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With fairytale through the year

von

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Frühlingsträume: March part 2

Hallo, es geht weiter=)

Und es gibt eine Überraschung. Diesen Monat kommen drei Kapitel on. Toll, oder? Aber ich kann schon gleich sagen, dass dann auch Roxy und Frank eher in den Hintergrund geraten. Und da so viele immer wieder fragen, wann denn endlich Scorpius auftaucht... indirekt ist er bereits dabei. Er ist der Abschlepper=) Aber im April kommt er dann richtig auf die Bildfläche.

Eine kleine Erklärung für den Begriff Quong Po, der in diesem Kapitel erwähnt wird. Man kann ihn als Zen betrachten, aber es ist laut J.K. ein chinesischer Zauberer und deshalb fand ich es einfach passend.

So und jetzt viel Spaß beim Lesen.;)
 

eure sunny3291
 

Frühlingsträume: March part 2
 

Die Tatsache,

dass Menschen mit zwei Augen,

aber nur einem Mund geboren werden,

lässt darauf schließen,

dass sie zweimal so viel sehen als reden sollten.

Marie Marquise de Svign
 

Mit glasigen Augen und offenem Mund starrte Lysander Frank über den Tisch im Drachenzahn hinweg an. „Ach du Hornschwanzscheiße.“ „Sie ist nicht ans Telefon gegangen. Nachdem ich endlich Corrine rausgeschmissen hatte, habe ich versucht, sie anzurufen. Zu Hause, auf beiden Leitungen, auf dem Handy. Sie ist nicht rangegangen. Ich habe daran gedacht, einfach hinzufahren, aber da sie schon nicht ans Telefon ging… Sie hat gedacht, ich hätte… Das hätte sie nicht denken dürfen, aber in Anbetracht der Situation kann ich ihr auch keinen Vorwurf daraus machen. Nicht wirklich.“ Grüblerisch starrte Frank in seinen grünen Tee. Ich muss ihr das erklären. Offensichtlich muss ich das. Aber auf dem Gebiet kenne ich mich gar nicht aus. Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.“

„Es sind zwei Frauen gleichzeitig hinter dir her. Zwei. Merlin, Frank, du bist ein Casanova. Ein echter Ladykiller.“ „Jetzt halt mal den Besen gerade, Lys, du kapierst überhaupt nicht, worum es geht.“ „Doch, ich schon, Mann.“ Der offene Mund hatte sich zu einem bewundernden Grinsen verzogen. „Es geht darum, dass zwei scharfe Bräute auf dich abfahren. Außerdem habe ich gehört, dass du auch mit Rose Weasley was laufen hast. Ein heißes Trio.“

„Ich… was? Wer… Nein. Woher hast du das?“ „Ihr beiden wart neulich abends hier sehr vertraut miteinander. Im Drachenzahn wird viel geredet.“ „Merlin steh mir bei, wann ist das Ganze eigentlich zur Seifenoper geworden? Wir haben Kaffee getrunken und uns über Roxanne unterhalten. Wir sind Freunde. Mehr nicht. Nur Freunde. Eigentlich nicht einmal das.“ „Das ist gut.“ Lysander antwortete mit seinem weisen Nicken. „Denn das wollte ich dir sagen, Mann, mach niemals Dates mit zwei Frauen, die Freundinnen sind. Das ist nicht nur uncool, es ist tödlich. Die zerreißen dich und gehen dann zusammen shoppen.“

„Gut zu wissen, Lys.“ Frank sah, wie der Sarkasmus ohne zu treffen über Lysander hinweg schwebte. „Aber ich habe keine Dates mit Rose. Und seit wann können ein Mann und eine Frau in der Öffentlichkeit nicht mehr zusammen Kaffee – oder Tee – trinken, ohne… Ach egal.“ Da Frank spürte, wie er Kopfschmerzen bekam, ließ er das Thema fallen. „Es spielt wirklich keine Rolle.“

„Stimmt. Zurück zum Thema. Zwei scharfe Bräute machen Jagd auf Frankyboy. Ich wette, wenn Roxy in deine Wohnung gekommen wäre, hättest du den reinsten Zickenkrieg erlebt. Zickenkrieg um dich, Frank.“ Lysanders Augen leuchteten bei der Vorstellung. „Du bist der böse Ladykiller.“ „Ich will überhaupt kein Ladykiller sein.“ Während der Arbeit hatte Frank den Vorfall wohlweislich für sich behalten. Doch welcher Zauberspruch hatte ihn geritten, dass er geglaubt hatte, von Lysander zu irgendeiner Zeit, an irgendeinem Ort einen vernünftigen Ratschlag bekommen zu können? „Versuch mal, mir zuzuhören, Lys.“

„Das tue ich ja, aber ich sehe immer wieder Bilder von dem Zickenkrieg vor mir. Weißt du, wie sie auf dem Boden herum rollen und einander an den Kleidern zerren.“ Lysander trank einen Schluck von seinem Kaffee. „Kann ich mir bestens vorstellen.“

„Sie haben aber nicht gekämpft!“, stellte Frank klar. „Hätte aber sein können. Okay, du willst also nicht versuchen, es mit beiden gleichzeitig aufzunehmen. Ich glaube ja, dass du das könntest, aber ich merke schon, dass ich dir bei der Entscheidung helfen soll, welche von ihnen du nimmst.“ „Nein, nein, nein!“ Frank ließ den Kopf in die Hände sinken. „Sie sind doch keine Krawatten, Lys. Es geht hier nicht um eine Vergleichsstudie. Ich liebe Roxanne.“ „Ehrlich? He, du hast nie gesagt, dass es dir so ernst mit ihr ist. Ich dachte, das wäre nur ein Techtelmechtel.“ Lysander rieb sich das Kinn und lehnte sich zurück. „Das ist natürlich etwas Anderes. Wie sauer war sie?“ „Rate mal, und dann ungefähr doppelt so sehr.“ Lysander nickte verständnisvoll. „Ihr Blumen bringen und dich entschuldigen reicht also nicht. Als Erstes musst du bei ihr einen Fuß in die Tür kriegen. Zum Beispiel, wenn du der unschuldige Part bist … Du bist doch unschuldig, oder?“ „Lysander!“ „Okay. Zuerst musst du dir von ihr in den Hintern treten lassen. Das rate ich dir.“ Nachdenklich nippte Lysander an seinem Kaffee. „Dann musst du ihr erklären, warum du unschuldig bist. Dann musst du sie anflehen. Und in einem solchen Fall willst du ihr zur Krönung sicher noch etwas Funkelndes schenken.“

„Schmuck? Ich soll sie bestechen?“, fragte Frank geschockt nach. „Betrachte es nicht als Bestechung. Es ist eine Entschuldigung. Es spielt keine Rolle, dass du überhaupt nichts gemacht hast, Frank. Darum geht es nie. Willst du die Sache aus der Welt schaffen, etwas wiederhaben, sie zurück gewinnen und in diesem Jahrzehnt noch einmal Sex mit ihr haben, dann besorgst du ein paar hübsche, glänzende Klunker. Bald ist ohnehin Valentinstag.“ „Aber das ist Manipulation und ziemlich hohl dazu.“, meinte Frank. „Stimmt. Aber es klappt immer wieder aufs Neue.“, lächelte Lysander. „Wie viele Klunker hat Lily schon?“, fragte Frank interessiert nach. „Wenn ich jedes Mal etwas Blingbling mitgebracht hätte, wenn wir Streit hatten, dann wäre ich jetzt arm wie eine Kirchenmaus. Dafür haben wir immer frische Blumen in der Wohnung. Leider muss ich nämlich gestehen, dass ich jede Woche irgendetwas anstelle, weswegen ich zu Kreuze kriechen muss.“, gestand Lysander Zähne knirschend.

Frank lachte. „Das mit den glitzernden Klunkern behalte ich als Plan B in petto. Aber ansonsten hast du Recht. Vor allem damit, dass ich mir zuerst von ihr in den Hintern treten lassen soll. Für sie sah die Situation übel aus. Ganz übel.“ „Hast du Corrine als nette Abwechslung mitgenommen?“ „Merlin, nein.“ „Dann bist du ein anständiger Kerl. Denk daran. Du bist ein anständiger Kerl. Aber du bist auch der böse Ladykiller. Ich bin stolz darauf, dich zu kennen.“ Lysander schlug seinem besten Freund auf die Schulter und legte das Geld für seinen Kaffee auf den Tisch.
 

In ihrem Studio stellte Roxy einen Satz Probeabzüge fertig. Sie verpackte sie für die Kunden in eine Schachtel, zusammen mit einer Preisliste, ihrer Visitenkarte und einer Angebotsübersicht. Sie warf einen Blick aufs Telefon und gratulierte sich dazu, dass sie genügend Rückgrat besessen hatte, nicht auf Franks Anrufe zu reagieren. Vielleicht hatte Corrine ein Spielchen mit ihm gespielt. Wahrscheinlich sogar. Aber trotzdem hatte er irgendwie mitgemacht. Ein paar entschuldigende Anrufe reichten nicht, um das wiedergutzumachen. Außerdem, wenn er nichts falsch gemacht hatte, wofür entschuldigte er sich dann? Das war auch egal, rief sie sich in Erinnerung.

Für diesen produktiven Tag würde sie sich nachher belohnen – mit einem schönen Schaumbad, einem Glas Wein und einem Abend mit Chips vor dem Fernseher. Mit einem Actionfilm, entschied sie spontan. In dem jede Menge Sachen in die Luft flogen und der nicht die Spur romantisch war. Sie packte ihre fertige Arbeit zur Auslieferung in eine Fairytale-Einkaufstüte, als sie hörte, wie ihre Tür aufging. Sofort wirbelte sie herum und sah sich einer wutschnaubenden Angelina gegenüber.

„Wie kannst du es wagen? Wie kannst du es wagen, mein Auto zu irgendeiner zweitklassigen Werkstatt abschleppen zu lassen? Weißt du, dass sie dreihundert Sickel von mir haben wollen, damit ich es zurückbekomme? Du tätest gut daran, mir unverzüglich einen Scheck auszustellen.“ Okay, dachte Roxy, das ist die Glocke für diese Runde. Und ausnahmsweise bin ich mal bereit, lächelte Roxanne in sich hinein. „Nie im Leben. Gib mir meinen Autoschlüssel zurück.“

„Die bekommst du nur, wenn du mir die dreihundert Sickel gibst.“, begann Angelina. Roxanne trat vor und schnappte sich einfach die Handtasche ihrer Mutter und leerte den Inhalt auf den Boden aus. Angelina war so entgeistert, dass Roxanne genug Zeit hatte, sich hinzukauern und ihren Schlüssel aus dem Chaos zu suchen.

