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Nachtglitzer

AltairxAlena
von

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Kapitel 6: Albtraum

Kapitel 6: Albtraum
 


 

Unschlüssig sah sie sich um. Von Weitem hörte sie das Weinen der Kinder, das Schreien der Frauen und das Aufeinanderprallen von Metall. Alenas Blick wanderte an der Burgmauer empor. Sie konnte nicht einfach fliehen und ihre Familie zurücklassen. Sie musste diese erst befreien und dann konnte sie sie mitnehmen. Rasch setzte sie sich in Bewegung und lief den Weg zurück, den sie zuvor mit Altair gegangen war. Ihr entgegen laufende Assassinen beachteten sie nicht, worüber sie sehr froh war. Grob schubste sie die anderen Menschen beiseite. Sie durfte keine Zeit verlieren! Alena hastete den sandigen Weg hoch, durchquerte das Tor und blieb wie angewurzelt stehen. Ihre Augen fixierten das Geschehen. In weiß gekleidete Personen standen um ihre Familie herum. Ein rotes Kreuz war auf die Roben genäht worden. Sie trugen Helme und eiserne Handschuhe. Es sah nicht danach aus, als würden diese Personen zu den Assassinen gehören. Einer der Männer unterhielt sich mit ihrem Vater, doch worüber das konnte sie leider nicht verstehen. Jedenfalls schien er wütend zu sein, dies zeigte seine Körperhaltung deutlich. Alenas Augen weiteten sich, als der eine Krieger sein Schwert zog, und dann… dann schien die Welt still zu stehen. Unwillkürlich drückte sie sich an die Burgmauer. Sie sah nichts mehr außer den panischen Augen ihrer Familie. Hörte nur noch die Körper, die leblos zu Boden sackten. Kälte ergriff ihr Herz, sodass ihr das Atmen mit einem mal schwer fiel. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, die an ihren Wangen hinab rollten. Ihr Verstand schien sich ausgeschaltet zu haben. Dass ihre Beine sich in Bewegung setzten, schien sie nicht mehr wirklich mitzubekommen. Ihre Sicht verschwamm durch die Tränen, doch sie rannte weiter. Sie wollte einfach nur weg. Weg von diesem Ort, diesen Monstern, die ihre Familie getötet hatten. Hatte die ganze Welt sich gegen sie verschworen? Wollte Allah sie bestrafen, indem er ihr ihre Familie nahm? Nicht einmal beerdigen würde sie diese können. Nicht einmal verabschieden konnte sie sich. Schließlich stolperte sie und fiel der Länge nach zu Boden. Den Schmerz, der ihren Körper durchzuckte, bemerkte sie kaum. Ihr Körper fühlte sich taub an. Schluchzend vergrub sie ihr Gesicht in den Händen.

Sie wusste nicht, wie lange sie dort lag – wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war. Doch irgendwann vernahm sie das Knirschen des Sandes und ein darauffolgendes Lachen. Ehe sie den Kopf heben konnte, wurde ebendieser an ihren Haaren brutal in die Höhe gerissen. Ihre braunen Augen starrten geradewegs in spöttisch funkelnde blaue Augen. „Was haben wir denn hier?“ Ihr Körper wurde an den Haaren in eine kniende Position gezogen. Keuchend vor Schmerz legte sich ihre Rechte auf die des anderen. „Ihr tut mir weh“, protestierte sie und handelte sich ein weiteres kurzes Lachen der anderen ein. Vier an der Zahl, wie sie erst jetzt bemerkte. „Das ist gar nichts im Gegensatz zu dem, was wir mit dir tun könnten, Ungläubige.“ Seine Augen wanderten an ihrem Körper anzüglich auf und ab. „Ich muss sagen, für eine Ungläubige bist du recht hübsch.“ Ihre Augen huschten zu seinem Gesicht, bis seine Robe ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Ein rotes Kreuz auf weißem Stoff. Ihr Herz pochte holprig in ihrer Brust. „Bitte lasst mich.“ Hatte sie nicht schon genug gelitten? „Steh auf!“ Grob wurde sie an den Oberarmen hochgezogen und von Zweien der Vieren festgehalten. Ohne ihr Zerren zu beachten, Schleiften sie sie mit. „Lasst mich los.“ Ihre Beine zitterten vor Angst. Sie wollte das nicht. „Weib! Ich rate dir, dich still zu verhalten“, zischte der Rechte ihr ins Ohr, doch sie schüttelte den Kopf. „Nein, erst wenn Ihr mich gehen lasst!“ Das letzte was sie bemerkte, bevor Dunkelheit sie umhüllte, war die Hand in ihrem Gesicht und der Schmerz an ihrem Kopf.
 

