Malve
Malve - Du bist kalt
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Windrauschen. Fensterklappern.
Ich schluckte eine wenig mühsam, meine Kehle schien wie ausgetrocknet. Ich spürte geradezu, wie er sich zu mir umdrehte, seinen Blick abwandte vom Sturm, der draußen tobte. Ich spürte ebenfalls, wie sein Blick an meinen Füßen ankam, dann langsam, bedächtig immer höher glitt. Es war so, als ob er nicht die kleinste Kleinigkeit an mir übersah. Sein Blick durchleuchtete mich regelrecht und als er schließlich an meinem Gesicht angelangt war, mir in die Augen sah, da traf mich die geballt Wucht seines Blickes. Seiner Augen. Seiner Ausstrahlung.
Erneut schluckte ich, vielleicht ein wenig hektisch und Schweiß bildete sich in meinen Handflächen. Kein unbedingt angenehmes Gefühl, aber was konnte man schon großartig dagegen tun. Sein Blick schien kurzzeitig mein Gesicht abzutasten, sich eine Auszeit zu nehmen als er für einen Augenblick die Augen schloss, nur um dann mit unverminderter Stärke erneut in meine Augen zu starren.
Stumm. Still. Lautlos.
Ein heiß-kalter Schauer rauschte über meinen Rücken und ich konnte nur mühevoll ein Schaudern unterdrücken. Dafür begannen allerdings meine Hände, die ich mittlerweile zu Fäusten geballt hatte, zu zittern. Nicht stark, aber doch so, dass ich es wahrnehmen konnte. Und das womöglich auch er es wahrnehmen konnte.
Verdammt!
Nun kam er langsam auf mich zu. Sein Blick nagelte mich förmlich an die Wand, an der ich lehnte. Auch wenn lehnen wohl nicht das richtige Wort war. An welche ich mich klammerte. Halt suchend klammerte. Sinnloser weise. Sie würde mir keinen Halt geben.
Und seine Füße machten unaufhaltsam Schritte auf mich zu. Mit jedem weiteren Schritt in meine Richtung stieg meine Nervosität an, bis ich schließlich das Gefühl hatte am ganzen Körper zu beben.
Meine eigenen Augen fixierten seine. Beobachtend. Abwartend.
Und er erwiderte den Blick. Lauernd. Fesselnd.
Schließlich stand er vor mir. Nur wenige Zentimeter – nein, Millimeter von mir entfernt, sah mich immer noch unentwegt an, senkte dann den Kopf, kam mir näher…und näher…
Mein Herz blieb stehen, ebenso meine Atmung. Als hätte ich vergessen, wie es ging.
Ich spürte seinen Atem an meinem Ohr. Langsam, beherrscht, heiß-kalt…
Ebenso langsam und beherrscht verließen Worte seinen Mund. Perlten geradezu über seine Lippen. Sie erreichten mein Ohr wie es schien erst mit einiger Verzögerung, doch als sie es taten wusste ich, dass es ihm schwer fallen musste, so ruhig zu bleiben. Immens schwer.
„Komm mir in die Quere und du bist tot, bevor du blinzeln kannst.“