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Kill this Killing Man I

Zurück ins Leben
von

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Das Ritual

188) Das Ritual
 

Die Minuten zogen sich wie Kaugummi.

Immer wieder wanderten die Blicke zu dem schlafenden Kind. Es fiel den Männern mehr als schwer sich auf Dean zu konzentrieren und mit ihm zu spielen. Schon die Muffins mussten sie sich mit einem mehr als verbissenen Lächeln durch den Hals zwingen, um Deans Werk genügend zu würdigen. Auch wenn sie wirklich lecker waren.

Und dann regte sich der kleine Körper auf der Couch. Sofort erstarrte Sam. Sein Blick heftete sich auf Kyle. Langsam näherte er sich ihm.

Ein leises Stöhnen entwich den schmalen Lippen.

Mit einem Satz kniete Sam neben der Couch.

„Dean?“, fragte er ganz leise. Seine Stimme zitterte. Was wenn es nicht Dean war? Was wenn er ihn nicht erkannte oder wenn sie zu spät waren?

Viel zu viele Fragen spukten durch seinen Kopf, auf die es jede Menge negative Antworten zu geben schien, aber kaum eine positive.

Es dauerte noch einmal quälend lange neun Minuten, ehe Kyle seine Augen öffnete und unruhig seine Umgebung absuchte.

„Dean?“, fragte Sam erneut.

Für einen Augenblick schaute Kyle ihn an und Sam bildete sich ein, so etwas wie Erkennen darin gesehen zu haben, doch dann huschten seine Augen, unfähig, einen Punkt länger als ein paar Sekunden zu fixieren, weiter durch den Raum.

„Dean, bitte! Schau mich an!“, bettelte der jüngere Winchester.

„Bin doch hier!“, meldete sich der Blonde zu Wort.

„Ich meine ihn“, sagte Sam mit erzwungener Ruhe. „Er heißt auch Dean.“

„Auch?“ Dean näherte sich ihm neugierig. Er stand auf und näherte sich der Couch zögerlich.

„Carol? Können Sie ihn beschäftigen, bis wir soweit sind?“

„Komm, Dean, wir wollten doch das Schlumpfdorf fertig malen“, sagte sie und nahm ihn an der Hand.

Sofort folgte er ihr. Das Schlumpfdorf war noch verlockender als ein Junge der zwar auch so hieß wie er aber nur auf dem Sofa rumlag.

Sam wandte sich wieder voll und ganz dem Jungen auf der Couch zu.

„Hey!“, versuchte er dessen Aufmerksamkeit erneut zu erlangen. Wieder fixierten ihn die Kinderaugen. Dieses Mal schien es seinem Bruder sogar für länger zu gelingen und das Erkennen darin war nicht nur eingebildet. Er hätte heulen können vor Freude.

„Dean! Wir haben ein Ritual gefunden, dass eure Seelen wieder in eure Körper bringt. Dazu musst du allerdings wach bleiben und wenn ich es dir sage, Kyles Hand so lange wie möglich festhalten. Schaffst du das?“

Der Junge versuchte ein Nicken, kniff aber sofort die Augen fest zu, so als hätte er wahnsinnige Schmerzen. Und schon wieder wollten sich die Tränen in seine Augen drängen. Was hatten sie Dean nur angetab?

„Okay. Halte durch! Es ist bald vorbei!“, versuchte Sam ihm Mut zu machen. Er wartete auf eine Reaktion, doch als der Junge die Augen erneut öffnete, huschten sie wieder unstet durch den Raum.

„Lass uns anfangen, Bobby!“

Routiniert begannen die Jäger das Ritual vorzubereiten.

„Carol?“, wandte sich Sam an die Frau. „Wenn wir angefangen haben, vermeiden Sie bitte jeden Körperkontakt zu ihm. Wir wollen nichts riskieren. Nicht das unsere Seelen auch noch lustig miteinander tauschen.“

Die Ärztin starrte ihn fragend an, schien einen Augenblick zu überlegen und nickte dann verstehend.

