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Shinigami Haken Kyoukai desu - Shinigami Dispatch Society

von

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Auf frischer Tat

Kapitel 30 – Auf frischer Tat
 

Das Gefühl von Sorge verließ ihn gar nicht mehr. Schon seit Wochen verfolgte es ihn und ließ ihn auch nicht mehr entkommen.

Die Nächte, die er hatte schlafen können, konnte er an einer Hand abzählen und er konnte sich schon gar nicht mehr daran erinnern, wann er zuletzt tief und fest geschlafen hatte.

Sein ganzer Körper war geschunden und von Kratzern übersäht. Die Wunde auf seiner Brust spannte, wenn den Brustkorb hob und senkte. Jedes Mal überkam ihm die Befürchtung, dass sie wieder anfing zu bluten.

Die feinen Schnitte an seiner Hand brannten, was das unangenehmste war.

Ein Gähnen entfuhr ihm. Müde rieb er sich über die Augen.

Was tat er hier eigentlich?

Er sollte in seinem Bett liegen und sich schonen oder auf der Krankenstation, wie der Arzt es eigentlich angeordnet hatte.

Sein Magen knurrte. Wann hatte er zuletzt etwas gegessen und getrunken?

Das muss vor zwei Tagen gewesen sein und das war auch nicht viel gewesen.

Innerlich schüttelte Ronald Knox nur den Kopf.

In der Stellenbeschreibung stand nicht, dass er sich für den Job als Ausbilder kaputt arbeiten musste und sich selbst vernachlässigen.

Er hatte sich die Arbeit wesentlich einfacher vorgestellt.

Wenn seine blonden und schwarzen Haare grau werden würden, würde ihn das nicht sonderlich verwundern oder wenn sie anfingen auszufallen.

Aber was tat man nicht alles für eine Person, die man liebte?

Wer hätte aber ahnen können, dass er sich ausgerechnet in seinen Schützling verlieben würde?

Wenn er das vorher gewusst hätte, hätte er es sich drei mal überlegt, ob er William T. Spears auf die Arbeit ansprechen sollte.

Was hatte ihn an diesem Tag nur geritten?

Ronald wusste genau, was ihn geritten hatte beziehungsweise eher wen.

Ihr Name war Layla und sie war unglaublich gewesen.

Er konnte sich noch gut daran erinnern, wie er sein Büro abgeschlossen hatte und sie sich auf seinen Schreibtisch gelegt hatte.

Ihr Körper war vor Erregung ganz heiß gewesen und sie hatte es kaum erwarten können.

Sie hatte es genauso gut verstanden wie er, das Leben zu genießen. Doch mehr wie dieses eine Mal in seinem Büro war nie daraus geworden. Aber dafür hatten es nicht nur auf seinem Schreibtisch getan.

Das Sofa hatte sich auch als praktisch heraus gestellt und Layla sich als sehr wendig und dehnbar. Ebenso schien sie sehr gerne oben auf zu sein.

Ronald konnte sich noch gut daran erinnern, wie sie ihre Hüften auf ihn hatte kreisen lassen.

Ihre hochgesteckten Haare hatten sich gelöst und sind ihr auf den Rücken gefallen. Ihre Brüste waren im selben Rhythmus auf und ab gewippt, wie sie sich auf ihn bewegt hatte.

Kaum hatte sie nach dieser kurzen gemeinsamen Zeit sein Büro mit noch immer zerzausten Haaren und unordentlicher Kleidung verlassen, war er zur Ausrüstungsabteilung gegangen, um seine Death Scythe zu holen.

Die Glücksgefühle mussten in ihm immer noch nachgewirkt haben, denn als er die Schülergruppe gesehen hatte, war in ihm der Wunsch entstanden, auch jemanden zu haben, den er unterrichten konnte.

Wer hätte ahnen können, dass dieser jemand eine Frau sein würde, in die er sich auch noch verlieben und das so viele Probleme mit sich bringen würde?

Auf der anderen Seite hätte er diese Gefühle nie erfahren, die er jetzt empfand, wenn das nicht geschehen wäre.

Die Erinnerung an diesen Sex ließ ihn direkt ein schlechtes Gewissen bekommen und an Lily denken.

Wie erging es ihr wohl bei dem Alten?

Der Gedanke daran, dass sie bei ihm gegen ihren Willen festgehalten wurde, ließ ihn innerlich aufbrodeln. Am liebsten hätte er seine Death Scythe genommen und wäre nach London gestürmt um sie zu suchen.

Doch die Wunde auf seiner Brust erinnerte ihn jedoch daran, was beim letzten Mal passiert war.

Diese Schmach und Niederlage steckte noch immer in seinen Knochen.

Was erwartete er eigentlich? Es war noch nicht mal ganz zwei Tage vergangen, seitdem er mit dem Alten gekämpft hatte.

Natürlich lag ihm das noch nahe in Erinnerung.

Ronald wandte den Blick von der Maserung des Tisches ab, auf den er die ganze Zeit stumm gestarrt hatte.

Das viele Rot in dem Zimmer ließ ihn fast farbenblind werden, aber es passt zu seinem Kollegen.

„Was kann da schon schief gehen?“, fragte Eric Slingby halblaut in die kleine Runde.

Eigentlich wusste Ronald die Antwort schon, noch ehe sie jemand aussprechen konnte.

„Alles“, gab Grelle zurück und bestätigte damit seine Gedanken, als ob er sie gelesen hätte.

Sein Kollege hatte sich im Sessel zurück gelehnt und die Arme vor der Brust verschränkt.

Zusammen mit Alan und Eric saßen sie bei Grelle im Zimmer und berieten sich, was sie tun sollten.

Tatenlos herum sitzen wollte niemand. Aber keiner wollte sich gegen Williams Anweisung wiedersetzen.

Doch die Besprechung des Abends ließ deutlich erkennen, dass er vorhatte ein anderes Team nach London zu schicken.

Alan und Eric waren bei ihm aufgetaucht mit dem Vorschlag, dass sie sich alleine auf die Suche machen würden.

So saßen sie bereits seit einer Stunde in Grelles Wohnzimmer und diskutierten über die Folgen und Gefahren, die diese Handlung mit sich bringen würde.

Genervt spielte Ronald mit dem Saum seines Jacketts.

Es fiel ihm schwer ruhig zu bleiben und nicht seine Death Scythe zu schnappen und kopflos und ohne Plan auf die Jagd nach dem Bestatter zu gehen.

Bisher hatte er sich gut zurück halten können, doch die Frage war, wie lange er sich noch gedulden konnte, bevor ihm die Geduld riss.

Normalerweise war er froh, um diese Zeit noch schlafen zu können und keine Überstunden zu leisten und der Gedanke daran, sollte ihn sehnsüchtig aufseufzen lassen. Doch die bloße Vorstellung daran, dass er untätig herum sitzen und seine Wunden lecken sollte, anstatt auf die Suche nach seiner Schülerin zu gehen, ließ ihn hibbelig werden.

Auch wenn William es ihm noch nicht wieder erlaubt hatte die Arbeit zu machen, so nannte er Lily immer noch seine Schülerin.

Obwohl er wusste, dass es für ihn besser war, wenn sie es nicht wäre. Aber er konnte sich nicht dazu überwinden die Arbeit mit ihr aufzugeben.

Ronald sah zu Alan und Eric, denen er die Sitzung zu dieser nächtlichen Stunde zu verdanken hatte.

In dem Blick seines älteren Kollegen konnte er den Drang deutlich sehen gegen den Shinigami zu kämpfen und auch bei Alan konnte er die angespannte Haltung ausmachen.

Allen in der Runde juckte es nach einer Revanche.

Niemand wollte die Schmach auf sich sitzen lassen.

Bei dem Gedanken an den letzten Kampf verkrampfte sich sein Körper und Ronald spürte, wie sich die Haut um die Narbe spannte.

Das undeutliche Brummen von seinem Kollegen Grelle riss ihn aus den Gedanken.

Sein rothaariger Kollege spielte mit den Spitzen seiner Haare und betrachtete sie interessiert.

