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Um Himmels Willen!

von

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Unerwünscht

Irritiert stemme ich mich hoch und sehe aus kleinen Augen zu Light hinauf.
 

„Ich habe gesagt, du sollst aus meinem Bett verschwinden!“, keift er mich ein zweites Mal an, was hat der eigentlich für ein Problem? In dem riesigen Ding haben doch bequem zwei Leute Platz! Ich wollte mich ohnehin nur kurz am Fußende ausruhen, kein Mensch hat was davon gesagt, dass ich zu ihm unter die Bettdecke krieche, also wirklich…
 

„Ach reg dich ab Light, das tut doch keinem weh wenn ich mich hier unten kurz entspanne, ich hatte einen echt anstrengenden Tag, woran du im Übrigen maßgeblich beteiligt warst, also jetzt gönn mir wenigstens dieses kleine bisschen Luxus!“, gebe ich zurück und versuche mich so klein wie möglich zu machen, und gleichzeitig das Gewicht meiner Flügel so zu verteilen, dass sie mich nicht versehentlich aus dem Bett ziehen, eigentlich ist es schon fast unverschämt wie wenig Platz ich hier habe.
 

„Kommt gar nicht in Frage, ich habe nicht drum gebeten eine himmlische Nervensäge geschickt zu bekommen also schlaf von mir aus wo du willst, aber ganz bestimmt NICHT in meinem Bett!“
 

Das Nächste was ich spüre ist ein Fuß, der mir unsanft in den Rücken tritt und mich mit Schwung auf den Boden befördert.

Was erlaubt der sich?!?

Wütend springe ich auf.
 

„Was denkst du eigentlich wer du bist!?“, zische ich ihn an, während ich krampfhaft versuche jeden Gedanken an Gewalt aus meinem Kopf zu verbannen.
 

„Ich bin der, der dafür verantwortlich ist, dass du nun eigentlich unter der Erde liegen solltest, aber länger als eine Woche hast du´s ja offensichtlich nicht ohne mich ausgehalten!“, knurrt er und funkelt mich wütend über den Rand des Bettes hinweg an.
 

Eine Woche?

Aber ich bin doch erst heute…

Ich bin schon eine Woche tot?
 

„Was glotzt du denn jetzt so blöd!? Ich war auf deiner Beerdigung! Ich habe dich in deinem Sarg gesehen und ich habe sogar ein paar Worte zu deinen Ehren gesprochen, aber das war dir wohl nicht genug was? Sogar jetzt noch musst du mir auf die Nerven gehen und mich behindern, das kotzt mich alles so an! Ich wünschte, du würdest einfach wieder verschwinden!“
 

Mit einem Ohr höre ich seinem Gezeter zu, das interessiert mich im Prinzip alles gar nicht, viel wichtiger ist doch, wie kann es sein, dass ich schon eine Woche tot bin? Was ist in der Zwischenzeit geschehen? Wie viele Leute hat dieser Unmensch in den letzten sieben Tagen getötet?
 

„Nein wirklich, es war ja schon ein Gewaltakt mich endlich von Misa loszueisen, die blöde Ziege wollte sich direkt bei mir einnisten und kaum habe ich es endlich geschafft die dumme Pute loszuwerden, platzt du hier rein und bringst wieder alles durcheinander!“, schimpft Light weiter und redet sich langsam richtig in Rage, so kenne ich ihn gar nicht.
 

Verwirrt richte ich meinen Blick auf Light, der immer noch ununterbrochen schimpft und zetert.
 

„Sag mal, was ist eigentlich mit dir los?“, frage ich ihn völlig aus dem Zusammenhang gerissen, er hat gerade irgendwas von Studiengebühren gefaselt, keine Ahnung, was die mit mir zu tun haben sollen.
 

„Was? Warum?“ Jetzt habe ich in rausgebracht. Sehr gut, vielleicht bekomme ich ja jetzt Informationen mit denen ich etwas anfangen kann.
 

