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Midsummernight-Princess

Eine Dunkelheit im Herzen
von

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Verstehen

Die Welt ist kein ungerechter Ort.

Nur das Leben, das darauf stattfindet, kann ungerecht sein.

Ein Leben, das meinem gleicht, ist bestimmt nicht gerecht.

Denn es ist kein Leben.

Aber auch kein Tod.

Ich lebe, um zu sterben und dem Leben nachzutrauern.

Einem Leben, das ich nie hatte.
 

Jetzt war es der dritte Tag, den sie in Marine verbrachten, nachdem sie Levi, dem Besitzer der Raststätte für hungrige, müde und faule Gäste, Cavallya gegeben hatten, um diese bei der Gaststätte behalten zu können, sodass sie – nun, Link zumindest – zu Terra reiten konnten, womit sie schließlich um einiges schneller waren, als zu Fuß. Aber mittlerweile hatte er den Standplatz der Pferde vertauscht, sodass er wie gewohnt auf Epona reiten konnte.

Shan hielt sich nun noch weiter vom Pferd fern. „In eine solche Lage“ wollte sie nicht mehr gebracht werden, weshalb sie ihre Schattenwege oder den normalen Fußweg bevorzugte.

Marine war ein Vorteil für sie.

Die eng bebaute Stadt, deren Fußgängerstraßen eher Gassen waren, warf zu jeder Tageszeit genug Schatten, sodass Shan problemlos alles durchlaufen konnte. Den Umhang ließ sie allerdings aufgrund ihres auffälligen Aussehens an. Link verstand es vollkommen, obwohl jede Menge seltsamer Gestalten durch diese Stadt marschierten.

„Gut, dass es ihr wieder besser geht“, frohlockte Shan, „Dann können wir weiter nach Ganondorf suchen.“

Sie saßen zusammen auf einer Bank und sahen auf das Meer. Es erinnerte Link stark an den Hylia-See – nur, dass es niemals endete und riesig war. Auch die Wellen, die es warf, waren unermesslich und die des Sees waren ein Witz dagegen.

Er verstand, weshalb Terra unbedingt hierher wollte.

Obwohl die Matrosen trotzdem noch einschüchternd wirkten.

„Ich möchte wenigstens einmal mit ihr ans Meer“, gestand Link, „Wir haben den ganzen Weg zusammen mit ihr hinter uns gelegt – wir sollten uns über ihr strahlendes Gesicht freuen, wenn sie diese Wellen sieht.“

Eigentlich wollte er noch hinzufügen, dass er hoffte, dass sie bei diesem Anblick eine etwaige Strafe für das zu späte Eintreffen vergaß, doch er bezweifelte, dass Shan dies groß interessierte.

„Dann werden wir morgen wohl abreisen“, entgegnete sie.

Er sah sie überrascht an.

Sie lächelte ihm schelmisch zu.

„Woher …?“

Sie zuckte mit den Schultern. „Wenn ich schon die Einzige von uns beiden bin, die bei der Sache ist, dann rede ich auch mit den Ärzten, die unsere Kranke betreuen.“

„Ich bin bei der Sache“, murmelte er, sagte dann aber deutlich, „Mir haben sie heute Morgen noch nichts Sicheres sagen können.“

Ihr Blick heftete sich viel sagend auf ihn. „Du benutzt die falschen Mittel.“

Er schaute sie fragend an, erhielt aber nur ein Schmunzeln als Antwort, wonach sich Shan wieder dem großen Nass zuwandte.

„Hier ist es ziemlich windig …“, stellte sie fest und zog ihre Kapuze, die deutlichen Schatten auf ihr Gesicht warf, um dieses somit zu verbergen, weiter nach unten.

„Siehst du überhaupt noch etwas?“, wollte er daraufhin wissen.

„Mehr als genug“, versicherte sie ihn, „Und es zieht weniger.“

Er lachte leise.

