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Versöhnungen nach Plan

Onsengeschichten
von

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Als wir aus dem Zug gestiegen sind, habe ich mich gleich fester in meine Jacke eingekuschelt. Es ist kalt. Laut öffentlichem Thermometer haben wir hier gerade minus sechs Grad Celsius und zu meinem Erstaunen hat es sogar angefangen zu schneien. In Tokyo gibt es selten Schnee. Es wird zwar kalt, aber wenn es mal schneit, bleibt kaum etwas liegen.

Ich war froh, als wir in den Kleinbus gestiegen sind, der uns in die Berge zum Ryokan fährt. In diesem sitzen wir auch jetzt noch. Der Fahrer ist der Besitzer, Umeyoshi Kenta. Wir sollen ihn Kenta-san nennen, aber da scheue ich mich noch etwas. Er ist immerhin ein erwachsener Mann von bestimmt schon 40 Jahren. Ihn beim Vornamen zu benennen ist seltsam. Bisher musste ich das nur bei Kunden, die es gewünscht haben, was nicht so oft vorkam. Aber er ist guter Laune und erzählt fröhlich von den Annehmlichkeiten, die wir dort genießen dürfen. Ich schaue gerade lieber aus dem Fenster - habe mich auch auf einen der hinteren Sitze geschummelt – und beobachte den fallenden Schnee. Draußen türmt sich ebenfalls immer mehr von dem weißen Zeug auf. Es ist schön. Ich bin schon ziemlich gespannt. Keiji hat uns vor der Abfahrt ein Bild gezeigt, welches das kleine Ryokan in den Bergen im Herbst zeigt, aber es sei schon etwas älter und inzwischen habe sich viel getan. So meinte er. Keiji war ohnehin ganz versessen darauf uns herzuschicken. Dabei haben sich fast alle irgendwie gesträubt. Rei, ich kenne sie kaum, weil wir nicht viel miteinander zu tun haben, aber sie ist eine gute Freundin von Seth, wollte nicht mit, rückte aber nicht mit dem Grund dafür raus. Dafür hat sie übelst geflucht, was mich schon ziemlich erschreckt hat. Takeshi war sich unsicher, ob es eine gute Idee sei. Vielleicht weil er generell nicht gerne woanders hingeht. Daiki war wohl der einzige, der sich halbwegs gefreut hat. Und dieser Josh, auch ihm gehe ich meist aus dem Weg, hat nur erklärt, dass er kein Kind mehr sei, dass man einfach wegschicken könne, wenn es gerade passe. Sein Widerstand hielt sich allerdings auch in Grenzen. Vielleicht wollte er damit auch nur Rei unterstützen. Und Seth hat nur widerwillig gebrummt und gemeint, dass er lieber in Tokyo bleiben wolle, weil er dort mehr leisten könne. Seth… Seit ich auch endlich frei bin, was jetzt bestimmt schon sechs Monate der Fall ist, haben wir kaum geredet. Ich habe das Gefühl er geht mir aus dem Weg. Warum er das tut, ist mir schleierhaft, aber jedes Mal, wenn wir uns treffen, sieht er weg und geht einfach weiter oder druckst herum. Nur wenn er keine Wahl hat, redet er kurz angebunden mit mir. Dabei habe ich gedacht, er würde sich freuen, dass wir wieder zusammen sein können. Na ja, Daiki meint, ich solle ihm Zeit geben. Er hat mich auch getröstet, weil ich mir so einsam vorkomme. Manchmal glaube ich, dass er mir es mir übel nimmt, dass ich Nagano kurze Zeit geholfen habe. Aus Verzweiflung und Wut heraus. Ich weiß, dass er es weiß. Oder es liegt eben einfach daran, dass niemand auf Dauer mit mir zusammen sein will.

Verdammt! Daran wollte ich an diesem Wochenende doch gar nicht denken. Schnell schiebe ich die Gedanken beiseite und erfreue mich lieber wieder an der weißen Pracht, die hier wirklich überall zu sehen ist. Das möchte ich unbedingt zeichnen oder besser noch fotografieren. Ich habe ja wieder eine Kamera. Auch von Keiji, der gesagt hat… Moment, wie hat er sich ausgedrückt? Ich solle: ‚…das Wochenende in allen Facetten einfangen, damit ich auf diese Weise doch bei euch sein kann’. Das hat er gesagt. Natürlich war ich schnell damit einverstanden. Sogar regelrecht begeistert. Und ich freue mich noch immer darauf. Endlich wieder eine Kamera in der Hand und Zeichnen kann ich ja zusätzlich. Sofort ist meine Freude zurück und ich fühle mich gleich viel besser.

Als wir endlich ankommen, stelle ich verwundert fest, dass rund um das Hotel kaum Schnee zu finden ist. Und damit meine ich um das Hotel. Der Hof und alles was sich mindestens in zwei Metern Entfernung befindet trägt nur eine dünne Puderschicht. Auch das sieht jedoch wunderschön aus. Ich frage dennoch und deute mit einer einfachen Geste deute ich auf den Hof vor dem Eingang.

Er lacht fröhlich auf. Es ist ein ehrliches Lachen, seine Augen strahlen dabei, aber er lacht mich nicht aus.

»Du kannst doch ruhig Kenta-san sagen, Hayato-kun.« Verlegen röten sich meine Wangen. Ich spüre es genau, aber es fällt mir nicht leicht ihn so anzusprechen. Dennoch nicke ich sofort.

»Gomen, Kenta-san.«

»Schon gut und nun zu deiner Frage. Das ist die Wärme im Boden, die auch die Onsen erhitzt. Wenn du den Stein dort anfasst, wirst du feststellen, dass er nicht eiskalt ist, selbst wenn sich jetzt ein wenig Schnee dort angesammelt hat. In den Wäldern gibt es ein paar ähnliche Orte, wo sich der Schnee nicht hält, oder die Gewässer richtig warm sind. Aber das könnt ihr bestimmt noch sehen. Kommt doch erst einmal rein. Meine Frau wartet bestimmt auch schon ungeduldig. Sie freut sich sehr auf euch.«

Die Faszination bleibt erhalten, aber weil wir nun schon hinein gebeten wurden, folgen wir, nachdem sich jeder seine Tasche genommen hat, ins Haus. Es scheint tatsächlich alles sehr traditionell zu sein hier, denn der Eingangsbereich erstreckt sich zunächst nur zwei Meter in den Raum und ist in etwa genauso breit. Auf der rechten und der linken Seite stehen Regale mit Schuhfächern wie man sie aus der Schule kennt, in welchen sich Hausschuhe befinden. An den Fächern sind Nummern angebracht. Nur in dreien von ihnen finden sich normale Schuhe.

Kenta-san deutet freundlich nach links. »Ihr könnte die Schuhe in die zweite Reihe von oben stellen. Keiji hat uns eure Größen durchgegeben, als er von eurem Besuch erzählt hat. Wir haben es so vorbereitet, dass es alles bereit ist.«

Man bedankt sich höflich und suchte sich dann murmelnd die richtigen Fächer. Ich warte, bis alle fertig sind und greife dann in das letzte Fach, um auch mir die Schuhe zu wechseln. Kenta-san hat nicht gewartet, sondern ist schon mal reingegangen, um uns anzumelden. Als wir alle die durchaus warmen Schlappen tragen, kommt er auch schon zurück und an seiner Seite befindet sich eine hübsche japanische Frau des mütterlichen Typs. Sie trägt ihre langen Haare hochgesteckt und ist in eine blaue Jeans gekleidet. Ihr Oberkörper hingegen steckt paradoxerweise in einem kurzen Yukata. Es sieht seltsam aus, steht ihr aber gut. Da sie in Kenta-sans Alter sein wird, glaube ich seine Frau vor mir zu haben. Auch sie lächelt freundlich, aber nicht gekünstelt, und heißt uns alle willkommen.

