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Midsummernight-Princess

Eine Dunkelheit im Herzen
von

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Mitreißend

Äste krachten unter seinem Gewicht. Blätter stoben durch die Gegend. Ein lauter Knall.

Er landete am Boden. Sein Rückgrad schmerzte.

Aber er war relativ weich gelandet. Blätter und das Kleid ebneten ihm ein gefährliches Bett. Doch es rettete ihn. Sein trainierter und ohnehin viel aushaltender Körper halfen ihm wohl aber auch, diesen Höllensturz zu überleben.

Link seufzte erleichtert. Glück … Glück im Unglück.

Er sah nach oben. Von hier aus konnte man direkt zum Fenster sehen. Der Kopf eines Soldaten lugte hervor. Er schien sich umzusehen, ob er Link entdeckte.

Aber er selbst war von Blättern überdeckt. Sie würden trotzdem bald hier sein, auch wenn sie ihn nicht sehen konnten.

Er musste sich schnell das Kleid vom Leibe reißen, sodass sie ihn nicht an seiner Kleidung erkannten.

Er rappelte sich auf, wobei sein Rücken Wellen des Schmerzes durch seinen Körper sandte. Doch es ging. Es war aushaltbar … Aushaltbar.

Er schaute zu, dass er noch immer bedeckt war. Dabei riss er sich das Kleid weiter auf. Das schöne Korsett, die Ärmel, all den Saum und den Schmuck …

Er würde sich bei Arithmeta sehr, sehr entschuldigen müssen. Nein, eine Entschuldigung würde nicht reichen. Für diese Missetat verdiente sie eine Entschädigung.

Aber das war die Aufgabe des Zukunfts-Link. Er musste nur dafür sorgen, dass es sein zukünftiges Ich noch geben würde.

Er schob die Stoffreste zur Seite und bemerkte erleichtert, dass seine normale Männerkleidung unbeschadet davon gekommen war. Sie war nicht einmal merklich dreckig geworden. Er schmiss sich auf den Boden und kroch vorsichtig im Gebüsch herum.

Er musste sich beeilen. Er musste hoffen, dass die Metallmänner zu langsam waren.

Seine Sicht nach vorne wurde frei und er sah in den Schlosshof. Einige fein gekleidete Leute standen dort.

„… verstehe es wirklich nicht, weshalb sie nicht endlich …“, erreichten ihn Gesprächsfetzen von vorbei schreitenden Leuten.

Er musste sich unter sie mischen. Doch diese Leute waren meistens nur zu zweit unterwegs.

Und sein Gesicht war bekannt. Ein Unbekannter würde ihn nicht decken.

Er kroch noch ein wenig hervor und schaute sich links und rechts um.

Keine Soldaten.

Dann blickte er vorsichtshalber noch nach oben. Dabei bemerkte er, dass ein in der nähe stehender Zierdebaum ihn gerade vor unliebsamen Blicken schützte.

Und dass jemand unter diesem Zierdebaum stand.

„Mydia?“, fragte er leise, als er das braune Haar und das hübsche Gesicht zuordnen konnte.

Sie schrak schockiert auf. Ihre blauen Augen fanden ihn und sie lächelte ihn an.

„Link … Euer Kleid …“, stellte sie leise fest, „Aber … Euch scheint es gut zu gehen …“

„Ja, danke“, stimmte er ihr ebenso ruhig zu, „Aber ich hätte eine Bitte an Euch … Könnt Ihr mir irgendwie helfen, hineinzugelangen? Ich war bei Ilya … doch mein Plan scheiterte … Ich brauche einen weiteren Versuch.“

Sie wirkte verunsichert. Nach kurzem Zögern fragte sie: „Wie?“

„Ich hoffe, sie werden nicht jeden genau unter die Lupe nehmen …“, erklärte er, „Aber am wichtigsten ist, dass ich jetzt von hier verschwinde. Sie werden nachsehen kommen, ob ich noch am Leben bin.“ Mit diesen Worten sprang er schnell auf und stellte sich neben Mydia.

