Zwei Welten
Prolog
Seine alten Augen richteten sich auf New York City. Bei Nacht wirkte diese Stadt von hier oben, wie ein Meer aus Farbe und Glanz. Jedes Mal, wenn er aus den Fenstern seines Lofts blickte, raubte der Anblick ihm den Atem. Der Rotwein in seiner Hand, sein Geschmack. Genießerisch schloss er die Augen, wusste um die Falten in seinem Gesicht. Die Musik ein edles Stück der klassischen Melodie. Der Augenblick, vollkommen.
„Gestatten Sie mir die Ehre?“, fragte er mit seiner rauen, von der Zeit angegriffenen Stimme und drehte sich um. Diese grünen Augen dachte er, ein Traum, der ihn gefangen hielt. Sie lächelte, stand auf. Ihr Körper schlank und das Haar lang. An dieser jungen Frau wirkte das Kleid, wie ein billiges Accessoire und während sie zu ihm schritt, da musste er Schlucken. Engelsgleich, einnehmend und wunderschön. Für diesen Abend gehörte ihre Aufmerksamkeit ihm. Nur ihm. Auch, wenn er ihre Stimme noch kein einziges Mal hörte.
Behutsam berührte er ihren nackten Rücken und umschlang ihre Finger. Führte sie, tanzte und lebte. Die Welt, für einen Augenblick blieb sie stehen.
„Jasmin“, murmelte er, meinte ihren Duft und registrierte den Druck in seiner Hand. Er seufzte, schloss die Lider und musste einfach Schmunzeln. Ein Todesengel, gekommen um ihn zu richten. Er ahnte es seitdem sie in der Oper neben ihm platz nahm. Jetzt, es war gewiss. Er fühlte es. Diese Frau, sein Tod.
„Ich habe Angst“, gestand er. Sein kaltes Leben, das von Mord und Korruptheit geprägt war, er bereute. Hier bei ihr.
Ein tiefer Atemzug und dann, dann ließ er sie los. Drehte sich um und blickte hinunter auf die belebten Straßen.
„Hab keine Furcht, du wirst nichts spüren.“ So hell, schoss es ihm durch den Kopf, bevor seine Sinne verschwanden. Sein Leib, er fiel und die Klänge der Musik, sie verschluckten den Schuss.
Tag und Nacht – Wirklichkeit und Traum.
Zwei Welten.
„Beschattung?“ Naruto sah Kakashi enttäuscht an. Seit Tagen langweilte er sich, versauerte an seinem Schreibtisch und bettete zu Gott, es würde endlich was passieren. Und jetzt, eine einfache Überwachung zweier Drogenhändler. Er wollte mehr, mehr Aktion.
„Richtig“, bestätigte der Leiter der Special Einheit, verteilte die Mappen und ignorierte das leidige Stöhnen.
„Warum wurde uns der Fall zugeteilt?“ Sasuke blätterte desinteressiert in den Unterlagen, schien ähnlich begeistert, wie sein im Hintergrund jammernder Kollege.
„Weil die Akatsuki möglicherweise ihre Finger mit im Spiel hat.“
Die einzige Frau im Team erhob das Wort. „Die Akatsuki?“
„Richtig“, nickte Kakashi, fügte hinzu: „Lange Zeit hat Pain sich still verhalten, daher vermutet ich Größeres.“
Naruto runzelte die Stirn. „Und was?“
„Ich weiß es nicht, deswegen die Observierung.“
„Die Übergabe, wann findet sie statt?“, fragte Sasuke. Seine Fallakte achtlos auf den Tisch schmeißend, lehnte er sich lässig zurück. Um genau wie sein Team überrascht zu seinem Leiter zu starren, als dieser verkündete: „Heute Abend.“