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Die Welt unter der Rinde

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Die Welt unter der Rinde

Es war einmal vor langer Zeit ein König, der lebte mit seinen zwei Söhnen in einem weit entfernten Königreich. Eigentlich lebten sie sehr glücklich und zufrieden, aber eine Sache beschäftige den König sehr. Denn wenn er starb, konnte er sein großes Königreich nur an einen seiner Söhne weiter vererben. Weil er sie aber beide gleich liebte, wollte und konnte sich der König nicht entscheiden, wem er nun sein Reich vermachen sollte.
 

Die zwei Brüder allerdings interessierte das noch nicht. Sie verbrachten ihre freie Zeit lieber damit, in den Wald zu reiten und zu jagen. Wobei der ältere Bruder sich auf die Jagt nach Wild beschränkte und der Jüngere viel lieber den Wald in all seiner Schönheit bestaunte und auf der Jagt nach Inspiration für neue Gedichte und Bilder war.
 

So trug es sich zu, dass die beiden bei einer ihrer Jagden in einen Teil des Waldes kamen, den sie zuvor noch nie gesehen hatte. Der jüngere Prinz wollte zwar sofort zum Schosse des Vaters zurück kehren, doch ließ er sich von seinem mutigen abenteuerlustigen Bruder überreden noch tiefer in den Wald zu gehen und diesen zu erkunden. Nachdem sie dann einige Zeit auf ihren Pferden geritten waren, gelangten sie zu einer kleinen Lichtung, auf der sie Rast machen wollten. So stiegen sie also von ihren Reittieren ab und setzt sich ins hohe Gras. Doch der ältere der Brüder konnte einfach nicht still sitzen und stand stattdessen auf, um sich den Rand der Lichtung etwas genauer zu betrachten.
 

Der Jüngere hingegen blieb sitzen und begann die Landschaft zu malen, damit er sie später seinem Vater zeigen konnte. Und während er so malte, fiel ihm ein großer Baum auf, dessen Rinde auf eine Art geschwungen war, dass man vermuten könnte, es würde sich eine Tür in dem Baum befinden. Offenbar war das nicht nur ihm, sondern auch seinem Bruder aufgefallen, denn auch dieser stand jetzt in der Nähe des Baums und betrachtet diesen ganz genau. Gerade in den Moment, als er seinen Bruder fragen wollte, was er denn vor habe, drückt dieser mit der Hand gegen die Rinde und wider der Erwartungen der beiden gab der holzige Untergrund nach und ließ sich wie einen Tür öffnen. Durch die nun geöffnete Tür weht ein leichter Wind durch den Wald und dieser Wind trug einen Duft mit sich so wunderbar, wie die beiden Prinzen ihn noch nie zuvor gerochen hatte. Wie von selbst bewegten sich ihre Füße auf die Tür zu und schritten langsam durch sie hindurch. Immer dem wunderbaren Duft nach.
 

Als der ältere Bruder wieder aufwachte, er musste wohl eingeschlafen sein, nachdem sie durch die Tür im Baum gegangen waren, sah er sich verwundert um. Er war nicht mehr in dem unbekannten Waldstück, das er und sein Bruder entdeckt hatten. Zunächst setzte er sich auf und betrachtete den Horizont vor sich, wie sich ihm dort ein seltsamer aber trotzdem sehr schöner Anblick bot. Zuhause, in dem Königreich seines Vaters, hatte er noch nie eine solche Landschaft gesehen. In einiger Entfernung zu sich konnte er Berge erkennen, doch im Vergleich zu dem, was sich dahinter für ein Anblick bot, wirkten die Felsen, die aus dem Boden heraus ragten, wieder etwas kleiner.

Wie unglaublich große Murmeln schwebten dort am Himmel Kugeln, von denen er nicht genau wusste, was sie überhaupt sind und welchem Zweck sie diente. Und so saß er noch eine ganze Weile einfach nur stumm vor Begeisterung und Faszination völlig regungslos auf dem Boden und betrachtet den Himmel und die Landschaft, die ihn umgab.
 


 

Sein kleiner Bruder hatte sich im Gegensatz dazu sofort auf den Weg gemacht seinen älteren Bruder zu finden. Es war zwar nicht so, dass ihn dieser Ort nicht auch sehr faszinierte, aber dennoch wussten sie schließlich nicht, wo sie hier waren und was für Gefahren auf sie lauern konnten. Darum dachte er wohl, dass es besser sein würde, wenn sie einander finden und von nun an zusammen diese wunderbare Welt erkunden würde. Denn so schön diese Welt auch erschien, es musste hier auch gefährliche Tiere geben, genau, wie er es von seiner Heimat kannte.