Sie war ein wenig größer als er selbst. Aber das fiel nicht weiter auf.

Sie trug ein violettes Kleid, welches leicht verziert war. Wahrscheinlich wollte sie nicht zu sehr auffallen.

Sie blickte verwirrt auf ihn herunter. Ihr Blick sprach die ungestellte Frage „Wie ‚noch am Leben’?“ aus, doch er beachtete sie nicht.

„Die Soldaten werden den Adel nicht beunruhigen wollen“, vermutete er, „Sie werden also still hierher kommen und es als Routine tarnen.“

Sie nickte verstehend und schritt los. Erst eilig und mit der Zeit immer ruhiger.

Link hielt sich nahe an ihrer Seite.

Sein Gewand wollte nicht richtig zu den ganzen bestickten und geschmückten Kleidern passen, doch es war auch nicht wirklich unpassend. Männer hatten verschiedene Möglichkeiten, wie sie zu Bällen erscheinen konnten. Er hoffte, dass seine Variante eine der unauffälligen war.

Als sie einige Schritte vom Busch entfernt waren, kam die Wachmannschaft gesammelt durch das Tor gelaufen und ging in geordneten Reihen auf die Stelle zu, an der sein Kleid noch lag.

Mydia folgte seinem Blick. Dann lächelte sie zuversichtlich. „Frau Arithmeta hat es sehr gut eingefädelt“, meinte sie, „Sie werden nicht vermuten, dass Ihr unter dem Gewand noch Kleidung getragen habt. Sie suchen also nach einem entblößten Mann auf der Flucht – oder zumindest nach einem unordentlich angezogenen. Aber Ihr wirkt wie ein Adelsmann.“

„Danke …“, gab er überrascht zurück.

„Lasst Euch nichts anmerken“, wies sie ihn dann hin und sah wieder von den Wachen weg.

Sie gingen einen Umweg zum Tor und wirkten wie ein adeliges Paar, welches auf den Ball wollte – in letzter Minute.

Sie würden ein graziöses Paar nicht lange aufhalten.

Hoffte er.

„Wo sind Arithmeta und Miralle?“, fragte Link leise, sodass nur Mydia ihn hören konnte.

„Frau Arithmeta ist bereits im Saal“, erklärte sie ihm, „Sie spricht mit Frau Thelma. Miralle unterhält sich mit deren Nichte. Ebenfalls drinnen“

„Warum bist du dann hier draußen?“

Sie schwieg und blickte nachdenklich zu Boden.

Eine Antwort erhielt er nicht mehr, weshalb sie ihren Gang in Schweigen vollführten.

Als sie die Treppe zum Eingang erreichten, standen vermehrt Wachsoldaten herum. Einige davon wirkten, als hielten sie nach einem bestimmten Mann Ausschau. Andere wiederum sahen nur so aus, als wollten sie Kleider inspizieren.

Sie schritten nach oben.

„Oh, und habt Ihr bereits das Kleid von Frau Kumulus gesehen?“, ertönte Mydias Stimme plötzlich. Sie sprach in normalem Gesprächston.

Er war verwirrt über den plötzlichen Themenwechsel. Vor allem, weil er nicht wusste, wer Frau Kumulus sein sollte. Oder was er mit ihrem Kleid sollte.

Er schüttelte lediglich den Kopf. Er wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Vor allem, weil die Soldaten direkt neben ihm waren!

Einige andere Grüppchen und Pärchen gingen nach oben.

Bei genauerem Hinsehen bemerkte er, dass es sogar viele waren. Alle, die draußen waren?

Bedeutete das etwa …?

„Oh, schaut, Liebling!“, ertönte die Stimme einer Adeligen neben ihm, „Dieses wunderbare Kleid Ihrer Hoheit! Habt Ihr das gesehen?“

Der angesprochene schüttelte lediglich den Kopf. „Oh, aber bemerkt doch! Sie scheint zu beginnen!“

Und plötzlich beeilten sich alle.

Mydia und Link taten es den Leuten auf der Treppe nach und hasteten hinein.