»Es ist schön, euch endlich hier willkommen heißen zu dürfen. Mein Name ist Sakura-san. Seht euch nicht genau um. Wir renovieren das Haupthaus derzeit in den oberen Gästebereichen. Daher ist es etwas chaotisch. Ich bitte euch das zu entschuldigen. Aber hier unten im Erdgeschoss dürft ihr euch ganz wie zu Hause fühlen.« Sie wartet einen Moment und es ist Rei, die ihre Klappe aufreißt.

»Wie sieht’s mit’n Zimmern aus?«

»Keiji hat uns genaue Anweisungen für die Zimmer gegeben. Wir haben drei für euch vorbereitet. Eines für dich allein, Rei-kun, wie ich annehme?« Sie wartet keine Antwort ab, sondern spricht einfach weiter und überhört den abfälligen Kommentar der Kleinen. Manchmal ist es wirklich sehr schwer in ihr ein Mädchen zu sehen. Wenn ich ehrlich bin, habe ich meist eher das Gefühl mit einem Jungen zu reden, aber ich weiß, dass sie keiner ist. »Und für euch Jungen gibt es zwei Zimmer. Das eine sollen Takeshi-kun und Daiki-kun beziehen?« Sie hält Ausschau nach den beiden, die sich mit je einem Nicken bemerkbar machen und sich scheinbar freuen. Ich bin nicht sicher, ob ich mich freuen soll. Mein Herz macht einen kurzen Hüpfer, weil ich mich darauf freue Zeit mit Seth verbringen zu können und Joshua war bisher nie gemein oder so. Aber die Freude wird schnell erstickt, als sich meine beiden Mitbewohner bereits beschweren, bevor sie genannt worden sind. Denn sie haben scheinbar ebenso wie ich verstanden, was das im Umkehrschluss heißen muss.

»Diese Zimmerbesetzung is’ nich’ besonders gut«, stellt Seth fest und wirft einen Seitenblick zu mir, aber auch zu Joshua. »Kann ich nich’ bei den beiden anderen mit unterkommen?«

»Und ich würde gern bei Rei schlafen«, wirft Josh nun auch ein. Ich stehe ziemlich dumm da, wie es aussieht, sage aber nichts dazu, sondern lenke mich einfach ab, in dem ich die Kamera auspacke und schon mal unauffällig ein paar Fotos schieße. Unsere Gastgeber erweisen sich jedoch als stur, denn sie beharren darauf, die Anweisungen von Keiji einzuhalten. Es sei wichtig, wie er ihnen versichert habe. Und nach ein wenig mehr Gemaule und einem Machtwort von Kenta-san ist die Diskussion beendet. Ich bin sehr froh darum. Es ist nicht sonderlich angenehm zu wissen, dass keiner mit mir das Zimmer teilen will.

Die Jacken können wir auch gleich hier im Eingangsbereich aufhängen und schließlich folgen wir den beiden Herrschaften einen langen schmalen Flur entlang. An den Wänden hängen sehr viele traditionell aussehende, japanische Bilder oder Schriftrollen. Das Licht ist warm gehalten und grüne Ranken oder Pflanzen in Kübeln finden sich in den Ecken oder am oberen Gebälk. Der Boden hingegen ist mit Naturstein gefliest. Gemütlich ist das Wort, welches es am besten umschreibt.

»Diese drei Zimmer sind für euch gedacht.« Sie weist auf drei nebeneinander liegende Türen. Koshidaka Shoji wie mir auffällt. Schiebetüren im klassischen Stil, die mit Washi bespannt sind. Sehr edel. Ich will gar nicht wissen, wie teuer eine Übernachtung hier normalerweise ist. Das ist sicher eine gehobenere Klasse, wenn ich nach der Ausstattung gehe. Er öffnet eines der Zimmer und teilt es Takeshi und Daiki zu. Das in der Mitte ist für uns drei und Rei bekommt das ganz rechte. Sakura-san erklärt uns dann, dass sie und ihr Mann nicht weit entfernt sind. Sie schlafen einen Flur weiter hinter der zweiten Tür auf der linken Seite. Es ist ihr Privatflur. Wenn etwas sein sollte, sollen wir nicht zögern zu ihnen zu kommen.

Dann lassen sie uns erst einmal alleine, damit wir uns einrichten können. Es ist bereits später Nachmittag und Sakura-san möchte sich daran machen, dass Abendessen vorzubereiten.

Ich mache als erstes ein Foto von unserem Zimmer, nachdem ich eingetreten bin und meine Tasche in einer Ecke abgestellt habe. Die zwei anderen Jungen finden sich ebenfalls hier ein. Drei Futons sind an einer Seitenwand aufgerollt übereinander gelegt. Sie passen später sehr gut auf den Boden, der mit Tatamimatten ausgelegt ist. In der Mitte steht noch ein Kotatsu, an dem Seth sich seufzend niederlässt.

»Ist ja ganz nett hier«, meint Joshua.

»Ja, stimmt. Mir gefällt es auch sehr gut.« Seth stößt genervt die Luft aus, bevor er wieder aufsteht und an die Tür tritt, die in den Garten führt. Ohne ein weiteres Wort öffnet er sie und geht nach draußen. Dabei ist es doch viel zu kalt so, doch ich schweige. Sicher will er eine rauchen. Immerhin muss er sich bereits den ganzen Tag zurücknehmen.

»Was ist dem denn über die Leber gelaufen«, kommentiert Joshua die Handlung sichtlich pikiert. Ich zucke nur mit den Schultern. »Weiß nicht.«

Damit ist auch das Gespräch beendet und Josh verzieht sich kurz darauf nach nebenan zu Rei. Sehnsüchtig sehe ich nach draußen. Vielleicht wäre das eine Gelegenheit, mal zu reden? Ich nehme allen Mut zusammen und die Kamera gleich mit, um im Notfall einen Vorwand zu haben. Was mich draußen für ein Anblick erwartete, war unbeschreiblich. Wenn es im Winter schon so fantastisch anmutete, wie soll das dann erst im Sommer oder gar im Frühling zur Sakurazeit sein. Seth sitzt auf einer kleinen Steinbank neben dem Onsen. Er scheint in Gedanken. Das Motiv ist atemberaubend, wie er da in gelassener Pose sitzt und in die Natur sieht. Ich kann nicht anders, muss es einfach festhalten. Das leise Klicken der Kamera lässt ihn jedoch aufsehen. Sofort verfinstert sich seine Miene.

»Kannste mich nich’ mal fünf Minuten allein lassen? Du nervst!«

Erstarrt bleibe ich einen Moment stehen, bevor ich eine Entschuldigung murmle und mich dann wieder ins Zimmer zurückziehe? Was habe ich ihm nur getan? Hier halte ich es allerdings auch nicht lange aus und gehe nun auch. Nebenan sind fröhliche Stimmen zu hören. Die anderen amüsieren sich bestimmt. So war es bei uns auch mal, wenn auch immer vom Schatten gedrückt. Egal. Er hat mich doch befreit, was heißt, dass es ihm etwas bedeutet haben muss. Ich muss nur weiter warten. Und deswegen erkunde ich nun auf eigene Faust das kleine Hotel. Das große Esszimmer wirkt ziemlich leer, wenn keine anderen Menschen dort sind. In der Mitte befindet sich sogar eine Feuerstelle. Ob wir auch hier essen? Es wird sich bestimmt noch zeigen. Ich habe lange keinen gebratenen Fisch vom Feuer mehr gegessen. Mh, das wäre wahrlich ein Festessen. Mein Magen knurrt unwillkürlich auf. Vielleicht sollte ich mal die Küche suchen? Genau, das ist eine gute Idee.