„Wie…“

„…kann ich es wagen?“, fragte Roxanne kühl. „Ich kann es wagen, weil du dir mein Auto am Sonntag geliehen und es mir fünf Tage lang nicht zurückgegeben hast. Und auf meine Anrufe hast du auch nicht reagiert. Ich kann es wagen, weil ich es satt habe, benutzt und ausgenutzt zu werden. Glaub mir, wenn ich sage, dass es mir reicht. Ich habe die Nase voll. Das hört ab sofort auf.“

„Es hat geschneit. Du kannst doch nicht von mir erwarten, dass ich das Risiko eingehe, in einem Schneesturm von London herzufahren. Ich hätte einen Unfall haben können. Ich hätte…“ „… anrufen können“, fiel Roxanne ihr ins Wort. „Aber abgesehen davon gab es keinen Schneesturm, nur einen Hauch von Neuschnee. Gerade mal einen halben Zentimeter und das war auch am Sonntag.“

„Ari wollte nichts davon wissen, dass ich nach Hause fahre. Er hat mich eingeladen, noch zu bleiben, also habe ich es gemacht.“ Achsel zuckend wollte Angelina die Sache abtun. „Wir haben ein paar Tage miteinander verbracht. Wir sind Shoppen gegangen, ins Theater. Warum sollte ich nicht mein Leben genießen?“ „Da spricht doch überhaupt nichts gegen. Du sollst es halt nur irgendwo anders genießen.“, meinte Roxanne. „Ach, sei doch nicht so ein Kind, Roxanne. Ich habe dir mein Auto hier gelassen.“ „Ein Auto, mit dem ich nichts hätte anfangen können, selbst wenn du dir die Mühe gemacht hättest, mir auch die merlinverdammten Schlüssel dazu zu geben.“

„Es war ein Versehen. Du hast mich an dem Tag so schnell aus der Tür geschoben. Kein Wunder, dass ich mich nicht erinnere. Und hör auf, mir gegenüber zu fluchen.“ Sie brach in Tränen aus, so dass viele dekorativen Tropfen aus ihren schockierten braunen Augen rannen. „Wie kannst du mich nur so behandeln? Wie kannst du mir die Chance auf ein bisschen Glück missgönnen?“

Es funktioniert nicht, sagte Roxy sich, als sich ihr Magen zusammen krampfte. Dieses Mal nicht. Sie hatte es schon so oft gemacht, bei ihr, bei Fred, bei ihrem Vater. „Wie ich dich so behandeln kann? Wie hast du denn Papa immer behandelt? Hast du ihm jemals ein bisschen Glück gegönnt? Ich kann es dir sagen, nein. Denn es dreht sich immer nur alles um dich. Aber deine beiden Fragen habe ich mir in den letzten Tagen auch selbst gestellt. Nur mit vertauschtem Ich und Du. Es ist mir bis jetzt noch nie gelungen, die Antwort zu finden.“, schnauzte Roxanne ihre Mutter zusammen.

„Es tut mir leid. Es tut mir leid. Ich bin verliebt. Du weißt nicht, wie es ist, so für jemanden zu empfinden. Wie alles andere in den Hintergrund tritt und nur noch ihr Beiden zählt. Es war doch nur ein Auto, Roxanne.“ „Es war nur mein Auto!“, zischte Roxanne. „Schau, was du mit meinem gemacht hast!“ Noch während die Tränen auf ihren Wangen glitzerten, kam Angelinas Wut wieder durch. „Du hast es zu diesem… diesem Drecksschuppen abschleppen lassen. Und der schreckliche Kerl dort hält es fest wie eine Geisel.“ „Dann bezahl das Lösegeld.“, war Roxys Kommentar. „Ich verstehe nicht, wie du so gemein zu mir sein kannst. Das liegt daran, dass du dir nie Gefühle erlaubst, genau wie dein Bruder. Du machst Fotos von Gefühlen, aber selbst hast du keine. Jetzt bestrafst du mich dafür, dass ich welche habe.“

„Okay!“, Roxanne ging in die Hocke und fegte den restlichen Inhalt der Tasche ihrer Mutter zusammen. „Ich habe keine Gefühle. Ich bin eine schreckliche Tochter. Und deshalb möchte ich, dass du gehst. Ich will, dass du verschwindest.“ „Ich brauche das Geld für mein Auto.“ „Von mir bekommst du es nicht.“ „Aber… du musst…“ „Nein.“ Energisch drückte Roxy Angelina die Tasche in die Hand. „Das ist es ja eben, Mutter. Ich muss nicht. Und ich werde auch nicht. Es ist dein Problem, also sieh zu, wie du es löst.“

Angelinas Lippen zitterten, ihr Kinn zuckte. Keine Manipulation, dachte Roxanne, nicht nur. Ihre Gefühle waren irgendwo sogar echt. Und sie sah sich als Opfer. „Wie soll ich jetzt nach Hause kommen?“ Roxanne griff zum Telefonhörer. „Ich ruf dir ein Taxi.“

„Du bist nicht meine Tochter.“ „Weißt du, das Schlimme für uns beide ist, dass ich das doch bin.“ „Ich warte draußen. In der Kälte. Ich will keine Minute länger mit dir im gleichen Raum verbringen.“ „Du wirst vor dem Haupthaus abgeholt.“ Roxy wandte sich ab und schloss die Augen, als die Tür zugeknallt wurde. „Ja, ich brauche ein Taxi zu Weasleys Manor. So schnell wie möglich.“

Mit einem unguten Gefühl in der Magengrube ging Roxy zur Tür und schloss ab. Das Entspannungsprogramm nach dem Arbeitstag würde sie nun um einen Aspirin-Trank ergänzen müssen, dachte sie. Am besten nahm sie den Trank jetzt sofort. Völlig erschöpft ließ sich Roxanne auf dem Küchenboden nieder. Dort würde sie sitzen bleiben, bis ihre Knie aufhörten zu zittern, bis es in ihrem Kopf nicht mehr so hämmerte. Bis sie nicht mehr das Gefühl hatte, gleich in Tränen auszubrechen zu müssen.

Als das Telefon klingelte, griff sie nach oben und schaffte es den Apparat von der Theke zu holen. Sie las die Nummer auf dem Display und nahm Rose Gespräch entgegen. „Ich bin okay.“

„Ich bin da.“

„Ich weiß. Danke. Aber ich bin okay. Ich habe ihr ein Taxi gerufen. Es kommt in ein paar Minuten. Lass sie nicht rein.“ „Geht klar. Ich bin da.“, wiederholte Rose. „Also, was immer du brauchst…“ „Rose? Sie ändert sich nie mehr, also muss ich das tun. Ich wusste nicht, dass es so wehtun würde. Ich dachte, es würde sich gut anfühlen, gut und befriedigend. Vielleicht mit einem Hauch von Triumph. Aber das tut es nicht. Es ist nur schrecklich.“

„Du wärst nicht du, wenn es nicht weh täte. Du hast das Richtige getan, falls dir das hilft. Das Richtige für dich. Und Angelina fängt sich wieder. Das weißt du.“ „Ich will wütend sein.“ Erschöpft und weinerlich presste Roxy das Gesicht an die hochgezogenen Knie. „Es ist so viel einfacher, wenn ich wütend auf sie bin. Warum bricht mir das jetzt das Herz?“

„Sie ist trotz allem noch immer deine Mutter. Das lässt sich nicht ändern. Aber wenn du dich von ihr hast ausnutzen lassen, ist es dir auch schlecht gegangen.“

„Nicht so schlecht wie jetzt. Aber du hast Recht.“

„Das Taxi ist da. Sie fährt.“

„Gut.“ Roxy schloss die Augen erneut. „Ich bin okay. Wir reden morgen nochmal.“

„Ruf an, wenn du mich vorher brauchst.“

„Mache ich. Danke.“

„Dafür sind Freundinnen da.“
 

Auf Badeschaum, Kerzen und Wein hatte sie keine Lust mehr, doch ein heißes Bad nahm sie trotzdem. Es entspannte sie wenigstens ein bisschen. Dann zog sie ihre älteste Flanellhose an, die weich und kuschelig war. Sie wollte jetzt noch nicht schlafen, obwohl sie sich am liebsten einfach nur noch in ihre Kissen verkrochen hätte. Sie wollte jetzt etwas fleißig im Haus sein. Sie würde ihr Schlafzimmer putzen, im Wandschrank und der Frisierkommode Ordnung schaffen und noch dazu das Badezimmer schrubben.

Es war höchste Zeit, dass sie sich ihrem Haushalt widmete, und so würde sie erst einmal ein paar Stunden beschäftigt sein. Vielleicht sogar tagelang, dachte Roxy, als sie ihr Schlafzimmer betrachtete. Aber das Beste war, dass es eine Säuberungsaktion war, ein symbolischer Akt, der zu ihrem Auflehnen gegen Angelina passte.

Raus mit dem Alten, rein mit dem Neuen. Und wenn die Arbeit erledigt war, würde alles frisch und ordentlich sein. Ihre neue Lebensordnung. Als sie ihren Wandschrank geöffnet hatte, blies sie erst einmal die Backen auf und ließ eine Ladung Luft entweichen. Hier half nur noch die Radikalkur. Alles rausholen, durchforsten, aussortieren. Vielleicht konnte sie auch einfach alles verbrennen und ganz von vorne anfangen. Brennende Brücken schienen gerade ohnehin ihr Thema zu sein. Also straffte sie die Schultern und nahm einen Arm voll Sachen und schmiss alles aufs Bett. Sie wollte absichtlich auf Zauberei verzichten. So würde der Neuanfang nur noch effektiver sein. Doch nach der dritten Ladung fragte sie sich, wofür sie so viele Klamotten brauchte. Es war eine Krankheit, anders konnte man es nicht mehr nennen. Kein Mensch brauchte fünfzehn weiße Blusen.

Fünfzig Prozent, entschied sie. Das würde ihr Ziel sein. Fünfzig Prozent ihrer Garderobe ausmisten. Und sie würde diese schön gepolsterten Kleiderbügel kaufen. Farblich abgestimmt. Und die durchsichtigen, stapelbaren Schuhschachteln. Wie Rose. Als der Inhalt ihres Wandschrankes auf dem Bett und dem Sofa aufgehäuft lag, starrte sie ein wenig verzweifelt darauf. Vielleicht doch Zauberei? Oder hätte sie nicht doch besser erst die Kleiderbügel gekauft? Jetzt hatte sie nichts als einen riesigen Haufen Unordnung und keinen Platz zum Schlafen.

„Warum, warum in Merlins Namen kann ich einen Betrieb leiten, ein Betrieb sein, und schaffe es nicht, mein eigenes Leben in den Griff zu bekommen? Das ist dein Leben, Roxanne Weasley. Riesenberge von Zeug, von denen du nicht weiß, was du damit machen sollst.“ Am liebsten hätte Roxanne über sich selbst gelacht. Jetzt war sie schon wieder bei Selbstgesprächen angelangt. Aber Lachen hätte sie nur noch tiefer in ihre Depression gestürzt. Also gab sie sich einen Ruck. Sie würde das jetzt in Ordnung bringen. Es ändern. Es in Angriff nehmen. Himmel, sie hatte ihre eigene Mutter rausgeworfen, also würde sie doch wohl mit Kleidern, Schuhen und Handtaschen fertig werden! Sie würde gegen das Durcheinander in ihrem Leben, in ihrem Kopf angehen. Es minimieren.

Quong Po war angesagt oder wie es die Muggel sagen würden: Zen war angesagt.

Ihr Zuhause, ihr Leben und ihr verdammter Kleiderschrank würden ein Ort des Friedens und der Ruhe sein. Mit Schuhschachteln aus durchsichtigem Kunststoff. Ab sofort. Heute war ein Tag, ein neuer Anfang, und sie war eine neue, smartere, eindrucksvollere Roxanne Weasley. Mit blitzenden Augen ging sie nach unten, um eine Packung Müllbeutel zu holen.

