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Glue The Heart

von

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Mädchen!

Freundin...?

Hat sie wirklich gerade „Freundin“ gesagt? Na ja, das war zu erwarten, oder nicht? Ich schätze, das würde dann für meine Playboy-Theorie sprechen, würde mich also nicht wundern, wenn da noch vier weitere von der Sorte auftauchen. Trotzdem ist mir das Kinn wohl runter geklappt. Allerdings merke ich das erst, als mein Mund trocken wird. Es dauert ein paar Sekunden, dann habe ich mich aber wieder gefangen. Ich blinzle, um auch die Trockenheit zu vertreiben, die meine Augen durch das ungläubige Starren befallen hat und ich schließe den Mund schön langsam wieder. Vermutlich mache ich einen ziemlich zurückgebliebenen Eindruck. Aber was interessiert mich auch schon, wie ich auf diese dumme Göre wirke? Überhaupt habe ich nichts mit ihr zu tun, also braucht sie mich auch gar nicht so anzugrinsen.

»Finn? Alles okay?«

«Hmmm?»

»Der Blick grade war ziemlich gruslig, als ob du jemanden töten wolltest.«

Ian grinst mich versöhnlich an. Ich weiß, dass das ein Scherz sein sollte, aber momentan ist mir nicht der Sinn nach Scherzen.

«Ach so.» mache ich also nur.

«Ich muss nochmal raus.»

Die Worte kamen mir wie von selbst über die Lippen. Ich musste nirgendwohin, aber bleiben wollte ich auch nicht, ein fünftes Rad am Wagen sein. Mein Körper hat sich angespannt. War ich denn schon wieder dabei auszuticken? Was ist in letzter Zeit nur los mit mir? So bin ich doch sonst nicht, eigentlich bin ich viel gelassener. Trotzdem zwänge ich mich hastig in meine ausgelatschten Turnschuhe, schnappe mir meine Jacke und husche dicht an Anna vorbei Richtung Freiheit.
 

Dabei war es mir ganz gleich, wohin ich ging, mir waren Annas verständnislose Worte egal, oder Ians Frage, was ich gerade vorhabe. Er hat also eine Freundin, Anna. Eine Freundin, na und? Ist doch ganz gleich, dass sie hübsch und freundlich und das absolute Gegenteil von mir ist. Macht mir doch nichts! Ist ja nicht so, als würde er mir gehören, nur weil er mich ein paar Nächte bei sich schlafen lässt. War ja klar, dass er jemanden hat, immerhin schwärmen immer alle von ihm und außerdem ist er noch richtig nett. Vielleicht ein bisschen zu nett, immerhin ist es ziemlich seltsam jemand völlig Fremdes bei sich wohnen zu lassen.

Ich frage mich, ob er deswegen oft ausgenutzt wird. Er sieht zwar nicht so aus, aber genau wissen kann man das nie.
 

Wie lange ich wohl schon unterwegs bin? Ich bin stehen geblieben, weil keine Häuser mehr vor mir sind. Gerade eben habe ich das Stadtende erreicht, es grenzt an ein kleines Waldstück, nicht sehr groß, aber man hat es als „Erholungsgebiet“ stehen lassen. Nicht viel übrig um sich zu erholen meiner Meinung nach, aber es ist trotzdem sehr beliebt. Weiter drinnen im Wald hat man sogar einen See ausgehoben. Früher war ich da oft zum schwimmen, aber heute ist es zu kalt, also glaube ich kaum, dass irgendjemand dort ist. Ich frage mich, ob es immer noch so aussieht, wie damals, als ich klein war. Damals hat auch meine Oma noch gelebt und meine Familie war noch ein bisschen mehr, wie die aus dem Fernsehen, diese grinsenden, glücklichen.
 

Ich kann es nicht recht beschreiben, aber irgendwie geht eine gewisse Anziehung von dem See auf mich aus. Es ist nostalgisch und traurig, aber auf eine seltsame Weise beruhigend, denn das war ein Ort, an dem ich glücklich war und deshalb fühle ich mich wohl auch sicher.

