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Kill this Killing Man I

Zurück ins Leben
von

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Ein fairer Tausch

Routine breitete sich aus und Bobby war - noch nicht – durchgedreht. Noch nicht. Doch jeder Morgen brachte eine, wenn auch meistens stumme, Diskussion und der Ältere wusste nicht wie lange er das noch durchhalten würde. War Sam immer so? Wenn ja, wie konnte Dean das Tag für Tag ertragen? Wieso war der dabei noch nicht durchgedreht? Bobby bewunderte den Blonden immer mehr. Oder lag es vielleicht auch daran, dass sich Sam und Bobby einfach zu ähnlich waren? Er wollte es nicht wirklich wissen.

Dean lag jetzt seit fast zwei Wochen im Koma und an seinem Zustand hatte sich nichts verändert. Oder besser: nicht viel verändert. Einige Schläuche waren entfernt worden, aber lange nicht genug. Er wurde immer noch beatmet und künstlich ernährt. Und immer noch tropfte Infusion in seine Adern und in einigen Wunden steckten auch noch Drainageschläuche.

Sam fuhr - nie freiwillig - täglich nach dem Frühstück ins Motel und kam zum Lunch wieder. Dann hielten die Jäger gemeinsam Wache. Jeder auf seine Art. Bobby meistens schweigend, vor sich hin brütend und Sam las sich durch immer mehr medizinische Fachartikel. Und wenn das noch ein paar Wochen so weiter ging, würde er seinen medizinischen Abschluss machen können, vermutete zumindest der Ältere.

Sam aß zu wenig, schlief zu wenig und wenn Bobby nicht wäre, würde er das Zimmer vermutlich gar nicht verlassen. Doch der Ältere zwang ihn jeden Tag zu seiner Pause.

Bobby selbst wäre eigentlich gerne mal nach Hause gefahren, einfach um auf seinem Schrottplatz nach den Rechten zu sehen. Doch er wusste ganz genau, dass Sam sich dann noch mehr vernachlässigen würde und das wollte er weder Sam, noch sich und schon gar nicht Dean antun. Irgendwann musste der Blonde ja mal wieder aufwachen. Schließlich gab es nichts, das den von seiner Aufgabe, seiner selbst gewählten Aufgabe auf Sammy aufzupassen, abhalten konnte. Schon gar nicht so ein Höllenhund.

Der Ältere schaute auf die Uhr. Sein Zeitgefühl hatte ihn nicht getäuscht. Sam musste jeden Augenblick durch die Tür treten. Und da war er schon.

Leise öffnete der Brünette die Tür.

„Hallo Bobby”, Sam ließ seinen Blick über seinen Bruder und die Monitore gleiten. Dann ließ er sich auf seinem Stuhl nieder und begann sich durch den nächsten Stapel Papier zu lesen.

Der Ältere musterte skeptisch den Monitor, der Deans Herzschlag anzeigte. ‚War der nicht eben noch viel ruhiger gewesen?' Er kratzte sich am Kopf und rückte dann seine Mütze wieder zurecht.

‚Sam hatte doch erzählt, dass Komapatienten durchaus auf ihre Umgebung reagieren konnten, war das Deans Art? Sprach Dean auf Sams Anwesenheit an? Ich muss das auf jeden Fall im Auge behalten!’
 

Der Tag verlief so ereignislos wie die Tage vorher. Schwestern kamen und gingen und der Berg Papier neben Sam wanderte von rechts nach links.

Nachts fuhr Bobby ins Motel und morgens, nachdem er Sam Frühstück hingestellt hatte, wieder ins Krankenhaus.

Am Nachmittag wartete er sehnsüchtig auf Sams Kommen. Immer wieder kontrollierte er den Monitor.

Deans Herz schlug ruhig und gleichmäßig.

Dann trat Sam durch die Tür.

„Hey”, grüßte der leise, ließ seinen Blick über Dean und die Monitore schweifen und setzte sich auf seinen Platz um weiter Medizin zu studieren – wie es außer Bobby auch die Schwestern inzwischen offiziell nannten.