„Kommt es dir nicht auch dunkel vor? Es ist doch erst Mittag. Und Leute sind auch kaum welche hier.“

„Ob ein Sturm aufkommt?“, fragte er sich. Daraufhin schaute er über das Meer, um die weißen Vögel zu beobachten, die er als »Möwen« kennen gelernt hatte. „Wenn es stimmt, was der Mann vorhin gesagt hatte, dann sagen die Möwen, dass einer aufkommt.“

„Ein Grund, zurück zu gehen?“

„Besuchen wir noch einmal Terra“, legte Link fest und stand auf, um seine Entscheidung dingfest zu machen.

Shan folgte seinem Beispiel wortlos. „Hoffentlich haben wir morgen ebenfalls Regen, wenn wir die Stadt verlassen.“

„Dann kannst du mir besser …“, er unterbrach sich selbst, als sie ihn unter seiner Kapuze mit ihren gefährlich roten Augen noch um einiges gefährlicher anstarrte.

„Bitte?“

„Ja, das wäre toll“, entgegnete er zuckersüß lächelnd und ging um die Bank herum.

Sie lachte herzhaft und folgte ihm, wobei sie ihre Kapuze wieder zurückzog.

Regen setzte ein.

„Ach ja, wenn man schnell nach Hause möchte, hat man kein Pferd dabei.“

„Ha, so kann es gehen“, meinte sie selbstgefällig.

Er nickte nur abwesend.

Es regnete stärker.

„Warum, glaubt du, war Cavallya dort?“, fragte er sie.

Sie legte den Kopf schief, was wohl eine Ausweichgeste für einen fragenden Blick darstellte.

„Im Wald, so kurz vor Marine. Denkst du, es ist wirklich Zufall, dass das Pferd von Terra, die so dringend in diese Stadt möchte, diesen langen Ritt zurücklegt?“

„Was glaubst du denn? Dass die Göttinnen es bestiegen haben, um es mir vor die Füße zu stellen?“, entgegnete sie spöttisch, „Ich denke, das Pferd kannte den Weg einfach instinktiv und hat dort auf seinen rechtmäßigen Reiter gewartet.“

„Wie hast du es eigentlich von dort aus zur Stadt gebracht? Tut mir leid, aber … Ich glaube nicht, dass du es mit dem Stil, den bis zu mir angewandt hast, überlebt hättest.“

„Vielleicht hat es mich einfach erkannt oder so. Ich weiß es nicht. Oder es war sehr nett und hatte sich dann nur vor dir erschreckt … Woher soll ich das denn wissen? Sehe ich aus wie ein Pferd?“

„Dieselbe Mähne wie Cavallya hast du jedenfalls“, überlegte er, „Und du bist groß und dein Hals …“

Sie unterbrach ihn mit einem Räuspern.

Er schaute sie an.

„Das wollte ich eigentlich nicht hören“, teilte sie ihm mit belegter Stimme mit, „Und nein, ich bin kein Pferd, so wie du keine fliegende Fee oder ein Frosch bist.“

„Wie kommst du auf die Idee, dass Feen grün sind …?“

Sie blieb überrascht stehen.

Dann schüttelte sie behände den Kopf und ging schleunigst weiter. „Vergiss es einfach.“

Er folgte ihr.

Bis zum Arzt verlief ihr Weg schweigend.

„Los, frag nach ihr. Ich bin kein Besucher, der ihr behagen wird“, erklärte Shan, „Ich bleibe wieder hier in der Halle und … bleibe einfach hier.“

„Wenn sie zufällig wach ist, werde ich dich holen. Sie soll ihre Retterin …“

Mit einem „Nein“, das keinen Widerspruch duldete, unterbrach sie ihn barsch. „Du hast sie einfach gerettet. Mich gibt es nicht.“

Damit trat sie ein und setzte sich eilig und ohne Zögern auf einen der Stühle.

Sie verschränkte die Arme und blieb stur sitzen, während sie nach unten sah.

„Oh, Sie schon wieder. Terra ist wach“, erklärte die Frau am Eingang, „Sie ist – denke ich – bereit, Besuch zu empfangen. Sie hat sowieso schon nach Ihnen gefragt, Link. Aber Sie waren bei Levi nicht erreichbar ...“

Er nickte höflich und bedankte sich aufrichtig, wobei er auch erklärte, dass er einen Spaziergang gemacht habe.