Abgesehen davon hat diese Anhäufung von Bäumen nichts Magisches an sich und vermutlich würde man auch gar nicht auf die Idee kommen, es sei etwas Besonderes. Darauf lassen ja schon die Mülleimer, die gut alle zehn Meter auf einem eigens angelegten Pfad aufgestellt wurden, schließen, oder die leeren Plastikflaschen, die sorgfältig auf dem Weg oder in den Büschen zwischen den Müllkübeln verteilt wurden. Hier gibt es wohl schon lange keinen Respekt mehr vor der Natur.
 

Dann bin ich da. Der See sieht kleiner aus, als in meiner Erinnerung und der Steg schäbiger. Aber ich hatte Recht, ich bin alleine hier, die Wolken und die kalten Temperaturen haben die anderen Badegäste verscheucht. Meine Schritte hinterlassen ein vertrautes Geräusch, als ich über das vermooste Holz des Stegs gehe. Ich setze mich an dessen Rand und starre ins Wasser. Vielleicht sehe ich ja ein paar Fische.

Ich bin nicht wirklich an Fischen interessiert, ich versuche nur nicht daran zu denken, was Ian und Anna wohl grade machen, immerhin sind seine Eltern nicht da und an seiner Stelle würde ich diese Gelegenheit dazu nutzen...

Das reicht! Ich will es mir nicht vorstellen! Sein Sexleben geht mich nichts an und ich will verflucht noch keine Bilder eines frisch verliebten Heteropärchens in meinem Kopf haben! Schon gar nicht mit Ian in der Hauptrolle.

Man... das kann doch nicht sein!

Ich.. bin eifersüchtig? Aber ich steh nicht mal auf ihn!
 

Ablenken, ich muss mich irgendwie ablenken und zwar schnell!

Mein Blick wandert wieder Richtung Wasser. Was solls, sollen sich die Fische damit beschäftigen!

Mit einem Ruck löse ich mich vom Steg und das nächste, das ich wahrnehme ist eine eisige Kälte, die sich um meinen Körper legt. Nass und anhänglich, aber ohne Bilder von Ian und Anna, denn das ist meine Kälte. Allerdings fällt mir kurz darauf ein, dass ich gerade voll bekleidet, mitsamt meinem Handy in der Jackentasche ins Wasser gesprungen bin. Also hechte ich kurz darauf eilig wieder ans Ufer.
 

Verflucht! Wieso denke ich nie vorher nach, bevor ich was unternehme? Ich nestle am Reißverschluss meiner Jackentasche herum. Hoffentlich ist es nicht zu nass geworden. Ein schwarzes Display erwidert meinem Starren.

«Sag, dass du einfach keinen Akku mehr hattest.» flehe ich es an.

Aber vermutlich hätte es mir jetzt sowieso nicht weitergeholfen jemanden anzurufen, die Sache ist nur die, dass Nicks Nummer darauf gespeichert war. Wie soll ich ihn jetzt noch erreichen? Ich weiß ja, ich muss von ihm loskommen, aber doch nicht auf so drastische Art und Weise!

Mir ist schon wieder zum Flennen zu mute, was für ein beschissener Tag!
 

Ich beginne zu zittern. Kein Wunder, immerhin gibt es keine Stelle meines Körpers, die nicht durchnässt ist, also sollte ich wohl oder übel wieder zurück gehen.

Zurück gehen, ja, aber zu wem? Zu Ian? Zu Nick? Zu meinen Eltern? Wieso fühle ich mich so verloren und ungewollt? Das ist scheiße, ich will das nicht!

