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Cenerentula

ein Halloweenmärchen
von

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Und so kam ich in die Welt der Menschen. Ist das nicht unvorstellbar? Sein Kleid geht kaputt und es wählt “gigantischer Notfall”. Naives Mädchen! Vermutlich muss die Feuerwehr anrücken wenn es nicht an das Toilettenpapier kommt. Wie bitte? Was die Feuerwehr ist? Eine Organisation besonderer Menschen… Sie bekämpfen Feuer, retten jene die verschüttet sind und helfen kleinen Kätzchen aus Bäumen. Und nein, “Toilettenpapier” werde ich nicht auch noch erläutern.

Ähem, wo war ich? Ach ja, ich beschwerte mich soeben.

Also, des Weiteren hat es ausgerechnet Rosen verwendet! Dieser Geruch ist kaum wegzubekommen. Merkt ihr es? Ich rieche noch immer danach. Gut dass meine verehrte Mutter schon längst bei den Würmern verrottet, ich hätte ihr nicht entgegentreten wollen mit diesem Gestank. Was ist so schlimm an traditionellen Menschenopfern? Selbst eine Kuh hätte es getan… Oder eine dieser hornlosen Kühe die ich dort zuhauf sah.

So, da stand ich also plötzlich in diesem Kreis. Und das erste was mir auffiel war, dass das Mädchen keine Ahnung von Geometrie hat. Denn dieser “Kreis” reichte schon eher an “Dreieck” heran. Und wir alle wissen, was man mit Dreiecken beschwört, nicht wahr? Ganz genau, Ahnen. Ich hätte gerne seinen Gesichtsausdruck gesehen wenn plötzlich sein Großvater vor ihm aufgetaucht wäre.

Wie auch immer, Cenerentula erzählte mir von all den schlimmen Dingen die… bitte? Ja doch, sie heißt Cenerentula. Ich beliebe niemals zu scherzen, das ist euch doch klar? Und natürlich ist mir bewusst dass das bei uns ein gängiger Name für Höllenhamster ist. Vielleicht war das auch den Leuten bewusst die sie so nannten… denn ganz ehrlich, was die Vorderzahnpartie angeht sah sie einem Höllenhamster gar nicht so unähnlich.

Nun, dann kamen jedenfalls all die schlimmen, schlimmen Dinge. Ich muss es wahrlich erstaunt angesehen haben, denn es äußerte die Frage, ob ich beschränkt sei. Ich, Xephir! Einer der ranghöchsten Dämonen. Es wagte es, einen Dämonenlord zu beleidigen! Wäre es zu diesem Zeitpunkt nicht mein Gebieter gewesen, ich hätte es aufgeschnitten und es mit seinen Gedärmen an der nächsten Astgabel aufge- ich scheine abzuschweifen, nicht wahr?

Das passiert bei Zeiten, ich bitte darum darüber hinwegzusehen.

Ich hörte mir also all diese Armeskleinesdummesmenschenmädchenteenagerprobleme an und dachte mir meinen Teil dazu. Weshalb ich nicht einfach abgelehnt hatte? Seid ihr noch bei Sinnen? Liest keiner von euch die AGBs?

“Unabhängig vom Beschwörer hat der Dämon allen Aufforderungen nachzukommen. Sollte er mit der Art der Beschwörung oder den Wünschen des Beschwörers nicht einverstanden sein, ist eine Reklamation dennoch nicht zulässig. Verstößt ein Dämon gegen diese Auflagen, so ist ihm die Rückkehr in seine Dimension bis auf unbestimmte Zeit verwehrt. Außerdem färbt sich seine Haut rosa”

Ihr versteht doch sicher, dass ich mir vornahm alles zu tun was dieses Mädchen verlangte… Mein Aussehen sollte nicht auch noch meinem neuen Geruch angepasst werden.

Ich bot ihm also verschiedene Arten von Hilfe an. Am liebsten wäre es mir natürlich gewesen wenn ich einfach sämtliche Festbesucher hätte töten und essen können. So hätte ja keiner gemerkt dass es kein Kostüm hatte, nicht wahr? Doch aus irgendeinem Grund wollte das Mädchen das nicht. Vielleicht hatte es Angst dass ein solch umfangreicher Dienst extra kosten würde. Dabei hatte es nichts was mich interessierte… Allenfalls seine Augen sahen recht wohlschmeckend aus.

Letztlich einigten wir uns jedenfalls darauf, dass ich es neu einkleidete. Doch auf meine Frage hin was genau es sich vorstellte, zuckte es lediglich mit seinen Schultern. Es sei mir überlassen, es würde meinem Sinn für Ästhetik trauen. Ha, das Problem war bloß dass mein Sinn für Ästhetik sagte dass man das Äußere des Mädchens mit Kleidung allein nicht mehr retten konnte. Es war hässlich, wie alle Menschen eben. Ja doch Sarinalis, ich weiß dass du Menschen schön findest. Aber sieh dich doch mal an! Eine wie du findet vermutlich sogar Kadaverwürmer schön.

Das Ergebnis meiner Überlegungen war schließlich dass ich den gesamten Körper des Mädchens wandeln musste um es einigermaßen ansehnlich zu machen. Ich gab ihm also Flügel, mit denen es allerdings nicht fliegen konnte. Dieses dumme Gör wäre sonst sicherlich vor den nächsten LKW geflogen, und ihr alle wisst welchen Stress die Behörden machen können wenn ein Beschwörer stirbt bevor die Mission beendet ist. Wofür LKW steht? Was bin ich, ein Lexikon?