„Wir sollten nur vorsichtig sein, wenn wir uns schon auf dem Alleingang begeben.“

„Kollege, bist du krank?“, fragte Eric überrascht.

„Wieso krank?“, fragte Grelle verwirrt und sah von den Haaren auf.

„Weil du doch sonst gerne Risiken eingehst.“

„Ich denke nur an den letzten Kampf“, antwortete der rothaarige Shinigami, „Der Alte war damals schon nicht zu unterschätzen und er hat scheinbar nichts von eingebüßt.“

„Wie meinst du das?“, fragte nun Alan.

„Nichts“, antwortete er schnell und ließ seine Haare in Ruhe.

„Worauf warten wir noch?“, fragte Eric kampflustig. „Der Kerl wird nicht von alleine hier anspaziert kommen und sich zum Kampf stellen, oder? Wenn wir weiter hier rumsitzen, kommen wir auch zu keinem Ergebnis und Miss McNeil taucht sicherlich auch nicht von alleine auf.“

„Irgendwann wird er auftauchen. Der spaziert hier doch ständig ein und aus“, erwiderte Grelle.

„Woher weißt du das?“, fragte Ronald überrascht und es war das erste Mal, dass das Gespräch seine volle Aufmerksamkeit galt.

„Ich hab ihn schon öfters mit William gesehen und wie sie geredet haben“, gab er zurück und zuckte gelangweilt mit den Schultern.

„Wir könne hier doch nicht einfach tatenlos zusehen!“, rief Eric aufgebracht und sprang vom Sofa auf. „Was ist los mit dir, Sutcliffe? Willst du ihn einfach so davon kommen lassen und einen Kollegen im Stich lassen?“

Grelle sprang nun ebenfalls wütend von seinem Platz auf und funkelte Eric wütend an.

„Wo lass ich einen Kollegen im Stich?“, brauste er aufgebracht los, „Ich hab mich für McNeil genauso eingesetzt, wie unser verliebter Grünschnabel hier! Mir so etwas zu unterstellen, ist ja eine absolute Unverschämtheit von dir, Slingby! Ich will diesen alten Zausel genauso fertig machen wie ihr. Aber ihr habt absolut keine Ahnung, was auf euch zukommt!“

„Dann mach gefälligst den Mund auf“, schrie nun Ronald sauer und funkelte Grelle wütend an.

„Also…“, gluckste Grelle herum und spielte nervös mit seiner Schleife.

„Wir hören, Kollege!“, sagte Ronald ungeduldig und wippte mit dem Fuß.

„Das ist doch egal, woher ich das weiß! Ich weiß eben, dass er ganz schön was auf dem Kasten hat!“

„Das haben wir schon bemerkt!“, gab er sarkastisch zurück und ging ungehalten durch das Zimmer.

„Ronald, hör auf mit diesem rumlaufen! Das macht mich wahnsinnig!“, fauchte sein rothaariger Kollege wütend, nachdem er ein paar Minuten ziellos von einer Ecke in die andere gewandert war.

„Lass den verliebten Jungen in Ruhe, Sutcliffe! Er macht sich eben Sorgen um sein geliebtes Schätzchen!“

„Willst du es nicht noch an die Pinnwand hängen, dass ich sie liebe so laut wie du brüllst“, fuhr Ronald Eric entrüstet an.

„Brüll mich nicht an, Jungchen, Grelle ist hier derjenige, der nicht den Mund aufkriegt!“

„Was hab ich jetzt damit zu tun, dass unser Ronnilein verliebt ist?“

„Wollt ihr mich noch ins Grab bringen oder wieso kreischt ihr das so laut heraus?“, schrie Ronald, „Wollt ihr das nicht direkt an Williams Büro pinnen, damit es jeder weiß und sieht?“

„Weiß das nicht eh schon jeder durch Carry?“, fragte Alan mit ruhiger, aber genervter Stimme

„Fang du jetzt nicht auch noch an!“

„Du hättest es uns eben nicht erzählen sollen“, sagte Grelle und streckte ihm gleichgültig die Zunge raus.

„Erzählt?“, fuhr er seinen Kollegen an. „Ich habe euch gar nichts erzählt. Ihr habt es doch alleine rausgefunden!“

„Durch dein Verhalten“, fügte Eric hinzu.

„Was?“, rief er entsetzt.

„Ja, natürlich“, bestätigte Alan, „Deine glänzenden Augen, deine Schreckhaftigkeit, wenn bloß ihr Name fällt, dein Desinteresse an Frauen…Das alles sind Hinweise.“

„Großartig“, murmelte Ronald. „Wirklich tolle Freunde habe ich da“

„Ich weiß, wir sind die besten der Welt!“, zwitscherte Grelle mit einem Augenzwinkern.

Ronald war sich nicht sicher, ob sein Kollege das ernst gemeint hatte oder ob er ob es ironisch gemeint war.

Er schüttelte den Kopf und ging zum Fenster. Ronald schob die Vorhänge ein Stückchen zur Seite und betrachte die Morgendämmerung.

Ein lautes Seufzen verließ ihn.

„Was soll ich denn machen?“, fragte er verzweifelt. „Ich liebe sie nunmal.“

„Das wissen wir“, sagte Eric. Diesmal klang seine Stimme nicht mehr nach Arschloch. „Wir stehen dir auch bei.“

Alan und Eric wechselten einen kurzen flüchten Blick miteinander.

„Ronald, ich habe dir neulich schon gesagt, dass wir dir beistehen und ich versteh dich auch sehr gut. Aber so kommen wir definitiv nicht weiter. Irgendwas müssen wir uns auch einfallen lassen, damit es geheim bleibt.“

„Wie meinst du das?“, fragte Ronald skeptisch.

„Wenn wir es schon so leicht rausgekriegt haben, dass du bis über beide Ohren verliebt bist und Schmetterlinge im Bäuchi hast, dann wird es den anderen auch auffallen. Willst du das die Gerüchteküche wieder brodelt?“, fragte Grelle mit ernster Stimme.

„Natürlich nicht!“

„Also müssen wir uns was einfallen lassen, wie es geheim bleibt, dass Lily deine heiße Liebe ist“, zwinkerte er Ronald zu.

Der jüngste Shinigami seufzte auf.

„Was ist, Ronald?“, fragte Alan besorgt.

„Bevor ihr zu mir gekommen seid, hat mein Telefon geklingelt“, fing er an und lehnte sich zurück. „Meine Mutter war dran und scheinbar hat Carry rausgefunden, wie sie sie erreichen kann und hat sie über die Umstände informiert.“

„Deine Mutter?“, fragte Alan verwirrt und zog die Augenbrauen zusammen. „Ich dachte, deine Mutter wäre schwer erkrankt und lebt inzwischen nicht mehr?“

„Scheinbar doch noch und sie kommt hierher“, beende er den Satz und konnte fühlen,

wie sich sein Magen verkrampfte bei der Vorstellung ihr wieder gegenüber zu treten.

„Oh nein“, entfuhr es Alan.

„Wieso ist das so schlimm?“, fragte Grelle verwirrt und sah zwischen Ronald und Alan hin und her.

„Ich drücke es mal höflich aus. Meine Mom und ich haben kein gutes Verhältnis zueinander. Ich habe auch seit Jahren nichts mehr von ihr gehört. Mein letzter Stand war, dass sie schwer krank sei und vielleicht nicht mehr lange leben wird. Das habe ich auch nur durch den behandelnden Arzt erfahren.“

Er konnte hören, wie seinem Kollegen der Atem stockte.

„Das heißt, du brauchst dein kleines Schätzchen an deiner Seite, das dir ein wenig halt gibt“, meinte Grelle grinsend. „Auch wenn du es abstreitest.“

„Meine Mutter wird das Ganze noch verschlimmern und Lily würde gar nichts mehr mit mir zu tun haben wollen!“

„Aber wenn McNeil nicht da ist, würde es doch nur unterstreichen, was Carry deiner Mutter erzählt hat und so wie du drauf bist, würde sie sofort merken, dass du sie liebst. Also wäre es gut, wenn wir sie wieder hier her holen“, lenkte Eric ein.

