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Kill this Killing Man I

Zurück ins Leben
von

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Ein Fenster zur Welt

Im Krankenzimmer öffnete Ruby ihre Augen. Doch sie waren weder grau, wie die Augen ihres menschlichen Körpers normalerweise, noch schwarz. Sie waren milchig trüb.

Sam japste nach Luft und wollte zu ihr. Bobby hielt ihn mit einer kurzen Handbewegung zurück.

Ihre Augen richteten sich auf Sam. Es war fast als würde sie ihn von oben bis unten scannen, dann machte sie dasselbe mit Bobby.

Die Jäger fühlten sich mehr als unwohl dabei.

Zuletzt ließ sie ihren Blick durch das Zimmer und über die Geräte wandern um danach über Deans Körper zu gleiten und auf seinem Gesicht ruhen zu bleiben.

Dann schloss sie die Augen wieder.
 

Dean, der immer noch auf der Bank saß hatte genau diese Bilder in seinem Kopf. Er hatte Sams erschöpftes Gesicht gesehen, hatte gesehen, dass der sich mal wieder rasieren müsste und auch, was viel schlimmer war, wie mager er geworden war. Von den Augenringen ganz zu schweigen. Und Bobby? Er war auch kein viel schönerer Anblick gewesen. Aber am meisten hatte ihn sein eigener Anblick erschreckt. Totenbleich mit eingefallenen Wangen und an tausend Maschinen angeschlossen. Er sah, dass er beatmet wurde und er sah die Infusionsflüssigkeit in seine Vene tropfen.

„Du lebst, Dean. Du hast den Angriff des Höllenhundes überlebt. Jetzt komm zurück!”

Der Blonde schien sie gar nicht gehört zu haben. Er starrte weiter auf den See ohne sich zu rühren.

„Wie lange?”, platzte es plötzlich aus ihm heraus.

„Vier Wochen.”

Er nickte und schwieg wieder.

„Ich will hier nicht weg”, sagte er irgendwann in die Stille.

„Komm zurück Dean, du wirst gebraucht. Das hier ist nicht die Wirklichkeit!”

Dean zuckte mit den Schultern.

„Ich werde nicht noch einmal kommen”, sagte sie leise.

Hilflos schüttelte Dean den Kopf.

„Leb wohl, Dean!”

Stur blieb er sitzen als Ruby sich erhob und denselben Weg in den Wald benutzte wie schon Mary mit den Kindern vor ihr.

Unter den Bäumen schaute sie sich noch einmal um. Der Blonde hockte immer noch auf der Bank. Die Hände in den Taschen und den Blick stur auf den See gerichtet.
 

Die Jäger beobachteten Ruby aufmerksam. Schien sie doch wirklich helfen zu wollen?!

Sie löste ihren Griff von Deans Schläfen.

Wieder taumelte sie, konnte sich diesmal aber schneller fangen. Sie machte jedoch keine Anstalten, ihren Platz neben Dean zu verlassen.

Mit einem verbissenen Gesichtsausdruck schob sie dem Blonden ihren Daumen zwischen die Zähne und drückte seine Kiefer weiter auseinander.

Ihre andere Hand legte sie auf Deans Augen und begann erneut tonlose Worte zu murmeln.

Plötzlich bäumte sich der Körper unter ihr auf. Eine schwarze Wolke entwich seinem Mund.

Sam und Bobby rissen erschrocken die Augen auf.

Die Wolke verweilte kurz im Raum, dann drang sie in Ruby ein. Kurz straffte sich ihr Körper, doch gleich darauf fiel er wieder in sich zusammen.

Die junge Frau ließ von Dean ab. Ihre Augen weiteten sich panisch. Sie japste mit schmerzverzerrtem Gesicht nach Luft und brach zitternd zusammen.
 

Sam eilte zu ihr und half ihr auf die Beine. Mit sanfter Gewalt bugsierte er sie in einen der Sessel.

Nach einigen Augenblicken öffnete sie ihren Augen.

„Was war das?”, fragte Sam barsch. „Was war in Dean? Was ...?”
 

