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Shinigami Haken Kyoukai desu - Shinigami Dispatch Society

von

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Alan Humphries‘ Melancholie und William T. Spears‘ Hass

Alan schnappte so angestrengt nach Luft, dass sein Brustkorb schmerzte. Seine Lunge brannte wie Feuer. Seine Rippen fühlten sich an, als würde jemand mit einem Brandeisen Löcher einbrennen. Er glaubte fast, seine Knochen würden sich zusammen ziehen, wieder dehnen und drohen auseinander zu brechen. Sein Körper fühlte sich heiß an und kalter Schweiß rann über seinen Rücken. Das Hemd klebte an ihm und ein paar Haarsträhnen hingen ihm feucht im Gesicht.

Alan spürte, wie ein Schweißtropfen über seine Schläfen ins Haar rann.

Jeder einzelne Muskel tat ihm weh.

Sein Herz pochte viel zu schnell und krampfte sich zusammen.

Ein Keuchen entfuhr ihm und er unterdrückte einen Schmerzenslaut.

Er versuchte den Schmerz zu verdrängen und wandte sich unter den Qualen. Vor seinem inneren Auge bildete sich eine tiefe Schwärze, die ihn zu verschlingen drohte. Diese Schwärze löschte ein paar Sekunden oder auch Minuten der Schmerzen aus. Alan versuchte ein Gefühl dafür zu bekommen, wo er war und wie viel Zeit seit der Gerichtsverhandlung und seinem Zusammenbruch vergangen war. Doch die drohende Ohnmacht erschwerte es ihm mit der Realität Schritt zu halten.

Seine einzigen Gedanken waren, wie sich die Wirklichkeit anfühlte.

Die Wirklichkeit war nicht schwarz und ohne Schmerzen. Die Realität fühlte sich anders an. Sie war voller Schmerzen, während seine Glieder zuckten und jeder Muskel sich dabei verkrampfte. Alan hatte keine Kontrolle darüber, was sein Körper tat.

Ein Zucken durchfuhr ihn und er rollte sich zusammen wie ein kleines Kind.

Wie lange lag er schon da? Wie viel Zeit war vergangen seit dieser Shinigami Lily aus dem Gericht mitgenommen hatte? Ging es dem armen Mädchen gut? Wo war sie jetzt nur?

Alan hatte keine Ahnung, wie lange er schon in dem Bett lag und sich vor Schmerzen wandte, die langsam nachließen.

Vorsichtig öffnete er die Augen.

Der Raum, indem er sich befand war dunkel. Wie lange war es schon Nacht oder hatte er mehrere Tage hier gelegen und sich vor Schmerzen gekrümmt?

Ein beißender und unangenehmer Geruch stieg ihm in die Nase. Es war der Duft von Medikamenten und Desinfektionsmitteln.

Er lag also auf der Krankenstation, aber es war weder eine Schwester noch der Arzt in Sicht. Selbst der Mond schien nicht durch die großen Fenster herein. Die ganze Nacht lag in tiefer Schwärze. Es war wohl Neumond.

Vorsichtig tastete Alan mit der Hand nach seiner Brille auf dem kleinen Tischchen und setzte sie auf. Sein Körper zitterte, obwohl ihm mehr als warm war und noch immer der Schweiß über Rücken und Stirn rann.

Alan konnte keine Stimmen hören. Alles war so ruhig, dass die Stille in den Ohren dröhnte.

Wo waren bloß Eric, William, Grelle, Ronald und Nakatsu? Ging es ihnen gut?

Angestrengt lauschte er in der Dunkelheit. Nicht einmal die Schwestern konnte er tuscheln hören, wie so oft, wenn er hier gelegen hatte.

Wo waren nur alle?

Alan warf die Decke zurück und stieg aus dem Bett. Seine nackten Füße berührten den kalten Linoleumboden.

Vorsichtig bewegte er sich in der Dunkelheit vorwärts. Seine Knie zitterten und seine Beine fühlten sich an, als wären sie aus Pudding. Mit den Händen tastete er sich langsam vorwärts. Seine Augen hatten sich an die Schwärze langsam gewöhnt und er konnte die Umrisse der Tür erkennen.

Langsam tapste er auf nackten Sohlen durch den Raum und auf den Ausgang zu.

Mit jedem Schritt konnte er noch ein Stechen in der Brust spüren. Sein Atmen ging stoßweise.

Wo war nur Eric? Sonst war sein ehemaliger Mentor auch immer an seinem Krankenbett, wenn er einen Anfall gehabt hatte.

War sein bester Freund möglicherweise in dem Kampf weiter verwickelt worden und lag nun irgendwo schwer verwundet?

Der Gedanke daran versetzte Alan in Panik und er lief schneller.

Eric konnte so etwas nicht passieren. So etwas durfte ihm nicht passieren. Nicht Eric, der ihn immer noch bei allen Trainingseinheiten schlug. Nicht seinem ehemaligen Mentor, von dem er alles beigebracht bekommen hatte.

Er musste zu Williams Büro gelangen. Vielleicht konnte er dort rausfinden, was mit seinem besten Freund war und auch mit Ronald, Grelle, Nakatsu und Lily. Vielleicht hatten sie dem armen Mädchen auch helfen können und sie saßen jetzt alle im Büro.

Alan musste es herausfinden.

Keuchend verließ er die Krankenstation und ging den spärlich beleuchten Flur entlang zu den Büros.

Er kniff kurz seine Augen zusammen, als er von dem dunklen Raum in die beleuchteten Gänge ging. Es dauerte aber nicht lange bis sich seine Augen an den Wechsel gewöhnt hatten. Es tanzten aber dennoch kleine schwarze Punkte vor seinem Auge.