Vermutlich kann ich zu Ian zurück, wenn ich mich bei ihm entschuldige. Ich war ziemlich unhöflich vorhin, hoffentlich bereut er es nicht, mich bei sich aufgenommen zu haben. Ein sehr deprimierender Gedanke, aber im Moment ist das auch kein Wunder. Am liebsten würde ich noch ein wenig länger in Selbstmitleid versinken, aber dazu ist mir zu kalt und blöderweise bin ich zu vernünftig, als dass ich mich einfach hier meinem Schicksal überlassen würde.

Dabei muss selbst ich schmunzeln. Vernünftig also? Meine letzten paar Aktionen sprechen nicht gerade dafür. Dennoch mache ich mich auf den Rückweg. Vielleicht sollte ich ihnen was mitbringen, Bier vielleicht? Ob Anna Bier trinkt, Mädchen sind da manchmal ziemlich heikel. Obwohl ich Ian auch noch nie Bier trinken sehen hab.
 

Ein Supermarkt auf dem Weg erleichtert mir die Entscheidung. Ich gehe rein, immer noch fröstelnd und durchnässt, weswegen ich auch ziemlich komisch angestarrt werde. Aber ich versuche es zu ignorieren, schnappe mir ein Sixpack Bier und gehe damit an die Kassa. Die Kassiererin mustert mich skeptisch, als ich ihr einen nassen Schein anhängen will.

»Hast dus nicht in Münzen oder wenigstens trocken?«

«N.nein, t. tut mir leid» murmle ich etwas kleinlaut.

»Aber einen Ausweis hast du schon?«

Ich nicke und ziehe einen nicht weniger nassen Fetzen Papier aus meiner Geldtasche und zeige ihn ihr.

»Man, Junge, du musst besser auf deine Sachen aufpassen und auf dich auch.«

Wieder nicke ich und grinse schief dabei. Ja, es war ziemlich dumm von mir, was ich gemacht habe und dass ich das Bier schlussendlich kaufen konnte, habe ich nur der Freundlichkeit der Kassiererin zu verdanken. Ich schwor mir trotzdem, nie wieder klatschnass einkaufen zu gehen. Ein Gedanke, auf den der Großteil der Menschheit, also der glückliche Teil davon, nicht einmal kommen muss.
 

Auf meinem Weg zu Ian wurde ich noch ziemlich oft angestarrt und ich konnte Leute hinter meinem Rücken tuscheln hören. Aber das war mir egal, ich war nämlich viel zu nervös und unsicher, was Ian wohl sagen wird, wenn ich wieder bei ihm aufkreuze und zwar in dieser Verfassung. Ich klingle und warte vor der Tür.

Es ist jedoch nicht Ian, der sie schließlich öffnet, sondern Anna. Sie hatte ein ziemlich breites Grinsen im Gesicht, wie zu dem Zeitpunkt, in dem sie Ians Haus betreten hat, allerdings veränderte sich ihr Gesichtsausdruck schlagartig, als sie erkennt in welchem Zustand ich bin.

»Was ist denn mit dir passiert?«

Ihr Blick huscht besorgt von oben bis unten über meinen Körper und meine Wangen färben sich aus Scham rot, als ich wieder daran denke, was ich getan habe.

«Ich war sch.schwimmen.» stammle ich mit klappernden Zähnen, dann halte ich das Sixpack hoch.

«B.. Bier?»
 

Soviel zu dem, was ich mir zusammen gedacht habe. Nur blöderweise scheint mein Versöhnungsplan nicht ganz aufzugehen, da ich nur entgeistert angestarrt werde.

»Bier? Komm erst mal rein, du holst dir den Tod da draußen!«

Und schon werde ich ins Innere gezerrt.

»Na los, zieh dich aus!«

Ich kann spüren, wie ich erneut rot werde, wieso muss sich Ians Freundin um mich kümmern? Das ist so erniedrigend. Als ich jedoch nicht gleich auf ihren Befehl reagiere, beginnt sie mir auch noch die Klamotten eigenhändig vom Leib zu reißen.

«Hey!»