Danach ging er zum Zimmer, das Terra zugeteilt worden war, in dem er bereits einige Male zugegen war. Allerdings hatte sie bei seinen Besuchen immer geschlafen, weshalb er ihr nur kurz beigewohnt hatte, um nicht zu stören – dazu hatte ihm der Arzt geraten.

Er klopfte leise an der Tür.

Ein genervtes „Herein“ erklang.

Er öffnete die Tür.

Ein überraschtes „Link!“ ertönte.

Er schritt durch die Tür.

Eine Terra strahlte ihn an.

„Link! Komm her!“

Er folgte ihrem Befehl.

Scheinbar war sie nicht böse auf ihn.

Oder es war eine Falle.

„Hey, Terra“, begrüßte er sie, während er zum Stuhl neben ihrem Bett ging. Eigentlich war es kein richtiges Bett, sondern mehr eine Liege, in der wohl niemand länger als nötig bleiben wollte … und sollte.

Etwas Stroh war von einer Decke bedeckt und lag auf einem kalten Stein, der die Form eines Bettes hatte. Über dem Patienten waren dickere Decken und er hatte sogar einen Polster, um bequemer zu liegen.

Der Stuhl war aus Holz und eher ein Schemel. Beides füllte den Raum fast ganz aus. Ein Tisch zierte den Raum ebenso, denn mehr hatte gar keinen Platz. Für einen Patienten waren vielleicht nur zwei Besucher erwünscht, weshalb sie den Raum wohl so eingeschränkt hatten.

„Wie geht es dir?“, wollte er lächelnd von ihr wissen. Er war sehr froh, dass sie wach war und sogar relativ gesund aussah.

„Mir geht es prächtig. Wir sind in Marine, habe ich gehört! Und, ist es schön? Gefällt es euch?“, fragte sie aufgeregt.

„Das ist sehr schön“, beteuerte er ihr, „Und ja, Marine ist wundervoll. Es unterscheidet sich von Hyrule-Stadt vollkommen. Und das Meer finden wir … Wir?“ Er zog eine Augenbraue nach oben. Wen meinte sie mit „euch“? Dass sie ihn mit Königsplural ansprach, war ihm neu.

Sie sah verlegen weg. „Ach, ja, also … Die Frau … und du. Die Frau ist doch auch da, oder?“

Also doch aufgeflogen – um es mit ihren Worten auszudrücken: Ha, so kann es gehen.

„Frau?“, fragte er – natürlich stellte er sich unwissend. Es konnte schließlich auch sein, dass sie Hirngespinste hatte und gar nicht Shan meinte.

„Diese groß gewachsene, die ständig versucht hat, mir aus dem Weg zu gehen. Mit ihr hast du nachts einmal geredet …“

Er wollte Terra nicht belügen. Und Offensichtlich war es auch …

Aber er sollte sich wohl zuerst mit Shan besprechen. Wobei – Terra sahen sie womöglich lange nicht mehr. Und sie schien nicht erkannt zu haben, dass Shan keine Hyrulanerin war. Weshalb sollte er ihre Existenz geheim halten? Wo Terra sie doch gesehen hatte.

Er nickte. „Ihr Name ist Shan. Sie ist aber ein wenig schüchtern, weshalb sie sich nicht traut, zu dir zu kommen. Aber ihr gefällt Marine auch. Und sie hofft, dass es dir gut geht. Sie kommt jedes Mal mit hierher, um dich zu besuchen.“

Terra blickte ungläubig drein, lächelte aber dann. „Dann will ich mich bei ihr bedanken. Ach ja! Und bei dir auch! Herzlichen Dank für meine Rettung. Ohne dich wäre ich wohl …“

Er unterbrach sie mit einer abwehrenden Handbewegung. „Nein, nein, es war Shan, die dich gerettet hat. Ich habe in dieser Sache wohl versagt.“

Das Mädchen legte den Kopf schief und sah bestürzt drein. „Oh.“ Nach einer kurzen Pause fragte sie: „Hat sie sich dabei auch nicht verletzt?“

Er schüttelte den Kopf. „Sie kann auf sich aufpassen. Nein, ihr geht es gut.“

„Ich will mich persönlich bei ihr bedanken.“

Link spielte mit dem Gedanken, erneut abzulehnen. Allerdings hätte Shan ja ihre Meinung ändern können … Und sie hatte ja ihren Umhang. Und wenn sie wollte, konnte Link ihr auch seine Handschuhe leihen, die keine Haut zeigten.

