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Paranoia

von

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Schicksal

Und hier das letzte Kapitel von "Paranoia". Ich möchte mich nochmals dafür entschuldigen, dass es solange gedauert. Und ich danke allen, die diese Geschichte verfolgt haben. Wir haben Halloween ... ich hoffe, dass euch das letzte Kapitel wenigstens etwas gruselt und für den zweiten Abschnitt empfehle ich euch den Song "Wild World" ... textlich passt es nicht wirklich, aber die Melodie hat mich sehr inspiriert.

Viel Vergnügen!
 


 

Shiho vernahm ein leichtes Ächzen, als sein Blut kaum hörbar gegen die weißen Fliesen klatschte. Die Kugel war in Gins rechte Schulter eingedrungen. Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, seine eigene Waffe auf sie zu richten. Sein dämonisches Grinsen ließ ihr fast das Blut in den Adern gefrieren. Es war soweit. Der Jäger hatte sein Opfer im Visier.
 

"Oh Sherry ... deine Begrüßung verlief anders als ich erwartet habe ... bist du enttäuscht, dass ich dir keine Rosen mitgebracht habe? Vielleicht geben mir deine hübschen Lippen trotzdem einen Kuss?" Sein gieriger Blick fixierte sie. In seinen Augen glitzerte die pure Mordlust und Shiho wich zurück.

"Ich verzichte liebend gern ..." Ihre Stimme zitterte. Wenn sie überleben wollte, musste sie die Ruhe bewahren. Für Gin war es ein Spiel und ihr blieb keine andere Wahl, als ein letztes Mal daran teilzunehmen.
 

"Ich will wissen, wo Shinichi ist!"

Sein dunkles, ihr so vertrautes Lachen jagte der jungen Frau kalte Schauer über den Rücken.

"Der kleine Schnüffler muss dir ja viel bedeuten, wie mir scheint. Hast du mich denn überhaupt nicht vermisst, Sherry? Ich habe jeden gottverdammten Tag an dich gedacht. Du glaubst nicht, wie sehr ich diesen Augenblick herbeigesehnt habe! Ich kann es kaum erwarten, dich heute Nacht sterben zu sehen ..."

Er trat wenige Schritte näher und sie richtete ihre Waffe wieder auf ihn. Wenn ihre Hände nur nicht so erbärmlich zittern würden ...

"Komm nicht näher ... nicht einen Schritt ..."

Gins Blick wanderte zu ihrem Bauch, sein Grinsen wurde breiter.

"Du hast dich also dazu entschlossen, dich gegen dein Schicksal aufzulehnen? Ist es wegen diesem Balg? Einfach zu schade ... ich vermisse deinen schlanken, warmen Körper, jetzt wirst du sterben, ohne dass wir ein letztes Mal zusammen kommen!"

Bei seinen Worten wurde Shiho speiübel. Sein eigentliches Vorhaben ließ sie vor Grauen erbeben, ihr war schindlig. Erwartete er Dankbarkeit dafür, dass ihr dies erspart blieb? Das er so gnädig war?
 

"Es war idiotisch von dir, herzukommen ... das FBI befindet sich in der Nähe, sie sind auf der Suche nach dir ... wusstest du es nicht?"

Erneut lachte er. Und jedes Mal schien dieses Lachen sie innerlich zu zerreissen. Es schmerzte. Sie musste handeln ... irgendwie ... sie wusste nicht, was er Shinichi angetan haben könnte. Nun musste sie selbst mit Gin fertig werden. Es blieb ihr eigentlich keine andere Wahl, als ihn zu töten.

"Das FBI juckt mich nicht ... wenn sie von meiner Anwesenheit wüssten, wären sie schon längst hier. Gib die Hoffnung auf, Sherry. Es wird dich heute Nacht niemand retten kommen. Und mir wird es ein Vergnügen sein, dich – in deinem Blut liegend – sterben zu sehen!"

So schnell, so überraschend hatte er sie innerhalb von einer Sekunde an den Schultern gepackt und an die Wand gepresst. Vor Schreck glitt ihr die Waffe aus den Fingern. Atemlos starrte sie in sein Gesicht, welches sich nur noch wenige Millimeter von ihrem entfernt befand. Die Situation glich der ihrer schlimmsten Alpträume. Und gleichzeitig schien es sie schmerzhaft in die Vergangenheit zu katapultieren. Nicht nur nahm sie seinen nach Qualm stinkenden Atem wahr, sie glaubte seine schmerzhaft festen Griffe an ihrem ganzen Körper spüren zu können.

Gequält schloss Shiho für eine Sekunde ihre Augen. Sie zuckte zusammen, als seine eiskalten Finger ihre Wangen streiften.

