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Promised Eternity

Versprochene Ewigkeit
von

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Abduction

Ein lautes Geräusch, vergleichbar mit zwei Steinen, die man gewaltvoll gegeneinander stieß, riss mich aus meinen Gedanken und ehe ich die Quelle des Geräusches ausmachen konnte, wurde ich blitzschnell herum gewirbelt und achtlos auf dem Rasen fallen gelassen.

Langsam richtete ich meinen Kopf auf und musste fassungslos mit ansehen, was sich für ein Szenario vor meinen Augen abspielte.
 

*
 

Geschockt sah ich mit an, wie sich ein Vampir auf den nächsten stürzte. Für mein menschliches Augen verlief alles viel zu schnell, weswegen ich nur ein paar verschwommene Flecken über den Rasen und die Straße huschen sah. Ich vergrub mein Gesicht in dem feuchten Rasen, damit ich mir diesen Kampf nicht ansehen musste. Damit ich mir nicht ansehen musste, wie sie Edward töteten. Ich wusste, dass er es war, der nun für diese Unruhe sorgte, genauso wie ich wusste, dass er nicht die geringste Chance besaß.

Wieder war ein Aufprallen zweier Steine zu hören, dieses Mal jedoch nicht mit der Lautstärke wie der des vorherigen Aufschlages. Kurz lugte ich – wenn auch widerwillig – hinter meinen Arm hervor, um zu sehen, was geschah. Natürlich hätte ich mir das ersparen können, da ich lediglich drei dunkelgraue und eine weiße Gestalt durch die Gegend huschen sah. Zweifelsohne musste es Edward sein! Und zu meiner bitteren Enttäuschung war er unterlegen. Vorsichtig blickte ich zur Seite, um dort zu meinem Verdruss Jane und den ihr um einige Köpfe überragenden Begleiter zu erblicken. Ich kannte die Wache nicht, es tat im Moment auch nichts zur Sache. Sofort richtete ich meinen Blick wieder nach vorne, als ich ein Glas zersplittern hörte.

Instinktiv zuckte ich zusammen und sah, dass die eine Seite des Mercedes nun eine körpergroße Delle, wie ebenso zwei zerstörte Seitenscheiben besaß. So viel zu dem Thema bombensicheres Auto. Und dabei hatte ich Edward immer gesagt, dass vor diesem Auto kein Vampir Halt machen würde, er solle mich lieber sofort verwandeln. Hätte er sich mal früher dazu entschieden. Dann wäre das Auto und auch dieser Kampf nicht nötig gewesen.

»Bella. Dir wird nichts passieren. Ich bin bei dir«, vernahm ich plötzlich die samtene Stimme Edwards an meinem Ohr, ehe diese genauso plötzlich wie sie gekommen war mit einem kühlen Luftzug über mir her wieder verschwand.

Noch fester krallte ich mich mit meinen Fingerspitzen in das Gras, während ich versuchte die weiße Gestalt – Edward – in der Dunkelheit auszumachen. Man konnte es sehen wie man wollte, aber Edward in seinem weißen Shirt war für mich mein Retter; mein Engel. Selbst wenn die momentane Situation eher schlecht für uns beide aussah.

Unwillkürlich folgte ich also den immer wiederkehrenden verschwommenen Gestalten mit dem Augen, als die merkwürdige Komposition von ausweichenden Sprüngen ein jähes Ende für Edward nahm, dieser gegriffen und in Richtung des schweren Wagens geschleudert wurde.

Leise wimmerte ich und presste mein Gesicht wieder in das feuchte Gras, während ein weiteres Mal das Klirren der zerbrechenden Scheiben und das Gegeneinanderstoßen von Stein und Metall zu hören war – wobei das Metall natürlich deutlich nachgab.

Es war alles verloren. Wir waren verloren. Mein Edward war verloren.

Ich wollte mir das Szenario nicht ansehen, als mich jedoch eine Hand grob vom Boden zerrte und ich augenblicklich erneut einen festen Griff um meiner Taille spürte. Meinten sie etwa ernsthaft, dass ich noch versuchen wollen würde zu fliehen, wo ich doch selbst eines Besseren belehrt war und deswegen wusste, dass ich bei einer Flucht in Sekundenschnelle wieder in den Arme meines Fängers landen würde.

Anstatt mir jedoch weiter Gedanken über solche belanglosen Dinge zu machen, richtete ich eher widerwillig meinen Blick auf die sich vor mir abspielende Szene.

Ich musste mir nun keine Mühe mehr machen, in der Dunkelheit die vorbeihuschenden, fast fliegenden, verschwommenen Schatten ausfindig zu machen, da – ebenso legte sich in diesem Moment eine unangenehme Stille über unseren Vorgarten – der Kampf anscheinend ein Ende gefunden hatte.

Ich wollte nicht hinsehen, ich rechnete mit dem Schlimmsten, und dennoch blickte ich zu dem Mercedes hinüber, dessen Scheiben ebenso wie der schwarze Lack und das teure Metall zerstört war - ein Fall für den Schrotthaufen.

Als ich meinen Blick langsam über den Wagen gleiten ließ, erkannte ich letztlich einige Meter neben dem Wagen drei graue, massige Gestalten, welche die vierte, weiße Person auf den Boden drückten.

Einen kurzen Moment brauchte ich, bis ich wieder einen klaren Verstand besaß, ehe ich spitz aufschrie. Sie hatten Edward und ich nahm an, dass das alles andere als seine ohnehin schon brenzlige Lage verbessern würde.

Ich verstummte jedoch genauso schnell wieder, da augenblicklich eine eiskalte Hand auf meinem Mund lag und mir jegliche Möglichkeit auch nur zu sprechen oder gar zu atmen nahm.

Natürlich ließ ich mir das nicht gefallen und versuchte mich aus den Armen der mir unbekannten Wache zu befreien, scheiterte jedoch auch dieses Mal kläglich daran.

Immer noch zappelte ich weiter in den Fängen des Mannes hinter mir, als sich eine der drei grauen Gestalten von meinem Edward abwandte und in unsere Richtung blickte. Einen Moment schwieg ich und lauschte dem Vampir, dessen Gesicht in der Dunkelheit für meine Augen nicht zu erkennen war. Zu meiner Enttäuschung verstand ich jedoch nur ein undeutliches Nuscheln, woraus ich gerade einmal den Namen Cullens herausfiltern konnte.

Das Hören dieses Namens – oder auch in meinem Fall eher das Meinen ihn zu hören – ließ in mir für einen kurzen Moment ein warmes Gefühl in mir aufsteigen, welches jedoch augenblicklich von einem schneidendem Schmerz in meinem Herzen wieder verdrängt wurde. Wenn sie das vorhatten, was ich dachte, würde ich mich bereitwillig opfern. Die Cullens sollten sich wegen mir nicht in Gefahr bringen und gar ihr unsterbliches Leben dafür auf den Spiel setzten. Sie hatten dieses Leben doch so viel mehr verdient.

»Dann...«, vernahm ich die gefühlskalte Stimme Janes neben mir; ich nahm an, dass sie aus reiner Absicht in der Lautstärke, welche auch für mein Gehör bestimmt war, sprach. »Beendet es. Ich möchte nach Hause. Eine Schande, dass wir wieder einmal unnötig Zeit verschwendet haben.«

Keine wenigen Sekunde später, nachdem der zierliche Engel dies verkündet hatte, verstand ich und blickte mit vor Schreck geweiteten Augen in die Richtung Edwards.

Es war sein Todesurteil gewesen. Sie würden ihn töten. Ihn töten; vor meinen Augen.

Die warmen Tränen, die mir nun die Wangen hinunterliefen und so meine Schwäche bewiesen, welche ich bis zu dem Zeitpunkt so gut zurückgehalten hatte, ließ ich außer Acht, stattdessen startete ich einen neuen Versuch, mich aus den armen des Vampirs zu befreien. Ich musste Edward irgendwie... retten. Wenn ich auch nur ein schwacher Mensch war; ein Wesen ohne jegliche besondere Fähigkeiten, mir musste es irgendwie gelingen, wenigstens Edward einen minimalen Vorteil zu geben.

