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On the edge

von

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Es war der erste einigermaßen sonnige Morgen seit Wochen, als Hermine von Krummbeins Nase in ihrem Ohr geweckt wurde. „Uh, nein, lass das...!“ Als Antwort drückte der rote Kater seine Nase nun in ihr rechtes Nasenloch und schnurrte provokant noch etwas lauter. „Ahhh...“ Hermine drückte ihn mit beiden Händen von ihrem Gesicht weg und setzte sich verschlafen auf. Offenbar zufrieden mit der ihm nun zuteil werdenden Aufmerksamkeit rollte Krummbein sich auf der Decke in ihrem Schoß zusammen und drückte seinen Kopf in ihre Hand. Gähnend kraulte Hermine ihn hinterm Ohr, was er als Aufforderung, sich auf den Rücken zu drehen und sich den Bauch kraulen zu lassen, aufzufassen schien. Hermine fluchte innerlich. Sie hatte vorgehabt, heute ausnahmsweise auszuschlafen und dann kam dieses Fellbündel, das sich gerade wohlig auf ihren Beinen räkelte, und brauchte seine Schmuseeinheiten unbedingt in aller Herrgottsfrühe.

Gut, ein Blick zwischen den Vorhängen ihres Bettes hindurch aus dem Fenster zeigte ihr, dass es nicht mehr grade Morgengrauen war, aber trotzdem viel zu früh um ausgeschlafen zu haben. Während sie überlegte, ob sie versuchen sollte, noch mal einzuschlafen, schaute Krummbein sie mit seinem 'Hast-du-nicht-was-vergessen?'-Blick an und Hermine ahnte, dass er sie nicht einfach weiterschlafen lassen würde. Denn im Gegensatz zu ihr hatte er kein Problem mit Ron und hatte auch nicht geplant, dessen Geburtstag heute so gut wie möglich zu ignorieren, weil er keine Lust hatte, ständig zuzusehen, wie Lavender eine Klette imitierte.

Wenn also nichts mehr mit Schlafen war, wie sollte sie dann die Zeit bis zum Apparier-Kurs verbringen? Am sinnvollsten wäre es natürlich zu lernen oder Hausaufgaben zu erledigen. Sie könnte aber auch die frühe Uhrzeit nutzen und mal richtig ausgiebig baden...

Das gehörte zu den wenigen Dingen, die sie am Leben bei ihren Eltern wirklich vermisste – von ihren Eltern natürlich abgesehen. Denn auch wenn das Badezimmer der Vertrauensschüler ein deutliches Privileg gegenüber den Gemeinschaftsbädern war, so musste man es doch mit über einem Dutzend anderer Schüler teilen und hatte es eher selten längere Zeit für sich. Ja, sie würde sich heute den Luxus gönnen, ihre Zeit statt mit Arbeit mit einem langen Bad zu verbringen.

Geübt zog Hermine ihre Beine unter Krummbein hervor, so dass der Kater auf der Decke liegen blieb, während sie sich streckte und aus dem Bett kletterte. Mit aufmerksamen Augen wurde sie beobachtet, während sie sich schnell anzog und frische Kleidung für nach dem Bad in einen Beutel packte. Die anderen Mädchen in ihrem Schlafsaal schliefen noch. Parvati schnarchte leise und Lavender murmelte im Schlaf etwas, das verdächtig nach 'Won-Won' klang. Angewidert verzog Hermine das Gesicht und streichelte Krummbein noch einmal über den Kopf, bevor sie den Schlafsaal in Richtung Gemeinschaftsraum verließ. Dieser war wie zu erwarten noch leer und so kletterte sie durch das Portraitloch ohne jemandem begegnet zu sein.
 

Glücklicherweise waren die Hauselfen keine Langschläfer – auch wenn Hermine gerne zumindest grundlegend geregelte Arbeitszeiten hätte einführen lassen, aber B.ELFE.R. war bei der aktuellen politischen Situation leider eine zweitrangige Angelegenheit – so dass Hermine nicht mit leerem Magen schwimmen gehen musste, sonder vorher bereits frühstücken konnte.