Als es an der Tür klopfte, verspürte sie eine solche Erleichterung, dass sie ein Schauer überlief. Rose, dachte sie. Merlin sei Dank. Was sie jetzt brauchte, waren die Superkräfte dieser Königin der Organisationtalente. Mit wirrem Blick und wild abstehenden Haaren riss sie die Tür auf. „Rose – oh. Oh, Natürlich. Perfekt.“

„Du bist nicht ans Telefon gegangen. Ich weiß, dass du sauer bist.“, begann Frank. „Vielleicht lässt du mich kurz rein, damit ich dir alles erklären kann.“ „Klar.“ Roxy warf die Hände in die Luft. „Warum nicht. Das ist das i-Tüpfelchen. Lass uns was trinken.“ „Ich will keinen Drink!“ „Stimmt. Du musst noch fahren.“ Sie wedelte mit den Händen durch die Luft, als sie in die Küche stampfte. „Ich aber nicht.“ Sie knallte eine Flasche Wein auf die Theke und holte einen Korkenzieher. „Was? Kein Date heute Abend?“, patzte sie Frank eher an.

„Roxanne.“

Irgendwie, dachte sie, während sie auf den Korken losging, schaffte er es, dass ihr Name wie eine Entschuldigung klang und wie ein milder Tadel. Der Kerl hatte echt was drauf. „Ich weiß, wie es vielleicht ausgesehen hat. Wahrscheinlich ausgesehen hat. Wie es ausgesehen hat.“ Frank ging zur anderen Seite der Theke. „Aber so war es nicht. Corrine … Lass mich das machen.“, sagte er, da sie den Korken nicht herausbekam.

„Sie ist einfach vorbeigekommen. Ganz zufällig.“, erklärte Frank weiter und Roxy hob eine Augenbraue. „Ich will dir mal was sagen.“ Roxanne nahm ihm wieder die Weinflasche ab und klemmte sich die Flasche zwischen die Knie. „Nur weil wir uns gestritten haben, nur weil ich das Gefühl hatte, ich müsste ein paar vernünftige Grenzen ziehen, musst du noch lange nicht im nächsten Augenblick deine mysteriöse Sexy-Ex bewirten.“

„Hab ich ja gar nicht. Und das ist die auch nicht. Verdammt.“, schimpfte Frank und streckte die Hand aus, um Roxanne wieder einmal die Flasche abzunehmen, gerade als es ihr gelang sie zu entkorken. Ihr Faust landete genau an seinem Kinn, mit solcher Wucht, dass er einen Schritt zurücktaumelte. „Geht es dir jetzt besser?“, fragte er jedoch nur ruhig.

„Ich wollte nicht… dein Gesicht war im Weg.“ Roxanne stellte den Wein auf die Theke und heilt sich die Hand vor den Mund, um das plötzlich in ihr aufsteigende Gelächter zu unterdrücken. Sie fürchtete, sie könnte sonst einen hysterischen Lachkrampf bekommen. „O Merlin, das wird ja immer lächerlicher.“

„Können wir uns setzen?“, fragte Frank, der langsam Sternchen sah. Der Schlag war doch nicht so ganz ohne gewesen. Doch Roxy schüttelte den Kopf und ging zum Fenster. „Ich setze mich nicht, wenn ich so aufgewühlt bin. Ich führe keine ruhigen, vernünftigen Diskussionen.“ „Das habe ich gemerkt. Du bist gegangen. Du bist einfach davongelaufen, ohne mir die Chance zu geben, die Situation zu erklären.“ „Das ist die eine Ebene. Du bist ein freier Mensch. Es war nie die Rede davon, dass du keine Andere haben darfst.“ Frank sah sie verwirrt an. „Ich dachte, das versteht sich von selbst. Wir schlafen miteinander. Ganz gleich, welche Grenzen du dir wünscht, ich bin mit dir zusammen. Nur mit dir. Und umgekehrt erwarte ich das Gleiche. Wenn ich deshalb konservativ und kleinkariert bin, kann ich es auch nicht ändern.“

Roxanne drehte sich wieder zu ihm um. „Kleinkariert. Auch kein Wort, das man jeden Tag hört. Und das bist du nicht, Frank. Du bist deshalb nicht kleinkariert. Du bist anständig. Damit versuche ich dir zu sagen, dass ich auf einer Ebene überhaupt kein Recht hatte, mich aufzuregen. Diese Ebene finde ich aber ziemlich idiotisch. Auf einer anderen Ebene hatten wir eine Meinungsverschiedenheit, und als ich zu dir kam, um zu versuchen, sie mit dir aus der Welt zu schaffen, warst du mit ihr zusammen.“ „Ich war nicht mit ihr zusammen. Sie war da.“, korrigierte Frank. „Sie war da. Du hast ihr Wein eingeschenkt. Du hast ihr meinen Wein eingeschenkt.“, regte sich Roxy auf. „Nein, habe ich nicht.“ „Na, wenigstens etwas.“, eine kleine Stufe war ihre Wut gedämpft worden.

„Ich habe ihr überhaupt gar keine Wein gegeben. Es gab keinen Wein. Ich habe ihr gesagt, sie muss jetzt gehen. Ich habe sie zum Weinen gebracht.“ Beim Gedanken daran rieb sich Frank den Nacken. Er ertrug keine weinenden Frauen. „Ich habe sie heulend weggeschickt, und du bist nicht ans Telefon gegangen. Wenn du doch nur gewartet hättest, wenn du hereingekommen wärst und mir die Chance gegeben hättest…“

„Du hast uns einander höflich vorgestellt.“, sprach ihm Roxy dazwischen. Frank hielt daraufhin kurz inne und sah sie stirnrunzelnd an. „Ich… ja.“, gab er dann zu. „Dafür hätte ich dich beinahe mit der verdammten Weinflasche erschlagen. Oh, hallo, Roxy, das ist die Frau, mit der ich fast ein ganzes Scheißjahr zusammengelebt habe und von der zu erzählen ich bisher so sorgfältig vermieden habe. Und sie steht da mit ihrem Ausschnitt und der perfekten Figur und schnurrt irgendwas davon, dass du ihr doch ein Glas von dem Wein einschenken sollst, den die blöde Kuh vorbeigebracht hat.“

„Ich…“

„Ganz zu schweigen davon, dass wir uns bereits kurz zu vor in der Schuhabteilung bei Madam Nordstorm begegnet sind.“, überfuhr Roxy ihn wieder einmal. „Was? Wer? Wann?“ „Eure gemeinsame Freundin, wie heißt sie noch gleich, hat uns einander vorgestellt, als sie und deine Ex während meiner Schuhkauf-Therapie in meiner Schuhabteilung waren.“ Beim bloßen Gedanken daran war Roxy wieder auf hundertachtzig. „Wie sie mich taxiert hat, in ihren dämlichen knallroten Pumps, zehenfrei, und mit der einen sarkastisch hochgezogenen Augenbraue. Und dann dieses verächtliche Grinsen.“ Roxannes Finger piekte sich in Franks Brust hinein. „Dieses Grinsen mit den perfekt geformten Lippen. Aber ich habe nichts dazu gesagt, zum Hippogreif mit ihr und ihrem Benehmen. Ich wollte meine genialen blauen Stiefel kaufen und die traumhaften silbernen Slingbacks, dann noch eine richtig gute Flasche Wein, um sie dir mitzubringen – nachdem ich noch in den Muggle-Drogeriemarkt gegangen bin, um einen neuen Eyeliner zukaufen und mich ein bisschen hübsch machen lassen wollte, weil ich hübsch sein wollte, wenn ich bei dir vorbeifahre. Vor allem, nachdem ich schon eine Ladung von dieser Schnepfe intus hatte. Und dann habe ich auch noch diese hammer Jacke im Schaufenster gesehen. Ich hab sie bis jetzt noch nicht gekauft, aber wenn ich mein Quong Po gemeistert habe, dann gehört sie mir. Aber das alles ist wohl auch erst alles zustande gekommen wegen dem Abschleppen und dem Gefühlschaos, was mich im Moment beherrscht.“

Frank sah sie fassungslos und mir total verzweifelten Blick an. „Ich habe es mir anders überlegt. Krieg ich doch noch ein Glas Wein? Vielleicht komm ich dann mit.“

„Und ich weiß nicht, wie du auch nur einen Moment glauben konntest, dass ich da bleibe.“, fuhr Roxanne fort, während sie nach einem Weinglas griff und Frank etwas Wein einschenkte. „Ich kann es noch immer nicht glauben, dass du von mir ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dieser Frau verlangst. Oder gar, dass ich mich mit ihr prügle.“

„Nein, das war eher Lysanders Vorschlag.“, merkte Frank an, doch Roxanne hörte ihm gar nicht zu. „Wenn du im Besitz des einzigen Hirns gewesen wärst, das ihr Männer unter euch weiterzureichen scheint, dann hättest du mich ihr vorgestellt – als die Frau, mit der du zusammen bist. Nicht als wäre ich irgendeine Lieferantin.“

„Du hast vollkommend Recht. Ich habe mich sehr ungeschickt verhalten. Meine einzige Entschuldigung ist, dass ich total überfordert war. Alles war so verworren und schwer zu erklären, und außerdem war mir mein überbackendes Käsesandwich verbrannt.“ „Du hast ihr ein Sandwich gemacht?“, schrie Roxy auf. „Nein, das war für mich. Ich war gerade dabei, es zu machen, als Corrine kam, und ich hatte vergessen, dass die Panne auf dem Herd stand, weil sie…“ Als Frank bemerkte, dass es keine besonders gute Idee war, zu erzählen, was zwischen der Ankunft von Corrine und dem Verbrennen des Sandwiches geschehen war, trank er einen großen Schluck Wein. „Weil sie dazwischen kam. Wie auch immer, habe ich es richtig verstanden, dass du beim Shoppen Corrine und Stephanie Gordon begegnet bist?“

„So ist es.“ „Ah, das war es also.“, murmelte Frank. „Verstehe. Das erklärt allerdings…“ Wieder gefährliches Terrain, dachte Frank. „Kann ich einfach sagen, dass ich unterm Strich nicht wollte, dass Corrine zu mir kommt? Ich wollte dich. Ich will dich. Ich liebe dich.“ „Fang nicht von Krise an, wenn ich eine Krise habe. Oder willst du mich noch rasender machen?“

„Geht das überhaupt? Aber, nein, das will ich wirklich nicht.“, fragte Frank und besann sich dann darauf, dass er lieber den Mund hielt. „Sie war im Verführerdress.“, maulte Roxanne. „Bitte? Was?“,fragte Frank ganz erstaunt. „Glaub nicht, ich wüsste nicht, warum siezufällig vorbeikam. Sie guckt mich einmal an und denkt, pff, als ob ich die nicht ausstechen könnte. Prompt wirft sie sich in sexy Klamotten und kommt zu dir. Sie hat dich angemacht, gib es zu.“

