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Durch den Monsun

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Durch den Monsun

Leise, leise, schleicht die Person ins Zimmer hinein. Sie dürfte eigentlich sich nicht hier befinden, doch mitten in der Nacht stört es keinen. Sie ist alleine, das andere Bett ist leer. Leer, eisig und kalt verlassen.
 

Das Fenster öffnet sich nicht mehr
 

Es war nicht so, dass die Person, der dieses Zimmer gehörte, weg war. Es war nur so, dass diese Person gerade nicht hier war. Weil sie woanders war, Träumen nach jagte, oder Menschen half.
 

Hier drin' ist es voll von dir und leer
 

Sie bewunderte ihn dafür, dass er die Kraft dazu hatte, sie selbst hätte sie gerne. Doch, die war schwach und kränklich geworden, über die Jahre, die sie sich nun schon kannten und er immer stärker.
 

Und vor mir geht die letzte Kerze aus
 

Und sie bewunderte ihn dafür, ja, dafür, dass er trotz ihr die Kraft zu etwas hatte, was sie nicht verstand. Manchmal fragte sie sich, wo er war, und was er genau machte. Ja, sie wusste, es sie kannte sie Worte. Aber sie verstand sie nicht.
 

Ich warte schon 'ne Ewigkeit
 

Jedes Mal, wenn er wieder kam, nahm er sie in den Arm und sagte „Jetzt bin ich wieder ja, bei dir. Ich werde nicht so schnell wieder weggehen, versprochen. Worauf hast du heute noch Lust?“ Und er log. Jedes Mal.
 

Endlich ist es jetzt soweit
 

Immer und immer wieder verließ er sie, einfach so, als ob sie ihm nicht wichtig war. Ja, er kam zurück, aber warum ging er dann überhaupt? Sie strich gedankenverloren über das Bett, der Person, die hier fehlte und doch nicht hingehörte.
 

Da draußen ziehen die schwarzen Wolken auf
 

Wäre er ein Dauergast bei ihr, würde sie anders sein. Vielleicht würde sie zu ihm werden. Vielleicht würde sie ihn hassen oder lieben. Sie wusste es nicht. Er wusste es nicht. Niemand wusste es. Aber keine wollte es wissen.
 

Ich muss durch den Monsun, hinter die Welt
 

Auch die anderen Gäste, die zu ihr kamen, hieß sie willkommen, manche sahen sich nie. Oder nur selten. Bei An- und Abreise. Kam der Eine, reiste der Andere ab. Schnell. Heimlich. Still. Leise. Ohne Abschiedsworte.
 

Ans Ende der Zeit, bis kein Regen mehr fällt
 

Er verabschiedete sich immer. Jedes Mal. Als ob er wusste, wann er gehen musste. Als ob er es spürte, wie sie wieder wurde, wie sie alle kannten. Nein, sie verheimliche ihn nicht vor der Welt außen. Er zeigte sich nur nicht den Anderen. Nur ihr.
 

Gegen den Sturm, am Abgrund entlang
 

Und sie war in gewisser Weise stolz darauf, dass er sich nur ihr zeigte. Er veränderte sich nie, im Gegensatz zu ihr. Seinen Namen? Den Richtigen kannte sie nicht. Nur den, unter dem er sich ein schrieb. Unter dem er sich ein mietete.
 

Und wenn ich nicht mehr kann, denk ich daran
 

Doch sie würde ihn nicht verraten, nie, solange sie lebte. So lange sie leben würde. Egal, unter welcher Folter. Egal, was man ihr versprach, für dieses Geheimnis. Sie würde Schweigen und Weinen. Für ihn. Nur für ihn.
 

Irgendwann laufen wir zusammen
 

Sie wusste nicht genau wann er kam, oder in welcher Situation. Er kam willkürlich. Einfach so. Als ob er spürte, dass, wenn er nicht kam, dass sie nicht mehr konnte. Viel sie der Trauer um Opfer, holte er sie heraus.
 

Durch den Monsun, dann wird alles gut
 

Sie lächelte, als sie sah, wie die Sonne aufging. So spät schon. Oder so früh. Sie musst sich um alles kümmern, sie musste langsam aufwachen. Aber sie wollte nicht. Am Liebsten wollte sie die Zeit anhalten.
 

'n Halber Mond versinkt vor mir
 

Die Welt einfrieren – unmöglich. Die Zeit anhalten – unmöglich. Ihn suchen – unmöglich. Sie wusste nur drei wirkliche Dinge über ihn. Drei. 1. Seinen Namen, unter dem er sich ein miete bei ihr. 2. Er kam und ging wann er wollte
 

War der eben noch bei dir
 

Und 3. sie liebte ihn so wie er war. Dafür, dass er da war. Was er machte. Wie er es machte. Warum, auch, wenn sie das warum nicht kannte. Aber sie liebte ihn. Auf eine Art und Weise, die Andern unverständlich war.
 

Und hält er wirklich, was er mir verspricht
 

Leise, leise ging die Türe auf. „Wartest du immer noch auf ihn?“ Sie drehte sich nicht um. Sie wusste wer es war und sie ignorierte ihn jedes Mal. Jedes Mal hatte er gesagt er kam nicht. Und doch, war er gekommen. Jedes Mal.
 

Ich weiß, dass ich dich finden kann
 

„Er wird nicht kommen, Kleines. Vertraue nicht auf ihn. Vertraue mir.“ Doch sie schloss die Augen und er ging weg. Wie jedes Mal. Und auch dieses Mal sollte es so sein. „Glaub mir, mein Bruder ist anders, als du denkst.“ Und mit einem 'klick' rastete das Schloss der Tür ein.
 