„Dean wäre gestorben. Seine Verletzungen waren viel zu schwer, als dass er sie hätte überleben können. Der Höllenhund hatte ganze Arbeit geleistet. Also hab ich mich geteilt und ihn mit meiner dämonischen Kraft am Leben erhalten bis ihr im Krankenhaus ward”, flüsterte sie erschöpft.

„Du hast...?”, erschrocken brach Bobby ab.
 

„Deswegen siehst du so schlecht aus? Aber du warst in der Hölle, wie...?”, japste Sam.

„Sie sind in Panik. Sie haben ihren Anführer verloren. Sonst wäre ich wahrscheinlich nicht mal mit meinen kompletten Kräften ungeschoren davon gekommen. Aber so konnte ich es selbst geschwächt wagen”, sie holte tief Luft. „Es ist nicht einfach und es werden auch wieder schwerere Zeiten kommen. Ihr braucht den Colt. Und ihr braucht Dean. Ich musste etwas tun. Außerdem stehe ich auf eurer Seite. Wie oft soll ich das denn noch sagen?”

Bobby brummelte etwas Unverständliches in seinen Bart und schüttelte den Kopf.

„Warum hast du dir erst jetzt deinen Rest wieder geholt?”, wollte der Winchester, immer noch skeptisch, wissen.

„Davor war kaum Gelegenheit. Außerdem hätte Dean meine Hilfe noch brauchen können. Jetzt kann er selbst mit seinen Verletzungen fertig werden.”

„Aber warum wacht er nicht auf?”

„Es liegt an ihm. Er muss zurückkommen wollen. Aber er bezweifelt noch immer, dass er lebt und dass Lilith tot ist. Ich weiß nicht, ob ich ihn überzeugen konnte.”

„Was hast Du getan? Vorhin, dein Blick, diese... Musterung... es fühlte sich eigenartig an.”

„Das was ich gesehen habe, hat er gesehen. Ich habe ihm gezeigt wie es hier aussieht und was mit ihm geschehen ist. Ich hoffe er glaubt mir. Ich hoffe es reicht aus.”
 

Die Sonne stieg über dem See auf und der Mann auf der Bank schaute blicklos zum anderen Ufer. Als die Sonnenstrahlen ihn erreichten und wärmten, streckte er seine verspannten Muskeln.

Er hörte wie der kleine Dean durch das Gras zum Ufer tobte und wie Mary den Kinderwagen durch den Sand schob. Er erhob sich um ihr zu helfen.

Sie breiteten die Decke aus, ließen sich darauf nieder und schauten wortlos auf den See.

Der Tag verging wie immer, in einer fröhlich gelösten Stimmung.
 

Sie packten gemeinsam zusammen. Mary legte die Decke in das untere Fach des Kinderwagens.

Plötzlich stellte sie sich vor Dean. Verwundert hob er die Augenbraue.

„Ich muss mit dir reden!”, stellte sie ernst fest.

„Was....?”

„Wie lange willst du das hier... Wie lange willst du uns hier noch festhalten?”

Der Blonde schüttelte verwirrt den Kopf.

„Es ist eine Illusion Dean. Dein Traum vom Glück! Deine Erinnerung. Aber auch eine Erinnerung verblasst wenn man sie zu oft benutzt. Du kannst uns nicht schützen, nur weil du uns an diesen Tag, an diese Tage bindest, und du kannst Sam nicht schützen. Er braucht dich. Er braucht dich in seiner, in eurer Welt, nicht hier! Hier wird alles so bleiben wie es ist, aber nur wenn du loslassen kannst. Lass es nicht zu einem Albtraum mutieren... Bitte Schatz!”, sie legte ihre Hand an seine Wange und er schmiegte sich dagegen, wollte ihre Berührung spüren so lange es ging.

Tränen brannten in seinen Augen.

„Ich will dich nicht verlieren, Mom!”, krächzte er heiser.

„Du wirst mich nicht verlieren. Ich bin immer bei dir. Hier.” Sie legte eine Hand auf sein Herz. „Hier und ich bin einer der Engel, die über dich wachen. Ich liebe dich, Dean!”

