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Der Lebenskristall

Die Quintessenz unserer Existenz
von

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Prolog

"Ist es nicht ein wunderbares Bild, wie die zwei sich vertragen können?"

Meredith kramte ein Taschentuch aus einer der unzähligen Taschen und Fächer in ihrer Wickeltasche heraus und putzte sich ausgiebig und umständlich die Nase.

"Dieser Schnupfen ist lästig!" schimpfte sie an ihrem Taschentuch vorbei.

"Wie lange machst du damit denn jetzt schon rum? So zwei Wochen sind es doch bestimmt schon, oder?"

Lara sah ihre Freundin bewusst nicht an, den Geräuschen nach war der Prozess von Meredith mit nicht wenig Erfolg gekrönt worden und sie wollte wirklich nicht sehen, was alles im Taschentuch gelandet war. Die junge Frau neben ihr hatte nämlich die unangenehme Angewohnheit, immer noch mal in das Taschentuch zu gucken, wenn sie mit dem Putzen fertig war. Ein Prozess, dem sie nur schwer einen Sinn abringen konnte.

"Nicht ganz. Aber als Mutter kann man sich eben keine Krankheit leisten, darum verschleppe ich es auch ständig."

Als Lara sicher war, daß Meredith ihr Taschentuch im Mülleimer neben der Parkbank verstaut hatte und sich nicht mehr der Kontrolle ihrer Freundin, was den Inhalt des Taschentuches betraf, aussetzen würde, guckte sie Meredith an.

"Das ist leider nur all zu wahr. Du siehst wirklich nicht gut aus. Wird es denn wenigstens besser?" erkundigte Lara sich.

"Ja, doch, ich denke mal, schlimmer kann es nicht mehr werden. Jessica! Du sollst doch nicht mit Sand werfen!"

Meredith stand von der Parkbank auf und ging zu ihrer kleinen Tochter, die in der Sandkiste saß und mit einem Förmchen, das wie eine gelbe Ente aussah, Sand auf ihre kleine Spielkameradin warf. Sie entriss dem Kind das Förmchen und schimpfte sanft aber bestimmt mit der Kleinen.

Auch Lara war aufgestanden und hockte jetzt in der Sandkiste neben dem kleinen Mädchen das weinte und schrie und sich die Augen mit den kleinen Fäusten rieb.

"Nicht, Sheila. Nicht in den Augen reiben. Du machst doch alles schlimmer. Lass mich mal sehen." versuchte sie ihre Tochter zu beruhigen.

Nur widerwillig ließ die kleine Sheila sich die Hände vom Gesicht wegziehen und ließ ihre Mutter gucken.

"Na, alles halb so wild. Das wird bald wieder gut." tröstete die Mutter das Kind und nahm es in die Arme.

"Guck ma. Jetzt weint die Sheila. So was macht man aber nicht mit seinen Freunden." sagte Meredith immer noch streng aber liebevoll zu ihrer Tochter.

Jessica allerdings verstand gar nicht, warum Sheila jetzt getröstet werden musste und sie selbst bekam Schelte. Sie begann ihrerseits zu Schreien und Weinen, brachte jedoch keine überzeugende Träne hervor.

Meredith nahm dennoch ihre Tochter in den Arm, obwohl sie wusste, daß das Geheul jetzt eher eine schlechte Schauspielerei war.

"Du machst das einfach nicht wieder, dann ist alles gut." sagte sie sanft. Das Mädchen beruhigte sich schnell in den Armen der Mutter.

"Magst du dich bei Sheila entschuldigen?" fragte Meredith dann.

Das Mädchen löste sich ein wenig aus der Umarmung ihrer Mutter und guckte trotzig zu dem noch immer im Arm ihrer Mutter wimmernden kleinen Mädchen neben sich und sagte gar nichts.

"Seid einfach wieder lieb zu einander." lächelte Lara und wischte ihrer Tochter den Sand und die Tränen aus dem Gesicht.

"Ich bin dafür, daß wir mal alle eure Spielsachen zusammen räumen und dann gehen wir noch ein bisschen zu mir. Ich glaube, ich hab da noch etwas im Kühlschrank, das dringend gegessen werden muss." flüsterte Meredith geheimnisvoll und sofort hatten die Mädchen den Streit vergessen und waren mit Feuereifer dabei alle Förmchen Schaufeln und Siebe in die große Tasche zu räumen. Wenn Meredith etwas im Kühlschrank hatte, dann war es sicher ein selbstgemachter Pudding, Quark oder ähnlich leckeres.