Nachdem er eine Weile gelaufen war, merkte er, dass die Wiesen um ihn herum immer gepflegter wirkten und alles sich einer sanften Ordnung zu unterwerfen schien. Nicht wie in ihrem königlichen Garten, wurden die Bäume geschnitten, dass sie nicht noch größer wurden und Unkraut wurde nicht heraus gerissen, damit es die Harmonie nicht störte. Nein. Hier war es anders. Die Pflanzen schienen von selbst darauf zu achten, als würden sie aufeinander Rücksicht nehmen. So wuchs das Unkraut nicht über all dort wo es wollte, sondern schien sich ein einem Muster anzuordnen, sodass es das Gesamtbild dennoch nicht störte.

Und während er so immer weiter durch die Wiesen und Gärten streifte, bemerkte er in einiger Entfernung zu sich eine Stimme. Sanft redete sie, ganz ruhig und angenehm. Noch nie zuvor hatte er eine solch liebliche Stimme gehört. Darum folgte er dem Klang, bis er an den Waldrand kam, von dem aus in einiger Entfernung ein prächtiges Schloss zu sehen war. Doch etwas anderes erregte seine Aufmerksamkeit. Der junge Prinz hatte das wunderbare liebliche Wesen gefunden, dem diese Stimme gehörte. Noch nie in seinem ganzen Leben hatte er eine so wundervolle Prinzessin gesehen.
 

In der Zwischenzeit hatte sich dann auch der ältere der beiden Prinzen dazu entschlossen sich noch etwas genau in dieser so fremdartigen Welt umzusehen und ähnlich, wie sein Bruder, betrat er irgendwann einen dichten Wald. Da er aber keine Furcht kannte, fühlte er sich dort sehr wohl.

Bald schon fand er einen kleinen Fluss und weil er nach dem langen Laufen durstig geworden war, kniete er neben dem Fluss nieder und trank mit der Handkuhle das frische klare Wasser. Anschließend stand er auf und ging weiter den Fluss entlang, weil ihm das Wasser aber so gut geschmeckt hatte und er in seinem Leben noch nie so frisches klares Wasser getrunken hatte, kniete er abermals neben dem Fluss und trank von dem kühlen Nass. Dies wiederholte sich, nachdem er wieder einige Zeit gelaufen war ein drittes und letztes Mal. Und während er so kniete und trank, vernahm er ein leises Rauschen. Davon neugierig geworden folgte der junge Mann dem Rauschen bis es mit jedem neuen Schritt, den er tat immer lauter wurde. Schließlich erreichte er einen kleinen Wasserfall, der kaum so groß war, dass man ihm Wasserfall nennen konnte, Wasserfällchen währe wohl passender gewesen.
 

Als er zu dem Wasserfällchen hinauf blickte, sah er ein wunderschönes Mädchen mit langem goldenem Haar oben auf einigen glatten Felsen des Wasserfällchens sitzen. Überwältigt von seiner Schönheit trat er näher bis an den Fuß des Fels hin und sah zu ihm hinauf und auch das junge wunderhübsche Mädchen schien ihn bemerkt zu haben. Denn sie lächelt ihn liebevoll an und öffnete ihren bezaubernden Mund zum Sprechen. „Wer seit Ihr edler Mann? Ich habe Euch noch nie zuvor hier in unserem Königreich gesehen. Denn ganz sicher, wäre ich Euch schon einmal begegnet, würde ich mich an Euch erinnern. Ein Gesicht wie das Eurige vergisst man nicht.“

–„Nun, holde Maid, ich bin wirklich nicht von hier. Durch Zufall habe ich mit meinem Bruder den Weg hier her gefunden. Ihr sagtet „Euer Königreich“, gehört Euch dieses Land hier? Wenn ja würde das bedeutet, dass Ihr nicht nur so schön seid wie ein Prinzessin, sondern dass Ihr auch königliches Blut in Euch tragt.“
 

Die junge Frau glitt mit einem Lächeln auf den Lippen von ihrem Sitzplatz herunter und stand nun von dem Prinzen. „Ja, es stimmt. Dieses Königreich gehört meinem gütigen Vater und ich bin mir sicher, dass er Euch sehr gerne kennenlernen würde.“, antwortet ihm die Prinzessin. Und mit diesen Worten machte sich das junge Paar auf den Weg zu dem Schloss des hier reagierenden Königs. Denn auch wenn es bisher keiner der beiden gesagt hatte, so hatten sie sich doch auf den ersten Blick in einander verliebt.
 