„Naja, außer bei unseren netten kleinen Prügeleien habe ich dich selten so aufgebracht erlebt, das wundert mich einfach. Ich kenne dich als einen beherrschten jungen Mann, der durch perfekte Manieren und Umgangsformen glänzt, sich nie anmerken lässt, was in ihm wirklich vorgeht und nach außen hin immer die Fassade des Musterschülers aufrecht erhält, der immer alle Erwartungen an ihn erfüllt. Mir kommt es gerade so vor, als wärst du zum ersten Mal in deinem Leben wirklich offen und ehrlich zu mir. Woran liegt das?“
 

„Ich…du…“, stottert er, klappt dann seinen Mund zu, zieht sich die Decke über den Kopf und schon ist er abgetaucht.
 

Was war denn das jetzt?

Ich bin mehr als nur verwirrt.

Fragend starre ich auf die Decke und kann sehen, dass sie in Höhe seines Oberkörpers leicht vibriert. Als wäre er kurz davor zu explodieren. Ich denke, ich lasse ihn jetzt besser in Frieden, sollte er beschließen auf mich loszugehen, habe ich schlechte Karten, da ich mich ja leider nicht gegen ihn wehren kann, ohne mir selbst noch mehr Schmerzen zuzufügen.
 

Brummend versuche ich, es mir auf dem kalten Holzfußboden bequem zu machen.

Auf dem Rücken, geht es gar nicht.

Auf der Seite, ist es auch unbequem und ich stoße mit den Flügeln, die ich so nicht einklappen kann an das Bücherregal hinter mir, das drückt.

Also bleibt mir nur auf dem Bauch zu schlafen.

Das ist auch nicht wirklich besser. Seufzend bette ich meinen Kopf auf meinen verschränkten Armen und schmiede einen waghalsigen Plan.

Ich werde warten bis Light schläft, und werde mich dann, natürlich ganz nahe am Rand, ohne auch nur in seine Nähe zu kommen, zu ihm aufs Bett legen. Ich brauche nicht mal eine Decke, ich merke gerade, unter meinen Flügeln ist es richtig mollig warm.
 

Es dauert gar nicht lange, da höre ich Lights gleichmäßige Atemzüge vom Bett herüberwehen, das ging aber wirklich schnell, für ihn war das sicher auch nicht ohne, als ich da plötzlich in seinem Zimmer stand.

Langsam stehe ich auf und schleiche so leise wie möglich zum Bett hinüber.

Die Decke liegt nun nicht mehr über seinem Kopf, ihm ist darunter wahrscheinlich zu warm geworden.
 

Im Schlaf wirkt sein Gesicht so jung und entspannt, irgendwie unschuldig, das fand ich schon in der Zeit als wir aneinander gefesselt waren so faszinierend, wobei ich mir fast sicher bin, dass Light sich zu dieser Zeit tatsächlich nicht bewusst gewesen ist, dass er Kira ist.

Vorsichtig nähere ich mich der Bettkannte, knie mich auf die Matratze und hoffe, dass Light nicht durch die ungleiche Gewichtsverteilung aufwacht.

Nachdem ich eine einigermaßen bequeme Lage gefunden habe schließe ich endlich erschöpft meine Augen.

Ob ich wohl noch mehr menschliche Bedürfnisse habe, außer zu schlafen?

Die Antwort folgt wie auf Kommando, in Form eines relativ lauten Grummelns.

Hunger.

Das kann ja noch heiter werden! Aber ich bin jetzt einfach zu schlapp um noch einmal aufzustehen, um dieses Problem kümmere ich mich morgen.

Nach einem neuerlichen herzhaften Gähnen entspanne ich meine schmerzende Rückenmuskulatur, ich werde morgen bestimmt einen mörderischen Muskelkater wegen der Flügel haben, ich bin das einfach noch nicht gewohnt, aber da muss ich wohl durch.
 

Als ich da so entspannt neben meinem ärgsten Feind im Bett liege und auf den Schlaf warte frage ich mich, wie lange ich dieses Affentheater wohl mitspielen muss, bis ich von diesem Elend erlöst werde. Ob ich es wohl jemals schaffe Light von seinem Irrweg abzubringen? Auf jeden Fall werde ich ihn mit aller Macht daran hindern, auch nur noch einen einzigen Mord zu begehen!

