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Schwarz: Initiation

mit wildest_angel
von

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(Danke an Anuri für deine zwei Kommentare!

Dir - und allen anderen, die die FF möglicherweise lesen - viel Spaß mit dem neuen Kapitel!

Das nächste Kapitel steht schon in den Startlöchern!)
 

6.
 

Auch wenn der Link zwischen Schuldig und Brad gekappt war, so sprangen den jungen Telepathen die Bilder, die im Kopf des Amerikaners aufblitzen, an wie hungrige Raubtiere. In der Sekunde, in der die Tür hinter dem Schwarzhaarigen ins Schloss knallte, erzitterte der Jüngere und schrie rau vor Lust auf. Sein Körper schien komplett in Flammen aufgehen zu wollen, in seinem Unterbauch sammelte sich ein glühender Ball aus reiner Energie an, der vibrierend größer und immer größer zu werden schien.

Etwa zur gleichen Zeit, zu der Brad seinen Kopf unter dem Wasserhahn in der Küche vor zog, explodierte der erste, bewusste Orgasmus seines Lebens in Schuldig; das dunkle Grollen, das sich dabei aus seiner Kehle drängte, hallte durch die Wohnung.

Zittrig sank der Orangehead auf die Knie und versuchte krampfhaft wieder zu Atem zu kommen, das Wasser prasselte weiter warm und beruhigend auf seinen Nacken und die Schultern, floss ihm über Rücken und Brust und spülte schließlich die weißen Tropfen weg, die er am Körper und auf dem Boden der Dusche verteilt hatte.

Es dauerte eine ganze Weile, bis er sich von dem, was er soeben empfunden hatte, erholte. Alles in ihm zuckte und brannte noch, als er sich auf die Beine hievte, nach dem Wasserhahn griff und das Wasser abschaltete. Seine Knie schienen aus Pudding zu bestehen, und so tappte er mit unsicheren Schritten aus der Duschkabine, wickelte sich in ein großes Badetuch und verließ das Bad, wobei ihm das Herz immer noch im Hals klopfte - aus mehr als nur einem Grund.

Denn als sein Höhenflug zu Ende gewesen war, war ihm aufgegangen, WIE der Ältere ihn gesehen hatte... Gott, war das peinlich!

Mit hochrotem Kopf schloss er die Badtür hinter sich und sah sich nur einen Moment später auch schon mit seinem Leader konfrontiert. Verlegen senkte er den Blick, wieder einmal kaute er hektisch auf seiner Unterlippe herum.

"Mh, es... ich... also...", stotterte er, die Augen nach wie vor auf seine nackten Füße gerichtet und ohne Ahnung, was er eigentlich sagen sollte oder konnte.
 

Brad kam gerade von der Terrasse, wo er den Kaffee aufgewischt und die Scherben aufgefegt hatte. In der Hand hielt er das Kehrblech, auf dem unter dem Handfeger ein kaffeegetränktes Geschirrtuch lag. Seine Haare waren noch tropfnass und benetzten sein Hemd auf seinen Schultern.

Er blieb kurz stehen und blickte auf die personifizierte Scham, die da vor ihm stand. Er selbst hatte genug Zeit gehabt, um sich wieder zu fangen. Wahrscheinlich würde es ihm anders gehen, wenn er wüsste, dass Schuldig seine Vision als klare Bilder ebenfalls gesehen hatte, aber so konnte er nüchtern erwidern: „Schon gut.“

Er ging an ihm vorbei in die Küche und entsorgte Scherben und Geschirrtuch mitsamt dem Kehrblech und dem Handfeger im Müll. Dabei sprach er wie beiläufig weiter: „Wir können ja mal ein entsprechendes Etablissement aufsuchen – oder wir laden die Damen hier zu uns ein. Zu Zweit ist es noch viel besser, glaub mir. Magst du auch einen Kaffee?“
 

Erleichtert atmete der Junge auf. Dass er so leicht davonkommen würde, damit hatte er nicht gerechnet. Der Vorschlag des Älteren brachte jedoch sofort die Farbe wieder zurück in sein Gesicht.

"Echt jetzt?" platzte es aus ihm heraus und er schaffte es nicht, die Aufregung aus seiner Stimme herauszuhalten.

Augenblicklich flatterte es in seinem Magen, und er hibbelte von einem Bein auf das andere, während seine Augen wieder einmal chibihaft groß wurden. Eine Gänsehaut lief ihm über den Rücken, als er sich vorstellte, andere Hände als seine eigenen zu spüren zu bekommen...