Dann gab ich ihm Krallen, wunderschöne, schwarze, scharfe Krallen. Lang genug um sie in die Nase eines Mitschülers einzuführen, im Gehirn zu verhaken und dieses dann herauszu- ja, ich merke, dass ich vom Thema abweiche.

Dann bekam es eine Schuppenhaut, glatt und weich wie die einer Knochenschlange. Nur ohne dass sie Gift absonderte… Denn, wie ich bereits erwähnte, ich glaubte nicht, dass die Intelligenz des Mädchens hoch genug gewesen wäre, um damit umgehen zu können.

Sein Unterkörper war verhüllt in Federn von leuchtendem schwarzblau, welche wie ein Kleid um seine Hüften wallten. An sich war ich damit zufrieden, aber es bestand noch darauf dass ich seine Brust verdeckte. Und zwar mit etwas anderem als Metallnippeln. So sind sie, die Frauen! Erst überlassen sie einem alles und dann beschweren sie sich doch, egal was man tut. Und guck nicht so böse, Jehalia! Glaubst du tatsächlich, ich würde dich mit einbeziehen wenn ich “Frauen” sage, du Mannsweib?

Ich ließ also auch einige Federn auf der Vorderseite seines Oberkörpers wachsen.

Dann verlangte es, dass ich sein Gesicht unkenntlich machte. Das erschien mir lächerlich… Weshalb wollte es nicht erkannt werden, wo es doch zum ersten Mal im Leben fast schon “gut” aussah? Aber nun ja, Wunsch ist Wunsch.

Ich änderte also noch etwas an seinem Gesicht, ließ maskenhafte Knochenplatten seine Augen umrahmen. Und auch mir gefiel es so um ehrlich zu sein besser!

Dem Mädchen gefiel es auch, jedenfalls stieß es einen begeisterten Schrei aus als es in den Spiegel sah. Kurz wirkte es als wollte es mich umarmen, es kam mit erhobenen Armen auf mich zu… dann entschloss es sich aber doch stehen zu bleiben.

Zu meinem Glück! Eine ekelhafte Vorstellung, von einem dreckigen Tier wie dem Menschen umarmt zu werden. Allein die Vorstellung ist schauderhaft. Was meinst du, Chiharas, Menschen sind keine Tiere denn Tiere können nicht beschwören? Ich wette du würdest dich sogar von einem Eichhörnchen beschwören lassen…

So, als diese erste Aufregung vorüber war wollte Cenerentula auch direkt loseilen, zu diesem Fest. Was für ein Fest genau? Ein Halloweenfest… Ja natürlich, ähnlich wie Weihnachten! Wie beschränkt bist du eigentlich, Mehalor? Nicht jedes menschliche Fest ist wie Weihnachten bloß weil das das einzige ist, welches du kennst. Der große Unterschied zwischen Halloween und Weihnachten? Na, die Kostüme. Hätte das Mädchen mich zur Weihnachtszeit gerufen, hätte ich ihm rote Schuppen und weißen Fellwuchs im Gesicht geben müssen, ganz einfach.

Jedenfalls sprach es auf einmal davon, wie erstaunt alle sein würden von seinem neuen Äußeren. Und dass es ihm Spaß machen würde, dass es bis zum nächsten Tage weg bleiben würde. Nun, da musste ich dann doch einschreiten. Ich klärte es über die Formel auf die besagt dass der Zauber eines Nachtdämons, wie ich es bin, in allen geraden Monaten nur eine Dauer von 日+/- 1 hat. Und für die Laien hier:

Dass mein Zauber in etwa zur Zeit des Sonnenaufgangs verblassen würde. Das schien Cenerentula gar nicht zu gefallen. Aber das war erstens nicht zu ändern und zweitens völlig egal.

So ermahnte ich es also noch einmal bis Sonnenaufgang wieder zurück zu sein. Außerdem wies ich es darauf hin, die Flügel schön eingeklappt zu lassen wenn es es nicht darauf anlegte, anderen Menschen versehentlich den einen oder anderen Zahn auszuschlagen.

Wobei natürlich ohnehin die Frage besteht wozu Menschen Zähne brauchen… Ihr Hauptnahrungsmittel, Schokolade, kann man lutschen.

Anschließend machte ich klar dass mein Verweilen auf der Erde nur bis zur Erfüllung dieses Auftrags gelten sollte. Ich wollte noch am nächsten Tag zurück hierher…

Hastig stimmte es mir zu. Scheinbar war es selbst nicht sonderlich erpicht darauf, mich länger als nötig bei sich zu behalten. Die Menschen von heute, nicht einmal den (erzwungenen) Besuch eines Dämonenlords wissen sie zu schätzen…

Dann schoss es auch schon zur Tür hinaus. Als ich das anschließende Krachen und kurze Aufschreien gefolgt von einem Ton, als würde nicht ein kleines Mädchen die Treppe herunterpurzeln sondern eine Seekuh, hörte musste ich beinahe schmunzeln. Ja, ich fand seine Tollpatschigkeit recht interessant. Hätte ich gewusst, was es mit seiner Tollpatschigkeit noch anrichten würde hätte ich sicherlich anders gedacht…
 



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