Fassungslos, jedoch nicht ohne aufzuhören mich hin und herzuwinden, sah ich der dunklen Gestalt zu, wie sie zuerst ebenfalls Edward wieder zuwandte und dann langsam auf ihn zuging, ehe er sich zu meinem - vorgesehenem - zukünftigen Ehemann hinunterbeugte.

Ich wollte nicht hinsehen und dennoch schloss ich nicht meine Augen.
 

Und zum zweiten Mal in dieser Nacht dachte ich Edward, ich liebe dich., als die graue Gestalt ihre Hände an den Kopf Edwards legte.

Es war verloren. Alles war verloren.
 

Ich hatte mich schon mit meinem und Edwards Schicksal abgefunden, während jede weitere Sekunde verstrich als wäre sie ein Tag. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor; es kam mir endlos lange vor, bis der in grau gehüllte Volturi schließlich seine Hände an das Kinn Edwards gelegt hatte, solange die zwei massigen Begleiter ihn noch auf den Boden drückten. Ich schwor mir einen ewigen Hass auf die Volturi, während ich meinen Blick immer noch auf den Pseudohenker heftete. Er sollte hier und jetzt; auf der Stelle in tausende Stücke zersplittern und darauf verbrennen. Ich wünschte mir nichts sehnlicher.

Weitere Sekunden der Angst und Wut verstrichen, als ich plötzliche spürte, dass mein Aufpasser sein Gewicht verlagerte und sich in Richtung des Waldes wandte. Es musste irgendetwas geben, was für meine Ohren zu fein gewesen war.

Jane neben uns seufzte geräuschvoll auf und ehe ich mich versah flogen erneut einige verschwommene Gestalten über den Rasen und ein zweites – diesmal noch kraftvolleres und lauteres – Aufprallen nun mehrerer Steine war zu hören.

Da sich der Vampir immer noch nicht von dem Blick in das Unterholz abgewendet hatte, bleib mir keine andere Wahl als durch meinen Blickwinkel das Geschehen nahe des schrottreifen Mercedes zu verfolgen. Ich hatte nicht gesehen, was geschehen und wer dafür die Verantwortung trug – wenn ich auch eine sichere Vermutung besaß -, jedoch verharrte weder Edward noch einer der Volturi an der Stelle, wo sie vor wenigen Sekunden Genannten noch töten wollten. Urplötzlich hatten sie alle ihren Platz gewechselt und so wie Edward nun nicht mehr in dem feuchten Gras lag, sondern – so weit ich es noch aus meinem Augenwinkel erkennen konnte – in einer gebeugten Angriffshaltung stand, mussten sich auch die Volturi einige Meter weiter entfernt positioniert haben. Selbst ich konnte in diesem Moment noch das tiefe Knurren hören, welches Edward, genauso wie die anderen Vampire von sich gaben. Wo ich gerade noch meinte, dass durch das Todesurteil Edwards selbst die Hölle erfror, brannte die Atmosphäre der Luft förmlich. Eine falsche Bewegung und alles würde in die Luft gehen.

»Du wolltest uns doch nicht im Ernst diesen Spaß vorenthalten, Edward?«, gespielt vorwurfsvoll hörte ich eine mir nur allzu bekannte Stimme einige Meter von uns entfernt sprechen. Mit einem Mal stieg in mir das Glücksgefühl wieder auf und somit auch meine Hoffnung, dass nicht alles verloren war und dass mein Edward noch nicht endgültig sterben brauchte. Denn niemand weniger als Emmett war es gewesen, der meinem Verlobten nun zur Seite stand.

»Außerdem hast du nun gesehen, was bei solchen Aktionen herauskommt«, ergänzte eine nächste bekannte – vor allem ruhige - Stimme die vorherigen Worte Emmetts.

»Emmett. Jasper.« Ich hörte Edward seufzen. Er wollte anscheinend genauso wenig wie ich, dass sich jemand ihm aufgrund in Gefahr begab. »Ich will nicht, dass-«, weiter kam mein Verlobter allerdings nicht, als plötzlich ein weiteres Aufschlagen zu hören war und ich erneut blitzartig umgedreht wurde, so dass nun auch ich wieder einen Überblick über das Geschehen über dem gesamten Vorgarten besaß. Natürlich würden die Volturi nie vor einem persönlichen Gespräch halt machen; sie schienen dieses kurze Unachtsamkeit also bestens auszunutzen.

