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Akuter Geschenkemangel

19. Türchen
von

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Akuter Geschenkemangel

11:14 Uhr
 

Von einem Fuß auf den anderen hüpfend, in der einen Hand die Tüte vom Bäcker und in der anderen den bereits gezückten Haustürschlüssel, huschte Rose Weasley von der weißen Winterlandschaft draußen in die willkommene Wärme ihres Zuhauses.

Rose fror unglaublich. Aber sie hatte ja unbedingt vom Bäcker nach Hause laufen müssen anstatt zu apparieren. Zu ihrem Unglück hatte sie die Neigung, neugefallenen Pulverschnee unbedingt auskosten zu müssen.

„Brrr...” Rose schüttelte sich und ein paar Schneeflocken flogen aus ihren Haaren. „Bist du hier, um eine frohe Botschaft zu verkünden, mein Schneeengel?”, erkundigte sich ihr Freund und seit kurzem Verlobter lächelnd über seinen Kaffee hinweg.

„Sehr witzig. Und ziemlich gewagt dafür, dass ich hier dein Frühstück in der Hand halte”, entgegnete Rose bedrohlich und schwenkte die aufgeweichte Papiertüte hin und her. „Das nächste Mal gehst du”, fügte sie seufzend hinzu, als sie sich setzte.

Scorpius beugte sich zu ihr und küsste sie, während er ihr die Einkäufe abnahm. „Was immer du willst.”

„Wie wär's mit einer heißen Schokolade und einem Spiegelei als Wiedergutmachung?”

Er lachte. „Kommt sofort. Aber nur, weil du heute so bemitleidenswert bist.”

Rose nickte. „Allerdings. Ich bin deiner Gnade komplett ausgeliefert. Was würde ich nur ohne dich tun?”, sagte sie sarkastisch und schnappte sich an ihm vorbei die Zeitung von heute.

Scorpius lachte noch immer, als er nebenan in die Küche ging, und auch Rose konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Auf halbem Weg durch die erste Seite meldete sich Koch Scorpius zurück. „ Ach übrigens, deine Mutter hat angerufen”, berichtete er und stellte Teller und Tasse vor ihr ab.

„Wirklich?” Rose sah überrascht auf. Sie hatte erst gestern mit ihrer Mutter geschrieben. Hatte sie etwas Wichtiges vergessen?

„Was wollte sie denn?” „Uns einladen. Zu Weihnachten, das wollte sie lieber persönlich machen, sagte sie.”

„Weihnachten? Ist das nicht noch ein bisschen hin?”

„Wenn fünf Tage viel für dich sind...”

„Fünf Tage?!” Erschrocken sprang sie auf. „Das kann nicht sein, heute ist doch erst der...”

„19.? Ja, und wenn ich nicht komplett verrückt bin, ist 24 minus 19 immer noch fünf.” Scorpius sah sie stirnrunzelnd an. „Alles in Ordnung?”

Rose ließ sich wieder auf ihren Stuhl sinken. „Ja, ja, ich hatte nur etwas das Zeitgefühl verloren. Jetzt habe ich nur noch fünf Tage, um ... mir was zum Anziehen auszusuchen.” Sie konnte es ihm nicht sagen. Auch wenn er sie für die Bemerkung mit den Klamotten skeptisch anblickte, konnte sie ihm nicht sagen, dass sie Weihnachten vergessen hatte und jetzt keinerlei Geschenke für ihn oder die Familie hatte. Das würde nur in einem Vortrag seinerseits über Organisationstalent enden und sie sich noch schlechter fühlen lassen.

Also lächelte sie und begann ihre Schokolade zu trinken. „Was sagt denn Dad dazu?”

Scorpius zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, deine Mum hat ihn nicht zu Wort kommen lassen, aber ich meine, im Hintergrund so was wie 'Nie hört jemand auf mich' vernommen zu haben.” Er wartete auf ihre Reaktion, auf ein Lachen, doch Roses Gedanken kreisten momentan allein um eine Möglichkeit noch rechtzeitig Geschenke zu besorgen. „Was hast du heute vor?”, fragte sie so unschuldig wie möglich und hoffte, er würde nicht darauf bestehen, Zeit miteinander zu bringen.

„Ich muss noch etwas arbeiten, wenn es dir nichts-”

„Nein, gar nicht”, antwortete Rose schneller als er fertig gesprochen hatte. „Ich habe auch noch zu tun. Ich treffe mich mit ... Albus.”

Scorpius lächelte. „Bestell ihm schöne Grüße, ja?”

