Prolog
Er hätte nie gedacht, mal in so eine bescheuerte Situation zu geraten. Nie.
Doch nun stand er da, oder vielmehr: Nun saß er auf Don Corneos Bett, die Hände scheu in seinem Schoß zusammengefaltet, trug einen in der Lebensfreude versprühenden Farbe Violett gehaltenen Kimono und die perfekt dazu passende Zöpfchen-Perücke auf dem Kopf. Ein glitzerndes Diadem im Haar, von oben bis unten mit furchtbar süßem Parfüm eingesprüht, frisch gebadet und auffallend geschminkt – eben, wie man sich einen typischen Weltenretter bei der Arbeit so vorstellt.
Cloud Strife, Ex-SOLDIER, mutiert zum Terrorist in Frauenkleidern. Seine Mutter wäre stolz auf ihn.
„Oh, Baby...“
Clouds Nackenhaare stellten sich auf, als der nach verfaulten Eiern stinkende Atem des Dons über seine schmalen Schultern direkt in seine Nase wehte. Als sich dann auch noch eine große, schaufelartige Hand von hinten auf seinen Oberarm legte, hatte er Mühe, ein Zittern zu unterdrücken.
„Du bist vielleicht schüchtern, meine Schönheit. Fühlst du dich nicht wohl?“
Nun, das konnte man sehen, wie man wollte.
Einerseits war Cloud schon froh, hier zu sein... mehr oder weniger. Wenigstens hatte er Tifa wiedergefunden und befand sich in unmittelbarer Nähe von jemandem, der ihnen gewiss wertvolle Informationen direkt aus der Zentrale ShinRas liefern konnte. Aber andererseits hatte genau diese Person ihn dummerweise für eine Liebesnacht erwählt, im Glauben, er sei eine Frau.
Wo blieben eigentlich Tifa und Aerith? Es wurde verdammt noch mal Zeit, dass die beiden auftauchten und ihm halfen. Immerhin war er schon seit fast dreieinhalb Minuten(!) von ihnen getrennt.
Ja, eigentlich konnte man schon sagen, dass Cloud sich ganz und gar nicht wohl fühlte.
„Ich bin nur etwas nervös“, nuschelte er und starrte dabei auf die Zimmertür. Es war nicht mal gelogen.
Der Griff um seinen Arm verstärkte sich.
„Das musst du nicht sein, meine Süße. Ich will dir ja nichts Böses.“
Dass Cloud daran so seine Zweifel hatte, verstand sich von selbst.
„Oder bist du etwa noch Jungfrau?!“
'Den Nagel auf den Kopf getroffen', dachte Cloud, aber er würde sich hüten, das dem Don zu erzählen. Es spielte ohnehin keine Rolle, ob er nun Jungfrau war oder nicht – falsches Geschlecht war falsches Geschlecht, und der Don wäre sicher nicht begeistert, wenn er feststellen sollte, wie wenig weibliche Qualitäten seine „Süße“ wirklich hatte. Aber dazu würde Cloud es gar nicht erst kommen lassen; er würde Corneo hinhalten, bis Aerith und Tifa ihn aus dieser gruseligen Szenerie erlösen, was gewiss bald geschah. Zumindest hoffte er das...
„Deinem Schweigen entnehme ich, dass du auf jeden Fall nicht die erfahrendste Mietze bist... Aber das macht mir gar nichts aus, Liebes.“
Das hatte Cloud schon befürchtet.
Derweil hatte sich die Hand von seinem Arm in Clouds Nacken- und Schulterbereich verirrt, wo sich nun auch die andere Pranke hinzugesellte. Langsam massierte der Don ihn; zu schwach, um seine Muskeln zu entspannen, aber gleichzeitig stark genug, um ihn immer mehr verkrampfen zu lassen. Vielleicht lag es aber auch an Corneos aufdringlichem Parfüm, wer weiß?
'Hoffentlich merkt der nicht, dass ich eine Perücke trage...'