Frank verzweifelte langsam. Das konnte doch kein gutes Ende nehmen. Seine Schulter wollten bereits nach vorne einfallen, sodass er sich bewusst anstrengen musste, dass sie es doch nicht taten. „Ich war dabei, mir ein Sandwich zu machen. Zählt das überhaupt nicht? Ich war dabei, mir ein Sandwich zu machen, und dabei habe ich an dich gedacht. Es war schon so schwer genug, dass das verdammte Toast nicht anbrannte. Wie also konnte ich erwarten oder darauf vorbereitet sein, dass Corrine vorbeikommen und mich küssen würde?“

„Sie hat dich geküsst?“

Das nächste Mal hälst du den Mund, Frank, dachte er bei sich und seufzte leise auf. „O Merlin, ich hätte doch die Klunker kaufen sollen. Sie hat einfach… Ich war völlig überrumpelt!“ „Und dann hast du dir einen großen Knüppel herbeigezaubert, um dich gegen ihre unerwünschten Annäherungsversuche zur Wehr zu setzen?“, fragte Roxanne. „Nein, ich…. Bist du eifersüchtig? Bist du echt eifersüchtig wegen dieser Sache?“

Roxanne verschränkte die Arme und sah ihn finster an. „Sieht so aus. Und fass das bloß nicht als Kompliment auf.“ „Tut mir leid, dagegen kann ich nichts machen.“ Frank lächelte. „Corrine bedeutet mir nichts. Ich habe die ganze Zeit an dich gedacht.“

„Sehr witzig.“ Roxanne griff nach seinem Weinglas und trank einen Schluck. „Sie ist schön.“ „Ja, das stimmt.“, fügte Frank hinzu und konnte dann zusehen, wie Roxanne der Unterkiefer herunterfiel. „Hast du denn überhaupt keine Ahnung? Brauchst du Lysanders Liste, um nachzulesen, dass du jetzt so was sagen solltest wie: Mit dir kann sie sich nicht vergleichen?“ „Kann sie auch nicht. Konnte sie noch nie.“, meinte Frank.

„Ich bitte dich. Schmollmund, Katzenaugen und Körbchengröße E.“ Roxanne trank noch einen Schluck und stellte dann das Glas Frank wieder hin. „Ich weiß, dass es hohl von mir ist, sie für ihr Aussehen zu hassen, aber mir bleibt ja nichts anderes übrig. Und aussehen tut sie wirklich gut. Ich will glauben, dass sie dich überrumpelt hat. Aber mich hat sie völlig unvorbereitet getroffen. Beide Male. Ich weiß nur, dass du mit dieser Frau in einer festen Beziehung zusammengelebt hast und dass sie Schluss gemacht hat. Nicht du, sondern sie. Du hast sie geliebt, und sie hat dich verletzt.“

„Ich habe sie nicht geliebt. Und hat sie mich verletzt? Ich denke, den Umständen entsprechend. Ich sehe ein, dass ich das Ganze komplizierter gemacht habe und es eine unverhältnismäßige Bedeutung gewonnen hat, weil ich es vermieden habe, darüber zu reden. Das war keine Glanzleistung von mir. Ich habe Corrine auf einer Party bei den Gordons kennen gelernt, gemeinsamen Freunden. Ich war noch nicht lange wieder hier, nur ein paar Monate. Wir haben uns ein paar Mal verabredet, zunächst nur unverbindlich. Dann, äh, wurde mehr daraus.“

Roxanne lächelte. Wie peinlich ihm das war. „Dann habt ihr miteinander geschlafen. Ich verstehe, was Sie sagen wollten, Herr Professor.“ Frank räusperte sich, doch dann erzählte er Roxanne von seiner Beziehung zu Corrine. Sie dachte, dass er zurück nach Oxford gehen würde und konnte nicht verstehen, wie er in diesem Kaff bleiben konnte. Dann wollte Corrine umziehen und fand keine Wohnung – also zog sie bei Frank ein bis sie eine neue Wohnung fand. Was natürlich nie der Fall war. Doch Frank hatte es geschehen lassen. Hatte er doch das gemeinsame Leben genossen – keine einsamen Abendessen, regelmäßig Sex. Er hatte sogar über einen Heiratsantrag nachgedacht, da es alle erwarteten. Er hatte ein schlechtes Gewissen bekommen, weil er ihr keinen Antrag machen wollte, zumindest nicht, weil es alle von ihm erwarteten.

Er hatte sie also bei sich wohnen lassen, gelebt wie eine kleine glückliche Familie, ihre Rechnungen bezahlt und sie dann gelangweilt, weil er nun mal viel las. Der andere hatte ihr mehr Abwechslung und Action gegeben, weshalb sie kurzerhand mit ihren Koffern in der Tür gestanden hatte und sich getrennt hatte.

In Franks Erzählungen erkannte Roxy sich irgendwie selber wieder. Sie hatte sich zwar nicht von ihrem Ex-Freund so ausnehmen lassen, aber von ihrer Mutter. Kurzerhand hatte sie Corrine in Corlina umbenannt.

„Ich wünschte, ich hätte verhindert, dass dir das Ganze wehgetan hat. Ich wünschte, ich hätte das besser gedeichselt.“, beendete Frank seine Erzählung und Roxanne konnte einfach nicht mehr böse auf ihn sein. Kurzerhand setzte sie sich auf seinen Schoss und strich eine Haarsträhne aus seiner Stirn. „Wenn wir ihr das nächste Mal begegnen, kannst du mich ihr richtig vorstellen, als die Frau, mit der du zusammen bist.“ „Sind wir das denn?“ Die ruhigen hellgrünen Augen sahen sie an. „Zusammen?“ Roxanne seufzte auf. „Reicht dir das noch nicht? Kannst du nicht verstehen, dass ich versuche, gegen das Durcheinander und das Chaos in dem Schrank mit meinen Gefühlen anzugehen? Und das ich nicht weiß, wie lange ich brauche, um alles aufzuräumen?“

„Ich liebe dich. Das heißt nicht, dass ich will, dass du bei mir bleibst, nur weil du denkst, alle erwarten das. Ich will da sein, wenn du dein Chaos aufräumst, ich will dabei sein. Ich will wissen, dass es dir Wahrheit ist, wenn du sagst, du liebst mich.“, erklärte Frank und Roxanne kuschelte sich näher an ihn heran. „Wenn ich das tue, wenn ich es schaffe, das zu dir zu sagen, wird es das erste Mal sein, dass ich es überhaupt zu einem Mann gesagt habe. Und es wird die Wahrheit sein.“ „Ich weiß“, Frank ergriff ihre Hand und küsste sie. „Ich kann warten.“ „Was für eine verrückte Woche.“ Roxanne schloss die Augen. „Ich finde, wir sollten nach oben gehen und unsere Versöhnung zu Ende bringen.“, lächelte sie ihn spitzbübisch an.
 

Auf der Treppe küsste sie ihn und spürte, wie der lange Tag wieder ins Lot geriet. „Kein Wunder, dass wir uns zueinander hingezogen fühlen.“ Sie kuschelte sich kurz an ihn, bevor sie seine Hand nahm und ihn weiter nach oben zog. „Wir tragen beide das Trottel-Gen in uns. Das wirkt wahrscheinlich so ähnlich wie Pheromone.“ „Wenn du meinst. Ich würde uns lieber als von Natur aus fürsorgliche Menschen beschreiben, die von anderen immer das Beste denken.“ „Ja. Trottel.“Lachend sah Roxy zu ihm auf, doch sein entgeisterter Gesichtsausdruck ließ sie skeptisch werden. „Was ist? Was hast du? … o Merlin. O Mist!“ Sie blieb ebenso angewurzelt stehen wie er und starrte auf die Verwüstung in ihrem Zimmer. „Das habe ich ganz vergessen. Ich war am Ausmisten. Alles Alte aus meinem Leben raus. Geh noch mal runter. Ich verstau das irgendwo und dann kommst du wieder rauf.“, erklärte Roxanne schnell.

„Das ist ja ein kleines Kaufhaus.“, stellte Frank fest. „Ja, für die vorübergehend Unzurechnungsfähigen.“, Roxanne schnappte sich einen Arm voll Kleider. „Ehrlich, lass mir zehn Minuten und das ganze Chaos hier ist weg. Es ist nicht so schlimm, wie es den Anschein hat.“ „Ich bewundere deinen Optimismus. Roxanne, es tut mir leid, dass dich das alles so aufgewühlt hat.“ „Woher weißt du…“ „Ich habe noch immer eine kleine Schwester. Bin bei zwei von meinen Cousine quasi zum Mann geworden und nicht zu vergessen Mum und Tante Pam. Ich erkenne also die Anzeichen einer wütenden Aufräumorgie.“ „Ich vergaß, dass du dich mit den Grundlagen auskennst.“, meinte Roxanne und Frank schnappte sich einen Kleiderhaufen. „Ich helfe dich, alles wegzuräumen. Irgendwohin. Immerhin war ich Teil des Problems.“

„Nein. Ja. Ich meine, ja, du warst Teil des Problems. So die Spitze des Eisbergs. Aber unter der Oberfläche war der echt riesige… Rest des Eisbergs.“, stellte Roxanne fest. „Wie bei der Titanic. Von dem peinlichen Besuch meiner Mutter bis hin zu Corlina…“ „Willst du sie wirklich weiterhin so nennen?“, fragte Frank neugierig. „Ja. Die Geschichte mit meiner Mutter kennst du ja schon. Doch der Auslöser für das hier, das letzte Schwingen des Zauberstabs, war wieder Angelina.“

Diesmal ging sie zum Bett und nahm einen Armvoll Sachen. „Sie hat mir mein Auto nicht zurückgebracht. Es mir zurückzubringen hätte bedeutet, dass sie selbst auch hätte zurückkommen müssen, und dabei hatte sie doch gerade eine so schöne Zeit in London. Deshalb ist sie auch nicht ans Telefon gegangen.“ Als Roxanne sich umwandte, nachdem sie den ersten Berg Klamotten aufgehängt hatte, stand Frank schon mit der nächsten Ladung hinter ihr. „Danke. Außerdem hat sie vergessen, mir die Schlüssel von ihrem Wagen hierzulassen, so dass ich ihn nicht einmal hätte benutzen können, wenn ich gewollt hätte. Gestern Morgen war ich dann so weit, dass ich sie am liebsten umgebracht hätte. So einen schönen Avada Kedavra. Aber Alice hat mich wieder aufgebaut. Deiner Schwester kann man wirklich keinen Blödsinn erzählen, das bewundere ich so an ihr. Aber sie will mich auf keinen Fall als Feind haben, so sadistisch wie sie ist. Naja, auf jeden Fall habe ich nach dem Gespräch mit Alice den Wagen meiner Mutter abschleppen lassen, zur Werkstatt eines Mechanikers. Malfoy oder so.“

„Das war genial. Die angemessene Konsequenz für unangemessenes Verhalten.“ „So scheint es, Dr. Longbottom. Angemessen vielleicht, aber es war auch gemein, vor allem, das der Typ Albus kennt und sich bereit erklärt hat, Angelina das Abschleppen und Unterstellen des Wagens zu berechnen.“ „Ich glaube, der Kerl heißt Scorpius. Wenn es noch derselbe Malfoy ist, der mit Albus in Hogwarts immer zusammen rumgehangen hat. Aber ich habe gesehen, dass dein Auto draußen steht. Sie hat ihn dir also zurückgebracht und war bestimmt fuchsteufelswild, dass ihr eigener abgeschleppt worden ist.“

„Mehr noch. Es war übel. Ganz übel, wodurch ich gelernt habe, wenn man standhaft bleibt und das Richtige macht, tut es weh. Ein Faustschlag ins Gesicht, könnte man sagen.“, fügte sie mit einem kleinen Lächeln für Frank hinzu. „Ich überspringe die Einzelheiten. Am Ende habe ich ihr ein Taxi gerufen, sie vor die Tür gesetzt und abgeschlossen.“ „Gut. Jetzt überlegt sie zweimal, ob sie sich noch einmal so etwas leistet. Ich bin richtig stolz auf dich.“ „Dieser Optimismus, echt klasse. Frank, Angelina überlegt nie. Es werden noch viele solcher Aktionen nötig sein, bis wir damit durch sind. Es liegt an mir. So weiterzumachen und die Faust im Gesicht hinzunehmen, ohne nachzugeben.“ „Das schaffst du.“, munterte Frank sie auf.