„Also gut, gehen wir sie holen. Ich könnte eh nicht länger rumsitzen und sie bei dem Kerl lassen.“

Ronald stand auf und streckte sich, dass seine Knochen knackten.

Die anderen taten es ihm nach und standen auf.

Wortlos gingen sie in den Flur und verließen leise das Wohngebäude.

Stumm und ohne ein Wort zu sagen, gingen sie durch den Garten.

„Hei ihr da!“, rief eine Stimme und Ronald zuckte zusammen.

Langsam dreht er sich mit den anderen um und erblickte einen blonden, jungen Mann, der auf sie zukam.

Er hatte ihn noch nie gesehen und der Mann schien auch in keiner Stimmung zu sein für einen kurzen Plausch.

„Wer sind Sie?“, fragte Eric und trat als einziger näher an den Mann heran.

„Das geht Sie nichts an!“, fauchte er zurück. „Ich suche Ronald Knox!“

Ronald zuckte zusammen und die Blicke seiner Kollegen fielen auf ihn.

Abwehrend hob er sofort die Hände. „Ich weiß nicht, wer er ist. Ich kenne dieses Mann nicht!“

Der blonde Mann ging auf ihn zu und packte ihn am Kragen.

„Wo ist sie?“, fragte er wütend.

„Wo ist wer?“, fragte er verwirrt und schluckte schwer.

„Lily!“, rief er, „Lily McNeil! Wo ist sie?“

„Jetzt lassen Sie meinen Kollegen los und erzählen uns erst einmal, wer Sie sind!“, ging Grelle dazwischen und brachte den Mann dazu, dass er den Hemdkragen von ihm los ließ.

„Mein Name ist Michael“, antwortete er, „Ich suche Lily.“

„Warum suchen Sie sie?“, fragte Ronald skeptisch und richtete seine Kleidung wieder.

„Weil sie verschwunden ist und ihr anscheinend unfähig seid sie zu finden“, gab Michael genervt zurück.

„Ich bin immer noch ihr Mentor und ich mache mir auch Sorgen!“, gab er genervt zurück, „Wir sind zudem gerade auf der Suche.“

„Aber ohne Erfolg!“

„Der Erfolg kommt noch“, antwortet Eric für Ronald.

„Dann müsst ihr euch aber ranhalten.“

„Wieso?“, fragte Ronald verwirrt und legte die Stirn in Falten.

Was würde jetzt nur wieder für eine Katastrophe auf ihn zukommen? Konnte er sich irgendwann auch mal wieder ausruhen?

„Ihr habt ja keine Ahnung, was passieren wird, wenn sie nicht in ein paar Stunden hier sitzt!“

„Vollständige Antworten sind wohl nicht Ihr Ding, was?“, fragte Grelle genervt.

„Hör mal, Schnuckelchen, ihre Eltern sind hierher auf den Weg und wenn Lily nicht hier ist bevor sie eintreffen, ist hier die Hölle los!“

„Damit wird unser Abteilungsleiter schon fertig“, antworte Alan ruhig.

Ronald warf einen Blick zu Grelle, der bei dem Wort „Schnuckelchen“ ungewöhnlich ruhig geworden war.

„Ihr kennt ihre Eltern nicht!“

„Ich habe keine Angst“, sagte Ronald gelassen und klang ruhiger als er sich fühlte.

Er hatte noch nie ein Elterngespräch geführt und wusste auch nicht, was auf ihn zukam. Bisher hatte er nur auf der anderen Seite als Schüler gesessen, nie als Lehrer. Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Erst recht nicht bei wütenden Eltern, die ihm die Hölle heiß machen wollten, weil ihr Kind verschwunden war.

„Ihr Vater wird dir den Arsch aufreißen, Junge!“

„Moment mal!“, mischte Alan ein. „Ronald hat nichts Unrechtes getan! Er hat alles getan, um sie zu retten und ein guter Mentor zu sein!“

„Das seh ich anders.“

„Wieso?“, fragte er skeptisch.

„Weil Lily erst vor kurzem bei mir heulend auf dem Sofa saß und sich deinetwegen die Augen ausgeweint hat! So toll kannst du also nicht sein!“

Ronald zuckte unter den Worten zusammen. Sie fühlten sich wie ein Peitschenhieb an.

Er wandte den Blick ab. „Das tut mir leid und das lag auch nicht in der Absicht als ich mich so entschieden hatte.“

„Wer es glaubt!“, gab er abfällig zurück und klang dabei wie Lily, als er versucht hatte mit ihr zu reden.

„Vielleicht können Sie uns ja sagen, in welchem Verhältnis Sie zur Schülerin unseren Kollegen stehen“, lenkte Alan sachlich ein, „Denn wir dürfen keine Auskünfte an Fremde Personen heraus geben.“

Der Mann mit dem Namen Michael schüttelte nur den Kopf. „Ist das jetzt so wichtig? Ist es nicht viel wichtiger, dass wir sie finden?“

Ronald nickte. Er war einer Meinung mit diesem Mann.

Sie sollten nicht länger herum stehen und die Zeit mit unnötigen Diskussionen verschwenden, sondern sich auf den Weg machen, ehe die anderen Shinigamis sich auf den Weg zur Arbeit machten und man sie entdecken würde.

„Dann sollten wir jetzt gehen“, sagte er selbstsicher und nahm seine Death Scythe. „Machen Sie sich keine Sorgen, ich werde McNeil schon finden.“

„Träumen Sie weiter“, protestierte Michael, „Ich werde mitgehen.“

„Das kommt nicht in Frage!“, fuhr Ronald ihn an. Dieser Mann raubte ihm am frühen Morgen schon die Nerven. Als wäre die ganze Situation nicht schon schlimm genug.

„Und wieso nicht?“

„Weil Sie ein Zivilist sind! Wir werden bestimmt keinen Zivilisten mit in die Menschenwelt nehmen! Es ist schlimm genug, dass sich meine Schülerin dort aufhält und schutzlos ist!“

„Ich bin aber weder eine Frau, noch Lily, noch bin ich schutzlos!“

„Sie haben aber keine Ahnung von der Menschenwelt und wie man sich dort unauffällig benimmt!“ Ronald bohrte Michael seinen Finger in die Brust und starrte zu ihm herauf. Es war ihm egal, dass er um einen ganzen Kopf kleiner war.

„Ich komme mit, Kleiner, damit basta!“

„Das kommt nicht in Frage!“, fuhr er ihn an und strich sich wütend einen Haarwirbel aus dem Gesicht. Genervt massierte sich Ronald die Schläfe.

So musste sich William nach jeder Diskussion mit Grelle fühlen.

„Hören Sie, es wäre wirklich besser, wenn Sie hier bleiben. Es könnte gefährlich werden“, mischte sich Eric ruhig ein.

„Ich habe keine Angst.“

„Das ist uns allen bewusst, aber nicht einmal wir kennen die genaue Stärke unseres Gegners und hatten Probleme mit ihm. Wir möchten nicht, dass Sie ein Risiko eingehen.“

Auch wenn Erics Stimme ruhig klang, konnte Ronald an seinen angespannten Schultern sehen, wie dieser Mann auch ihm Nerven kostete.

Verstohlen warf er einen Blick zu Grelle, der zu Boden sah und ungewöhnlich still war.

Unauffällig sah er in die Richtung des Gartenweges, der zum Pavillion und damit zum Portal führte.

Sie mussten sich beeilen.

Die Wache würde bald ihre Ablösung bekommen und das war ihre einzige Chance in den nächsten acht Stunden unbemerkt durch das Portal zu kommen.

„Hören Sie, wir haben es eilig und wir können keinen unerfahren Zivilsten mitnehmen. Ende der Diskussion!“, sagte Ronald streng und wandte sich zum Gehen um.