„Du bist wirklich genau mein Typ, weißt du das...? Allein deine runden, schmalen Schultern, deine roten Lippen, dein zartes Gesicht, diese großen, grünen Augen, die mich so bezaubert haben-“
„Blau“, flüsterte Cloud leise und ohne jeden Ausdruck in der Stimme.
„...deine blonden Haare – wie bitte? Hast du was gesagt?“
„Blau. Meine Augen sind blau.“
Aus den Augenwinkeln heraus sah er, wie sich der Kopf des Dons in sein Blickfeld schob. Offensichtlich wollte der seine Aussage erst glauben, wenn er es sah.
„Ach ja, stimmt. Du hast natürlich wunderschöne, blaue Augen, mein Herz. Die Frau neben dir hatte grüne. Tja, aber so etwas kommt schon vor, wenn man so viele Frauen kennengelernt hat wie ich...“
Ein leicht verlegenes Lachen überbrückte die Zeit, die der Don brauchte, um wieder zu seiner alten Selbstsicherheit zurückzufinden.
„Aber du bist was Besonderes, das weiß ich genau“, sagte er dann und drückte einen Moment lang so fest zu, dass Cloud sich nun vollends verspannte.
„Du bist bestimmt die, nach der ich gesucht hab.“
„Das sagst du wahrscheinlich zu jeder...“
Er hatte es ausgesprochen, ohne darüber nachzudenken, und bereute es sofort. Doch der Don schien sich – welch Überraschung – nicht besonders für die Meinung seiner heutigen „Frau“ zu interessieren.
„Ich bin mir ganz sicher“, sagte er nur und ließ endlich von Clouds geschundener Muskulatur ab. Doch noch gab es keinen Grund zur Freude, denn nun rutschte er nach vorn, bis er etwa auf der gleichen Höhe saß wie Cloud, und drückte diesen sanft nach hinten, bis er ausgestreckt auf dem Laken lag. Dann zog er noch schnell Clouds Beine aufs Bett, damit er es auch schön bequem hatte, und legte sich mit einem beängstigend geringem Sicherheitsabstand neben ihn. Er stützte sich auf einem Arm ab und winkelte ein Bein an – eine Haltung, die, hätte der Don ein etwas freundlicheres Grinsen auf den Lippen und vielleicht hundert Pfund weniger auf den Hüften gehabt, vielleicht elegant ausgesehen hätte.
So aber fühlte Cloud sich immer mehr wie eine bedrohte Tierart.
„Weißt du, was ich gern mit dir machen würde, meine Schöne...?“ Die freie Hand des Dons strich einmal kurz über Clouds Oberkörper, ehe sie sich in dem Obi seines Kimonos verfing und damit herumspielte. Doch da schnellte Clouds Hand hervor, packte ihn am Gelenk und schob seine Klaue kraftvoll von sich weg.
Geschockt von dieser plötzlichen Reaktion des bisher eher passiven Clouds starrte der Don in seine weit aufgerissenen Augen. Dieser hielt seinem Blick problemlos stand und schüttelte langsam, aber bestimmt, den Kopf.
„Für ein Mädchen bist du ganz schön stark, Süße... Treibst du Sport? Beachvolleyball vielleicht?“
Das Funkeln in Clouds Augen schien ihm Antwort genug zu sein. Oder war es seine durchweg ablehnende Körpersprache, die Corneo das Gefühl gab, gerade etwas falsch zu machen...? Offenbar spürte er, dass Cloud im Moment alles andere als angetan von seinem Verhalten war, und rückte ein Stück von ihm weg.
„Du bist wirklich nicht so leicht rumzukriegen, Kleine. Wie heißt du überhaupt?“
„Cloud... ia.“
„Wie?“
„Cloudia. Ich heiße... Cloudia.“
Da Cloud sich liegend so hilflos vorkam und es dazu noch satt hatte, immer zu Corneo aufschauen zu müssen, richtete er sich ein Stück auf. Der Don unterdessen fischte einen feuerroten Hefter vom Nachttischschränkchen.