Ein deutliches Zeichen dafür, dass er einem erneuten Anfall nahe stand und sich lieber schonen sollte. Aber er wollte seine Freunde nicht im Stich lassen, wenn sie seine Hilfe bräuchten.

Es war kein anderer Shinigami zu sehen. Vermutlich waren sie in der Mensa oder erledigten Aufträge. Die Nachtschicht war sowieso immer mit wenigen Leuten besetzt.

Langsam tapste er weiter, musste jedoch immer wieder kleinere Pausen einlegen, um zu Atem zu kommen.

Wieso mussten die Büros in solchen Momenten immer mehrere Etagen höher sein und die Fahrstühle in der Nacht ausgeschaltet?

Stufe für Stufe erklomm Alan die Treppe. Seine Füße froren bereits und immer wieder verhedderte sich seine Beine in dem langen Saum des Schlafanzuges, dem man ihn angezogen hatte.

Genervt krempelte er den Saum um und ging weiter.

Er musste durchhalten. Es war nicht mehr weit bis zu Williams Büro. Solange musste er sich zusammen reißen und weiter gehen.

Alan biss die Zähen vor Schmerz zusammen und stützte sich am Geländer ab.

Am Treppenabsatz angekommen, sank er auf die Knie und keuchte, als wäre er einen Marathon gelaufen.

Er verfluchte sich selbst für seine Krankheit. Wenn er damals doch nur besser aufgepasst hätte, hätte er nie dieses Leiden bekommen!

Alan schüttelte den Kopf und ein paar Schweißtropfen liefen über sein Gesicht. Er durfte sich jetzt nicht ausruhen und an etwas denken, was er nicht mehr ändern konnte.

Langsam und vorsichtig rappelte er sich auf und ging in den Gang, wo sich Williams Büro befand.

Es waren nur noch ein paar Schritte bis zur dunklen Holztür.

Als er dort ankam, lehnte er sich dagegen und hörte die Stimme von William, Eric, Grelle, Ronald, Nakatsu und noch einer anderen männlichen Stimme, die er als die Stimme vom Arzt identifizierte.

„Inkompetent!“, sagte William plötzlich mit kühler Stimme. Wut schwang darin mit. „Anders kann man Sie beide, Mr. Sutcliffe und Mr. Knox, nicht nennen! Wie konnte er Ihnen zwei entkommen?“

Alan lauschte, während sein Atmen schnell ging. So wollte er seinen Freunden nicht unter die Augen treten. Sie würden ihn sofort zurück ins Bett zerren.

Er könnte deutlich hören, wie sie von William einen ordentlichen Einlauf bekamen. Aber er konnte seinem Chef verstehen. Ein Schüler war entführt worden und das auch noch bei einer wichtigen Gerichtsverhandlung. Es war also kein Wunder, wenn er aufgebracht war.

Seine Seite schmerzte und er hielt seine Hand fest an die Brust gepresst, als könnte er so seinen stechenden Herzschmerz unterdrücken.

Alan konnte William laut seufzen hören.

„Laut Ihrer beiden Aussagen ist Undertaker mit ihr im Londoner Hafen zuletzt gesehen worden. Dann werden wir unsere Suche dort fortsetzen. Aber es ist eindeutig, wessen Schuld es ist, dass er entkommen konnte.“

„Ich kann doch nichts dafür!“, empörte sich Grelle mit seiner lauten Stimme. „Woher konnte ich wissen, dass dieser Kerl der legendäre Shinigami ist, dessen Figur in unserer Lebensbücherei steht und dass er auch noch seine Death Scythe hat! Ich kann von Glück reden, dass ich noch am Leben bin! Dieser Kerl hat mir meine Haare abgeschnitten!“

Alan horchte auf. Grelle ohne seine langen Haare? Das war unmöglich und gab mit Sicherheit Mord und Totschlag.

„Dabei habe ich nicht mal Spliss! Meine schönen Spitzen!“ Seine Stimme ging in ein weinerliches Jammern über.

Alan verdrehte die Augen. Es war also doch nicht so schlimm und Grelle übertrieb wie immer.

„Geh lieber erst mal baden, Grelle!“ Das war eindeutig die Stimme von Eric. „Du stinkst wie ein alter gammliger Fisch! Mr. Spears, bitte öffnen Sie die Fenster. Bei dem Gestank kommt man ja noch um.“

Vor der Tür horchte Alan auf. Was war passiert, dass Grelle wie ein Fisch roch?

„Sei still, Eric!“, fuhr der Rothaarige ihn an, „Das ist nicht lustig!“

Alan hörte einen Schmerzenslaut von Eric. War er verwundet?

„Da muss ich dem stinkenden roten Fischding recht geben. Es war wirklich kein Vergnügen gegen den Kerl zu kämpfen.“ Das war Ronalds Stimme. „Seien Sie bitte vorsichtig, der Arm wird noch gebraucht!“

Anscheinend wurde auch er verarztet.

„Und was machen wir jetzt? Wir können doch hier nicht einfach rumsitzen und nichts tun?“ Das war eindeutig Nakatsu. Seine Stimme klang erschöpft.

„Das werden wir auch nicht, Mr. Shinamoto“, erwiderte William, „ Und Sie, Mr. Sutcliffe, lassen mich sofort los! Sie stinken scheußlich!“

„William!“, klagte Grelle, „Du bist so gemein zu mir! Aber heißt das, du würdest mich an dich ran lassen, wenn ich gebadet habe? Oh William, wie wäre es, wenn du mit mir badest“ Grelle gab einen vergnügten Laut von sich. „Allein die Vorstellung, dass wir beide zusammen ein Bad nehmen, macht mich ganz hibbelig! Ich bin schon ganz erregt! Mit dir würde ich sofort Kinder in die Welt setzten!“

Alan verzog bei der Vorstellung das Gesicht und konnte sich gut Williams Grimasse dabei vorstellen. Ein kalter Schauder lief ihm bei dem Gedanken über den Rücken.

