Sehnsucht
Nur eine kleine FF von mir, die ich schon lange mal schreiben wollte. Sie ist nicht ganz so geworden, wie ich es mir vorgestellt hattte, aber lest selbst ;)
((c) des Songtextes bei Jesse McCartney)
Würde mich über Kommis freuen, also viel Spaß beim Lesen, ich bin schon gespannt, wir ihr sie finden werdet =)
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Ein Blick auf die Uhr verriet dem Jungen, dass es bereits Viertel nach Zwölf war,
kurz nach Mitternacht also. Conan lag, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, den Blick an
die Decke gerichtet, in seinem Bett und lauschte mehr oder weniger freiwillig dem Geplärre
des Radioweckers... Ran hatte ihn laufen lassen, als sie ihn ins Bett geschickt hatte und
nun sah er es auch nicht mehr ein, die Wärme seines Bettes zu verlassen, um dieses nervige
Ding endlich auszuschalten.
Ein missmutiges Seufzen entfuhr dem Jungen. Wer - um alles in der Welt - spielte um diese
Uhrzeit noch ein so passendes Lied? Wer entschied überhaupt, welches Lied wann gespielt
wurde? Hah, als würde es neben den Gedanken an sie überhaupt noch irgendetwas brauchen, um
ihn wachzuhalten...
We're the best of friends
And we share our secrets
She knows everything that is on my mind
'Wie bereits gesagt... es passt perfekt...', er seufzte erneut. Conan drehte sich auf die Seite,
ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen. Genau so war es doch. So weit er sich
zurückerinnern konnte, war Ran immer an seiner Seite gewesen. Sie hatten ihre Hochs und
Tiefs gehabt, hatten sich immer wieder mal gestritten, über Kleinigkeiten, und genauso
schnell hatten sie sich wieder vertragen. Sie waren zusammen in der Grundschule gewesen,
genauso wie sie zusammen die Mittelschule besucht hatten. Es gab kaum einen Tag, an dem
sie sich nicht gesehen hatten und wenn es doch vereinzelt einmal einen gegeben hatte, dann
hatten sie sich am nächsten Tag nur umso mehr zu erzählen gehabt. Und immer hatte Ran sich
seine Lobeshymnen auf Sherlock Holmes und Arthur Conan Doyle angehört... mal mehr, mal
weniger geduldig. Sie hatte sich stets seine euphorischen Schlussfolgerungen angehört,
wenn er mal wieder inmitten eines Romans seines Lieblingsautors gesteckt hatte und hatte
sich oft genug mit ihm ganz hinten in der Schlange im Buchladen angestellt, wenn mal
wieder ein neuer Detektivroman erschienen war.
Genauso hatte sie sich ihm anvertraut, als ihre Mutter sie und ihren Vater verlassen
hatte, hatte ihm anvertraut wie sehr sie sich wünschte, ihre Mutter würde wieder zu ihnen
zurückkommen und sie wären wieder eine kleine Familie.
Ran hatte immer an ihn geglaubt; sie hatte als Einzige im Regen am Rande des Fußballplatzes
gestanden und ihn und sein Team angefeuert... mit ihrem roten Regenschirm... Und wenn sie
tatsächlich mal ein Spiel verloren hatten, hatte sie ihn aufgeheitert, ihn ermutigt, sich
davon nicht unterkriegen zu lassen!
Und doch...
But lately something's changed
As I lie awake in my bed
...etwas hatte sich verändert. Er wusste, was es war, er wusste nur nicht, wann es
geschehen war. Schon lange war er in seine Jugendfreundin verliebt. Ja, es hatte eine Zeit
gegeben, in der er wirklich nicht mehr als eine gute Freundin in ihr gesehen hatte, seine
beste Freundin... ganz früher. Vielleicht hatte er sie auch da schon geliebt und war nur zu blind - zu jung -
gewesen, um das zu erkennen. Wie gesagt, das war lange her und lange wusste er nun schon, dass sie ihm mehr bedeutete,
als es eine "einfache" Freundin je tun würde.
