Zum Inhalt der Seite

Vacaciones en las Morillas

Urlaub mit der GANZEN Familie
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Rund um das Feuer

„Sag mir, wenn ich landen soll”, rief Teddy nach hinten.

Aber anstatt einer Antwort bekam er ein leises Wimmern. Tatsächlich hatte sich Victoires Griff dermaßen verstärkt, dass er das Gefühl hatte, jemand hätte ihm einen Klammerfluch aufgehalst.

„Coco? Alles okay?”,fragte er besorgt. Er spürte, wie sie ihr Gesicht tiefer in seinem Shirt vergrub und leicht den Kopf schüttelte. Merkwürdig, dass dieses Gefühl beim Fliegen für den einen das schönste Gefühl der Welt war und für den anderen der reinste Horror. Teddy beugte sich nach vorne, der Besen neigte sich leicht Richtung Boden und unter Victoires nun panischer Umklammerung brachen ihm beinahe die Rippen. Oder zumindest fühlte es sich so an.

Weich landeten sie auf der roten Erde am Rand einer kleinen Straße, aber Victoire ließ dennoch nicht los und machte auch keine Anstalten wieder aus den Tiefen seines T-Shirts aufzutauchen.

„Coco?”, murmelte Teddy und löste sanft ihre Arme, hielt jedoch ihre Hände fest, „es ist vorbei. Wir gehen das letzte Stück zu Fuß!”

Teddy schrumpfte den Besen und verstaute ihn in der Hosentasche. Kreidebleich stützte sich Victoire nun auf seinen Arm und stammelte: „Teddy, der Boden...bewegt sich...er soll damit aufhören...”

„Mensch, Coco! Das war doch deine Idee...”, lachte Teddy leise und nahm sie beruhigend in den Arm. Sie standen eine ganze Weile so da, doch dann schob Victoire ihn von sich, strich sich die Haare aus dem Gesicht, räusperte sich und sagte, als wäre nichts geschehen: „Lass uns weitergehen, sonst ist die ganze Kultur vorbei, bis du mit Trödeln fertig bist”.

Ungläubig öffnete Teddy den Mund und starrte sie an. Aber sie schenkte ihm nur ihr entwaffnendstes Lächeln, nahm seine Hand und zog ihn hinter sich her in Richtung Dorf.

Was auch immer sich Teddy erwartet hatte, das hier war es nicht. Viel aufregendes oder Kultur würden sie hier wohl nicht finden. Niemand feierte, sang, tanzte, lachte oder trank. Wobei, das dann wohl doch. Soweit er die Straße hinunter sah, erblickte Teddy nichts als alte Leute, die in Plastikstühlen vor ihren Haustüren saßen und sich unterhielten. Ab und an waren da noch ein paar Kinder, die auf der Straße spielten, doch sonst überhaupt nichts.

Der ungläubige Blick, den er Victoire zuwarf, wurde durch einen, zudem auch noch ziemlich genervten, ihrerseits erwidert.

„Sollen wir mal jemanden fragen?”, schlug Teddy mutlos vor und erntete dafür einen verächtlichen Blick von Victoire.

„Fragen ist was für Kleinkinder, Teddy”, tadelte sie ihn. Na, das war mal wieder typisch. Sie war zu stolz, um nach dem Weg zu fragen.

„Ich würde ja fragen und du könntest hier-”, begann Teddy, doch Victoire hatte sich bereits der nächsten Straßenkreuzung zugewandt.

Teddy schüttelte irritiert den Kopf. Das konnte jetzt doch nicht ewig so weitergehen! Er sah sich kurz auf der Straße um und entdeckte eine Gruppe von drei Senioren, die ihn Wein trinkend und Kekse essend beobachteten.

Er warf einen verstohlenen Blick auf Victoire, die immer noch an der Straßenecke stand, und war mit drei großen Schritten bei seinen Beobachtern.

Teddy räusperte sich, um ihre ungeteilte Aufmerksamkeit zu bekommen, obwohl er sie wahrscheinlich ohnehin schon besaß.

„Entschuldigung, könnten Sie mir und meiner Freundin sagen, wo man hier etwas erleben kann?” Die drei Männer sahen ihn immer noch kauend an und zeigten keinerlei Reaktion.

„Tja nun, ich meine, Kultur... cultura. Sie wissen schon, äh, tanzen, äh... dansar?” Ihm gingen die Worte aus. Nach wie vor ausdruckslose Gesichter vor ihm.

Teddy war kurz davor einen Zauberspruch zu verwenden, der ihn, zumindest kurzzeitig, diese Sprache beherrschen lassen würde, und den Arthur sicher als Schummelei betitelt hätte, aber ein plötzlicher Ausruf Victoires hielt ihn davon ab.

„Teddy, komm schnell, ich habe was gefunden.” Er spürte die Blicke der Männer in seinem Rücken, als er zu ihr eilte. Victoire sah ihn verzückt an und sagte: „Hörst du das?” Teddy runzelte die Stirn. Was genau sollte er hören, mal abgesehen von den Grillen?

Dann drangen gedämpfte Töne an sein Ohr.