Meine Stimme hört sich ziemlich quietschig an, ungewohnt und sie scheint überhaupt keinen Einfluss auf Anna zu haben, die es jetzt geschafft hat, mir meine Jacke auszuziehen und nun damit beschäftigt ist, mir mein Shirt über meinen Oberkörper zu ziehen.

«L..lass d.d.das!»

»Bestimmt nicht! Weißt du wie du aussiehst? Wie eine waschechte Wasserleiche!«

Mit einem letzten Ruck stehe ich jetzt oben ohne vor ihr, aber dieses unglaublich aufdringliche Wesen vor mir, scheint sich dadurch kein bisschen gestört zu fühlen oder auch nur ein Fünkchen Scham in sich zu entdecken, denn jetzt hat sie es auf meine Hose abgesehen.

Ich laufe sofort knallrot an.
 

«I. Ich mach das s.selbst!»

Damit wende ich mich abrupt von ihr ab und beginne meine Hose aufzuknöpfen.

«M.machs.st du d.das eigen.t.tlich mit jedem?»

Durch die verdammte Kälte kann ich immer noch nicht richtig reden und mein Eindruck eines Bekloppten wird mir wohl noch länger anhaften.

»Nein, nur mit Ians schwulen Freunden.«

Was? Woher weiß sie, dass ich schwul bin? Na ja, okay, von Ian, von wem sonst, aber...?

Wo steckt der eigentlich?

Mittlerweile stehe ich nur noch in meiner Unterwäsche da. Ich schiele zu Anna und diese scheint mich wiederum auffordernd anzustarren. Sie will doch nicht, dass ich mich GANZ vor ihr ausziehe? Ich blinzle verblüfft, dann werde ich noch ein gutes Stück röter, als ich ohnehin schon bin.

«I.ich geh ins B.bad!»

Und damit stapfe ich auch schon davon. Was glaubt die eigentlich? Dass ich ihr eine persönliche Stripshow liefere?!

Dabei verdränge ich den Gedanken, dass ich genau das getan habe. Das ist einfach zu peinlich. Wie komme ich auch nur immer in solche Situationen?

Mal abgesehen davon ist Ians Geschmack ja fast noch schlimmer als meiner! Also wirklich! Mädchen heutzutage!
 

Ich brauche die Zeit unter der Dusche, um mich zu beruhigen. Dabei kann ich hören, wie Anna mit jemandem spricht. Als ich genauer hinhöre, merke ich, dass sie telefoniert. Seltsam, ich dachte sie würde mit Ian reden, aber genaugenommen, hab ich ihn noch gar nicht gesehen, seit ich wieder zurück bin. Wieso lässt er seine Freundin ganz alleine hier? Das ist irgendwie untypisch für ihn. Andererseits kenne ich ihn ja immer noch nicht richtig, also, was weiß ich schon...?



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  sensi-chan
2011-06-21T18:37:32+00:00 21.06.2011 20:37
aaaaahhh!
xD
seite 4 und 5 waren meine lieblings seiten xD
ich mag anna irgendwie
sie is nett~
hihihi wie er was zu trinken gekauft hat xD
und ich schließ mich harus vermutung an, ich glaub ian is ihn suchen gegangen~
weiter!
hop hop hop
Von: abgemeldet
2011-06-20T15:34:54+00:00 20.06.2011 17:34
oh ja! du machst mich immer neigieriger als ich onhein schon bin
freu mich auf den nächsten teil
Von:  _Haru_
2011-06-20T12:30:49+00:00 20.06.2011 14:30
wow..ich bin so gespannt darauf wie es weiter geht!
Ich hoffe doch du schreibst schon daran ._.
Und cih frage mich ob Ian ihn vielleicht suchen gegangen ist..?
Von: haki-pata
2011-06-20T12:08:34+00:00 20.06.2011 14:08
Oha.
Der arme Kerl.
Mann!

Noch etwas in eigener Sache:
Pfoten weg von Alkohol!


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