„Warte, ich rede mit ihr“, versprach er.

Er stand auf und ging zum Warteraum, wo Shan noch in derselben Pose saß.

„Schläft sie schon wieder?“, fragte sie.

„Nein, aber du sollst mitkommen.“

Sofort sah sie auf und funkelte ihn zornig an. „Hast du …?“

Er schüttelte ablehnend den Kopf. „Sie hat dich einmal gesehen, als du mit mir gesprochen hast. Sie will sich für die Rettung bedanken.“

Shan seufzte und zeigte ihm ihre Hände.

Sofort zog er seine Winterhandschuhe aus der Tasche.

Erneut entrann ihr ein Seufzen, doch sie nahm an. „Bitte“, sagte sie tonlos, während sie sie anzog. „Aber sie braucht mich gar nicht anzuschauen.“

Er lächelte.

Vor der Tür ließ er ihr den Vortritt.
 


 

Terra wartete gespannt, bis die Tür aufflog und die große Frau in einen Umhang gehüllt auf sie zukam. Von ihrem Gesicht war keine Spur zu sehen, da die Kapuze so tief hineingezogen war. Als wollte sie nicht, dass man sie erkennt …

Ihr ganzer Körper war in diesen Mantel gehüllt. Sie war wohl wirklich sehr schüchtern.

„Hallo! Shan, habe ich gehört? Ich bin Terra! Ich danke dir vielmals, dass du mich gerettet hast, ohne dich wäre ich …“

Sie wurde unterbrochen. „Kein Problem.“

Und sie wollte schon wieder umdrehen, doch Link ließ sie nicht durch.

Die Frau seufzte.

„Was willst du?“, fragte sie erneut an Terra gewandt.

Sie lächelte.

„Außerdem danke ich dir, dass du dich um mein Wohlergehen sorgst.“

„Gerne doch.“

„Woher kommst du?“

Diese Frage ließ die Frau verstummen – nicht, dass sie viel gesprochen hätte …

Doch es gab keine Antwort, sondern sie sah sich nur – nervös? – um.

„Du hast so einen … Akzent. Kaum merkbar. Aber anders als Link. Er hat nur einen Dialekt. Keine Sorge, dich versteht man besser als ihn.“

„Dein Schiff ist vorbei“, erklärte sie, anstatt zu antworten.

Link sah erschrocken drein.

Die Frau strahlte irgendwie eine zufriedene Aura aus.

Und Terra selbst …

… ihr war es egal!

Hauptsache sie lebte noch – und außerdem war sie in Marine!

Dann konnte sie eben nicht mit dem Handelsschiff fahren und Kapitän werden – aber sie lebte noch! Es würde sich ein anderes Schiff zu einem anderen Vollmond finden lassen. Kein Problem.

„Ich danke euch, dass ihr mich hierher gebracht habt. Morgen werde ich entlassen, hat der Arzt gesagt. Dann … werden sich hier unsere Wege wohl trennen?“

Sie lächelte.

Link schaute bestürzt drein, dann schüttelte er langsam den Kopf. „Wir bleiben bis morgen. Dann können wir zusammen ans Meer gehen.“

Terras Augen weiteten sich. „Ihr wollt …?“

Sie war glücklich. Überglücklich. Sie lächelte aus tiefsten Herzen.

„Link, danke, aber …“

Sie wollte unbedingt mit ihm ans Meer, doch sie wusste, dass es nicht ging. Auch wenn er es vorschlug.