Deans Herz schlug eindeutig schneller!

Der Ältere stand auf.

„Ich komm gleich wieder”, brummelte er nur und verließ das Zimmer. Er wollte sich erst eine Bestätigung holen bevor er Sam darauf aufmerksam machte.

Er suchte nach Dr. Bagley.

„Doktor!” Endlich hatte er ihn gefunden.

„Kann ich kurz mit Ihnen über Deacon reden? Kann es sein, dass er auf seinen Bruder reagiert?”, platzte er heraus.

„Wie kommen Sie darauf?”

„Wenn Jamie den Raum betritt schlägt sein Herz schneller.”

„Sind Sie sicher?”

„Ich bin mir sicher. Die waren ihr Leben lang aufeinander angewiesen. Sie hängen so sehr aneinander. Wenn Deacon auf jemanden reagiert, dann auf seinen Bruder”, erklärte der Jäger.

„Das würde ich mir gern ansehen”, meinte der Arzt.

„Klar. Jamie kommt immer so gegen vier Uhr nachmittags wieder.”

Der Arzt nickte und Bobby kehrte auf seinen Posten zurück. Nicht ohne jedoch für sich und Sam einen Kaffee geholt zu haben.
 

Sam wunderte sich schon etwas, als er am nächsten Tag das Krankenzimmer betrat und Bobby zusammen mit Dr. Bagley im Zimmer wartend antraf. Sofort rutschte sein Herz tiefer und sein Magen ballte sich zu einem Klumpen zusammen. ‚Was war mit Dean?’ Sein Blick huschte über die blinkenden Linien und Zahlen, aber nichts schien sich verändert zu haben.

„Was?”, brachte er krächzend heraus.

„Nichts, Jamie! Nichts Schlimmes!”, versuchte Bobby ihn sofort zu beruhigen. Doch Sams Augen suchten die des Arztes und flehten ihn regelrecht an, ihm zu sagen, dass nichts passiert war.

„Ihr Bruder reagiert auf Sie”, erklärte der Arzt endlich.

„Wie?” Sam war irritiert.

„Wenn du den Raum betrittst erhöht sich sein Herzschlag”, setzte jetzt auch Bobby zu einer Erklärung an.

„Aber...?”

„Ich hab es vorgestern bemerkt und gestern genauso.”

„Und was heißt das jetzt?”

„Reden Sie weiter mit ihm, erzählen Sie ihm, was um ihn passiert. Er reagiert auf Sie. Das ist ein großer Schritt nach vorn”, stellte der Arzt fest und verließ den Raum.

Sam ließ sich mit einem leisen Keuchen auf seinen Stuhl fallen. ‚Dean reagierte auf ihn.’ Ein Lächeln breitete sich auf seinen müden Zügen aus.
 

Wieder vergingen einige Tage ohne weitere Veränderungen.

Sam wühlte sich weiterhin durch seine Blätter. Er musste doch schon bald seinen Doktor machen können, überlegte Bobby und döste dann weiter vor sich hin, als es plötzlich klopfte.

Beide Jäger schreckten hoch. Eine Schwester konnte es nicht sein. Die platzten so ins Zimmer.

Die Tür öffnete sich und eine junge, blonde Frau betrat das Zimmer.

„Hallo Ruby”, grüßte Sam ein wenig unterkühlt.

„Sam, Bobby.” Sie nickte den Männern zu. Dann ließ sie ihren Blick auf das fahle Wesen im Bett gleiten, von dem immer noch nur Kopf und Unterarme aus dem Gestell über ihm ragten.

„Was willst du hier?”, fragte der Jüngere und musterte die Frau, bevor er aufstand und sich schon fast schützend vor seinem Bruder aufbaute.
 

Ruby sah ebenfalls müde und blass aus. Ihre Haare hingen strähnig um ihren Kopf. Dunkle Ringe hatten sich tief unter ihren Augen eingegraben. Sie sah alt aus. Alt und fertig. Zum ersten Mal vielleicht so alt, wie sie wirklich war, überlegte Sam.