„Nein danke und jetzt gehen Sie sofort auf Ihren Platz zurück! Ich möchte nicht noch genauso schlimm riechen wie Sie.“

„Du bist immer so abweisend zu mir!“

Er konnte William durch die Tür seufzen hören.

„Lenken Sie nicht vom Thema ab! Wir haben wichtiges zu besprechen!“

„Aber…aber…Ronald hilf mir doch mal!“

Alan hörte, wie Ronald ein Schnauben von sich gab. „Mr. Spears hat Recht. Du solltest dringend baden, sonst riechen wir alle nach rotem Fischding. Aber wir sollten auch besprechen, wie wir weiter vorgehen sollten. Kann man den heraus finden, wo dieser Shinigami lebt? Oder weiß das jemand?“

„Ich glaube, er lebt irgendwo in London als Bestatter“, sagte Grelle. Diesmal war seine Stimme wieder ernster. „Als ich bei Madame Red als Butler im Dienst war, sind wir einmal dort gewesen.“

Alan horchte auf. Das schien doch eine gute Wendung zu werden.

„Weißt du, wie man dorthin kommt?“, fragte Eric hoffnungsvoll. Das Geräusch eines über den Boden scharrenden Stuhls war zu hören.

„Wenn du es weißt, dann sag es uns!“ Das war die Stimme von Ronald.

„Tut mir leid, ich habe vergessen, wo es war.“

„Das kann doch nicht wahr sein!“, entfuhr es William. „Wie inkompetent sind Sie?“

Auch Alan konnte darüber nur den Kopf schütteln. Aber das war wieder einmal typisch Grelle. Ihm entfuhr ein leises husten. Der Schmerz ließ langsam nach, auch wenn sein Herz noch immer kleine Stiche verspürte. Aber er konnte nicht ewig in diesem Flur stehen bleiben und darauf warten, dass es besser wurde.

Eric würde er mit Sicherheit nichts vormachen können, egal wie lange er hier stehen bleiben würde. Sein bester Freund würde sehen, dass es ihm nicht gut ging. Den anderen etwas vorzumachen, war einfacher.

Alan atmete noch einmal tief ein und aus, dann drückte er die Klinke herunter und trat in das Büro seines Vorgesetzten.

Augenblicklich wendeten sich alle Augenpaare im Raum auf ihn.

Erich war der Erste, der von seinem Platz aufgesprungen war und zu ihm eilte.

„Alan, was machst du hier? Du solltest doch auf der Krankenstation im Bett liegen!“ Die Angst um ihn, war deutlich in seiner Stimme zu hören.

„Mir geht es gut“, antwortete er.

„Dein letzter Anfall war schlimmer als sonst, Alan. Du solltest dich wieder hinlegen. Ich begleite dich auch zurück“, sagte Eric und legte seinen Arm um Alans Schultern.

Er schüttelte den Kopf und entzog sich Erics Griff. „Ich sagte doch, mir geht es gut.“

„Mr. Humphries, Sie sollten Ihren Anfall nicht auf die leichte Schulter nehmen“, mischte sich der Arzt ein, der bis eben noch an Ronalds Arm verarztet hatte. „Sie haben sich die letzten Stunden nur herum gewälzt und vor Schmerzen gestöhnt. Ich habe Ihnen ein starkes Schmerzmittel gegeben, aber selbst das schien Ihnen keine Linderung gebracht zu haben. Ich muss also darauf bestehen, dass Sie wieder zurück auf die Krankenstation ins Bett gehen. Sobald ich Ihre Kollegen verarztet habe, werde ich zu Ihnen kommen und mich um Sie kümmern.“

„Aber ich sagte, mir geht es gut!“, protestierte er.

Der Arzt seufzte. „Mr. Humphries, ich muss darauf bestehen. Es ist zwingend erforderlich, dass Sie die nächsten Tage noch das Bett hüten und ich Sie von Kopf bis Fuß untersuche.“

„Ich kann doch aber nicht tatenlos hier rumsitzen, während Lily irgendwo da draußen bei diesem verrückten Shinigami ist!“ Wütend warf er einen Blick zu William und hoffte, dass sein Chef sich einmischen würde.

„Mr. Humphries, Sie hören auf den Arzt“, sagte William nur.

Alan biss sich auf die Unterlippe.

„Sei vernünftig, Alan. Es ist zu gefährlich für dich. Selbst Grelle, Ronald und ich konnten nichts gegen ihn unternehmen.“

Ein Seufzen entfuhr ihm und er nickte. „Dann will ich wenigstens hier bei der Versammlung dabei sein.“

William nickt, wenn wohl auch widerwillig.

Alan musterte seine Freunde genauer und stellte einige Wunden bei ihnen fest. Zum Glück schien Eric nur halb so schlimm verletzt zu sein. Grelle und Ronald hatte es wesentlich schlimmer getroffen.

Ronald saß mit nacktem Oberkörper auf einem Stuhl, während die Schwester einen stützenden Verband um seine Schulter legte. Sein Oberkörper war schon in einem Verband gewickelt worden. Seine Wange war geschwollen und er hielt ein kühlendes Tuch darauf. An seiner Stirn und in den Haaren klebte getrocknetes Blut.

Grelle hatte ein deutliches Veilchen und viele Kratzer und Schürfwunden im Gesicht. Seine Kleidung hatte viele Risse bekommen und er stank nach Fisch.

Eric und Ronald hatten nicht übertrieben.