Nur mühsam riss er sich zusammen und konzentrierte sich auf die Frage, die ihm Brad zuletzt gestellt hatte.

"Ja", nickte er, ohne wirklich daran zu denken, dass er noch immer halbnackt, nur mit einem umgewickelten Badetuch, vor dem Anderen stand. Und schon setzte er sich in Richtung Esstisch in Bewegung, wobei er wieder einmal den Fußboden volltropfte, weil ihm das Wasser ungehindert aus den Haaren rann, und der weiche Stoff, den er sich um den Körper geschlungen hatte, bei jedem Schritt leicht aufklaffte.
 

Brad musste seinen Blick mit Gewalt von den schlanken langen Beinen losreißen und verfluchte sich schon innerlich für diesen Vorschlag. Im Gegensatz zu Schuldig hatte ER sich nicht Erleichterung verschafft, und von daher war sein bestes Stück noch sehr empfänglich, was erotische Bilder betraf.

Während er den Kaffee einschenkte, fragte er sich zum wiederholten Male, seit wann er eigentlich auf Männer (naja, in dem Fall eher Jünglinge) stand. Er konnte wirklich nur hoffen, dass das lediglich Nachwirkungen waren auf die telepathische „sexuelle Belästigung“, und dass sich das wieder geben würde.

In weiser Voraussicht füllte er die Tassen nicht randvoll, sonst hätte er wohl weiteren Kaffee verschüttet, denn seine Hände zitterten leicht. Er hoffte, dass Schuldig das nicht merken würde, als er die Tassen auf den Esstisch stellte und sich zu ihm setzte. Er strich sich eine schwarze nasse Strähne aus der Stirn und versuchte, Schuldigs Gesichtsausdruck zu deuten, was gar nicht so leicht war ohne Brille.

„Du hast Glück“, wechselte er das Thema auf etwas Unverfängliches. „Ich hab vergessen, dir Sportsachen zu besorgen. Wir verlegen das Joggen also auf die Abendstunden. Dein Fahrlehrer holt dich hier um neun Uhr ab. Sei dann bitte fertig.“
 

Der Rotschopf hatte im Moment mehr als genug mit sich selber zu tun, um großartig auf den Älteren zu achten. Aber selbst dann war es fraglich, ob ihm Crawfords Nervosität aufgefallen wäre - und ob er sie auf sich bezogen hätte. Wohl eher nicht..

Er beugte sich ein wenig vor, grapschte nach einer der Tassen und zog sie zu sich heran, nur um gleich darauf überrascht den Kopf zu heben.

"Ehrlich? Wow!", brachte er nach einer kurzen Anlaufschwierigkeit heraus, in der er seine Verblüffung über diese Eröffnung verarbeitet hatte. Die Freude über die Fahrstunden war ihm am Gesicht abzulesen, doch auch die Neuigkeit, dass er dem verhassten Joggen vorläufig auskam, ließ ihn grinsen.

"Und wie lange hab ich dann Fahrstunden?", wollte er schlagartig wieder aufgeregt und vor allem neugierig wissen. Seine Hoffnung lag wirklich darin, dass das Tempo, das Brad vorgab, ebenso weitergehen würde. Dann wäre er nämlich recht bald im Besitz des Führerscheins - und damit rückte dann auch sein Traumwagen (den er sich noch aussuchen wollte) in greifbare Nähe. Und weil er schon mal bei diesem Thema war, fügte er auch gleich noch begeistert mit an: "Und wann gehen wir uns Autos ansehen?" Einmal mehr strahlten die grünen Augen ausdruckskräftig und in einem fiebrig-erwartungsvollen Glanz. Beiläufig strich er sich die nassen, noch immer tropfenden Haare über die nackten Schultern zurück - das Wasser drohte in seinen Kaffee zu tropfen und noch dünner, als das Getränk ohnehin schon war, wollte er es nun wirklich nicht haben! - und bedachte den Älteren mit einem Blick, der durchaus ausdrückte, wie hibbelig der junge Telepath war.

Dann runzelte er die Stirn, schob quietschend seinen Stuhl über den glatten Steinboden und stand auf, um in die Küche zu gehen.

"Ich hab Hunger!", murmelte er verständnislos mehr zu sich als zu Brad. Echt mal, dieses Rumoren im Bauch kannte er von sich gar nicht, bisher war Essen wirklich nur Nebensache für ihn gewesen: lästig und meist vollkommen unnötig. Doch jetzt knurrte ihm vernehmlich der Magen.