Gleich darauf begann Bobby den ersten Teil des Rituals vorzulesen.

Sam entzündete in einer Schale ein Feuer und stellte sich dann hinter den Freund. Zeile für Zeile las er den Text stumm mit und warf an den richtigen Stellen die jeweiligen Kräuter in das Feuer. Beißender Rauch verbreitete sich in dem Zimmer und reizte sie immer wieder zum Husten.
 

Mit stoischer Ruhe las Bobby Zeile für Zeile.

Sams Blick zuckte immer wieder kurz zu Kyle und Dean. Doch während der kleine Körper auf der Couch durch nichts erkennen ließ, dass etwas mit ihm passierte, wurde der Blonde immer fahriger. Unruhig rutschte er auf seinem Platz hin und her.

„Dean?“, sprach Sam ihn an, als Bobby sich dem Ende des vorletzten Absatzes näherte. Grüne Augen blickten ihn fragend an.

„Was hältst du davon wenn du ihm Hallo sagst?“

Dean nickte und tapste wie unter Zwang unsicher zur Couch.

„Gib ihm die Hand“, bat Sam leise und wunderte sich, wie gut das klappte. Doch er wollte hier nichts hinterfragen. Wenn er so seinen Bruder wiederbekam war es gut und richtig.

Zögernd streckte der ältere Winchester seine Hand aus. Es schien Ewigkeiten zu dauern, bis sich die Hände berührten.

Kyles kleine Hand schloss sich wie unter einen Krampf um die große. Ein Wimmern entrang sich Deans Kehle und er versuchte verzweifelt sich zu befreien, doch er hatte keine Chance.

Und dann erschien plötzlich ein Lichtball, der ihre Verbindung umschloss. Dieser Ball weitete sich aus. Er wuchs, bis er die beiden Körper einhüllte und dann fiel er so schnell wie er erschienen war wieder in sich zusammen und verschwand.

Dean brach in die Knie. Ein schmerzerfülltes Knurren entrang sich seiner Kehle und Bobby beeilte sich, den letzten Absatz der Formel zu sprechen.
 

Kaum war die letzte Silbe verklungen, schoss Sam um ihn herum und war mit zwei langen Schritten bei seinem Bruder. Der hatte während der letzten Worte die Arme um seinen Körper geschlungen, war zur Seite gekippt und hatte sich so fest wie möglich zusammengerollt. Noch versuchte er seine Schmerzensschreie zu unterdrücken, doch das würde er nicht mehr lange durchhalten. Sein Atmen wurde immer hektischer. Laut rasselnd kämpfte sich die Luft in seine Lungen.

Sam kniete sich hinter ihn und zog ihn auf seinen Schoß.

„Bobby! Die Spritze!“, forderte er laut und kämpfte darum Deans Hand soweit zu lösen, dass sie frei zugänglich war.

Der alte Freund kniete sich neben Sam. Schnell hatte er eine Vene an Deans Hand gefunden und injizierte einen kleinen Teil des Opioids. Dann legte er die Spritze neben den jüngeren Winchester und erhob sich, um nach Kyle zu schauen.

Der Junge lag mit geschlossenen Augen unter der Decke und atmete ruhig. Entweder ging es ihm wirklich gut, oder er hatte noch genügend Schmerzmittel im Körper und er entschied, dass Dean jetzt erst einmal wichtiger war.

Noch immer hielt Sam seinen Bruder in seinen Armen und redete beruhigend auf ihn ein.

Das Schmerzmittel schien seine Wirkung auch endlich zu entfalten. Dean begann sich langsam zu entspannen. Sofort machte sich der Jüngere an seiner Hose zu schaffen. Er öffnete Knopf und Reißverschluss und schob sie ihm soweit über den Hintern, dass er den bequem erreichen konnte.

Ohne den Blick von seinem Bruder zu nehmen tastete er nach der Spritze und injizierte, kaum dass er sie in der Hand hielt, den Rest des Schmerzmittels in Deans Hinterteil.

