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Cherry Blossom Palace

Byakuya x Ulquiorra
von

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Ankunft

Aufgescheuchte Schritte der Hausangestellten durchbrachen die Ruhe, die Ulquiorra noch für einige Momente genießen wollte. Er sah aus dem Fenster, hinab auf die Straße. Noch heute würde er die Stadt verlassen müssen. Es war nicht so, dass er sonderlich an seiner Ortschaft hing, eigentlich verließ er das Haus nur äußerst selten. Allerdings war es ein befremdliches Gefühl, schon heute Abend in einer gänzlich anderen Umgebung zu sein.

„Du bist noch hier, Ulquiorra? Solltest du nicht schon an deiner Kutsche sein?“

Der blässliche Junge drehte sich zum Urheber der Stimme um.

„Ich wollte mich grade auf den Weg machen, Onkel. Keine Sorge, ich werde heute noch verschwinden.“

Sein Gegenüber hob die Brauen.

„Verschwinden, sagst du? Aber nicht doch… Du weißt doch, dass ich dich nur auf das Land schicke, damit sich dein Gesundheitszustand bessert. Du bist schon wieder schrecklich blass. Ich denke, die Luft hier bekommt dir nicht.“

„Ich bin nicht blass“, erwiderte der Junge trotzig. Es stimmte. Sein Gesicht war nicht blass, es war komplett weiß.

Leichtfüßige Schritte näherten sich uns ein aufgeregtes Mädchen trat herein. „Herr Aizen, wir haben die Kutsche nun vollständig beladen, sie ist abreisebereit! Kann ich sonst noch etwas für Euch tun…?“

Sousuke Aizen, der Hausbesitzer, lächelte.

„Ja, danke. Sei so lieb, und mach mir einen Tee, Momo. Den guten Darjeeling, bitte.“

Das junge Mädchen errötete und rannte hinunter in die Küche, um es ihrem Hausherrn recht zu machen.

Ulquiorra hob währenddessen die Augenbrauen um einen Millimeter. Den guten Darjeeling? Der wurde doch nur getrunken, wenn es etwas zu feiern gab. Also wollte er ihn doch loswerden. Ulquiorra kannte die Teetrinkgewohnheiten seinen Onkels nur zu gut. Dieser jedoch schmunzelte nur bei dem Ausdruck seines Neffen. Jeder andere hätte keine Veränderung in dessen Mimik bemerkt, doch die zwei hatten schließlich Sechzehn Jahre unter dem gleichen Dach gelebt.

„Nicht deswegen, Ulquiorra. Ich werde heute einen wichtigen Vertrag abschließen. Einer meiner Geschäftspartner wird mir ein großes Stück Land in Indien verkaufen, zum Spottpreis. Dort können wir endlich den Anbau erweitern.“

Sein Lächeln wurde zu einem verschlagenen Grinsen. Wenn es eins gab, dass Sousuke noch mehr liebte als Tee, dann war das Geld. Sein Teekonzern gehörte zu den erfolgreichsten des Landes.

„Dann wünsche ich dir viel Erfolg. Ich werde nun gehen.“

Um dies zu beweisen, stand Ulquiorra von seinem Hocker auf.

„Ich wünsche dir eine erfolgreiche Genesung, mein Junge. Und sei höflich zum Schlossherrn. Du weißt, er ist einer meiner wichtigsten Kunden.“

„Natürlich, Onkel“, erwiderte Ulquiorra gewissenhaft. Es war nicht so, dass er sich sonderlich für die Geschäfte seines Onkels interessierte, allerdings hatte er ihm einiges zu verdanken und wollte ihm keinesfalls Schande bereiten.

Mit einem leichten Zunicken schritt der 17-Jährige an seinem einzigen Verwandten vorbei und verließ das Haus. Zärtlichkeiten hatte es in dieser Familie nie gegeben, aber das machte ihm auch nichts. Er konnte es nicht sonderlich leiden, angefasst zu werden.

Ohne sich von Kaname, dem Kutscher in dessen mit Pferden bespanntes Gefährt helfen zu lassen, stieg Ulquiorra ein und gab dem Blinden ein Zeichen, dass sie losfahren könnten.