„Grelle, du stinkst!“, entfuhr es Alan und hielt sich die Nase zu. Er wedelte sich mit der Hand frische Luft zu. „Wie haltet ihr das mit dem aus? Das riecht ja wie gammliges Fischöl!“

Grelle entfuhr ein Knurren. „Ja, ich hab es verstanden! Ich rieche nach Fisch! Was kann ich auch dafür, dass der Kerl mich in ein Fass mit Fisch wirft!“

„Alan, setz dich und ruh dich aus“, sagte Eric und drängte ihn zu einem Stuhl.

Widerwillig setzte er sich auf den Stuhl und zog die Ärmel des viel zu langen Pyjamas ein Stück höher.

„Also wo waren wir?“, fragte Nakatsu und sah in die Runde.

„Wo finden wir diesen Shinigami“, antwortete Ronald mit ernster Stimme. „Unser Grelle weiß ja leider nicht mehr, wo er lebt.“

„Kann mich bitte zuerst jemand aufklären, was alles genau passiert ist? Meine Erinnerung ist etwas verschwommen.“ Alan sah bittend in die Runde.

„Der Kerl hat sie einfach so entführt. Das ist passiert!“, knurrte Nakatsu.

„So viel habe ich noch mitbekommen“, antwortete Alan. „Ich weiß noch, dass der Kerl von Anfang an dabei war, obwohl er keine Einladung hatte. Bei deinen Verhandlungen hatte er Nakatsu als Zeugen mitgebracht.“

„Das er einfach so in das Gericht gekommen ist, lag daran, dass er vermutlich seine Position als legendären Shinigami ausgenutzt hat“, sagte William. „Da er Mr. Shinamoto immer als Zeugen mitgebracht hat, zeigt, dass er ihr helfen wollte. Warum weiß auch ich nicht.“

Alan nickte. „Die Verhandlungen liefen ja überhaupt nicht gut. Ich hatte das Gefühl, die Richter hätten sie am liebsten exekutiert.“

„Das nicht unbedingt. Aber eine Suspendierung und Ausschließung aus unserer Gesellschaft war nicht abwegig.“

„Die Richter wollten gerade in mein Lebensbuch blicken, als er sich eingemischt hatte“, sagte Ronald.

Alan nickte und wusste genau, dass er ein riesen Glück gehabt hatte. Wenn die Richter in dem Buch nachgelesen hätten, würden sie jetzt wissen, dass er in seine Schülerin verliebt war und das wäre mit Sicherheit zu Ausschließung gekommen. Der Shinigami hatte ein sehr gutes Timing gehabt oder er hatte es gewusst. Letzteres wäre für seinen Freund ein riesengroßes Problem.

„Ich erinnere mich, dass er von der Besucherloge aufgesprungen ist und neben Lily gelandet ist. Er hatte sie im Nacken berührt und dann ist sie zusammen gebrochen. Dann hat er sie sich über die Schulter geworfen und wollte weg.“

„Genau. Dann sind wir dazwischen gegangen. Leider konnten wir ihn nicht angreifen, wegen Lily. Du hast versucht ihn von hinten zu erwischen. Der Kerl hatte dich abgewehrt. Selbst als wir im Team angegriffen hatte, hatte er uns abblocken können. Noch ehe du angreifen konntest, bist du zusammen gebrochen. Er muss dich kräftig erwischt haben, Alan. Der Kerl hatte mich ordentlich an der Hand verletzt.“ Eric zeigte ihm seine badagierte Hand. „Ich habe mich dann um dich gekümmert, während William sich um Nakatsu gekümmert hatte. Grelle und Ronald sind ihm dann nach gelaufen und konnten ihn bis in den Hafen Londons verfolgen.“

„Wo er uns dann niedergemetzelt hat“, knurrte Ronald.

„Ein legendärer Shinigami wird man eben nicht einfach so“, kommentierte William tonlos. „Aber wo wir jetzt alle auf demselben Stand sind, sollten wir weiter überlegen, wie wir vorgehen werden.“

„Unser lieber Grelle hat ja leider vergessen, wo er lebt“, sagte Ronald mit mürrischer Stimme.

„Vielleicht vernebelt aber nur der Geruch, dem roten Fischding das Gehirn“, meinte Eric und grinste Grelle frech an.

„Ihr seid alle so gemein zu mir“, seufzte Grelle und ließ den Kopf hängen. „Mir fällt aber gerade etwas ein!“

„Was denn?“, fragte Alan neugierig.

„Mein liebster Sebastian weiß bestimmt genau, wo dieser Shinigami lebt! Immerhin war ich mit ihm dort!“

„Dann sollten wir diesen Sebastian fragen gehen“, sagte Ronald und stand vom Stuhl auf. Er griff nach seinem Hemd und dem Jackett.

„Nein!“

„Bist du etwa eifersüchtig auf ihn, mein lieber William?“, säuselte Grelle und drückte sich an Williams Schulter.

Mit emotionslosem Blick nahm er Grelles Arm und drehte ihn auf den Rücken. William richtete mit seiner freien Hand seine Brille zurecht und stieß dann Grelle von sich.

„Es kommt nicht in Frage, dass wir uns soweit runter begeben und einen Teufel nach Informationen fragen!“ William gab ein leises knurren von sich. „Sie fressen die Seelen, die wir einsammeln müssen! Niemals werden wir so jemanden um Hilfe bitten!“

„Aber…aber Mr. Spears, es ist ein Notfall. Sollten wir nicht da eine Ausnahme machen?“, wagte Nakatsu zu fragen und sah unsicher den Chef der Abteilung an.

„Nein. Wir werden es auch ohne dessen Hilfe schaffen. Sie sollten jetzt auch alle Schlafen gehen und sich erholen. Morgen werden wir uns dann auf die Suche machen!“

„Morgen erst? Dann ist der Kerl doch schon über alle Berge!“, empörte sich Ronald und funkelte William wütend an.

