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Sommer.

Das Beste kommt zum Schluss
von

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Wenn ich die Augen schließe, mich zurücklehne und die Musik lauter drehe, kann ich mir vielleicht vorstellen wieder am Meer zu sein. Das Rauschen zu hören, den Sand unter den Füßen zu spüren. Ich würde stundenlang im Strandkorb liegen und lesen, mit meiner kleinen Schwester unseren Vater einbuddeln oder schnorcheln gehen und die wunderbare Unterwasserwelt betrachten.

Ich seufzte genüsslich und rutschte auf meinem Sitz hin und her, um es mir bequemer zu machen. Doch egal, wie sehr ich es auch versuchte, dieser alte Ledersitz wurde nicht weicher und nachgiebiger. Verärgert setzte ich mich auf und mit dem Öffnen der Augen verschwand das Meer und jedes schöne Sommergefühl. Dabei war es gerade Sommer.

Nur saß ich nicht entspannt am Strand und konnte die Beine hochlegen, sondern im Schulbus, der in einem rasanten Tempo die Straße entlang bretterte und dabei die Kurven schnitt. Von außen schien die Sonne unerbittlich aufs Blechdach und verwandelte das Innere des Busses, mitsamt der Vielzahl an Schülern in einen Backofen.

Ich fächelte mir mit meiner Hand Luft zu, doch das brachte nicht das Geringste. Die Luft war abgestanden und wurde von Minute zu Minute stickiger. Außerdem roch es nicht sonderlich angenehm, ich verzog das Gesicht. Aber man konnte ja schließlich nicht erwarten, dass die Jugendlichen von heute ihre Deos benutzten. Die werden bloß überbewertet. Ich verdrehte die Augen und betrachtete ein spezielles Exemplar von Teenager, der sich laut mit seinen Kumpels unterhielt und partout nicht seine coole Lederjacke ausziehen wollte. Wer trug schon eine Lederjacke bei dieser verdammten Hitze?

Ich stöhnte auf und drehte mich zu meiner Sitznachbarin um, die auch gleichzeitig meine ältere Schwester war. Sie lächelte mir zu, wobei sie sich sichtlich anstrengen musste sich nicht zu übergeben. Zu große Hitze schlug ihr seit jeher auf den Magen. Ihre Gesicht war bleich und der Schweiß lief ihr, wie uns allen, den Nacken hinunter. Aufmunternd hielt ich ihr einen meiner Ohrstöpsel hin, doch sie lehnte dankend ab.

Quietschend hielt der Bus und zwar so ruckartig, dass einige der Schüler, die im Gang standen, nach vorne strauchelten und beinahe hinfielen. Die frische Luft, die durch die geöffneten Türen quoll, brachte kaum Erfrischung. Sie war ebenso heiß und abgestanden, verstärkte nur noch die brütende Hitze.

Knarrend klappten die Türen wieder zu und der Bus kam wieder in Fahrt. Gleich würde unsere Station kommen und ich sah meiner Schwester an, das sie darüber sehr dankbar war.

Einer der Typen stieß mich an und seine Kumpanen lachten. Ich hatte jedoch nicht die geringste Lust mich mit ihnen anzulegen, dafür war es einfach zu heiß. Daher hob ich nur vielsagend eine Augenbraue und wandte mich betont lässig ab, was mir jedoch nicht wirklich glückte, da der Bus in eine scharfe Kurve ging und ich gegen meine Schwester geschleudert wurde. Entschuldigend hob ich die Arme, doch sie winkte nur matt ab. Die Typen lachten nicht, auch sie waren in der Kurve gefallen, nämlich auf den Boden.

Abermals quietschend hielt der Bus an unserer Haltestelle und ich begann mich tapfer durch das Wirrwarr aus Armen und Beinen zu kämpfen. Kurz bevor ich die Tür erreicht hatte, trat ich einem Jungen, der sich auf die Treppe gesetzt hatte, auf die Hand, dann sprang ich erleichtert nach draußen. Zufrieden blickte ich mich um und bekam einen Schreck als ich meine Schwester aus dem Knäuel von schwitzenden Schülern kippen sah.

Wie in Zeitlupe sah ich sie auf die Treppe fallen und machte einen Hechtsprung auf sie zu. Doch zu spät, sie knallte unsanft zwischen die kleinen Jungen, die überrascht zur Seite auswichen. In dem gleichen Moment, in dem ich sie erreichte, kam meine Schwester wieder zur Besinnung und rappelte sich hoch. Ich griff nach ihrem Arm und schwankend verließen wir das Höllenmonster von Bus. Dieser fuhr kurz danach wieder los und hinterließ nur eine Staubwolke und uns.

Zitternd setzte sich meine Schwester auf die kleine Bank, die in der prallen Sonne stand und senkte den Kopf. Besorgt ließ ich mich neben ihr nieder, kramte in meinem Rucksack und reichte ihr meine Trinkflasche. Dankend nahm sie das mittlerweile warme Wasser an und trank die Flasche in zwei Zügen leer.

"Scheiße, ist das ein heißer Sommer.", murmelte sie und reichte mir meine Flasche zurück. Ich nickte nur und grummelte etwas Unverständliches vor mich hin. Dann erhoben wir uns und schlurften lustlos über die erhitzten Betonstraßen nach Hause, nichtsahnend, dass wir einen Krankenwagen vor unserem Haus vorfinden würden...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Haruka_Kimoto
2011-10-08T19:21:11+00:00 08.10.2011 21:21
Ich mag deinen Schreibstil :3
Die Hitze hast du gut rübergebracht und die Geschichte gefällt mir sehr. Ich kenne das >.>
Auch gut finde ich das du das Ende so...offen gemacht hast.
Weiter so ^.^



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