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Kill this Killing Man I

Zurück ins Leben
von

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Wo ist Kyle

183) Wo ist Kyle?
 

Nach einem weiteren Zwischenstopp kamen sie in Lima an und fanden ein kleines Motel in einer ruhigeren Seitenstraße nicht allzu weit von der Carolina Avenue entfernt.
 

„Ich werd mir gleich mal das Haus der Raileys anschauen“, sagte Bobby und schaute dabei zu Dean, vielleicht erkannte der ja seinen Nachnamen?

Der Blonde zeigte keine Reaktion. Er kramte weiter, von Gus aufmerksam beäugt, in seiner Spielzeugkiste. Der ältere Jäger schloss resigniert die Augen.

„Das hier muss aufhören, je schneller umso besser ist es für alle!“

Sam nickte traurig. Bobby hatte am Vortag miterleben müssen, wie Dean auf die Sirenen eines Krankenwagens reagierte und es hatte ihn zutiefst schockiert.

Selbst wenn Sam mit dieser Situation ganz gut klar gekommen war und auch er offensichtlich einen Draht zu dem kleinen Jungen in Dean gefunden hatte, er wollte seinen Jungen nicht weiter wie ein Kleinkind behandeln, das er nie gewesen war, zumindest nicht solange er ihn kannte. Er hatte sich nur mit Mühe beherrschen können. Am Liebsten hätte er etwas zerschlagen.

Diese deVendt gehörte ganz langsam über kleiner Flamme geröstet. Schade eigentlich, dass Dean sie schon einen Kopf kürzer gemacht hatte!

„Ich bringe nachher Essen mit“, fügte er noch hinzu und wandte sich dann zur Tür. Sein Blick glitt zu Dean, der sich inzwischen für ein Spielzeug entschieden hatte und das jetzt über den Teppich zu schieben begann.

Der Vogel schien mit der Wahl ebenfalls zufrieden zu sein. Er hopste über den Boden und auf den Anhänger des Trucks und genoss es sichtlich nicht laufen zu müssen.

Bobby hockt sich vor den Blonden.

„Pass auf Sam auf, okay“, forderte er leise und strich dem Jungen sanft über die Wange.

Dean nickte eifrig und strahlte ihn mit großen Augen an.

Der Jäger holte tief Luft und verließ das Zimmer. Er wollte schreien. Er wollte auf irgendetwas oder irgendwen einschlagen! Das war nicht sein Junge aber er wollte ihn wiederhaben!
 

„Ich hab Hunger“, beschwerte sich Dean.

„Gus Hunger“, meldete sich die Krähe in leicht nörgelndem Ton.

„Gus hat auch Hunger!“, übersetzte Dean den Vogel, obwohl der recht deutlich gesprochen hatte, wie um seine Worte zu bestätigen.

„Ich weiß. Wir müssen noch auf Bobby warten“, versuchte Sam zu beruhigen. Genau in diesem Moment öffnete sich die Tür und der Jäger kam voll beladen in das Zimmer.

„Du kommst genau richtig“, empfing Sam ihn. „Ich stand kurz davor, von gefräßigen Raubtieren gefressen zu werden“, stöhnte er erleichtert.

„Bin kein Raubtier“, erklärte Dean entrüstet.

„Nicht?“

„Bin ein Löwe!“, rief der Blonde. Er stürzte sich mit lautem Gebrüll auf seinen Bruder, der noch auf dem Bett saß und versuchte ihn zu kitzeln. Sam wand sich wie ein Aal und ging seinerseits zum Angriff über.

Bobby schüttelte leicht grinsend den Kopf. Eigentlich gefiel ihm das Bild. Viel zu selten hatten die Brüder so unbeschwert miteinander gerauft. Aber im gleichen Augenblick zog sich auch sein Magen vor Kummer zusammen. Es war eben nicht normal, dass die Jungs sich so benahmen und es zeigte ihm wieder wie weit die beiden von einer normalen Kindheit entfernt gewesen waren und wie falsch das Ganze hier war.

„Nich… nich mehr kitzeln“, japste Dean, versuchte aber seinerseits noch immer Sams längere Arme zu umgehen und bis zu seinen Rippen durchzudringen.