13:46 Uhr
 

Ungeduldig wartete Rose. Sie saß auf der Steinmauer am Ufer der Themse und zappelte mit den Beinen. Wenn sie die Unart ihres Cousins, immer zu spät zu kommen, nicht bereits gekannt hätte, hätte sie wahrscheinlich schon längst Panik ergriffen. So allerdings blieb sie kurz davor und fragte sich stattdessen, wie um Himmels Willen sie heute alle Geschenke auftreiben sollte. Hoffentlich wusste Albus weiter!

Obwohl der Mittag bereits überschritten war, stand die kalte Wintersonne nicht viel höher am Himmel als am Morgen. Immerhin hatte es aufgehört zu schneien, doch dafür wehte jetzt ein scharfer Wind, der Roses Wangen rötete und ihr beinahe Tränen in die Augen trieb.

„Hey, Cousinchen. Du brauchst mich, hier bin ich!” Albus schlenderte gemütlich auf sie zu.

„Bei Merlin, Albus, gut, dass du hier bist!” Glücklich sprang Rose ihm in die Arme. „Du musst mir helfen. Ich brauche unbedingt noch ein paar Geschenke und ich weiß nicht, welche.” Sie hatte gewusst, dass sie sich auf Albus verlassen konnte. Er war ein Hufflepuff und als solcher eigentlich bereits zu Treue verpflichtet, aber für ihn war es immer selbstverständlich gewesen zu helfen. Sei es im Haushalt, wenn Not am Mann war oder in Liebesdingen. Wobei letzteres nicht wirklich hilfreich war.

Beruhigend legte er ihr die Hand auf die Schulter. „Ganz ruhig, für wen brauchst du denn noch eins?”

Rose holte tief Luft. „Für Mum, Dad, Hugo, Scorpius und überhaupt.”

Albus schien ein wenig überwältigt von der Anzahl der zu suchenden Geschenke, aber er bewahrte Ruhe. „Aber hauptsächlich für deine Eltern, Hugo und Scorpius?” Rose nickte vorsichtig.

Albus klatschte in die Hände. „Na dann los, wir haben keine Zeit zu verlieren. Mit denen fangen wir an.” Sie bewunderte ihn für seinen Optimismus, denn wenn sie sich an früher erinnerte, hatte es nur einen pessimistischen Albus gegeben, der sich Mühe gab, selbst dort das Schlechte zu sehen, wo andere schon längst aufgegeben hatten. Gabriella, seine langjährige Freundin und Spezialistin für sonnige Aussichten, tat ihm eindeutig gut.

Zudem dankte Rose ihm im Stillen, dass er sie nicht mit ihrer Planungsunfähigkeit aufzog, während sie in Richtung Winkelgasse gingen. Dabei vergaß sie sonst nie etwas oder war unvorbereitet, also wäre es die perfekte Chance gewesen. Wahrscheinlich merkte er, dass ihr das ganze wirklich peinlich war und sie sich schon genug dafür strafte.

Wie auch immer. Albus erzählte ein wenig über das Wetter und seinen Umschwung in den letzten Tagen, sein Leben in der Arbeit und zu Hause und über seinen Bruder, sein Lieblingsthema, der es endlich geschafft hatte, sesshaft zu werden.

Unter diesen Umständen lachte auch Rose. Wieso denn auch nicht? Schließlich taten sie gerade etwas, um sie aus dieser, zugegeben doch etwas prekären, Lage zu befreien.
 

16:02 Uhr
 

Die Sonne ging bereits wieder unter, als Albus und Rose aus Flourish & Blotts kamen. So ein Wintertag verging wirklich viel zu schnell, vor allem, wenn man so viel zu tun hatte. Nach einer gefühlten Ewigkeit und einer wahren Dreiviertelstunde hatten Cousin, Cousine und Buchverkäufer endlich ein Buch gefunden, das nicht nur Tante Hermines Vorstellungen entsprach, sondern das auch noch nicht in ihrem Bücherregal stand. Rose freute sich unheimlich, dass ihr das Unmöglich gelungen war. Aber im Vergleich hierzu war Hugos Geschenk eindeutig leichter zu finden gewesen. Der Tropenhut im Schaufenster war Albus sofort aufgefallen und es hatte nicht lange gedauert, Rose davon zu überzeugen, dass ihr Bruder den auf seiner nächsten Expedition dringend gebrauchen konnte.

Für Roses Vater Ron war ihnen zwar sofort eine Schneekugel in den Sinn gekommen, die Dinger sammelte er seit einigen Jahren (eigentlich seit alle Kinder aus dem Haus waren), aber bis sie die richtige gefunden hatte, hatten sie einige Geschäfte abklappern müssen.