Noch den leicht herben Geschmack ihres Guten Morgen-Tees auf der Zunge, streckte sie sich eine knappe halbe Stunde später im heißen Wasser aus und ließ ihre Beine vor sich knapp unter der Oberfläche treiben. So entspannend die leicht knisternden Schaumberge um sie herum waren, so hatte sie sich diesen Tag doch vor ein paar Monaten noch ganz anders ausgemalt. Vor der 'Lavender-Won-Won-Zeit' war sie davon ausgegangen, dass sie Rons Geburtstag zusammen mit ihm und Harry in Hogsmeade feiern würde. Nun war nicht nur das Hogsmeade-Wochenende abgesagt worden, sondern sie war nicht mal sicher, ob sie mehr als ein beiläufiges „Danke“ für das mit so viel Liebe ausgewählte Geschenk erwarten konnte, bevor er sich wieder Lavender zuwenden und mit ihr auf ihre Weise 'feiern' würde.

Das Leben war wirklich unfair; hätte sie nicht solche Gefühle für Viktor entwickeln können, der immer noch in fast jedem Brief andeutete, er würde weiterhin auf sie warten, falls sie sich eines Tages doch für ihn entscheiden sollte? Aber nein, sie musste sich den dümmsten Kerl, den sie kannte - na ja, vielleicht ausgenommen Crabbe und Goyle -, aussuchen. Wieder einmal hatte sie, wie so oft in letzter Zeit, das Bedürfnis, vor lauter Frust laut zu schreien und diesmal hatte sie die Möglichkeit, ihm nachzugeben. Sie atmete tief ein und senkte den Kopf unter Wasser, um ihren Unmut dort hinauszuschreien, wo ihn niemand hören würde – und verschluckte sich auf halben Wege, als zwei große perlweiße Augen vor den ihren auftauchten.

Hustend und spuckend kam sie wieder an die Oberfläche und versuchte, den widerlichen Seifengeschmack aus dem Mund zu bekommen. „Was zum... willst du mich umbringen...?“ fragte sie die Maulende Myrte mit tränenden Augen. Sie hatte Wasser in der Nase, war das eklig! Myrte war derweil auch zur Hälfte aus dem Wasser aufgetaucht. „Du kommst mich nie besuchen,...“ Mit gutem Grund, dachte Hermine sich, hütete sich jedoch, den Gedanken laut auszusprechen. „...deshalb wollte ich mal dich besuchen...“ Oh Gott, hieß das, man war ab sofort nirgends mehr vor Myrte sicher? „...und weil du so niedergeschlagen aussahst, wollte ich dich etwas aufheitern.“ Was!? Hermine spuckte noch etwas Seifengeschmack aus und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. „Indem du mich fast zu Tode erschreckst?“ Das wäre wohl nur für Myrte aufheiternd, weil sie dann auf eine Gefährtin hoffen konnte. Diese sah sie unverwandt mit aufgerissenen Augen an. „Nein, aber unter Wasser sieht doch vieles so verzerrt aus. Ich dachte, du findest es lustig, wenn ich da durch die Gegend wabere. Aber wenn meine Hilfe so wie meine Anwesenheit unerwünscht ist...“

Die hellen Augen des Geistermädchens begannen sich mit weißlichen Tränen zu füllen und erste Schluchzer krochen die transparente Kehle hinauf. Bald würde sie laut genug weinen, dass es von den Wänden widerschallte und Hermine beeilte sich, sie vorher zu besänftigen. Sie erklärte Myrte, dass es zwar schrecklich nett gemeint war, aber quasi jeder erschrecken würde, wenn er sich allein glaubte und plötzlich jemand ein paar Zentimeter vor ihm auftaucht. Ein paar Minuten später hatte der Geist sich sich glücklicherweise wieder völlig beruhigt, aber für Hermine hatte sich die Sache mit dem ausgiebigen Bad erledigt. Myrte hatte es sich auf einem der Wasserhähne bequem gemacht und plauderte in für ihre Verhältnisse blendender Laune über ihre jüngsten Erlebnisse in der Kanalisation von Hogwarts und so war an entspannendes im Wasser treiben lassen oder sonstige Ideen, die einem allein im heißen Wasser kommen konnten, nicht mehr zu denken. Daher wusch sie sich noch schnell die Haare und erklärte Myrte, dass sie noch eine Hausaufgabe beenden müsse. Nachdem sie sich abgetrocknet und angezogen hatte, trocknete sie ihre Haare mit einem warmen Luftstrom aus ihrem Zauberstab und ließ den mittlerweile wieder jammernden Geist („Nie leistet mir jemand mal länger Gesellschaft, nie hat jemand Zeit dafür...!“) erleichtert im Bad zurück.
 