„Dann hör du aber auch auf!“

„Ich wollte auch mal gewinnen!“, schniefte der Blonde leise.

Diese Aussage traf Sam mitten ins Herz. Er schluckte. Hatte sich Dean früher auch so gefühlt? Hatte er ihn deshalb immer wieder gewinnen lassen, obwohl er mit Sicherheit schlechter gespielt hatte?

Er hatte nicht daran gedacht, wie es sich für ihn als Kind angefühlt hatte, zu verlieren.

„Beim nächsten Mal gewinnst du bestimmt“, versuchte er seinen Bruder zu trösten und nahm sich fest vor, ihn wirklich gewinnen zu lassen.

„Kommt essen, bevor hier einer den anderen noch auffrisst, oder noch schlimmer, ihr euch an mir vergreift!“, schmunzelte der Jäger gutmütig. Er hatte Sams Gesicht gesehen und er konnte sich denken, welche Erinnerungen diesen Blick ausgelöst hatten. Vielleicht hatte diese unselige Geschichte ja wenigstens etwas Gutes. Sam wusste jetzt, wie Dean sich früher gefühlt haben musste und konnte jetzt das Eine oder Andere besser nachvollziehen.
 

„Ich hab mir das Haus angesehen. Es ist ziemlich gut einsehbar. Nur im hinteren Bereich stehen Bäume, die das Haus wohl gegen die Schule, die dahinter liegt, abschirmen sollen“, begann der Ältere beim Essen.

„Und was schlägst du vor?“

„Auf der gegenüberliegenden Straßenseite sind auch Bäume.

Morgen früh werde ich mich da auf die Lauer legen. Ich denke so bekommen wir am Schnellsten heraus, wo Kyle zum Kindergarten geht und wie wir den Tausch am besten einfädeln können.“

„Soll ich das nicht besser machen?“, fragte Sam.

„Nein, du bleibst bei Dean. Du kannst ihn beruhigen, sollte etwas sein, das ist mindestens genauso wichtig.“

„Okay. Dann bleibe ich hier. Wann wolltest du Pamela anrufen?“

„Sobald wir genau wissen wie und wo wir den Jungen abpassen können.“

Wieder nickte Sam. Hoffentlich hatte das hier bald ein Ende. Er wollte endlich wieder richtig mit seinem Bruder streiten, wollte sich dumme Sprüche von ihm anhören und er wollte nachts in seinem Bett liegen, den ruhigen Atemzügen seines Großen lauschen und wissen, dass alles seine Ordnung hatte!
 

Schon bald nach dem Essen hatte sich Bobby verabschiedet. Er wollte noch einmal zu dem Haus fahren. Vielleicht konnte er ja schon einiges über den Tagesablauf der Familie herausfinden. Das hatte er zumindest Sam gegenüber als Grund angegeben. Der wahre Grund war allerdings, dass er Dean so einfach nicht mehr sehen wollte und konnte. Es war falsch, den älteren Winchester ein Spielzeugauto über den Boden schieben zu sehen, es war falsch ihm dabei zuzusehen, wie er Erbsen fangen auf seinem Teller spielte und es war falsch mit ihm die Schlümpfe im Fernsehen anzuschauen.

Außerdem nagte Pamelas Aussage darüber, das der Teil von Deans Seele, der noch in seinem Körper war immer schwächer wurde, unaufhörlich an ihm. Er hatte Angst, dass sie, wenn sie noch lange warteten, zu spät kamen, um ihn wirklich retten zu können. Und was dann?

Würde der Junge so bleiben? Ein Kind im erwachsenen Körper? Würde er verrückt werden?

Nein, er wollte nichts riskieren!
 

Mit Kaffee und Kuchen beladen kam der ältere Jäger am nächsten Vormittag in das Motelzimmer der Winchester-Brüder.

„Onkel Bobby!“, rief Dean und umarmte den Neuankömmling, der es gerade noch schaffte, das Essen auf der Kommode sicher abzustellen.

„Freust du dich so sehr, mich zu sehen?“, wollte er wissen.

„Wir waren im Park“, erzählte der Blonde breit strahlend nachdem er sich wieder von ihm gelöst hatte.

Bobby warf Sam einen fragenden Blick zu und der jüngere Winchester nickte.

„Ja, wir sind gestern Abend noch eine Rund durch den Park gelaufen. Er brauchte unbedingt mal wieder Bewegung.“

„Wow“, begann der Jäger und überlegte sich, wie er Dean jetzt beschäftigen konnte, ohne dass der sich ausgegrenzt fühlte. Er musste dingend mit Sam reden.

„Was habt ihr denn alles gesehen?“, wollte er wissen. „Malst du mir ein Bild davon?“

Dean nickte und holte sich sofort ein paar Blätter und Stifte und setzte sich an den Tisch.

„Was ist los?“, wollte Sam wissen, kaum dass sein Bruder in seiner Welt abgetaucht war.

„Der Junge ist nicht da!“

„Was heißt: Der Junge ist nicht da?“, hakte der Winchester nach und versuchte die Übelkeit herunter zu schlucken, die sich langsam immer weiter in ihm auszubreiten drohte.

„Ich bin Gestern zu dem Haus gefahren und habe die Familie beobachtet. Die Kinder kamen nach der Schule nach Hause. Das heißt: Ein Junge und ein Mädchen. Sie war vielleicht 12 und er 10. Kein Fünfjähriger! Die Frau ist einkaufen gefahren und wiedergekommen. Kein Fünfjähriger. Der Mann war am Abend noch mit Freunden unterwegs. Aber auch er kam ohne einen kleinen Jungen wieder. Bist du dir ganz sicher, dass hier ein Kyle Railey wohnen sollte?“

„Laut Computer ist der Junge hier gemeldet“, begann Sam stockend und holte sich seinen Laptop an den Tisch. Hatte er einen Fehler gemacht? Musste Dean wegen ihm jetzt noch länger in diesem Zustand verharren? Wo war verdammt noch mal die Seele seines Bruders?!?

Sofort begann er mit der Suche.

„Kannst du dich um Dean kümmern?“, wollte er noch schnell wissen, bevor er in den Weiten des WWW abtauchte.

Bobby holte tief Luft. Er nickte und setzte sich zu dem Blonden.

Müde rieb er sich über das Gesicht. Es hatte aber auch alles zu gut zusammengepasst.

Hoffentlich hatten die Dämonen Deans Seele nicht schon ausfindig gemacht!

Er blickte auf den Jungen und verbot sich diesen Gedanken. Nein! Sie würden Dean finden und sie würden alles wieder in Ordnung bringen und in ein paar Wochen würden sie beim Bier zusammen sitzen und darüber naja, vielleicht nicht lachen, aber es doch als eine weitere Episode ihres Lebens abtun! So schön es mit dem Jungen war und so sehr er ihn manchmal auch an den kleinen Dean erinnerte, der damals noch kindlich neugierig und doch schon fiel zu ernst in die Welt schaute, er wollte den Jungen so wieder haben, wie er ihn nun schon seit Jahren kannte. Er wollte mit ihm ein Bier trinken und über Autos fachsimpeln.

Bevor er noch weiter in seinen trüben Gedanken abtauchen konnte, zupfte der Blonde an seiner Jacke und hielt ihm ein Bild hin, auf dem es Bäume und ein paar bunte Flecken, die wohl Blumen darstellen sollten und zwei Strichmännchen zu sehen gab.

„Das hast du toll gemacht“, sagte er und strich ihm sanft über den Kopf. „Danke Dean!“

Der strahlte ihn breit an.

„Hilfst du mir bei dem Puzzle?“, wollte er gleich darauf wissen und holte einen großen Karton aus seiner Spielzeugkiste und legte ihn vor Bobby auf den Tisch.

Der Ältere nickte und setzte sich wieder neben den Blonden. Gemeinsam setzten sie die einzelnen Teile zu einem Bild zusammen.
 