 

Überrascht blickten die beiden Brüder einander an, als sie sich in dem Thronsaal des Königs wiedersahen. Doch der König ließ den Prinzen nicht lange Zeit überrascht zu sein, denn er gab eine große Feier aufgrund der Ankunft der jungen Königssöhne. So feierten sie stundenlang ausgelassen und voller Freude das Fest, bis der Abend zu dämmern begann.
 

Doch plötzlich zerriss ein lautes kehliges Brüllen die feierliche Stimmung und immer wieder hörte man das laute Schlagen von zwei mächtigen Flügeln. Völlig verschreckt drängten sich die verängstigten Gäste immer weiter ins Schlossinnere und eigentlich wollte auch der jünger Bruder lieber die Flucht vor einem Monster ergreifen, dass so einen fürchterlichen Laut von sich geben konnte. Als er aber sah, wie sein Bruder dessen Schwert zog und sich auf den Weg hinaus auf den großen Platz vor das Schloss machte, da konnte er ihn einfach nicht allein ziehen lassen und folgte ihm.
 

Und als die beiden schließlich ins Freie gelangt waren, da war das Ungetüm schon vor ihnen auf der Erde gelandet, schwang bedrohlich weit mit den Flügeln und aus seiner Schnauze stieg grauer Rauch empor. Noch nie zuvor hatten die beiden Prinzen einen Drachen in Wirklichkeit gesehen, sie kannten diese Wesen nur aus Erzählungen, doch das änderte nichts daran, dass die beiden Brüder das Schloss mit ihrem Leben verteidigen wollten. Und so stürzte der ältere Bruder auch sogleich los, auf den Drachen zu, um diesen zu vertreiben.
 

Der jüngere der beiden, der nicht so wie sein Bruder gut kämpfen konnte, ging zu den verängstigten Soldaten des Königs, redet ihnen Mut zu und erklärte ihnen, dass er einen Plan habe, wie sie den Drachen besiegen konnten. Zunächst waren die Kämpfer aber noch zögerlich und waren sich unsicher, schließlich war dieses Untier schon öfter hier eingefallen und hatte vieles zerstört, ohne, dass sie es hatten daran hindern können. Als sie aber den anderen Bruder so tapfer und erbittert kämpfen sahen, da fassten sie neuen Mut und Kraft und begannen ebenfalls gegen das Ungetüm zu kämpfen.
 

Nach einigen Stunden erbitternden Kämpfens hatten es die tapferen Krieger geschafft den Drachen zu töten, sodass nun jeder wieder ohne Angst im Schloss und der Umgebung leben konnte.

Der König war darüber so dankbar, dass er den beiden Prinzen seine Töchter zur Frau versprach und sie schon am nächsten Tag Hochzeit feierten.

Nach der Hochzeit entschloss sich der ältere Sohn zusammen mit seiner Frau dazu in das Königreich seines Vaters zurück zu kehren und dort dessen Erbe anzutreten. Sein jüngerer Bruder hingegen blieb mit seiner Frau in dieser faszinierenden geheimnisvollen Welt.
 

Nach der Abreise seines älteren Bruders stand der neue junge König mit seiner Frau vor dem Tor des Schlosses auf einer Bank in einer der unzähligen wundervoll gepflegten Wiesen und betrachtet mit ihr den Horizont und auch ihm fiel Ähnliches auf, wie seinem Bruder tags zuvor.

„Was sind den das für große Kugeln, die so sehr bunten Murmeln gleichen?“, fragte er seine Frau. Diese antwortet ihm darauf hin lachend: „Das sind keine Kugel und auch keine Murmeln. Das sind Welten. Und jede Welt hat ihr eigenes Königreich. Ganz sicher ist dort auch irgendwo das Königreich deines Vaters. Nie wirst du jemanden vermissen, weil du glaubst er ist dir fern. Du musst nur hinauf in den Himmel sehen und du wirst sie finden, du wirst sie sehen können. Weder dein Bruder noch dein Vater weder dir je mehr fern sein können, weil du sie von hier auf sehen kannst.“

Darauf hin lächelt der junge König, küsste seine wunderbare Frau und lebte mit ihr glücklich und zufrieden. Denn wie sie gesagt hatte, musste er seine Familie nicht vermissen, weil er sie jeden Abend sehen konnte.



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