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Cifer im 7. Himmel

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Cifer im 7. Himmel

Er rannte durch den prasselnden Regen. Sein hektisch übergeworfener Mantel flatterte hinter ihm her, während ihm mit Schweiß vermischtes Regenwasser in die Augen lief, sodass sie brannten. Seine Sicht verschwamm durch diese Augenreizung, doch er musste einfach pünktlich sein. Durch Midgar zu hetzen war nie ein Vergnügen, doch wenn es regnete, wirkte die Stadt noch viel trostloser. Er musste unbedingt rechtzeitig eintreffen, sonst wäre sein einziger Lichtblick dieses durch und durch schlechten Tages dahin.

Als er in der Nähe des Siebten Himmels war, verlangsamte er seinen Schritt. Er rang nach Atem, war durchnässt und zerzaust. Ein kurzer Blick in eines der Fenster, um sein Aussehen zu überprüfen, ließ seine Laune weiter sinken. Er sah grauenhaft aus. Seine mühsam gestylten blonden Haare hingen nass herunter und ließen nicht einmal mehr Spuren einer Frisur vermuten. Das konnte doch nicht sein! Es hätte alles so gut kommen können! Aber so war es ja immer: Da war man einmal optimistisch , und dann ging alles den Bach runter. Er versuchte, irgendetwas an seiner Frisur zu retten, was allerdings nicht mehr war, als die nassen Haare von einer Seite des Gesichts auf die andere zu wischen. Mit einem genervten Schnauben warf er die Haare einfach nach hinten und stapfte mürrisch auf die Eingangstür des Siebten Himmel zu, wobei seine Stiefel auf der kleinen Treppe einen infernalischen Lärm verursachten. Er stieß die Tür auf.
 

„Scheißwetter heute, was? Einen doppelten Whiskey on the Rocks, wie immer?“
 

Er schwieg, ignorierte Tifa und scannte die Bar mit seinem Blick. Wo war sie nur? War er zu früh? Er sah auf die Uhr. Nein, er war genau pünktlich, doch sie war nirgends zu sehen. Er schnaufte, setzte sich an den Tresen neben einen Typen mit Metallarm und rotem Umhang, der ein Glas mit roter Flüssigkeit vor sich stehen hatte und in sich hineinschwieg. Komischer Vogel. Wer kam bitte in so eine Siffkaschemme, um ein Glas Wein zu trinken? Der Tag wurde immer schlimmer.

„Sag mal, du bist ja heute noch mieser drauf als sonst.“, sagte Tifa, während sie ihm seinen Whiskeytumbler vor die Nase setzte. „Schlechten Tag auf der Arbeit gehabt?“

„Hör bloß auf!“, schnaubte er. „Diese furchtbare Stadt macht mich fertig, und heute ist einer der Tage, an denen man auf der Arbeit so sehr gescheucht wird, dass man nach Feierabend nicht mal mehr weiß, wie man heißt!“

„Oh, da kann ich dir behilflich sein, ich kenne meine Stammkunden doch. Dein Name ist Cifer Almasy!“, kicherte Tifa, während sie sich von ihm abwandte, um ein paar Gläser zu spülen.

Na super. Jetzt hatte sie seinen Namen in die ganze Bar hinausposaunt. In Momenten wie diesem fragte Cifer sich ernsthaft, warum das hier eigentlich immer noch seine Stammkneipe war. Aber was nutzte es schon, sich jetzt darüber aufzuregen. Er sah wieder auf die Uhr. Wo blieb sie nur? Dann sah er nach links. Der Typ war ihm aus irgendeinem Grund unheimlich, wie er schweigend dasaß, vor sich hin starrte und sich kaum bewegte.

Von draußen kam ein Poltern, dann flog die Tür auf. Eine spitze, junge Stimme fragte: „Hey! Ist das hier der Siebte Himmel?“

„Japp, komm rein und park deinen niedlichen Hintern auf einem meiner Stühle!“, rief Tifa zurück.

„Danke! Mann, diese Slums sind echt unübersichtlich. Und dann war da dieser große Markt, und da bin ich dann einfach hängengeblieben. Als ich dann endlich mal auf die Uhr gucken konnte, war ich schon zu spät. Eigentlich bin ich hier verabredet…“

Cifer wurde hellhörig. Verabredet? Sie war verabredet? In dieser Bar? Er drehte sich um und seine Miene hellte sich auf. Da war sie ja endlich! Er winkte ihr zu, stand auf, ließ sein leeres Glas stehen und ging auf sie zu. Er schwankte bereits ein wenig. Ausgerechnet heute vertrug er keinen Alkohol. Das konnte ja noch heiter werden. Tifa beobachtete das Ganze mit einer hochgezogenen Augenbraue, und selbst der unheimliche Typ in Rot hatte ihnen den Kopf zugewandt.