„Beruhigen Sie sich, Mr. Knox“, erwiderte der schwarzhaarige Shinigami. „Mr. Sutcliffe sagt ja, er lebt dort irgendwo. Also gehe ich davon aus, dass Miss McNeil bei ihm ist. Dementsprechend haben wir Zeit und sollten Kraft tanken und uns gut darauf vorbereiten.“ William wandte seine Aufmerksamkeit zu Grelle. „Sie nehmen am besten ein Bad in Essig. Ich hoffe sehr, dass dieser Gestank sich nicht in mein Büro festsetzt und solange Sie so riechen, kommen Sie am besten nicht mehr aus Ihrem Zimmer.“

Grelle wollte protestieren, schwieg aber unter dem strengen Blick von William.

„Mr. Humphries, Sie gehen zurück auf die Krankenstation und legen sich hin. Sie hören genau auf die Anweisungen des Arztes. Ich erwarte dann einen Bericht über Ihren Gesundheitszustand. Sie dürfen dann jetzt alle gehen.“

Resigniert von dieser Ansage verließen Sie alle das Büro.

Grelle stapfte wütend als erster aus dem Raum und hinterließ eine Fischfahne. Er wünschte niemanden eine gute Nacht und sagte auch sonst kein Wort mehr.

Alan ließ sich von Eric zurück auf die Krankenstation belgeiten. Er wünschte Ronald und Nakatsu noch eine gute Nacht ehe sich die Wege trennten.

Die beiden taten ihm irgendwie leid. Er wusste genau, wie wichtig Lily ihnen war und hätte ihnen zu gerne geholfen. Doch sollten sie diesen Sebastian aufsuchen, würde William ihnen einen nach dem anderen den Kopf abreißen.

Eric würde ihn auch nicht so ohne weiteres jetzt aus den Augen lassen. Sein bester Freund würde sicherlich die Nacht bei ihm auf der Station bleiben und warten bis der Arzt ihn entlassen würde.

Alan seufzte ergeben und tapste auf nackten Füßen zurück durch die Flure. Die Schmerzen an seinem Herzen stachen noch immer und fühlten sich unangenehm an. Wie sehr er doch seine Krankheit verfluchte. Nicht einmal einer Freundin konnte er helfen. Er war zum Nichtstun verdammt.

„Ist alles in Ordnung, Alan?“, fragte Eric, nachdem sie die Etage von Williams Büro verlassen hatten.

„Ja, es geht mir gut.“

„Nimm es William nicht übel. Er will nur, dass du dich nicht in Gefahr bringst.“

„Ich weiß.“

„Was hast du dann?“

„Eric, du weißt, wie es um mich steht. Ich werde irgendwann sterben! Es gibt keine Heilung und jetzt, wo jemand meine Hilfe dringend brauch, kann ich nichts tun! Ich bin zum Nichtstun verdammt! Wer weiß schon, was dieser Kerl mit ihr anstellt, aber anstatt ihr zu helfen, muss ich auf der Krankenstation liegen!“´

Ein Schluchzen entfuhr ihm.

„Diese Krankheit frisst mich von innen auf. Mit jedem Mal wird es schlimmer. Meine Werte werden nicht besser. Im Gegenteil, nach jedem Anfall sinken sie immer tiefer. Irgendwann werde ich gar nicht mehr arbeiten können!“

Heiße Tränen brannten ihm in den Augen und liefen ihm über die Wange.

„Alan…“, murmelte Eric nur.

Sein Atem stockte ein wenig zwischen den einzelnen Schluchzern.

Wieso konnte Eric ihn jetzt nicht einfach in den Arm nehmen, wie er es sonst tat, wenn er einen Anfall hatte? Stellte es so ein Problem für ihn da, wenn er weinte?

„Ich will nicht, dass Lily etwas passiert…“, schluchzte Alan.

„Ihr wird schon nichts passieren“, versuchte Eric ihn aufzumuntern.

Alan konnte seine Hände auf seinen Schultern spüren und er drückte sich an Erics Schulter. „Aber wer weiß, wann wir sie finden…William will ja nicht diesen Teufel fragen!“

Eric drückte ihn an sich. „Wir finden die Kleine schon. Ich hab auch schon eine Idee. Wenn William Sebastian nicht fragen will, machen wir das eben.“
 

Der Geruch von Fisch hing noch immer in seinem Büro und würde bestimmt nicht so schnell verfliegen. Vermutlich würde William in den nächsten Tagen das Fenster offen lassen müssen, damit der Geruch verfliegen konnte. Vielleicht sollte er sich ein Duftöl oder Räucherwerk besorgen, um den Gestank zu überdecken. Wobei dieser Fischduft so stark in der Luft hing, dass mit Sicherheit auch diese Sachen keine Wirkung zeigen würden. Da könnte er gleich versuchen den Geruch mit bunten Tüchern weg zu tanzen.

Wahrscheinlich sollte er sein ganzes Büroinventar verbrennen, ein neues beantragen und diesen Raum jemand anderen überlassen. Am besten dem Verursacher Sutcliffe.

Wahrscheinlich hatte sich dieser üble Gestank auch in seinen Kleidern und Haaren festgesetzt. Er würde dringend noch duschen und seine Kleider vor Maisy und Jess verstecken müssen. Die kleinen beiden Katzen würden ihn sonst für ihr Abendessen halten und er wollte sich nicht ausmalen, was sie mit seiner Uniform anstellen würden.

Dafür war sie nun wirklich viel zu teuer, als dass er sie sich vom Lohn abziehen lassen würde.

Er strich sich durch seine inzwischen zerzausten Haare.

Der Tag war einfach nur die pure Hölle gewesen.