Er zog seinen Bruder wieder richtig an und drehte ihn so, dass er ihm ins Gesicht sehen konnte.

Noch waren Deans Augen geschlossen und seine Züge schmerzverzerrt.

„Hey, großer Bruder, komm schon. Schau mich an, bitte“, bettelte Sam leise. In seiner Stimme hielten sich Hoffnung und Angst die Waage. Hoffnung, endlich seinen großen Bruder wieder zu haben und Angst, dass das Ritual nicht funktioniert und Kyles Seele noch immer in dessen Körper war und sie ihm nur unnötig Schmerzen breitet hatten.

Unverwandt schaute er in Deans Gesicht. Endlich flatterten seine Lider und gaben den Blick auf trübe, unfokussierte grüne Augen frei.

Deans Blick irrte durch den Raum und kam nach einer Weile auf Sams Gesicht zur Ruhe. Seine Augen wurden klarer.

„Bist du okay, Sammy?“, wisperte der Blonde leise und trieb damit seinem kleinen Bruder die Tränen in die Augen.

„Gott sei Dank“, atmete Bobby erleichtert auf. Sein Junge war wieder da. Das zu wissen war das Wichtigste für ihn. Diese ersten Momente überließ er liebend gern den Brüdern und begann das Zimmer aufzuräumen.

„Es wird alles gut“, sagte er und lächelte die Psychologin an. „Sie können jetzt ohne Probleme zu ihm.“ Er beutete auf Kyle. Sie nickte und setzte sich neben den Jungen auf die Couch. Sanft strich sie ihm über die Wange und redete beruhigend auf ihn ein.

„Du bis so ein Idiot!“, schimpfte Sam schniefend.

„Mist … kerl“, antwortete der Blonde schleppend.

„Wie geht es dir? Und ich will nicht wieder hören: Ich bin okay! Okay?“

„Zerrissen … und in … die Müllpresse gestopft … falsch!“

Der Blonde verlor den Blickkontakt zu Sam. Seine Augen trübten sich langsam wieder ein und wanderten unstet durch den Raum. Immer wieder schlossen sich seine Lider und es kostetet ihn jedes Mal mehr Kraft sie wieder zu heben.

„Schlaf Dean! Es ist okay. Du bist in Sicherheit und ich bin bei dir. Ruh dich aus“, flüsterte Sam leise. Er atmete erleichtert auf, als er sah, wie sich Deans Augen schlossen und sich sein Körper kurz darauf sichtbar entspannte.

Mit seinem Bruder in den Armen erhob er sich und bettete ihn auf den Zweisitzer, der neben der Couch stand. Er holte eine Decke aus ihrem Schlafzimmer und deckte ihn zu.

Jetzt endlich schaute auch er nach Kyle.

„Wie geht es ihm?“, wollte er von der Psychologin wissen.

„Ich kann noch nicht viel sagen. Er ist eingeschlafen, ohne die Augen noch einmal zu öffnen. Aber er schläft vorerst ruhig. Ich denke, das ist ein sehr gutes Zeichen“, antwortete sie und ließ ihren Blick erneut über das Kind gleiten.
 

„Wir sollten hier so schnell wie möglich verschwinden“, gab Bobby zu bedenken.

„Sie werden Ihre Gründe haben, aber ich denke, dass es besser wäre, wenn die Beiden erst einmal wieder zu sich kommen würden“, sagte sie überlegend.

„Wir haben den Jungen aus der Klinik entführt. Irgendwann fällt das auf und bis dahin sollten wir so weit wie möglich von hier weg sein“, antwortete der ältere Jäger. „Der Rücktausch hat funktioniert. Dean ist wieder er selbst. Also gehe ich davon aus, dass auch Kyle wieder das Kind ist, das er sein sollte. Bleibt nur die Frage, wie wir das prüfen können.“

„Sind Sie sich sicher, dass er“, sie deutete auf Dean, „wieder normal ist?“

„Mehr als sicher. Seine ersten Worte galten dem Befinden seines Bruders. Das bringt nur er“, sagte Bobby ruhig. Die Psychologin überlegte eine Weile, dann blickte sie wieder zu den Jägern.