„Ich weiß von eurer Aufgabe. Und es war sehr egoistisch von mir, euch meinetwegen aufzuhalten und nicht nach ihm suchen zu lassen. Es tut mir wirklich leid! Es ist sogar schon … hassenswert, dass ihr meinetwegen tagelang Krankenwache geschoben habt, anstatt die Welt zu retten. Geht jetzt, schnell. Oder ich mach euch Feuer unterm Hintern, wenn ich davon höre, dass Ganondorf es schafft!“ Sie lachte.

Links Miene änderte sich von „verdutzt“ auf „liebevoll lächelnd“. „Ob wir einen Tag länger brauchen oder nicht – wir haben hier in der Stadt Arbeit geleistet. Wir haben Leute danach gefragt, ob Seltsames vorgefallen ist … ob sie uns Bescheid sagen können, wenn sie etwas aufschnappen. Dank dir haben wir hierher können. Denkst du, ohne dich wären wir jemals nach Marine gekommen? Nein, wären wir nicht. Es war wohl Schicksals Fügung, dass wir uns getroffen haben. Und das hat uns einen neuen Freund und Hilfe beschert.“

Sie wandte sich ab. „Ich glaube nicht, dass er hier irgendwo sein wird … Er wird doch eher in Hyrule bleiben, wo er Rache an dir nehmen kann.“

„Meine Worte“, stimmte Shan ihr zu.

Er blickte sie verwirrt an. „Aber du hast doch …“

„… gesagt, dass du das Land verlassen sollst, weil er Rache an dir nehmen wird“, beendete sie den Satz, „Nur dass du nicht auf mich hörst.“

Terra lächelte. „Ich bin mir sicher, ihr beide könnt ihn aufhalten.“

„Ja, aber erst, nachdem wir zusammen am Meer waren“, erklärte Link.

Terra seufzte. „Danke.“

Er lächelte.

„Gut, jetzt wo wir das erledigt haben, können wir ja wieder gehen.“

„Du hast es aber eilig. Es stürmt draußen eh …“

„Ein Sturm?“, informierte sich Terra, „Geht es den Schiffen denn gut?“

„Ich kenne mich nicht so recht mit ihnen aus“, erklärte Link entschuldigend, „Tut mir leid, dazu kann ich nichts sagen.“

Terra schaute bestürzt auf ihre Decke. „Die Matrosen werden schon klar kommen.“

„Irgendwie passt du gar nicht zu den Matrosen“, bekannte Link.

„Matrosen? Habe ich jemals …“ Abermals lachte Terra. „Ich will doch kein Matrose werden, Link! Ich werde Kapitän Terra!“, klärte sie ihren Freund und Leibwächter auf.

„… Das hätte ich wirklich nicht ernsthaft erwartet“, bekannte Link bestürzt.

„Ich werde langsam müde …“, erklärte Terra ihnen entschuldigend.

Sie gähnte absichtlich laut und deutlich. „Geht ruhig und amüsiert euch.“

„Wir kommen morgen vorbei und holen dich ab“, versprach er ihr.

Sie lächelte. „Danke sehr. Gute Nacht!“

„Es ist erst Mittag“, warf Shan ein.

„Egal“, meinte Link abwinkend, „Gute Besserung!“

„Es geht mir schon bestens“, entgegnete sie, lächelte aber und sagte: „Danke.“

Sie legte sich hin und deckte sich zu, als die beiden die Tür schlossen und ihre Stimmen draußen verhallten.

Terra fand es sehr schade, dass sie das Schiff verpasst hatte, doch sie reagierte vollkommen anders, als sie es noch vor ein paar Tagen getan hätte.

Dieses Monster … hatte sie irgendwie verändert …

Vielleicht blieb es nicht so. Vielleicht war es auch nicht das Monster alleine.

Link hatte bestimmt auch eine Menge dazu beizutragen.

Sie war zufrieden.

Sie war glücklich zu leben und in Marine zu sein.

„Mama, bist du jetzt auch glücklich?“, fragte sie leise.

Sie schloss wirklich ihre Augen, um zu schlafen.