Dieser musste es sich nicht zweimal sagen lassen, und preschte ohne Bedenken los. Schon viele Male hatte Ulquiorra sich gewundert, wie ein Blinder Kutscher werden sollte, doch womöglich hatte sein Onkel Kaname nur eingestellt, weil er weniger Gehalt als andere verlangte. Klar. Wer sonst wollte sich auch von jemandem fahren lassen, der den Weg nicht sah? Dies hatte ihn allerdings noch nie daran gehindert, den richtigen Weg zu finden und Unfallfrei am Ziel anzukommen. Um Gerechtigkeit zu sehen, bräuchte man keine Augen, pflegte er zu sagen, doch fragte sich Ulquiorra dennoch, was das mit dem Fahren einer Kutsche zu tun hatte. Und wer gab schon viele auf die Worte eines einfachen Kutschers?

Ohne einen letzten Blick auf die Stadtvilla, in der er fast sein ganzes Leben verbracht hatte, kehrte Ulquiorra seinem Heimatort den Rücken und ließ sich gen Norden, aufs Land kutschieren. Eine Wahl hatte er ohnehin nicht, denn was sein Onkel ihm sagte, war Gesetz. Er hoffte nur, dass man ihn in seiner neuen Heimat auf Zeit mit albernen Ärzten und zu vielen Menschen verschonen würde. Nichts hasste er mehr als Menschenaufläufe.

Das Land zog am Fenster vorbei und veränderte sich, die Abstände von Stadt zu Stadt wurden größer, bald konnte man nur noch alle paar Kilometer ein einzelnes Haus entdecken. „Aufs Land“ zu ziehen hieß wohl tatsächlich, dass er in der Einöde landen würde. Aber eigentlich kam ihm das recht gelegen, da würden schon nicht allzu seltsame Leute auf ihn warten. Er veränderte seine Sitzhaltung um wenige Zentimeter, um nicht allzu verspannt anzukommen und starrte wieder aus dem Fenster.

Stunden vergingen, der Abend brach hinein. Es war eine Weile vergangen, seit man dass letzte Dorf durchquert hatte, und die Kutsche kam vor einer protzigen Landvilla zum Stehen.

Der Kutscher forderte Ulquiorra zum Warten auf, und schon nach kurzer Zeit kam er vom Schloss mit einigen Bediensteten wieder. Die Kutschtür öffnete sich und man sah die Umrisse einer roten Ananas.

„Wennse bitte aussteigen würden… Werden schon erwartet.“

Seine Sprechart machte deutlich, dass er eindeutig aus keinem reichen Elternhaus stammte. Aber auch das war dem Neuankömmling egal, er machte sich nicht allzu viel aus Etikette und Herkunft. Er tat es nur, wenn sein Onkel es von ihm verlangte.

Vorsichtig kletterte er aus der Kutsche, er war noch etwas wackelig und ungeschickt von der langen Fahrt. Nachdem seine Gliedmaßen sich wieder an die Bewegung gewöhnt hatten, folgte er dem großen Ananaskopf, der sein Gepäck ganz allein trug und die beiden Dienstmädchen, die neben ihm her liefen, überflüssig erscheinen ließen. Kaname verabschiedete sich und fuhr mit einer Geschwindigkeit, die verboten gehörte, von dannen. Vermutlich direkt zurück zu seinem Herrn, um ihm weiter zu Diensten sein zu können. Doch das sollte seinen Ex-Fahrgast nicht mehr interessieren, denn er war sicher an seinem Ziel angekommen.