„Weißt du, Cloudia, was so unerfahrene und zurückhaltende junge Damen wie dich am besten entspannt...?“
„Was denn?“
„Erotische Geschichten!“ Er wedelte mit dem Hefter vor Clouds Gesicht herum.
„Ich habe zwei meiner Angestellten, die Gebrüder Krumm, losgeschickt, damit sie die besten und bekanntesten erotischen Geschichten Gaias sammeln und archivieren. Einen Teil haben sie schon, und ich habe festgestellt, dass so schüchterne Mädchen wie du durch das Lesen erotischer Literatur zu feurigen Geliebten werden können. Also... hättest du Lust, diese Geschichte mit mir gemeinsam zu lesen?“
Cloud betrachtete nachdenklich den Hefter. 'Mitgefangen, mitgehangen' stand da – vermutlich der Titel der Story. Geschrieben von 'Bi Zack'. Sowohl Titel als auch Autor sagten ihm überhaupt nichts.
'Wenn er mich dabei nicht befummelt, wäre das DIE Möglichkeit, so richtig Zeit zu schinden, bis Tifa und Aerith mich endlich...'
„Na gut. Wir lesen diese Geschichte.“
„Ich wusste, dass du zustimmst, hübsche Cloudia. Du bist halt doch ein kluges Mädchen.“
Mit diesen Worten öffnete Corneo den Hefter und nahm geschätzte zweihundert Seiten 'Erotik' heraus. Die erste Seite drückte er ohne Umschweife Cloud in die Hand.
„Das ist die Zusammenfassung, damit du weißt, worum es geht. Ich habe diese Geschichte übrigens auch noch nicht gelesen, also bin ich genauso gespannt wie du.“
Einen Moment lang fragte Cloud sich, ob 'gespannt' wohl das richtige Wort für seine aktuelle Gemütsverfassung war, dann begann er zu lesen.
Es wirt hat für Sephi-chan (Die arme Socke! Ha ha ha) Auser dem wirt unser liebe Sephiroth Vater mit wem last euch über raschen >_<!
Mit einem ungläubigen Blick sah Cloud von dem Papier auf, direkt in die erwartungsvollen Augen des Dons. Ein trockenes „Aha“ entwich seiner Kehle.
Corneo war sichtlich enttäuscht über die mangelnde Reaktion und machte seinem Unmut auch sofort Luft.
„Och, nun guck doch nicht so wehleidig, Liebes! Glaub mir, es wird dir gefallen und helfen, deine Schüchternheit zu überwinden. Oder stören dich etwa die paar winzigen Rechtschreibfehler?“
Erneut ließ Cloud die 'Zusammenfassung' auf sich wirken, sich still fragend, was genau an diesen Rechtschreibfehlern eigentlich 'winzig' sein soll.
„...Auch.“
„Hach, das darfst du nicht so eng sehen, Schnucki. Wichtig ist doch der Inhalt. Ach ja, hab ich erwähnt, dass die Gebrüder Krumm beide Legastheniker sind?“
„Nein... Aber das hab ich mir denken können.“
„Und dass ich auf erotische Geschichten mit Sephiroth stehe...?“
„Nein, aber auch das hab ich mir fast denken können...“
Der Don strahlte ihn an. Schwer zu sagen, ob er Clouds grauenerfüllten Gesichtsausdruck nur übersah, falsch verstand oder bewusst verdrängte.
„Na dann, wollen wir, meine Schöne?!“
Er nahm die nächsten Zettel zur Hand, die wohl das erste Kapitel bildeten. Cloud seufzte, kam dann aber doch ein winziges Stückchen näher, um problemlos mitlesen zu können. Hoffentlich tauchten Aerith und Tifa bald auf und retteten ihn...
Das erste Kapitel kommt wahrscheinlich noch diese Woche... Da geht es auch endlich wirklich mit dem MSTen los.
Ich danke jedem, der die Geschichte bis zu dieser Stelle verfolgt hat. Hoffentlich hat es euch gefallen!
SmilingMana