„Ich muss. Tja, und dann habe ich jedenfalls beschlossen, meinen Ärger abzureagieren, indem ich mein Durcheinander aufräumen. Dabei habe ich zuerst noch größeres Chaos geschaffen, aber mit dem Ziel, alles auszumisten und neu zu ordnen. Was symbolisch für das Überwinden alter Gewohnheiten und Denkmuster sein soll. Also…“ Roxy brach ab, als sie sich mit einem weiteren Armvoll Sachen umdrehte und ihr Blick auf ihr Bild im Spiegel fiel. „Ach, du lieber Himmel, ich sehe aus, als wäre ich aus der Abteilung des St. Mungos für die unheilbar Schlampigen und Ungekämmten ausgebüchst. Hättest du mit nicht sagen können, dass meine Haare aussehen, als hätten sich ein paar Katzen darin gebalgt?“

„Ich mag deine Haare.“

Roxy fuhr sich mit den Fingern hindurch. „Mann, das ist jetzt aber bitter. An dem Abend, als ich bei dir vorbeikam, sah ich echt gut aus. Die Mädels aus der Drogerie verstehen ihr Handwerk. Außerdem habe ich mir Dessous von La Perla geleistet und sie auch getragen. Mein Konto bei Gringotts hatte fast einen Kollaps, aber da wir ja jetzt den Sykes-Auftrag an Land gezogen haben, wird es sich wieder erholen. Trotzdem, ich…“

„Ihr habt den Job?“ Frank hob Roxy ohne Probleme hoch und wirbelte sie herum. „Das ist … verdammt!“ „Beinahe die Reaktion, die ich erwartet hatte.“ „Ich habe eine Flasche Champagner gekauft, um mit dir zu feiern, wenn ihr den Auftrag kriegt. Ich habe sie aber nicht mitgebracht.“ „Du hast Champagner gekauft, um mit mir zu feiern?“Roxy konnte beinahe spüren, wie ihre Pupillen sich zu kleinen Herzchen formten, als sie Frank ansah. „Du bist so süß.“ „Wir feiern morgen.“

„Morgen Abend haben wir ein Event.“, teilte Roxy ihm entschuldigend mit. „Dann bei nächster Gelegenheit. Gratuliere. Das ist gigantisch.“ „Kolossal gigantisch, um es doppelt gemoppelt zu sagen. Das Event des Jahres. Dabei müssen wir alles zeigen, was wir können, und unser Repertoire noch erweitern.“ „Du musst… Was ist La Perla?“ Langsam verzog Roxy den Mund zu einem Lächeln. „So, so, eine Schwester, zwei Cousinen, Tante und Mutter haben dir also doch nicht alles über die holde Weiblichkeit beigebracht. Das eine oder andere müssen Sie noch lernen, Herr Lehrer. Geh mal nach unten.“

„Ich will aber nicht nach unten gehen.“ Frank senkte den Kopf, um an Roxys Lippen zu knabbern. „Du hast mir gefehlt. Dein Gesicht. Dich zu berühren. Schau, auf dem Bett haben wir schon ein bisschen Platz geschaffen. Sieht gerade groß genug aus.“ „Nach unten.“ Roxy bohrte ihm den Finger in die Brust und schob ihn von sich. „Ich erkläre es dir, wenn du wider hochkommst. Du wirst mir dankbar sein.“ „Ich kann dir auch jetzt gleich danken und …“ „Raus.“ Roxy gab ihm einen Schubs.
 

Mit den Händen an den Hüften stand Dominique mitten in dem Desaster, das Roxys Schlafzimmer nun war. „Ich hatte keine, wirklich überhaupt keine Ahnung, dass du und Frank beim Sex solche Tiere seid.“ „Doch, sind wir. Aber ich muss gestehen, dass ich das hier ganz alleine gemacht habe.“ „Worauf sich die Frage aufdrängt: Warum?“ „Ich ordne alles neu.“ „In dieser Welt bedeutet ordnen eigentlich, Sachen an ihren Platz zu räumen.“, meinte Dominique. „Das kommt noch. Willst du diese Handtasche haben? Ich benutze sie nie.“, Roxy hielt ihr besagtes Stück vor die Nase.

Dome stapfte um die Berge von Klamotten und Accessoires herum und zwischen ihnen hindurch, um die braune Überschlagtasche in die Hand zu nehmen. „Die Farbe sieht aus wie getrocknete Kacke. Vielleicht benutzt du sie nicht, weil sie hässlich ist.“ „Ist sie wirklich. Ich weiß nicht, was ich mir an dem Tag gedacht habe, als ich sie gekauft habe. Schmeiß sie zu den ausrangierten Sachen. Der Stapel dort.“, fügte sie mit einer Geste hinzu. Dome ging hin und ließ die Tasche darauf fallen. „Du willst diese Schuhe nicht mehr?“

Roxy warf einen Blick zu Dome herüber, die ein paar lindgrüner Pumps mit himmelhohen Absätzen begutachtete. „Die ruinieren meine Füße. Jedes Mal, wenn ich sie trage, kriege ich Blasen.“, maulte sie leise. „Es sind wirklich klasse Schuhe.“ „Ich weiß, aber wegen der Blasen zieh ich sie nicht mehr an.“ Als Roxy das Funkeln in Domes Augen sah, schüttele sie den Kopf. „Sie werden dir nicht passen.“ „Ich weiß. Es ist einfach unfair, dass Alice und Rose die gleiche Schuhgröße haben und du und ich aus der Reihe tanzen. Das ist ungerecht.“ Mit dem Schuh in der Hand drehte sie sich einmal um sich selbst. „Wie habt ihr beiden hier drin bloß Sex?“

„Wir kommen schon klar. In letzter Zeit bin ich meistens zu Frank gefahren, das liegt allerdings eher dran, dass er mir immer helfen will, wenn er das hier sieht. Beim Ausmisten und Aufräumen des Kleiderschranks kann man aber keinen Mann gebrauchen. Er hat angefangen, meine Schuhe zu zählen.“ „Das mit den Schuhen verstehen die nie.“ „Apropos Schuhe, leg die da zurück auf den Behalten- Stapel – dort drüben. Sie sind zu gigantisch, um sie wegzuwerfen. Ich ziehe sie eben an, wenn ich viel sitzen kann.“ „Gute Idee.“ „Siehst du, und das würde Frank nie kapieren. Er würde diese nachdenkliche Falte zwischen den Augenbrauen bekommen.“ „Aber abgesehen von nachdenklichen Falten geht es euch beiden gut?“

„Ganz fantastisch. Nahezu perfekt. Ich weiß auch nicht, warum ich deswegen so verwirrt und fertig war. Was ist mit dieser Bluse? Sie ist ganz ähnlich wie die. Eine von beiden sollte ich ausmisten, aber welche?“ Dome musterte die beiden schlichten schwarzen Blusen mit den kurzen Ärmeln. „Sie sind schwarz. Schwarze Blusen kann man nie genug haben. Sie gehören zur Grundgarderobe.“

„Siehst du. Genau deshalb habe ich dich gebeten vorbeizukommen.“ „Hierfür brauchst du unbedingt Rose, Roxy. Du hast gesagt, du hättest Donnerstag damit angefangen. Letzte Woche Donnerstag.“ „Rose kann hier nicht reinkommen. Beim ersten Blick auf das Ganze würde ihr Nervensystem zusammenbrechen, und sie würde Monate lang im Koma liegen. Das könnte ich ihr nicht antun. Außerdem habe ich mir Sachen bestellt. Schuhschachteln, Kleiderbügel und so ein Ding mit Haken, an die man Taschen und Gürtel hängen kann. Und fünfundzwanzig Prozent von dem Kram schmeiße ich weg. Eigentlich wollte ich auf fünfzig Prozent gehen, aber das war, bevor ich wieder zur Vernunft gekommen bin.“ „Du bist jetzt schon fast eine Woche da dran.“

„Ich bin nicht so oft dazu gekommen, vor lauter Arbeit und Frank. Ich will das nicht mit Zauberei machen, weil es für mich ein wichtiger Schritt ist. Einen Schritt, den ich schon lange hätte gehen müssen. Ich hab mir heute extra den ganzen Abend frei genommen, um das hier zu machen.“ „Du triffst dich nicht mit Frank?“ „In der Schule ist Elternabend. Außerdem sehen wir uns nicht jeden Abend.“ „Stimmt. Nur an den Wochentagen, die auf G und H enden. Du siehst glücklich aus. Er macht dich glücklich“ „O ja, da war nur eine Kleinigkeit.“ „Welche?“ „Es ist wirklich nur eine Kleinigkeit. Frank hat gesagt, dass ich ein paar Sachen bei ihm ruhig lassen könnte.“ „So was wie Wechselklamotten und eine Zahnbürste. Roxy.“ Dome wollte nicht glauben, dass ihre Freundin deshalb wirklich so einen Wirbel machte.

„Ich weiß. Ich weiß. Es ist vernünftig, und es ist fürsorglich. Aber ich habe gemerkt, wie ich gleich wieder Panik kriege und durchdrehen wollte. Ist nicht passiert, aber ich war kurz davor. Und ich meine, schau dir meine Sachen an. Ich habe so viele. Wenn ich anfange, einen Teil davon bei Frank zu deponieren, wie will ich dann wissen, wo was ist? Und was, wenn ich etwas bei Frank lasse, es aber dann hier brauche?“

„Aber du weißt schon, dass du wirklich die Schwachstelle suchst, die Hindernisse, die Fallstricke? Das weißt du, oder?“, horchte Dome nach. „Zu wissen, dass ich sie suche, heißt nicht, dass es sie nicht gibt. Ich bin noch dabei, mich daran zu gewöhnen, mit Frank zusammen zu sein, als offizielles Paar, und er bietet mir schon Platz in seinem Kleiderschrank an. Dabei versuche ich gerade, mit meinem eigenen Schrank fertigzuwerden.“ „Was dir ja ganz ausgezeichnet gelingt.“, bemerkte Dome mit einem Lächeln.