In den Thronsaal.

Zu Ilya.

Unbehelligt.
 

Terra eilte in das Zimmer. Doch sie ließ den seltsamen Tanz aus. Immerhin erkannte sie keinen Grund dafür, etwas zu tanzen, was sie weder kannte noch verstand.

Azur kniete am Boden, lag aber teils auch an Yurais Bett. Seine Hände hielten die Weiße Fee fest. Diese schaute immer noch gequält drein.

Terra setzte sich neben Azur.

„Azur?“, fragte sie leise, „Azur? Hört Ihr mich?“

Sie erhielt keine Antwort. Aber sie bemerkte, dass er in etwa so qualvoll dreinblickte wie Yurai selbst.

Hatte er es etwa geschafft? Hatte er es tatsächlich geschafft, in Yurais Gedankenwelt zu gelangen? Terras Theorie …

War das die Idee?

Aber wie kam er auf den schrägen Tanz?!

Terra musste zu ihnen – zu ihm! Sie musste ihm helfen …

„Bewachen?“, rief sie aus, „Bewachen? Wie soll ich dich bewachen, wenn ich keine Ahnung habe, was los ist?!“, fuhr sie ihn an.

Doch er regte sich nicht.

Seine azurblauen Augen blieben geschlossen.

„Hey …“, fügte sie erschöpft hinzu, „Was soll ich tun …?“

Sie lehnte ihre Hand an seine Schulter. „Azur … Du schaffst das …“, sagte sie leise, aber zuversichtlich, „Du wirst Yurai helfen können, diese Mauer zu bezwingen …“

Sie lächelte ihn freundlich an. „Immerhin hast du es versprochen. Und du musst Versprechen halten.“

Sie strich ihm freundschaftlich über die Schulter. „Okay?“

„Ihr seid ja tatsächlich schon per Du“, ertönte eine Stimme aus dem nicht einsehbaren Teil des Ganges.

Terra fuhr erschrocken zusammen und drehte sich in Richtung Tür. Ihr Herz machte einen kurzen Aussetzer.

Sie hatte die Stimme erkannt.

Also kein Grund zur Panik. Okay? Es hatte nichts mit Ganondorf zu tun. Nichts.

„Kilass … Solltest du nicht das Schiff draußen bewachen? Wir müssen Händler ausmachen. Es fehlt uns an Nahrungsmitteln …“, meinte sie mit fester Stimme, ohne dabei auf seine Worte einzugehen.

Der ehemalige zweite Kommandant trat letztlich zur Tür und lehnte sich lässig in den Rahmen. „Retro“, spuckte er aus, „Du hast mir nichts zu sagen.“

Terra saß neben Azur, hatte ihre Hände von ihm genommen und konzentrierte sich nunmehr auf Klassik. Auch wenn ihr eine mürrisch genervte Bemerkung auf der Zunge lag, ließ sie sie nicht auf ihn los. Sie hatte jetzt Wichtigeres zu tun, als auf einer gefälschten Position herumzureiten.

„Lass uns Frieden schließen“, brachte sie ein, „Seit du wieder da bist, meckerst du an mir herum … Aber unser Ziel ist viel größer als wir beide …“ Sie gestikulierte überzeugend dazu, „Wir müssen zusammenarbeiten, wenn wir das schaffen wollen, Yurai, Azur – die ganze Welt! - zu retten …“ Sie streckte ihm die Hand entgegen. „Einverstanden?“ Während sie die Frage stellte, lächelte sie ihn aufmunternd an.

„Pah“, machte er nur abfällig, „Ich schüttle keinem Menschen wie dir eine Hand“, fügte er kalt hinzu, „Und jetzt sieh zu, dass du von unserem König und der Weißen Fee weg kommst – aber hastig.“

Terra zog einen Schmollmund. „Ach, darum geht es dir“, stellte sie fest, „Dich stört es, dass du zu einem Mensch werden musstest, obwohl du unsereins so sehr hasst.“ Der Hass in seiner Stimme war wohl nicht anders zu interpretieren. Wenn er von Menschen sprach, wurde sein Tonfall so abfällig, als spräche er von Kakerlaken.