Ich finde sie recht schnell, weil sie sehr nah an diesem Raum gelegen ist. Sakura-san ist bereits schwer damit beschäftigt, das Essen vorzubereiten, als ich eintrete. Ich kann noch eine andere Frau, eine jüngere, ausmachen, die ihr dabei hilft. Die jüngere ist etwa so alt, wie Keiji, wenn ich mich da nicht verschätze. So knapp über dreißig vielleicht.

»Kann ich vielleicht helfen?«, frage ich unvermittelt. Überrascht sehen sie auf. Aber es kommen keine dummen Fragen. »Wenn du gerne möchtest, komm her. Kannst du das denn?« Jetzt ist es an mir scheu zu lächeln und dann zu nicken. Die Kamera stelle ich auf dem Tisch ab, kremple mir die Ärmel hoch und gehe ihnen schließlich zur Hand. Es wird heute Abend scheinbar auch schon traditionell, aber ohne den Fisch vom Stock. Leider traue ich mich auch nicht zu fragen. Es macht spaß, ich habe etwas zu tun und gehe niemandem auf die Nerven.

Die Zeit bis zum Abend ist schnell vergangen. Seth und die anderen habe ich nicht gesehen, erst als ich zum Zimmer zurückgehe, um ihnen Bescheid zu geben, treffe ich wieder auf sie. Daiki und Takeshi sind in ihrem Zimmer. Ich habe das Gefühl sie gestört zu haben, auch weil Daiki die Farbe eines Feuerlöschers angenommen hat, als ich die Schiebetür geöffnet habe.

Bei Rei und Josh ist es anders. Sie sind hitzig in eine Debatte über Musik verstrickt, der ich eh nicht folgen kann, was mich allerdings nicht daran hindert blöd zu grinsen.

»Essen ist fertig«, gebe ich mich selbstsicherer als ich mich derzeit fühle. Sie sehen mich einen Moment erstaunt an. Vermutlich hat keiner mitbekommen, dass ich die Tür geöffnet habe. Es ist ja auch nur einen Spalt. Aber mein Klopfen hat keiner gehört. Rei fängt sich zuerst und keift mich auf ihre Art an, dass ich mich gefälligst bemerkbar machen soll. Sie meint es nicht böse. Das weiß ich, es ist schlicht ihre Art und sie ist immer so. Zumindest glaube ich das. Es ist gut möglich, dass ich sie auch erschreckt habe, weil sie mich nicht bemerkt haben. Ich zucke daher mit den Schultern, nicke kurz und gehe dann zu dem Zimmer, vor dem ich mich gedrückt habe. Ob Seth da ist? Ich hoffe es, denn ich habe wenig Lust ihn zu suchen.

Ich brauche nicht klopfen, immerhin wohne ich hier auch die nächsten drei Tage. Als ich öffne sehe ich bereits seinen Rücken, der mir zugewandt ist, während er am kleinen Kotatsu sitzt und irgendetwas macht, was ich nicht sehen kann.

»Entschuldige, ich wollte nur sagen, dass wir essen können.« Er nickt stoisch und ich warte einen Moment. »Geht es dir gut, Seth? Kommst du essen?« Noch immer traue ich mich nicht zu fragen, ob es an mir liegt. Ob er nur nichts mehr von mir wissen will. So darf es einfach nicht sein.

»So gut es eben gehen kann.« Er erhebt sich, ich kann ein Kartenspiel auf dem Tisch liegen sehen, und kommt dann auf mich zu. Kurz bleibt er stehen, meine Hoffnung wächst und wird dann wieder zerschlagen, als er die Tür ganz aufschiebt und schweigend an mir vorbeigeht.

Den Kloß, der sich gerade in meinem Hals bildet, schlucke ich runter. Seth hat mir nicht mal in die Augen gesehen. Beim Essen verhält es sich nicht anders. Wir sitzen alle an einem großen, gemütlichen Tisch zusammen. Seth ist ziemlich ruhig. Aber dafür erzählen die anderen sehr viel und lachen. Ich bemühe mich, mich an ihnen zu orientieren und mich hier und da einzubringen. Es ist schön, weil Takeshi und Daiki richtig unbeschwert sind. Josh ist ein Angeber, aber ein netter. Er tut es auf eine liebenswerte Weise. Und Rei gibt ihm immer Kontra. Die beiden passen gut zusammen. Ob sie nur Freunde sind? Rei und Daiki versuchen auch immer wieder Seth anzusprechen, aber der hält sich vornehm zurück, nur nicht ohne an diesen Stellen einen derben Spruch loszulassen. Ähnlich wie bei mir. Er geht auf Distanz. Warum?

Mit unseren Gastgebern zusammen genießen wir das traditionelle Essen und lassen uns von ihnen noch Vorschläge für den morgigen Tagesablauf machen. Das hört sich alles nicht schlecht an und die Stimmung scheint besser zu werden. Besonders Daiki ist ebenfalls begeistert von den Aussichten.
 

Der nächste Morgen kommt viel zu früh, glaube ich. In unserem Zimmer ist es ja ruhig gewesen, aber zuerst haben Rei und Josh nebenan noch lange gefeixt bis Sakura-san gekommen ist und meinte, dass es Zeit für die Bettruhe sei. Damit wurde Josh bei Rei rausgeworfen und musste bei uns bleiben, wo ein Grab nicht hätte stiller sein können. Und später durften wir dann, dank der sehr dünnen Schiebewände, Dai-chan und Takeshi hören. Auch wenn sie sich bemüht haben leise zu sein. In dem Moment wurde meine Sehnsucht nach Nähe ebenfalls wieder größer und ich kuschelte mich in die Decke ein, die auch jetzt noch um mich geschlungen ist. Ich habe gedacht, dass die anderen beiden noch schlafen, muss aber feststellen, dass ich mich irre als sie – ich habe keine Ahnung, warum – mit einem Mal auffahren und Seth Joshua ankeift.

»Komm mir nich’ zu nah, du verwöhnter Arsch!«

»Keine Sorge! Ich will nich’ an deinen Arsch. Egal, wie es dir gefällt!«

Oh, oh! Das gefällt mir gar nicht. Wie kommen die denn jetzt dazu? »Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm!« Der ging unter die Gürtellinie. Ich glaube, ich sollte etwas tun. Seth ist aus irgendeinem Grund unglaublich wütend. Und die beiden puschen sich gegenseitig hoch. Ich bin inzwischen aufgestanden und weiß nicht, was ich tun soll. Die anderen müssen das doch auch hören, oder? Will denn keiner von denen kommen?

Ich muss etwas tun. Mit ausgebreiteten Armen stelle ich mich zwischen die beiden und wende mich Seth zu.

»Bitte hör auf, Seth! Josh kann nichts für seinen Vater!« Inzwischen sind sie bei dem Thema hängen geblieben. Sein Blick legt sich auf mich. Er ist kalt und wütend.

»Du kleine Ratte…« Dann ist es schon zu spät und ich spüre wie mich etwas am Kopf trifft. Das war seine Faust. In mir wird es eisigheiß und ich habe das Gefühl, dass eine Welt zusammenbricht. Er hat mich geschlagen. Ich kann nicht anders als ihn anzustarren und dann Dumpf Josh’s Stimme zu hören.

»Sag mal, spinnst du jetzt total? Hayato ist doch dein Freund, oder nicht!«

»Nein, wir haben nur im gleichen Boot gesessen. Das war alles!«

Das zu hören tut fast mehr weh, als der Schlag ins Gesicht. Und ich kann es nicht glauben. Er lügt! Ich spüre Josh neben mir und die heiße Feuchtigkeit in meinen Augen aufsteigen. »Toll, ich bin hier im Zimmer eingesperrt mit dem, für den ich den Arsch hinhalten musste, und mit dem, der mir einfach nur tierisch auf’n Sack geht.!«

In dem Moment geht die Tür auf und die anderen stehen darin. Daiki kommt gleich zu mir und Takeshi und Rei eilen auf Seth beziehungsweise Joshua zu.