„Jetzt warten sie gefälligst!“, rief Michael. „Ich habe noch immer ein Hühnchen mit Ihnen zu rupfen!“

Ronald seufzte genervt. Musste er jetzt wieder eine Schimpftirade über sich ergehen lassen, dass er versagt hatte?

Er drehte sich halb zu Michael um.

„Was?“, fragte er mit tiefer und ungehaltener Stimme. „Wollen Sie mir jetzt auch sagen, was ich doch für ein Scheißkerl bin? Wenn ja stellen Sie sich hinten an. Da gibt es noch ein paar Leute vor Ihnen. Ich habe diese Predigt jetzt zudem mehr als einmal gehört und so langsam kommt es mir zu den Ohren raus! Wenn Sie also nichts mehr weiter zu sagen haben, gehen Sie und wir können ein Fachgespräch später führen, wenn ich meine Schülerin zurück gebracht habe und dafür gesorgt habe, dass sie unverletzt und bei bester Gesundheit ist.“

„Das wollte ich nicht sagen. Das wirst du dir von ihrem Vater noch anhören müssen.“ Michael hob abwehrend die Hände und grinste ihn herausfordernd an.

„Was dann?“

„Wenn ihr was passiert, kriegst du es mit mir zu tun, Grünschnabel!“

„Wollen Sie mir drohen?“ Ronald hob skeptisch eine Augenbraue und musterte den Mann vor sich.

Er war groß gebaut und muskulös, aber sicherlich nicht so flink und wendig wie er.

„Nein, nur klare Verhältnisse schaffen.“

„Was für Verhältnisse?“

„Lily steht mir näher als du es je sein wirst, Kleiner. Du wirst immer nur ihr Mentor sein oder ihr Arbeitskollege und ich sehe es nicht gerne, dass solche Kerle wie du so mit ihr umspringen. Behandle Sie also anständig!“

„Das tu ich.“

Michael schnaubte abfällig und sein Blick fiel auf Grelle, der inzwischen etwas abseits stand und kein Wort mehr von sich gegeben hatte. „So wie dir auffällt, dass dein rothaariger Kollege die ganze Zeit so still ist, zu Boden starrt und aussieht, als hätte er einen Geist gesehen?“

Er warf einen Blick zu Grelle, der zusammen gezuckt war.

„Mir geht es gut!“, sagte er schnell und hob abwehren die Hände.

„Ach wirklich, Schnuckelchen? Du bist ganz blass um dein Näschen!“

„Ja, mir geht es gut!“, beteuerte er weiter.

Ronald schüttelte genervt den Kopf. „Wir müssen gehen. Grelle, wenn es dir nicht gut geht, bleib hier.“

„Ich habe doch gesagt mir geht es gut. Ich bleibe auf keinen Fall hier!“, brauste er wütend auf.

Ronald nickte nur streng.

Es war nicht seine Art so kalt und unhöflich zu sein, aber dieser Michael hinderte ihn daran seine Schülerin zu retten.

Er hatte sich nicht so früh am Morgen aus dem Bett gequält und gefühlte Stunden mit seinen Freunden gesprochen, nur um sich dann aufhalten zu lassen von seinem Vorhaben.

Dieser Mann würde ihn nicht daran hindern in die Menschenwelt zu gehen.

„Dann gehen wir jetzt!“ Ronald wandte sich ein letztes Mal Michael zu. „Ach ja, Michael, im Gegensatz zu Ihnen habe ich zu tun und nicht die Zeit um mich mit Ihnen zu streiten. Wenn Lily Ihnen wirklich viel bedeutet, dann stören Sie unsere Ermittlungen nicht. Noch etwas, ich habe Ihnen nicht erlaubt mich zu Duzen und jetzt gehen Sie vom Gelände der Society. Ich bin sicher, Lily wird Sie informieren, wenn sie zurück ist.“

Ronald dreht sich um und ging mit den anderen in die Richtung des Pavillons. Er konnte Michael noch etwas murmeln hören von „Grünschnabel“, „keine Umgangsformen“, „unhöflich“ und „kann noch was erleben“.

Er schüttelte den Kopf.

„Ach übrigens, netter Arsch!“, rief Michael ihnen nach und Ronald drehte sich abrupt noch einmal zu ihm um.

Michael hatte ihnen jedoch inzwischen den Rücken zugewandt und ging zum Eingang zurück.

Vermutlich würde er warten bis sie zurück waren oder William die Hölle heiß machen, dass er ihn abgewimmelt hatte.

Er schüttelte den Kopf und drehte sich wieder um und ging unbeirrt weiter.

Seinen letzten Kommentar verstand er jedoch nicht wirklich und vor allem fragte er sich, an wen er gerichtet war.

Wenn dieser Michael mit Lily zusammen war, warum rief er einem von ihnen so etwas nach?

Wer war dieser Mann?

Ein lauten Quieken riss ihn aus den Gedanken und er schaute schnell zu Grelle, der rücklings auf dem Boden lag.

„Was machst du da, Kollege?“

Grelle grinste ihn breit an und schaute aber gleichzeitig etwas gequält vor Schmerz.

„Grelle, du hast glaube ich den Sinn der Mission nicht verstanden“, meinte Eric scherzend, „Du sollst nachher den Shinigami zu Boden bringen und nicht dich schon im Vorfeld bevor wir überhaupt da sind!“

„Bin gestolpert…“, nuschelte er verlegen und richtete sich wieder auf.

„Wieso bist du gestolpert?“, fragte Alan verwirrt.

„Stein nicht gesehen…“

„Wie konntest du so einen großen Stein übersehen?“, fragte Ronald und deutete auf den unübersehbaren Stein.

„Das war keine Absicht.“

„Hast du etwa Michael auf den Arsch geglotzt?“, neckte Eric ihn mit einem breiten Grinsen.

„Nein!“, kam die prompte Antwort.

„Ja, ja, natürlich nicht…“, murmelte Ronald und verschränkte die Arme.

„Als ob du das bei deiner Lily noch nie gemacht hast!“

Er zuckte mit den Schultern. „Davon bin selbst ich nicht frei gesprochen“

Natürlich hatte er ihr schon auf den Hintern geguckt und auch aufs Dekolleté. Aber welcher Mann, egal ob Lehrer oder nicht, würde das nicht tun?

„Aber ich finde es großartig, wie laut du es doch über das Gelände schreist, wohin ich doch meiner Schülerin gucke!“, fuhr er ihn an und sah sich zur Sicherheit um, ob jemand sie gehört haben konnte.

Michael war auch nicht mehr in Hörweite.

Erleichtert atmete er auf.

Das würde ein stressiges Jahr werden, wenn Grelle so weiter machte.

Seine Lizenz als Mentor würde er noch komplett verlieren, wenn William das hörte.

Grelle richtete sich auf, klopfte sich den Dreck von der Hose und dem Mantel und ging weiter.

„Wir sollten uns beeilen!“, mahnte er und ging mit schnellen Schritten zum Pavillon. Seine Death Scythe wog schwer in der Hand, aber darum konnte er sich jetzt nicht kümmern.

Sie hatten genug Zeit vertrödelt und mussten sich beeilen, ehe die Wache sich ablösen würde. Wenn er Pech hatte, hatten sie die Ablösung sogar schon verpasst.

Bei dem Gedanken beschleunigten sich seine Schritte und kurz vor der Brücke hielt er erst inne.

Seine Freunde waren dicht hinter ihm und sie versteckten sich alle hinter ein kleines Gebüsch.

Der Wachmann sprach mit einem Kollegen die Geschehnisse ab.

Sie waren also noch pünktlich, aber sie musste über die Brücke gehen und in die Mitte des Pavillons gehen, um durch das Portal zu gelangen.

Aber sie mussten beide Wachmänner ablenken, um ungestört dorthin zu gelangen.

Die Kühle des Morgens ließ ihn frösteln und war ein sicheres Zeichen dafür, dass bald der Winter kommen würde.

Der kalte Wind biss ihn in die Haut und Ronald rieb sich kurz über die Arme.

Verstohlen sah er sich nach einer Ablenkungsmöglichkeit um.

