Zum Inhalt der Seite

Blutgewitter

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Der Tag danach

Noch bevor Vegeta die Augen öffnete wusste er, dass etwas nicht stimmte. Sein rechter Arm schmerzte unglaublich und ohne hingesehen zu haben war ihm bewusst, dass sich seine Wunde entzündet hatte. Unter Schmerzen stand er auf und ließ Trunks vor sich hin schlummernd zurück, um ins Freie zu gehen. Sonne blendete ihn, als er die Raumkapsel verließ und er brauchte ein paar Minuten, ehe er sich an das gleißende Licht gewöhnt hatte. Mit wenigen Schritten überwand er die Distanz zum alten Lagerfeuer und setzte sich dort auf einen Baumstumpf, der ihm als Hocker diente. Missmutig besah sich Vegeta die Wunde und tatsächlich, es hatten sich rote Wundränder und Eiter unter der Wundoberfläche gebildet.
 

Leise fluchte er, bevor er nach einem Stück Holz suchte, um darauf zu beißen. Höchst konzentriert ließ er einen kleinen Ki-Strahl aus einem Zeigefinger kommen. Der Schnitt, den Vegeta damit verursachte, brachte ihn zum Schreien. Doch glücklicherweise dämpfte das Holz zwischen seinen Zähnen seinen Schmerzensschrei. Er wollte einfach nicht, dass Trunks etwas davon mitbekam. Sein Sohn würde sich nur unnötig Sorgen machen. Jedoch konnte Vegeta nicht verhindern, dass ihm der Schweiß über die Stirn lief und als der Eiter aus der Wunde floss, wurde ihm speiübel.
 

Ein paar Meter weiter stand noch ein Behältnis, welches Trunks und er nach ihrer unfreiwilligen Ankunft mit Wasser gefüllt hatten und genau dorthin begab er sich nun mit zittrigen Beinen. Gerade als er glaubte, den Eiter vollständig entfernt und die Wunde gut genug gesäubert zu haben, tauchte Trunks auf. Sein Sohn sah ihn nicht sofort und diese Gelegenheit nutzte Vegeta, um nach einem Stück Stoff zu greifen, das auf dem Boden lag. Er tauchte es in das Wasser und wickelte es gerade um seine Wunde, als Trunks bei ihm ankam.
 

„Guten Morgen, Vater“, lächelte Trunks ihn an, nur um sofort besorgt zu fragen: „Was macht deine Wunde?“

„Verheilt“, log Vegeta. Er wurde nicht einmal Rot dabei. Trunks jedoch bemerkte das nicht. Im Gegenteil, sein Sohn hatte gerade eine beschwingte Art an sich, die Vegeta von Bulma kannte, welche diese immer an den Tag legte, wenn eine ihrer Liebesnächte besonders erfüllend gewesen war. Dass sein Vergleich sehr passend war, bemerkte Vegeta nur kurz später, als Trunks sich vor beugte, ihm einen Herzschlag lang in die Augen blickte, um dann die restliche Distanz zu überwinden. Er raubte Vegeta einen kleinen Kuss, ehe er sich abrupt abwandte, etwas von Frühstück murmelte und von dannen flog. Verdutzt sah Vegeta ihm hinterher.
 

Erneut alleine schüttelte Vegeta die Gedanken an Trunks‘ seltsames Verhalten hab und suchte frische Kleidung für Trunks und sich. Erst dann überlegte er, wie es jetzt weitergehen sollte. Er überprüfte ihre Vorräte, überschlug im Kopf, wie lange sie noch mit der Reparatur brauchen würden und wie lange sie es auf Yūwaku noch aushalten konnten. Die Prognose gefiel Vegeta überhaupt nicht. Zwar hatten sie noch immer ausreichend Vorräte, doch es würde ihnen nichts bringen, wenn das Raumschiff startklar war, sie aber keinen Reiseproviant mehr hatten. Vegeta wusste nicht, wann sie den nächsten bewohnten Planeten ansteuern konnten. Er würde Trunks bei seiner Rückkehr fragen müssen, was dieser an Essbarem bei seiner Erkundungstour gefunden hatte, doch vorher wollte er sich ins Innere der Kapsel zurückziehen und nochmals nach der Elektronik sehen.
 