Sam grinste, als er die beiden sah. Dean schien Mitleid mit dem alten Mann zu haben

Das sollte er aber besser nicht laut aussprechen, überlegte sich der Winchester. Sonst würde Bobby vielleicht doch noch handgreiflich werden. Ein kurzes Grinsen konnte er sich allerdings nicht verkneifen.

„Die Raileys haben drei Kinder“, begann er, kaum dass Bobby zu ihm schaute. „Kyle ist der Jüngste. Er ist im Einwohnermeldeamt, beim Schulamt und auch im Krankenhaus registriert worden. Also muss er existieren!“

„Dann müssen wir jetzt nur noch herausbekommen was mit ihm passiert oder wo der Junge abgeblieben ist“, fasste der Jäger zusammen.

„Hoffentlich haben die Dämonen ihn nicht“, sprach der Winchester Bobbys Ängste laut aus.

„Das darfst du nicht mal denken, Sam!“, polterte der Ältere. „Ich will mir nicht vorstellen müssen, dass Deans Seele mit einem Jahr Verspätung doch noch in der Hölle gelandet ist!“

Sam zuckte zusammen und nickte schnell. Diesen Gedanken wollte auch er nicht weiter verfolgen müssen.

Auch der blonde Winchester schaute erschrocken auf.

„Onkel Bobby?“, fragte er schüchtern.

„Es ist alles in Ordnung. Dein Bruder ist nur manchmal ein wenig begriffsstutzig“, versuchte er ihn zu beruhigen.

„Ich werde mich heute Nacht in dem Haus umschauen“, beschloss der Jüngere.

„Dann komme ich mit.“

„Nein, Bobby, du bleibst bei Dean. Außerdem brauche ich jemanden, der mich rausholt, wenn was schiefgehen sollte.“ Der Winchester grinste schief während Bobby missbilligend den Kopf schüttelte. Doch letztendlich stimmte er dem zu, was blieb ihm auch anderes übrig. Einer musste bei ihrem Sorgenkind bleiben. Sie konnten die Kleinen nicht alleine lassen.
 

„Was hältst du davon, wenn Dean und ich Essen holen fahren?“, fragte Bobby, als er mit Dean sämtliche Puzzles zusammengesetzt hatte.

„Warte noch kurz, ich möchte mitkommen“, antwortete Sam.

„Die paar Kartons können wir schon alleine tragen, oder Dean?“

Der Blonde nickte eifrig, schließlich war er schon groß und konnte ganz schwer tragen!

„Darum geht es nicht. Ich will mir einen Leihwagen für heute Nacht holen. Der Impala ist zu auffällig. Nicht dass sich den noch jemand merkt und uns dann die Polizei auf den Hals hetzt.“

„Wir lange brauchst du noch?“

„Nicht mehr lange. Ich will nur noch eine Liste ausdrucken, die du heute Abend noch durchgehen könntest.“

„Was ist das für eine Liste?“, wollte der Ältere wissen.

„Die Telefonliste der Raileys. Vielleicht finden wir da ja einen Hinweis.“ Sam stand auf und streckte sich. Vorsichtig massierte er seinen schmerzenden Nacken. Diese Suche musste endlich aufhören! Wann hatte er ja so lange für einen Fall hinter dem Computer gesessen? Wann hatte er je solche Rückenschmerzen von einer Recherche gehabt?

„Ich habe sämtliche Sterbeanzeige der letzten Wochen hier durchsucht, genauso wie die Vermisstenfälle, jedoch keinen Kyle Railey gefunden. Also müsste er eigentlich noch bei seinen Eltern sein.“

„Komisch ist das schon“, bestätigte Bobby.

„Okay“, sagte Sam und zog das Blatt aus dem Drucker, „wir können los.“
 

Nach dem Essen macht Sam seinen Bruder bettfertig, damit Bobby ihm nach der täglichen Dosis Schlümpfe und Phineas und Ferb, gleich nur noch eine Gute-Nacht-Geschichte vorzulesen brauchte.

Er wollte Bobby nicht zumuten, Dean auch noch zu baden.

„Sei lieb zu Onkel Bobby“, sagte der jüngere Winchester zu seinem Bruder, wuschelte ihm noch kurz durch die Haare, nahm sich seine Jacke und verschwand.



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