„Hi, Rikku, da bist du ja. Hast du gut hierher gefunden? Komm, setzen wir uns doch an… diesen Tisch!“ Er zog einen Stuhl zurück, damit Rikku sich setzen konnte, dann setzte er sich ihr gegenüber. Er blickte sie an. Sie war bildschön und ihre Augen faszinierten ihn. Sie hatten ihn schon neulich beinahe hypnotisiert, als er zufällig mit ihr zusammengestoßen war. Ihre aufgeweckte Art und diese Augen waren der Grund gewesen, dass er sich einfach getraut hatte, sie einzuladen. Die letzten Tage war Cifer nervös gewesen wie ein kleiner Junge. Und jetzt war die ganze Anspannung von ihm abgefallen, und er saß einfach nur da und bewunderte sie.

Rikku kicherte und Cifer war von ihrem Lachen hin und weg. Dann wurde sie wieder ruhig. „Ähm… Wäre das jetzt nicht der Moment, in dem du mich fragst, was ich trinken möchte?“, fragte sie, während sie sich einen ihrer kleinen Zöpfe hinters Ohr strich.

„Oh, natürlich, also, äh, Rikku, möchtest du etwas trinken? Tifa macht wirklich gute Cocktails.“

„Ach, Cifer, übertreib nicht!“, tönte es von der Theke her. Als Cifer sich umdrehte, sah er, dass Tifa mit einem Geschirrhandtuch über der Schulter am Tresen lehnte und ihn beobachtete. Sogar der Kerl mit dem Weinglas hatte sich zu ihnen umgedreht.

Cifer kicherte und wurde wieder nervös. Er kratzte sich am Kinn, weil er nicht wusste, was er sonst tun sollte. Dann sah er Rikku wieder an. „Also? Was möchtest du?“

„Also… Ähm… Ich würde vielleicht erst einmal einen Fruchtshake nehmen, wenn das recht ist…“

„Sicher!“ Cifer sprang auf und stürzte zur Bar. „Tifa, einen Fruchtshake und noch einen Whisky, bitte!“

„Hey, jetzt komm doch erstmal runter. Wo hast du die denn aufgegabelt?“

„Oh, wir sind neulich zusammengestoßen, und sie hat mich so fasziniert, dass ich meinen ganzen Mut zusammegenommen habe.“

„Die ist niedlich. Hätte nicht gedacht, dass du doch so einen guten Geschmack hast. Halt sie dir bloß warm!“, kicherte Tifa, während sie Cifer die Getränke hinstellte.

„Versau es nicht, Cifer.“, raunte der Umhangfetischist.

Cifer nahm die Gläser und verdrehte die Augen. Der Typ gehörte zu denen, denen nicht einmal Cifer im Dunkeln über den Weg laufen wollte. Vor Nervosität zitternd ging er zurück zum Tisch und stellte Rikku ihr Getränk hin.

„Und, was machst du so in Midgar?“, fragte er, um endlich ein Gespräch in Gang zu bringen.

„Ach, so dies und das. Eigentlich bin ich nur auf der Durchreise und habe gar kein richtiges Zuhause. Wo ich mein Köpfchen bette, ist mein Heim. Ich schlage mich mit Gelegenheitsjobs in Werkstätten durch, da bin ich richtig gut drin.“

Bevor Cifer antworten konnte, war von draußen ein ohrenbetäubendes Dröhnen zu vernehmen. Tifa knallte genervt ein Glas auf den Tresen und stapfte mit den Worten: „Viel zu spät…“ nach draußen. Von dort konnte man anschließend ein lautes Gespräch vernehmen: „CLOUD! Ich hab es ja gut mit dir gemeint, als ich dich mit der Warenlieferung betraut habe, aber ich hätte meine Ware gern PÜNKTLICH! Wenn du jetzt keine gute Erklärung hast, schwöre ich dir, ich werde dir den Arsch so dermaßen versohlen! Also, lass hören!“

„Tifa, beruhig dich! Ich wurde aufgehalten und bin in ein paar Schwierigkeiten geraten, da hab ich es einfach nicht früher geschafft!“

„Und was für Schwierigkeiten, wenn ich fragen darf?“

„Dieses Mädchen…“

„Hast du mich jetzt wegen einer billigen kleinen Affäre auf meine Ware warten lassen, oder was ?!“

„Nein! Tifa! Lass mich doch ausreden! Die hat versucht mich auszurauben, da musste ich erst einmal in Deckung gehen, bis sie all ihre Ninja-Sterne nach mir geworfen hatte, und bin dann schnell davongebraust. Und dann behauptet sie noch, sie wäre die größte Diebin aller Zeiten!“

„Wenn ich die erwische, kriegt sie eine Abreibung und darf hier Gläser spülen, bis sie schwarz wird! Und jetzt BRING DIE LIEFERUNG REIN!“ Ein Kerl mit Stachelfrisur betrat die Kneipe und stellte eine Holzkiste auf den Tresen, gefolgt von einer wutschnaubenden Tifa. „Setz dich, halt die Klappe!“, schnauzte sie den Lieferjungen an, während sie sich daran machte, Flaschen aus der Kiste ins Regal zu stellen.

Cifer hatte während dieser Szene versucht zu überlegen, worüber er sich mit Rikku unterhalten konnte, doch ihm war einfach nichts eingefallen. Innerlich starb er hunderttausend Tode. Ohne zu fragen, nahm er die leeren Gläser, schwankte zur Bar und bestellte noch einmal dasselbe.

