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Seufzend durchmaß er sein Zimmer mit langen Schritten, während er immer wieder unruhig einen Blick auf die Uhr an seiner Wand warf. Schon drei Tage waren vergangen, seitdem er den Auftrag angenommen hatte. Doch noch immer hatte er keinerlei Informationen über sein nächstes Ziel. All die relevanten Daten sollten ihm – sobald sie vorlagen – per Fax zugeschickt werden. Aber bis jetzt hatte er immer noch nichts. Diese verdammte Warterei fing an, ihn zu nerven. Er hasste es, wenn er tatenlos rumsitzen musste und nichts tun konnte. Wieder ein Blick auf die Uhr. Die Zeit verging wie in Zeitlupe. Die Zeiger auf der Uhr schienen sich heute besonders langsam zu bewegen und sich einen Spaß daraus zu machen, ihn warten zu lassen. Wieder durchquerte er den Raum von der einen Wand zur Anderen. Wieder ein Blick auf die Uhr. Der Sekundenzeiger bewegte sich langsam über das Zif-fernblatt. Tick Tack. Immer wieder. Er wusste nicht, wie lange er das schon tat, aber es brachte ihn zur Weißglut. Er brannte darauf, endlich diesen Fall in die Hand zu nehmen, freute sich, dass er eine tra-gende Rolle dabei haben würde, diesem Mistkerl das Handwerk zu legen. Aber ihm fehlten die Infor-mationen und dies machte ihn handlungsunfähig. Unruhig fuhr er sich mit einer Hand durch sein Haar. So konnte es nicht weiter gehen. Wenn er hier in diesem engen Zimmer blieb, würde er durchdrehen. Er musste raus und sich ablenken. Und er hatte auch schon eine Idee, wie er das schaffen würde. Er nahm den kleinen Koffer, in dem seine Pistole sicher verwahrt war, setzte sich in seinen Chevrolet und fuhr zu dem Übungsgelände der Regierung. Wenn er schon seinen Auftrag nicht beginnen konnte, so konnte er sich wenigstens darauf vorbereiten und die Gelegenheit nutzen, um mal wieder zu trainieren.
 

Die Wachmänner, die am Eingang postiert waren, nickten ihm grüßend zu und ließen ihn ohne Weite-res passieren. Nachdem er die Schranke hinter sich gelassen hatte, fuhr er eine geteerte Straße ent-lang, die ihn an verschiedenen Gebäuden vorbei führte. Dahinter lag ein großer Parkplatz auf welchem er seinen Wagen abstellte. Abgesehen von ihm war es hier menschenleer. Es gab nicht viele, welche die hintere, kleinere Schießanlage benutzen. Nur er und wenige andere, die er an der Hand abzählen konnte, trainierten hier. Der Rest blieb vorne in der neueren Anlage, doch Minho konnte sich besser konzentrieren, wenn er seine Ruhe hatte und das war hier meistens der Fall. Er nahm den Koffer vom Beifahrersitz, schloss sein Auto ab und betrat den kühlen Schießstand. Auch hier war niemand zu sehen. Der Schwarzhaarige legte den Koffer auf einen der Tische, die an der hinteren Wand in einer Reihe standen, packte die Pistole aus, begutachtete sie kurz mit seinem geschulten Auge und legte sie dann auf dem Stand ab. Er setzte sich eine Schutzbrille und Ohrenschützer auf, stellte sich auf und zielte, während er die Pistole in seiner rechten Hand hielt, auf eine lebensgroße Pappscheibe. Die linke Hand hatte er lässig in der vorderen Hosentasche seiner Jeans verstaut.
 

Er blendete alles um ihn herum aus. Die Geräusche, die gedämpft durch die geschlossene Tür zu ihm hinein drangen. Die etwas stickige Luft, die sich aufgrund des warmen Wetters der letzten Tage im Schießstand angesammelt hatte. Die Fliege, die summend um eine der Lampen schwirrte. Nach und nach gelangte alles in den Hintergrund, bis Minho nur noch seine Waffe sah und sie Zielscheibe in Form eines Menschen, die an der gegenüberliegenden Wand hing. Wie in Trance zielte er, drückte ab, lud nach, zielte wieder, drückte erneut ab. Weitere Schüsse. Wieder nachladen. Jeder Schuss ein Treffer. Mitten ins Schwarze. Er verlor jegliches Zeitgefühl, während er trainierte. Erst, als er einen feinen Luftzug spürte, legte er die Waffe ab und drehte sich um, um zu sehen wer gerade auf den Stand gekommen war. Ein Grinsen ging über sein Gesicht, als er seinen besten Freund erblickte. „Junhyung-hyung!“
 