Verbranntes Holz und Rauch stachen ihr in die Nase. Stimmen erreichten ihr Ohr. Mehrere, wie viele genau konnte sie nicht sagen. Ihre Augenlider zuckten mehrmals, ehe sie es schaffte, die Augen endgültig zu öffnen. Harter Boden unter ihr ließ ihren Rücken schmerzen. Stöhnend richtete sie sich in eine sitzende Position auf. Ihr wurde schwindelig, ihr Kopf brummte. „Unser Gast ist erwacht.“ Alenas Kopf fuhr in die Höhe. Ein Mann mit blonden Haaren und grünen Augen sah sie an. Erst jetzt realisierte sie ihr Umfeld. Steiniger Boden, vereinzelte Sträucher und keine Häuser, kein Dorf. Wo war sie? Der Fremde hielt ihr einen Wasserschlauch entgegen. „Hier Ungläubige, trink.“ Alena schüttelte den Kopf. „Wo bin ich?“ Sie vernahm das Verengen seiner Augenbrauen, kurz darauf zuckte ihr Kopf unter der Wucht der Ohrfeige zur Seite. Unwillkürlich schossen ihr Tränen in die Augen. „Weib, ich rate dir den Mund zu halten.“ Sie nickte, ohne dabei den Kopf zu heben. Ihre Finger gruben sich in die Steine unter ihren Händen. Was waren das für Monster? Sie schüttelte den Kopf. Das war ein Albtraum, alles nur ein schlimmer Albtraum aus dem sie sofort erwachen wollte, damit sie feststellen konnte, dass ihre Familie noch lebte, dass sie alle bei sich zuhause in Damaskus waren. Ihre pochende Wange und ihr schmerzender Kopf jedoch ließen sie wissen, dass das alles nicht geträumt war. Nie wieder würde sie ihre Familie sehen, etwas das ihr am meisten das Herz zerriss. Wo sollte sie hin? Was sollte sie jetzt tun? Sie schien von Monstern umgeben, ohne sagen zu können, welche die Schlimmere Sorte war. Ihre braunen Augen wanderten über die ganzen Männer. Wie viele wohl schon von deren Schwertern getötet wurden? Blut klebte ihnen an den Händen und das würden sie nie wieder los werden. Ihr Blick wanderte gen Himmel. Langsam färbte sich die untergehende Sonne rötlich. Sicherlich würde es in der nächsten Zeit dunkel werden. Sollte sie diese Gelegenheit nutzen, um zu fliehen. Wohin? Sie seufzte.

Unruhig rutschte sie hin und her. Es war rascher dunkel geworden, als sie zuvor vermutet hatte. Helle Sterne leuchteten am Firmament. Ihre Augen ließen die Fremden nicht eine Minute länger als nötig außer Sicht. Sie traute ihnen nicht, fürchtete sie. Immerhin spielte sich die Szene vom Tod ihrer Familie immer wieder in ihrem Kopf ab. Immer wieder sah sie ihren Vater leblos zu Boden sacken. Schuldbewusst senkte sie ihr Haupt, ihre Hände krallten sich in ihr Gewand. Sie hatte sie nicht beschützt, es nicht einmal versucht. Sie war Schuld, dass sie alle gestorben waren. Sie hatte einfach nur zugesehen und war – feige wie sie war – davon gerannt. Lautlos fiel die erste Träne von ihrer Wange und schlug auf dem rauen Stoff ihres Ärmels auf. Ihr Körper zitterte vor unterdrückten Schluchzern. Sie war schlecht. Ein schlechter Mensch, durch und durch. Sie verachtete die anderen, da sie Menschen töten, aber sie… Sie hatte nicht geholfen, war sie deswegen vielleicht genauso schlecht wie die anderen? Sie schüttelte den Kopf. Nein, sie war nicht besser als diese Monster. Blut klebte auch an ihren Händen, wenn auch aus anderen Gründen. Schmerzhaft wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als eine Hand ihr Haar packte und ihren Kopf nach oben zwang. „So in Gedanken?“, lächelte der Fremde vor ihr, ehe er sie in die Höhe riss. „Komm.“ Die Hand in ihrem Haar verschwand und legte sich stattdessen fest um ihren Oberarm. Widerstandslos ließ sie sich mitziehen, zu gut war ihr in Erinnerung geblieben, was man das letzte Mal getan hatte. Der Fremde führte sie in die Mitte des Lagers an eine kleine Feuerstelle, um die sich einige Männer, Fünf an der Zahl, versammelt hatten. Sie alle sahen auf, als der Fremde mit Alena zu ihnen trat. Ihr Herz begann wild zu pochen, das Atmen fiel ihr plötzlich schwer. Unsicher huschten ihre braunen Augen über die Männer. „Männer“, begann ihr nebenan zu sprechen. „Wir waren heute erfolgreich, auch wenn diese Schweine uns mit ihrer Falle überrascht und einige unserer Männer getötet haben.“ Zustimmendes Nicken erfolgte. „Dafür haben wir diese recht ansehnliche Ungläubige gefunden.“ Alena bemerkte, wie es um die Mundwinkel einiger amüsiert zuckte. „Und ich denke, wir haben es uns verdient etwas Spaß zu haben, ehe wir die Wachen abwechseln.“ Ihr Herz setzte kurz aus, ihre Augen weiteten sich geschockt. „Hasim wäre sicherlich erfreut zu wissen, dass wir seine geliebte Tochter in unserer Obhut haben.“ Brutal wurde sie nach vorne gestoßen, sodass sie abermals an diesem Tag der Länge nach zu Boden fiel. Ihr Verstand überschlug sich. Sie wussten wer sie war! Wussten wer ihr Vater war! Nur langsam sickerten all diese Informationen zu ihr durch. Sie wollte sich aufrichten, sich hinsetzten, doch sie wurde bereits herumgedreht und zu Boden gedrückt. Koordinationslos fuchtelte sie mit den Armen um sich, während sie überall auf ihrem Körper Hände spürte. Immer mehr Tränen rannen ihr an den Wangen hinab. Sie wollte das nicht! „Nicht! Lasst mich.“ Ihr Betteln wurde von mehreren Lachern begleitet. Hände ergriffen die ihre und drückten diese eisern zu Boden. Sie zappelte, wand sich unter den Händen der Männer.
 