Er lachte abfällig. „Du irrst dich, Mensch“, erklärte er daraufhin grimmig, „Gewaltig.“

Und mit einem Satz stand er vor ihr und hob sie mit einer Hand hoch. Seine Hand umspannte ihren Hals. Da sie kleiner als er war, konnte er sie leicht vom Boden wegbringen und in die Höhe halten.

„Höhen sind nicht für Menschen gemacht“, erklärte er ihr.

Sie zappelte herum, hielt dabei aber seinen Arm fest, um nicht zu ersticken. Sie musste es schaffen, sich los zu reißen! Was sollte das?! Wieso … Wieso tat er das?!

War er etwa …?

Sollte sie Azur etwa vor Klassik beschützen?!

„Lass mich los!“, forderte sie angestrengt. Es war sehr unvorteilhaft, zu sprechen, obwohl sie in der Luft gefangen war.

„Stirb“, antwortete er ihr kalt. Sein Blick traf den ihren. Hass war darin beschrieben. Aber dieser Hass galt ihr. Direkt ihr. Nicht allen Menschen. Dieser Hass war ein persönlicher Hass … Aber … Weshalb? Was hatte sie ihm getan? Sie kannte ihn doch nicht einmal richtig!

„Wieso?“, brachte sie hervor, „Lass … mich …“

Ihre Beine schlugen in der Luft herum, doch Klassik hielt sie auf Sicherheitsabstand, sodass es nichts nützte. Es verschwendete nur Energie.

Doch Terra konnte es nicht lassen. Es fühlte sich ansonsten an, als hätte sie aufgegeben. Und das hatte sie nicht.

„Deinetwegen“, knurrte er, „Allein deinetwegen!“ Und im nächsten Moment spürte Terra, wie sie durch die Luft flog. Sie kam hart am Boden auf. Doch ehe sie genug Zeit zum Atemholen hatte, geschweige denn, sich an den Hals zu fassen oder gar aufzustehen, wurde sie erneut gepackt. Diesmal zog er sie an den Haaren nach oben.

Schmerz durchfuhr ihren Körper. Prellungen, ihr Hals, ihre Lunge und ihr Kopf schmerzten fürchterlich.

„Kilass … Bitte …“, flehte sie und fuhr mit den Händen zu ihren Haaren, um den Druck zu verringern, den Klassik damit ausübte, dass er sie hochhob. Sie spürte, wie sich an den Seiten ihrer Augen Tränen bildeten.

„Kilass“, wiederholte er abfällig, „Du wagst es, einen Feennamen zu benutzen, Mensch!“ Dafür zog er sie wohl noch ein Stück hoch und stieß ihr dann mit einem Fuß in den Rücken, weshalb sie vorkippte. Aber weil er die Haare nicht losließ, hing sie in der Luft – ungeheurem Druck ausgesetzt.

„Es … Es tut mir leid“, entschuldigte sie sich schnell. Sie versuchte, ein Schluchzen zu unterdrücken. Diese Genugtuung würde sie ihm nicht gönnen.

Er würde wahrscheinlich darauf warten. Darauf konnte er lange warten. Terra würde stark sein. Solange er mit ihr beschäftigt war, würde er nicht auf Azur losgehen. Und nicht auf Yurai. Sie war sich sicher, dass Azur Kilass gemeint haben musste.

„Pah!“, spie er aus, „Eine Entschuldigung und alles ist gut – ist das dein Plan?“ Er gab mehr Kraft in seinen Fuß, was Terras Kopfschmerzen verschlimmerte, „Fehlanzeige, Kommandant.“

„Was …“, begann Terra, biss dann aber die Zähne zusammen, um nicht los schreien zu müssen. Dieser Schmerz. Diese elendige Pein … Wie … Wie sollte sie die nur aushalten? Es schmerzte so … Schmerz …

Vor ihrem Auge verschwamm alles. Nebelflecken bildeten sich unaufhaltsam.