„Es ist noch im Werden.“, stellte Roxy mit einem Blick um sich herum fest. „Genau wie deine Beziehung mit Frank. Menschen und Beziehungen hören nie auf, im Werden zu sein.“ „Ich weiß, dass du Recht hast. Es ist nur… Ich will alles an seinem Platz haben.“ Roxy seufzte. „Ich möchte mein Leben neu sortieren und das Gefühl haben, es im Griff zu haben. Klarheit schaffen. Ich will wissen, was ich mit Frank mache, ebenso wie ich es bei der Arbeit tue.“

„Liebst du ihn?“

„Woher wissen Leute so was? Ich frage mich die ganze Zeit, und die Antwort lautet immer Ja. Ja, ich liebe ihn. Aber die Leute ver- und entlieben sich ständig. Das Verlieben ist unheimlich und aufregend, aber das Entlieben ist grauenhaft. Im Moment läuft alles richtig gut, und ich hätte gerne, das es so bleibt.“ „Weißt du, wie sehr ich mir wünsche, in einen Mann verliebt zu sein, der mich auch liebt?“ „Ich glaube nicht, dass du dir schon den Brautstrauß aussuchen würdest.“, murmelte Roxanne. „Da irrst du dich. Wenn ich das hätte, was du zur Zeit hast? Ich würde bestimmt nicht mitten im Chaos stehen und versuchen, mein Leben zu organisieren. Ich würde mich darauf freuen, mir ein gutes Leben zu machen. Wenn du…“ Sie brach ab, als sie unten die Tür zuknallen hörte.

„Hallo, Roxy? Bist du da?“

„Was macht Fred denn hier?“, wollte Dominique wissen. „Oh, das habe ich ganz vergessen. Oben!“, rief sie. „Er ist vorbeigekommen, um mit Rose zu reden, und da habe ich ihr gesagt, sie soll ihn bitten, mal bei mir reinzuschauen. Was eigentlich blöd ist, weil er mein Bruder ist, aber im Moment kann ich, glaube ich, nicht immer klar denken. Er soll mir jetzt als Architekt zur Seite stehen. Die Ordnungssysteme für Kleiderschränke haben mich so verwirrt, dass ich ihn jetzt brauche.“

„Du möchtest, dass ein Architekt – ein Mann, dein Bruder,Fred – Ordnung in deinem Kleiderschrank schafft?“ „Nein, er soll mir nur eine Vorstellung davon geben, was ich brauche, um Ordnung zu schaffen.“ Dominique sah Roxanne zweifelnd an. „Jetzt wilderst du aber auf Roses Grund und Boden.“ „Vielleicht, aber hast du ihren Kleiderschrank gesehen? Der sieht aus wie auf einem Foto in einer Zeitschrift. So einen hat wahrscheinlich die Frau des Zaubereiministers. Bei Rose fehlen nur noch die komischen Hüte. Fred! Du kommst wie gerufen.“

Fred stand in der Tür, groß, in Jeans, Arbeitshemd und Stiefeln – und sehr männlich. „Ich will gar nicht reinkommen. An einem Tatort darf man nichts anfassen.“ Roxy lachte auf. „Das einzige Verbrechen hier ist das.“ Sie zeigte auf ihren Schrank. „Ein leerer Kleiderschrank mit einer dämlichen Stange und einem Regalboden. Du musst mir helfen.“ Fred seufzte leise auf. „Ich habe dir doch gesagt, wir müssten den Kleiderschrank neu konzipieren, als wir hier umgebaut haben.“

„Damals hatte ich es so eilig. Jetzt nicht. Ich weiß, dass ich mindestens zwei Stangen brauch, klar – noch eine tiefere. Und mehr Regalböden. Vielleicht auch ein paar Schubladen.“ „Bei der Menge an Klamotten kannst du eher noch anbauen.“ „Ich miste gerade aus. Leg dich nicht mit mir an, Bruderherz.“, zischte Roxy, doch Fred lächelte nur. Er stieß sich vom Türrahmen ab, schlenderte hinein und hakte seine Daumen in seine Gürtelschlaufen. „Viel Platz.“

„Ja, das ist ein Teil des Problems. Dieser ganze Platz – ich hatte das Gefühl, ihn füllen zu müssen. Du kannst das verbessern.“ „Ihr Frauen und eure Ausreden, wenn ihr neue Klamotten kauft.“, murmelte Fred leise, bevor er seine Stimme wieder anhob. „Klar kann ich das. Aber das könnte auch eine einfache Schrankunterteilung aus dem magischen Baumarkt.“ „Die habe ich mir ja auch schon angeschaut. Ich hätte gern etwas, das mehr… na, etwas mehr eben. Außerdem wofür habe ich einen Architekten als Bruder?“ Fred nickte. „Du solltest den Schrank mit Zedernholz auskleiden, wo wir schon dabei sind. Du hast genug Platz, um ein paar Sachen einzubauen. Eine kleine Stange an der Seite, vielleicht ein paar Fächer für Aufbewahrungsboxen dort. Keine Ahnung. Ich denke darüber nach. Ich kenne jemanden, der dir das machen kann.“

Roxanne schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „Siehst du, ich wusste, dass dir etwas einfallen würde. Deshalb bist du auch mein Lieblingsbruder.“ „Ich bin auch dein einziger Bruder. Ich mach dir deinen Traumschrank, aber den ganzen Krempel wieder einzuräumen ist deine Sache.“ „Kein Thema. Aber wo du schon mal hier bist…“

„Soll ich auch noch deine Besenkammer neu konzipieren?“ „Nein, danke. Typisch Mann." „Das liegt in meiner Natur.“, grinste Fred sie frech an. „Was bedeutet es, wenn du einer Frau sagst, sie soll ein paar von ihren Sachen in deiner Wohnung lassen?“ „Woher habe ich die Gehirnerschütterung?“, fragte Fred und man merkte ihm an, dass ihm seine Worte sehr ernst waren.

„Typisch!“, brummelte Dominique. „He, sie hat mich gefragt.“, verteidigte sich Fred. „Wenn du mit der Freu zusammen bist. Mit ihr eine feste Beziehung hast.“, ging Roxy dazwischen. „Und jetzt will sie ihre komischen Frauensachen im Bad lassen. Dann braucht sie eine Schublade. Ehe man sich versieht, kauft sie Dekokissen fürs Bett, und im Kühlschrank muss dein Butterbier für ihre Diätdrinks und fettarme Joghurts zur Seite rücken. Und, peng, schon gehst du am Sonntagnachmittag Antiquitäten anschauen, anstatt dir das Spiel anzusehen.“, erklärte Fred.

„Und das ist alles?“, wollte Dominique wissen. „Klar, sie darf im Bett herum rollen, die Laken zerreißen, aber um Merlins willen keine Zahnbürste in deinem Badezimmer deponieren? Das ist zu aufdringlich, das geht zu weit. Warum legst du ihr dann nicht einfach das Geld auf die Kommode und nennst die Dinge beim Namen?“ „Merlin. Das habe ich nicht…“, wandte Fred ein, doch Dominique ignorierte seinen Einwand.

„Warum sollte sie sich wohlfühlen, warum sollte sie erwarten, dass du in deinemLeben auch nur ein bisschen Platz für ihre Bedürfnisse hast? Sie kann doch nicht deine kostbare Zeit beanspruchen, deinen geheiligten Platz. Das ist zum Kotzen.“, schimpfte sie. „Ihr alle beide.“ Damit stürmte sie hinaus. Fred starrte auf die leere Türöffnung. „Was war das denn? Warum ist sie so sauer auf mich? Ich hab doch gar nichts angestellt.“

„Das liegt an mir. Damit hat alles angefangen.“, erklärte Roxy. „Gib mir beim nächsten Mal eine Vorwarnung, damit ich dem Beschuss ausweichen kann. Ist sie… mit jemandem zusammen, der ihr Ärger macht?“ „Nein, sie hat zur Zeit keinen festen Freund. Im Gegensatz zu mir, und sie ist frustriert, weil sie findet, dass ich das – ihn – nicht genug zu würdigen weiß. Da irrt sie sich. Aber sie hat Recht damit, dass meine Gedankenspirale in genau die Richtung abwärts geht, die du eben skizziert hast. Und mit noch etwas hat sie Recht: Das ist zum Kotzen.“

„Es ist nicht unbedingt eine Abwärtsbewegung. Vielleicht willst du ja auch den Joghurt oder das Antiquitätengucken. Kommt drauf an.“, erklärte Fred. „Worauf?“ „Wer es ist, der seine Sachen in deiner Schublade lässt. Hast du Butterbier da?“ „Für dich immer.“ „Lass uns eins trinken. Ich zeichne dir schnell einen Entwurf. Wenn er dir gefällt, schicke ich meinen Bekannten mal her und lasse ihn alles ausmessen und fix erledigt.“ „Dafür hast du ein Butterbier auf jeden Fall verdient.“, lachte Roxy und zog ihren Bruder in die Küche.

„Also, du und Frank Longbottom.“ „Ich und Frank Longbottom.“, begann Roxy, als sie die Kühlschranktür öffnete. „Ist das nicht schräg?“ „Warum sollte es schräg sein?“, horchte Fred nach. „Ich weiß nicht. Vielleicht, weil wir und in Hogwarts schon ein bisschen gekannt haben, als ich meine Vamp-Phase ausgelebt habe und er ein Nerd, ein Streber war. Und er war Albus Nachhilfelehrer, als ich gerade für fünf Minuten total in Albus verknallt war.“

„Du warst in Al verknallt?“, fragte Fred total überrascht. „Nur für fünf Minuten.“, wiederholte Roxy, während sie Fred sein Bier hinstellte. „Ich glaube, es waren sogar nur drei. Rose hat glaube ich die fünf geschafft und Dome hält den Rekord von uns. Ganze drei Monate.“ „Dominique war... hm.“ „Und ihn habe ich dabei kaum wahrgenommen. Frank, meine ich. Nur so, da ist dieser Typ, dieser Schlauberger. Dann vorspulen ins Hier und Jetzt, und so, oh, da ist dieser Typ! Witzig.“ „Steht dir aber gut, Schwesterherz.“ „Fühlt sich auch gut an, meistens.“ Roxy stieß mit ihm an. „Wenn es mir nicht gerade Angst macht. Ich hatte noch nie eine feste Beziehung, in der es um Liebe ging. Lust, ja, auch echte Zuneigung, aber Liebe ist eine ganz andere Ebene. Einerseits gut, einerseits beängstigend. Heute Abend hat Frank eine Schulveranstaltung, was auch sehr seltsam und irgendwie lustig ist. Dass ich mich in einen Lehrer verliebe. Mit Doktortitel. Ich, die in Hogwarts noch nicht einmal Professor Rubens süß fand und von uns allen nicht aufs College gegangen bin. Ich habe Seminare in Fotografie und Wirtschaft besucht, aber Studentenwohnheime, das Leben auf dem Campus und das alles kenne ich nicht. Und jetzt bin ich mit einem Typen verbandelt, der Hausarbeiten korrigiert, Hausaufgaben aufgibt und Diskussionen über den Gang der Geschichte leitet. Du würdest eigentlich besser zu mir passen.“

„Ich?“, Fred blinzelte überrascht. „Findest du? Mal davon abgesehen, dass ich dein Bruder bin.“ „Kein Grund zur Panik. Ich meine nur, es wäre logischer, wenn ich mich für jemanden wie dich entscheiden würde. Wir denken beide in Bildern, in Konzepten. Wir müssen uns eine Sache bildlich vorstellen, um etwas zu erschaffen. Wir führen beide ein eigenes Unternehmen, arbeiten mit Kunden. Wir haben geschiedene Eltern, was sich als Bruder und Schwester nicht vermeiden lässt. Wir haben einen engen gemeinsamen Freundeskreis und haben einen Horror davor uns zu binden. Und wir trinken gern mal ein Bierchen.“ „Stimmt alles. Also los, lass uns in die Kiste springen!“, lachte Fred mit.