Bevor sie zurück zum Gemeinschaftsraum ging, machte Hermine einen Umweg zur Großen Halle und warf einen Blick hinein, für den Fall, dass Ron und Harry schon beim Frühstück saßen. Nachdem sie den Gryffindor-Tisch doppelt mit den Augen gescannt hatte, war sie sich aber sicher, dass die beiden nicht dort waren und setzte ihren Weg fort.

Als sie weder Harry noch Ron im Gemeinschaftsraum vorfand, kam sie zu dem Schluss, dass sie wohl richtig lange geschlafen hatten und sich noch im Schlafsaal befanden. In der Hoffnung, nicht gerade Lavender auf oder gar in Rons Bett vorfinden, stieg sie die Wendeltreppe zum Jungenschlafsaal der Sechstklässler hinauf. Doch als sie die Tür aufstieß, fand sie den Raum vollkommen leer vor.

Wo waren die beiden bitteschön um diese Zeit, wenn sie weder beim Frühstück, noch im Gryffindor-Turm zu finden waren? Sie trat etwas weiter in den Raum um zu sehen, ob vielleicht die Besen fehlten – Jungs hatten doch oft seltsame Ideen und vielleicht hatte Harry die Schnapsidee gehabt, an Rons Geburtstag ein frühes Zusatztraining einzuschieben. Doch die beiden Besen lehnten unbehelligt neben dem Fenster an der Wand und ein Blick aus dem Fenster zeigte das Quidditch-Feld ebenso verlassen wie den Schlafsaal. Nun spürte Hermine doch einen Anflug von Ärger. Was auch immer Ron für heute geplant hatte und selbst wenn es sie nicht mit einschloss, war es doch wohl nicht zu viel verlangt, dass er sich für sein Geschenk bedankte und ihr die Gelegenheit gab, ihm zu gratulieren, bevor sie sich irgendwann nachmittags beim Apparier-Kurs treffen mussten?

Sie ließ ihren Blick kurz durch den Schlafsaal wandern. Neben Harrys Bett sah es aus, als hätte er den kompletten Inhalt seiner Truhe aus- und nur teilweise wieder eingeräumt. Ron hatte nicht nur das Geschenkpapier in Fetzen über sein ganzes Bett verteilt, sondern offenbar auch jede Packung mit essbarem Inhalt bereits geöffnet und probiert. Eine Packung mit Kesselkuchen hatte er nicht einmal wieder verschlossen und Hermine griff automatisch danach, um es an seiner Stelle zu erledigen. Wäre doch schade um den Kuchen, wenn er austrocknen würde. Aber als sie die Packung so in der Hand hielt, lachten die Kuchenstücke sie so appetitlich an und dufteten so wunderbar, dass sie sich aus einem Impuls heraus, einen herausnahm. Wenn Ron schon nicht hier war, um ihr einen anzubeiten, geschah es ihm nur recht, wenn sie sich selbst einen nahm.
 

Auf dem Rückweg zur Wendeltreppe biss sie eine Ecke ab. Himmel, war der lecker. Das war unmöglich die gleiche Sorte, die es immer im Hogwarts-Express gab; dieser hier war um längen besser! Genießerisch schluckte sie den ersten Bissen und nahm einen weiteren, während sie die Treppe hinabstieg. Ron war echt ein Blödmann, wenn er die Dinger so offen für jedermann herumliegen ließ. Aber dass Ron nicht immer der Hellste war, war ja nicht unbedingt eine Neuigkeit. Beim dritten Happen hatte sie den Gemeinschaftsraum erreicht, der sich mittlerweile mit ein paar kleineren Schüler-Grüppchen gefüllt hatte. Auf einem Sofa beim Fenster saß Romilda Vane, alleine und in ein Buch vertieft. Romilda hatte tolles Haar, musste Hermine zugeben. Dick, dunkel und seidig glänzend. Während sie sich das letzte Stück in den Mund schob, beschloss Hermine, dass sie unbedingt zu Romilda gehen und sie ansprechen musste. Auf ihr Haar. Oder einfach so. Egal, Hauptsache ansprechen.