Das Gesicht ihrer Mutter tauchte von ihren Augen auf und wünschte ihre eine gute Nacht.

Eine Träne rann ihre Wange hinab.

„Danke …“
 


 

Manchmal hatte ich einfach das Gefühl, meinen Tränen freien Lauf lassen zu müssen.

Es hatte doch keiner bemerkt. Aber es gab Ausnahmen.

Und wenn eine solche eingetroffen war, dann hatte sich diejenige Person um mich gekümmert.

Bis diese bemerkte, um WAS sie sich kümmerte.

Lediglich um eine Illusion.
 


 

Link schlug die Augen auf und wurde geblendet. Sonnenstrahlen trafen ihn ins Gesicht. Die Morgensonne war da. Er hatte ein Zimmer im höchsten Stock, wo die Sonne noch Zugriff auf die Stadt hatte. Shans Zimmer lag ein Stockwerk weiter unten.

Er streckte sich ausgiebig und gähnte. Er hatte gut geschlafen. Er würde ein solch bequemes Bett vermissen, wenn er wieder im Gras schlafen musste. Doch dagegen hatte er auch nichts. Das Bett war eben komfortabler – egal, wie abgehärtet er war.

Er schwang aus dem Bett und kleidete sich an.

Den Gürtel anschnallend, befestigte er das Schwert kampfbereit auf seinem Rücken und band das Schild daran fest. Die Leute starrten ihn aufgrund seiner kriegerischen Ausrüstung zwar hin und wieder belustigt an, aber das machte ihm nichts aus. Lieber war er angestarrt und lebendig, als durchschnittlich und tot.

Er nahm seinen Beutel mit der Ausrüstung, den er sich lässig über die Schulter schwang und verließ das Zimmer. Hinter sich schloss er artig die Tür, wobei er zwei Leute höflich begrüßte, die an ihm vorbeischlichen.

Danach schritt er munter zu Shan.

Vor ihrer Tür blieb er stehen und wartete eine Weile. Sie wollten sich zum Morgen hin treffen, sodass sie beim Einsetzen des Abends bereits weg sein konnten.

Dann konnten sie noch einen halben Tag mit Terra verbringen.

Er lächelte bei dem Gedanken daran.

Doch allmählich wurde er des Lächelns müde, als Shan weiterhin keinen Laut von sich gab. Er klopfte.

Keine Antwort.

War sie schon weg?

Er entfernte sich von der – im Erdgeschoss des Hauses liegenden – Tür und wanderte zum Empfangstisch, an dem eine gelangweilt aussehende junge Dame saß.

„Entschuldigen Sie, ist die Frau schon aus ihrem Zimmer gekommen?“, erkundigte er sich mit einem Deuten auf Shans Gemach.

Die Dame schüttelte den Kopf und gähnte. „Ich habe sie nicht gesehen.“

„Danke“, murmelte er und machte sich wieder davon.

Er klopfte erneut an.

Als sie wieder nicht öffnete, warnte er sie: „Shan, ich komme jetzt rein.“

Er wartete kurz, ließ noch ein Klopfen ertönen und schwang dann die Tür auf, trat ein und schloss sie hinter sich wieder.

Zu seiner Erleichterung war sie noch da.

Nur dass sie in ihrem Bett lag und schlief.

Er schmunzelte.

Sie hatte verschlafen.

Mit einem Blick durchs Zimmer bemerkte er, dass sie gar kein Fenster im Raum besaß. Jetzt wusste er auch, weshalb sie nichts von der Tageszeit wusste.

Es wunderte ihn, dass sie sonst immer wach war, wenn die richtige Zeit dazu da war. Er selbst wurde schließlich auch nur von der Sonne geweckt. Sonst hatte er sich nie Gedanken darüber gemacht, da sie nie zu spät gekommen war.

Er zog es vor, sie aufzuwecken, obwohl er nicht wusste, wie sie darauf reagieren würde. Entweder sie war wütend, weil er sie nicht ausschlafen ließ, oder sie war froh, weil sie dadurch nicht den Tag verschlief.