„Geht nicht. Wir sind und bleiben einfach immer Geschwister.“ „Ja, außerdem würde Albus mich sonst mit irgendeinem Fluch belegen. Mit seinen Mädels durfte und darf niemand rummachen.“ „Er weiß aber schon, das wir Sex haben, oder?“, fragte Roxy belustig nach. Sie fand es einfach nur komisch, dass ihr eigener Bruder nicht so hinter ihrem Privatleben her war, wie ihr Cousin. Aber vielleicht lag es auch einfach daran, dass Lilly Albus von Anfang an, immer abgewiesen hatte und die vier Mädels des Quartetts es über sich ergehen ließen.

„Er tut aber gern so, als wäre es anders. Jedenfalls hatte keine von euch Sex mit mir. Sehr zu meinem Leidwesen. Darauf lege ich großen Wert.“

„Ich glaube, damit hast du Recht. Im Übrigen, auch wenn wir scheinbar zueinanderpassen – im Endeffekt würden wir uns um irgendwelchen Platz in Schubladen streiten und einander hassen. Frank macht mir Platz. Er besitzt die angeborene Fähigkeit, sich zu öffnen und zu akzeptieren.“ „Du kriegst ganz leuchtende Augen“, bemerkte Fred. „Aber wie soll das gehen? Wer macht die Hochzeitsfotos, wenn du zum Traualtar schreitest?“ „Traualtar?“, Roxy verschluckte sich an ihrem Bier. „Von Traualtar habe ich kein Wort gesagt. Ich bin nicht – wir sind noch nicht so weit. Wie kommst du darauf, dass wir ans Heiraten denken? Woher hast du das?“

„Oh, keine Ahnung.“ Fred drehte sich auf seinem Hocker und deutete auf die Wände voller Hochzeitsfotos. „Liegt vielleicht an der Umgebung. Dazu deine leuchtenden Augen…“ „Das ist mein Geschäft. Die Bilder sind rein geschäftlich. Dass ich mich mit Hochzeiten befasse, heißt noch lange nicht, dass ich ans Heiraten denke.“ „Okay, kein Grund, gleich mit dem Besen abzuheben.“ „Das tue ich ja gar nicht. Ich bin nur…“ Roxy atmete tief ein. Dann stapfte sie zu ihrem Schreibtisch und kam mit einem großen Block und einem Bleistift zurück. „Zeichne lieber. Verdien dir dein Bier.“

Den Rest des Abend verbrachte sie über dem Plan. Als sie ihren Bruder endlich hinaus bugsiert hatte – er war doch tatsächlich auf die bekloppte Idee gekommen, dass sie für ihn kochte – sortierte sie ihre Sachen und räumte alles ordentlich zusammen. Roxanne war stolz auf sich, dass sie ihre Idee von einem aufgeräumten, gut durchorganisierten Kleiderschrank nicht schon wieder ad acta gelegt hatte. Als das Telefon klingelte war sie guter Laune über ihre Erfolge, doch vergas sie nicht, erst auf den Display zu gucken.

Angelina.

Roxanne schloss die Augen und rief sich in Erinnerung, dass sie es nicht für alle Zeiten vermeiden konnte, mit ihrer Mutter zu sprechen. Anrufen auszuweichen war kindisch. Bleib standhaft und lass dich nicht unterkriegen, ermahnte sie sich und nahm dann den Hörer ab. „Hallo, Mutter.“

„Roxanne, du musst kommen! Bitte, bitte, komm sofort.“ Der Schrecken fuhr mitten durch Roxys Ärger hindurch, und vor Angst begann ihr Herz zu stolpern. „Was ist los? Was hast du?“ „Beeil dich. Oh, du musst kommen. Ich weiß nicht, was ich machen soll.“, jammerte Angelina weiter. „Bist du verletzt? Hast du…?“ „Ja. Ja, ich bin verletzt. Bitte, hilf mir. Ich brauche dich. Bitte, hilf mir.“ „Ruf den Notheiler. Ich bin schon unterwegs.“

Roxy stürzte aus dem Haus und schnappte sich im Vorbeigehen ihren Mantel. Ein Dutzend Bilder, eines schlimmer als das andere, schossen ihr durch den Kopf. Ein Selbstmordversuch, ein Unfall, ein Einbruch. Als die Welt an ihr vorbeiwirbelte konnte Roxy ihre Angst kaum noch zügeln. Vor dem Haus ihrer Mutter vergewisserte sich Roxy noch einmal, dass der Wagen ihrer Mutter dort war. Sie hatte ganz vergessen zu fragen, wo ihre Mutter überhaupt war. Doch das Auto sagte ihr, dass ihre Mutter doch in ihrem Puppenhaus war. Ohne das Auto ging sie nirgendwohin.

Über eine zerbrochene Vase mit Rosen sprang Roxy ins Wohnzimmer, wo Angelina zusammengerollt auf dem Boden lag und weinte. „Mutter! Mama, ich bin da.“ Sie kauerte sich neben Angelina auf den Boden und suchte sie hektisch nach Blessuren ab. „Wo bist du verletzt? Was hat er gemacht? Hast du die Auroren gerufen, einen Heiler?“ „Oh, ich will sterben!“ Angelina barg das mitgenommene, tränenüberströmte Gesicht an Roxys Schulter. „Ich ertrage das nicht.“

„Nein, sag das nicht. Es ist nicht deine Schuld. Ich rufe Hilfe, damit wir…“ „Lass mich nicht allein!“ „Nein. Bestimmt nicht.“ Roxy wiegte ihre Mutter in den Armen und strich ihr übers Haar. „Es wird alles wieder gut. Versprochen.“ „Aber wie nur? Er ist weg. Er hat mich hier zurückgelassen.“ „Hast du ihn gut sehen können? War es jemand, den du kennst?“ „Ich dachte, ich kenne ihn. Ich habe ihm voll und ganz vertraut. Und jetzt ist er weg.“ „Wer?“ Der Zorn, der in Roxy brodelte, war stärker als die Angst. „Wer hat dir das angetan?“

„Ari. Ari natürlich. Ich dachte, ich bedeute ihm etwas. Er hat gesagt, ich hätte das Licht zurück in sein Leben gebracht. Lauter so Sachen hat er zu mir gesagt, und dann macht er so war. Wie konnte er mir das antun? Wie konnte er so grausam sein?“ „Ist ja gut. Alles wird wieder gut. Dafür wird er büßen.“ „Er hat gesagt, es wäre ein Notfall. Er hätte keine Zeit. Er müsste heute Abend noch los. Aber was für einen Unterschied machen ein paar Tage? Woher sollte ich wissen, dass mein Pass abgelaufen ist?“

„Was?“, Roxy fuhr zurück. „Was sagst du da? Was genau hat er getan?“ „Er ist nach Paris geflogen. Nach Paris, Roxy. Er ist ohne mich abgereist. Aus dem Flugzeug hat er angerufen und gesagt, er hätte heute Abend noch fliegen müssen. Irgendwelche Geschäfte, die nicht warten konnten, bis mein Pass verlängert worden ist. Dabei hat er mir das versprochen. Geschäfte.“ Unter Angelinas Tränen flackerte die Wut auf. „Lügen. Es ist eine andere Frau, das weiß ich. Irgendeine französische Nutte. Er hat es mir versprochen, und jetzt ist er weg.“

Während Angelina in ihre Hände weinte, erhob Roxy sich langsam. „Du hast mich um diese Uhrzeit, spätabends, angerufen und mich glauben lassen, du wärst verletzt.“ „Das bin ich ja auch. Schau mich doch an.“ „Das tue ich. Ich sehe ein verwöhntes, zorniges Kind, das einen Trotzanfall hat, weil es nicht bekommt, was es will.“ „Ich liebe ihn.“, wimmerte Angelina. „Du weißt gar nicht, was das heißt. Merlin, ich wäre fast zersplittert auf dem Weg hierher, weil ich mich nicht auf das Apperieren konzentriert habe.“ „Ich brauchte dich. Ich brauche jemanden. Du wirst nie verstehen, wie sich das anfühlt.“ „Ich hoffe nicht. Dein Fußboden ist voller Wasser und Glasscherben. Das willst du bestimmt mal saubermachen.“ „Du gehst doch nicht? Du lässt mich jetzt nicht allein.“ „O doch. Und beim nächsten Mal komme ich erst gar nicht. Um Himmels willen, Angelina, werde erwachsen.“ Roxy kickte ein paar Scherben aus dem Weg und ging hinaus.
 

Roxy packte ihre Ausrüstung für die Generalprobe zusammen und las noch einmal ihre Notizen durch, während Frank an der Arbeitsplatte saß und Pergamentrollen korrigierte. Von oben ertönten Flüche und Handwerksgeräusche. „Bei dem Lärm kannst du dich doch unmöglich konzentrieren.“, bemerkte Roxy. „Ich unterrichte Teenager.“ Mit dem Rotstift kritzelte Frank Kommentare auf den Rand. „Ich kann mich notfalls auch mitten im thermonuklearen Krieg konzentrieren.“

Neugierig blickte Roxy ihm über die Schulter, als er die Note hinschrieb. „Ein E, nicht schlecht.“ „Und ein echter Fortschritt für diesen Schüler. Er taut langsam auf. Bist du abmarschbereit?“ „Ich habe noch etwas Zeit. Tut mir leid, dass ich vergessen habe, dir zu sagen, dass ich heute Abend arbeiten muss.“ „Du hast dich doch schon entschuldigt. Es ist nicht schlimm.“ „Eine Hochzeit am Valentinstag, das ist immer ein besonders großes Ding. Rose und ich müssen dabei sein, bei jedem Punkt der Generalprobe. Und morgen.“, Roxy beugte sich vor, um ihn zu küssen. „In meinem Geschäft neigen die Leute dazu, am Valentinstag zu arbeiten.“

„Schon klar.“, meinte Frank und küsste sie zärtlich. „Ich schick dir eine schmalzige, versaute E-Mail oder besser noch einen Brief. Und ich habe noch etwas für dich. Ein großer Schritt für mich – mein erstes Valentinsgeschenk.“ Sie ging zu ihrem Schreibtisch und holte ein schmales Päckchen heraus.. „Ich gebe es dir jetzt, für den Fall, dass die Sache länger dauert als geplant und du schon gehen möchtest.“ „Ich warte. Du hast ein Geschenk für mich.“ Frank nahm die Brille ab und legte sie beiseite. „Das ist das zweite Geschenk, das du mir machst. Die Eulenfamilie.“, erinnerte er Roxy.