Auf dem Weg zu Romildas Sitzplatz schluckte sie die letzen Kuchenreste und strich sich die Haare etwas glatter. In einer hoffentlich geschmeidigen Bewegung ließ sie sich neben ihr nieder und sah sie an. Wie hatte ihr bisher nur entgehen können, wie außerordentlich attraktiv die jüngere Schülerin war? Die geheimnisvoll dunklen Augen, das wundervolle Haar, das energische Kinn... Hermine spürte eine plötzliche Welle der Anziehung in sich aufsteigen. Wie kam es, dass Romilda nicht ständig von Jungs (und Mädchen) umschwärmt wurde? Waren die Leute hier auf Hogwarts denn alle blind? Nicht, dass sie sich jemals zuvor in dieser Art für ein Mädchen oder eine Frau interessiert hätte, aber Romilda war so wunderbar, dass es Hermine vollkommen natürlich vorkam, plötzlich so für sie zu empfinden.

Die Schwarzhaarige hatte ihre Anwesenheit inzwischen bemerkt und ihr Buch gesenkt. Hermine strahlte sie mit ihrem gewinnensten Lächeln an „Hi!“

Romilda hob eine Augenbraue – was enorm sexy aussah, wie Hermine fand – und verzog den Mund zu einem irritierten Antwort-Lächeln, das in Hermines Bauch eine ganze Schmetterlings-Kolonie aufscheuchte. „Äh... hi...“

Sie sprach mit ihr! Hermine strahlte nun wie ein frisch geborstener Atomreaktor. „Ich will dich eigentlich nicht stören...“ Sie wollte genaugenommen überhaupt nichts, das Romildas Missfallen auslösen würde. „...aber ich muss dir einfach sagen, dass...“ Ja, was eigentlich? Wie umwerfend sie war? Dass sie das erste und einzige Mädchen war, das je solche Gefühle in ihr ausgelöst hatte? Dass sie gerade das dringende Bedürfnis hatte, über sie herzufallen und... Okay, das wäre vielleicht ein bisschen zu viel Information für den Anfang.

Hermine beschloss, erstmal langsam anzufangen und sich vorzutasten. „...dass dein Haar einfach großartig aussieht! Was benutzt du, um es so glänzend zu bekommen?“

Romildas Augenbraue zuckte noch ein Stück weiter nach oben, bevor sie anscheinend befand, dass das ein durchaus nachvollziehbarer Grund sein konnte, weshalb eine ältere Mitschülerin, die noch nie mehr als drei Worte mit ihr gewechselt hatte, sie ansprach. Und da jedes Mädchen gerne Komplimente hört, warf sie ihr Haar mit einer gekonnten (weil lange vor dem Spiegel geübten) Geste, die Hermine einem asthmatischen Anfall gefährlich nahe brachte, über die Schulter und lächelte Hermine verschwörerisch an. „Aber erzähl's nicht weiter, sonst ist es bald nichts besonderes mehr, ja?“ Hermine nickte eifrig. Ein Geheimnis! Sie würde mit Romilda ein Geheimnis teilen, so wie unter besten Freundinnen! Ihr Herz machte einen Hüpfer und sie rückte ein Stückchen näher. „Natürlich nicht!“ Bauch rein, Brust raus, erwartungsfroher Blick an. Romilda lehnte sich zu ihr herüber und raunte ihr leise, während Hermines Rücken von einer wohligen Gänsehaut überzogen wurde, ins Ohr: „Wenn du 'Madam Sleaky's magischen Haarglätter' mit 'Doc Shineys Herbal Conditioner' mischst, verstärken sie gegenseitig ihre Wirkung. Ich hab das durch Zufall entdeckt und bisher nichts besseres gefunden.“

Hermine speicherte diese Information direkt ab. Zwar hatte sie beide Produkte einzeln schon mit nur mäßigem Erfolg ausprobiert, aber es war durchaus einen Versuch wert, beide mal zu kombinieren. Sie strahlte Romilda an. „Das ist ja eine wunderbare Idee! Du bist wirklich clever!“ Romildas Augenbraue zuckte wieder irritiert, als frage sie sich, was an einer zufälligen Entdeckung so clever sei, aber Hermine bemerkte es nicht mal.