Ein Glück hatte er jetzt Feierabend und konnte sich in seinem Bett ausruhen. Morgen würde er sich über den Papierkram hermachen und abarbeiten. Es gab eine Menge zu erledigen. Wäre der Freund seiner verstorbenen Mentorin nicht aufgetaucht, wäre die Angelegenheit mit Sicherheit erledigt und er müsste keine Berichte schreiben.

Manchmal fragte er sich, wie Alyssa in dieser Situation handeln würde. Aber vermutlich hätte sie gar nicht solche Sorgen gehabt, wie er sie gerade hatte. Sie hätte es von Anfang an richtig gemacht. Sie war eben nie umsonst die Freundin von Undertaker gewesen.

Er konnte sich noch gut daran erinnern, als er die beiden in Aktion erlebt hatte als ein Dämon sie angegriffen hatte. Es war ein perfektes Spiel von Teamarbeit gewesen.

William hatte nicht anders gekonnte als seine Mentorin für ihr Können zu bewundern. Sie war immer perfekt gewesen, hatte nie eine Schwäche gezeigt, war immer korrekt gekleidet und die Arbeit war immer pünktlich fertig gewesen.

Alyssa Campell war sein Idol und Vorbild gewesen, auch wenn sie eine Frau war.

Seine Mentorin war immer stark gewesen. Umso mehr hasste er es, wie sich McNeil anstellte mit den Aufgaben klar zu komme und bisher nur Probleme hatte.

Der Gedanke, dass sie das Andenken von Alyssa verdrängen könnte, machte ihn wütend. Aber er konnte dem Mädchen nicht die Schuld für ihren Wunsch geben und bisher stand sie noch am Anfang der Ausbildung. William hegte noch die Hoffnung, dass sie sich bessern würde, so dass der Ruf seiner Mentorin als legendärer Shinigami nicht beschädigt werden würde.

Er bedauerte es noch immer, dass sie so früh gestorben war und nicht sehen konnte, was aus ihrem schüchternen Schüler geworden war. Alles nur wegen eines widerwertigen Dämons!

Allein bei dem Gedanken daran, wie sie gestorben war, ließ Wut in ihm aufsteigen. Diese Wesen waren einfach nur nervig und lästig.

William schloss die Augen.

Auch wenn der Dämon tot war, der seine Mentorin getötet hatte, würde er dieser Rasse nicht verzeihen können. Niemals.

Er konnte noch immer deutlich sehen, wie Undertaker vor so vielen Jahren durch die Türen geschritten war. Er war durch den vielen Regen durchnässt gewesen bis auf die Knochen. Sein Gesicht, Hals und Hände war von tiefen Wunden übersäht gewesen, aus denen Blut geflossen war und sich mit dem Regen vermischt hatte.

In den Armen trug er Alyssa.

Sie hatte die Augen geschlossen gehabt und war von Blut nur überströmt gewesen.

Der Blick von Undertaker war ausdruckslos gewesen und er hatte sich als Schüler nicht getraut gehabt zu fragen, ob sie am Leben war.

Erst viel Später hatte er sich getraut in den Krankensaal zu gehen und zu fragen, wie es ihr ging.

Emotionslos hatte Undertaker ihm geantwortet und gesagt, dass sie tot sei.

Er hatte es kaum glauben können.

Wie hatte es nur passieren können?

William hatte sich danach in sein Zimmer zurück gezogen, genauso wie Undertaker. Sie beide hatten um eine Frau getrauert, die sie beide auf ihre Art geliebt hatten.

Kein anderer Mentor hatte sie ersetzen können und er hatte sie von Anfang an gemocht.

Ihre Knochenkekse waren immer lecker gewesen. Wenn er nicht weiter wusste oder sich über Grelle aufgeregt hatte, hatte sie ihm Kekse angeboten gehabt und gesagt, er solle einen essen.

Ihr Lachen war ansteckend gewesen.

Ein kleines Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, als er daran zurück dachte, wie sie ihn immer wieder zum Lachen gebracht hatte.

Aber diese Zeit war nun vorbei.

William seufzte ergeben.

„Ich wünschte, Sie wären jetzt hier und könnten mir einen Rat geben, was ich tun soll, Miss Campell…“, murmelte er leise. William fuhr sich über die Augen. War da eben wirklich eine Träne gewesen?

Er schüttelte den Kopf und versuchte den Gedanken an sie zu verdrängen.

Sie war tot und das schon seit vielen Jahren. Inzwischen war er Leiter der Abteilung geworden und schaffte es auch ohne Hilfe.

Aber wem hatte er seinen Erfolg zu verdanken, wenn nicht ihr? Immerhin hatte er versucht ihr nachzueifern.

Leider hatte er sie nur als Mentorin kennen gelernt und nie als private Frau.

Sicherlich war sie privat genauso perfekt wie in der Arbeit.

Ein weiterer Seufzer entfuhr ihm und er stand von seinem Schreibtischstuhl auf. William knipste das Licht aus und ließ die Fenster offen, damit der Geruch weiter abziehen konnte.

Vielleicht sollte er die späte Stunde nutzen und noch ein Bad nehmen. Es würde sicherlich niemand im Gemeinschaftsbad sein.

Der Gedanke klang verführerisch und nach seinen letzten Stunden mehr als nur angebracht den Feierabend damit zu beginnen.

Wie war er eigentlich auf seine Mentorin gekommen?

Er schaltete das Licht an der Decke aus und schloss die Tür zu seinem Büro ab.

Undertaker! Er hatte über die Verhandlung nachgedacht und darüber, dass ihr Freund erschienen war.

Aber anstatt an die Vergangenheit zu denken, sollte er sich Gedanken machen um die Schülerin, die er mitgenommen hatte. Sosehr McNeil Probleme machte, es war dennoch seine Aufgabe, sie zurück in die Society und in Sicherheit zu bringen.