„Ich wollte nach ihm sehen”, sie deutete auf den Bewusstlosen. „Ich wollte dir etwas bringen.”

Sie schwenkte Bobbys Autoschlüssel vor seiner Nase. „Und ich brauche etwas.”

„Was ist mit dir? Ich dachte Dämonen würden den besetzten Körper immer gut aussehen lassen können. Aber du siehst nur noch abgewrackt aus!”, überging Sam ihren letzten Satz kalt.

„Es war nicht leicht”, sagte sie leise, „ich werde es euch später vielleicht erklären können, aber jetzt bin ich gekommen, weil ich etwas brauche.” Sie ging nicht auf Sams Lästereien ein.

„Was willst du?”, fragte Sam wieder. Er misstraute ihr. Sie hatte ihn belogen, sie hatte ihm gesagt, dass sie Deans Leben retten könnte. Und Dean, dass es keinen Weg gab ihn zu retten. Und sie hatte ihnen verschwiegen wer Deans Vertrag hielt. Sie hatte es ihnen verschwiegen bis es fast zu spät gewesen war. Er musterte die Dämonin kalt.

„Ich will den Dolch. Meinen Dolch. Ich brauche ihn.”

Bobby ließ seinen Blick ebenfalls über die Frau gleiten. Dann stand er auf.

„Komm mit. Er ist im Impala! Brauchst du Hilfe?”

„Du willst ihr unsere einzige wirkliche Waffe gegen die Dämonen geben?” Sam vertrat ihm den Weg.

„Ja ich will ihr den Dolch geben. Er gehört ihr!”

Sam zuckte vor dem entschlossenen Blick des Älteren zurück. Dann drehte er sich wortlos um und setzte sich wieder an Deans Seite. Was war nur in Bobby gefahren. Wie konnte er Ruby nur vertrauen? Sam schüttelte den Kopf.
 

Er starrte Bobby finster an, als der wiederkam: „Toll, jetzt sind wie wieder genauso hilflos wie zuvor”, fauchte er.

„Wir haben vorher ohne den Colt und ohne den Dolch gelebt und das Übernatürliche bekämpft. Warum sollen wir das jetzt nicht auch wieder können und der Dolch gehört nun mal ihr! Also wenn sie ihn braucht...”

„Es war aber leichter mit”, Sam war sauer und wandte sich von dem Älteren ab.
 

Die Tage schlichen dahin und wieder machte die Routine es einfacher, nicht über das nachdenken zu müssen, was vielleicht passieren könnte. Was wenn Dean nicht wieder aufwachte? Wie lange wollten sie noch hier sitzen? Sie konnten den Blonden ja noch nicht mal mitnehmen. Er wurde immer noch beatmet.

Sam verdrängte die Gedanken. Noch waren Deans Wunden nicht verheilt. Noch würde er sich über Nichts Gedanken machen müssen. Noch war es egal, alles egal. Er würde hier sitzen und wenn es Jahre dauern sollte. Auch Sam konnte auf stur schalten wenn er das wollte.
 

Es klopfte und die Jäger blickten zur Tür.

Wieder war es Ruby. Und diesmal sah sie noch schlechter aus. Sie bewegte sich eckig, ihre Kleidung war schmutzig und teilweise zerrissen. Sie hatte einige Schrammen an den Händen und im Gesicht. Sie war noch blasser als bei ihrem letzten Besuch und ihre Augen glänzten fiebrig.

„Wo warst du?”, fragte Sam entgegen seines Vorhabens, nicht wieder mit der Dämonin zu reden.