A voice here inside my head
Softly says
Why don't you kiss her
Why don't you tell her
Why don't you let her see
The feelings that you hide
Cuz she'll never know
If you never show
The way u feel inside
Nein, natürlich wusste sie nichts von seinen Gefühlen; wie könnte sie auch. Er hatte nie
etwas gesagt, hatte immer auf den perfekten Moment gewartet. Schon oft hatte er sich ihr anvertrauen wollen,
hatte ihr seine Liebe gestehen und ihre Beziehung auf eine neue Ebene bringen wollen und doch hatte es sich nie
ergeben. Damals - an dem Tag im Tropical Land - hatte er sich endlich überwinden wollen, es hatte der Anfang ihrer
alten neuen Beziehung werden sollen... Aber na ja, hatte werden sollen... Wie hätte er auch damit rechnen
können, am Ende dieses Tages im Körper dieses Knirpses gefangen zu sein? Das war ein Problem, das er damals natürlich
nicht hatte einkalkulieren können...
Und jetzt, mit dem Körper eines 7-jährigen Kindes, in dem er derzeit nun einmal steckte, hatte er nicht mehr die Chance,
ihr seine Gefühle zu offenbaren - was an diesen jedoch nicht das Geringste änderte...
Oh I'm so afraid to make that first move
Just a touch and we
Could cross the line
And everytime she's near
I wanna never let her go
Confess to her what my heart knows
Hold her close
Auch wenn er jetzt wieder klein war, zurückversetzt in sein vergangenes Ich - zumindest körperlich -, verlangte es ihn
genauso nach ihrer Nähe, wie es für einen eigentlich 17-Jährigen nicht ungewöhnlich war. Er war es, der sie in den Armen
halten, ihr Halt und Nähe geben sollte, und nicht sie, die sich beschützend vor ihn - ein kleines Kind - stellen sollte.
Wann immer sie mal wieder in einen gefährlichen Fall gerieten verlangte es ihn danach, sie schützend an sich zu ziehen
und sie von all dem abzuschirmen, was sie mit ihren hoffnungsvollen Augen sehen musste.
Er wollte endlich einmal ihre Lippen kosten, wollte schmecken, womit sie das süßeste Lächeln zustande brachte, das er je
zu sehen bekommen hatte. Er wollte ihre sanfte Haut spüren, die sich an ihn schmiegte, während sie langsam ins Land der
Träume hinüber glitt... eben dieses Lächeln auf den Lippen. Er wollte endlich wieder bei ihr sein, in seinem richtigen
Körper, und wenn er sie erst einmal bei sich hatte, würde er sie nie wieder gehen lassen.
Ja, genau genommen war er bei ihr... aber es war nicht die Art und Weise, wie er es sich wünschte. Ja, sie nahm ihn hin und
wieder mal mit ins Bad, suchte Schutz in seinem Bett, wenn sie des nachts Angst hatte... aber es war die Art und Weise, wie
man es bei einem Kind tat. Und genau das war es auch, was sie in ihm sah: ein Kind!
Wie hätte sie auch etwas anderes in ihm sehen können? Sclißlich war es das, was er vorgab zu sein: eine Art kleiner Bruder und
sie war somit eine Art Schwesternfigur. Wie hätte sie auch wissen können was es ihm abverlangte, ihr nicht die Strähne,
die ihr frech ins Gesicht fiel, hinter das Ohr zu streichen, nicht die Süße ihrer Lippe zu kosten, wenn sie friedlich
neben ihm schlief... Es war eine Härteprobe... und nicht nur einmal hatte er sich gefragt, wie lange er dieser Versucung
noch widerstehen konnte.
Immerhin durfte sie nicht von seiner wahren Identität erfahren... Und einem Kuss hätte definitiv eine Erklärung folgen
müssen... die Wahrheit! Und genau das war es, was er ihr nicht geben konnte!
Why don't you kiss her
Why don't you tell her
Why don't you let her see
The feelings that you hide
Cuz she'll never know
If you never show
The way u feel inside
What would she say
I wonder would she just turn away
Or would she promise me
That she's here to stay
It hurts me to wait
Und außerdem... Wer auch immer dieses Lied sang, schien keine Ahnung davon zu haben, wie viel Mut es verlangte, diesen
Schritt zu tun, es zu wagen. Ja, sie zu küssen, sie in seinen Armen zu halten, ihr endlich die Wahrheit zu sagen, war genau
das, was er sich wünschte und doch... all dies war auch immer mit einem Fünkchen Angst verbunden!
Was würde sie sagen? Wie würde Ran reagieren? So sicher er sich auch war, ein kleiner aber hartnäckiger Zweifel steckte
dennoch in ihm. Was würde geschehen, wenn Ran seine Gefühle nun doch nicht erwiderte... wenn sie ihn liebte, als Freund,
nicht als Partner? Würde ihre Freundschaft das überstehen? Eine einseitige, unerwiderte Liebe?