„Bleib ruhig, Cifer. Das wird schon.“

„Ich weiß nicht, was ich ihr erzählen soll!“

„Fang doch erst einmal mit allgemeinen Sachen an. Erzähl von dir, deiner Arbeit, deinen Hobbies. Sie will doch wissen, wer ihr da gegenübersitzt. Und trink nicht mehr so viel!“

„Sag mir nicht, was ich zu tun habe!“ Cifer stürzte den frischen Whiskey direkt herunter und bestellte einen weiteren. Puh, drei Doppelte hauten schon ganz ordentlich rein. Aber inzwischen fühlte er sich lockerer und in der Lage, ein Gespräch zu führen. Als er sich umdrehte, taumelte er und stieß den schweigsamen Weintrinker an. Cifer murmelte ein „Schulljung…“ und unternahm einen zweiten Versuch, den Weg zum Tisch zu finden. Bei Rikku angekommen, ließ er sich wieder auf den Stuhl fallen, nahm einen Schluck Whiskey und begann endlich ein Gespräch.

„Weissu, Rikku, du gefällss mir. Du biss wirklich ne gude. Ich mag deine Art, diess ganzz annerss als bei allen annern. Du bereicherss mein Lebm. Wenn du nich wärss, würd ich nur den Job machen, den ich nich mag, un alles wär trossloss, un ich würd jedn Abnd hier sidzzn un mich ssuschüddn un versuchn, n bisschen vom alldach abssuschalldn. Aber jezz bissu hier un mein lebm hat wieder nen Sinn… Weissu, Rikku, ohne dich wär alles beschissn, aber jezz iss alles schööön!“ Während des letzten Satzes fing Cifer an, ausufernde Bewegungen mit den Armen zu machen. Dem Alkohol hatte er es zu verdanken, dass er nicht bemerkte, wie unwohl sich Rikku in Gegenwart dieses besoffenen Verehrers inzwischen fühlte. Cifer trank noch einen Schluck Whiskey und wollte gerade zu weiteren Lobeshymnen auf Rikku ansetzen, als sie aufstand und mit den Worten: „Entschuldige bitte, Cifer, aber ich möchte jetzt lieber gehen.“ überstürzt die Bar verließ. Bevor Cifer reagieren konnte, war die Tür hinter ihr schon zugefallen.

Enttäuscht, verdutzt und wütend blieb Cifer zurück, und während Cloud anscheinend seine Chance witterte und ebenso schnell den Siebten Himmel verließ, woraufhin bald wieder das laute Dröhnen eines Motorrades und ein vergnügtes weibliches Quietschen zu hören waren.

Cifer wankte an den Tresen, ließ Tifa noch einen doppelten Whiskey einschenken und fragte: „Wass habbich falsch gemachd?“

„So ziemlich alles.“, antwortete Tifa wie aus der Pistole geschossen.

„Ja, so ziemlich alles.“, pflichtete ihr der unheimliche Fremde bei.

„Abber warrum? Warrum issie geganngen?“

„Vielleicht, weil ihr ein besoffener Egozentriker einfach zu viel war.“ Der Kerl im roten Umhang zeigte sich plötzlich sehr gesprächig.

„Abber so hab ich dassoch garnich gmeind. Das hadd sie doch nur falsch versstanndn. Ach, verssteh mir einner die Fraun.“

„Ich könnte dir helfen dabei. Mein Name ist übrigens Valentine. Vincent Valentine.“

„Winnssend, du weiss über Fraun Bescheid?“

„Vincent ist ein echter Ladykiller!“, lachte Tifa.

„Na, wenn dass soooo iss, dann teile dein Wissen mid mir, Meissder…“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Sternengaukler
2011-06-05T17:23:03+00:00 05.06.2011 19:23
Danke für deine Teilnahme in meiner Umfrage bezüglich der Kommi’s.
Wie versprochen, wenn auch etwas spät:

sry das es erst spät kommt.
habs aber nun gelesen und muss sagen das ich es gut finde.
manchmal fehlte etwas spannung aber an sich sehr gut geschrieben.
einfach verständlich, gut ausgedrückt und leserfreundlich.
Von: abgemeldet
2011-01-09T03:41:15+00:00 09.01.2011 04:41
Uiiiii
Ich freue mich wahrnsinning!
Das ist echt toll geworden und brachte mich mehrmals zum lachen.
Allein um ersteinmal Cifer und Rikku zusammenzustellen,
ist eine großartige Idee.
Ich finde Cracküairing ja immer sehr interessant.
Besonders schön fand ich es, dass du all meinen lieblingschrakteren so eine schöne Rolle zugeteilt hast.
Das Vincent letzen Endes ein Date Doctor ist, fand ich besonders amüsant und zu ihm doch sehr passend. Allein wie er sich vorstellt.

Ich hoffe doch sehr, dass ich dir mit meinen interessen nicht alt so große Probleme beim Schreiben bereitet habe, da mein Interesse doch sehr Umpfangreich ist.
Wirklich vielen lieben Dank
Es hat mir wirklich sehr gefallen.
lg
Vinnie_Valentine


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