Prolog
Ihr Herz raste, pumpte das Blut ihres schmalen Körpers in rasender Geschwindigkeit durch ihre Adern. Hermine keuchte erschrocken auf, wirbelte herum und feuerte einen Fluch auf ihren Gegner. Sie durfte, konnte nicht zulassen, dass den anderen etwas geschah.
Doch der Todesser wich einfach aus, warf sich zur Seite, rollte sich ab und feuerte auf dem Boden kniend ebenfalls einen Fluch auf sie ab.
„PROTEGO!“
Die dunkle Stimme hallte durch den Flur und der Fluch prallte an einer unsichtbaren Mauer ab. Hermine wirbelte herum und erblickte Viktor Krum. Sein Gesicht war kühl, beinahe unnahbar. Sie eilte zu dem Zauberer.
„Viktor!“
„Hermine“, erwiderte er und die Kälte und Härte in seinen Zügen fiel ab. Erleichterung überdeckte diesen Anblick und er schloss sie in seine Arme.
„Gott ... ich dachte ich seh dich nie wieder, kleine Hexe“, sagte er und schob sie etwas von sich weg. Hermine lachte leicht und boxte ihm gegen die Schulter.
„So leicht bin ich nicht umzubringen. Aber ... warte einen Moment, ok? Ich bin hier gleich fertig“, sagte sie, drehte sich wieder um und lief zu dem Todesser. Die junge Hexe schloss die Augen und stimmte einen lautlosen Gesang an. Der Todesser war reichlich verwirrt, warf sich herum und wollte verschwinden, aber er prallte von einem Energiefeld ab.
Um Hermine herum begann ein Kreis mit unzähligen Runen in einem blassen Rot aufzuleuchten. Viktor beobachtete das ganze, hielt sich im Hintergrund und behielt gleichzeitig den Flur im Auge. Es war ungewöhnlich still und sein Instinkt sagte ihm, dass dies eine Magie war, die mächtig und enorm zerstörerisch war. Sein Herz schlug schneller und er schluckte kurz. Er hatte Ron vor ein paar Tagen erst versprochen auf dessen Freundin aufzupassen. Und jetzt passierte hier so etwas. Er konnte nicht genau nachvollziehen was sie da tat, doch er wusste, es ging wahrlich über gewöhnliche Magie hinaus und er fragte sich, wo sie das gelernt hatte.
Hermine war eine der stärksten und klügsten Hexen, die er je getroffen oder von denen er je gehört hatte. Vermutlich war sie auch stärker als Voldemort, doch Viktor wusste, dass sie diesen nicht töten würde. Sie hatte ihm gestern erst gesagt, dass sie stärker als Harry war, dass sie Voldemort locker besiegen könnte. Dennoch. Sie würde das Harry überlassen, denn es war seine Aufgabe. Seine Bestimmung war es, den dunklen Lord zu töten und diesen Krieg zu beenden.
Was nur macht sie da?, fragte sich Viktor und runzelte leicht die Stirn. Sein Blick heftete sich auf den Boden und er musterte den Kreis. Das Licht pulsierte leicht und in ihm stieg ein ungutes, aber nicht genau bestimmbares Gefühl auf. Der Todesser indessen versuchte aus seinem Gefängnis auszubrechen, doch er schaffte es nicht. Seine Schläge gegen diese Mauern waren undurchdringlich, beinahe kraftlos und wurden mit jedem weiteren Schlag immer schwächer.
Leichter Wind kam auf, das Leuchten verstärkte sich und winzige Blitze zuckten aus Hermines Händen und liefen über ihren Körper. Ihre Haare standen wild von ihrem Kopf ab, ihre Kleidung flatterte, als stände sie in einem ordentlichen Sturmwind. Worte flossen über ihre Lippen, Worte in einer Sprache, die Viktor noch nie zuvor gehört hatte. Plötzlich hörte er Schritte hinter sich und wirbelte herum. Sein Schulleiter Karkaroff kam auf ihn zugeeilt. Der Mann wirkte ausgemergelt und ziemlich mitgenommen. Seine Haare hingen ihm wirr ins Gesicht. Mehrere Kratzer und Striemen zogen sich über seine Haut und er war so verdreckt, als hätte er sich monatelang nicht mehr gewaschen.
„Viktor ...“, sagte Karkaroff und legte eine Hand auf seinen Lieblingsschüler. Er stand nun keuchend neben ihm und sein Blick fiel auf Hermine. Erschrocken riss er die Augen auf.
„Ach du ... Gott im Himmel!“, wisperte er und Viktor sah seinen fassungslosen Schulleiter verwirrt an.
„Was ist denn?“, fragte Viktor. Karkaroff blickte zu seinem Schüler und wieder zurück zu Hermine.
„Das ist uralte Magie ... sie ... siehst du es nicht? Sie verwendet keinen Zauberstab dafür! Den hat sie weggesteckt! Diese ... diese Hexe lässt die Magie in sich anders wirken als sonst! Meines Wissens wurde diese Art von Magie zu Zeiten vor Christus und noch bis zu Zeiten Merlins angewendet aber dann nicht mehr. Wie kann sie als Muggelstämmige so etwas nur anwenden? Diese Art der Magie könnte höchstens eine reinblütige Hexe oder ein reinblütiger Magier anwenden. Aber ... sie ...“, murmelte er und Viktor gab ein unwilliges Grollen von sich.
„Hermine ist eine der Stärksten unserer Gesellschaft, Professor Karkaroff. Sie ist stärker als Harry Potter, weil der seine Zauber willkürlich anwendet. Ich wundere mich nicht, dass Hermine zu solch einer starken Magie fähig ist“, meinte er. Karkaroff hielt die Luft an.
„Sie ist fertig ... sie hat jetzt genug Magie angesammelt“, wisperte er. Und tatsächlich. Hermine streckte die Hand aus und ein markerschütternder Schrei hallte durch den Flur. Die restlichen Flammen auf den magischen Fackeln flackerten und aus Hermines Hand sprang ein Blitz, der den Todesser nach wenigen Sekunden einfach zu Staub zerfallen ließ. Fassungslos rissen die beiden Zauberer die Augen auf und hielten ihre Zauberstäbe bereit. Sie waren sich nicht sicher, ob Hermine sie als Freunde sehen würde oder nicht. Diese drehte sich um und Viktor zog zischend die Luft ein, als er ihr Gesicht sah.
Ihre Augen waren tiefschwarz. Selbst das weiß ihrer Augäpfel war verschwunden. Seine Linien und Muster hatten sich über ihre blasse Haut gezogen. Die Lippen waren blau verfärbt und ihre Adern traten deutlich hervor. Mit einem hellen Blitz löste sie sich auf und an den beiden Zauberern flog ein helles Licht vorbei.
Hermine sollte nie mehr dieselbe sein. An diesem Tag wurde Durmstrang dem Erboden gleich gemacht, aber kein Todesser überlebte die Schlacht in dieser Schule.