Nein. Nein. NEIN!

Sie durfte nicht ohnmächtig werden. Klassik könnte ansonsten …

Azur …

„Was ich vorhabe?“, vervollständigte er gütiger Weise ihre unausgesprochene Frage.

Sie wollte nicken, hielt sich aber rechtzeitig davon ab. Das würde noch mehr Qual bedeuten.

„Ich war derjenige, der Yurai gefunden hat“, setzte er an, „Ich war derjenige, der die Weiße Fee gefunden hat.“ Er drückte noch heftiger gegen Terras Rücken. Mit einem Ruck ließ er ihre Haare los. Terra fiel zu Boden.

Doch den Aufprall bekam sie kaum mehr mit. Es war nur ein Weh mehr, der sie durchfuhr.

„Ich weiß so viel mehr, als ihr anderen. Ich weiß so viel mehr, als jeder sonst“, erzählte er. Sie spürte seinen kalten Blick im Rücken. Sein Fuß lagerte noch immer darauf.

Aber sie konnte nicht genau sagen, ob er fest zudrückte oder nicht.

Alles war verschwommen … Unwirklich …

„Azur … und ich“, schloss er seinen Satz und klang dabei verbittert, „Ich habe es ihm erzählt. Immerhin bin ich sein zweiter Kommandant. Doch er … er hat sich geweigert, mir Folge zu leisten …“

Warum … sollte Azur ihm Folge leisten …? Er war nur der zweite … Azur war doch der Kapitän … Azur …

Plötzlich fiel eine weiße Feder vom Himmel. Sie landete direkt neben Terra.

Als sie die Feder beobachtete, befand sie sich nicht mehr auf dem Boden des Schiffes. Sie lag auf steinigem Untergrund, der unwirklich wirkte.

„Yurai!“, ertönte eine ihr sehr bekannte Stimme, „Yurai! Pass auf!“

Ein ganzer Haufen weißer Feder fiel nach unten.

Azurs Stimme … Yurai … War sie etwa …?

„Die Höhle!“, rief sie überrascht aus, wobei sie sich erheben wollte.

„Schweig!“, erklang Klassiks Stimme über ihr. Sie spürte den Seitentritt, den er ihr verpasste. Sie rollte ein Stück über den Holzboden des Schiffes, was ihrem Körper die blauen Flecken überall spüren ließ.

„Du hast mir meine Anerkennung gestohlen, Mensch“, sagte Klassik wütend, wobei er langsam auf sie zuschritt, „Du hast mir meinen Platz gestohlen, Mensch“, fügte er zornig hinzu, „Und du hast mir meinen Prinzen gestohlen!“

Und damit trat er noch einmal auf sie ein.

Und plötzlich befand sie sich erneut in der Höhle. Azur stand vor ihr und wehrte schwarze Blitze ab.

„Terra, verdammt! Wach auf!“, rief er ihr zu.

Doch er sah sie nicht an. „Azur …“, murmelte sie geschwächt.

„Hau ab!“, forderte er, „Das hier ist mein Kampf!“

„Aber … Kilass …“, wandte sie müde ein, während sie versuchte, sich aufzusetzen.

„Störrisches Ding!“, rief Kilass, als er wieder an ihren Haaren riss und sie vollkommen aufzerrte.

Als Terra völlig zu sich kam, drückte er sie an die Schiffswand. Ihr Gesicht klebte am Holz der Wand. Sie spürte Kilass’ frostigen Atem in ihrem Nacken. „Du sollst liegen bleiben … Ich werde Yurai töten. Du kannst sie nicht beschützen. Du bist nur ein elender Mensch.“

Was …?

Was sagte er da …? Er wollte … er wollte die Weiße Fee …? Aber er war doch eine …

Terra fiel es schwer, richtig Gedanken zu fassen. Immer wieder schleuderte der Schmerz sie davon. Immer wieder sah sie kurz Azur. Und sobald sie sich dort rührte, holte Klassik sie zurück …

Was … Wie …

Azur …

Hilfe …
 

Link schaffte es tatsächlich durch das Tor. Scheinbar wurden die Einladungen und Genehmigungen bereits an vorherigen Türen kontrolliert. Hier blieb man unbehelligt – er war drinnen! Im Saal! Umgeben von Menschen!

