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Beyond

von

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Das Geschenk

„Watari wie lange dauert das denn noch?“
 

„Gleich sind sie fertig Ryuusaki, eine Minute noch.“
 

Genervt verlagert er sein Gewicht nach hinten und drückt sich tiefer in die weiche Lehne des Sessels in dem er hockt.

Sein Daumen ist mittlerweile blutig gebissen, er ist einfach so aufgewühlt.
 

„Nimmt dich das so sehr mit? Möchtest du nicht lieber, dass ich für dich gehe?“
 

„Nein danke Watari, das muss ich alleine tun.“, lehnt er das verlockende Angebot seines Mentors ab.
 

„Zeig mal her...“, sagt der Ältere schließlich, nachdem er sich zu dem Detektiv umgedreht und das Blut an dessen Fingern entdeckt hat. „Das tut dir nicht gut, wir müssen uns eine andere Lösung einfallen lassen.“, fügt er hinzu, während er einen der Küchenschränke öffnet und einen kleinen Verbandskasten, so wie sie in jedem der vielen Zimmer in dem großen Anwesen deponiert sind, herausholt, um anschließend die kleine Wunde mit einem Pflaster zu versorgen.
 

Man kann sehen, dass seine Patienten sonst hauptsächlich kleine Kinder sind, da auf dem Pflaster kleine Pinguine und Eisbären aufgedruckt sind, was L mit einem skeptischen Blick zu seinem Daumen bemerkt. Allerdings verkneift er sich jeglichen Kommentar dazu, er muss jetzt über wichtigere Dinge nachdenken.
 

'Pling' erklingt es aus dem Ofen. Na endlich!

Er sieht Watari dabei zu wie der mit einer Schürze und dicken Backhandschuhen bewaffnet die Ofentür öffnet und das heiße Blech herausnimmt.

Kekse.

Kleine Kekse aus Mürbteig in verschiedenen Formen - Herzen, Blumen und Sterne; dafür hatte L sich entschieden. Er hatte sie sogar selbst ausgestochen.
 

Mit einem letzten unwilligen Blick auf seinen zugepflasterten Daumen dreht er sich um und greift nach dem Glas mit der Erdbeermarmelade, schraubt es auf und atmet tief das Aroma der süßen, klebrigen Köstlichkeit ein.

Ungeduldig wartet er darauf, dass Watari die Kekse vom Backblech nimmt, sie auf einem kleinen Tablett ablädt und dann vor ihm abstellt, damit er seine Arbeit beginnen kann.
 

Etwas unbeholfen greift er sich das erste Gebäckstück, taucht den Löffel der schon bereit liegt in die Marmelade und streicht eine großzügige Menge auf die Oberseite des kleinen Sterns, den er als sein Muster ausgesucht hat.

Kritisch betrachtet er sein Werk von allen Seiten und beißt schließlich hinein was Watari, der sich ihm gegenüber postiert hat, ein kleines Lächeln ins Gesicht zaubert.
 

„So wird das aber nichts Ryuusaki.“, sagt der alte Mann leise schmunzelnd, zuckt bei dem durchdringenden Blick den er dafür von seinem Schützling erntet aber nur die Schultern und wendet sich ab. „Wenn du später Hilfe brauchst, ruf mich.“, fügt er noch hinzu und verlässt nach einem letzten amüsierten Blick auf den Detektiv den Raum.
 

Schnaubend setzt der junge Mann seine Arbeit fort. Er muss sich beeilen. Der Andere wartete nicht gerne und er hatte es ihm versprochen.

Und Versprechen müssen schließlich gehalten werden!
 

Ungefähr eine Stunde später hat er es geschafft alle Kekse mit der köstlichen, von Watari selbst hergestellten Marmelade zu bestreichen, sowie immer einen zweiten identischen Keks auf den anderen zu stapeln; so macht das Essen einfach mehr Spaß und die Sauerei und das Geschmiere würden sich so auch in Grenzen halten.
 

Zufrieden betrachtet er das kleine Tablett, greift zu einem der Teller die eigentlich immer auf dem großen Küchentisch stehen für den Fall, dass eines der Kinder im Wammy´s außerhalb der Essenszeiten hungrig sein sollte, und beginnt seine kleinen Kunstwerke stilvoll darauf anzurichten.

Als er auch das zu seiner Zufriedenheit erledigt hat angelt er nach dem Bogen durchsichtiger Folie die Watari für diesen Zweck schon bereitgelegt hat und verpackt mit Hilfe des lilafarbenen Geschenkbandes den Teller, bis das Present schließlich so aussieht, wie er es sich vorgestellt hat.
 

Mit einem sanften Lächeln erhebt er sich, setzt seine nackten Füße auf den kalten Linoleumboden, der von dem Mehl und den Teigresten seiner Backaktion noch nicht wieder gesäubert und nun etwas klebrig und krümelig ist, aber das ist ihm gerade ziemlich einerlei.

Nun ist es so weit.
 

Seine Hände werden feucht vor Aufregung und beginnen sogar leicht zu zittern.

Er fragt sich, ob der Andere sich wohl über seine kleine Aufmerksamkeit freuen wird, denn er hat sich wirklich große Mühe damit gegeben.
 