Der Pavillon und der Garten waren so ruhig, wie er es noch nie erlebt hatte.

Nirgendwo war auch nur ein Hauch einer Bewegung auszumachen. Selbst die Wachleute standen zu zweit vor dem Portal und unterhielten sich leise.

Vorsichtig warf er einen Blick zurück zum Wohngebäude und konnte in den Fenstern einzelne Lichter ausmachen.

Das Trommeln von Schritten auf dem Steg ließen seine Aufmerksamkeit zurück zu den Wachleuten lenken.

„Wie geht es jetzt weiter?“, zischte Grelle leise.

„Wir müssen sie irgendwie ablenken und uns vorbei schleichen“, gab Eric leise zurück.

„Schaut mich nicht so an!“, gab Grelle zurück, als die Blicke auf ihm ruhen bleiben. „Soll ich mich etwa in einen Bikini schmeißen und Hula tanzen?“

„Wäre eine Möglichkeit“, antwortete Ronald trocken.

„Das kommt nicht in Frage!“

„Hast du eine bessere Idee?“

„Steine werfen geht nicht, genauso wie jemanden von uns wild durch die Gegend rennen lassen“, überlegte Alan. „Wir müssen zusammen bleiben.“

„Es wird echt knifflig, wenn wir alle ungesehen durch das Portal wollen“, meinte Eric.

„Warten wir bis die Wache ihren Rundgang macht. Dann haben wir vielleicht eine Chance ungesehen hindurch zu schlüpfen.“

„Ron, das ist zu Riskant!“, meinte Grelle.

„Aber unsere einzige Chance!“, gab er ungehalten zurück und schlich ein wenig näher an die Wachen heran, die den Steg verließen und sich aufteilten, um die Runde um den Pavillon zu gehen.

Erleichtert, dass das Gebüsch nicht raschelte, als er sich darum schlich und auf die offene Wiese ging, schutzlos den Blicken der Wachleute ausgeliefert.

Ronald schulterte seine Death Scythe und lief zum Steg.

Ungehalten winkte er seine Freunde heran näher zu kommen.

Sein Herz pochte schnell und er zitterte ein wenig vor Anspannung.

Er hatte große Mühe ruhig zu bleiben und nicht wild über den Steg zu laufen.

Das Adrenalin rauschte in seinen Adern.

„Komm schon, beeilt euch“, zischte er ungehalten und nervös. Er sah sich um. Die Wachmänner waren noch immer in Sichtweite und sie konnten jederzeit entdeckt werden.

„Ronald, spiel dich nicht so auf, als wärst du der Anführer dieser Mission!“, sagte Grelle im vorbei gehen.

Ronald knurrte. „Tu ich nicht, aber ich will Lily zurückholen und jetzt sei leise. Wir sind noch nicht durch das Portal!“

„Nein, aber in ein paar Metern“, erwiderte er und ging über den Steg.

„Grelle, deine Schuhe!“, zischte Eric.

„Was ist damit?“, fragte er genervt.

„Sie sind so laut beim Gehen!“, antwortete Ronald.

Genervt verdrehte Grelle die Augen. „Als ob die Wachen das hören!“

„Natürlich, wenn du weiter so trappelst wie ein Pferd!“, erwiderte Eric.

„Ich bin kein Pferd!“, brauste Grelle empört auf.

„Halt!“, rief jemand laut von der anderen Seite des Ufers. „Alle zusammen sofort stehen bleiben!“

„Großartig, Grelle, jetzt hast du es geschafft!“, knurrte Ronald ihn genervt und wütend an. Gleichzeitig hörte er Erics laute und drängende Stimme. „Lauft! Los, Leute, lauft!“

Ronald setzte sich mit den anderen Bewegung.

Sein ganzer Körper zitterte noch stärker.

Sie waren gesehen worden. Sie hatten die Wachleute auf den Hals und wenn sie es nicht durch das Portal schafften, würden sie sie verhaften und zu William bringen. Dann würden sie alle in den nächsten vier Wochen nicht mehr aus ihrem Zimmern können.

Dann würde er gar keine Chance mehr haben Lily zu finden und wäre erst Recht zum Nichtstun verdonnert.

Das konnte er nicht zulassen.

Sie mussten es durch das Portal schaffen. Nur so hatten sie eine Chance noch ein wenig zu suchen, ehe William ihnen auf die Fährte kam.

Seine Beine setzten sich in Bewegung und mit großen Schritten rannte er über den Steg.

„Haltet sie! Haltet sie!“, rief einer der Wachmänner.

„Stehen bleiben!“, rief der andere Wachmann.

Ronald ignorierte die Worte und rannte weiter.

Sein Blick verschwamm ein wenig vor Adrenalin und alles wirkte wie ein zu schnell abgespielter Film.

Eric lief mit Alan an der Hand durch die Luftspiegelung, gefolgt von Grelle.

Sie waren in Sicherheit.

Sein Herz schmerzte in der Brust vom schnellen pochen und er hatte Mühe zu atmen.

So viel Panik hatte sich noch nie in seinem Körper ausgebreitet.

Fast glaubte er vor Angst zu sterben.

Er versuchte schneller zu rennen und konnte die Lichtspiegelung erkennen.

Ronald schloss die Augen und trat durch das Portal, konnte aber noch spüren, wie jemand versuchte ihn fest zu halten.

Als er die Augen wieder öffnete, war er auf einem der unzähligen Dächer Londons gelandet.

Keuchend sah er sich nach seinen Kollegen um und konnte sie hinter dem Schornstein ausmachen.

Schnell setzte er sich in Bewegung und versteckte sich ebenfalls dahinter.

„Das war knapp!“, keuchte er und ließ sich an den Ziegel herunter zu Boden gleiten.

Er fasste sich an die Brust und konnte sein schnell schlagendes Herz fühlen.

„Das war mehr als knapp“, bestätigte Eric und sein Atem ging nicht minder ruhiger.

„Verdammt, Grelle, musstest du so laut sein?“, schimpfte Ronald wütend.

„Wenn er mich nicht Pferd genannt hätte…“, fing Grelle an und deute wütend auf Eric.

„Das bringt doch nichts!“, unterbrach Alan ihn. „Passiert ist passiert. Wir sollten lieber hier abhauen und uns auf die Suche machen nach Miss McNeil.“

„Genau, wenn ich mir unser Ronnileinchen so ansehe, kann er es kaum erwarten sie in die Arme zu nehmen.“

„Grelle, hör auf damit so zu tun, als hätte ich keine Selbstbeherrschung.“

„Hast du die überhaupt in ihrer Gegenwart?“, fragte er neckisch zurück.

„Habe ich das nicht schon bewiesen?“

„Mehr schlecht als recht.“

Ronald verdrehte die Augen und rappelte sich wieder auf.

„Bitte, Leute, kein Wort, wenn wir sie gefunden haben!“, flehte er. „Bitte! Ich will ihr das erst nach der Ausbildung sagen, um weiteren Ärger zu vermeiden!“

„Natürlich, das wissen wir“, sagte Eric.

Ronald nickte dankbar und warf Grelle noch einen mahnenden Blick zu.

„Verstehst du etwa keinen Spaß?“, fragte er auf seinem Blick hin.

„Nicht was das angeht!“

Innerlich schüttelte er den Kopf. Es würde ein verdammt hartes Jahr werden, um zu verheimlichen, was er empfand.

Besonders, da Grelle es wusste.

Immerhin war sein Kollege nicht für seine stille Art bekannt.

Am liebsten wäre es ihm gewesen, wenn keiner von ihnen es herausgefunden hätte.

Andererseits hätte er niemanden gehabt, mit dem er darüber hätte sprechen können.

Aber eine Lösung sollte er sich dennoch einfallen lassen.

Er erinnerte sich an Williams Worte, die er mit ihm gewechselt hatte, kurz nachdem er Lily als Schülerin bekommen hatte.

William hatte ihn ausdrücklich gewarnt seine Gefühle unter Kontrolle zu halten und dass er noch immer ablehnen konnte.