Schuldig öffnete den Kühlschrank und begutachtete dessen Inhalt, schloss ihn dann aber kopfschüttelnd wieder. Er sah sich in der Küche um, entdeckte die Schokolade und grinste fast bis zu den Ohren. Mit zwei Tafeln bewaffnet, kehrte er an den Tisch zurück, setzte sich wieder und fing in aller Seelenruhe an, die erste Tafel aus dem Papier zu holen und genüsslich zu verspeisen.
 

Brad widerstand dem Drang, ihm nachzusehen, wie er durch den Raum schritt; er hatte erstmal genug vom Anblick nackter Haut.

Wieder einmal war er fasziniert von Schuldigs Meisterschaft, die Stimmung zu ändern wie ein Chamäleon die Farbe. Am meisten beeindruckte ihn seine Begeisterungsfähigkeit. Er konnte sich nicht erinnern, ob er jemals so gewesen war. Vielleicht… in seinem früheren Leben, bevor er zu Rosenkreuz gekommen war, in der Zeit, an die zu denken er sich seitdem so strikt verboten hatte, dass sie nur selten als zusammenhangslose Bilder in seinem Bewusstsein auftauchte. Rosenkreuz jedenfalls hatte ihn berechnend und kühl werden lassen. Genauso hatte er sich auch bei seiner ersten Außenmission verhalten, Schuldigs kindliche Freude hatte er jedenfalls nicht empfunden, da war er ganz sicher. Er hatte immer sein Ziel vor Augen – SZ positiv auffallen, in der Gunst der Ältesten aufsteigen und seine verhassten Vorgesetzten endlich loswerden.

Und Schuldig? Hatte der überhaupt ein Ziel? Und wenn ja, welches?

Nachdenklich beobachtete er ihn, wie er begann, die Schokolade zu vertilgen. Dann besann er sich wieder auf die Fragen, die er gestellt hatte.

„Eins nach dem anderen. Erst mal sehen, wie das mit dem Fahren klappt.“ Er kannte einen ebenfalls sehr begabten Telepathen, der jedoch nicht in der Lage war, aktiv am Straßenverkehr teilzunehmen, weil ihn die Gedanken der anderen Verkehrsteilnehmer zu sehr ablenkten und er damit eine unkalkulierbare Gefahr für sich und alle anderen war, die mit ihm im Fahrzeug saßen. „Sechs Stunden geht der Unterricht morgen, ich werde in der Zwischenzeit dafür sorgen, dass du anständige Jogging-Sachen bekommst. Vor dem Abendessen drehen wir dann eine Runde.“ Er nippte an seinem Kaffee. Köstlich. Nicht so ein Gebräu, wie das, was Schuldig trank. „In einer Woche ist dann die Fahrprüfung. Ich denke, das ist gut zu schaffen. Und wenn alles gut läuft, gibt es danach noch…“ Er unterbrach sich. „Ach, lass dich überraschen!“
 

Sechs Stunden gleich? Vor Überraschung verschluckte sich der Telepath fast an seiner Schokolade. Seine Augen strahlten freudig auf wie bei einem Kind unter dem Christbaum. Da störte ihn nicht einmal die Ansage, dass sie danach Joggingsachen kaufen und die wohl auch gleich einweihen würden. Brads letzte Andeutung hatte ihn aber noch neugieriger gemacht, als er ohnehin schon war.

"Sechs Stunden?", sprudelte er einfach aus ihm heraus und er hatte Mühe, sich auf seinem Stuhl ruhig zu halten. "Das ist ja echt genial! Und was gibt es dann noch? Jetzt hast du schon angefangen, es ist unfair, mich so auf die Folter zu spannen!"

Nun hibbelte er doch auf seinem Sitz herum, während sein Blick neugierig auf dem Älteren lag und ihn taxierend musterte. Kurz überlegte er, sich den Rest einfach aus den Gedanken des Amerikaners zu holen - aber das war eigentlich nicht so sein Stil. Und wäre sicher auch ein Vertrauensbruch, wenn man es genau bedachte. Also ließ er es brav bleiben.