Mydia nahm ihn an der Hand und zog ihn durch die Menge. Manchmal rissen sie ab, doch er fand sie dann gleich wieder. Der Saal war voll. Ilya hatte wirklich viele Menschen eingeladen.

Doch keiner von ihnen war ein Krüppel. Und keiner von ihnen war arm. Es war anders als auf dem kleinen Volksfest. Es herrschte eine andere Stimmung. Es waren andere Menschen anwesend.

Andere Welten herrschten hier.

Wo war Shan eigentlich?

„Mydia, hast du Shan irgendwo gesehen?“, fragte Link sie.

Plötzlich blieb sie stehen und sah ihn an. Ein Mann, der aufgrund des plötzlichen Stillstandes gegen Link lief, beschwerte sich. Doch er verschwand gleich wieder in der Menge.

„Shan …?“, fragte sie, „Midna … Wer ist Midna …?“ Sie sah ihn bittend an.

„Midna?“, wiederholte er verwundert, „Woher kennst du …“

„Verzeihung das Paar, aber hier wollen ein paar Leute durch“, unterbrach ihn ein alter Mann, hinter dem eine arrogant wirkende ältere Dame herstapfte und hinter dieser ein großer, jüngerer Mann. Der Mann musterte Link genau. Link fühlte, wie sein Blick ihn durchdrang.

Der alte Mann drängte sich zwischen Mydia und Link durch, weshalb sie ihre Hände losließen und zur Seite gingen.

Link wandte den Blick ab, sodass der Mann ihn nicht erkennen konnte. Doch irgendwoher kannte er ihn … Dieser Mann … er …

„Terra!“, hauchte er sich selbst leise zu. Das war Terras Vater. … Wie war sein Name gleich? Kumulus … Maunten Kumulus. Er wirkte sehr viel jünger und gesünder als das letzte Mal.

Und die beiden älteren Gestalten waren wohl ihre Großeltern!

Die drei kannten ihn. Sie waren Gefahrenfaktoren.

Er drehte sich um, um zu entwischen, doch eine Hand berührte ihn an der Schulter.

Er schaute widerwillig zurück. Maunten war alleine zurückgeblieben. „Terra geht es gut, wie mir vertrauenswürdige Quellen berichtet haben“, sagte er leise, „Weil ich sie dank dir aufspüren konnte, stehe ich in deiner Schuld.“ Dann ließ er seine Schulter los und mischte sich unter die Leute.

Er würde ihn nicht verraten. Das hatte er ihm gerade gesagt.

Doch er hatte ihn erkannt. Link solle auf der Hut sein.

Er wollte, dass er hier weitermachte. Er hatte mit Sicherheit gehört, dass er ein „Verrückter“ war. Aber er vertraute ihm. Weil er Terra geholfen hatte …

Und es ging ihr gut. Das war eine sehr beruhigende Nachricht.

Mydia schritt zu ihm, als Maunten verschwunden war.

„Kommt, gehen wir, Ihre Hoheit steht bereits am Podium und erbittet bald die Aufmerksamkeit aller“, flüsterte Mydia ihm zu, wobei sie ihn besorgt anschaute. Sie vollführte eine Kehrtwendung und ging weiter durch die Menge.

Link blieb dicht hinter ihr. Er beobachtete, wie ihr gepflegtes dunkelbraunes Haar offen ihren Rücken hinunter fiel. Es wirkte wunderschön. Wie Wasser.

„Nein, habt Ihr das Kleid gesehen? Herrin Regena ist wirklich eine interessante Figur!“, stellte irgendjemand in der Reihe fest.

„Ja, und wie!“, gab ihr eine andere Recht, „Aber ich habe sie heute noch gar nicht angetroffen.“

„Sie sollte hier irgendwo zu finden sein. Ich habe ihr Kleid gesehen – und … also wirklich. Ich weiß …“

Sie entfernten sich zu weit von den beiden, die sich dort unterhielten.