Anstatt auf seinen ehemaligen Mentor zu hören, hatte er sich von dem Hochgefühl leiten lassen und stur die Arbeit durchgezogen.

Wenn Ronald daran zurück dachte, hätte er selbst damit rechnen müssen, dass er nicht widerstehen hätte können und irgendwas mit ihr anfangen wollte. Sei es nur ein One Night Stand.

Aber er hatte sich selbst überschätzt und gehofft, alles würde gut gehen.

Nun hatte er den Salat.

Unruhig sah er sich um und überlegte, wo sie am besten anfangen sollten mit Suchen.

Jetzt wo er in der Menschenwelt war, machte sich ein nervöses Kribbeln in seinem Körper breit.

War er etwa aufgeregt, weil er Lily bald sehen würde? Oder war es seine Angst sie nicht zu finden, die sich da bemerkbar machte?

War das der kleine Funken Panik, den er die ganze Zeit im Körper gespürt und erfolgreich unterdrückt hatte?

Ronald erinnerte sich an seine erste Liebe seines Lebens und wage kam die Erinnerung wieder. Dunkel entsann er sich daran, dass er bei ihr auch so aufgeregt gewesen war, als er sie immer gesehen hatte.

Erst als er mit dem Mädchen zusammen gewesen war, hatte es Stück für Stück nachgelassen.

Er musste sich eingestehen, dass Lily nicht seine erste Liebe war und dass es vor ihr schon einmal jemanden gegeben hatte, der er sein Herz geschenkt hatte.

Erfolgreich hatte er jedoch diesen Abschnitt seines Lebens verdrängt.

Es war zwar nicht fair dem Mädchen gegenüber, aber besser für ihn selbst gewesen.

Erst nachdem er sie verloren hatte, hatte er sich mehr und mehr den schnellen und flüchtigen Nächten mit verschiedenen Frauen zugewandt.

„Ron…!“, rief jemand am Rande seiner Gedanken. „Ron!“

„Ronald Knox!“

Ronald schreckte aus seinen Gedanken auf. „Was ist?“

„Wir reden mit dir!“, gab Alan ungehalten zur Antwort.

„Oh tut mir leid“, entschuldigte er sich schnell, „Ich war in Gedanken.“

„Das haben wir gemerkt, Träumer!“, meinte Alan und verschränkte genervt die Arme.

„Er war sicherlich bei seiner Lily“, meinte Grelle und grinste breit.

„Nein war ich nicht!“

„Jetzt hört auf zu streiten!“, fuhr Alan Grelle und ihn an. „Wir haben keine Zeit zu vertrödeln und sollten so schnell wie möglich hier weg! Die Wachen werden William informieren und dann sollten wir nicht mehr hier stehen, wenn er durch das Portal kommt!“

„Wo sollen wir dann hin? Direkt zu dem Dämon Sebastian?“, fragte Ronald und sah über das Dächermeer.

In einem dieser Häuser war sie und er würde sie finden. Ob mit der Hilfe des Dämons oder ohne.

„Vielleicht sollten wir erst einmal am Hafen suchen, wo ihr die Spur von ihm verloren habt?“, schlug Eric vor. „Dann können wir immer noch den Dämon um Hilfe bitte. Wenn wir es alleine schaffen ist Spears vielleicht nicht ganz so sauer auf uns.“

„William wird so oder so toben. Egal, ob wir ihn fragen oder nicht“, meinte Ronald, „Also können wir genauso gut direkt zu ihm gehen.“

„Ich bin derselben Meinung wie Eric. Wir sollten zuerst zum Hafen. Vielleicht ist dort wirklich eine Spur oder er ist dort in der Nähe“, sagte Alan ruhig.

„Na gut, dann lasst uns zum Hafen“, willigte Ronald ein und schulterte wieder seine Death Scythe.

Gemeinsam machten sie sich über den Dächern Londons auf den schnellsten Weg zum Hafen.

Der Geruch von Fischöl, Salz und brackigem Wasser kam ihm schon weitem entgegen und Ronald verzog angewidert das Gesicht.

Dieser Gestank war ihm auch an dem Tag in die Nase gestiegen, als er den alten Zausel bis hierhin verfolgt hatte.

Sie sprangen von einem der Dächer auf die Straße und schlichen unbemerkt in eine Seitengasse.

„Da wären wir. Jetzt müsst ihr zwei uns sagen, wo der Kampf war“, sagte Eric und sah dabei Ronald und Grelle an.

Ronald nickte.

„Dort vorn“, er deute auf die vielen Kisten etwas weiter weg, „war das Portal durch das wir gekommen sind.“

Grelle deute auf ein Haus und dessen Seitenstraße. „Dort hat er mich in das Fass mit Fischöl geworfen.“

„Dort wo die Schiffsarbeiter sind, haben wir gekämpft“, ergänzte Ronald.

„Dann lasst uns dort nach Spuren suchen. Dort haben wir am ehesten Glück.“ Eric ging aus der Seitengasse hinaus und direkt auf die Arbeiter zu.

„Wird er jetzt etwa die Arbeiter befragen?“, murmelte Ronald leise.

„Sieht ganz danach aus“, antwortete Alan und folgte Eric ebenfalls.

„Dann lass uns in der anderen Richtung suchen und Leute befragen“, schlug er vor und Grelle nickte einverstanden.

Gemeinsam traten sie aus der Gasse.

Die Sonne war bereits über London aufgegangen und tauchte die Häuser in ein orange-rot.

Tiefe Schatten zogen sich durch die Gassen.

Die Segel der Schiffe waren zusammen gehisst und an Bord war eine ruhige Atmosphäre der Mannschaft zu spüren.

Selbst die Themse, die immer grünlich schimmerte, war durch das Licht tiefblau geworden.

Es herrschte an den Docks rege Betriebsamkeit.

Schwitzende Träger und Seeleute liefen an Kaufleute vorbei, die um die Ware feilschten, die ausgeladen und wieder verladen werden musste.

Es wimmelte von Matrosen aus den verschiedensten Ländern der Welt, die in den unterschiedlichsten Sprachen durcheinander redeten.

Ronald drängte sich an zwei Arbeitern vorbei und schaute in jede Seitengasse, ob dort vielleicht ein Bestattungsschild zu sehen war.

„Kollege, wo sollen wir anfangen?“ Ronald drehte sich zu Grelle um und entdeckte ihn bei einem heißen Flirt mit mehreren Seeleuten.

Wütend entfuhr ihm ein Knurren und seine Augenbraue zuckte gefährlich.

Genervt ging er zu Grelle zurück. „Kollege, wir haben hier was zu erledigen und keine Zeit zum flirten!“

Grelles breites Grinsen verschwand bei seinem Anblick.

„Ronnie, ich führe hier eine Befragung durch! Ich arbeite doch!“, trällerte er.

„Sicher doch“, antworte er ironisch.

„Wenn du mit deiner Süßen flirten kannst, dann gönn mir doch ein wenig Spaß bei der Arbeit mit diesen süßen Herren!“

„Sutcliffe, ich flirte nicht mit ihr!“

„Ach Ronnie, du bist ja schlimmer als William!“

„Weil wir keine Zeit haben!“

„Hei, Süßer, beruhig dich. Wenn du eifersüchtig bist, wir haben genug Leute an Bord, die Interesse an dir haben“, sagte ein Matrose und beugte sich zu ihm herunter.

„Was?“, fuhr Ronald entsetzt herum.

„Du hast schon gehört, Kleiner“, sprach der Seemann weiter.

„Nein, kein Interesse“, erwiderte Ronald, nachdem er sich wieder gefasst hatte. „Ich steh nicht auf Männer!“

„Schade“, hörte den Matrosen noch sagen, nachdem er Grelle am Kragen gepackt und aus der Masse gezerrt hatte.

„Wieso hast du das gemacht?“, jammere Grelle und sah wehmütig zu den Männern zurück, die ihnen nachsahen und zuwinkten.