Also hatte er jetzt eine Woche, um Fahren zu lernen. Na, das war doch zu schaffen, oder? Daran, dass da auch eine Menge Theorie dahinter steckte, was für ihn eine gute Portion Lernerei bedeutete, dachte er gerade nicht. Dafür war er von allem anderen viel zu begeistert und zu aufgeregt. Wenn alles gut ging, hatte er in einer Woche den Führerschein und sein eigenes Auto!

Vor lauter Aufregung merkte er gar nicht, wie sich das Handtuch, das er sich umgeschlungen hatte, langsam aber sicher verabschiedete.
 

„Das tut mir jetzt aber leid“, sagte Brad in einem Tonfall, der die Worte nicht gerade bekräftigte. Langsam brach ihm der Schweiß aus. Machte Schuldig das mit Absicht? Er musste sich zwingen, ihm nicht in den Schoß zu starren, und dennoch bekam er aus dem Augenwinkel nur allzu deutlich mit, wie der Stoff sich in Zeitlupe löste und den Blick wieder freigab auf Schuldigs – nein! Nicht noch einmal heute!

Diesmal war es Brad, der so schnell aufstand, dass der Stuhl kreischend über den Boden rutschte. „Das… bleibt eine Überraschung!“ Er schnappte sich seine Tasse. „Sieh es als Übung in Geduld und Selbstdisziplin, das können wir beide gut gebrauchen.“ Was redete er denn da? „Und jetzt entschuldige, ich muss noch arbeiten.“ Bloß weg!

Erleichtert schloss er die Tür vom Büro, setzte sich an den Schreibtisch und starrte blicklos auf den dunklen Bildschirm. Es war nicht gelogen gewesen mit der Arbeit, allerdings war das nichts, was nicht Zeit bis morgen gehabt hätte, und Lust hatte er gerade überhaupt nicht dazu… Lust hatte er auf etwas ganz anderes…

Seufzend schaltete er den Rechner an. Vielleicht lenkte ihn das ein bisschen ab. Ansonsten müsste er wohl auch noch mal unter die Dusche gehen heute Abend…

Allerdings konnte von Ablenkung keine Rede sein – er stellte fest, dass er ohne Brille nicht viel entziffern konnte.

Shit.

Leise fluchend versuchte er, die Schriftgröße auf dem Bildschirm seiner Sehschwäche anzupassen.
 

Als er das Quietschen von Brads Stuhl hörte, blinzelte er verwirrt und kam schlagartig aus seinen Tagträumen in die Realität zurück. Nanu, was war denn jetzt los? Wenn ihn nicht alles täuschte, sah das gerade ganz nach einer merkwürdigen Flucht aus...

Schuldig kam gar nicht mehr dazu, noch irgendwas zu sagen, da war der Ältere auch schon in seinem Arbeitszimmer verschwunden. Leicht irritiert blieb der Telepath zurück und fragte sich unweigerlich, was wohl passiert sein mochte. Er stand auf und griff ganz automatisch nach dem Handtuch, das urplötzlich gefährlich rutschte. Na hoppla! Das hätte ja einmal mehr peinlich ausgehen können...

Er trabte in sein Zimmer, um sich anzuziehen und machte sich schließlich daran, seine Haare zu trocknen. Und weil er grade so schön dabei war, stylte er sie auch gleich. Währenddessen fiel sein Blick auf die Taschen, in denen sich immer noch das meiste seiner netten, neuen Klamotten befand, und wieder einmal benagte er unschlüssig seine Unterlippe.

Keine Viertelstunde später war er komplett in seinem neuen Outfit bekleidet und obwohl er keinen großen Spiegel zur Verfügung hatte, wusste er, dass er einfach nur gut aussah. Leise klopfte er an der Bürotür und öffnete sie gleich darauf einen Spalt, ohne abzuwarten, ob der Andere ihn überhaupt hereinbitten würde. Er streckte den Kopf in den Raum und grinste schüchtern.

"Ich dreh noch mal ne Runde um den Block, okay?", ließ er Brad leise wissen. Keine Frage, sondern eine klare Ansage. Schließlich hatte er nicht vor, sich das verbieten zu lassen. Und aus genau diesem Grund zog er auch den Kopf wieder zurück und schloss die Tür, ehe der Amerikaner Gelegenheit zu einer Antwort hatte.
 

Schuldig wollte noch mal los?

Brad hatte nicht vor, ihm das zu verbieten, er war schon zufrieden, wenn Schuldig ihm Bescheid gab, bevor er ging.

Aber da war noch etwas, was Brad vergessen hatte – entweder war er im Moment echt vergesslich, oder es war einfach unmöglich, am Anfang an alles zu denken.