»Inu alles okay bei dir?« Das kann ich schlecht behaupten. Ich will aber auch nicht allen zeigen wie sehr es mich getroffen hat. Rei und Takeshi debattieren bereits mit Seth, was denn passiert ist und was das sollte. Ich möchte eigentlich nicht noch mehr hören, was bisher rauskam, reicht mir völlig. Daiki sieht es mir vermutlich an und Josh ist ungewöhnlich still.

»Kommt, wir gehen mal in die Küche und holen was zum Kühlen. Es wird bestimmt eine kalte Dose Cola oder etwas in der Art geben.«

Wortlos stehe ich auf, lasse mir sogar helfen und wir verlassen den Raum. Zu dritt steuern wir die Küche an. Kenta—san kommt uns entgegen.

»Herrje, was ist denn passiert?«

»Nichts«, antworte ich automatisch und wische mir über die Augen, um mir die restlichen Tränen abzuwischen.

»Etwas unglaubwürdig, wenn man sieht, dass du einen dunkel werdenden Fleck im Gesicht hast. Ich würde sagen es hat das Jochbein getroffen. Also, was ist passiert?«

Ich finde den Boden mit einem Mal sehr interessant.

»Es hat einen kleinen Streit gegeben, aber es ist alles in Ordnung.«, bemüht sich Daiki mir zu helfen.

»In Ordnung?«, mischt sich Josh ein, »Der hat sie doch nicht alle…«

Es ist schließlich Daiki, der Josh stoppt und meint, dass wir erst mal in die Küche gehen sollten, um eben etwas kühlen zu können. Im Prinzip hätte ich auch einfach draußen eine Handvoll Schnee nehmen können, aber die Küche ist mir ganz recht. Vor allem gerade weg aus der Situation. Kenta-san lässt uns ziehen, will sich aber noch selbst überzeugen, dass alles im Rahmen ist. Vielleicht ist das ganz gut.
 

In der Küche angekommen – erst jetzt wird mir klar, dass es schon lange kein Morgen mehr ist, womit ich mich in Gedanken schelte, geglaubt zu haben, dass der Morgen zu schnell da war – sehen wir die drei Damen am großen Kochtisch in der Mitte des Raumes stehen und… ja, was machen die da eigentlich?

Natürlich eilt auch Sakura-san zuerst zu mir, aber ich versichere ihr, dass es nicht so schlimm ist – eine dreiste Lüge, denn meine Wange hat vielleicht nicht so viel abbekommen, aber mein Herz schreit noch immer auf. Sie gibt mir etwas zum Kühlen und ich halte den Kühlakku, den sie haben, gegen die betroffene Wange. Daiki ist zu den anderen Frauen getreten und fragt gerade, was sie hier machen.

Eine der Jüngeren giggelt euphorisch. »Wir machen Schokolade. Morgen ist Valentinstag.« Sie sehen uns alle an, und augenblicklich fängt Daiki an zu hibbeln. Ich weiß, dass er gerne würde.

»Wollt ihr mitmachen?«

»Oh ja, das ist eine gute Idee!«, ist er schon Feuer und Flamme dafür. Josh winkt zunächst ab. »Sollten das nicht die Mädchen machen? Ich bin ein Mann», meint er, doch Daiki kontert gekonnt.

»Wartest du dann bei Rei nicht lange darauf? Mach du doch eine Schokolade für sie!« Ich wusste gar nicht, dass sie sich so Nahe stehen.

»Also gut, auf deine Verantwortung, Dai-kun.«

»Was ist mit dir Inu?« Er fragt unsicher, vorsichtig. Ja, normalerweise wäre ich sofort dabei gewesen, aber ich bezweifle, dass Seth das von mir haben will.

Er tritt zu mir und legt eine Hand auf meine Schulter, bevor er mir etwas zuflüstert. Ja, das ist nicht falsch. Ich könnte es einfach machen und vielleicht behalte ich es für mich. Schokolade ist schließlich immer lecker. Selbstverständlich könnte ich es auch einfach nur dokumentieren. Aber dann hätte ich am Ende keine Schokolade. Vielleicht mache ich ja doch eine kleine für Seth. Und wenn es zum Abschied ist. Der letzte Gedanke reizt mich nicht sonderlich.

»Gut, ich bin auch dabei.« Unterstützend nicke ich, damit meinen Worten nicht die mangelnde Entschlossenheit anzuhören ist. Ganz sicher bin ich mir nicht. Die Gedanken an Seth betrüben mich eher, als dass ich wahrhaft Lust hätte, hier etwas zu tun.

In dem Moment steckt Kenta-san den Kopf in die Küche und erklärt, dass er mit den anderen eine Runde durch den Wald geht. Im Prinzip wäre ich auch da gerne mitgegangen, aber es ist bestimmt besser, wenn ich Seth etwas aus dem Weg gehe. Sakura-san nickt, sagt, sie sollen vorsichtig sein und spätestens am frühen Abend zurückkommen. Danach verschwindet Kenta-san bereits wieder.

»Dann kommt mal her, Jungs. Sucht euch die Schokolade aus und dann überlegt ihr euch, was ihr daraus machen wollt. Dort vorne im Schrank sind noch andere Formen, wenn euch da eine von eher zusagt.«

Auf dem Tisch liegen bereits einige Formen und diverse Sorten Schokolade. Wir sehen uns das alles an. Josh scheint das Wasser im Mund zusammenzulaufen. Er würde die jetzt vermutlich viel lieber essen, als daraus etwas anderes herzustellen. Allerdings sieht er dann zu einem sehr vernachlässigten Block dunkler Schokolade.

»Ist das Bitterschokolade?«, fragte er.

»Ja, sie hat einen Kakaoanteil von vierundsiebzig Prozent. Wir benutzen sie eher für Verzierungen.« Er hingegen legt grübelnd die Stirn in Falten, bevor sich die Spur eines Lächelns zeigt. Damit hat er anscheinen gefunden was er gesucht hat. Fehlt ihm nur noch eine Form. Ich sehe ihm interessiert zu, vielleicht weil ich keine Ahnung habe, was ich machen soll. Und für wen ich sie machen soll. Josh hingegen greift zielstrebig nach einer älteren Metallform, die das Gesicht eines Teddybären zeigt. Na, ob Rei das gefallen wird? Ich bezweifle es, aber möglicherweise kenne ich diese Seite an ihr ja gar nicht. Ich kenne sie ja eh kaum, nur wenn wir uns ein paar Mal getroffen haben. Sie hat öfter mal mit Seth zu tun. Ich könnte sie beinahe darum beneiden.

Auch Daiki ist fündig geworden. Er macht ein Herz aus Vollmilchschokolade. Das kann ich nicht machen. Es wäre nicht angemessen. Immerhin… will er mein Herz nicht. Ich bin nervig für ihn. Wenn wir wieder zurück sind, werde ich Keiji wahrscheinlich bitten, mich gehen zu lassen. Zwar habe ich keinen blassen Schimmer, wohin ich dann gehen soll, aber ich möchte ihnen nicht weiter zur Last fallen.

Dann habe ich endlich eine Idee und schneide mir dafür ein Stück vom Block der weißen Schokolade ab, um mir dann den einfachen Kreis von den Formen dazu zu nehmen. Verwundert sehe ich zu, wie Josh sich etwas von dem Kaffee nimmt. Ich schüttle den Kopf und wende mich meinem Handeln zu.