„Ich liebe dich auch, Mom!”

„Dann lass uns gehen!”

Er nickte und zog schniefend die Nase hoch. Danach umarmte er sie so fest als wollte er sie nie wieder loslassen und Mary erwiderte seine Umarmung. Sie hielt ihren Großen fest. Ihren Jungen.

Dean vergrub sein Gesicht an ihrer Schulter. Seine Tränen durchnässten ihre Strickjacke und ihr Kleid, aber er konnte sie nicht zurückhalten.

„Einen Tag noch”, nuschelte er. „Einen einzigen perfekten Tag!”

Sie löste sich von ihm und blickte ihm ins Gesicht. Sanft wischte sie mit ihren Daumen die Tränen von seinen Wangen.

„Einen Tag!”, nickte sie und umarmte ihn wieder.

Tief sog Dean ihren Duft in seine Lungen. Nie wollte er ihn vergessen.

Es dauerte eine ganze Weile, bis sie sich voneinander lösten.

Dean ging wieder zu seiner Bank und ließ sich darauf fallen.

„Bis morgen!”, lachend winkte der kleine Dean und flitzte dann hinter seiner Mom her.

Der Blonde nickte und ließ seinen Blick über den See gleiten. Hatte Mom Recht? Konnten Erinnerungen verblassen wenn man sie zu oft benutzte? Würde diese Erinnerung verblassen? Würde sie vergehen? Kritisch musterte er den Sonnenuntergang. Hatten sich die Farben schon verändert? Waren sie blasser geworden? Ruby hatte fast dasselbe gesagt. Aber sie war ein Dämon und Mom nicht. Mom war ... Er glaubte nicht an einen Himmel, aber er hatte gesehen, wie Molly ins Licht gegangen war. Genau da sollte seine Mom auch sein. Im Licht.

Grummelnd schüttelte er den Kopf. Er würde sich nicht darüber den Kopf zerbrechen! Er hatte noch einen Tag und den würde er genießen!
 

Nur das sanfte Nachtlicht erhellte den Raum. Bobby und Ruby hatten sich auf den Weg ins Motel gemacht. Etwas eher heute, aber die Dämonin brauchte Ruhe. Das Zusammenflicken ihres dämonischen Körpers brauchte Zeit und Kraft, hatte sie erklärte und war schwankend aufgestanden. Der Ältere hatte sie gestützt und sich bereit erklärt sie ins Motel zu bringen. Sam war damit zufrieden. Er hätte sie auf keinen Fall begleitet. Er wollte hier nicht weg. Schlimm genug, dass Bobby darauf bestand, dass er jeden Vormittag ins Motel fuhr und schlief. Nein, er hätte Ruby nicht begleitet.

Er wusste nicht, was er von ihr halten sollte: 'Stand sie wirklich auf ihrer Seite, auf der Seite der Jäger? Oder wollte sie sie in eine Falle locken? Aber warum brachte sie dann den Colt wieder? War das überhaupt der Colt?' Sam hatte ihn sich immer noch nicht angesehen. Er hatte Wichtigeres im Kopf. Viel Wichtigeres. Aber Bobby hatte ihn in den Händen gehalten und geprüft. Bobby meinte es wäre der echte. Und Sam vertraute Bobby.
 

Vorsichtig, fast schon zärtlich strich Sam über den Arm seines Bruders, über seine Hand.

Dean machte immer noch keine Anstalten wieder aufwachen zu wollen. Ruby hatte gesagt, er müsse von selbst kommen wollen. Was hatte das zu bedeuten? Von selbst? Was wenn sein großer Bruder nicht wiederkommen wollte? Was wenn er einfach weiter im Koma lag und irgendwo in seiner Welt weiterlebte? Was war seine Welt. Wo hatte Ruby ihn gesehen? Wie hatte sie ihn gefunden?

Sie hatte ihm ihre Hände an die Schläfen gelegt!