Jetzt war Rose sich sicher, dass ihr Vater keine Schneekugel mit den Chudley Canons besaß. Zumindest bis Weihnachten.

Blieb nur noch Scorpius. Auch Albus schien hier vor einem Rätsel zu stehen.

„Was soll das heißen? Er ist doch dein bester Freund!”, sagte Rose verzweifelnd.

Albus zog eine Grimasse und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Ja schon, aber wir haben uns vor Jahren darauf geeinigt, dass wir uns nur gegenseitig zum Essen oder zum Quidditchspiel einladen anstatt uns jedes Jahr den Kopf zu zerbrechen. Wie wärs denn mit...?” Albus sah sich suchend um. „Einem neuen Festumhang?” Rose schnaubte. „Kriegt er garantiert von seinem Vater. Wie jedes Jahr. Außerdem hat er schon zehn.”

„Ein gutes Buch?”

„Nicht gerade sehr persönlich, oder?”

„Stimmt. Hm... Gibt es etwas, dass du ihm sagen möchtest?”

Rose überlegte. Wollte sie ihrem Verlobten etwas mitteilen? Ihre Beziehung war sicher nicht perfekt, aber direkt etwas ändern wollte Rose nicht. Außer...

Ihre Augen leuchteten auf. „Ich habe eine Idee”, hauchte sie. „Halt mal.” Und sie drückte Albus ihre Einkäufe in die Hand und verschwand in Richtung Gringotts.
 

16:37 Uhr
 

Albus winkte seiner Cousine zu, als sie das Café betrat und sich suchend umsah. Lächelnd und eine Tasche reicher ließ sie sich auf den Platz neben ihn fallen. „Willst du's sehen?”, fragte sie, noch immer mit diesem Funkeln in den Augen.

„Jetzt zeig schon her!”, verlangte Albus. Er war doch sehr neugierig, was seine Cousine für eine Idee gehabt hatte.

Rose zog ein goldenes Päcken heraus, öffnete es und eröffnete den Blick auf eine Armbanduhr.

„Eine Uhr?”, fragte Albus ein wenig enttäuscht. „Das war deine tolle Idee? Ich weiß aus sicherer Quelle, dass Scorpius bereits eine hat.”

Rose schüttelte sachte den Kopf. „Nicht so voreilig, lieber Cousin. Das Highlight kommt erst noch. Du weißt doch, wie ich mich immer beschwere, dass wir beide so lange arbeiten und kaum noch miteinander essen oder Zeit verbringen. Aber Eulen dauern zu lange und so weiter, ja?” Albus sah sie mit schief gelegtem Kopf an und bedeutete ihr fortzufahren.

„Mit dieser Uhr, von der ich übrigens auch eine habe, kann er mir Nachrichten schicken und ich ihm. So können wir uns besser verständigen.” Rose strahlte und auch Albus ging langsam ein Licht auf. Eigentlich gar keine so schlechte Idee, befand er, auch wenn er sich lieber auf seine Intuition verließ, war es doch eine gute Möglichkeit für die beiden organisations-verrückten Rose und Scorpius.

Wenn man vom Basilisken sprach. Im selben Moment betrat ein durchgefrorener Scorpius Malfoy das Café. Albus trat Rose vors Schienbein und deutete mit dem Kopf in Scorpius' Richtung. Die drehte sich erschrocken um, schnellte wieder herum und tauchte unter den Tisch, um das Geschenk zu verstecken.

„Hey, Scorp! Wir sind hier!”, rief Albus und erhob sich, um seinen besten Freund auf sie aufmerksam zu machen. Der sah ihn erst verwirrt an, dann erhellten sich seine Gesichtszüge, vor allem als er seine Verlobte unter dem Tisch hervorkommen sah.

„Hey, Prinzessin, bester Freund”, sagte Scorpius, gab Rose einen Kuss und nickte Albus zu. „Was macht ihr denn mit so vielen Tüten?” Rose lächelte etwas verkrampft und starrte Albus hilfesuchend an. Der sprang sofort zu ihrer Rettung. „Gegenfrage: Was machst du mit so vielen Tüten hier?”

Scorpius hob die Augenbrauen, antwortete jedoch nicht sofort. Diese Gelegenheit nutzte Albus, um sich entspannt an seine Stuhllehne zu lehnen und Rose um ihrerseits eine Frage zu stellen: „Hast du etwa auch Weihnachten und die Geschenke vergessen?” Für einen kurzen Augenblick entglitten Scorpius seine Gesichtszüge, dann fasste er sich wieder und räusperte sich. „Was? Nein... Moment, was heißt „auch”?” Rose lächelte ihn entschuldigend an und Sekunden später brachen alle drei in Gelächter aus.