Sakura-san und die anderen beiden erklären je einem von uns, was wir genau zu machen haben, damit es besonders gut wird und nach einer guten Stunde muss die Schokolade nur noch auskühlen. Sakura-san hat uns einen Tee gekocht und die anderen Frauen kümmern sich darum, dass das Bad vorbereitet wird, weil wir dann doch dort gemeinsam eine Runde entspannen sollen, bis die anderen zurück sind. Die können dann direkt nach uns gehen.

Und so sitzen wir schon bald alle drei in dem großen, warmen Freiluftbad. Die Stimmung ist seltsam. Gerade waren wir noch mit den Frauen zusammen und es war alles in Ordnung, aber jetzt schweigen wir uns alle an. Selbst Daiki sieht unsicher aus und weiß ebenso wenig wie ich, was er sagen soll. Es ist Josh, der vorsichtig vorfühlt.

»Für wen habt ihr eure Schokolade gemacht?« Die haben wir übrigens eingepackt und gut verstaut. Ich sehe zu Daiki, in der Hoffnung, dass er antwortet. Er ist so gnädig und opfert sich.

»Sie ist für Takeshi. Ich habe vorher gar nicht mehr daran gedacht, dass morgen schon Valentinstag ist. Und du Josh? Hast du sie für Rei gemacht? Seid ihr ein Paar?«

Man könnte meinen, Daiki hätte ihm eine Ohrfeige verpasst, so erstaunt und verständnislos sieht er aus. Statt auf die Frage einzugehen, kommt er auf ein ganz anderes Thema zurück.

»Dann seid ihr echt schwul?« Jetzt hebe ich sogar skeptisch eine Augenbraue.

»Hast du sie letzte Nacht nicht gehört?« Die Frage kommt ziemlich schnell und unbedarft über meine Lippen. Für mich ist das einfach Normalität geworden. Daiki aber läuft rot an, dass man schon Angst bekommt, er könnte gleich umkippen und zischt ein peinlich berührtes »Inu!« hinterher. Ich weiß, dass er sich nicht für seine Beziehung schämt, weswegen ich es nicht gleich verstehe, aber dann geht mir ein Licht auf. Es geht darum, dass ich sie gehört habe. Aber Seth hat sie bestimmt auch gehört und ich ging davon aus, dass… Na ja, auch egal.

»Entschuldige, so war das nicht gemeint.« Kleinlaut gebe ich die gestammelten Worte von mir. Immerhin muss ich so nicht weiter über die Schokolade reden, weil Daiki jetzt mit Josh spricht.

»Ja, ich bin es wohl und Takeshi auch. Ist das ein Problem für dich?« Mit einem Mal ist Daiki etwas unsicherer. Er möchte keinen Ärger mit anderen. Ich kenne ihn gut genug, um das zu wissen. Aber Josh schüttelt den Kopf.

»Nein, solange du mich nicht verführen willst, weil ich so unwiderstehlich wirke, ist alles bestens.« Es war scherzhaft gesprochen, aber mir kommt etwas anderes in den Sinn. Wer weiß?

»Unwiderstehlich? Dann hast du dich doch an Seth rangemacht?« Ich war davon ausgegangen, dass Seth heute Morgen überreagiert hat. Ich bin nicht wütend oder so, aber ich muss es wissen. Aber Josh schüttelt hektisch den Kopf und seine Augen erhalten einen dunklen Schleier, der sich über sie legt.

»Nein, das Arschloch würde ich nicht einmal mit der Kneifzange anfassen wollen!« Sofort senke ich betroffen das Gesicht.

»Lass es bitte! Er ist kein Arschloch!«

»Er hat dich geschlagen!«, argumentiert er dagegen.

»Er hat mich immer beschützt und war für mich da. Er hat mich befreit. Ohne Seth wäre ich nicht mehr am Leben!«, knalle ich ihm stattdessen mit bebender Stimme entgegen, »Ich liebe ihn, er ist mein bester Freund und… und…« Das war mal. Er will es nicht mehr. Und ich habe beschlossen ihn zu lassen. Es ist noch nicht lange her, aber wenn ich ihm so zuwider bin, dann kann ich mich ihm nicht aufzwingen. Das war niemals meine Absicht.

»Er ist so, wie Rei für dich. Du hast es für sie gemacht, oder? Deinen Teddykopf. Was hast du eigentlich gegen Seth? Hat er dir je etwas getan?«

Josh schweigt eine Weile. Daiki bemüht sich, sich rauszuhalten. In dem Moment ist es das Beste so. Und dann wird das Schweigen gebrochen.

»Ja, es ist für sie, aber wehe ihr verratet es!« Wir schütteln beide den Kopf. Es besteht kein Grund dazu. »Und Seth… Mein Vater…«

Ich weiß, was er sagen will, weil ich die Umstände kenne. Ich kenne James McKinnlay.

»Er hat ihn statt deiner benutzt. Er hat Seth gebucht, weil er dir ähnlich sieht.« So war es eben. »Aber deswegen hat Seth keine Schuld daran. Glaub nicht, dass er das wollte. Egal, ob Seth es so aussehen lassen musste. Hätte er es nicht getan… Das verstehst du nicht, oder Josh? Aber du solltest ihm dankbar sein und nicht wütend auf ihn. Er hat dich damit geschont. Ihr müsst keine Freunde sein. Das ist… grotesk, aber ihr müsst auch nicht gegenseitig aufeinander losgehen.«

Ich hab leicht reden. Ich habe keine Ahnung, wie Josh sich dabei fühlen muss. Wenn mein Vater so etwas getan hätte, dann… ich weiß es nicht.

»Aber Rei ist auch seine Freundin.« Diese Wende habe ich nicht vorhergesehen. Das ist wahr. Rei ist mit Seth befreundet.

»Ja, und?« Ich sehe zu Daiki, der besser versteht.

»Hast du Angst, dass er sie dir wegnimmt?« Ein Nicken, dass er gleich mit einem dämlichen Scherz zu überspielen versucht. Aber in den Augen des Halbjapaners steht etwas anderes geschrieben.

»Da würde ich mir keine Sorgen machen«, erklärt Daiki. »Seth steht nicht auf Mädchen, sie sind nur Freunde. Und im Gegensatz zu Hayato, glaube ich, dass auch ihr es werden könntet. Wenn ihr es beide wollt.«
 

Inzwischen ist es Abend geworden. Ich kam glücklicherweise darum herum ihnen zu sagen für wen meine Schokolade ist, aber Daiki weiß es sicher auch so. Er wird nur den Sinn dahinter nicht kennen, der mir aufgegangen ist. Es wird keine typische Valentinsschokolade werden. Meine Entscheidung steht, auch wenn sie mir nicht leicht gefallen ist. Es gibt keinen anderen Weg mehr. Dieses Wochenende ist grauenvoll. Aber es bleibt ja nur noch der heutige Abend, morgen Mittag reisen wir wieder ab. Und danach wird sich mein Leben grundlegend ändern. Nur nicht so wie gedacht und erhofft.

Die anderen sind vorhin wiedergekommen, aber ich bin ihnen aus dem Weg gegangen. Mir war nicht danach sie zu sehen. Stattdessen habe ich mich allein mit Kamera und Skizzenblock in die Küche verirrt, wo ich allerdings nur kurz gezeichnet habe, um dann viel mehr beim Kochen zu helfen. Die Frauen binden mich gerne mit ein. Sakura-san ist mit Kenta-san gegangen, um im großen Essraum das Feuer zu entzünden und einen großen Tisch für uns alle fertig zu machen.

Ich kam auf die dumme Idee ihnen schon mal zu helfen und den Fisch am Spieß zu bringen, der später über dem Feuer gebraten würde. Ich freute mich schon sehr darauf, hatte ich mir innerlich schon seit gestern dieses Gericht gewünscht. Bevor ich den Raum betrat hörte ich jedoch bereits die Stimme von Sakura-san.

»War deine Wanderung erfolgreich? Mir gefällt nicht, dass er ihn geschlagen hat. Keiji hat nicht gesagt, dass wir auf sie aufpassen müssen.«

»Mach dir keine Sorgen. Er hat gesagt, dass es derzeit etwas schwer zwischen ihnen ist, weswegen wir ja auch die Zimmer so aufteilen sollten. Die drei Jungs sollten zusammen. Keiji weiß schon, was er tut.«

»Aber… Du hast Hayato doch gesehen. Er hat auch gesagt, dass das zwischen Joshua und Masaru passieren kann.«

Kurz herrscht stille. Dann aber sprechen sie weiter.

»Ich denke, dass Rei und Takeshi auf Masaru eingeredet haben. Du kannst nicht erwarten, dass diese Kids ihre Vergangenheit einfach vergessen. Deswegen sind sie ja hier. Es wird sich schon alles einrenken. Vertrau darauf, Sakura.« Sie antwortet nicht verbal, aber ich traue mich auch nicht einfach einzutreten. Von drinnen ist das Rücken eines Tisches zu hören und wieder die leisen Stimmen, die diesmal aber das Tun koordinieren. Keiji hat uns deswegen hergeschickt? Nun ja, ich muss sagen, dass sein Plan nicht so ganz aufgegangen zu sein scheint. Ich wünschte es wäre anders, aber es bestärkt mich in meiner Entscheidung. Wenn jemand von außen eingreifen muss, wenn Masaru, mein Seth, mich eigentlich gar nicht mehr um sich haben will, dann will ich ihn nicht belästigen. Ich bin eben kein Mensch, den andere lieben oder auf Dauer mögen.

»Ey, Alter! Was machst’n du so hier drauß’n?« Scheiße, Rei! Fehlte nur noch, dass sie mir mal eben auf die Schulter schlägt. Kurz zucke ich zusammen und sehe sie dann an. »Ich… ich wollte nur schon mal was herbringen.« Sie mustert mich seltsam. Was genau sie hat, weiß ich auch nicht, aber dann zuckt sie nur mit den Schultern und meint: »Sollt’st du’s dann nicht reinbring’n, statt hier dumm Maul auf’n Feil zu halt’n?«

Ich nicke zögerlich und bemühe mich um ein Lächeln. »Sorry, war in Gedanken.« Sie schüttelt nur den Kopf und macht dann schlichtweg die Tür auf.

»Jetz’ geh’ scho du Idiot!« Sie tut genervt, aber irgendwie weiß ich, dass sie es nicht böse meint und eile an ihr vorbei. Die beiden Besitzer sollten aber nichts davon merken, dass ich gelauscht habe. Sie sehen mich, nein uns, nur verwundert an, bevor ich auch ihnen erkläre, dass ich schon mal etwas von dem fertigen Zeug aus der Küche bringen wollte, weil es sich da schon stapelt. Hoffentlich ist die Zeit hier bald rum.

»Das ist eine gute Idee, Hayato. Wir machen den Rest schon, ihr könnt dann den anderen Bescheid geben, ja?«

Ich nicke und auch Rei lässt sich vernehmen, nicht ohne einen kleinen Fluch loszulassen beziehungsweise etwas zu murren.

Wir gehen also zu den Zimmern und sagen zuerst Daiki und Takeshi bescheid, wo wir auch Josh finden. Dann gehe ich nach nebenan und stehe schweigend vor der Schiebetür. Ich habe darauf bestanden selbst zu gehen. Er ist mich früh genug los und schließlich hole ich ihn nur zum Essen.

Tief atme ich noch einmal durch, dann öffne ich die Tür und sehe ihn am Tisch sitzen. Er sieht nur kurz hoch und dann wieder weg.

»Was willst du?« Das erste Mal seit Tagen klingt er nicht genervt, sondern sehr ruhig und irgendwie resigniert. Ich will ihn nicht mehr stören, aber…

»Das Essen. Wollte dir nur Bescheid geben. Die anderen sind schon vorgegangen. Kommst du auch?« Einen Moment herrscht schweigen, dann kann ich es doch nicht lassen.

»Es ist nur noch dieser Abend. Morgen reisen wir wieder ab. Wenn nicht für mich, dann komm wegen der anderen. Bitte.« Es wäre einfach ihm jetzt schon alles zu sagen, aber das bringe ich nicht fertig. Der Zeitpunkt ist noch nicht da. Das weiß ich ganz sicher. Es fühlt sich so an.

Ich starre auf meine Hände, als Bewegung in ihn kommt. Kurz bin ich versucht zu fragen, warum er mich nicht mehr um sich haben will, aber dann lasse ich es doch, als er an mir vorbeiläuft, um meiner Bitte zu folgen. Das erleichtert mich etwas und doch bleibt ein wenig Druck in meinem Hals.

Das Essen ist gut und reichlich vorhanden. Wir sitzen alle zusammen an einem Tisch. Auch Sakura-san und Kenta-san, ebenso die beiden jungen Frauen, die ihnen hier behilflich sind. Immer wieder lachen alle über Scherze oder seltsame Kommentare von Josh. Man könnte glauben er wäre nicht in Japan aufgewachsen, aber das ist er, soweit ich weiß. Dennoch kennt er kaum etwas Japanisches. Nur eines und das ist Karaoke, aber hier im Hotel gibt es das nicht. Sie überlegen aber es sich anzuschaffen, und dann einen festen Abend dafür einzurichten. Scheinbar haben auch schon Gäste danach gefragt.

Ich mag es nicht. Vielleicht weil ich mich nicht traue zu singen. Aber dafür gibt es hier Sake. Der Alkohol hebt die Stimmung. Takeshi legt einen Arm um Daiki, während wir zusammensitzen und auch Rei und Josh sehen sich immer wieder an. Wobei ich mir nicht sicher bin, was in ihr vorgeht, aber er wirft ihr eindeutig verliebte Blicke zu. Es ist irgendwie niedlich, dass Rei es nicht zu bemerken scheint. Es ist aber nicht so, dass sie ihn nicht gern hat, denn sie sendet ihm ähnliche Blicke. Möglicherweise unbewusst. Ich hoffe, dass sie zueinander finden. Sie haben uns so viel geholfen. Anders als Keiji, aber sie waren eben auch da. Alle beide. Und Josh hat nicht wenig beigetragen, irgendwie. Wie genau das zusammenhängt, begreife ich bis heute nicht.

Ich halte mich zurück und mache immer wieder Fotos. Takeshi nötigt mich aber auch mit ihm anzustoßen. Seth hat ebenfalls eine Menge intus, aber er ist sehr still. Takeshi und Rei werfen immer wieder ein Auge auf ihn, als wenn sie aufpassen würden, dass er keinen Unsinn macht. Als wenn er das einfach tun würde. Josh hält sich aber bei ihm zurück und provoziert ihn auch nicht. Wenn er meine Worte bedenkt, bin ich glücklich. Denn dann gehen sie sich vielleicht nicht mehr an. So könnte ich dann wenigstens diesbezüglich beruhigt gehen.

Die beiden jungen Frauen ziehen sich kurz vor zwölf zurück. Dann steht auch Daiki auf.

»Josh, Inu, kommt ihr mal kurz mit?« Er ist einer der wenigen, die sich noch klar ausdrücken können, weil er nicht so viel getrunken hat, doch als er aufsteht, schwankt auch er für den Bruchteil einer Sekunde. Josh schaut ihn an, überlegt, stimmt dann aber zu. Wenn sie beide gehen, komme ich mit, auch wenn ich nicht weiß, was Daiki sich genau gedacht hat.

