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Chess

Das Leben ist wie ein Schachspiel...
von

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White Queen: First Move

„Was? Nein! Das kann nicht sein!“ Fast panisch riss die junge Frau ihrer Freundin den Zettel aus der Hand, überflog den getippten Text ein paar Mal, kontrollierte die Unterschrift, lief dabei wie ein wildgewordenes Tier durch die kleine Wohnung und hörte gar nicht zu, wie die andere versuchte sie zu beruhigen. „Sie können mich nicht versetzen! Das... dast ist doch...“

„Sie können, Asako, das weist du.“

Mit noch immer leicht offenem Mund und einem entsetztem Gesichtsausdruck lies sich die junge Frau auf ihre Couch neben ihre Freundin nieder. Nochmals starrte sie auf das Blatt mit den Dellen durch die Faltung. Kein Zweifel. Da stand ihr Name. Sena Jun. Der war jedoch nur ihr Bühnenname, der Name, den sie nach ihrem Abschluss bekommen hatte, als sie offiziell in Takarazuka eingestiegen war. Takarazuka war ein Theater, dass ausschlieslich aus Frauen bestand. Demnach wurden auch die Männerrollen von Frauen gespielt. Diese nannten sich die Otokoyaku, zu denen auch Asako und ihre Freundin zählten. Die Frauendarstellerinnen waren die Musumeyaku. Der Grund, wieso Asako so aus sich war, war der Brief, den ihre Freundin Osa, Haruno Sumire für Leute, die sie nicht zu ihren Freunden zählte, ihr mitgebracht und vorgelesen hatte. Darin war die Nachricht, dass die junge Schauspielerin die Troupe wechseln sollte. Neben der Einteilung in Musumeyaku und Otokoyaku gab es noch eine Aufteilung in verschiedene Gruppen, die Troupes, die am Haupttheater routierten oder auf Tournee gingen, um der großen Nachfrage an Auftritten nach zu kommen. Die ältesten waren die Flower-Troupe, auch genannt Hanagumi, die Moon-Troupe, kurz Tsukigumi, gefolgt von Hoshigumi, der Star-Troupe, Yukigumi, der Snow-Troupe, und der jüngsten Troupe Soragumi, der Cosmos-Troupe. Sowohl Asako als auch Osa gehörten Hanagumi an.

„Aber warum Tsukigumi?“, fragte Asako etwas verzweifelt. „Ich sollte dein Nachfolger werden.“

Innerhalb der verschiedenen Troupes gab es eine strenge Rangordnung, die meist nach Alter gestaffelt wurde. Ganz unten standen die Shinji-kouen, die Shinkos, die Neueinsteiger in den jeweiligen Troupes. Man zählte in der Regel sieben Jahre zu den Shinkos ehe man ein vollwertiges Mitglied einer Troupe war. Die Shinkos übernahmen meist die Hintergrunddarstellung und kleinere Rollen mit weniger Text, dennoch war jeweils ein Auftritt des jeweils aktuellen Programs ausschlieslich für die Shinkos reserviert. Darüber standen die vollwertigen Mitglieder, die die größeren Rollen abbekamen. Die Hauptrollen allerdings waren den Köpfen der jeweiligen Troupe reserviert, den Top Stars. Es gab immer nur einen Otokoyaku- und einen Musumeyaku-Top Star pro Troupe, doch die Otokoyaku hatten meist die größere Aufmerksamkeit und waren im Schnitt weitaus beliebter bei den Fans. Die Otokoyaku-Stars, zu denen sich auch Osa zählen konnte, besaßen einen Nachfolger, einen Vice, der meist die nächstgrößere Rolle abbekam. Asako war immer Osa's Vice gewesen seit diese zwei Jahre zuvor Top Star geworden war.

„Asako wir haben da keine Gewalt drüber, das weist du. Mir wäre es doch auch lieber, wenn du in Hanagumi bleiben würdest.“

Osa seufzte einmal schwer und fuhr sich durch die typisch Otokoyaku-kurzen Haare. Die Otokoyakus führten ihre Männerrollen noch über die Bühne hinaus auf, besaßen ausschließlich Hosen und kurze Haare um das Bild eines perfekten Mannes dar zu stellen. Die Fans dankten es ihnen.