Scorpius setzte sich auf den letzten freien Stuhl an ihrem Tisch und Albus bestellte drei Gläser Glühwein. „Wie kann man eigentlich zu viel zu tun haben um WEIHNACHTEN zu vergessen?”, wollte Albus wissen. Rose und Scorpius schüttelten die Köpfe. „Keine Ahnung”, murmelte Scorpius und Rose fügte hinzu: „Passiert garantiert nie wieder.”

„Ich weiß. Also muss ich das hier auskosten”, antwortete Albus und hob seinen Glühwein. „Auf das ihr euch Weihnachten nächstes Jahr fett rot im Kalender anstreicht. Am besten zusammen mit meinem Geburtstag. Da kann ich dir nämlich nicht helfen, Rose.”

„Nochmals danke dafür, Albus.”

Er lächelte und trank einen Schluck. Rose wusste, dass es selbstverständlich gewesen war.
 

19:21 Uhr
 

„Kommt gut nach Hause, ja?”, verlangte Albus, als er sich von den beiden verabschiedete.

„Du auch”, entgegnete Scorpius und legte einen Arm um Rose. „War ein schöner Abend”, nuschelte diese und lehnte sich an seine Schulter.

Albus lächelte. „Wie viele Glühweine hatte sie?” Scorpius zuckte mit der Schulter. „Wohl einen zu viel.”

Albus machte sich bereit zum Apparieren, als er noch mal innehielt. „Schon mal frohe Weihnachten, Scorp. Wir sehen uns dann am 25. im Fuchsbau zum Familienessen.”

„Dir auch frohe Weihnachten, Albus. Ich freu mich schon.”



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von: abgemeldet
2012-05-31T19:32:53+00:00 31.05.2012 21:32
Hallo
Das war ein super schönes OS. Es war wirklich toll zu lesen. Al ist echt genial, irgendwie ist er auch ziemlich lustig. Scorp gefällt mir echt gut. Ich finds super wie er drauf ist. Richtig sympathisch. Rose ist auch super geworden. So vergesslich und das lässt sie sehr niedlich wirken.

Grüße
B0UNTY
Von:  -Nami
2012-01-02T02:49:34+00:00 02.01.2012 03:49
Also dieser OS war einfach wunderbar! Ich hab ihn regelrcht verschlungen xD
Albus Art hat mir sehr gefallen und auch die gute Rose als Chaotin - einfach toll!!!

Freu mich auf mehr von dir!

Nami <3
Von:  kikotoshiyama
2011-12-22T18:18:18+00:00 22.12.2011 19:18
Supi OS^^
lg kiko
Von: abgemeldet
2011-12-21T18:11:07+00:00 21.12.2011 19:11
NA mein Mondküsschen?!
Wie versprochen dein Kommi^^
Ich muss mich doch immer wieder wundern, wie du so leicht auf so schöne und doch schlichte Kosenamen kommst...
Die Uhrzeiten finde ich sehr nett, da kommt der Stress besser raus.
Sehr faszinierend ist auch, dass ich mittlerweile 4 Leute (mich eingeschlossen) kenne, die Albus für einen notorischen Zuspätkommer halten. Wo das wohl herkommt???
Und schlussendlich werde ich mich persöhnlich dafür einsetzten, dass Albus Geburtstag nicht vergessen wird!!!! Der ist so lieb, es wäre wirklich eine Schande.
Fette Breze
Chiyo
Von:  Dahlie
2011-12-21T11:47:22+00:00 21.12.2011 12:47
Sehr schön <3

Und ja, ich kann wirklich mit Rose mitfühlen, mir geht das nämlich auch immer so und ich habe gestern erst ALLE Geschenke fertig gehabt. Vielleicht wäre es nett vom Arbeitgeber, wenn er einem mindestens einen freien Tag zuspricht in der Adventszeit? :D
Von:  Omama63
2011-12-21T08:22:13+00:00 21.12.2011 09:22
Ein schöner OS.
Hat mir sehr gut gefallen.
Klasse geschrieben
Von:  sunny3291
2011-12-20T09:47:13+00:00 20.12.2011 10:47
O Mann, dass schreit förmlich nach einer Fortsetzung. Jetzt will ich unbedingt wissen, wie Weihnachten bei den Weasleys abläuft und vor allem, was Scorpius Rose schenkt. =)
Mir hat es unheimlich gefallen, wie du die Charaktere beschrieben hast. Ros, die Weihnachtschaotin, Albus, die gute Seele und Scorpius, der Workaholic. Wirklich wunderschön geschrieben und ich hoffe, dass du wirklich noch Weihnachten bei den Weasleys schreibst. ;)

lg sunny


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