Hör' deinen Namen im Orkan
 

Langsame Tränen bahnten ich ihren Weg über ihre Wangen, über ihr Kinn. Sie fühlte sie nicht, sie bemerkte sie noch nicht einmal. Sie Sonne begann höher zu klettern. Und sie ließ das Zimmer wieder alleine.
 

Ich glaub noch mehr dran glauben kann ich nicht
 

Als es wieder Nacht wurde, und noch ein Tag vergangen war, ohne ihn, legte sie sich in Bett. Wie immer. Und wie jede Nacht, stand sie so auch diese am Fenster. Und so ging es immer weiter.
 

Ich muss durch den Monsun, hinter die Welt
 

Die Tage vergingen und jedes Mal, wartete sie vergeblich. Immer und immer wieder kam sein Bruder und sagte sie, sie solle aufgeben. Er würde nicht kommen. Doch er vergaß etwas. Etwas, das er genau wusste. Und es deshalb verdrängte.
 

Ans Ende der Zeit, bis kein Regen mehr fällt
 

Wenn die Hoffnung stirbt, stirbt auch er. Je mehr Hoffnung die Menschen haben, desto stärker wird er. Habt ihr schon erraten, wer der Bruder ist? Und wer die Person ist, auf die sie so sehr wartet?
 

Gegen den Sturm, am Abgrund entlang
 

Ich werde es euch verraten, wenn ihr versprecht, es nicht zu verraten. Sein Bruder ist die Hoffnung, die selbst nicht hoffen kann. Die Person, die sie will, nach der sie sich sehnt ist die Verzweiflung, die nicht zweifeln kann.
 

Und wenn ich nicht mehr kann, denk ich daran
 

Es ist komisch, ein Gefühl zu lieben, dass eigentlich schlecht ist. Doch sind alle Gefühle schlecht? Oder ist es nur unser Gefühl, dass es gut oder schlecht ist? Sie liebt die Verzweiflung. Und hasst die Hoffnung.
 

Irgendwann laufen wir zusammen
 

Ein Mensch ist sie, ja, kein besonderer, einfach nur ein Mensch. Und immer, wenn er bei ihr ist, weiß sie, dass es sie wieder gibt. Dass sie wieder lebt. Das sie noch leben kann, dass sie leben will. Sie missbraucht ihn.
 

Weil uns einfach nichts mehr halten kann, durch den Monsun
 

„Wenn du hofft, und Glücklich bist, dann spürst du nichts. Du lebst nur. Bist du Verzweifelt und Traurig, spürt du. Das Leben. Deine Bedürfnisse. Deine Gefühle. Und deine tiefsten, innersten und dunkelsten Sehnsüchte. Das ist meine Droge.“
 

Hey! Hey!
 

„Wann warst du das letzte Mal Verzweifelt? Wann hast du das letzte Mal geweint? Wann bist du Glücklich? Bist du froh? Hast du Angst? Kannst du fühlen? Oder lebst du nur vor dich hin, wie ein Tier?“
 

Ich kämpf mich durch die Mächte, hinter dieser Tür
 

In dieser Nacht, wo sie wieder am Fenster stand, kam er zurück. Vorsichtig öffnete er die Türe zu seinem Zimmer. Er weiß, dass sie da ist und auf ihn wartet. Er weiß, dass sie hier immer sitzt.
 

Werde sie besiegen und dann führen sie mich zu dir
 

„Jetzt bin ich wieder ja, bei dir. Ich werde nicht so schnell wieder weggehen, versprochen. Worauf hast du heute noch Lust?“ Und er umarmte sie, während sie zitterte und weinte. Vor Verzweiflung.
 

Dann wird alles gut - Dann wird alles gut
 

Er würde nicht lange bleiben, wie jedes Mal. Immer und immer wieder würde er sie verlassen, bis sie starb. Bis sie selbst so werden konnte wie er. Ein Gefühl, das Menschen hatten. Ja, Menschen konnten zu Gefühlen werden. Wenn sie stark waren.
 

Wird alles gut - Alles gut...
 

„Michelle...“ Er kannte ihren Namen nicht. Er nannte sie, wie er wollte. Heute also so. Sein Bruder öffnete die Türe. „Ich komme wieder, Tom. Vergiss das nicht.“ Er lachte. „Geh nur, Bill. Ich werde gut auf sie aufpassen.“
 

Ich muss durch den Monsun, hinter die Welt
 

Als sie am nächsten Morgen die Augen aufmachte, war er wieder weg. Sie war wieder in ihren Körper. Und die Hoffnung war wieder da. Ja, die Verzweiflung war wieder weg gegangen. Er hatte erneut gelogen.
 

Ans Ende der Zeit, bis kein Regen mehr fällt
 

Hoffnung und Verzweiflung hatten keine Namen, sie hatte sie ihnen gegeben. Wie die Personen, wegen denen sie so fühlte. Sie lachte. Schon komisch, was man für Gedanken hatte, wenn man Abends einschlief.
 

Gegen den Sturm, am Abgrund entlang
 

Sie war nicht so, wie die Person, im Traum, die sich nach der Verzweiflung sehnte, sie war die Person, die die Hoffnung wollte. Aber im Traum, war es anders gewesen. Nachdenklich sah sie hinauf, zu der Sonne.
 

„Und wenn ich nicht mehr kann, denk ich daran: Irgendwann laufen wir zusammen, weil uns einfach nichts mehr halten kann!“



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