„Ich will aber nicht wechseln. Es hieß doch, dass es keine Transfers dieses Jahr gibt. Warum ich?“

„Jetzt beruhig dich doch mal...“

Asako warf den Zettel frustriert auf den Tisch und warf dabei fast das Glas mit ihrem Wasser von dem kleinen Tisch. Sie war mehr als sauer, dass man schon wieder über ihren Kopf hinweg entschieden hatte, aber was sollte sie schon großartig machen? Im Augenwinkel sah sie nur, wie Osa sich erneut durch die Haare fuhr. Sie war froh, dass ihre Freundin ihr beiwohnte. Die beiden Otokoyaku kannten sich schon ewig seit der Takarazuka-Schule. Sonst hätte sie die zwei Jahre vor dem Eintritt in Hanagumi wohl nie überlebt. Der Hanagumi-Star war ein Jahrgang über ihr gewesen, dennoch war sie sich nie zu schade gewesen ihr unter die Arme zu greifen, wenn sie es gebraucht hatte und da sie zusammen im Takarazuka-Dorm lebten wie fast alle Darstellerinnen, fast Zimmernachbarn gewesen waren, war ein Besuch keine Seltenheit gewesen. Nachdem Osa es in eine Troupe geschafft hatte, hatte auch Asako einen Grund gehabt sich gehörig ins Zeug zu legen und als sie ebenfalls Hanagumi beitreten durfte waren die zwei seither unzertrennlich gewesen. Das hieß, bis dieser Brief angekommen war.

„Aber der Zeitplan der Tsukigumis ist immer so stark verschoben...“

„Heißt nicht, dass wir uns gar nicht mehr sehen.“

„Osa...“

„Jetzt beruhig dich erstmal.“ Osa stand auf und ging durch das kleine Wohnzimmer. Eigentlich war es mehr Wohnzimmer, Esszimmer und Küche in einem, denn größer waren die Wohnungen einfach nicht. Die noch-Hanagumi-Darstellerin war froh, dass sie sogar eine Badewanne ihr eigen nennen konnten, denn die 'normalen' Wohnungen im Takarazuka-Dorm hielten kaum mehr als 4 Personen und waren meist nur mit einer Dusche ausgestattet.

„Was machst du?“, fragte Asako dann doch als ihre Freundin vor dem kleinen Schrank stand, in einer Schublade kramte.

„Hast du das Schachspiel weg geräumt?“

„Du willst JETZT Schach spielen?“

„Wieso nicht? Das haben wir eine Weile nicht gemacht.“

Osa sah auf, blinzelte etwas und sah über die Schulter zu ihr. Die Jüngere von beiden schnaubte einmal ausgiebig, lehnte sich zurück und starrte eine Weile in die Augen der anderen. Sie konnte zu dieser Frau einfach nicht Nein sagen. Stumm zeigte sie auf die Schublade über der, in der Osa gekramt hatte und beobachtete, wie die Ältere das eingepackte Schachspiel herauszog. Es war gänzlich aus Glas und ihr ganzer Stolz, denn sie hatte es von ihrem großem Bruder bekommen. Früher hatte sie es oft mit ihm gespielt, doch seit sie ihre Familie fast gar nicht mehr zu Gesicht bekam war Osa so etwas wie ihre Ersatzfamilie geworden. Die zwei brauchten eigentlich keine Worte. Die Ältere setzte sich ihr gegenüber, öffnete die kleine, dunkel lakierte Holzschatulle und sie begannen die Figuren auf zu bauen. Asako, wie immer, bekam die schwarzen Figuren, Osa die weißen. Mitten im Aufbauen stockte die Frau ihr gegenüber einmal und rollte eine der Figuren zwischen den Fingern. Sie lächelte etwas dabei und Asako hob verwirrt die Augenbraue.

„Was ist?“

„Sag mal, wenn ich eine Schachfigur wäre, welche wäre ich dann?“

„Wie kommst du jetzt darauf?“

„Nur eine blöde Idee. Also was denkst du?“

Schon wieder eine dieser plötzlichen Eingebungen, die Osa immer hatte. Diese Frau hatte schon viel zu viele Scripte und Rollen inhaliert, auch die, die sie eigentlich gar nicht lernen musste. Wenigstens war das nicht ganz so schlimm wie der Tag, an dem Osa auf die Idee gekommen war ein eigenes Rezept aus zu probieren. Wenn Asako daran dachte stellten sich noch immer ihre Nackenhaare auf, auch wenn der Tag mehr als lustig gewesen war. Statt weiter an das Kochen mit ihrer Freundin zu denken starrte sie auf das nun fertig aufgebaute Schachfeld. Zuerst war ihr die schwarze Königin ins Auge gesprungen. Es würde passen. Osa hatte eine dunkle Eleganz, die Kontrolle über das, was geschah und mehr Freiheiten, als so manch ein anderer. Doch es fühlte sich falsch an. Nein die schwarze Königin war einfach nicht passend für sie. Mit den Augen zählte Asako die Figuren weiter ab, wanderte schließlich über die weißen Figuren, griff nach einer und besah sie sich ein paar Augenblicke.