Tief in seinem Herzen war er sich eigentlich sicher, dass er sich über diesen Aspekt keinerlei Gedanken zu machen brauchte
und trotzdem war diese Angst da. Dabei hatte sie ihm ihre Liebe doch eigentlich schon oft genug gezeigt! Schon alleine
die Tatsache, dass sie ihm seine Abwesenheit bisher verziehen hatte, die Tränen, die sie für ihn vergoss und auch, dass sie
noch immer auf ihn wartete, waren doch eigentlich Beweis genug! Und ja, genaugenommen hatte sie es ihm auch schon
des Öftere gesagt... ausdrücklich, ganz direkt... 'Ich liebe ihn'... Nein, sie hatte es Conan gesagt...
Was hatte er also zu verlieren?
Es war nur ein kleiner Zweifel und wog die Seite, die ihm versicherte, dass er an ein Happy-End glauben durfte, nicht viel
mehr?
I keep asking myself
Why don't you kiss her
Why don't you tell her
Why don't you let her see
The feelings that you hide
Cuz she'll never know
If you never show
The way u feel inside
Eigentlich hatte er warten wollen... hatte es ihr in seinem richtigen Körper, mit seiner eigenen Stimme, gestehen,
ihr seine Gefühle offenbaren wollen. Er hatte auf den perfekten Moment warten wollen.
'Es gibt ihn nicht, den perfekten Moment!', schoss es ihm jetzt durch den Kopf. Er konnte es nicht mehr länger verbergen,
konnte diese tiefen Gefühlen einfach nicht mehr für sich behalten! Wenn er schon das Geheimnis seiner Identität
- zu ihrem Schutz - bewahren musste, so hatte sie jedoch zumindest in diesem Bereich die Wahrheit verdient! Und würde sie
seine Liebe nach all der Zeit, die er nun mit Abwesenheit glänzte, nicht (mehr) erwidern, würde er damit leben müssen.
Berherzt schwang conan die Beine über die Bettkante, lies die Füße aus dem Bett baumeln und griff nach seinem Handy...
Why don't you kiss her (tell her you love her)
Why don't u tell her (tell her you need her)
Why don't you let her see
The feelings that you hide
Cuz she'll never know
If you never show
The way you feel inside
"Ran, ich bin es, Shinichi! Ich weiß, es ist spät, aber ich wollte wissen, wie es dir geht!" Einen Moment blieb es still, er
hörte nur ihren leisen Atem, der aus dem Hörer seines Telefons ertönte. "Mir geht es gut, Shinichi, aber... ich vermisse
dich..." kam schließlich leise ihre, leicht verschlafen klingende, Antwort - fast flüsterte sie sie. "Ich dich auch!
Und ich verspreche dir, dass ich mein Möglichstes tun werde, um bald zu dir zurück zu kommen. ... Also wenn es dir gut
geht...", Conan holte tief Luft, "kann ich ja jetzt beruhigt schlafen gehen." "Gute Nacht, Shinichi...", er hörte, dass
sie mit den Tränen kämpfte, sein - wenn auch kurzer - Anruf hatte sie mal wieder aufgewühlt. 'Jetzt oder nie...' "Schlaf gut! ... Ich liebe
dich, Ran." Schwer atmend schloss Conan sein Telefon. Es war nicht schwer gewesen, im Gegenteil. Er hatte das Gefühl,
man nähme eine betonschwere Last von ihm, nachdem er diese drei kleinen, großen Worte endlich über die Lippen gebracht hatte.
"Ran, bist du noch wach?" Fragend steckte Conan den Kopf durch den Türspalt in das Zimmer seiner Jugendfreundin. "Ich kann
nicht schlafen, ich hab schlecht geträumt." Mit großen, unschuldigen Augen sah er sie an. "Darf ich bei dir schlafen?" Es
dauerte einen Moment, bis das braunhaarige Mädchen antwortete. Ran saß, den Blick auf ihr Handy gerichtet, aufrecht in ihrem
Bett und schien ihn zunächst überhaupt nicht wahrzunehmen. Erst einige Sekunden später schüttelte sie abwesend den Kopf, als
hätte sie etwas gehört, was sie nicht glauben konnte, und sah ihn an, ehe sie die Bettdecke anhob, ein Stück zur Seite
rutschte um ihm Platz zu machen und antwortete "Na klar, komm her mein Süßer und mach noch das Licht aus." Conan tat wie ihm
aufgetragen worden war und schlüpfte schließlich zu Ran unter die warme Federdecke. Ihm war auf einmal ganz kalt und er
hatte das Gefühl, bis auf die Knochen durchgefroren zu sein... Warum nur? Die Raumtemperatur lag sicherlich bei angenehmen
22 °C...