Link würde es herausfinden.

Er ging zu ihr und schüttelte sie ganz leicht.

Sofort schlug sie die Augen auf und starrte ihn durchdringend – schockiert und überrascht – an. Aber sie beruhigte sich glücklicherweise sofort und sagte: „Guten Morgen, Link.“

„Schönen Tag, Shan. Du hast wohl ein Weilchen verschlafen.“

Sie lächelte. „Ich kann es mir denken. Ansonsten wärst du wohl kaum hier.“

Er nickte. „Machst du dich fertig?“, fragte er.

Sie stand allerdings sofort auf. Er bemerkte, dass sie bereits in ihren Umhang gewickelt war.

„Schon erledigt. Ich war zu früh wach und habe mich dann noch einmal hingelegt – für einen Moment natürlich. Aber das war offensichtlich ein Moment zu viel.“

„So kann es gehen“, meinte er gespielt mitfühlend.

Sie warf ihm einen kalten Blick zu, wandte sich dann aber einem kleinen Schränkchen zu, das das Zimmer dekorierte. Sie nahm etwas davon und hängte es sich um den Kopf.

„Du trägst das Diadem immer noch?“

Sie starrte ihn ungläubig an. „Du bemerkst das erst jetzt?“ Doch bevor er antworten konnte, fügte sie hinzu: „Ja, es erinnert mich an meine Pflichten. Ich neige zur Vergesslichkeit.“ Sie kicherte.

„Ja. Aber denkst du nicht, dass du es zurückgeben solltest? Diadems gehören irgendwie zu Herrschern und …“

„… Ich habe es mir ausgeborgt“, unterbrach sie ihn, „Um wie eine Herrscherin zu wirken. Dass ich mit dir hier bin, hat nicht zum ursprünglichen Plan gehört. Wie soll ich da bitte die Gelegenheit haben, es zurückzugeben?“

Er zuckte mit den Schultern.

„Außerdem finde ich es bequem. Und sehen kann es unter dem Umhang auch niemand, weshalb das Prachtstück auch sicher ist.“

„Wie du meinst. Aber wenn Midna es zurückhaben möchte, solltest du es ihr schon geben.“

„Keine Sorge, sie vermisst es nicht. Sie hat ja noch hundert. Für jeden Tag eines.“

„Wir sind deiner Meinung nach also noch hundert Tage unterwegs?“, informierte sich Link schief lächelnd.

Sie nickte, während sie das Diadem vor dem Spiegel beäugte. Sie schwieg.

Dann durchbrach sie die kurz anhaltende Stille wieder: „Es ist mein Lieblingsdiadem. Ich mag seine Aufmachung.“

„Ja, es sieht ganz nett aus“, stimmte Link ihr zu.

„Meine favorisierte Farbe ist Gold“, gestand sie ihm, „Deine?“

„Ich denke grün. Auch wenn ich mir darüber noch keine richtigen Gedanken gemacht habe.“

„Das solltest du aber. Je mehr du über dich weißt, desto besser kannst du bestimmen, was andere über dich wissen.“

Er legte den Kopf schief.

„Komm, jemand wartet auf uns“, meinte sie und verließ eiligst den Raum, während sie ihre Kapuze tief ins Gesicht zog, „Du bezahlst übrigens.“

Er hastete lächelnd hinter ihr her.
 

War da etwas zwischen ihnen?

Mehr als da sein sollte?

Oder wollte ich einfach nur etwas sehen,

um mich ausgegrenzt zu fühlen?

Wie jämmerlich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  -Ciel_Phantomhive-
2011-07-01T08:08:19+00:00 01.07.2011 10:08
TSCHAKA!!!
un schon haste das nächste Kommi XDDD
wie gesagt ich liebe deine Story ^^
un besser bekomme ich es echt nicht hin
muss zugeben, das ich gerne so schreiben könnte wie du QQ
Du detalierst die Details un auch die Gedanken super toll, was ich echt nicht kann.........
nun wie gesagt X3 schreibe schnell weiter ^^
*hibbel*
*.*


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