»Was habt ihr vor?«, bemüht sich Takeshi, eine Antwort zu bekommen, aber vergeblich. »Wirst du sehen, wart’s ab.« Und schon verschwinden wir aus dem Zimmer.

Draußen kann ich mich nicht mehr zurückhalten und frage nun meinerseits, was Josh mit einem Grinsen quittiert.

»Die Schok’lade«, erklärt jener grinsend. Irritiert sehe ich sie beide an. Was haben sie vor? Und was soll bitte ‚die Schokolade’ heißen?

»Gleich ist Valentinstag«, klärt mich dann aber Daiki bedeutungsschwer auf, als wenn das alles sagen würde, doch dann verstehe ich. Sie wollen es gleich machen. Und ich soll es auch machen. Vor den anderen? Will ich das? Ich bin mir nicht sicher. Das muss man mir ansehen.

»Nimm deine doch einfach mit und warte dann ab. Wenn du meinst, es wäre nicht gut, dann musst du es ja nicht machen und wartest auf später.« Daiki kennt mich zu gut, wie mir scheint. Und dann setzt Josh noch einen drauf.

»Du kannst’s natürlich auch später mach’n, denn ich werd’ diese Nacht bei Rei verbring’n!« Ach ja? Weiß Rei das auch schon? Na ja, sie wird bestimmt nichts dagegen haben, wenn ich bedenke, wie sie immer an ihm hängt. Ich schmunzle.

»Gut, sehen wir mal.«

Wir holen die kleinen Päckchen und verstecken sie unter unserer Kleidung. Es ist genau eine Minute vor Zwölf, als wir zurückkehren.

»Da komm’n die Tussis wieda, die nur zusamm’ pink’ln könn.« Reis Begrüßung ist so herzlich wie beleidigend. Aber Josh kann kontern. So etwas wäre mir nie eingefallen.

Wir setzen uns an den Tisch und trinken noch einen Sake mit den anderen. Es schlägt zwölf. Sprichwörtlich gesehen. Aber die Digitaluhr zeigt jetzt Mitternacht an, damit ist der 14. Februar. Daiki macht den Anfang. Er dreht sich angespannt zu Takeshi, greift hinter sich, um das kleine Geschenk nach vorne zu holen. Wortlos hält er es zwischen ihnen fest und blickt dann in die überraschten Augen seines Freundes. Sein Lächeln wird breiter. Es ist sehr warm. Dann spricht er es doch noch aus, weil Takeshi es nicht kapiert.

»Alles Gute zum Valentinstag.« Man kann förmlich hören, wie klick macht und Takeshi sich langsam in Bewegung setzt. Wie in Zeitlupe greift er nach dem kleinen Päckchen. Es ist rot mit einer weißen Schleife.

Als wenn es zerbrechlich wäre, nimmt er es an und öffnet mit einer hand den weißen Stoff, der alles andere zusammenhält. Vorsichtig entblättert es.

»Das ist meines. Es ist für dich.« Es ist kitschig, aber… es passt zu den beiden. Ich beneide Daiki ein wenig. Sie können glücklich sein. Takeshi beugt sich vor und küsst seinen Freund tief und innig. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass er jetzt gleich über ihn herfällt, aber ein Räuspern von Kenta-san unterbricht sie tatsächlich. Dabei hätte ich schwören können, dass sie das nicht stört.

»Ihr seid so tussig!« Rei lacht fröhlich. Vielleicht ahnt sie ja schon etwas. Irgendwie ist sie verlegen.

Und dann ist Josh an der Reihe. Er gibt ihr seine Schachtel und strahlt sie an. Ihr Gesicht ist göttlich. Ich kann nicht anders und muss ein Foto machen. Sie bedenkt mich mit einem giftigen Blick, weil sie sich deswegen tatsächlich fängt.

»Das ist doch bescheuert, du Armleuchter.« Aber auch sie grinst wieder über beide Ohren, ihr Kopf ist hochrot, als sie noch ein »Danke« hinzufügt. Einen Kuss gibt es bei den beiden nicht. Rei würde uns auch alle verprügeln, wenn wir dann glotzen. Sie droht uns jetzt schon allen, dass das niemals jemand erfahren wird.

Seth sieht weg. Wenn ich die Blicke der anderen deute, soll ich jetzt machen. Vor ihnen? Das ist nicht richtig. Immerhin ist es kein Geschenk in dem Sinne. Ich atme tief durch. Es wäre besser, ich bringe es hinter mich, auch wenn die Stimmung dann möglicherweise etwas leidet.

Doch dann steht Masaru auf. »Ich bin müde und hau mich hin. Bis morgen.«

Ich halte ihn nicht auf, aber Daiki versucht es. Erfolglos. Er geht. Schweigen legt sich über die Runde, aber ich bin nicht einmal traurig. Vielleicht weil ich weiß, was mich erwartet, weil ich weiß, dass ich mit meinem kleinen Präsent das Ende setze.

»Macht euch keine Sorgen, ich gehe auch schlafen. Feiert noch schön, wir sehen uns morgen.«

Bevor einer etwas sagen kann, mich aufhalten will, eile ich hinaus und ihm nach auf das Zimmer. Er steht an der Tür nach draußen und zündet sich eine Kippe an.

»Lass es einfach, Inu! Ich will bestimmt kein Valentinsgeschenk, hab ich mich da nicht deutlich ausgedrückt heute morgen?« Es ist mir egal, was er will. Das tue ich nicht für ihn, sondern für mich.

»Doch hast du. Und du irrst dich. Hör mir nur zu. Ein bisschen.«

Genervt stößt er die Luft aus. »Also, was willst du? Damit eins klar ist: ich liebe dich nicht und so ein Kitsch ist mir zuwider!« Auch wenn ich es nicht will, treffen mich seine Worte.

»Ob du es glaubst oder nicht, ich hab’s schon gemerkt.« Aber das wollte ich ihm nicht sagen. »Lassen wir das.« Ich greife nach dem kleinen Ding mit der Schokolade und ziehe es hervor. Es ist in einer blauen Schachtel mit silbernem Band.

»Das ist für dich, und bevor du etwas sagst: Es ist nicht dazu gedacht dir meine Liebe zu erklären. Ich hab begriffen, dass du nicht willst.« Jetzt muss ich doch schlucken und ringe um meine Fassung. »Ich hab sie gemacht, um dir zu danken und mich zu verabschieden.« Ich wische mir über die Augen. »Keine Ahnung, warum du…« Ich sehe ihn an, breche ab und halte ihm die Schokolade an. »Nimm wenigstens das von mir an. Sobald wir zurück sind, bitte ich Keiji mich gehen zu lassen.«

Er verdreht die Augen. »Und was denkst du, wo du hinwillst?«

»Was kümmert es dich, Masaru? Einfach weg. Ich will dich nicht länger nerven. Das wollte ich nie.«

»Tust du aber. Und solche Aktionen machen es nicht besser«, faucht er und schlägt meine Hand weg, so dass mein Geschenk zu Boden fällt. Mir schnürt es die Kehle ab.

»Weißt du was, Masaru? Du bist ein Arschloch! Was ist nur los? Was habe ich falsch gemacht, huh? Wenn du mich nicht mehr willst, okay! Deine Sache, aber was habe ich getan, dass du mich so behandelst. Warum hast du mich dann überhaupt da rausgeholt, huh?« Wieder wische ich mir die verhassten Tränen weg. »Scheiß drauf! Bist mich bald los!«

»Inu…«

»Nenn mich nicht mehr so! Ich bin kein Hund mehr… dank dir!« Ich stoße die Luft aus und will gehen, als sich eine Hand auf meine Schulter legt.