Rasch stand er auf und riss die Tür auf.

„Schuldig? Warte!“

Hoffentlich erwischte er ihn noch.
 

Froh, so glimpflich und ohne Fragen oder ähnliches davongekommen zu sein und mit einem Kribbeln im Bauch, das daher rührte, dass er noch nie zuvor einfach so 'losgezogen' war -wie auch? - hatte er die Klinke der Wohnungstür schon in der Hand, als er Brads Stimme hinter sich hörte. Unhörbar aufseufzend drehte er sich zu dem Älteren um. Jetzt nur nicht anmerken lassen, wie aufgeregt er eigentlich war!

"Ja? Was denn?", wollte er höflich und beinahe ein wenig gezwungen freundlich wissen - er hatte schließlich den bösen Verdacht, dass sein Boss ihn nun doch zurückpfiff, aus welchem Grund auch immer.
 

„Du brauchst noch deinen Schlüssel“, sagte Brad und verschwand wieder im Büro, wo er die oberste Schreibtischschublade durchwühlte, bis ein klingendes Geräusch anzeigte, dass er das Gesuchte gefunden hatte.

„Hier.“ Mit ernster Miene hielt er dem Jüngeren zwei Schlüssel hin. Und widerstand dem Drang, ihn jetzt noch mit Ermahnungen zu versehen, wie „Wehe, du verlierst sie“ oder „Komm nicht zu spät zurück“ oder dergleichen.

Es war erstaunlich, wie problemlos sich Begehren in Bemuttern verwandeln konnte.

Ihm gefiel beides nicht.

„Bis morgen früh“, sagte er lediglich. „Viel Spaß.“
 

Schlüssel? Die misstrauische Miene des Jungen verschwand und wurde zu einem strahlenden Grinsen. Er schnappte sich die Schlüssel, die Brad ihm hinhielt, verstaute sie in der Hosentasche und nickte, immer noch grinsend.

"Danke! Werd ich sicher haben", meinte er mit einem neckischen Zwinkern, drehte sich um und verließ die Wohnung.

Im Gang atmete er erst einmal tief durch. Oh wow, das war ja besser gegangen als erwartet! Schuldig konnte sich ein kleines, teuflisch klingendes Kichern nicht verkneifen. Er hatte das Gefühl, die Stadt würde ihm offenstehen...

Beschwingt stieg er in den Fahrstuhl und ließ sich nach unten bringen.

Kaum trat er durch die große, verspiegelte Glastür ins Freie, wurde seine gute Laune durch einen Gedanken getrübt, der ihm zuvor noch nicht gekommen war: Was sollte er eigentlich anstellen - er hatte schließlich keinen Cent in der Tasche...

Hervorragend, wirklich!

Nachdenklich schob er seine Hände in die hinteren Hosentaschen, bis seine Fingerspitzen auf das kalte Metall der Schlüssel trafen. Hm. Sein Blick glitt an dem Haus nach oben. Natürlich konnte er wieder hochfahren und sagen, er hätte es sich anders überlegt. Aber das würde einer Niederlage gleichkommen, die er nicht zugeben wollte. Oh nein. Ganz sicher nicht! Und wozu war er schließlich Telepath? Obendrein einer der Besten?

Wieder schlich sich das breite, leicht dämonische Lächeln auf sein Gesicht.

Keine fünf Minuten später schlenderte der Junge durch einen Park - oder zumindest etwas Ähnliches. In einiger Entfernung sah er einen Herrn mittleren Alters auf einer Bank sitzen - anscheinend wartete der auf eine Verabredung. Na, wenn das mal kein Zufall war!

Die grünen Augen des Telepathen glommen in der zunehmenden Dämmerung auf - und gleich darauf verspürte der freundliche Herr auf der Parkbank das dringende Bedürfnis, dem Jungen mit den langen, orangen Haaren, der soeben des Wegs kam, all sein Bargeld in die Hand zu drücken. Und Schuldig staunte nicht schlecht über die Menge des Geldes. Na, damit ließ sich auf jeden Fall etwas anfangen!

Sein erster Weg führte ihn in eine Art Kneipe - aus der er schnellstmöglich wieder floh. Oh nein, das war nicht die Art Gesellschaft und Spaß, die er wollte!