Vegeta saß bereits eine ganze Weile vor dem Steuerungsmodel der Raumkapsel, als seine Konzentration nachließ und er sich immer wieder dabei ertappte, wie er gedankenlos auf die blinkenden Lichter und kryptischen Texte auf dem Monitor starrte. Auch wenn er bei seinem Aufstehen abgelenkt und bemüht war, nicht daran zu denken, doch die Wucht seiner Schuldgefühle hatte ihn eingeholt. Im Tageslicht sah alles anders aus. Er hatte mit Trunks geschlafen. Gestern. Hatte seinem Verlangen nachgegeben. Sich der Verlockung von Trunks‘ Lippen hingegeben. Unverzeihliches hatte er getan und doch… Nie zuvor hatte er sich so lebendig gefühlt. Was sollte er jetzt tun? Offenbar hatte Trunks weit weniger Probleme damit wie er selbst, denn sonst hätte sein Sohn ihn vorhin nicht geküsst. Aber was hatte Trunks gestern Nacht im Fluss noch gesagt?
 

„Ich habe irgendwie das Gefühl, du wolltest dich von mir verabschieden.“
 

Hatte er da nicht schon gespürt, dass es Anfang und Ende ihrer Liebelei war? Was sollte er nur machen? Eigentlich hatte er geglaubt, dass Trunks es bereuen würde. Dass Trunks derjenige sein würde, der mehr Probleme damit haben dürfte, wenn sie miteinander schliefen, aber Vegeta hatte sich geirrt. Er hatte damit Schwierigkeiten. Er wusste nicht, wie er Trunks in die Augen sehen konnte, ohne sich an ihre Leidenschaft zu erinnern. Ohne dass er sich nochmals auf Trunks stürzen wollte. Von Anfang an hatte er Recht gehabt, er würde nie wieder damit aufhören können, sich an Trunks zu vergehen. Zeitgleich würde er aber von seiner Schuld zerfressen werden. Er war zu einer Zeitbombe geworden. Wann würde dieses wacklige Konstrukt ihrer Beziehung zusammenbrechen?
 

Mit seinen Händen fuhr er sich übers Gesicht, als er Trunks zurückkommen hörte. Schnell streifte er die Verzweiflung ab und legte eine möglichst unbeteiligte Miene auf, während er wartete, bis Trunks bei ihm war. Offenkundig hatte er die Kleidung gefunden, die Vegeta ihm herausgesucht hatte.
 

„Vater, hast du schon was gegessen? Ich habe einige frische Früchte gefunden und sogar zwei große Fische gefangen.“

„Ich komme gleich nach, ich mache hier nur noch etwas fertig“, behauptete Vegeta und drückte am Steuerpult herum, ohne Trunks auch nur anzusehen.
 

Trunks, der sich bereits abgewandt hatte, drehte sich ihm nochmals zu. „Ist alles in Ordnung bei dir? Du wirkst so… distanziert.“
 

Nun erst sah Vegeta Trunks an. „Nein, es ist alles Okay. Ich möchte nur noch das Steuerpult fertig reparieren. Das dauert nur noch ein paar Minuten, dann bin ich bei dir.“
 

Für den Moment zufriedengestellt nickte Trunks zaghaft, ehe er wieder verschwand. Erleichtert seufzte Vegeta auf. Es war gar nichts in Ordnung. Sie saßen auf diesem menschenleeren Planeten fest, hatten nur begrenzte Vorräte und er, er wollte mit seinem Sohn schlafen. Alleine eben, als Trunks nur vor ihm gestanden hatte, ihn mit diesem fragenden Blick angesehen hatte, da war dieses Bedürfnis aufgekeimt, Trunks zu berühren. Sein Körper erinnerte sich sehr genau an das Gefühl, wie Trunks unter seinen Händen schmolz. Mühsam kämpfte er die Erregung nieder, ehe er sich aufmachte, Trunks zu folgen und ins Freie zu treten.
 

Trunks saß auf dem gleichen Baumstumpf, der schon Vegeta als Sitzgelegenheit gedient hatte und hielt mehrere kleinere Technikteile in der Hand, die er mit geschickt ausgeführten Ki-Strahlen aneinander schweißte. Sein Gesichtsausdruck war konzentriert und gleichzeitig, als würde er in sich ruhen. Die Ausstrahlung, welche er an den Tag legte, behagte Vegeta nicht, denn sie war so vollkommen. So als wäre in Trunks alles zurecht gerückt worden, an genau die Stellen, wo es sein sollte. Als hätte ihre Vereinigung ihn von der ganzen Unsicherheit, der Verletzung der vergangenen Wochen gereinigt und sein Herz wieder zusammengekittet. Vegeta musste schlucken.
 