Jedoch würde er niemals diesen Teufel fragen! William wusste, er würde einen anderen Weg finden, Undertaker zu suchen und zu schnappen.

Doch für heute brauchte er dringend ein wenig Schlaf.

Mit einem kräftigen Gähnen ging er durch die Gänge und durch das Treppenhaus in die Eingangshalle. Kein einziger Shinigami begegnete ihn und es war still. Ein eindeutiges Zeichen, dass es schon viel zu spät war und er wieder einmal Überstunden gemacht hatte. Er fragte sich, wann er diese bezahlt bekommen würde oder einen freien Tag nehmen konnte.

Als er in der Eingangshalle ankam, war der Empfangstresen leer und dunkel. Er schaute sich kurz um und hielt inne.

Sein Blick fiel in den Gang, der zur Abteilung der Lebensbücher führte.

Eigentlich wollte er das Gebäude verlassen und ins Wohnheim gehen, doch ihm kam eine Idee. William machte auf dem Absatz kehrt und ging mit schnellen Schritten in den Korridor, der zur Abteilung führte.

Er wusste nicht, woher es kam, aber sein Bauchgefühl sagte ihm, dass er dorthin gehen und Lilys Lebensbuch suchen sollte. Vielleicht hatte er eine Chance sie zu finden, wenn er in ihrem Buch nachlesen würde?

Wieso war er da nicht eher darauf gekommen?

Seine Schritte beschleunigten sich und er öffnete die Tür zur Lebensbuchabteilung.

Das Licht war ausgeschaltet. William konnte dennoch ein paar Umrisse erkennen.

Der Empfang war leer und es lagen ein paar Papiere auf dem Tisch. Auf einem Wagen lagen ein paar Lebensbücher, die noch einsortiert werden wollten.

William schaltete die kleine Lampe am Empfang an, die ein wenig Licht spendete. Er musste zur Abteilung der Shinigami-Bücher.

William ging durch die Regale und zur hintersten Abteilung, hielt jedoch schlagartig inne.

Das Licht in einer kleinen Ecke war noch an und erhellte den Tisch mit den drei Lebensbüchern darauf. Eines der Bücher war aufgeschlagen.

William konnte ein leises kichern hören.

„Hallo William“

„Undertaker“, erwiderte er nur.

„Ich hatte gehofft, hier ungestört lesen zu können. Aber anscheinend bist du auf die Idee gekommen hier nach Hinweisen zu suchen.“

William schwieg.

„Was suchen Sie hier?“

Undertaker kicherte erneut. „Ich wollte mir nur ein wenig Lektüre für den Abend ausleihen.“

„Sie wissen schon, dass wir auf der Suche nach Ihnen sind, um unsere Schülerin zurück zu holen?“

„Ich weiß“, kicherte er, „Aber ich muss dich enttäuschen, kleiner William, ich habe sie nicht hier.“

„Das habe ich auch nicht erwartet.“

„Sie ist gut versteckt und in Sicherheit vor euch allen hier.“

William verzog keine Miene, lediglich seine Augenbraue hob sich skeptisch. Er schob seine Brille ein Stück höher. „Wie kommen Sie darauf, dass sie hier nicht sicher ist?“

„Das sieht doch ein blinder mit dem Krückstock.“

„Ich tue mein Bestes, um jeden Schüler zu beschützen. Sie wissen ja selbst, dass sie unter besonderen Schutzmaßnahmen stehen.“

„Die anscheinend bei ihr kläglich versagt haben“, erwidere Undertaker. Sein Lächeln war schon längst verschwunden. „Genauso wie du als Leiter der Abteilung versagt hast. Du hast es nicht geschafft, sie zu beschützen. Jetzt kümmere ich mich um das Problem.“

William versteifte sich. In diesem Tonfall hatte Undertaker zuletzt während seiner Ausbildung mit ihm gesprochen. Seine Hände ballten sich zu Fäusten.

„Du warst schon immer jemand, der sein Bestes gab und dann auch oft genug versagte. Ich werde also nicht zulassen, dass eine Schülerin dermaßen gedemütigt wird. Zu meiner Zeit hätte es das nie gegeben.“

„Sie sind aber kein Shinigami mehr und Ihre einzige Schülerin war Alyssa! Woher wollen Sie also etwas von Problemen mit Schülern wissen?“, erwiderte William.

Undertaker gab einen abwertenden Laut von sich. „Mehr als genug. Alyssa war nicht ganz so perfekt, wie du immer glaubst.“

„Sie war ein sehr guter Shinigami!“ Seine Stimme war lauter geworden.

„Das bestreite ich auch nicht. Dennoch hatte sie ihre Macken und Eigenarten. Besonders als Schülerin trieb sie mich oft genug in den Wahnsinn.“

William schnaubte.

„Denkst du allen Ernstes, sie hat ihr wahres Gesicht einem kleinen Schüler wie dir gezeigt? Denkst du, du hast ihr nahe gestanden? Du warst nur ihr erster Schüler, mehr nicht. Du kanntest sie nicht einmal.“

„Seien Sie still!“

Undertaker erhob sich seufzend. „Du hast mir nie verziehen, dass ich sie tot zurück gebracht habe, oder William?"