Durch die Eingangstür schreitend, die man eigentlich nicht mehr als Tür, sondern als Portal bezeichnen sollte, betrat Ulquiorra seine neue Heimat für die nächste Zeit. Er bemerkte, dass das Schloss viel größer war als die Stadtvilla, in der er zuvor gelebt hatte. Auch war es anders eingerichtet. Viel älter. Eine Treppe mit verziertem Geländer führte anscheinend in das erste Stockwerk. An den Wänden hingen viele Portraits von verschiedenen Personen, die allesamt einen sehr ernsten Blick und lange Haare hatten. Auch bei ihm zu hause hingen Portraits, allerdings zeigten die meisten davon nur seinen Onkel, der den arrogantesten Blick aufsetzte, den er beherrschte. Und er konnte äußerst arrogant gucken. Und grade, als er denken wollte, dass es wohl keinen gab, der einen noch arroganteren Blick hatte, erblickte er den Hausherrn auf der obersten Treppenstufe. Man konnte ihn nicht genau er kennen, doch seine Attitüde strahlte mehr als deutlich eine übermenschliche Arroganz aus. Ulquiorra wollte schon die Augen zusammenkneifen, um ihn besser er kennen zu können, doch der Mann tat ihm den Gefallen und schritt die Treppe herab. Von näherem konnte man erkennen, dass er noch nicht allzu alt war, vielleicht Mitte Zwanzig. Jeder andere hätte wohl auch gesagt, dass er recht hübsch war, doch Ulquiorra machte sich nichts aus solchen Äußerlichkeiten.

Als er nur noch wenige Meter entfernt stand, er griff der Mann das Wort.

„Du bist recht spät. Hat Aizen dich nicht rechtzeitig losgeschickt?“

„Ich denke schon. Wann hätte ich hier ankommen sollen?“

Niemand hatte eine Ankunftszeit auch nur mit einem Wort vor Ulquiorra erwähnt. Genauer gesagt hatte er auch erst vor zwei Tagen erfahren, dass er hier her sollte, obwohl dies wohl schon seit Wochen feststand. Vermutlich hatte man befürchtet, er würde sich querstellen. Aber wann er hatte er sich jemals gegen das Wort seines Onkels gestellt?

„Jedenfalls vor Einbruch der Dunkelheit.“

Tatsächlich war es vor der Tür schon stockdüster, die Bediensteten hatten bereits die Kerzen angezündet, damit das Schloss dennoch erleuchtet blieb.

„Wir hätten fast ohne dich mit dem Abendmahl begonnen. Sei dankbar, dass wir so geduldig sind.“

Dankbar? Warum? Ulquiorra sah keinen Grund, dankbar zu sein, er hatte kaum Hunger. Es hätte ihm auch nichts gemacht, hätte er allein essen müssen. Aber was hatte sein Onkel ihm noch gleich gesagt? Sei höflich. Genau.

„Ich danke vielmals, Herr Kuchiki“, sagte er monoton, sein Gesichtsausdruck verriet allerdings, dass ihm nichts gleichgültiger hätte sein können.

Byakuya hob die Brauen, vermutlich war er kurz davor, einen weiteren Kommentar loszulassen, doch er schwieg. War wohl nicht der gesprächigste. Gut für Ulquiorra.

Ohne sich wirklich umzusehen, da ihn die Inneneinreichtung nach einmaligem ansehen nicht mehr interessierte, folgte er dem Schlossherrn Byakuya Kuchiki in den Speisesaal. Auch dieser war viel zu groß für die Anzahl an Personen, die dort lebte, aber es passte zum Adelsstand. Ulquiorra selbst war nicht adelig, sein Onkel allerdings ein reicher und mit so gut wie allen wichtigen Leuten bekannter Geschäftsmann. Und Adelige tranken natürlich gern Tee, was die Beziehung zwischen Aizen und ihnen förderte.

Es war sehr still beim Essen, Kuchiki und Ulquiorra, die jeweils am anderen Ende des Tisches und somit mehrere Meter auseinander saßen, konnten trotz dieser Distanz das Besteck des anderen zuweilen klirren hören.

Erst, als die Hauptspeise aufgetischt wurde, meldete sich der Gastgeber zu Wort.

„Wie war deine Reise?“

Obwohl er nicht laut sprach, war er klar und deutlich zu verstehen.

„Passabel“, antwortete Ulquiorra nach einer Weile. Mehr hatte er dem nicht anzumerken.