„Weil du für die nur ein Lustobjekt bist!“

Grelle verzog ein wenig das Gesicht. „Wann bin ich denn schon mal so begehrt?“

Ronald verdrehte die Augen. „Kapierst du es nicht? Da Frauen an Bord Unglück bringen und allgemein als kein positives Zeichen unter Seeleuten gilt, ist es nicht ungewöhnlich, dass sie auf Männer stehen!“

Grelle gab einen entzückten Laut von sich und Ronalds Hand klatschte gegen seine eigene Stirn. Genervt schüttelte er den Kopf.

„Grelle, wir sind hier um Lily zu finden!“

„Das weiß ich doch, Grünschnabel. Wie könnte ich das auch vergessen, nachdem du es so oft gesagt hast?“

„Wieso flirtest du dann mit diesen Kerlen?“

Grelle grinste breit. „Ich sagte doch, ich arbeite.“

Sein Kollege wühlte in seiner Jackentasche und zog ein Stück Papier heraus. „Schau mal, was einer der Arbeiter gefunden hat und mir überlassen hat, nachdem ich ihn ganz lieb darum gebeten habe.“

Ronald nahm das Stück Papier entgegen und schaute es sich genauer an.

„Ihr Ausweis von der Society?“, entfuhr es ihm überrascht.

„Na, willst du mir nicht danken für diese heiße Spur?“ Sein Kollege grinste bis über beide Ohren.

„Das ist super!“

„Ich hab sogar noch mehr rausgefunden.“

„Und was?“

„Der Alte hat einen ihrer Kameraden vor ein paar Stunden mit dem Wagen abgeholt und zu seinem Geschäft gebracht.“

„Wo liegt es?“, fragte er aufgeregt.

„Das konnte mir leider keiner sagen. Sie sagten nur, dass er Richtung Big Ben gefahren ist.“

„Aber immerhin ein Hinweis“, murmelte er mehr zu sich selbst als zu seinem Kollegen.

„Motz also nicht, dass ich ein wenig geflirtet habe. Da gibt es heißere Männer als diese“, murmelte Grelle leise, dennoch konnte Ronald es verstehen.

Ronald verdrehte die Augen. Er konnte sich gut vorstellen, wen er meinte und diesen Mann wollte er unter keinen Umständen hier sehen.

„Was steht ihr hier so tatenlos rum!“, rief Eric etwas sauer und kam auf ihn und seinen Kollegen zu. „Alan und ich machen Massenbefragungen und ihr steht nutzlos in der Gegend. Ich dachte, du wolltest sie finden!“

„Wir waren nicht untätig!“, fuhr Grelle Eric an.

„Nein, stattdessen flirtest du mit Seemännern.“ Eric verdrehte die Augen und verschränkte die Arme.

„Aber Grelle hat dabei etwas rausgefunden!“, verteidigte Ronald ihn und hielt Alan und Eric Lilys Ausweis unter die Nase.

„McNeils Ausweis?“, fragte Alan verwirrt.

„Sie muss ihn verloren haben. Außerdem behauptet einer der Matrosen, der Bestatter hätte einen seiner Kollegen heute früh abgeholt mit dem Karren und Richtung Big Ben gefahren.“

Alan nickte. „Wir haben ein paar Arbeiter und Händler gefragt und auch einige Anwohner getroffen.“

„Und was sagen sie?“

„Sie haben einen weißhaarigen Mann vor zwei Nächten durch die Straßen laufen sehen. Er trug etwas bei sich über der Schulter und hatte eine Art langen Stab dabei.“

„Klingt nach dem Alten“, sagte Grelle.

Alan nickte. „Sehen wir auch so. Aber keiner konnte uns sagen, wo sein Geschäft ist.“

„Dann machen wir uns in Richtung Big Ben auf und suchen weiter!“, sagte Ronald.

„Aber wenn wir auf den Dächern unterwegs sind, entgeht und vielleicht sein Schild?“, wandte Alan ein und hielt ihn damit zurück.

„Aber zu Fuß brauchen wir eine Ewigkeit!“, jammerte Grelle.

„Außerdem wird er kaum zu Fuß Lily verschleppt haben!“

„Aber er kennt sich besser aus! Er wird bestimmt nicht die Hauptwege genutzt haben!“

Ronald seufzte.

Es war eine schwierige Situation und eine noch schwierigere Entscheidung.

Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr.

Es war fast acht Uhr. Sicherlich würde William schon auf sein und die Wachen würden ihn informiert haben.

Ronald konnte sich gut vorstellen, wie der Chef der Seelensammlungsabteilung die Society nach ihnen auf den Kopf stellte und vor Wut kochte.

Die Narbe brannte und juckte ein wenig auf seiner Brust und er hielt sich zurück sie aufzukratzen.

Unruhig sah er sich um und wechselte immer wieder das Standbein, während einer seiner Füße auf und ab wippten.

Seine Geduld verabschiedete sich von Minute zu Minute. Er wollte endlich aktiver suchen, anstatt immer wieder herum zu stehen und zu diskutieren.

„Wenn wir zu Fuß gehen, könnten mir die Absätze abbrechen!“, jammerte Grelle weiter.

„Wieso ziehst du dir dann solche Schuhe an?“, fragte Eric genervt.

„Weil ich eine Lady bin!“, fauchte er zurück, „Außerdem bei langen Fußmärschen bildet sich Hornhaut und das passt nicht zu einer Dame!“

„Lily ist verschwunden! Dieser Alte stellt vielleicht sonst was mit ihr an und du machst dir Sorgen, ob du Hornhaut an den Füßen kriegst?“, fauchte Ronald genervt und ein Knurren entfuhr ihm. „Wenn dir das hier so egal ist, Kollege, dann geh zurück nach Hause!“

„Grünschnabel, maul mich nicht an, nur weil du dir in deinem Kopf irgendwelche perversen Spielchen ausdenkt, die er mit deiner armen Süßen macht!“, knurrte Grelle zurück und funkelte ihn kalt an. „Der Alte wird sie schon nicht vergewaltigen!“

„Grelle, geh nicht zu weit!“, knurrte Ronald.

„Es sind nun mal Fakten, dass man von langen Märschen Hornhaut bekommt und eine Lady muss nun mal eine weiche Haut haben.“

„Dann geh nach Hause und schwärm hoffnungslos weiter William an. Ihn interessiert es eh nicht!“, schrie Ronald nun und es war ihm egal, dass er sein Gegenüber damit verletzte. „Sowie es dich nicht interessiert, dass Lily mir wichtig ist und ich sie finden möchte. Nicht nur, weil ich sie liebe, sondern weil sie auch meine Schülerin ist und ich eine Verantwortung für sie habe!“

Wütend drehte er sich um und stampfte die Straße Richtung Big Ben alleine entlang. Unaufhörlich murmelte leise Flüche.

„Aber es lässt mich nicht kalt“, hörte er noch Grelle sagen, ehe er in eine Nebengasse bog und außer Sicht und Hörweite war.

Es war ihm egal, dass er seine Freunde dort stehen ließ und einen Alleingang wagte.

„Ronald, warte!“, rief Eric hinter ihm.

Ronald ignorierte ihn und ging stur seinen Weg weiter.

„Jetzt warte doch, Kollege!“, rief er und er konnte seine Schritte hinter sich hören.

Ronald blieb stehen und drehte sich um. „Was ist, Kollege?“

Eric holte zu ihm auf. „Ich kann verstehen, dass du sauer bist. Aber das war wirklich nicht nett von dir!“

Er seufzte. „Ihr habt keine Ahnung, wie es mir damit geht!“

„Ron, wir alle wissen, wie schwer die Situation für dich ist und was für ein schlechtes Timing das alles hat, aber du kennst doch Grelle. Von ihm können wir nur solchen Unsinn erwarten, aber du solltest vernünftiger sein.“

Wieder entfuhr ihm ein Seufzen. „Du hast ja recht, aber…“

„Aber du bist voller Sorge um sie“, beende Eric den Satz.

„Nicht nur das“, gab er leise zu.

„Sondern?“, fragte Eric neugierig.