„Ich war in der Hölle. Ich wollte mich da mal umsehen. Jetzt, nach Lilith’s Tod, ist dort im wahrsten Sinne des Wortes die Hölle los. Sie bekämpfen sich gegenseitig. Es gibt keine Allianzen mehr. Niemand vertraut einem Anderen. Jede Familie versucht sich einen neuen, ranghohen Platz zu erobern. Und die, die oben waren, wollen oben bleiben oder noch höher hinauf. Als Azazel starb herrschte auch kurz dieses Chaos, aber Lilith hat es schnell verstanden alle auf ihre Seite zu ziehen. Jetzt gibt es keinen solchen Dämon, keinen der das Charisma hätte. Sie werden sich noch eine Weile nur um ihre eigenen Probleme kümmern müssen.” Bei ihren Worten griff sie in ihren Bund und holte etwas hervor.

Sam spannte sich. Die Neuigkeiten, die sie gebracht hatte waren gut, wenn sie nicht gelogen hatte.

Ruby lächelte müde, als sie Sams Reaktion sah. Dann zog sie das Etwas aus ihrem Bund und hielt es Bobby hin.

„Er ist kaputt. Aber wir haben ihn ja schon einmal wieder reparieren können!”, erklärte sie erschöpft.

„Der Colt?” Sams Augen wurden groß als die Dämonin Bobby die Waffe hinhielt.

„Der Colt!” Ruby schwankte leicht.

„Woher?”, wollte Sam wissen.

„Lilith hatte ihn. Ich war mir fast sicher, dass sie ihn nicht würde vernichten können. Er war das Symbol ihres Triumphes.” Wieder verzog sie schmerzhaft das Gesicht.

„Ich bring dich ins Motel!” Bobby stand auf.

„Wenn du mir den Pick-up leihst, würde mir das reichen. Es verwirrt die Menschen wenn ich am hellerlichten Tag einfach so erscheine.”

Bobby nickte und kramte in seiner Hosentasche. „Ich komme mit runter und zeig dir wo er steht.”
 

„Ist das ... War das wirklich der Colt?”, fragte Sam ungläubig als Bobby bald darauf wieder ins Zimmer trat. Er hatte die Waffe hier nicht näher untersuchen wollen. Nicht im Krankenhaus wo jeden Augenblick eine Schwester ins Zimmer kommen konnte.

Außerdem war die Polizei schon zwei Mal da gewesen und hatte sich nach Dean erkundigt. Sie wollten den Angriff auf ihn aufklären und hatten verständlicherweise noch jede Menge Fragen.

Sie würden Dean so schnell wie möglich hier rausholen müssen, wenn er erst einmal aufgewacht war.

„Ja”, unterbrach der Ältere Sams Gedanken, „es ist der Colt.”

Der Winchester schüttelte den Kopf. Warum hatte Ruby ihnen den wiedergebracht? War sie vielleicht doch nicht so schlimm? Nicht so hinterhältig?
 

Ruby hatte sich ein eigenes Zimmer genommen und als sie zwei Tage später wieder in Deans Zimmer kam sah sie wesentlich besser aus. Ihre Wunden waren größtenteils verheilt und sie sah ausgeruhter aus. Aber immer noch nicht so, wie die Jäger sie in Erinnerung hatten.

‚Was ist mit ihr?’, fragte Sam sich nicht zum ersten und wohl auch nicht zum letzten Mal.
 

„Wie geht es ihm?”, wollte Ruby dann auch ohne Umschweife wissen und zeigte auf den Blonden.

„Soweit ganz gut. Seine Wunden heilen. Damit sind die Ärzte zufrieden.”

„Aber?”, hakte sie nach. Sie hatte Sams Unzufriedenheit gehört.

„Er liegt im Koma und niemand kann wirklich erklären, warum er nicht wach wird. Sie meinen es sei eine Schutzreaktion seines Körpers nach den Schmerzen. Und vielleicht hätte er immer noch Angst, dass es wieder so weh tun könnte“, der Winchester schnaubte, „Als ob Dean schon mal Angst vor Schmerzen gehabt hätte!”

„Jeder Mensch hat Angst davor. Aber Dean wird sie dir nie zeigen. Er nimmt sie hin, so wie er alles hinnimmt”, erwiderte Bobby traurig.



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