Ruhig schob er seine Brille wieder höher. „Nein, ich werde auch nicht verstehen können, wieso Sie ihr nicht geholfen haben.“

Undertaker grinste geheimnisvoll. „Weißt du, es gibt vieles, was du nicht weißt. Weder über Sie noch über mich, noch über deine Schülerin. Aber ich schätze du hast dir nie die Mühe gemacht in den Lebensbüchern nachzulesen. Wie dem auch sei.“ Undertaker machte eine wegwerfende Handbewegung. „Du hast dich nie gefragt, welcher Shinigami sie abgeholt hat oder?“

"Was soll das jetzt? Worauf wollen Sie hinaus?“

Wieder seufzte der ältere Shinigami. „Es gab niemanden außer uns vor Ort.“

„Wollen Sie damit sagen, dass Sie es waren?“

„Du bist ein schlaues Bürschen. Wenigstens das warst du schon als Schüler.“ schloss das Lebensbuch vor sich auf den Tisch.

William hatte Mühe sich zurück zu halten. Es konnte nur eine Lüge sein! Anders konnte er es sich nicht erklären. Dieser Shinigami versuchte ihn zu provozieren. Undertaker log! Er hatte bestimmt nicht seine eigene Freundin abgeholt. Das hätte er nie getan. William hatte noch genau vor Augen, wie die zwei ein Herz und eine Seele waren. Niemals hätte er sie abgeholt und den entscheidenden Schnitt gemacht.

„Wenn du mir nicht glaubst, lies selbst. Das hier ist ihr Lebensbuch.“ Er hielt William das Buch hin.

„Ich verzichte.“

„Wie du willst.“ Undertaker nahm die drei Lebensbücher unterm Arm. „Ich leihe mir diese Bücher dann mal aus.“

„Warten Sie!“, rief William. „Sie sagen mir noch, wo McNeil ist!“

Undertakers grinsen war zurück. „Hast du nicht zugehört? Ich sagte doch, ich werde mich jetzt darum kümmern, dass sie in Sicherheit ist. Alyssa hat dir doch beigebracht, dass jeder nur eine Seele hat und ich werde jetzt dafür sorgen, dass mit dieser sorgfältig umgegangen wird.“ Er schritt an William vorbei und spielte mit einem Finger an seiner Medaillonkette, die er um die Hüfte trug. Er betrachtete eines davon genauer. Darauf war Alyssas Name zu sehen und ihr Todesdatum. „Du bist jetzt in einer hohen Position. Dir stehen große Kräfte zur Verfügung. Also nutze sie weise. Du weißt nie, wann die Last zu groß sein wird. Du merkst es erst dann, wenn du sie nicht mehr tragen kannst. Bring also deine Leute nicht unnötig in Gefahr. Hör also auf mich, William, das ist eine gut gemeinte Warnung. Ich werde auf deine kleine Schülerin gut aufpassen.“

Mit diesen Worten ging Undertaker und ließ William alleine zurück in der Lebensbuchabteilung. Ihm war bewusst, dass der ehemalige Shinigami Lilys Buch mitgenommen hatte und er jetzt keine Chance mehr hatte, darin nachzulesen, wo sie sich befand. Das dritte Buch war sicherlich sein eigenes gewesen.

Seufzend ließ sich William in einen der Sessel sinken. Er stützte seinen Kopf in die Hände.

In seinem Kopf drehte sich alles. Wo war McNeil bloß? Wie konnte er sie finden? Sagte Undertaker doch die Wahrheit und er hatte seine Mentorin abgeholt?

Ihm war es schon immer bewusst gewesen, dass er ihn nicht gemocht hatte. Es aber zu hören, dass er als Leiter der Abteilung versagt hatte und nicht in der Lage war auf Schülern aufzupassen, saß tief und hatte ihn hart getroffen.

Hätte er strenger sein müssen? Hätte er es vielleicht verhindern können?

William schüttelte den Kopf. Er durfte sich nicht verunsichern lassen.

Seine Position war hart erkämpft und er hatte stets nach Vorschriften gehandelt.

Müde schaltete er das kleine Licht aus und verließ ebenfalls die Abteilung.

So einfach würde dieser Shinigami nicht davon kommen. Er würde McNeil finden und zurück holen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  AkaiOkami
2013-09-04T14:08:55+00:00 04.09.2013 16:08
Armer Alan......ich find 'rotes Fischding' richtig witzig ^^
Antwort von:  Noisa-Grellchen1992
04.09.2013 21:07
Ich find diese Beleidigung gar nicht so witzig x.x Ich bin schließlich eine Lady
Von:  Jestrum_Cosplay
2013-06-22T17:56:30+00:00 22.06.2013 19:56
Huhuu o(^-^)/
So delle ~
Ich mag dieses Kapitel *-* Es geht um Alan <3 hehe ~
Oh men... Ich kann mir seine leichte verwirrtheit gut vorstellen, als er da so allein im Krankenzimmer war und wirklich niemand da war...
Und dann schleicht er auch noch ganz allein da umher, obwohl er einen Anfall hatte o.o Das geht jaa mal gar nicht ~
Hahaha ein Grell der nach Fisch stinkt x'D Echt geniale Idee <3 hahaha ~ richtig cool ^-^
Mieps *^* Da wo Eric und Alan reden finde ich sooo süß >w< Allgemein sind die beiden einfach nur knuffelig <3

Höhöhö William tanzt mit Tüchern den Gestank weg x'D *hat Kopfkino*
Noooin zu geil x'D <3 Das würde ich gern sehen x'D
Aha, seine Mietzen würden ihn also fürs Abendessen halten? Hahaha geil ~ und irgenwie süß *w*

War ein echt cooles Kapitel :) <3

VLG
Miyu_Cupcake
Von:  fahnm
2013-06-19T21:20:12+00:00 19.06.2013 23:20
Super Kapi^^
Von:  Noisa-Grellchen1992
2013-06-18T09:52:49+00:00 18.06.2013 11:52
Endlich haben wir es fertig nicht wahr Frigg :D
und es ist gut geworden *0*
Antwort von:  Frigg
18.06.2013 18:15
Oh ja hat auch lange gedauert!


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