Mit normalen Schritten ging er auf Trunks zu. Sein Sohn hatte die gefundenen Früchte in zwei Schalen angerichtete, die den Absturz überstanden hatten. Der Fisch hing auf ein paar Stöcke gespießt über dem prasselnden Feuer, wo er bereits zu garen begann. Ein köstlicher Geruch stieg in Vegetas Nase und das Wasser lief ihm im Mund zusammen. Jetzt erst bemerkte er, wie groß sein Hunger war. Wann hatte er zuletzt gegessen? Vegeta konnte sich nicht daran erinnern. Ausgehungert setzte er sich neben Trunks auf einen weiteren Holzblock. Sein Sohn lächelte ihn kurz an, widmete sich aber weiterhin den Metallteilen in seinen Händen. Aus den Augenwinkeln betrachtete Vegeta ihn, während er zeitgleich vorgab, sich um den Fisch zu kümmern und diesen hin und wieder im Feuer wendete.
 

Trunks sah im Sonnenlicht so schön aus. Sein Haar glänzte in der Sonne und ließ die Reflektion fast wie einen Heiligenschein um seinen Kopf wirken. Es war peinlich, dass Vegeta so etwas auffiel, doch noch peinlicher war es, dass es Vegeta gefiel. Gerade in diesem Moment fragte er sich, wie er Gewissensbisse haben konnte, mit dieser Schönheit geschlafen zu haben. Es war doch das natürlichste der Welt, dass man mit demjenigen, den man liebte, intim wurde.
 

„Vater“, sagte Trunks da mit dem Anflug eines Lächelns auf den Lippen, „ich glaube, der Fisch ist fertig.“
 

Abrupt wurde Vegeta aus seinen Gedanken gerissen. Irgendwie war er derart von Trunks‘ Anblick abgelenkt gewesen, dass er seinen Sohn die letzten Minuten angestiert und den Fisch vergessen hatte. Mit hochrotem Kopf holte Vegeta den Fisch aus dem Feuer. Feuer… Etwas in Vegetas Hinterkopf pochte hartnäckig und dann machte es klick!
 

„Scheiße!“, flüchte er, stand auf und holte Wasser, um das Feuer zu löschen. Wütend fauchte er Trunks an: „Spinnst du? Wieso zum Teufel hast du Feuer gemacht?“

„Wegen dem Fisch“, brüllte Trunks zurück, welcher ebenfalls aufgestanden war.

„Dann hättest du etwas anderes anzünden müssen, aber nicht dieses verfluchte Holz!“

„Warum? Es spielt doch keine Rolle mehr. Wir haben doch schon miteinander geschlafen, da macht es doch nichts aus, wenn wir von dem Feuer noch ein bisschen geiler werden.“
 

Fassungslos starrte Vegeta Trunks an. Es war wieder soweit – er war an einem Punkt, an dem er Trunks am liebsten übers Knie gelegt hätte. Teenager-Denkweisen machten ihn fertig. Frustriert fuhr er sich mit den Händen durch das dichte Haar, ehe er aufklärte.
 

„Glaubst du wirklich, dass das alles ist, was das Feuer auslöst?“

„Du hast gesagt, es enthemmt uns. Bei was denn noch?“

„Hast du eine Vorstellung, was es heißt, wenn ein Saiyajin verroht? Wir bestehen nicht nur aus sexuellen Gelüsten, wir bestehen aus Kampfdrang, aus Zerstörungslust. Was denkst du, was passiert, wenn wir dem Feuer länger ausgeliefert sind? Dass wir uns tot vögeln?“
 

Ertappt wurde Trunks knallrot. Vegeta brummte laut vernehmlich auf.
 