„Der weiße König“, sagte sie dann und hob den Blick wieder auf Osa, lächelte etwas. „Ich glaube das passt?“

„Ich hätte jetzt eher auf eines der Pferde oder den Bischof getippt.“

„Nicht in meinem Leben“, murmelte die Jüngere und stellte die Figur zurück. Osa hatte sie aber allen Anschein nach nicht verstanden, legte den Kopf nur ein wenig auf die Seite und blinzelte.

„Bitte?“

„Ich finde nur, dass der König zu dir passt. Er kann sich zwar nur ein Feld bewegen, aber er ist die wichtigste Figur im Spiel. Er kontrolliert das Geschehen indirekt. Ausserdem ist weiß deine Farbe.“ Die Ältere lachte leicht. „Warum lachst du?“

„Damit kann ich leben. Dann bin ich der weiße König.“

Asako lachte leicht. Sie kannte ihre Freundin gut genug um zu wissen, wann sie auf etwas bestimmtes heraus wollte.

„Du willst mir bestimmt sagen welche Figur ich bin?“

„Das sag ich dir.“ Gezielt griff Osa nach einer Figur und hielt sie zwischen Daumen, Zeige- und Mittelfinger geklemmt vor sich. „Die hier.“

„Die weiße Königin? Wieso? Ich hab damit doch nichts gemeinsam.“

„Das denkst du. Ach ja und der König ist nicht die wichtigste Figur im Spiel, sondern die Königin.“

„Hm?“

„Es ist quasi unmöglich eine Partie zu gewinnen wenn man die Königin eingebüst hat.“ Die Ältere stellte die Dame zurück und machte den ersten Spielzug. „Die Königin schützt und unterstützt den König. So wie du immer an meiner Seite bist, so bin ich immer an deiner.“

Osa hob den Blick, lächelte sie sanft an und Asako fühlte ihr Herz für einen Augenblick schwer werden. Warum Osa manchmal so lange brauchte um auf den Punkt zu kommen war ihr schleierhaft, aber sie hatte Recht. Selbst wenn sie in Tsukigumi war, so waren sie immer noch Partner. Mehr noch, sie waren Freunde. Keiner würde sie trennen können. Asako lächelte etwas und machte dann ebenfalls ihren Zug. Der Ausgang der Partie war ihr in dem Moment recht egal.
 

Nervös wurde sie erst, als Asako schlussendlich die Tür hinter sich zugeschlagen hatte und sich langsam von ihrem Auto in Richtung der Probehallen bewegte. Sie war diesen Weg schon so oft gegangen, denn sonderlich viel Auswahl hatten die Troupes mit ihren Probehallen nicht, aber ihr war das noch nie so schwer gefallen. Noch immer wollte sie die Troupe nicht wechseln, aber selbst nach Protest hatte sich ihr Chef nicht umstimmen lassen. Den Grund dafür kannte sie noch immer nicht. Jetzt wo sie so darüber nachdachte hatte sie keine Ahnung von ihrer neuen Troupe, ausser, dass sich eine alte Klassenkameradin von ihr darin befand und dass Tsukigumi keinen Musumeyaku-Top Star besaß, der Otokoyaku-Top Star dafür umso berüchtigter war. Nur der Name von letzterem war ihr irgendwie entfallen. Osa hatte ihn mal erwähnt, die zwei kannten sich wohl schon eine Weile, aber Asako hatte sich keine Mühe gemacht sich diesen zu merken. Toll. Sie hatte noch keinen Schritt in diese Hallen gesetzt und wollte jetzt schon wieder zurück in ihr Auto, nach Hause fahren und sich dort einsperren. An sich hatte sie nichts gegen Tsukigumi, nur die Tatsache, dass Osa nicht dort war schlug ihr auf den Magen. Wenn sie ihrer Freundin nicht geschworen hatte sich zusammen zu reisen, dann hätte sie wohl prompt auf dem Absatz kehrt gemacht. Stattdessen schubste sie sich mental vorran, trat in die große Halle ein und besah sich die völlig fremden Schauspielerinnen. Sie waren grob geschätzt ein paar Personen weniger als Hanagumi, aber sie schienen die Standartgröße von ungefähr 70 Schauspielerinnen pro Troupe doch gut zu füllen. Noch schien sie aber keiner bemerkt zu haben. Vielleicht ganz gut so. Man hatte ihr gesagt, dass sie sich zunächst beim Direktor melden sollte, dem Leiter des aktuellen Stückes, welches auch immer das war. Die Leitung eines Stückes der jeweiligen Troupe rotierten immer, wobei die Leiter jeweils aus dem Direktor, dem Choreographen, Chorleiter, Schauspieltrainier, Gutachtern und einigen Assistenten . Sie lächelte, als der kleinere Mann vor ihr stand und sie begrüßte. Immerhin musste keiner merken, dass sie keine Lust auf diese Troupe hatte. In Hanagumi war sie immer sehr beliebt gewesen und sie hatten auch Neulinge immer mit offenen Armen begrüßt. Tsukigumi schien da etwas konverstiver zu sein, denn man hatte ihr noch nicht einen Blick geschenkt. Stattdessen rannten sie von einem Ende des Raumes zum anderem, blätterten in ihren Scripten und übten ein paar Schritte.

