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Hopefull Words

SpainRoma
von

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Hopefull Words

Hopefull Words
 

Die helle Haut seiner Hände war bereits feucht und bräunlich gefärbt durch die Erde unter seinen Fingern. Aber es interessierte ihn nicht. Im Gegenteil, noch stärker griffen seine langen Finger in die kalte Erde unter sich und nur noch mehr krümmte er sich zusammen.

Ein Schluchzen entkam seiner Kehle.

Das einzige Geräusch seit Stunden.

Nur seine erstickte Stimme war zu hören.

Nur seine eigene…
 

// „Lovi? Warum weinst du denn? Was ist passiert?“ Seine Stimme war direkt hinter ihm, aber der Angesprochene drehte sich nicht herum. Er fuhr mit seinem Arm über sein Gesicht um die Tränen fortzuwischen. Trotzig wandte er sich nur noch etwas weiter von dem Braunhaarigen ab: „Meine Tomate!“ Kurz stockte er. „Meine letzte Tomate… ist auf den Boden gefallen…“ Er schniefte. „Jetzt… kann ich sie nicht mehr essen!“ //
 

Leicht schüttelte er seinen gebeugten Haarschopf.

Wie konnte er damals über so einen Unsinn weinen?

Weinen… um eine Tomate…!

Aber er war ein Kind gewesen!

Wie hätte er damals wissen sollen, ab wann eine ‚geeignete Gelegenheit’ gefunden worden war um zu weinen…

‚Geeignete Gelegenheit’?

Was dachte er da??

Diese Gelegenheit verabscheute er.

Er wollte sie rückgängig machen!

Wollte sie nicht haben!

Er HASSTE diese Situation, in der er sich gerade befand.
 

Er wollte alles ungeschehen machen…

…wollte ihn zurückholen.
 

Sein Kopf richtete sich etwas auf und starrte regungslos auf das Gemäuer vor sich.

Er konnte nicht lesen, was darin eingraviert war, aber er musste es auch nicht lesen.

Er wusste es leider zu gut…

Neue Tränen tropften aus seinen Augen, seine Wangen herunter und endeten auf seinen Händen und dem dunklen Boden des Friedhofes.
 

// ‚Er gilt als vermisst!’ – ‚Oh mein Gott, wirklich? Wie konnte das passieren?’ – ‚Der Einsatz war doch auf der niedrigsten Gefahrenstufe!’ – ‚Ja, eben! Wieso?’ – ‚Der Bombenangriff kam überraschend… Es wird erzählt, dass es keine Überlebenden gibt…’

Nein… Nein! Die Stimmen um ihn herum wurden lauter und doch erreichte keine einzige wirklich sein Gehör. Alles an das er denken konnte war ‚er’.

‚er’ – der Einzige, der ihn nicht als Last gesehen hatte

- der Einzige, der gerne mit ihm zusammen gewesen war

- der Einzige, der es vermochte, Lovino glücklich zu machen

Das musste ein Albtraum sein!

Er konnte nicht tot sein!

Das war einfach unmöglich! //
 

„Du hattest mir versprochen, dass du zurück kommen würdest,“ murmelte der Junge unter Tränen.
 

// ‚Man hat die Leiche nicht gefunden.’ – ‚Wahrscheinlich wurde er direkt von der Bombe erwischt.’ – ‚Oh mein Gott. Heißt dass, sein Körper wurde..?’ //
 

Alles nur Gerede.

Alle redeten darüber als wäre er nur irgendjemand gewesen.

Irgendjemand – der gestorben war.

Wie konnten sie nur?

Denn für ihn war er nicht nur ‚irgendjemand’ gewesen!

Er war alles für ihn gewesen.
 

Wie lange saß er eigentlich schon auf dem Grab?

Er hatte die Zeit vergessen…

Dunkel war es bereits und keine Menschenseele war mehr hier.

Fratello wollte ihn mit sich nehmen, nach der Beerdigung des leeren Sarges - da der Körper bis heute nicht gefunden worden war - zu sich nach Hause, aber Lovino hatte sich geweigert.

Er würde nicht weggehen.

Niemals mehr.

Sein Schicksal war besiegelt mit dem Schicksal seines ‚Bosses’.

Es tat ihm leid für seinen Bruder, aber dieser konnte ihn nicht verstehen.

Er hatte ja, was ihn glücklich machte.

Lovino hatte es verloren.
 

Ein erneuter Schluchzer drang in die kalte Nacht hinaus.

„Das schlimme ist…“

Seine Stimme erklang nur ganz leise, aber klar über den Gräbern. Seine eigene Stimme klang ihm so fremd – verletzt, angreifbar, ängstlich. All das, was er immer gut hinter seiner Arroganz versteckt hatte.

„…ich konnte dir nicht mal… die Wahrheit sagen.“

Er versuchte tief durchzuatmen, da er das Gefühl hatte, an seinen Tränen zu ersticken.

Ersticken…

Kein schlechter Gedanke.

Vielleicht könnte er Antonio in einem anderen Leben dann endlich sagen…

„…konnte dir nicht einmal sagen, wieviel du mir bedeutest…“

Erneut krümmte sich der Körper gen Boden, fast schon berührte die angespannte Stirn des eigentlich so zarten, fast kindlichen Gesichtes die Erde.

„…das ist nicht fair…“
 


 

Ein Schock durchfuhr ihn als sich plötzlich warme Arme um seinen Körper schlangen.