„Wir werden irgendwann miteinander kämpfen, Junge. Es reicht schon der kleinste Anlass, um aus der Haut zu fahren und wir werden streiten, miteinander kämpfen und versuchen, uns gegenseitig umzubringen. Ich habe keine Ahnung, wie intensiv die Wirkung auf dich sein wird, da du die Gene deiner Mutter in dir trägst, aber ich habe mit eigenen Augen gesehen, was dieses Feuer mit reinrassigen Saiyajins anstellt.“

„Das glaube ich nicht“, sagte Trunks, doch sein Tonfall glich dem eines trotzigen Kindes, welches seinen Fehler nicht zugeben wollte. „Du liebst mich, du würdest mir nie etwas antun.“

„Ja“, bekräftigte Vegeta, „ich liebe dich, mehr sogar, als für dich gut ist, aber ich kenne die Wirkung dieses Holzes und Liebe kann sich sehr schnell in Zerstörung verwandeln. Zwischen Liebe und Hass gibt es ein sehr großes Spektrum an Möglichkeiten und nicht jede Liebe ist gesund.“

„Sagst du das, weil du mein Vater bist?“
 

Grimmig lächelte Vegeta: „Nein, weil es so ist. Einer deiner Urahnen hat seine Gemahlin derart geliebt, dass er sie hinter dicke Mauern verbannt hat. Niemand durfte sich ihr nähern außer der Leibgarde, die sie beschützte. Erdrückt von dieser Liebe, gefangen in einem goldenen Käfig hat sie das Einzige getan, das sie niemals hätte tun sollen – sie hat eine Affäre mit einem der Leibwächter begonnen. Als sie schwanger wurde, wähnte sich ein Urahn im größten Glück, es sollte das zweite Kind ihrer Liebe werden, doch als das Kind geboren wurde, musste er den Verrat erkennen. Er liebte seine Königin so sehr, dass ihr Betrug ihn in den Wahnsinn trieb und er die Königin mitsamt ihrem Liebhaber tötete. Doch sein Rachedurst war so groß, dass er die ganze Blutlinie der Königin und ihres Liebhabers umbrachte – selbst seinen eigenen, erstgeborenen Sohn.“

„Das ist schrecklich!“

„Mag sein, doch wäre es jemals soweit gekommen, wenn unser Urahn seine Gemahlin nicht vor krankhafter Liebe gefangen gehalten hätte?“

„Das kannst du doch nicht mit uns vergleichen! Weder haben wir hier einen Palast noch Wachen noch bin ich eine Frau.“

„Die Geschichte sollte dir auch nur als Beispiel dienen, wie unterschiedlich Liebe sein kann. Wer also soll garantieren, dass dieses Holz nicht einen von uns in den Wahnsinn treibt? Wer sagt dir, dass meine Saiyajin-Natur nicht aus mir herausbricht und ich kämpfen will? Gestern erst haben wir den ganzen Tag miteinander gekämpft. Sieh dich doch nur an! Du hast noch immer Schrammen und Wunden unter deiner Kleidung. Du kämpfst ebenso gerne wie ich!“
 

Die Luft war raus und sie starrten sich beide an. Trunks war es, der als erstes den Blickkontakt abbrach. „Scheiße!“, fluchte er, drehte sich um, ging ein paar Meter und schlug mit aller Kraft ein Loch in den Boden. Vegeta betrachtete die Szene nur. Er liebte und begehrte seinen Sohn wirklich, doch war er es allmählich leid, von den Teenager-Hormonen kontrolliert zu werden. Trunks‘ Verstand wurde zwischendurch immer wieder von seinen Hormonen überrannt und zerrte an Vegetas ohnehin schon geringer Geduld. Doch Vegeta wollte nicht streiten, dafür hatten sie einfach keine Zeit.
 

„Hier“, sagte er und hielt Trunks einen der Fische unter die Nase. „Lass uns essen. Du musst ebenso hungrig sein wie ich. Lass uns einfach zusehen, dass wir die Raumkapsel repariert bekommen und von hier abhauen können, dann kann uns dieses verdammte Holz egal sein. Ist das ein Deal?“
 

Es war ein Friedensangebot und Trunks erkannte es als solches. „Ja“, lächelte er halbwegs versöhnt, stand auf und nahm den Fisch entgegen.

„Komm“, meinte Vegeta und klopfte Trunks kameradschaftlich auf die Schulter, während sie gemeinsam zur gelöschten Feuerstelle zurückkehrten. Ohne weitere Gespräche verspeisten sie ihr Frühstück, ahnungslos darüber, dass Hilfe schon längst unterwegs war.
 

Fortsetzung folgt…



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Morpel
2014-11-01T06:15:13+00:00 01.11.2014 07:15
Wieder ein tolles Kapitel:-) Ich liebe die Geschichte. Ich hoffe es geht gut für die beiden aus.
Antwort von:  Amunet
01.11.2014 21:58
Hi ^^ Vielen Dank für das Lob. <3


Zurück