Ein erneutes, lang anhaltenden Schweigen. Ob der Schlossherr wohl darauf wartete, dass eine genauere Ausführung kam? Da musste er lange warten. Ulquiorra fand nichts an seiner Reise, das erzählenswert war, und er vergeudete nie mehr Worte, als notwenig waren. Nichts hasste er mehr als hohles und inhaltsloses Geschwätz.

„Ich verstehe. Du scheinst tatsächlich so gesprächig zu sein, wie dein geschätzter Onkel es mir beschrieben hat. Nun gut. Aber auch daran kann man arbeiten.“

Ulquiorra blinzelte. Arbeiten? Wozu? Er war doch nur hergekommen, weil die Landluft seiner Gesundheit angeblich besser bekam. Oder, weil er daheim störte. Er spürte, wie er von Kuchiki gemustert wurde, bevor dieser erneut zum Sprechen ansetzt.

„Du scheinst verwirrt zu sein. Hatte man dir nicht gesagt, dass du hier die Anpassung an die höhere Gesellschaft lernen sollst?“

Das war ein Schock. Anpassung? Es stimmte, darauf hatte Ulquiorra nie viel gegeben. Es war nicht so, dass er ungehobelt und sich wie jemand aus der Unterschicht benahm. Er war schlicht und ergreifend immer desinteressiert an allem gewesen, was mit Etikette und „gutem“ Benehmen zu tun hatte. Er mochte keine Menschen. Am liebsten hätte er es, würde man ihn einfach in Ruhe lassen. Das durfte man in der höheren Klasse wohl nicht. Sein Onkel mochte es wohl auch nicht, schließlich würde er ihm wohl eines Tages seinen Teekonzern vererben. Nur war es nicht Ulquiorras größtes Bestreben, Geschäftsmann zu werden.

„Ich dachte, ich müsste wegen meiner Gesundheit her…“

War das etwa nur ein Vorwand gewesen? Weil man gewusst hatte, dass er sich ansonsten quer stellen würde?

„Deine Gesundheit? Nun, das auch. Du bist in der Tat untergewichtig und blass. Mein hauseigener Arzt wird dich morgen untersuchen. Doch nun geh zu Bett. Es ist spät.“

Mit diesem Worten legte der Ältere im Raum sein Besteck nieder und erhob sich.

„Renji. Bring den jungen Herrn in seine Gemächer.“

Diese Worte an seinen rothaarigen Butler richtend, schritt er aus dem Speisesaal und ließ einen verwirrten Ulquiorra zurück. Es war nicht so, dass er wütend war. Er konnte nie wirklich sauer auf seinen Onkel sein, zu groß war der Dank, den er ihm gegenüber empfand. Doch so etwas wie das Gefühl, betrogen zu werden, kam doch in ihm auf. Resigniert folgte er dem Butler in sein Zimmer. Er hatte ja doch keine Wahl als hier zu bleiben, bis er zurück nach Hause durfte. Als er sich ins Bett legte hoffte er nur, dass alles so schnell wie möglich vorbei gehen würde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Mi-sa-ki
2011-11-03T12:49:15+00:00 03.11.2011 13:49
Ich finde den Titel der Story total schön, das nur vorweg^^
Interessantes Konzept, dass Byakuya Ulquiorra Benehmen beibringen soll xD
Ich bin mal gespannt, wie er das tun wird
Mir gefällt, wie Ulquiorra dargestellt wird... so schön gleichgültig halt
Und dass Aizen für jeden Anlass einen speziellen Tee zu haben scheint oO
Und ich musste irgendwie total loslachen bei "Umrisse einer roten Ananas"
Die Formulierung, zu genial xDD
Dass ich Tousens Rolle auch gut gewählt finde, weißt du ja schon xP
Die Atmosphäre bei Byakuya passt auch ganz gut, ich hatte richtig das Klappern des Geschirrs in den Ohren
Auf das nächste Chap freue ich mich schon sehr~
Vor allem auf die Untersuchung halt xD
Also, eine gute Einführung, die Lust auf mehr macht
Mal sehen, wie aus den beiden distanzierten schweigenden Klötzen nen Paar wird oO
Und wie das bei Aizen ankommen würde xD


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