Sieben Wege [D.Gray-man]
Shattered
Mein Auge starrt auf eine Welt, um die sich Flammen züngeln, über die sich kalter Regen ergießt. Mein Auge starrt auf diese Welt - tagein, tagaus, Jahr um Jahr. Hier hält mich nichts. Nicht mehr. Was mich hielt, ist fort. Zu beobachten war meine Pflicht. Einzugreifen mein Verbot. Mich daran zu halten - mein Untergang.
Mein Auge starrt auf eine Welt, auf der meine Identität keine Rolle zu spielen hat. Du gabst mir eine Identität. »Lavi«, brülltest, fragtest, klagtest du - tagein, tagaus, Jahr um Jahr. Flüstertest du. Bei deinem letzten Atemzug.
Unser beider Licht ist erloschen.
Hello
Er stieß die Bettdecke von sich, schweißgebadet. Er setzte sich auf und wischte den Ärmelsaum über die Stirn. Sein Blick war starr ins Leere gerichtet. Die Augen geweitet, fand er sich in einem dunklen Zimmer vor. Die Schläfen pochten. Der eigene Name hallte durch seinen Kopf, gesprochen von einer fremden, vertrauten Stimme. Warm, zärtlich. »Yū.« Blondes Haar, klare Augen, ein sanftes Lächeln.
»Yū«, hallte es wieder. Er fuhr um sich. »Hast du schlecht geträumt?«
Finally Free
»A~llen.« Du wandelst durch eine Welt, die nur ein Traum sein kann. Düstere Berge erstrecken sich meterhoch über dir. Umringt von Dunkelheit. Du läufst auf Blut, das ein schmatzendes Geräusch folgen lässt, wenn du deinen Fuß vom Boden abhebst. Du kannst dich nicht daran erinnern, wie du hierher geraten bist. Hilfesuchend schweift dein Blick in alle Richtungen.
»A~llen«, flötet diese weiche Stimme wieder. Dein Herz rast. Ein kleiner Körper umschlingt dich von hinten. Wärme. Geborgenheit. Schwerelosigkeit. Am liebsten würdest du dich nach hinten fallen lassen. Du seufzt auf.
»Tu nicht immer so stark, Allen. Auch du brauchst mal ‘ne Auszeit~.« Ein spöttisches Kichern. Wie sehr du es hassen solltest. Wie sehr du es liebst. Der Körper schmiegt sich an deinen Rücken. Plötzlich steht sie vor dir. Die zierlichen Arme um deinen Hals geschlungen. Die Lippen fast töricht auf die deinen gepresst. Keine Luft, kein Freiraum. Und trotzdem das Gefühl von... Freiheit.
Love Addict
Bak hielt einen prächtigen Blumenstrauß in beiden Händen. Sein Herz pochte bis ins Unermessliche. Er schluckte die Aufregung runter und hoffte, dass sein Gesicht nicht allzu rot angelaufen war. Und vor allem, dass er heute ausnahmsweise von den Pusteln verschont blieb. Er schloss die schweißnasse Hand um die Türklinke. Er atmete tief durch. Heute war Valentinstag. Heute musste es einfach klappen! Er war nur eine Türschwelle von seiner geliebten Lenalee entfernt!
...hätte er die Rechnung nicht ohne ihren schwesterkomplexverseuchten Bruder gemacht. Mitsamt dessen wahngetriebener Kampfmaschine, die er extra zu einem solchen Anlass erschaffen hatte. Dieser paranoide, irre-
»Komurin, ATTACKE!!«
Forever
Ich kämpfe, schwanke, falle. Ich stehe auf und kämpfe weiter. Ich werde jedes einzelne dieser Monster erledigen, das es wagt, mir meine Heimat nehmen zu wollen! Nichts hält mich auf. Und wenn es aussichtslos erscheint und mir die Kraft fehlt, alleine wieder aufzustehen - dann bist du da. Deine offene Hand erscheint vor mir, und du ziehst mich nach oben. Ich stehe sicher auf beiden Beinen. Direkt vor dir. Mir steigen Tränen in die Augen und ich schluchze laut. Du kennst das. Dieses Ritual vollziehen wir schon so viele Jahre. Ich renne los und falle in deine Arme. Du schließt sie um mich.
»Willkommen zurück«, sagst du und drückst mich an dich. Ich weine und lächle.
»Ich bin zu Hause.«
Good Dogs Do Bad Things
Dieser Allen Walker ist ein verdammter Abzocker, denkst du dir und prüfst mürrisch deine Geldbörse. Nichts. Dieser kleine Junge hat dich tatsächlich beim Pokern geschlagen. Du bist wohl aus der Übung gekommen. All die Morde und Weltzerstörungspläne lassen einen ganz schön aus den Fugen geraten.
Du steigst bei der nächsten Station aus dem Zug. Zusammen mit deinen Gefährten. Wer bist du eigentlich, dass du dich mit diesem Menschenpack abgibst? Aber sie sind ja ganz nett...
In der Ferne hörst du Glocken läuten. Die Uhr schlägt zwölf. Dein Blick schweift zu deinen Freunden. »Die Pflicht ruft, ich muss weiter!«
»Bis bald, Tyki! Pass auf dich auf!« Sie lächeln und winken dir zu. Dieses Menschenpack. Du winkst zurück, knirschst mit den Zähnen auf dem Zigarettenfilter herum. Du lässt die Zigarette aus dem Mund zu Boden fallen und trittst sie aus. Die Pflicht ruft, denkst du dir und schmunzelst. Du nimmst die Brille von der Nase und setzt den Zylinder auf den Kopf. Die Pflicht ruft.
Bonnie the Cat
Er beobachtete ihn schon eine geraume Zeit lang. Schon seit mehreren Tagen. Und er wusste, warum. Es wäre ihm lieber, er wüsste es nicht.
Sich in einen Steinklotz wie Kanda zu verlieben, war der geradlinige Weg ins Verderben. Mit kleiner, unfreundlicher Willkommenskarte inklusive, wenn man unten angekommen war. Aber ihn einfach nur beim Training zu beobachten, sollte fürs erste reichen. Allen wurde ganz komisch zumute, wenn er Kanda von Kopf bis Fuß musterte. Das lange Haar und die dunklen Augen fesselten seinen Blick. Er wusste, er bewegte sich hier auf unsicherem Terrain. Er wusste, würde er dem Ganzen kein schnellstmögliches Ende bereiten, wäre Kanda es, der Allens Leben ein schnellstmögliches Ende bereiten würde. So und nicht anders stand es um die Liebe. Allen wusste es. Allen war es egal.
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Erzählperspektivenmischmasch for the win! Durch den Zeitdruck sind manche Geschichten unfertig oder haben ein erzwungenes Ende. Hat trotzdem Spaß gemacht. :)
Liebe Grüße,
Fujouri