Sie sprachen von Regena. Regena kannte Link ebenso. Doch sie würde ihn doch nicht verraten, oder? Immerhin musste er ihr noch das Hemd zurückgeben, das er sich ausgeliehen hatte … Er fragte sich, ob die drei Feenfreundinnen sich gefunden hatten.

Er hoffte, er würde es erfahren.

Während er Mydia folgte, wanderte sein Blick immer wieder zu Ilya hoch, welche kaum merklich besorgt – es fiel ihm nur auf, weil er sie so gut kannte - mit einem Berater sprach. Ob das der Berater war, den sie meinte? Nein … sie sprach von einer Frau … Aber er erkannte keine Frau …

Als Mydia plötzlich stehen blieb, war er es, der in sie hinein krachte. Schleunigst drehte sich sie sich um und hob überrascht ihre Hände. Sie griff sofort nach Links linker Hand und verbeugte sich. „Es tut mir leid!“

„Du solltest dir wirklich angewöhnen, die Leute um dich herum vorzuwarnen …“, schlug Link ihr vor. Als er seine Hand aus ihrem Griff befreien wollte, fiel ihm das leichte Glühen unter seinem Handschuh auf. Oh nein …

Hoffentlich hatte das keiner bemerkt.

Sofort zog er die Hand zurück und verschränkte angespannt die Arme.

„Oh, Link!“, rief Arithmeta, „Ich habe gar nicht bemerkt, dass du da bist! Mydia, hättest du doch etwas gesagt!“

„Link, ich muss dir noch für die Eskorte danken!“, meldete sich danach lautstark Thelma, die plötzlich neben Arithmeta hervorlugte, „Ich bin sicher hier ange- …“

„Spiel dich nicht so auf! Es wurde auch Zeit. Er hat gerade mal das nötigste getan! Und seine Arbeit bei mir hat er auch nicht erledigt, dieser Schmarotzer!“, verlautete Feconis Stimme von weiter weg. Er hörte sie klar und deutlich, doch sehen konnte er sie nicht.

Zum Glück. Sie hätte ihn vermutlich zerrissen.

„Könntet ihr bitte aufhören, meinen Namen durch die Gegend zu brüllen?“, fragte er leise, aber auch herrisch.

Daraufhin kicherten Thelma und Arithmeta zugleich kindisch mädchenhaft, was einen zu der Annahme einer Verwandtschaft hätte bringen können – aber Link war kein Theoretiker.

Als er zu Mydia schaute, erkannte er, dass sie mit verkrampften, verschränkten Armen da stand und besorgt Richtung Podium schaute.

Und da erblickte er sie wieder: Ilya, in ihrer vollen Pracht. Nichts von ihrer vorherigen Verzweiflung oder Trauer war übrig. Die starke Königin war zurück.

Ilya …

„Mein sehr verehrtes Publikum!“, ertönte Ilyas Stimme deutlich durch den ganzen Saal, „Ich habe frohe Kunde zu verbreiten!“ Sie lächelte strahlend, „Das lang ersehnte Mittsommernachtsfest sei hiermit eröffnet!“

… Er würde sie retten.

Begeisterter Applaus wurde laut.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  fahnm
2012-12-29T21:10:43+00:00 29.12.2012 22:10
Hammer Kapi^^
Bin gespannt was Link noch alles erleben wird.^^
Von:  -Ciel_Phantomhive-
2012-12-29T17:32:07+00:00 29.12.2012 18:32
Wie immer kommt mein Kommi jetzt!!! ;D hehe

Also nja du weißt ja eh schon, das ich deine Story LIEBE!! *__*
Ich finde immer des du auch gut in die Geschenhen wechselst. Von Link und dann zu Terra ihrem Abenteuer. ;)
Wirklich TOLL!!!
Freue mich aufs nächste Kapitel. x33
*hibbels* *-*

Liebste Grüße dein -Ciel_Phantomhive- hehe xD



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