Wie ferngesteuert erhob sich Sam und trat neben Dean. Er legte ihm seine Hände an die Schläfen und versuchte sich zu konzentrieren. Er schloss die Augen und dachte nur noch an Dean, nur noch daran, dass er ihn erreichen müsse. Dass er ihn finden müsse.

Doch nichts passierte. So sehr sich Sam auch anstrengte, er konnte Dean nicht erreichen.

Hatte Ruby ihnen etwas vorgemacht? Hatte sie sie betrogen? Mal wieder hintergangen?

Sam holte tief Luft und versuchte es noch einmal. Er hatte doch Dämonenblut in sich! Er musste seinen Bruder erreichen können!

Nichts!

Nichts, nichts und wieder nichts!

Sam war frustriert. Er verkniff sich den Impuls Dean in die Seite zu knuffen.

„Verdammt Dean!”, fluchte er stattdessen vor sich hin und schluckte die Tränen, die sich in seinen Augen stauten, herunter. Er zog die Nase hoch und ließ sich wieder auf seinen Stuhl fallen.

Dann nahm er Deans Hand in seine, stützte seine Ellenbogen wieder auf der Matratze ab und legte seine Wange gegen Deans Hand. Reglos verharrte er so.
 

Die Sonne war schon wieder aufgegangen und begann den Raum zu erhellen.

Eine Schwester betrat das Zimmer. Sam half ihr Deans Verbände zu entfernen. Die Wunden sahen schon richtig gut aus. Alles heilte und an einigen Stellen hatte sich der Schorf schon gelöst und darunter kam neue, rosige Haut zum Vorschein. Sam lächelte. So wie es aussah würde Dean wirklich kaum Narben davon tragen. Dieses neue Gewebe schien gut zu funktionieren.

Sam half der Schwester seinen Bruder zu waschen und seinen Rücken mit Babyöl einzureiben. Kritisch musterte er die hintere Ansicht des Blonden. Trotz aller Pflege hatte der inzwischen leichte Druckstellen am Rücken. Und Sam konnte nur hoffen, dass der Sturkopf endlich aufwachen würde, bevor er sich wirklich wund lag. Dann hätten sie ein Problem.
 

Die eine tiefe Wunde im Bauch des älteren Winchester brach immer wieder auf. Bisher hatte sie sich allen Versuchten widersetzt, sich schließen zu lassen. Dabei war sie zuerst so toll verheilt. Klar, Deans Bauch war immer noch dick verschorft, aber diese eine kleine Stelle blutete immer wieder.

Gemeinsam verbanden sie die Wunden. Die Schwester verteilte Wundsalbe und Sam deckte alles mit einer dicken Schicht Mull ab. Dann wickelte sie, so gut es ging, die Binden um den Körper, den Sam liebevoll und doch fest in seinen Armen hielt.

Zu guter Letzt betteten sie ihn wieder in leichter Seitenlage in die Kissen.

„Danke!”, lächelte die Schwester, warf noch einen kontrollierenden Blick auf die Monitore und verließ dann den Raum.

Sam plumpste zurück auf seinen Stuhl.

„Komm zurück Dean, bitte!”, flehte er leise und rieb sich müde über die Augen.

Klar, Bobby schickte ihn zwar jeden Tag ins Motel zum Schlafen, doch war es das wenigste was Sam da tat – schlafen. Er durchforstete das Internet nach immer neuen Methoden Dean zu helfen. Er musste doch inzwischen schon ganze Wälder durch seinen Drucker gejagt haben. Vielleicht hätte er ja Medizin studieren sollen? Das hätte ihnen jedenfalls mehr geholfen als sein angefangenes Jura-Studium!

Sam war verzweifelt! Und ein Blick auf das blasse, immer schmaler werdende Gesicht seines Bruders tat sein Übriges um seine Laune nicht besser werden zu lassen.

Was gaben die Dean da? Womit fütterten sie ihn? Es war jedenfalls nicht genug!

Sam lächelte als sich ein Bild von Schokoriegeln in der Infusion vor seine Augen schob. Vielleicht sollte er Dean mal einen Schokoriegel vor die Nase halten?



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