„Ich hatte mit Pamela abgesprochen, dass ich den Jungen mit zu mir nehme und ihn da ein paar Tage beobachte. Sie will in dieser Zeit auch noch kommen und sehen, was sie für ihn tun kann.

Wenn er halbwegs in Ordnung ist, werde ich mich mit seinen Eltern in Verbindung setzen und dann sehen wir weiter. Ich hatte nur angenommen, dass wir länger hier bleiben würden.“

„Nein. Es ist sicherer, wenn wir hier so schnell wie möglich verschwinden“, antwortete Bobby.

„Würden Sie mir helfen, ihn ins Auto zu tragen?“ fragte sie und griff nach ihrem Schlüssel. Der Mann hatte Recht. Wenn sie den Jungen wirklich entführt hatten, würde das auffallen und die halbe Staatsmacht nach ihnen suchen.

„Natürlich“ Sam nahm die Decke von dem Jungen. „Wollen Sie das Spielzeug mitnehmen, das wir hier für ihn haben?“

„Gerne. So hat er bei mir schon etwas Bekanntes.“

Während Bobby den Jungen nach draußen trug, sammelte Sam die wenigen Spielsachen ein, die im Zimmer verstreut lagen und half Carol, ihre Malsachen und die Papierbahnen wieder einzupacken. Wenig später verabschiedeten sie sich kurz mit der Bitte sich später auch nach dem Jungen erkundigen zu dürfen.
 

Sam ließ sich auf die Couch fallen. „Ist schon ein komisches Gefühl, Kyle einfach so wieder aus dem Leben verschwinden zu sehen“, sagte Sam mit leiser Wehmut in der Stimme. „Trotzdem bin ich mehr als froh, Dean wieder zu haben. Wann wollen wir los?“

„Ich denke, wir packen zusammen und machen uns auch auf den Weg. Ohne den Jungen sind wir zwar unverdächtig, aber ich denke, je eher Dean in ein Bett kommt, umso besser wird es für ihn sein.“

„Willst du durchfahren?“, fragte Sam.

„Dann sind wir heute Nacht da.“

Der Winchester nickte. „Was denkst du hat Dean mit zerrissen gemeint?“

„Pam sagte doch, dass ein Teil seiner Seele noch in seinem Körper geblieben war. Vielleicht hat er das gemeint?“

„Wahrscheinlich. Aber Wie in eine Presse gestopft?“

„Dazu wirst du ihn wohl selbst fragen müssen. Lass uns packen. Nachdenken können wir auch während der Fahrt.“
 

Schnell waren ihre Sachen im Impala verstaut und Sam und Bobby machten noch eine letzte Runde durch ihr Zimmer.

Gus kannte diese Anzeichen schon und deutete sie richtig. Er hüpfte in seine Transportbox.

„Was wird damit?“, fragte Bobby und hielt ihm die Feuerwehrautos hin, mit denen Dean gestern gespielt und die Sam ihm am Abend zum Putzen mit in die Wanne gegeben hatte. Er hatte sie auf den Wannenrand gestellt und vergessen.

„Wir nehmen sie mit. Dean wollte früher Feuerwehrmann werden. So hat er was als Deko für sein Zimmer“, sagte er und schloss das Fenster.

Unter der Couch schaute etwas Graues hervor. Er bückte sich und hob Caro auf. Auch sie hatten sie vergessen Kyle mitzugeben. Sie musste wohl irgendwie heruntergefallen sein.

Er packte ihn zusammen mit den Autos in den Kofferraum des Impalas und faltete sich dann auf dem Beifahrersitz zusammen. Gus‘ Box stand wie immer auf der Hutablage. So konnte der Vogel ein wenig von der Umgebung sehen.

Bobby startete den Motor und er warf noch einen Blick auf die Rückbank. Dean hatte sich noch nicht gerührt.



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