„Miss Nao“, rief der Direktor und eine der Schauspielerinnen sah auf. Sie war etwas größer als die Frau, bei der sie stand, hatte schwarze, recht kurze Haare, eine Otokoyaku wie es schien. Die Frau kam ihr irgendwie bekannt vor. Wahrscheinlich war das der Top Star von Tsukigumi. Wie auch immer. Nao, wie der Direktor sie gerufen hatte, kam zu ihnen, das Script und zwei Stifte in der Hand, einen zum Markieren und einen zum Schreiben, hatte einen etwas gehetzten Gesichtsausdruck. „Sie ist Tsukigumi's neues Mitglied. Würden sie sie bitte einweisen?“

Der noch immer an den Direktor gerichtete Top Star sah schlussendlich zu ihr, hielt ihr die Hand hin und lächelte etwas gequält.

„Ayaki Nao. Ich bin der Top Star hier.“

„Sena Jun. Ich war vorher...“

Die andere schnitt ihr mit einer Handbewegung und einem leisem Schnauben das Wort ab.

„Die Hanagumi-Prinzessin. Davon habe ich schon gehört.“

Verwundert hob Asako die Augenbrauen, blinzelte irritiert. Hanagumi-Prinzessin? Wer war denn bitte auf den Schwachsinn gekommen? Ohne weitere Worte schüttelte sie die Hand ihres neuen Top Stars, doch das Lächeln von beiden verschwand fast augenblicklich als sie die Hand der jeweils anderen losliesen. Arrogante Kuh. Nur weil sie Top Star war führte sie sich auf als gehörte ihr die Troupe. Osa war wenigstens noch human geblieben. Stumm folgte sie der Älteren zu ein paar anderen Schauspielerinnen. Ihr war aufgefallen, dass ziemlich viele sehr junge Darstellerinnen dabei waren. Im Rücken hörte Asako etwas Getuschel, ignorierte es aber gekonnt. Es war normal, dass man erst einmal über die Neuzugänge etwas lästerte. Kaum, dass sie die Mitte des Raumes erreicht hatten klatschte Ayaki laut in die Hände und pfiff kurz auf zwei Fingern.

„Hört mal alle her. Wie es aussieht gab es doch einige Transfers. Einige werden Sena Jun sicher schon kennen.“ Der Top Star warf nur einen flüchtigen Blick zu ihr. „Wo ist Kashi?“

„Hier!“, kam es aus einer Ecke und eine weitere, Asako durchaus bekannte, Otokoyaku kam zu ihr gelaufen. Takashiro Kei war mit ihr in eine Klasse gegangen als sie noch in die Takarazuka-Schule gegangen war, aber so wirklich war ihr die andere nie aufgefallen. Sie war immer der eher zurückgezogene Typ gewesen, durchaus witzig, aber sie hatte immer über den Büchern gehangen. Die schmächlich, bübchenhaft wirkende Frau war ein kleines Stück größer als sie selbst, aber ihre schmalen Schultern liesen sie als Otokoyaku wirken wie ein kleiner Junge.