Mit diesem Gedanken lasse ich mich dann endlich in einen erholsamen Schlummer sinken.
 

Ein lautes Prusten reist mich Stunden später reichlich unsanft aus dem Schlaf.
 

„Pffft! Igitt! Was soll das! Warum hab ich Federn in meinem Gesicht! Was soll… L!“
 

Gähnend strecke ich mich und reibe mir den Schlaf aus den Augen. Ich glaube, so lange und entspannt habe ich seit Jahren nicht geschlafen, was für eine Wohltat!

Plötzlich packt jemand unsanft meine Schulter und schüttelt mich.
 

„Hey, was soll das?“, brumme ich, irgendwie bin ich noch nicht ganz wach. Und ich habe Hunger. Immer noch. Hmpf…
 

„Ich hab dir gesagt, du hast in meinem Bett nichts verloren du Möchtegernengel, und jetzt raus!“ Damit versetzt mir Light einen kräftigen Schubs, der mich reichlich unsanft aus dem Bett katapultiert.

Allerdings schaffe ich es gerade noch meine Beine unter meinen Körper zu ziehen, bevor ich der Länge nach auf den Boden knalle.

Schlaftrunken richte ich mich auf und blicke mich etwas orientierungslos um, bis mir wieder einfällt wo ich bin, und was ich hier verloren habe.
 

„Wie sieht´s hier eigentlich mit Frühstück aus?“, frage ich mitten in Lights Schimpftirade hinein, was ihn dazu bringt erstaunt inne zu halten, und mich ungläubig zu mustern.
 

„Frühstück?“
 

„Ja klar, Frühstück!“, gebe ich zurück. Hat er sich im Lauf der Nacht sein Gehirn weggeschnarcht? Ich meine, ich könnte es wirklich verstehen wenn die eine oder andere Gehirnzelle bei diesem Lärm reis aus genommen hätte, ich bin nur froh, dass ich es anscheinend immer noch gewohnt bin zu schlafen, während er einen ganzen Regenwald fällt, aber ich schätze mal, dass das gerade nicht das Problem ist.
 

Irgendetwas hat sich gestern zwischen uns verändert, ich komme nur nicht dahinter was.

Als ich hier aufgetaucht bin, hatte eindeutig er die Oberhand, aber seit ich herausgefunden habe, dass er es nicht mag wenn ich ihn anfasse, hat sich das Kräfteverhältnis zu meinen Gunsten verändert, ich weiß nur noch nicht wieso. „Also, was ist jetzt? Ich sterbe vor Hunger! Oder auch nicht... naja du weißt schon was ich meine!“, bohre ich schmunzelnd weiter nach, ernte aber nur einen bitterbösen Blick von ihm.
 

„Von mir aus kannst du auch noch dreimal sterben, das interessiert mich nicht!“, raunt er mir von der anderen Seite des Bettes zu, rafft nach ein paar Klamotten und rauscht wütend aus dem Zimmer.

Was hat er vor? Na vielleicht bringt er mir ja was zum Essen mit hoch? Ich kann ja schlecht in die Küche gehen und mich selbst bedienen, weder sichtbar, noch unsichtbar.

Unschlüssig stehe ich im Zimmer und warte.
 

Als schließlich etwa dreißig Minuten vergangen sind wird mir langweilig und ich wandere durch sein Zimmer, ziehe das eine oder andere Buch aus einem Regal und schlendere schließlich zum Balkon.
 

Das gibt’s doch nicht!

Fassungslos sehe ich dabei zu, wie Light seelenruhig aus dem Gartentor tritt, Ryuk – mir ist gar nicht aufgefallen, dass der auch verschwunden ist – knapp hinter sich schwebend, und sich wohl auf den Weg in die Uni macht.

So nicht mein Lieber!

Entschlossen packe ich den Griff der Glastür, wobei ich wieder an den peinlichen Vorfall von gestern Abend denken muss, ziehe die Tür auf und trete, nachdem ich meinen Körper verschwinden lassen habe, hinaus in den sonnigen Morgen.

Du wirst mich noch kennenlernen mein Freund!
 

TBC



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