Allmählich schien also die ganze Situation zu eskalieren. Ein schlaksiger und dennoch muskulöser Vampir – ich erkannte nun an den langen, schwarzen Haaren, dass es sich bei der zweiten Wache um Demetri handelte – warf sich auf Edward, welcher diesem Sprung jedoch geschickt auswich, um sich dann selbst auf den Tracker der Volturi zu stürzen.

Immer wieder erkannte ich einige Bewegungen und auch Details der Cullens, wie aber auch Volturi, ehe sie sich wieder in einer so enormen Geschwindigkeit bewegten, dass meine Augen das Hin und Herhuschen der Gestalten schon fast als eine Sinneseinbildung abtaten.

Es war ein ausgewogener Kampf, wenn die Volturi wahrscheinlich auch viel mehr Erfahrung besaßen. Die Cullens schienen also doch eine reelle Chance zu besitzen.

Kurz linste ich zu der kleinen Jane, deren Gesicht nun einen weniger schönen Ausdruck der Wut zierte, und grinste in die Hand des Vampirs hinein. Das Blatt hatte sich gewendet und das kleine Mädchen schien alles andere als erfreut darüber. Ich wusste, dass die Volturi sich nie in der Unterzahl oder gar derselben Zahl einem derartigen Kampf stellten, denn wenn es darauf ankam, waren auch nur sie feige, auf ihren Einfluss vertrauende Wesen. Nichts weiter.

Schadenfroh grinste ich noch breiter. Als Jane jedoch unerwartet laut fauchte, zuckte ich instinktiv zusammen. Wenn sie auch ein kleines Kind war, sie war allemal auf ihre Art und Weise angsteinflößend. »Pedro, leiste den Dreien ein wenig Gesellschaft. Anscheinend sind selbst diese Vegetarier eine zu große Herausforderung für diese Tölpel.« Jedes einzelne Wort spie sie förmlich aus und mit jedem weiteren Wort minderte sich auch meine Sympathie für sie – wenn sie nicht ohnehin schon, seit dem Besuch in Volterra, auf den Gefrierpunkt gesunken ist. Anscheinend schien sie selbst keine Freundlichkeit für die anderen ihr untergestellten Gardisten übrig zu haben – zumindest nicht, wenn es nicht so lief, wie es ihrer Meinung nach zu laufen hatte.

Augenblicklich lockerte sich der Druck um meiner Taille und meinem Gesicht und der mir noch bis vor kurzem unbekannte Vampir wandte sich von mir ab, um ebenfalls in das Geschehen einzugreifen.

Umgehend, als ich wieder den Boden unter meinen Füßen spürten, sackte ich in mich zusammen und fiel wieder in das feuchte Gras. Sogleich versuchte ich mich wieder aufzurichten, wenn sich meine Beine auch noch vehement dagegen wehrten.

»Du bleibst da unten«, herrschte mich plötzlich eine Stimme von oben an und eine kleine Hand drückte mich mit einer enormen Kraft zurück auf den Boden.

Kurz blickte ich mich um und sah direkt in Janes Gesicht, dessen Züge nun eine Härte angenommen hatten, dass selbst sie nicht mehr wie ein unschuldiges Kind aussah.

Einen Moment lang fixierten wir uns mit unseren Blicken – ich war mir sicher, dass sie ihre Gabe an mir austeste, welche zu ihrer Enttäuschung jedoch nie wirken würde -, bis sie jedoch etwas umsehen ließ und sie sich wieder von mir abwandte. Ich jedoch blickte nicht erneut in die Richtung des Waldes, sondern starrte stattdessen auf das Schlachtfeld, welches sich vor mir bot.

Es verwunderte mich nicht, dass es danach aussah, als hätte man den halben Vorgarten umgegraben, genauso wie die umstehenden Bäume und nicht zuletzt das Auto immensen Schaden genommen hatte.