Er schlenderte weiter, beobachtete Passanten und betrachtete die Umgebung, bis er mittendrin nicht mehr wusste, wo er überhaupt war oder wie er hierhergekommen war. Als er sich reichlich ratlos umsah, entdeckte er ein in grellen Neonfarben blinkendes Schild über einer Glastür: "American Cocktails". Na, das klang doch gut! Und lecker!

Das Grinsen erschien wieder auf den Lippen des Telepathen, er ging über die Straße und öffnete die Tür, über der ein Glöckchen bimmelte. Neugierig sah er sich um, entdeckte einen Platz direkt an der Bar und hopste mehr oder minder elegant auf den Barhocker. Interessiert musterte er die aufgereihten Flaschen auf den Regalen, die durch die Spiegel dahinter nach noch mehr aussahen.

Der Barkeeper sah den neuen Gast fragend an und Schuldig ahnte, dass er besser was sagen sollte.

"Ähm... Ich hätte gern auch so nen Drink", meinte er schließlich und deutete auf das orange Getränk der jungen Frau, die neben ihm saß.

Mit einer hochgezogenen Augenbraue und einem süffisanten Schmunzeln nickte der Barkeeper.

"Einen Mai Tai. Kommt sofort."
 

Schuldig war weg – die Wohnung war leer!

Brad merkte, wie ein Zentnersack Anspannung von seinen Schultern fiel. Himmlische Ruhe umfing ihn. Er wusste, diese Momente der Einsamkeit würden in Zukunft kostbar sein.

Gutgelaunt und leise vor sich hin pfeifend, betrat er das Badezimmer und ließ sich ein heißes Bad ein. Er ignorierte die halbe Überschwemmung, die Schuldig nach dem Duschen auf den Fliesen hinterlassen hatte ebenso wie das ungute Gefühl, das sich in seinem Magen einnistete, und das Schuldigs abendlichen Ausflug betraf.

Er ging noch einmal zurück ins Arbeitszimmer, schaltete den Rechner aus und ließ sich dann wohlig seufzend in das heiße, schaumige Wasser sinken. Genüsslich verschaffte er seinem Körper die Erleichterung, die er nach diesem „Zwischenfall“ benötigte, danach lag er einfach nur entspannt in der Wanne und dachte über die letzten Stunden nach. Im Großen und Ganzen war er zufrieden, wie es bisher gelaufen war. Und sie würden ein gutes Team abgeben, da war er noch immer überzeugt von.

Und dennoch nagte jetzt wieder diese Unruhe an ihm, die Schuldigs Weggang oder besser seine Wiederkehr betraf, und er ließ das Wasser ab und trocknete sich ab. Nackt tappte er durch die leere und friedliche Wohnung, mit dem immer deutlicher werdenden Gefühl, dass dies die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm war.

Aber was sollte er tun? Er hatte überhaupt keine Lust, durch München zu rennen, um seinen Telepathen nach Hause zu schleifen, davon abgesehen hatte er überhaupt keine Ahnung, wo er ihn suchen sollte und von daher eine verschwindend geringe Chance, ihn überhaupt zu finden.

Also tat er das einzig Vernünftige in dieser Situation: Er legte sich schlafen. Dann war er wenigstens ausgeruht für die Dinge, die da kommen sollten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Battosai
2011-07-03T23:19:30+00:00 04.07.2011 01:19
hey sry ich hab mich schon viiiiiiiiiiiel zu lang nicht mehr gemeldet schande über mich V.V
naja wenn das mal gut gehen wird shu mit einen mai-tai also einen mai -tai da ist ja fast nur Rum drin. Ich hatte damit shcon erfahrung also da bist du erstmal richtig beschwippst. Und schu kennst ja alkohol noch nicht so sehr...
Naja ich bbin gespannt was im nächsten kappi los sein wird *lach*

Von:  Anuri
2011-02-21T18:45:23+00:00 21.02.2011 19:45
Bitte, bitte! Das mach ich doch immer wieder gerne.

Bald wiederhol ich mich nur noch xP
Also auch dieses Kapitel ist wieder gut geschrieben. Es ist schön und flüßig zu lesen.

Irgendwelche Kritikpunkte sind mir jetzt auch nicht aufgefallen... ich kann nur sagen weiter so!

Brad tut einem ja fast leid xP Schuldig ist wirklich total knuffig und diese Stimmungsschwankungen sind wirklich einmalig. Da nimmt er einfach nen alten Mann aus xP das ist der Schuldig den wir kennen.

Ich freu mich schon auf das nächste Kapitel <3


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