„Was ist, wenn ich etwas Dummes mache? Was ist, wenn ich mich nicht zügeln kann und mir etwas Dummes passiert? Was ist, wenn ich mich dann tatsächlich wie ein dummes verliebtes Schaf benehme?“

Seine Stimme klang verzweifelt und glich mehr einem Krächzen. Fast hatte er das Gefühl vor Verzweiflung gleich los zu schluchzen.

Doch gegen jeglicher Erwartung baute sein Kollege ihn nicht auf, sondern lachte.

„Oh Junge, du hast dich vorher schon anderen Frauen gegenüber wie ein stolzer Gockel aufgeführt. Was ist daran jetzt so beschämend, wenn du dich aufführst, wie ein verliebtes Schaf?“

Mahnend sah Ronald Eric an. „Das sie es nicht merken soll, dass ich im Moment ein verliebtes Schaf bin!“

„Solltest du dir darüber nicht erst Sorgen machen, wenn sie in Sicherheit ist?“

Ronald schüttelte resigniert den Kopf und lehnte sich an seine Death Scythe. „Eric, was ist, wenn mir doch ein Ausrutscher passiert?“

„Ich kann dir ja einen Stein an den Kopf werfen, wenn du dich wie ein verliebtes Schaf benimmst und kurz vor einem Patzer bist“, schlug Eric vor.

„Einen Stein nicht unbedingt, aber mich davon abhalten wäre gut. Versprochen?“

„Versprochen!“

Schon als Eric es ihm versprochen hatte, bereute er den Deal. Denn war es nicht genau das, was er wollte?

Einen kleinen Ausrutscher zwischen ihnen, um seine Sehnsucht zu stillen? Würde er dann überhaupt aufhören können? Würde das vielleicht ihr Verhältnis komplett zerstören?

„Wo sind Grelle und Alan?“, fragte Ronald und versuchte das Thema schnell zu wechseln.

„Sie gehen diesen Sebastian suchen. Ich dachte, ein Gespräch könnte nicht schaden.“

„Wo treffen wir uns wieder?“

„Am Hafen.“

Ronald nickte, setzte sich aber noch nicht wieder in Bewegung.

In seinem Kopf spielten sich die unterschiedlichsten Szenarien durch, was passieren würde, wenn er sie wieder sah.

Sein liebstes Szenario war das, wenn er sie in die Arme schließen konnte und seine Lippen langsam auf ihre legte.

Etwas Hartes traf ihn nur wenige Sekunden Später an der Schulter.

Eric hatte ihn mit dem Ellenbogen einen harten Schlag verpasst.

„Ich hab doch gesagt, ich mach es“, gab er mit einem Schulterzucken auf seinen fragenden Blick zur Antwort.

„Hab ich etwa…?“

„Ja, du hast ausgesehen wie ein verliebtes Schaf.“

Ronald seufzte.

Das konnte nur besser werden. Wenn er vom Kampf nicht grün und blau wurde, dann von Erics Schlägen.

„Endlich habe ich Sie gefunden!“, ertönte eine kalte Stimme.

Ronald zuckte zusammen.

Sein ganzer Körper spannte sich an und war kampfbereit.

Eric und er fuhren zu der Stimme herum.

„Verzeiht wenn ich euren kleinen Plausch störe“, fuhr William monoton fort und richtete mit einer Hand seine Brille.

Leichtfüßig sprang der Abteilungsleiter vom Dach des Hauses und landete neben Eric und Ronald.

„Entsandte Ronald Knox und Eric Slingby, ihnen wird verschiedene Regelverletzungen vorgeworfen!“, leierte William herunter. „Zum einen Zuwiderhandlung der Chefetage, dann unerlaubtes Betreten der Menschenwelt, Missachtung der Krankenanordnung. Des Weiteren unerlaubtes Entwenden der Death Scythe.“

Mit jedem Wort, was William sagte, zuckte Ronald immer mehr zusammen.

„Mr. Spears…“, fing Eric an, wurde aber mit einem kalten und emotionslosen Blick zum Schweigen gebracht.

Die kalten Augen richteten sich auf Ronald und fixierten ihn. „Zu guter Letzt noch bei Ihnen Mr. Knox, Vertuschung von Wahrheiten in einem Ermittlungsverfahren. Sie wissen ja, was die Strafe ist.“

„Sie haben es gehört?“, fragte Ronald kleinlaut und konnte schon seine Kündigung auf seinem ehemaligen Schreibtisch in seinem ehemaligen Büro sehen.

„Jedes Wort und wenn man ein wenig recherchiert, ist es auch gar nicht schwer.“

„Oh Gott…“, murmelte Ronald leise und fuhr sich durch die Haare.

Eric warf ihm einen bemitleidenswerten Blick zu.

„Sobald wir Sutcliffe und Humphries gefunden haben, werden Sie alle vier zurück zur Zentrale gebracht und einen Rechenschaftsbericht abliefern.“

Eric stöhnte und stieß einen Fluch aus.

„Das haben Sie sich beide zuzuschreiben und Sie, Mr .Knox, wir zwei reden noch ein ernstes Wort miteinander!“

„Ja, Sir“, sagte er ergeben.

„Wo sind Sutcliffe und Humphries?“, forderte nun William auf zu wissen.

Ronald antwortete auch nicht, auch Eric schien keine Anstalten zu machen, ihren Plan zu verraten.

„Ich warte!“, knurrte William.

„Sie sind auf dem Weg zu Sebastian. Diesem Dämon, von dem Sutcliffe immer redet“, gab Ronald zu. „Sie wollen von ihm den Aufenthaltsort von dem Shinigami erfahren.“

„Was?“, entfuhr es William und eine Augenbraue zuckte gefährlich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  RedShinigami
2014-05-25T18:47:31+00:00 25.05.2014 20:47
Ich kann langsam nicht mehr mitzählen wie oft ich diese Fanfiction schon gelesen habe.. Richtig toll geschrieben. Schade dass es schon so lange nicht mehr weitergegangen ist.. Ich freu mich schon aufs nächste Kapitel :3
Von:  Lataku
2014-02-24T20:42:12+00:00 24.02.2014 21:42
Tolles Kapi!!
Armer Ronald, das ist ja nicht gerade eine schöne Situation für ihn... Vor allem dann noch mit Grelle! xD
Aber William hat sie gefunden :o Bin schon gespannt, was jetzt passiert ^^
Von:  AkaiOkami
2014-02-22T18:23:07+00:00 22.02.2014 19:23
At first *nosebleeds*
Im laufe des Kapitels:Omg das ist sooo Cool ^^
Ich nfrewu mich schon auf das nächste Kapitel
Von:  fahnm
2014-02-15T20:44:35+00:00 15.02.2014 21:44
Schönes Kapi^^
Mach weiter so^^
Von:  TsukiNotNormal
2014-02-14T13:24:39+00:00 14.02.2014 14:24
Omg *hüpf quietsch*

So lange gewartet und dann so ein cooles kapi!
Ich kann echt verstehn, das Ronald total von den socken ist und somit total ungeduldig. Die anderen müssen ihn doch deswegen nicht die ganze zeit ärgern >< aber solche leute sind nunmal immer die besten freunde, da sie klipp und klar sagen, was sie denken.
Aber ronald tut mir echt leid, dass jetzt auch noch alles auf einmal für ihn kommt... Irgendwie ist er mir ja sympathisch... Der arme v.v

Grell ist wie immer überdreht und pseudo lady xD sorgt wie immer für lacher xD dass er echt mit den Matrosen flirtet, ich hätte das ja nicht getan. XD

Oh nein, william ist da. Jetzt gibt es beef >< *verstecken geh* lass die vier doch machen böser böser will! Und lass den tollen, super sexy sebby-chan ja in ruhe! (Auch wenn der nur helfen wird weil grell zu sehr nerven wird xD)

Ich freu mich schon auf das neue kapi und ich hoffe sie schaffen es noch rechtzeitig lilly zu retten *beide daumen drück*

Liebe grüße und ein fettes danke

chiaki


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