Sheila beeilte sich so viele Spielsachen wie möglich gleichzeitig in die Tasche zu bekommen und im Eifer des Gefechtes warf sie auch so manchen Stein mit in die Tasche.
 

"Ich sage dir, deine Nachspeisen gehören verboten! Gründlich!" schnaufte Lara, nachdem sie alle vier eine große Schüssel Quark mit frischen Kirschen vernichtet hatten. Offensichtlich erschöpft von dem Gelage lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück und strich sich über den Bauch.

Meredith lächelte geschmeichelt und räumte die Schüsseln bei Seite.

"Ihr zwei könnt mal draußen Spielen gehen." sagte sie zu den Mädchen, die keine zweite Aufforderung brauchten und johlend in den Garten rannten.

Lara strich zufrieden über ihren kugeligen Bauch und schimpfte matt.

"Musst du denn aber auch immer gleich so viel von dem leckeren Zeug machen?"

Meredith lachte.

"Musst du denn immer so viel essen?"

"Mami, guck mal, den hab ich in der Tasche gefunden."

Jessica kam wild fuchtelnd in die Küche gerannt und hielt ihrer Mutter etwas entgegen, was im ersten Moment wie ein Sandklumpen aussah.

"Zeig mal."

Meredith ging in die Knie und ließ sich den Gegenstand von ihrer Tochter in die Hand legen.

Sie strich den Sand etwas ab und zum Vorschein kam etwas glänzendes.

"Das ist ein kleiner Kristall." sagte sie ein wenig verwundert.

"Der ist wirklich sehr schön, Lara, guck mal."

Lara nahm den Stein, den ihre Freundin ihr reichte entgegen und betrachtete ihn.

Er war glatt wie Glas, geformt wie ein Amethyst aber er leuchtete irgendwie aus sich heraus. Er irisierte in matten Farben, es ließ sich nicht genau erkennen, welche Farbe er denn nun eigentlich hat.

"Der ist wirklich wunderschön." pflichtete Lara ihrer Freundin bei.

"Den hab ich in der Sandkiste gefunden, im Park." verkündete Sheila laut. Sie war inzwischen ihrer Freundin nachgelaufen und stand nun mit ernster Miene vor ihrer Mutter

"Dann ist das dein Kristall." stellte Meredith fest.

"Stimmt, dann ist das deiner." wiederholte Lara und hielt ihrer Tochter den Stein hin. Diese nahm den Kristall mit wichtiger Miene entgegen und steckte ihn in die Tasche an ihrem Kleid.

Die Mädchen rannten dann wieder in den Garten zurück und jagten sich um die Obstbäume herum.

"Wann sollten wir morgen eigentlich bei dir sein? Zum Geburtstagskaffe, meine ich?" fragte Lara dann ihre Freundin. Sie hatte den Kristall schon wieder vergessen.

"Jessicas Freundinnen kommen morgen gegen zwei. Ich denke es wäre schön, wenn ihr dann auch um zwei kommen würdet." erklärte Meredith. "Dann könnte Sheila ein paar der anderen Kinder hier kennen lernen und du bekommst auch mal ein paar andere Gesichter zu sehen."

Lara war gerade erst mit ihrer Tochter in die Gegend gezogen. Ihr Mann war vor einige Monaten bei einem schweren Verkehrsunfall ums Leben gekommen und Lara hatte es dann in ihrem Haus nicht mehr ausgehalten. Alles erinnerte an ihren Mann und jeder behandelte sie, als hätte sie eine geheimnisvolle Krankheit. Seit sie hier wohnten war auch Sheila wieder aufgeblüht.

"Bleibt es denn bei der Puppe, die Jessica sich gewünscht hatte?" erkundigte sich die Freundin.

"Ja, ich denke schon. Sie hat bis jetzt jedenfalls nichts anderes geäußert." erwiderte die Mutter.

Lara seufzte.

"Das wäre wunderbar. Es ist nicht leicht, einer vierjährigen das richtige Geburtstagsgeschenk mit zu bringen."

"Ja, ich weiß. Aber sie werden so schnell groß." sinnierte Meredith.



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