischte. Der Gott des Donners schob Sif beiseite und stellte sich neben seinen Bruder. „Vater, damit schickst du ihn in den Tod! Ohne seine Kräfte kann er nicht kämpfen!“

Loki sah seinen Bruder an. Einerseits freute er sich darüber, dass auch er sich Gedanken über Lokis Wohlbefinden machte, doch andererseits war Loki kein unerfahrener Kämpfer, Magie hin oder her. Er erinnerte sich an den Bogenschützen, den er in Midgard getroffen hatte und sein Entschluss festigte sich. Er würde an der Seite der Asen kämpfen, denn er war immer noch ein Genie der List und somit sehr wohl fähig, sich gegen Feinde zu wehren. Vielleicht war es genau das, was sein Vater ihm vermitteln wollte. Und hatte Thor nicht heute noch selbst davon geredet, dass die Asen sich zu sehr auf ihre Kräfte konzentrierten?

„Was sagst du dazu, Loki? Wirst du trotzdem kämpfen, auch ohne deine Magie?“, fragte Odin schlicht und Loki glaubte, die Bedeutung seiner Worte erahnen zu können.

Er brauchte nicht lange, um seinen ursprünglichen Plan fallen zu lassen.

Stattdessen sagte er: „Ja, Vater. Ich werde an der Seite Thors und damit an der Seite Asgards kämpfen, auch in diesem Zustand.“

Odin nickte und die Spannung fiel von den Anwesenden. „Dann los, der Kampf wartet!“



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