"Conan?" Ran hatte sich ihm zugewandt und schließlich einen Arm um ihn geschlungen, gerade so als hielte sie ihr liebstes
Kuscheltier. "Ja?" Die Stimme des Jungen klang leicht kratzig. Conan räusperte sich. "Du glaubst nicht, was ich gerade
geträumt habe..." Rans Augen waren geschlossen, sie sah aus, als würde sie geradewegs zurück in diesen "Traum" gleiten.
Als sie keine Reaktion seitens des Jungen erhielt, fuhr sie fort. "Ich habe geträumt, Shinichi würde mir seine Liebe
gestehen... Ich habe geträumt, er würde mir endlich diese drei Worte sagen..." Ein Lächeln lag auf ihren Lippen und die
Worte verließen nur langsam ihren Mund. Ihre Atmung hatte sich ein wenig verlangsamt und das regelmäßige Heben und Senken
ihres Brustkorbes verriet ihm, dass der Schlaf sie fast wiederhatte. Doch er brauchte noch Gewissheit... "Und was ist mit
dir?..." Diese Frage kostete ihn Überwindung; sie hatte so viel zu bedeuten. "Ran!!!" Verzweifelt sah er sie
in der Dunkelheit des Raumes an, als er nicht sofort eine Antwort erhielt. Er MUSSTE diese Antwort einfach haben!
Es hatte den Anschein, als würde sie bereits wieder schlafen und doch bewegten sich ihre Lippen noch leicht:
"Ich liebe dich natürlich auch, Shinichi."
Conan spürte, wie sein Körper sich langsam entkrampfte. Er hatte nicht gewusste, wie verspannt er eigentlich gewesen war,
bis die Anspannung jetzt endlich aus seinen Gliedern wich. Genau DIESE Antwort war es gewesen, die er gebraucht hatte.
Er spürte, wie die wärme der Decke endlich zu ihm durchdrang und sich in seinem Körper ausbreitete.
"Ran...", fast andächtig kam ihr Name über seine Lippen. Vorsichtig drehte er sich in ihren
Armen zu ihr herum, versuchte, sie nicht zu wecken. Sie war tatsächlich eingeschlafen, ein seliges Lächeln zeichnete sich
auf ihrem Gesicht ab. Conan betrachtete das Mädchen durch die Dunkelheit hindurch. Auch wenn es ihm normalerweise gelang,
sich und seine Gefühle zu kontrollieren, versuchte er nun nicht mehr, sich zurückzuhalten, als er ihr sanft die freche
Strähne ihres Haares hinter das Ohr strich, bevor seine Hand sanft ihre Wange streifte. Erst als sein Blick auf ihren
Lippen zum Ruhen kam und er sich dabei ertappte, dass der Wunsch sie zu küssen fast übermächtig wurde, hielt er sich
wieder betont zurück. Er hatte seine Antwort. Es war das erste Mal, dass sie gesagt hatte "Ich liebe dich, Shinichi!" und
nicht nur vor Conan über ihn gesprochen und im Rahmen dieses Gesprächs ihre Gefühle ausgedrückt hatte. Sie hatte gesagt
"Ich liebe dich" - dies und die Tatsache, dass sie ihn noch immer im Arm hielt, mussten für's erste einmal genug sein.
Ein wohliges Seufzen entfuhr dem Jungen und er kuschelte sich noch etwas fester in die warme Umarmung, die ihn umfangen
hielt. Müde griff er nach seiner Brille und legte sie leise auf Rans Nachtschrank. Das nächste Mal, wenn er ihr diese drei
Worte sagte, würde es tatsächlich in seinem richtigen Körper und mit seiner eigenen Stimme sein... Und wenn er sich dann
nicht mehr zurückhalten konnte, sich nicht mehr beherrschen konnte, sie zu küssen, dann war es auch egal, schoss es ihm
noch durch den Kopf, bevor er Ran ins Land der Träume folgte... in dem er seinen lang ersehnten Kuss bereits jetzt bekam...