Aufgeregt packte Victoire seine Hand und zog ihn hinter sich her. Je weiter sie sich vom Zentrum des kleinen Dorfes entfernten, desto deutlicher wurde die Musik. Es handelte sich um lebendige, aufgeweckte Gitarrenmusik, die zudem noch unheimlich rhythmisch war. Hinzu kam das Gemurmel von zahlreichen Stimmen und ein herausforderndes Klatschen. Als sie das Dorf bereits ein ganz schönes Stück hinter sich gelassen hatten, entdeckte Teddy auf einmal einen Feuerschein. Mit jedem Schritt, den er hinter Victoire her stolperte, konnte er ein klein wenig mehr von dem ausmachen, auf das sie sich zu bewegten. Allerdings wäre es ihm unmöglich gewesen, zu sagen, worum es sich bei den merkwürdigen Schemen handelte.

"Fantastisch", hauchte Victoire, die endlich stehen geblieben war.

Sie standen am Rand einer, wie sollte man das nennen, Caravansiedlung?! Die Wägen waren so angeordnet, dass sich zwischen ihnen ein zentraler Platz bildete. In dessen Mitte brannte ein Feuer, um welches viele Menschen in bunten Kleidern auf Klappstühlen saßen. Junge Frauen in langen, fliegenden Röcken, tanzten rund um das Feuer herum zu der Gitarrenmusik und dem geklatschten Rhythmus. Teddy wollte sich fragend zu Victoire umdrehen, aber die stand nicht mehr neben ihm, sondern lief schnurstracks auf die versammelten Menschen zu.

"Coco! Verdammt, was machst du? Bleib stehen!", zischte er ihr hinterher.

"Wieso? Genau deshalb sind wir doch hergekommen", rief sie ihm über die Schulter zu, wodurch eine der tanzenden Frauen sie bemerkte und ihr zu winkte.

Teddy beeilte sich ihr zu folgen und befand sich im nächsten Moment, von lauter fröhlichen Menschen umgeben, auf einem Plastikklappstuhl, auf den er kurzerhand platziert worden war. Da man Victoire keinen Stuhl „anbot” setzte sie sich einfach auf seinen Schoß. Teddy war sich nicht sicher, ob ihm das nicht unangenehm sein sollte.

Aber das war es nicht. Es gefiel ihm, ihre Wärme auf seiner Haut zu spüren, sogar den Duft ihrer Haare konnte er riechen. Eine ganze Weile saßen sie so da und beobachteten, wie die Frauen kunstvoll ihre Röcke schwangen, in den Boden stampften und Hüften sowie von sich gestreckte Hände im Kreis drehten. Dann postierte sich eine sehr junge, sehr hübsche Frau direkt vor ihnen, streckte Victoire ihren Arm entgegen, ohne mit dem Tanzen aufzuhören und sagte: „ Tu también!“

Victoire erhob sich elegant von Teddys Schoß, stand jedoch erst ein wenig verloren da und betrachtete die Bewegungen der jungen Frau genau. Die nickte ihr aufmunternd zu und rief: „ Inténtalo! Tu puedes!”

Noch ein weiteres Mal ließ Victoire sich das nicht sagen, denn obwohl sie die Sprache nicht hundertprozentig verstand, war die Bedeutung doch unüberhör- und -sehbar. Victoire fühlte sich herausgefordert und Teddy wusste, wie sehr sie Herausforderungen liebte. Konzentriert tanzte Victoire nach, was die junge Frau vormachte. Vor dem rötlichen Schein des Feuers wirkten ihre Haare noch heller, ihre Bewegungen, elegant wie immer, waren erst schüchtern, zurückhaltend und wurden mit jedem Takt, in dem sie sicherer wurde, wilder und ausgelassener. Teddy strahlte über beide Ohren, während er sie so beobachtete. Sie wirkte so glücklich, so unbefangen. Er wünschte, er würde für immer zusehen dürfen, wie sie sich im Kreis drehte, mit den Füßen stampfte und ihren Kopf lachend in den Nacken warf.

Dann auf einmal packte sie seine Hand, wie bereits schon so oft an diesem Abend, und zog ihn vom Stuhl mitten hinein in die Menge der Tanzenden. Und als sie gemeinsam um das Feuer tanzten, er sie herumwirbelnd, sie vor Freude strahlend, kam er sich kein bisschen lächerlich dabei vor. Er wollte vielmehr, dass dieser Moment nie endete.

Doch gegen den folgenden hatte er dann allerdings auch nichts einzuwenden. Nachdem Teddy sie mit einer Ausdrehung von sich fort geschickt hatte, drehte sie sich wieder ein. Victoire wirbelte in ihrem Übermut mit viel zu viel Schwung, so dass sie gegen ihn stieß und ihn rückwärts zu Boden warf. Sie lachte vergnügt.

„Ich glaube, ich habe gerade ein Déjà-vu“, keuchte Teddy vollkommen außer Atem, „kommt dir das nicht bekannt vor?“

Victoire schüttelte den Kopf: „Bekannt ist es mir schon, aber es ist kein Déjà-vu!“

„Wieso das denn?“

Statt ihm eine Antwort zu geben, legte sie die Lippen auf seine und küsste ihn sanft. Teddy schloss die Augen, erwiderte den Kuss und genoss den Moment. So fühlte es sich also an, wenn man wunschlos glücklich war.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück