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A simple Job

von

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Coffee party

Die Sonne schien zwischen den Wolken hindurch und trocknete allmählich die vom Schauer der letzten Nacht genässten Steinpflaster der Bäckereiterrasse. Der frische Duft verlieh dem wechsellaunigen Frühling eine kühle Seite. Mutter, Tochter und der Assassine saßen im Schatten eines Sonnenschirms an einem dreieckigen Tisch. Yve nippte an ihrer Tasse und beobachtete den Fremden, der ihr zur Linken saß, misstrauisch aus den Augenwinkeln. Sie wusste selbst nicht, warum sie diesem Mann ihr Vertrauen nicht so einfach schenken wollte. Eventuell lag es ja daran, dass Nana immer noch auf seiner Schulter lag und dahin döste.
 

„Undankbares Ding! Hat mich seit unserem Wiedersehen nicht eines Blickes gewürdigt. Nicht einmal anmiaut! Oh, ich könnte an die Decke gehen. Und diesem Kerl traue ich erst recht nicht. Man erkennt doch, dass alles an ihm aufgesetzt ist. Er tut nur so als ob. Gerade meine Mutter fällt darauf herein und redet seit etlichen Minuten ungeniert über dies und das und jenes. Ich frage mich, wann sie das Gespräch auf ihr Lieblingsthema, sprich auf meine Wenigkeit, hinlenkt. Jedes Mal, wenn ich in ihrer Nähe bin…“
 

„Sie wissen nicht wie dankbar wir dafür sind, dass die Katze von solch einer umsorgenden Person wie ihnen gefunden worden ist. Wissen sie, wenn Yve nur halb so verantwortungsbewusst wie sie wäre… Ach, ich will sie jetzt nicht mit persönlichen Themen beschäftigen.“

„Sprechen sie sich ruhig aus. Ich höre gerne zu.“ Während er antwortete, konnte er die langsam kochende Wut in Yve spüren. Er dachte sich, welch ein herrliches Bild es wäre, wenn das Mädchen erzürnt das Tisch verließe. Das Kätzchen hatte also Besitzer, besser gesagt eine junge Herrin. Seine neue Freundin wollte er, jedoch nicht einfach so aufgeben.
 

„Einen Kompromiss eingehen. Nein. Das ist nicht meine Art. Eine halbe Lösung ist keine Lösung. Der jungen Dame möchte ich ihr allgeliebtes Haustier auch nicht wegnehmen. Hm. Gott, die Mutter redet wie ein Wasserfall. Ich nicke mal zustimmend. Zurück zum Problem: Ich lasse es wohl darauf ankommen, ob mich das Mädchen überzeugen kann. Wenn sie genug Wille und Scharfsinn besitzt, könnte ich ja eine Ausnahme machen…“
 

„… es ist zwar typisch für die heutige Jugend, dass sie etwas träge sind. Bei ihr ist das so extrem, man kann es sich nicht vorstellen. Und da will sie mir ernsthaft weismachen, dass sie sogar ausziehen kann.“

„Ich habe das Gefühl, sie übertreiben in diesem Punkt vielleicht etwas. Man kann das auch folgendermaßen betrachten: Menschen brauchen Freiräume um sich zu entfalten. Der Sachverhalt lässt sich bildlich weitaus einfacher erklären: Stellen sie sich einen Setzling im Wald vor, der zwischen hochgewachsenen Bäumen eingepflanzt wird. Ohne Licht kann er nicht überleben. Das Problem bei den Bäumen ist, dass sie nicht laufen können, um sich eine Stelle mit genügend Platz zum Gedeihen auszusuchen. Menschen im Gegensatz schon. In diesem Sinne sollten sie ihrer Tochter durchaus Freiheiten gewähren, damit sie zu einer Person reifen kann. Das müssen sie auf jeden Fall beachten. Oder was denkst du darüber Yve? Hoffentlich darf ich dich duzen.“
 

Yve war im Moment völlig perplex. Der Unbekannte verteidigte ernsthaft ihre Position. Ihre Ablehnung schien sich langsam abzubauen. Am Gespräch teilhaben wollte sie nicht und trotzdem wurde sie durch seine Art und Weise dazu ermutigt.

„Zu allererst möchte ich mich nochmals dafür bedanken, dass sie Nana geholfen haben und das Duzen geht in Ordnung. Wissen sie, ihre Mutter ist vor einigen Monaten bei ihrer Geburt gestorben und ich hing wirklich sehr an ihr. Sie ist in letzter Zeit meine einzige Trost gewesen und…“
 

„... doch wird sie ihre Mutter nicht ersetzen können.“ Mischte sich der Killer ein und fuhr fort: „Ich will damit sagen, dass du möglicherweise das Kätzchen genauso eingeengt hast wie deine Mutter es gerade bei dir versucht. Katzen sind Tiere, die sich zwar an Menschen binden und doch benötigen sie definitiv ihre Freiheiten. Weitaus mehr als andere Haustiere. Deshalb gilt das, was ich erläutert habe, ebenso für Nana. Zudem kann dieses Kätzchen nicht die Rolle ihrer Mutter übernehmen, da sie ein eigenständiges Individuum ist. Man müsste bei ihr von Null anfangen und eine Beziehung aufbauen.“
 

Yve erahnte worauf er hinauswollte und fühlte sich in ihrem anfänglichen Misstrauen im Nachhinein bestätigt. Mit leicht zusammengekniffenen Augen und bissig stellte sie folgende Frage: „Worauf wollen SIE hinaus?“
 

„Ich glaube es würde Nana gut tun, wenn sie bei mir bliebe.“
 

„SIE aufgeblasener, arroganter, hinterhältiger und unverschämter…“

„Yve beherrsche dich gefälligst und setz dich wieder hin!“ griff ihre Mutter in die eskalierende Situation ein. Inzwischen war auch Nana aufgewacht. Sie sprang auf den Tisch und blickte gebannt mit ihren halbgeschlossenen blauen Augen zu Yve. Sie war kurz davor loszuheulen und konnte sich nur mit äußerster Mühe zurückhalten: „Sie haben doch keine Ahnung. Nana ist kein Ersatz, sondern ein Vermächtnis von unschätzbarem Wert.“ Als sie diese Worte sprach, konnte sie ihre Tränen letztendlich nicht zurückhalten, die ihr auf die geballten Fäuste fielen. Sie spürte aber auch eine andere Art von Feuchtigkeit an ihrem rechten Zeigefinger. Verschwommen sah sie, dass Nana an ihrer Hand leckte und sich schnurrend zwischen ihre Arme schmiegte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: haki-pata
2011-07-29T05:03:05+00:00 29.07.2011 07:03
Nana bleibt bei ihm und BASTA!
Yve sollte erst einmal mit sich und ihrer Mutter klarkommen.

Ich weiß gar nicht, warum du befürchtest, es ist fad.
Es ist gut. Es ist... menschlich.

Kann es sein, die Mutter hält nicht all zuviel von ihrer Tochter...?


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