»Warte… Hasst du mich denn gar nicht? Wie kannst du mich noch bei dir haben wollen, Hayato?« Wie bitte?! Ich kann dem Sinneswandel nicht ganz folgen. Wieso klingt er jetzt so traurig? Aber ich gehe darauf ein.

»Wieso sollte ich? Ohne dich wäre ich nicht mehr. Hasst du mich, weil ich für Seiji… weil ich die Hoffnung verloren hatte?«

»Ich hasse dich nicht. Aber du hättest jedes Recht dazu. Es hat so lange gedauert und dann gehst du auch noch fast drauf, weil ich… weil ich nicht in der Lage bin abzudrücken und Seiji zu killen. Ich wollte es, aber ich konnte nicht. Ich habe ihn entkommen lassen und deswegen wärst du fast gestorben.« Ist es das? Dann glaubt er, ich müsste ihn hassen? Entsetzt drehe ich mich um.

»Das ist mir egal! Du bist gekommen, ich lebe noch und… und ich wollte nur dich bei mir wissen. Hast du mich deswegen immer abgewiesen?«

Er nickt. »Dann willst du gar nicht, dass ich gehe?«, versuche ich es schüchtern. Wenn er sich einen Spaß daraus macht… nein, wird er nicht. So ist er nicht und seine Augen lügen nicht.

Er schüttelt den Kopf und mein Herz fängt an zu rasen. »Ich bin nicht gut für dich, Hayato. Ich… weiß auch nicht.« Mir reicht das. Ich lege ihm einen Finger auf die Lippen und sehe ihn fest an.

»Ich lebe, du bist da, alles andere ist egal! Wenn ich dir nicht egal bin, dann behandel mich nicht so. Ich will so gern bei dir sein.«

Und dann zieht er mich in seine Arme. Es tut so gut. »Takeshi hat das auch gesagt, aber… ich kann mir nicht verzeihen.« Sind das Tränen bei ihm?! Es muss ihm arg zugesetzt haben. Wie lange hat er sich damit gequält? Ich lege meine Arme um ihn und drücke ihn so fest ich kann.

»Ich aber. Schick mich nur nicht mehr weg.«

Der Druck um mich herum wird größer. Nein, jetzt wird er es nicht mehr tun, aber eines gibt es noch. »Masaru?«

»Ja?«

»Ich will noch immer morgen mit Keiji sprechen und dort weggehen.« Er spannt sich sofort an.

»Verstehe.«

»Nehmen wir das Angebot von Mimi und Mara an? Wir sollten nicht weiter im Stützpunkt wohnen.« Damit hat er nicht gerechnet. Ich auch nicht, als ich vorhin zu ihm gegangen bin, um mich zu verabschieden, aber die Idee kommt spontan. Mimi hat es angeboten, als ich noch auf der Krankenstation war, aber gemeint, dass wir uns mit der Entscheidung Zeit lassen sollten. Ich wollte schon ablehnen, aber jetzt?

Mit ihm zusammen kann ich es mir vorstellen.

»Ja, gut. Nehmen wir es an.« Und dann küsst er mich. Das erste Mal seit… keine Ahnung, Ewigkeiten.
 

Der nächste Morgen kommt schneller als erwartet. Wir haben noch fast die ganze Nacht geredet, sind aber nicht gestört worden. Beim Frühstück treffen wir auf die anderen. Takeshi und Daiki grinsen wissend. Dabei ist nichts weiter passiert, als dass wir uns geküsst haben. Es kann also niemand verfängliche Geräusche gehört haben. Abgesehen davon gab es die mal wieder aus dem Zimmer der beiden.

Masaru löst sich von mir und geht auf Josh zu. Oh nein, was hat er vor? Er wird doch nicht neuen Ärger anfangen?

»Josh?«, fängt er mit ernster Stimme an, »Also… Was hältst du davon, wenn wir Frieden schließen? Wir lassen uns in Ruhe. Ich nerv dich nich’, du mich nich’.« Wow! Was ist denn jetzt in den gefahren? Ich meine, ich finde es gut, aber damit hat hier keiner gerechnet. Scheinbar auch Josh nicht, der sich erst mal fangen muss. Das schafft er jedoch und nimmt die Hand an.

»Damit kann ich leben.« Er ist lässig wie immer.

»Aber glaub nicht, dass ich dir alles durchgehen lasse. Pass bloß gut auf Rei auf, verwöhnter Bengel.« Seth lacht dezent und unterstreicht damit seinen neckenden, aber durchaus scherzhaften Tonfall.

Das Frühstück danach ist die erste Mahlzeit, zu der alle Anwesenden vollkommen entspannt sind. Ich glaube, dass dieses Wochenende doch noch sehr gut geworden ist. Und auch wenn wir Keiji sagen werden, dass wir gehen, bin ich mir sicher, dass ich ihm noch dafür danken werde. Sein Plan ist wohl doch noch aufgegangen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  caty
2012-12-30T21:38:17+00:00 30.12.2012 22:38
hihi also es ist wirklich spannend, ie ffs zu lesen und zu sehen, wie jeder der charaktere mit seinen dämonen zu kämpfen hat und wie das teilweise auch in den anderen ffs angedeutet wird (wenn man versteht was ich damit sagen will xDD)

auf jeden fall super geschichte
freu mich riesig dass du josh soviel mit eingebunden hast und finde du hast ihn gut getroffen :D
(zb seine angst, seth könnte ihm rei wegnehmen^^)

oh und inu hat mir die ganze zeit so leid getan óò
so kennt man seth gar nicht, aber durch die begründung am ende ist es nachvollziehbar, auch wenn man kurzzeitig ganz schön wütend auf ihn werden konnte, vor allem nachdem er inu eine verpasst hat

aber glücklicherweise gab es ja dann doch noch für jeden ein happy-end ♥__♥

danke für die tolle geschichte und sorry dass ich sie erst jetzt gelesen habe ^^"
aber so hatte ich für dieses weihnachten nochmal eine große freude :D
Von:  xXKikiXx
2012-02-16T06:49:41+00:00 16.02.2012 07:49
♥____♥

schwer zu sagen was mir am besten gefallen hat.
die ganze story ist so großartig, so dramatisch, so aufwühlend und dann auch wieder witzig....

alles in allem einfach nur toll.

das inu und seth so dramatisch sein können hätte ich in hundert jahren nicht gedacht. gerade seth der eigentlich recht einfach gestrickt ist.
zu lesen das er dann aber so gemein ist, hat mich ehrlich gesagt anfangs schockiert. positiv schockiert allerdings, denn ich hätte ihn so nie reagieren lassen, aber es war totaaaaal super ihn so zu lesen.
den schlag allerdings, da musst eich echt schlucken und hatte tränen in den augen. hätte ich es gekonnt, ich hätte ihn daraufhin verprügelt. aber als ich dann weiterlas uns zum schluss kam, da erklärte sich ja sein idiotisches verhalten und ich hab wieder geheult. diesmal weil es so schön war ♥

auch die anderen charas sind toll rübergekommen.
dai-chan und takeshi mal glücklich. eine seltenheit aber toll mitzulesen ;)
josh und rei sind immer für ein schmunzeln gut und dafür liebe ich sie beide.
auch das die beiden inu helfen wollten war so lieb. irgendwie schweißt das alles doch sehr zusammen, und das ist so toll zu beobachten.

lange rede, kurzer (aber total ehrlich gemeinter) sinn:
toller OS!
toll zu lesen, toll zum mitfiebern, toll zum weinen, toll zum lachen, und am schluss ein tolles happy end.
ich schwebe auf wolke sieben deswegen und kann mich nur für deinen einfallsreichtum bedanken *umkuschel*

danke, danke, danke (das könnt ich noch drei seiten so weiterführen)
*knutschal* ♥_____♥


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