„Sie wird mit dir in zwei Rollen routieren. Es steht im Script. Arbeite sie ein.“ Ayaki drehte sich erneut zu der Truppe und machte eine Handbewegung. „Gegafft werden kann später! Zurück an die Arbeit! Wir hinken sowieso hinterher.“

Asako konnte nur mit etwas geöffneter Kinnlade dastehen und dabei zusehen, wie der Top Star davonstolzierte. Das war doch geradezu unterhört. Selbst als Top Star sollte man ein gewisses Maß an Freundlichkeit besitzen und sie einfach ab zu servieren wie unerwünschte Arbeit.

„Mach dir nichts draus. Wir stehen alle etwas unter Stress“, meinte Kashi und riss sie damit aus ihren Gedanken. Asako grinste nur schief.

„So wirklich freundlich ist sie aber nicht.“

„Eigentlich ist sie gar nicht so. Nur sind einige der Hauptpersonen krank geworden und die Chefs haben unsere Auftritte eine Woche vorgezogen.“

Einen guten ersten Eindruck hatte sie trotzdem nicht hinterlassen.

„Naja. Trotzdem schön, dass wir uns mal wieder sehen. Kashigo, richtig?“

„Genau. Oder Kashi. Was dir lieber ist. Ich stell dich mal noch Yuuhi vor. Sie wird mit uns noch eine Rolle teilen.“

Asako nahm es einfach so hin, lernte noch eine weitere Schauspielerin kennen, Oozora Yuuhi, die sie etwas sympatischer fand, und sie lies sich von Kashi zumindest ansatzweise in ihre Rolle einweisen.
 

Da sich ihre Motivation sich sowieso schon in Grenzen gehalten hatte kamen sie an dem Tag allerdings noch sonderlich weit. Asako strengte sich an, aber immer wieder kam ihr der Gedanke, dass sie lieber wieder mit Osa trainieren wollte. Generell fehlten ihr die ganzen Kontakte, die sie in Hanagumi gehabt hatte und Ayaki's Sklaventreiberei machte es leider nicht besser. Kaum, dass sie sich mal zwei Minuten hingesetzt hatte um ihren Text durch zu gehen stand sie schon wieder neben ihr, schnauzte sie an, dass sie sich gefälligst zu bewegen hätte und dass sie einen Zeitplan einzuhalten hatten. Asako erduldete es, denn sie hatte schon schlimmere Vorträge von Osa bekommen. Sie wusste, dass sie dazu tendierte mit dem Kopf in den Wolken zu hängen, aber in Hanagumi hatte sie wenigstens noch irgendwie Spaß an ihrer Arbeit gehabt. Irgendwann zwischen Ayaki's sehr ausladenden Vorträgen, Asako wunderte es inzwischen gar nicht mehr, dass sie so hinterherhinkten mit dem Zeitplan, denn die Vorträge des Top Stars dauerten immer ein paar Minuten, in denen sie immer das Selbe sagte. Irgendwann hatte sie sich ihr Handy gekrallt und hatte Osa eine ziemlich wutentbrannte Nachricht in ihrer Pause geschrieben. Die aufmunternden Worte ihrer Freundin liese ihre Laune dann doch etwas steigen und sie schaffte auch mit Kashi's Hilfe den Rest ihres ersten Tages ohne dabei komplett wahnsinnig zu werden. Doch sie war sich recht sicher, dass sie die Laune des Top Stars nicht lange aushalten würde. Am Abend würde sie sich wohl bei Osa auskotzen müssen.

„Gut dann sehen wir uns morgen“, sagte Kashi, lächelte etwas und Asako nickte leicht.

„Ja bis morgen dann.“

Die neue Tsukigumi-Darstellerin ging zu ihrer Tasche, wollte sich gerade die schwarze Lederjacke über die Schultern werfen als mit einem Mal Ayaki neben ihr stand.

„Und wo willst du hin, Sena?“

„Nach Hause, wohin denn sonst?“ Sie sah in den fast gänzlich leeren Raum. „Es ist sonst keiner mehr da, falls es dir nicht aufgefallen ist.“

„Du gehst nirgendwo hin. Ich habe dir heute schon ein paar Mal gesagt, dass hier nicht die Füße hochgelegt wird. Du machst heute länger.“

„Bitte?“ Jetzt platzte ihr doch der Kragen. „Ich habe heute zwei ganze Tänze gelernt. Soll ich das ganze Stück an einem Tag lernen oder was?“

„Ja, aber ich bezweifle, dass du das hinbekommen würdest. Du wirst den letzten Song aber noch weiter üben.“

„Es gibt noch so etwas wie Schlaf.“

„Ich bleibe auch noch, also reg dich nicht so auf.“

„Ich rege mich gar nicht auf, ich sage nur, dass es nicht fair ist.“

„Das Leben ist nicht fair. Hör also auf die Mimose zu spielen, Prinzessin, und geh zurück an die Arbeit.“

„Ich denke nicht dran!“ Dann wurde Asako doch lauter, zog die Jacke etwas weiter zu.