Unsicher tapst er durch die Flure des großen Hauses, weicht den Blicken der Kinder aus die fröhlich lachend an ihm vorbeispringen, ihn teilweiße freudig begrüßen und versuchen seine Aufmerksamkeit zu erlangen, schließlich ist er hier so etwas wie ein Star, das ultimative Vorbild das es zu erreichen gilt.
 

Wenn die wüssten…
 

Zu seiner Nervosität gesellt sich nun auch ein bohrendes Drücken in seinem Magen das an Stärke zunimmt, je näher er der Tür kommt. Je näher er IHM kommt.

Er kann es einerseits kaum erwarten, andererseits würde er nichts lieber tun als zu Watari zurückzugehen und seine Aufgabe an diesen zu übertragen. Das alles macht ihn fertig, zerrt an seinen Nerven, raubt ihm den ohnehin schon kaum vorhandenen Schlaf und benebelt seine Gedanken.
 

„L!“, wird er von einem kleinen blonden, etwa zehnjährigen Jungen aufgehalten.
 

„Ja?“
 

„Ich habe in der letzten Prüfung einhundert Prozent geschafft!“, erklärt der Junge mit stolzgeschwellter Brust.
 

„Das hast du gut gemacht Mello!“, lobt er pflichtbewusst, während er den Jungen dabei beobachtet wie der bei seinen Worten ein paar Zentimeter wächst vor Stolz und dann freudestrahlend dem Rotschopf hinterher rennt, der an der nächsten Ecke schon auf ihn wartet.
 

Kopfschüttelnd setzt er seinen Weg fort. Er beneidet den Jungen um die Einfachheit in dessen Welt, wie sehr wünscht er es sich doch, selbst auch an so kleinen Dingen wie einer gut abgelegten Prüfung so viel Freude zu finden.
 

Aber diese Zeiten sind leider vorbei. Der Ernst des Lebens hat ihn schon früh eingeholt und nun muss er sich mit Dingen beschäftigen, die ihn gleichermaßen begeistern wie auch ängstigen.
 

Natürlich könnte er diese Aufgabe an jemand anderen übergeben, aber das wollte er nicht.

Schon als ER damals zu ihm kam hat er in ihm etwas gesehen, dass außer ihm niemand wahrnehmen konnte.

ER hat ihn fasziniert, ihn gefesselt, hat ihn dazu verleitet sich auf ihn einzulassen, ihn in sein Herz zu lassen.
 

Eben jenes pocht nun aufgeregt in seiner Brust, schickt viel zu viel Sauerstoff durch seinen Kreislauf, bringt seine Atmung durcheinander und immer wieder verschwimmt sein Blick. Die Luft durch die er sich bewegt flimmert, scheint zu kochen, und er hat das Gefühl, als würde er jeden Moment in Ohnmacht fallen; aber so einfach wird er nicht davon kommen, so einfach kann er sich nicht aus der Affäre ziehen.
 

Nur noch ein paar Meter trennen ihn von seinem Ziel, der großen schweren Holztür die in den Keller führt.

Der dazugehörige Schlüssel, der mit dem Gewicht eines zentnerschweren Felsens an einer dünnen Kette um seinen Hals hängt wird von Sekunde zu Sekunde schwerer, fast kommt es ihm so vor, als würde er auf seiner nackten Haut unter dem weißen Shirt zu glühen anfangen, ihn einfach verbrennen.
 

Dann steht er schließlich vor der Tür die in seine persönlich Hölle hinabführt, zu dem Teufel der dort unten schon sehnsüchtig auf ihn wartet und sich hoffentlich über sein kleines Geschenk freut.
 

Mit zitternden Fingern schiebt er den kleinen Schlüssel in das Sicherheitsschloss, lauscht auf den Riegel der zurückschnappt und dann gleitet die Tür auch schon mit einem sanften Zischen nach innen auf, lässt einen Hauch der alles verschlingenden Schwärze die in dem Raum dahinter herrscht auf den Flur entweichen und greift mit eiskalten Fingern nach ihm, lädt ihn ein in die Schatten einzutauchen voller Ungewissheit, ob er es auch dieses Mal wieder schaffen würde, unbeschadet aus ihren Tiefen zurückzukehren.
 

Dieses Gefühl in eine andere Welt einzutreten überkommt ihn jedes Mal wenn er zu IHM geht, alles erscheint so unwirklich, so surreal, als hätte sich der Mann in diesem Raum wirklich eine eigene kleine Dimension geschaffen, in der es nur das gab was er bereit war zuzulassen, und das war nicht besonders viel; war er es doch selbst, der auf diese absolute Finsternis bestand. L konnte es sich nicht vorstellen hier unter diesen Umständen auch nur eine Stunde zu verweilen, er würde schlicht wahnsinnig werden.
 

Mit einem letzten tiefen Atemzug tastet er mit unsicheren Fingern nach dem Lichtschalter rechts neben der Tür, taucht den Raum in dämmriges Licht und setzt schließlich seinen rechten Fuß auf die erste schmale Holzstufe die zu der langen Treppe gehört und ihn hinab in den Schlund der Hölle führt, um dem dort residierenden Teufel seine Aufwartung zu machen.
 

„Beyond? Bist du wach?“
 

TBC



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  RK9OO
2012-03-19T08:37:11+00:00 19.03.2012 09:37
Uuuh, jetzt ist es also auch hier zu lesen <3
*saugt's ja in Fanfiktion.de schon wie so'n Schwamm auf X'D*


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