"Bereust du deine Dummheit, Sherry? Nicht, dass es an deinem Schicksal etwas ändern würde, wenn du in die Vergangenheit blickst ... aber du hättest eine großartige Zukunft in der Organisation haben können. Du hättest alles haben können ... und wir beide, wir waren so ein gutes Team ..."

Langsam öffnete sie die Augen. Der kalte Lauf seiner Beretta drückte gegen ihren Hals, fast zärtlich strich der Stahl über ihre Haut.

"Ich bereue nichts, absolut nichts. Ich bin nicht mehr deine kleine Puppe, Gin. Und ich hasse dich von ganzen Herzen und mit jeder Faser meines Körpers!" Die Worte quetschte sie zwischen ihren zusammengepressten Lippen hervor, der Hass pumpte Adrenalin durch ihren Körper.

"Dann werden wir uns wohl eines Tages in der Hölle wiedersehen ... du und ich ... und dieser stümperhafte Schnüffler, der wohl in diesen Minuten sein Leben aushaucht ..."
 

Es war ihr hinterher nicht klar, wie sie es geschafft hatte, sich von ihm loszureissen. Sie prallte schmerzhaft auf dem Boden auf, griff nach ihrer Waffe und als Gin sie an den Haaren hochzerrte, halb bewusstlos, vergaß sie den Schmerz und drückte ab.

Bevor Shiho ein weiteres Mal Bekanntschaft mit dem harten Boden machte, spürte sie noch sein warmes Blut auf ihrem Gesicht. Daraufhin verlor sie das Bewusstsein.
 

Mit flatternden Lidern kam Shiho zu sich und schrie auf. In ihrem Schädel schien es zu explodieren. Sie wusste zunächst nicht wo sie sich befand und was geschehen war. Der Schmerz raubte ihr allen Verstand. Doch dann schaffte sie es, unter pochenden und beinahe unerträglichen Stichen in ihrem Kopf, sich aufzurichten. Sie musste eine Gehirnerschütterung haben, ohne Zweifel. Erst als sie sich halbwegs gefasst hatte, spürte sie das Gewicht auf ihren Beinen. Stöhnend zog sie diese unter Gins Leiche hervor. In der Dämmerung erkannte sie nicht viel, aber ein kurzer Blick reichte trotzdem. Sie sah, was von seinem Gesicht übrig geblieben war und erbrach augenblicklich ihren gesamten Mageninhalt.

Es war mehr als eindeutig, dass er tot war. Völlig erschöpft lehnte sie ihre erhitzte Wange an die kalten Fliesen, gönnte sich einen Augenblick der Ruhe. Sie lebte. Und sie betete, dass ihrer Tochter nichts geschehen war.

Gin war tot. Und Shinichi? Sie musste sich selbst davon vergewissern. Mit letzter Kraft zog sie sich hoch, sie konnte sich kaum auf den Beinen halten. Zitternd stolperte sie in den dunklen Flur. Sie tastete sich an der Wand entlang bis zur Treppe, hielt sich Stufe für Stufe krampfhaft am Geländer fest. Jeder Schritt schmerzte. Als die letzte Treppenstufe erreichte, verschnaufte sie kurz. "Shinichi!?" Ihre Stimme tönte heiser durch den unteren Flur.

Langsam wagte sie sich in die Richtung des Sicherungskasten, als ihre blossen Füße gegen etwas stießen. Die Taschenlampe. Hastig und heftig atmend griff sie danach, drückte das Licht an und stockte. In der Ecke lag ein lebloser Körper. Sie trat näher, konnte den feuchten Teppich unter ihren Füßen spüren. Sie kniete sich neben Shinichi, Tränen schossen ihr in die Augen. Sein fahles Gesicht bildetete einen schockierenden Kontrast zu dem vielen Blut. Schluchzend strich sie ihm die blutverkrusteten Strähnen aus der Stirn. "Er ist tot, Shinichi ... ich hab ihm das Hirn rausgepustet ..." Sie kicherte, während unaufhörlich Tränen über ihre Wangen strömten. "Ich bereue nichts, Shinichi ...", sagte sie leise mit brüchiger Stimme. "Aber wenn du mich jetzt alleine lässt ..." Erneut schluchte sie laut auf. Sie rutschte näher an seinen geschundenen Körper heran, bis sie sich langsam niederlegte, die Wange auf den verschmierten Teppich gelehnt und das Gesicht in seine Richtung gedreht. Lächelnd ergriff sie seine kalte Hand. "Du hast immer gesagt ... das alles gut wird und wir alles schaffen. Alles ist in Ordnung, hast du immer gesagt. Ich glaube dir, Shinichi ..."
 


 

~ ~ ~
 

Vergnügt lachte die kleine Megumi auf, ihre tiefblauen Augen funkelten. Sie war ganz fasziniert von der seltsamen Glastür, die sich immer wieder auf geheimnisvolle Art und Weise alleine schloss und aufging, sobald man näher trat. Schon einige Minuten hüpfte sie in ihrem wiesengrünen Kleid immer wieder vor die Tür.