„Was machst du heute noch so? Magst du mit mir zu Mittag essen?“ Jetzt, da das Eis gebrochen war, konnte sie den Kontakt ja weiter unverfänglich aufbauen. Romildas Augenbraue war unterdessen in ihrem Haaransatz verschwunden, als sie ansetzte zu antworten.

Doch soweit kam sie gar nicht, weil Hermine ihr Vorhaben des langsam Angehens in diesem Moment verwarf und stattdessen auf die Offensive setzte. „Weißt du, ich will dich nicht nerven oder aufdringlich wirken oder so, es ist nur...“ Sie atmete tief durch, während Romilda sie interessiert ansah. „Weißt du, ich hab mich nie für Mädchen interessiert, doch dann bist du mir aufgefallen...“ Vor etwa zehn Minuten. Aber das sollte sie vielleicht nicht erwähnen, wenn sie mit ihrem Geständnis einen positiven Eindruck hinterlassen wollte. Bei ihren bisherigen Worten war Romilda allerdings bereits das Kinn nach unten gefallen und sie starrte Hermine mit leicht geweiteten Augen sprachlos an. „Ja, ich weiß, dass ich nichts erwarten sollte. Du magst bestimmt keine Mädchen, also nicht so zumindest... und eigentlich hast du ja auch ein Auge auf Harry geworfen, aber...“ Nun blickte sie Romilda direkt in diese schönen, dunklen Augen, die irgendwie wirkten, als ob sie angestrengt nachdenken würde. „Mir würde es absolut genügen, wenn du nur mit mir befreundet wärst. Mehr brauche ich gar nicht!“ Romilda schien Probleme zu haben, ihre Stimmbänder zu benutzen, denn sie setzte etwa dreimal an, etwas zu sagen, bevor ein Ton ihren Mund verließ. „Ähm... ich... ich hab gar nix gegen Mädchen...“ Nun fiel Hermines Kiefer nach unten. „Ich hätte aber nie erwartet, dass du... ich meine, es gab immer diese Gerüchte, dass du und Harry... du weißt schon...“

Hermine schüttelte hastig den Kopf. „Ach was. Das hat diese Kimmkorn-Tussi damals alles erfunden.“ Dann strahlte sie Romilda an. „Aber heißt das, du... also... wir...!?“ Sie wedelte mit einem Finger zwischen ihnen beiden hin und her. Romilda zeigte sich nicht ganz so enthusiastisch – wahrscheinlich war sie einfach von den Geschehnissen zu überrumpelt -, nickte aber und lächelte Hermine an. Dieser reichte das vollkommen aus. Sie und Romilda waren ein Paar! Himmel war das schön! Offenbar war es doch zu etwas gut gewesen, dass Ron, dieser Vollhorst, seinen Geburtstag ohne sie feiern wollte.

Und jetzt, wo sie zusammen waren, konnte sie auch das tun, was sie schon die ganze Seite, seit sie neben Romilda saß, gern getan hätte. Sie beugte sich vor, legte ihre Hand an Romildas Wange – sie registrierte, dass ihre Haut superweich war – und küsste sie. Es dauerte ein paar Sekunden, bis Romilda den Kuss zögerlich erwiderte, aber das musste wirklich daran liegen, dass sie so überrumpelt worden war. Hermine war jedenfalls auf ganzer Linie glücklich und genoss die Situation vollauf. Gerade wollte sie den Kuss vertiefen, als sie eine Hand auf der Schulter spürte, die sie nach hinten wegzog und eine aufgebrachte Stimme sie fragte, ob sie noch ganz richtig im Kopf sei und was sie da mache.