„Das war eher ein Andenken. Das ist ein Geschenk. Mach es auf.“ Frank löste das Band und öffnete den Deckel. „Wie es euch gefällt.“ „Es sprang mir ins Auge, weil es so abgenutzt und abgegriffen ist. Es sieht aus, als wäre es schon ein paar Millionen Mal gelesen worden.“ „Das stimmt. Es ist perfekt.“ Frank schloss die Hand um Roxannes Wange, um sie an sich zu ziehen. „Danke. Möchtest du dein eigenes auch schon haben?“ „Darauf sage ich nur: dumme Frage.“

Frank griff in seine Brieftasche und holte eine kleine Schachtel heraus, die in weißes Papier mit einem schimmernden roten Band verpackt war. Angesichts der Form und Größe sank Roxy das Herz zuerst in die Kniekehlen und klopfte ihr dann bis zum Hals. „Frank!“ „Alles Liebe zum Valentinstag. Mach es auf.“, meinte er. Roxys Herz hämmerte wie eine Faust, als sie die Schachtel auspackte. Mit angehaltenem Atem klappte sie den Deckel auf. Und stieß den Atem wieder aus, als ihr ein Paar Ohrringe entgegen funkelten. Zwei winzige Diamantherzchen baumelten unter einem dritten, ein zartes, elegantes Trio. „Merlin, Frank, sind die schön. Sie sind… wow.“

„Der Dank gebührt nicht mir allein. Shelly hat mir beim Aussuchen geholfen.“ „Sie sind ganz toll. Ich finde sie ganz wunderschön. Ich…“ Die Worte blieben Roxanne im Hals stecken, also warf sie Frank einfach die Arme um den Hals. „Danke. Ein super Valentinsgeschenk. Oh, ich muss sie unbedingt anprobieren.“ Sie wirbelte herum, die schlichten Chreolen aus ihren Ohren zu nehmen und die neuen Ohrhänger zu befestigen. Dann stürzte sie vor dem Spiegel gegenüber von ihrem Arbeitsplatz. „Oh, wow! Wie die funkeln.“ Sie neigte den Kopf von einer Seite zur anderen, um zu sehen, wie die Herzchen glitzerten.

„Das du sie sofort anziehst, bedeutet wohl, dass sie dir gefallen.“, stellte Frank fest. „Sonst wäre ich ja bekloppt. Wie sehen sie aus?“ „Ein bisschen matt im Vergleich zu deinen Augen. aber ansonsten ganz okay.“ „Frank, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich weiß nie, was… warte.“ Beflügelt von einer Idee flitzte sie los, um ein Stativ zu holen. „Ich komme zwar zu spät, aber so traumhafte Ohrringe zum Valentinstag gehen vor. Dafür würde mir selbst Rose grünes Licht geben.“

„Was hast du vor?“, fragte Frank leicht beängstigt, als sie ihre Kamera auf das Stativ zauberte. „Es dauert nur zwei Minuten. Bleib einfach, wo du bist.“, erklärte Roxy. „Du willst mich fotografieren?“, frank rutschte auf seinem Hocker herum, als er sah, wie Roxy weiter alles aufbaute. „Auf Fotos fühle ich mich immer so steif.“ „Das kriege ich schon hin. Denkt daran, ich bin Profi.“ Roxy lächelte über die Kamera hinweg, während sie die ersten Einstellungen festlegte. „Du siehst, echt süß aus.“

„Jetzt machst du mich ganz verlegen.“ Roxy stellte den richtigen Winkel ein und nahm das Motiv ins Bild. „Das Licht ist gut, denke ich. Wir versuchen es.“ Mit ihrem Zauberstab in der Hand ging sie zu Frank. „Also, alles Liebe zum Valentinstag.“ Sie schlang ihm die Arme um den Hals und küsste ihn. Sie ließ sich gegen ihn sinken und sich von ihm enger heranziehen. Diesen Moment fing sie mit der Kamera ein, ebenso wie den Moment, als sie sich zurücklehnte und Frank in die Augen schaute.

„Jetzt.“, murmelte sie und wandte den Kopf, so dass ihre Wange an seiner lag. „Lächeln.“ Sie schwang einmal kurz ihren Zauberstab, dann zur Sicherheit noch einmal. „So.“ Sie wandte sich wieder Frank zu, sodass sie mit den Nasen aneinander stießen. „Gar nicht so schlecht.“ „Vielleicht sollten wir es noch einmal probieren.“ Frank umschloss mit der Hand ihren Nacken. „Ich glaube, ich habe geblinzelt.“ „Ich muss los.“, wiedersprach Roxy lachend. Sie riss sich von ihm los, ging zu ihrer Kamera und überprüfte die Aufnahmen, bevor sie den Apparat vom Stativ nahm.

„Willst du sie mir nicht zeigen?“, fragte Frank, doch Roxy schüttelte den Kopf. „Erst, wenn ich sie fertig bearbeitet habe. Dann darfst du den Abzug als zweiten Teil deines Geschenks betrachten.“ „Ich hatte gehofft, den zu bekommen, wenn du mit der Arbeit fertig bist.“, gestand Frank und in Roxannes Gesicht sah man zunächst Überraschung. „Aber, aber, Dr. Longbottom.“ Roxy packte die Kamera wieder ein. „Also gut, dann wird es eben ein Dreiteiler.“ Frank erhob sich, um ihr in den Mantel zu helfen. Roxy hievte die Tasche mit ihrer Ausrüstung hoch. „Jetzt musst du warten.“ „Das kann ich gut.“, erwiderte Frank und öffnete die Tür. Offensichtlich, dachte Roxy, als sie in großen Sprüngen zum Haupthaus hinüber hastete.
 

Der wahre Meister ist nicht der mit den meisten Schülern,

sondern jener,

der die meisten Meister hervorbringt.

Neale Donald Walsch



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Dahlie
2011-03-22T18:02:29+00:00 22.03.2011 19:02
Hach...

weißt du das ich mich richtig auf Dome & Fred freue? Der kleine Anfang bezüglich Zahnbürste und Schublade war wirklich sehr, sehr sehr vielversprechend! Ich bin gespannt, was raus gemacht wird <3 und hoffe natürlich dass sie nicht all zu lange auf sich warten lassen :3 also hau rein!

Frank & Roxanne, ich finde es herrlich wie du die Beziehung aufbaust, so ganz zart und simpel, ohne großes Feuerwerk und ganz nebenbei gehst du wunderbar auf die einzelnen Charakterzüge ein und vergisst dabei nicht die Vergangenheit <3 Dies gelingt nur wenigen Schreibern und bei dir kann ich da nur beide Daumen nach oben strecken ;)
Und als wenn du es riechen würdest, dass ich kritisieren wollte, veränderst du sie ein wenig, sprich: sie wachsen mit jedem kapitel, demnach habe ich also wieder nix zu meckern x]

tolles Kapitel und ich will meeeeehr!
Von:  Knuddel-chin
2011-03-20T19:15:16+00:00 20.03.2011 20:15
Hach~
ein super Kapitel
:)
es ist schön, dass Roxy endlich ihrer Mutter so die Meinung gesagt hat und es endlich richtig läuft mit ihr und Frank :D
ich musste grinsen, als ich mir vorstellte wie Scorpius das Auto nicht rausrücken wollte :D

freu mich schon auf den dritten Teil von März :)

liebste Grüße
Knuddel-chin
Von:  LittleBastard
2011-03-20T02:31:32+00:00 20.03.2011 03:31
War wirklich ein tolles und witziges Kapitel. Vor allen super das roxy endlich mal nein zu ihrer Mutter gesagt hat! Und es mit Frank versucht. Find ich toll.

Nur diesmal hast du soooo viel Dialoge gebracht. das war mir etwas zu viel... Kam mir irgendwie so hektisch und viel vor... :)

Hoffe das im nächsten Kapitel wieder etwas mehr Gleichgewicht zwischen Gesprächen und Handlungen gibt.

Ansonsten war das Kapitel echt toll!

Lg. LB

Von:  moonlight_005
2011-03-19T18:07:54+00:00 19.03.2011 19:07
Oh, es geht weiter *grins* Und ich habe es sogar noch vor der ENS gesehen :)
Ich muss dir ehrlich gestehen, dass ich langsam ein richter Fan von deinem Stil werde, obwohl ich sonst eher was mit Action und Drama lese, also so einen Mix aus allem. Aber im Gegensatz zu vielen anderen, die AU schreiben, kriegst du es hin eine richtig interessante Geschichte ohne jegliche Langeweile zu schreiben, obwohl du einen Hang dazu hast auszuschweifen ^^ Aber hier passt es super. Wahrscheinlich könnte die Geschichte zu jedem Pairing locker die Länge einer eigenen FF erreichen. Aber, es wird einfach nie trocken und das ist etwas, das kaum jemand schafft. Die Idee mit Der Hochzeitsagentur finde ich sowieso wahnsinnig süß ^^

Jetzt aber zur Handlung. Die Unterhaltung zwischen Frank und Lysander am Anfang fand ich wahnsinnig komisch, weil Lysander Frank so wunderbar aufgezogen hat. Da hat man auch mal die Perspektive des verzweifelten Mannes gesehen *lol*

Ich fand es auch gut, dass du Roxy jetzt mal über sich hinaus wachsen lässt. Es ist immer gut, wenn sich ein Charakter entwickelt und du hast es echt gut gelöst ^^

Ich fand die Vorstellung auch ziemlich witzig, dass Scorpius den Wagen nicht mehr rausrückt XDD Ich denke, hier sind ziemlich viele scharf darauf, wenn du ihn endlich einbringst, weil RoseScorpius ja ziemlich beliebt ist. Ich muss sagen, dem kann ich mich nicht entziehen und deine anderen Pairings mag ich auch recht gern ^^

Auch schön, dass sich jetzt erstmal alles zwischen Roxy und Frank geklärt hat, wobei ich die Aktion von Roxy als dann alles ganz Dicke kam (erst mit ihrer Mutter und dann Frank), ganz witzig, weil sie Frank einfach ohne großartig zu überlegen alles mögliche vor den Kopf geknallt hat und auf Einzelheiten (wie die Schuhe etc.) eingegangen ist, die ihn völlig überfordert haben XDD

Alles in allem habe ich gar nichts zu meckern, obwohl ich sonst eigentlich immer was finde. Ich freue mich nur immer auf ein neues Kapitel ^^

hdl
moony
Von:  il_gelato
2011-03-19T15:56:04+00:00 19.03.2011 16:56
Wunderbares Kapitel. Absolut hinreißend und berührend!

Aber zeitlich passt es ja nicht wirklich, ich mein Kapitel März, aber in Plot ist es Mitte Februar...
Doch das ist wirklich der einzige Kritik-Punkt den man ansprechen kann.

Super. Mache weiter so!
Von:  scater-fiffy
2011-03-19T15:44:26+00:00 19.03.2011 16:44
hey

ein hervoragend schönes kapitel :-)
ah jetzt weiß ich was das ist ;-) cool wusste gar net das J.K das in den Büchern irgendwo erwähnt hat, aber dennoch coooooool
frank und roxy sind einfach goldisch, finde es schön zu sehen das sie es endlich zulässt das mit ihm und ihr :-)

mach weiter so ^^

deine betalie fiffy^^


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