Sie waren abgelenkt, Alena bemerkte es ebenfalls nicht. Die Wachen kamen nach dem Rundgang nicht wieder zurück. Blieben weg und auch sonst hörte man nichts. Kein Knirschen von Metall auf Stein, wenn die Füße beim gehen auf dem Boden aufkamen. Die Zirpen waren verstummt und selbst der Wind schien stehengeblieben zu sein. Die vereinzelten Feuerstellen warfen tanzende Schatten an die Zelte und Steinwände. Schatten huschten von einer Seite zur anderen. Das einzige, was man vernahm, war das Lachen der Männer und Alenas Schluchzen. Die Flamme der Feuerstelle flackerte, die Schatten taten es gleich, ehe sich Schatten aus den Schatten zu lösen schienen und nach vorn preschten.

Alena schrie solange, bis sich eine Hand auf ihren Mund legte. Das Lachen der Männer dröhnte in ihren Ohren. Sie zitterte vor Panik, ihre Sicht verschwamm unter all den Tränen. Hände waren überall auf ihrem Körper. Gequält schloss sie die Augen. Warum sie? Ihre Strafe? Wieder vernahm sie das Lachen der Krieger, ehe dies plötzlich in ein würgendes Gurgeln umschlug. Die Hände verschwanden von ihr, doch sie bemerkte es nicht. Bemerkte genauso wenig die anderen in weiß gekleideten Männer, die hinzugekommen waren. Weiße Kapuzen tief ins Gesicht gezogen. Generell realisierte sie nicht fiel, was in ihrer Umgebung passierte. Sie lag einfach da und schluchzte. Schluchzte, bis jemand sie an der Schulter berührte. Panisch schlug sie ihre Augen auf, schrie erschrocken auf und krabbelte etwas zurück. Sie wollte das nicht! „Bitte….“, wimmerte sie, stockte dann jedoch. Ihre Augen huschten panisch umher und blieben schließlich an jener Person hängen, die vor ihr Stand. Die tief herunter gezogene Kapuze legte das Gesicht des Fremden in Schatten. Ihr Blick fiel auf die Brust ihres Vordermannes. Kein rotes Kreuz. Das war nicht einer der Männer, die gerade eben noch über ihr knieten. Ihr Blick huschte zur Seite, sie keuchte entsetzt auf. Nein, denn diese Männer lagen tot auf dem Boden. Blut quoll aus den Wunden, die sie am Körper erlitten haben. Einige hatten die Augen geschlossen, während andere die Augen entsetzt geweitet hatten. Ihre braunen Augen sahen zu dem Neuankömmling auf. Nein, das waren diese Assassinen. Alenas Herz schmerzte. Sie wusste nicht ob sie wirklich froh darüber sein konnte, dass man sie gefunden hatte. Immerhin war sie nichts mehr Wert. Ihr Vater war tot. Sie zuckte zusammen, als der Fremde ihr die Hand hinhielt. Unsicher sah sie zwischen der Hand und dem Mann hin und her. Sie wollte nicht zurück. Sicherlich würde man mit ihr nichts anderes machen als das, was auch die Männer davor mit ihr machen wollten. Unwillkürlich schluchzte sie auf. Im nächsten Moment lief es ihr eiskalt den Rücken herunter, Schrecken durchfuhr sie, als eine Hand sich auf ihren Kopf legte. Wollte man sie töten?

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