Irritiert sah sie nach oben und damit in Ginnys Gesicht. „Es ist doch offensichtlich, was ich mache, oder? Ich küsse Romilda.“ Ginnys Blick flog zwischen Hermine und Romilda, die erstaunlicherweise fast erleichtert wirkte, hin und her. „Und warum in aller Welt tust du das?“ Hermine schüttelte seufzend den Kopf und bedachte Ginny mit einem mitleidigen Blick. Wenn sie nicht mal so etwas offensichtliches kapierte... „Na, weil ich sie liebe, ist doch logisch!“

Zu ihrer Überraschung reagierte Ginny nicht mit Verständnis, sondern mit hysterischem Gelächter. Was war denn bitte so lustig daran, dass sie Romilda liebte? Immerhin ließ Ginny sie nicht lange auf eine Antwort warten, sondern erzählte ihr eine völlig zusammenhanglose Geschichte von einem Liebestrank und dass Ron vergiftet worden war. An der Stelle mit dem Liebestrank, bei der irgendwo in Hermines Hinterkopf eine leise Alarmglocke zu läuten begann, schien Romilda unruhig neben ihr auf der Stelle zu rutschen. Aber darum wollte Hermine sich erstmal keine Gedanken machen; zunächst musste sie ergründen, warum Ginnys Geschichte sie so beunruhigte, wo sie doch gerade wunschlos glücklich sein müsste. Im Geiste wiederholte sie noch einmal alles, was Ginny ihr gesagt hatte. Und plötzlich fügten die Teile sich wie bei einem Puzzle zusammen und sie wandte ihren Kopf mit versteinertem Blick zu Romilda, die sie verunsichert anstarrte.
 

Eine knappe halbe Stunde später saß Hermine neben Rons Bett im Krankenflügel und erzählte den interessiert lauschenden Zwillingen, was sie mit ihrem illegal gelieferten Zaubertrank angerichtet hatten. „Aber wie habt ihr es hinbekommen, dass die Wirkung vorzeitig verfliegt, sobald man sich des Zaubers bewusst wird? Das ist im Originalrezept nicht vorgesehen.“ Fred grinste sie an. „Denkst du, wir würden dir unsere Geschäftsgeheimnisse verraten? Aber glaub mir, es war die Kombination aus der genialen Idee, die Schullieferungen etwas harmloser zu machen und viel harter Arbeit.“ „Was mich viel mehr interessieren würde...“, meldete sich George zu Wort, „...ist, was du danach zur bezaubernden Romilda gesagt hast? War sie sehr enttäuscht, dass sie nun nicht mehr die Dame deines Herzens ist?“

Zu aller außer Ginnys Überraschung begann nun Hermine zu grinsen. „Oh... ich glaube, Romilda wird den heutigen Tag so schnell nicht vergessen.“ Ebenso wenig wie alle anderen, die zu dem Zeitpunkt anwesend gewesen waren. Sie lehnte sich gemächlich auf ihrem Stuhl zurück und ließ die letzte halbe Stunde noch einmal revue passieren. „Ich hab ihr eine Riesen-Szene hingelegt und sie vor dem gesamten Haus bloßgestellt. Jetzt wissen alle fast genau was passiert ist. Und noch ein bisschen mehr...“ Sie tauschte mit Ginny einen amüsierten Blick aus und ließ ihre anderen Zuhörer noch einen Moment zappeln. Als Harry ihr gerade sagen wollte, dass sie mit der Sprache rausrücken solle, setzte sie ihre Erzählung fort. „Ich war so laut, dass es nicht nur die Leute im Gemeinschaftsraum gehört haben, sondern ein paar sogar aus den Schlafsälen runter kamen. Ich hab ihr vorgeworfen, sich nur an mich rangemacht zu haben, weil ich mit Harry befreundet bin und sie ihn nicht haben konnte. Dass sie sich wohl dachte, die beste Freundin des Auserwählten sei auch ein guter Fang und sie deshalb mich an deiner Stelle mit dem Liebestrank gefügig gemacht habe.“ Vor sich hingrinsend genoss sie die Erinnerung.