„…dann sag es mir jetzt…,“ hauchte die Stimme, die zu dem Körper hinter ihm gehörte und die ihm so vertraut war, was ihm nicht unbedingt half zu glauben, dass er sich in der Realität befand.

War die Stimme real?

War der Körper, der sich gerade sanft an ihn schmiegte real?

Er musste träumen.

Wunschdenken!

Genau!

Er spürte wie sein eigener Körper anfing zu zittern. Seine Augen fielen auf seine Hände die unbändig so sehr zitterten als sei er kurz vor einem Nervenzusammenbruch – und genauso fühlte er sich auch.

Er hatte das Gefühl seinen Verstand zu verlieren.

„Lovi~“

Ein heißkalter Schauer durchfuhr ihn, als die sanfte, dunkle Stimme seinen Namen flüsterte.

„Es tut mir so leid…“ Leise hustete der Ältere hinter ihm.

„Ich wollte mich früher bei dir melden. Ich wollte nicht, dass du leiden musst!“

Die Arme umschlangen den Italiener noch fester.

„Bitte – verzeih mir… mein Lovi~“

Er sollte nicht nachgeben, er sollte diesen Schwachkopf anschreien, ihn fertig machen, was ihm einfiele ihn so in Schrecken zu versetzen. Er sollte ihn schlagen, ihn treten, ihn beleidigen und danach ignorieren – wie er es eigentlich immer tat.

Aber es war gerade überhaupt nichts wie immer.
 

So schnell er konnte drehte er seinen schlanken Körper innerhalb der Umarmung zu dem Anderen, schlang die Arme um dessen Hals und drückte sich an den Körper, der genauso roch wie er es gewohnt war – nach Tomaten, nach Sonne, nach Antonio.

Er hatte so viele Fragen an ihn, aber die würden warten müssen.

Lovino war sich sicher, dass er in dieser Situation sowieso keine Worte finden würde, keine Stimme haben würde, um diese überhaupt auszusprechen.

Einzig und allein das unterdrückte, stoßweise Luftholen des Kleineren ertönte eine zeitlang auf dem Friedhof.

Es war ihm im Moment nicht möglich sich zu beruhigen. Alles was er glaubte zu haben, war über die letzten Wochen verblasst und urplötzlich war die Farbe durch den Menschen, der ihn gerade fest im Arm hielt, zurückgekommen.

Langsam griff er mit seinen Fingern in die warme Jacke des Anderen, hielt ihn noch fester, da er Angst hatte, Antonio würde wieder verschwinden, würde er ihm in diesem Moment nicht zeigen, dass er ihn brauchte.
 

Es war wirklich nicht Lovinos Art so offen zu seinen Gefühlen zu stehen, aber er spürte, dass es richtig war.

Ja – es war richtig, Antonio im Arm zu halten, ihn nicht mehr loslassen zu wollen und ihm zu zeigen, dass er nicht nur sein ‚großer Bruder’ war, der ihn, Lovino, aufgezogen hatte.

Sein Gesicht vergrub sich in der warmen Jacke des Älteren, als er spürte dass die Tränen wieder ungebändigt über seine Wangen rollten.
 

„Sch, Lovi~ es ist alles gut.“

Ein Kribbeln breitete sich im Körper des Jüngeren aus, als der Atem des Anderen sein Ohr kitzelte.

Seine Worte sollten ihn beruhigen, aber es ging nicht.

Immer noch hatte er Angst, sich in einem Traum zu befinden.

„…T-Tr… Traum…“ wisperte Lovino leise, presste sich noch etwas stärker an den warmen Körper.

Antonios Hand legte sich schützend auf die Wange des Kleineren, strich ihm einzelne Tränen weg und zwang ihn sanft ihn anzusehen.

„Nein, Lovi… Kein Traum!“

Wieder sammelten sich Tränen in den Augen des Kleineren, leicht schüttelte dieser den Kopf.

„Aber… du…“

Weiter kam er nicht – und Lovino war froh darum, da er selbst wusste, dass er immer noch nicht in der Lage war die richtigen Worte zu finden.

Er spürte nur noch die warmen Lippen des Südländers auf seinen eigenen, schmeckte die hauchzarte Erkenntnis, dass Antonios Worte – die er, bevor er in den Krieg gezogen war, so oft zu ihm gesprochen hatte – wirklich der Wahrheit entsprachen und zum ersten Mal wollte er eben diese Worte auch aussprechen, da sie genau das symbolisierten, was er im Moment mehr als deutlich fühlte.
 

Sanft löste er sich von den Lippen des Anderen, dachte aber nicht daran, die Distanz zwischen ihnen unnötig zu vergrößern, blieb daher dicht an ihn gekuschelt und konnte die strahlenden Augen des Spaniers aus nächster Nähe betrachten.

Dieses Strahlen löste in ihm eine ungewollte Ruhe aus und ihm wurde gleichzeitig warm ums Herz, als er seine Wange an die des anderen legte und leise – und aus vollem Herzen – flüsterte:
 

„Antonio…

…ti amo“
 


 

~ End ~
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Aylin_
2011-06-14T10:54:24+00:00 14.06.2011 12:54
Ich kann ned aufhören zu weinen.
Diese Geschichte ist so schön.
Ich empfinde pure LIEBE für sie
>//////<
Die ist so wundervoll geschrieben. *schnief*

Von:  CookieNatsu
2011-06-13T21:31:41+00:00 13.06.2011 23:31
Ich LIEBE diese FF so sehr - das war deine erste FF zu dem Pair ne ♥
*liebe liebe liebe*
*/////*~
hast du echt voll toll geschrieben *//*


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