„Hey Minho“, grinste der Braunhaarige, während sie sich mit einem Handschlag begrüßten. „Alles klar? Hier siehts aus, als würdest du dich auf den nächsten Krieg vorbereiten.“ Mit einem vielsagenden Blick nickte Yong Junhyung in Richtung der völlig durchlöcherten Zielscheiben seines dongsaengs.
 

Auch der Schwarzhaarigen warf einen Blick in die Richtung und grinste. „Wer weiß. Wieso? Hast du Angst, du kannst dank meiner Vorlage nicht mehr mithalten?“
 

Die Herausforderung, die in diesem Satz mitschwang, ließ den Anderen amüsiert die Augenbrauen heben. „Willst dus drauf anlegen? Wie wärs mit einem Match?“
 

„Genau darauf habe ich gewartet! 40 Schuss? Der Verlierer gibt einen aus!“ Minho brannte regelrecht darauf, denn Wettstreit zu beginnen.
 

„Abgemacht“, erwiderte Junhyung, der ebenso angestachelt war. Er zog seine Jeansjacke aus, unter welcher ein schwarzes Shirt mit V-Ausschnitt zum Vorschein kam. Dann öffnete er seinen eignen Koffer, welchen er zuvor auf einem der hinteren Tische abgelegt hatte und nahm seine Pistole, welche er kurz begutachtete. Dann stellten sich beide nebeneinander auf den Schießstand, jeder mit einer eige-nen Zielscheibe vor sich und begannen, mit beinahe perfekter Effizienz zu schießen. Beide gaben ihre Bestes, denn keiner wollte gegen den Anderen verlieren. Doch am Ende hatten sie beide gleich viele Ringe geschossen, weshalb sie Gleichstand hatten. Junhyung strich sich durch die Haare, nachdem er seine Waffe gesäubert und wieder sicher im Koffer verstaut hatte. Er lehnte sich an den Tisch und musterte einen Moment lang seinen besten Freund, der gerade ebenfalls seine Pistole einpackte.
 

„Jetzt schieß los. Was ist heute mit dir? Du siehst ziemlich gereizt aus und es kommt mir so vor, als würdest du auf heißen Kohlen sitzen“, sprach der Ältere und verschränkte die Arme abwartend vor der Brust.
 

Minho seufzte leise und setzte sich neben seinen hyung auf den Tisch. „Naja.. ich warte auf meinen neuen Auftrag und es macht mich einfach wahnsinnig, dass ich immer noch auf die relevanten Informationen warten muss.“
 

„Du hast schon wieder einen neuen Auftrag?“ Junhyung pfiff anerkennend. „Und um was geht’s bei dem Neuen? Hab noch nie erlebt, dass du so darauf gebrannt hast, endlich los zu legen.“
 

Der Jüngere fuhr sich fahrig mit einer Hand durch die Haare. Bei dem Gedanken an seine neues Ziel verfinsterte sich sein Blick. „Lee Chang Jun“, waren die einzigen Worte, die er von sich gab. Doch mehr bedarf es auch nicht, denn sein bester Freund wusste sofort was Sache war und setzte sich aufrecht hin, während er seinen dongsaeng mit aufgerissenen Augen ansah. “Ist das dein Ernst?! Der Lee Chang Jun?!“
 

Minho hob schnell die Hände. „Ssht! Nicht so laut! Du weißt, dass wir eigentlich niemandem von unseren Aufträgen erzählen dürfen“, zischte er leise und achtete darauf, dass seine Stimme ebenfalls gesenkt blieb. „Ja, der Lee Chang Jun und kein anderer. Genauer gesagt wird sein Sohn mein neues Ziel sein. A-rank Mission. Eigentlich unterliegt der Fall strengster Geheimhaltung.“ Doch er wusste, dass er Junhyung alles erzählen konnte, sie waren sozusagen Sandkastenfreunde und konnten sich immer aufeinander verlassen. Sie waren zusammen aufgewachsen und hatten es Beide in ihren gemeinsamen Beruf weit gebracht. Sie vertrauten sich blind.
 

„Ich soll mich an ihn heften, Gewohnheiten herausfinden und sein Vertrauen gewinnen, sodass wir es dann schaffen, die gesamte Organisation zusammen mit ihrem Boss zu zerstören.“
 

Der Braunhaarige hatte die Arme vor der Brust verschränkt und geschwiegen, bis Minho geendet hatte. Dann seufzte er leise und ergriff nun das Wort. „Ich freu mich für dich, dass der Chef dir so vertraut, dass er dir diesen Auftrag zutraut. Und immerhin bist du ja auch einer der Besten“, fügte er grinsend hinzu. „Aber pass auf, dass du dich nicht zu sehr dort hinein steigerst, okay? Ich weiß wie wichtig es dir ist, diesen Kerl zu fassen. Ich weiß, dass er endlich bestraft werden muss. Aber es bringt niemandem etwas, wenn du dabei den Kopf verlierst und in Schwierigkeiten gerätst.“
 

Der Jüngere hatte gewusst, dass sein Freund ihm diese Predigt halten würde. Er nickte ernst. „Ja ich weiß. Ich werde auf mich aufpassen, okay?“
 

Sein Gegenüber hob etwas skeptisch die Augenbrauen. „Versprochen?“ Er streckte ihm die Hand entgegen. Der Andere verdrehte schmunzelnd die Augen und schlug ein. „Versprochen hyung.“
 

Gemeinsam verließen sie den Schießstand und gingen gemächlich zurück zum Parkplatz, auf dem sie ihre Wagen geparkt hatten. Ehe sie sich verabschiedeten, trat Junhyung noch einmal nahe an den Größeren heran. „Wenn irgendwas ist, ruf mich an. Egal wann. Klar?“
 

Der Schwarzhaarige erwiderte den Blickkontakt und nickte langsam, was dem Anderen wohl als Antwort genügte. „Gut. Du weißt das ich immer auf die aufpassen werde, kleiner Bruder!“ Er verzog den Mund zu seinem typischen, breiten Grinsen, stieg in seinen Wagen und fuhr wenige Momente später die Straße entlang davon. Auch Minho begab sich nun in seinen eigenen, ließ den Motor anspringen und fuhr nach Hause.
 

Dort erwartete ihn eine willkommene Überraschung. Er hatte ein Fax von seiner Arbeit erhalten, welches aus mehreren Blättern bestand. Plötzlich schlug ihm sein Herz schmerzhaft schnell gegen die Brust. Es war soweit. Die nötigen Informationen waren gesammelt und an ihn weiter geleitet worden. Beinahe ehrfürchtig nahm er den kleinen Stapel in die Hand. Das erste Blatt war wie immer formell. Darauf stand, dass er – solange er noch nicht mit dem Auftrag begonnen hatte – immer noch einen Rückzieher machen und einem Anderen das Feld überlassen konnte. Ebenso ein paar rechtliche Aspekte, eben der allgemeine Kram. Er schenkte dem keine weitere Beachtung, schließlich würde er diesen Auftrag auf jeden Fall durchführen. Was ihn mehr interessierte, waren die darauf folgenden Seiten. Zuerst kam ein Steckbrief von Lee Chang Jun, auch wenn nicht sehr viel über ihn bekannt war. 1,79 m groß, dunkelbraune Haare, Alter unbekannt. Wahrscheinlich um die 42 Jahre alt. Hat einen Sohn. Ist Kopf der Mafia seit nunmehr 24 Jahre. Wahrscheinlich an 16 Verbrechen direkt beteiligt, von denen 8 Morde waren. In wie vielen weiteren er der Drahtzieher war, ist unbekannt. Zahl jedoch stei-gend.
 

Minho betrachtete das kleine Bild, das in der rechten oberen Ecke aufgedruckt war. Es war leicht unscharf, dennoch konnte man den Mann erkennen. Er spürte, wie bei diesem Anblick Wut in ihm aufstieg. Und Hass. Blinder Hass. Schnell blätterte er die Seite um und las sich die Nächste durch, auf der ein paar Informationen über die Mafia an sich aufgelistet waren. Er überflog den Text und prägte sich die wichtigsten Sachen ein. Was ihn jedoch am Meisten interessierte, war sein eigentliches Ziel. Der Junge. Wer war sein Ziel? Die nächste Seite würde die Antwort bringen.
 

Als er das Bild sah, war es für ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Er starrte mit aufgerissenen Augen den braunhaarigen Jungen an, welcher dort abgebildet war. Es dauerte einen Augenblick, bis er sich wieder gefangen hatte. Dann ließ er seinen Blick langsam über den Steckbrief wandern. Lee Taemin. 20 Jahre. 1,75 m groß. Student. Sohn von Lee Chang Jun.
 

Es konnte nicht sein. Nicht dieser Junge. Das passte nicht zusammen. Dieser Kerl sollte der Sohn dieses Bastards sein? Der freundliche Junge, den er durch Zufall getroffen und mit dem er sich so gut unterhalten hatte – der Sohn eines Verbrechers? Er schüttelte den Kopf, als könnte er dadurch die Tatsache verleugnen, die er schwarz auf weiß in seinen Händen hielt. Kurz schloss er die Augen und atmete tief durch um sich zu beruhigen. Noch einmal sah er auf das Profil seines Ziels. Kein Zweifel. Es war Taemin. Der Taemin, den er erst vor einigen Tagen kennen gelernt hatte.
 

Heftig knallte er den Papierstapel auf seinen Schreibtisch, wendete sich ab und fuhr sich ruckartig durch sein schwarzes Haar. Kein Wunder, dass ihn das gerade so aufgebracht werden ließ. Schließlich war es noch nie vorgekommen, dass jemand, den er kannte, in einen seiner Aufträge verwickelt war. Aber ausgerechnet dieser äußerst brisante Auftrag sollte eine Ausnahme sein? Erst jetzt merkte er, dass er in seinem Zimmer auf und ab gelaufen war. Seufzend blieb er stehen und warf einen Blick aus seinem Fenster. Dass er der Braunhaarigen getroffen hatte… war es Zufall? Oder aber gab es eine undichte Stelle bei der Regierung? Einen Maulwurf, der geheime Informationen nach draußen durchsickern ließ? So auch diesen streng vertraulichen Auftrag, mit dem Minho betraut worden war? Vielleicht hatte Lee Chang Jun Wind von der Sache bekommen, den Schwarzhaarigen ausfindig gemacht und seinen Sohn losgeschickt, damit dieser sich geschickt mit ihm in ein Gespräch verwickelt und einen auf freundlich macht, um Minho dazu zu bringen, den Kleinen sympathisch zu finden? War das möglich?
 

„Verdammt nochmal, was ist mit dir los?! Hör endlich mit diesen Hirngespinsten auf!“, schallte er sich selbst. Spekulationen würden ihm auch nicht weiter helfen. Er konnte die Wahrheit nur herausfinden, indem er endlich mit seinem Job loslegen und den Jüngeren beschatten würde.
 

Erneut nahm er die Blätter in die Hand und laß sich den Steckbrief des Mafiasohnes noch einmal durch. Auf der nächsten Seite standen einige Gewohnheiten des Jungen und Orte, an denen er sich des Öfteren aufhielt.
 

Minho warf einen Blick auf die Uhr. Es war früher Abend, gerade mal kurz nach 20 Uhr. Laut den In-formationen hing Taemin abends manchmal in einer Bar namens Rick’s rum. Vielleicht hatte der Schwarzhaarige Glück und konnte bereits heute mit seinem Auftrag beginnen. Er hoffte es, denn die ganze Sache wurmte ihn, er wollte wissen ob er mit seinen Vermutungen recht hatte oder ob etwas anderes dahinter steckte. Ob es wirklich nur reiner Zufall war, dass sie sich getroffen hatten. Er hoffte es.
 

Um ca. 22 Uhr verließ Minho sein Apartment.
 

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Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen!
 

Ich würde mich über Kommentare freuen! :)



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Patema
2012-07-04T09:35:06+00:00 04.07.2012 11:35
Mir gefällt deine FF wirklich sehr. Dein Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen, deine Idee für die Geschichte ist ebenfalls super und scheint gut durchdacht zu sein.
Ich würde mich freuen, demnächst weiter lesen zu können.^^
lg Naimi


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