„Ich denke, dass du mit dem meisten gar nicht so unrecht hattest, auch wenn sie es nicht von Anfang an so geplant hatte. Sie hätte die Gelegenheit sicher ausgenutzt“, warf Harry mit Zustimmung der Zwillinge ein. Hermine nickte. „Aber wie auch immer. Sie steht im Moment verdammt schlecht da und ich denke nicht, dass sich das allzu schnell ändert. Höchstens die paar Mädels, mit denen sie damals plante, Harry den Liebestrank unterzujubeln, würden ihr vielleicht noch glauben.“ Hermine schüttelte den Kopf. „Oh Mann, die waren sich damals so sicher, dass das ein voller Erfolg für sie werden würde und nun schaut, wo es geendet ist.“ Aber es war gut so, die Schadenfreude dämpfte die Sorge um Ron ein bisschen.
 

Als Hermine zwei Tage später neben Ginny beim Abendessen saß, fragte diese sie ganz beiläufig: „Was hast du eigentlich mit deinen Haaren angestellt? So gut sahen die nicht mal beim Weihnachtsball vor zwei Jahren aus.“ Hermine grinste und stellte sicher, dass noch ein paar weitere Mädchen in Hörweite waren, bevor sie mit lauter Stimme antwortete.

„Ach weißt du, nichts besonderes. Du mischt einfach nur Doc Shiney's...“

„Hermine!“ Romilda kam schäumend vor Wut angerauscht. „Du hast mir versprochen, es niemandem weiterzuerzählen!“ Hermine blickte sie kühl an. „Ach, du meinst, als ich unter dem Einfluss deines Liebestrankes stand?“ Sie spürte die Aufmerksamkeit der sie umgebenden Schüler geradezu körperlich. Wer bis jetzt noch nichts von der Geschichte gehört hatte, würde nun seine Freunde danach fragen. „Tut mir leid, aber mich interessiert nicht wirklich, was ich damals gesagt oder versprochen habe.“

Dann wandte sie sich wieder Ginny zu. „Wie ich gerade sagte, du mischst...“
 

~ Ende ~
 

Danke fürs Lesen!

Kommentare und Kritik sind natürlich gerne gesehen, aber kein Muss. ^^



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Kyubii
2012-03-20T19:07:33+00:00 20.03.2012 20:07
Awww <3
Das Ende war schon irgendwie lustig XD
Das war aber auch gemein von der Hermine!
Von:  _Delacroix_
2012-01-07T15:51:04+00:00 07.01.2012 16:51
Hi,

da der Wettbewerb jetzt ausgewertet ist, will ich es mir nicht nehmen lassen, auch diese Geschichte zu kommentieren. Dir ist sicher aufgefallen, dass sie uns besser gefallen hat als deine andere Einsendung.
Ich muss sagen, ich habe mich beim Lesen wirklich amüsiert. Gerade Hermine auf Liebestrank fand ich wirklich lustig. Ich finde es passt auch gut zu Romilda, was du da beschrieben hast. Also zumindest wenn ich mich an dem orientiere, was die Bücher zu ihr sagen.

Allerdings muss ich mich beschweren. ;-) Du hast uns in eine tiefe Myrte-Krise befördert. In der anderen Geschichte geht es ja auch um den Geist und es wäre uns sonst wahrscheinlich gar nicht aufgefallen, aber ihr habt unterschiedliche Schreibweisen für Myrt(h)e verwendet. Daraufhin entbrannte bei uns eine Myrt(h)e-Diskussion, die damit endete, dass ich tatsächlich Szenen aus dem Buch suchen musste, weil das Internet sich auch nicht entscheiden konnte, wie man den Geist im Deutschen eigentlich schreibt.
In meiner Ausgabe jedenfalls schreibt man die Gute ohne H. Ist nicht weiter schlimm. Immerhin sind wir auch fast darauf reingefallen, aber ich wollte es dir gesagt haben, damit du dir überlegen kannst, ob du den Buchstaben vielleicht streichen möchtest.

Jedenfalls find ich die Geschichte wirklich süß und auch Krummbein am Anfang hat überzeugt. Mich als Nicht-Katzen-Besitzer ja eh.^^

LG


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