„Wage es nicht jetzt einfach zu gehen.“

„Sonst was? Schickst du mich zurück nach Hanagumi? Wäre mir gerade recht.“

„Wenn ich könnte, würde ich das tun. Liegt aber leider nicht in meiner Macht. Wenn du jetzt allerdings durch diese Tür gehst, dann werde ich dein ganzes Benehmen heute dem Chef melden und du kannst deine Karriere an den Nagel hängen.“

Dann verstummte die Jüngere doch, starrte den Top Star nur entsetzt an und biss die Zähne aufeinander. Diese arrogante, eingebildete... Asako kickte nur frustriert gegen ihre Tasche, warf ihre Jacke in die nächstbeste Ecke und ging zurück zum Chorleiter, der am Klavier saß, gefolgt von Ayaki.
 

Erst irgendwann mitten in der Nacht fiel die Tür der neuen Tsukigumi-Darstellerin ins Schloss. Asako stöhnte einmal schmerzhaft auf, lies die Schuhe, die sie sich einfach von den Füßen striff, unaufgereiht im Gang liegen und warf ihre Tasche einfach auf die Seite. Beim Singen war es nicht geblieben, denn Ayaki war noch der Meinung an so ziemlich allen rum zu mäkeln, was sie konnte und gezeigt hatte, wobei es Asako auch gar nicht erst in den Sinn gekommen war alles zu geben was sie konnte. Ihr Talent war ihr bewusst, aber wieso sollte sie es jemandem zeigen, der so offensichtlich arrogant und von sich überzeugt war, dass sie alles andere nieder machte? Dabei war sie nicht einmal so gut...

Eigentlich eine Lüge. Ayaki war brilliant. Das musste sie ihr aber nicht unter die Nase reiben. Das Ego von dieser Diva war sowieso schon groß genug. Grummelnd ging die Otokoyaku in ihr Badezimmer, stellte dort erst einmal die Dusche an und entledigte sich ihrer Klamotten. Dabei fiel mit einem leisem 'Plock' ihr Handy auf den regenbogenfarbenen Badezimmerteppich. Bei ihrem Glück hatte sie das so kostbare Teil kaputt gemacht. Schnaubend griff sie nach dem silbernem Gerät, warf einen Blick darauf, aber glücklicherweise war nichts passiert. Stattdessen sah sie eine ungelesene Nachricht auf dem Display, die sie öffnete.

'Ich bin mir sicher, dass du das gut machst. Du fehlst uns allen hier. Ich hätte dich lieber an meiner Seite. Wir sehen uns in den nächsten Tagen. Masa.'

Masa war der Spitzname, der einzig Asako vorbehalten war. Es wärmte der Tsukigumi-Darstellerin das Herz, dass ihre Freundin noch immer so an sie dachte. Doch gerade dieser eine Satz, der vorletzte, machte Asako doch etwas kribbelig. Sie hatte Masa nie gesagt, wie tief ihre Gefühle für ihre Freundin wirklich gingen, tänzelte noch immer um die andere herum und traute sich nicht einen wirklichen Schritt zu wagen. Hier und da flirteten sie mal rum, doch Asako war sich nicht sicher ob Osa wirklich wusste, dass sie jedes Wort dieser belanglosen Flirtereien todernst meinte. Mit leisem seufzend legte sie das Telefon auf die Seite, sie wusste sowieso nicht, was sie darauf antworten sollte, und stieg stattdessen unter die Dusche. Das heiße Wasser lies sie etwas entspannen, auch, wenn Ayaki's aufgeblasene Art ihr noch immer nachhing. Sie hoffte nur, dass die nachfolgenden Wochen etwas besser verliefen. Besonders, wenn man bedachte, dass sie den Top Star noch eine ganze Weile am Hals haben würde, denn Asako hatte nicht vor so bald aus Takarazuka aus zu steigen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Da-chin96
2012-02-03T14:58:52+00:00 03.02.2012 15:58
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Dieses Kapitel ist gut, doch leider war ich am Anfang recht verwirrt mit den Namen und allem, trotzdem sehr gelungen.
(kann auch nur daran liegen das ich dumm bin)



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