"Kommst du, Megumi? Wir gehen nachher nochmal durch die Tür, keine Sorge ..."

Das kleine Mädchen wandte sich lachend herum, lief eilig zu ihrer Mutter und griff nach ihrer Hand.

"Wir machen jetzt etwas, dass noch mehr Spass macht ...", sagte Shiho lächelnd und Megumi grinste in freudiger Erwartung. "Wir fahren jetzt mit dem Aufzug nach oben ..." Sie sah, wie ihre Tochter misstrauisch den Aufzug betrachtete, als dessen Tür sich öffneten.

"Du brauchst keine Angst zu haben.", erwiderte Shiho. Sie fühlte, wie der Griff um ihre Hand sich verstärkte und strich beruhigend mit dem Daumen über ihre Hand.

Als die Tür sich verschloss und der Aufzug sich bewegte, hatte Megumi ihre Angst schon wieder vergessen. Stattdessen hatte etwas Anderes ihre Aufmerksamkeit geweckt. Stirnrunzelnd betrachtete sie den Mann im Hemd, der eine Art Stange festhielt. Als er grinste, sah sie verschämt weg. Der Mann zwinkerte Shiho zu und sie lächelte.

Die Tür öffnete sich wieder und Shiho nahm Megumi auf den Arm. Eine junge Krankenschwester kam ihnen entgegen, sie kannte sie bereits. "Guten Morgen, Frau Miyano."

Sie nickte ihr zu.

In der Mitte des Flures blieb sie stehen und ließ ihre Tochter wieder hinunter. "Megumi ... weißt du, wen wir heute besuchen?", fragte Shiho zögerlich. Die Kleine schüttelte den Kopf.

"Wir besuchen deinen Papa, er hat heute Geburtstag ..." Megumi blickte sie aufmerksam an. "Lass uns reingehen ..." Sie nahm das Mädchen bei der Hand und öffnete die Tür zu Shinichis Zimmer. Sie legte ihre Handtasche ab und trat an sein Bett, ließ sich neben ihm auf der Kante nieder. Neben dem Bett stand bereits ein Strauß Blumen, wahrscheinlich war er von Ran oder Jodie. Heiji und Kazuha würden ebenfalls im Laufe des Tages nach Tokyo kommen.

"Alles Gute, Shinichi ..." Sie gab ihm einen Kuss auf die Stirn.

"Komm her, Schatz." Megumi blickte unsicher zu ihrem Vater hin. "Papa schläft ..."

Sie nickte und strich der Kleinen über's Haar.

"Ja, aber ich bin mir ganz sicher, dass er weiss, dass wir da sind. Und er freut sich sicher, dass du mitgekommen bist.", antwortete sie.
 

Es waren nun über zwei Jahre vergangen, seitdem Gin in ihr Haus eingedrungen war. Zwei lange Jahre, in denen Shinichi bereits im Koma lag. Er hatte dies den schweren Kopfverletzungen zu verdanken. Unklar war, ob er jemald wieder aufwachen würde und in welchem Zustand er sich dann befinden würde.

Das FBI hatte sie damals gefunden, neben Shinichi liegend. Sie hatte einen Nervenzusammenbruch erlitten und der Stress hatte dazu geführt, dass Megumi schließlich fast zwei Monate zu früh auf die Welt gekommen war. Aber sie lebte und war gesund. Und Shiho schaffte es irgendwie, weiterzumachen. Für sich, für ihre Tochter. Trotzdem blieb es eine Herausforderung, Shinichi im Krankenhaus zu besuchen. Es versetzte ihr jedes Mal einen Stich, wenn sie ihn sah. Megumi hatte sie nur wenige Male ins Krankenhaus mitgenommen, es war schon so schwer genug gewesen. Aber ihr Vater sollte für sie kein Unbekannter bleiben, das wusste Shiho. Nach Megumis Geburt hatte sie sich geschworen, das Beste aus der Situation zu machen. An der Vergangenheit ließ sie nichts mehr ändern. Also beschloss Shiho, in die Zukunft zu blicken. Sie war nicht allein. Sie würde es schaffen. Und so wie Shinichi ihr Kraft gegeben hatte, so tat es auch Megumi.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hikura-chan
2012-01-07T17:09:01+00:00 07.01.2012 18:09
hey ich hab deine Fanfic im DC-Forum entdeckt und nun hier auch^^
hatte die im forum bereits komplett gelese und wllt dir dann hier wenigsten nen kommi dalassen
ich find die story einfach nur genial, super schön geschrieben nur das ende is gemein, er hätte wenigsten in dem moment wo sie ging langsam die augen öffnen können oder sowas ^^


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