Sie hatten es nicht geschafft. Augenblicklich verwandelte sich meine ganze aufgebaute Hoffnung in Frust. Ich hätte es wissen müssen, dass Edward, wie aber auch die anderen beiden Cullens nicht die geringste Chance besaßen, selbst wenn sie durch den Kampf gegen die Neugeborenen eine Menge Erfahrung gesammelt hatten. Man konnte die Volturi nicht mit ein paar ungezähmten Vampiren vergleichen; selbst ich wusste: die Volturi waren weitaus besser und erfahrener.

Zu meiner Enttäuschung sah ich, wie Demetri Edward nun in einer merkwürdig gebeugten Haltung auf den Boden nagelte. Ich nahm an, dass er dieses Mal nicht auf die Möglichkeit ihn zu töten verzichten würde.

Innerlich verdrehte sich mein Magen und Übelkeit stieg in mir auf, als sich ein selbstgefälliges Grinsen auf dem Gesicht des Volturi abzeichnete. Es war abartig mit anzusehen, wie diese Monster Gefallen – wahrscheinlich auch die reinste Befriedigung - am Töten fanden.

Der Ekel in mir nahm immer größere Ausmaße an, während ich mir zunehmend fester auf die Lippe biss. Ich musste mich vergewissern, dass dies alles kein Albtraum war, aus dem ich in wenigen Sekunden wieder aufwachen würde. So ein Albtraum wie der vorherige. Noch fester vergrub ich meine Finger in dem feuchten Boden.

»Jane.« Instinktiv wandte ich mich um, als ich eine ruhige Stimme vernahm. Das war es also gewesen, was Jane kommen gehört und auch gesehen hatte, wofür meine Sinne zu schwach gewesen waren. Carlisle und auch die restlichen Cullens traten aus dem Wald hervor wohlmerkend in was für einer Lage sich die drei anderen Mitglieder der Familie befanden und dennoch rührten sie sich kein Stück. Sie besäßen ebenso wenig eine Chance wie es Edward, der hünenhafte Emmett wie auch Jasper sie nicht besessen hatten.

Immer noch lag ich regungslos auf dem Boden, der Hals zu trocken, um irgendetwas zu sagen und ließ meinen Blick weiterhin auf den vier anderen Cullens ruhen. Kurz begegnete ich dem reuevollen Blick Alice', ehe diese sich wieder von mir abwandte und kurz zu Jasper sah, um ihn mit den selben Ausdruck in den Augen ansehen zu können. Es war nur ein flüchtiger Blickkontakt, wenn er mir auch sehr intim erschien. Sie machte sich Vorwürfe, dass sie diese Zukunft nicht vorher gesehen hatte, dessen war ich mir sicher. Dennoch traf sie keine Schuld. Niemand hatte mit diesem Vorfall gerechnet und Alice sollte die Letzte sein, die sich aufgrund dessen die Schuld geben musste.

»Carlisle«, bemerkte ich erneut die kalte Stimme Janes neben mir, welche mich automatisch zu ihr aufblicken ließ. Sie war wieder zu ihrer unergründlichen Maske zurückgekehrt, die nichts von dem Umschwung ihres Temperamentes weniger Minuten zuvor verriet.

Aus meinen Augenwinkeln sah ich Carlisle einen Schritt vortreten, bevor er erneut seine Stimme erhob. »Mir sind die Beweggründe eurer Meister verschwommen und dennoch würde ich gerne wissen, was dies zu bedeuten hat.« Ich spürte sichtlich, dass Carlisle über den Besuch der Volturi alles andere als erfreut war.

»Die Meister sollen sicherstellen, dass ihr deren Forderungen auch wirklich Folge leistet. Ich sehe«, Jane blickte einen kurzen Moment zu mir hinunter, ehe sie sich wieder Carlisle zuwandte. »Sie ist immer noch ein Mensch.«

»Der Termin der Verwandlung steht. Es gibt keinen Grund Misstrauen zu hegen«, erwiderte Carlisle ruhig, wenngleich er auch keine Ruhe ausstrahlte.

Ein hohes, amüsiertes Kinderlachen erklang neben mir. »Ihr habt uns schon viel zu lange warten lassen. Die Meister sind eure leeren Versprechungen leid. Wir waren lange genug geduldig und nun, wo es so scheint, dass eurerseits nichts mehr geschieht, werden wir euch diese, anscheinend schwere, Entscheidung abnehmen.«

»Ihr werdet sie nicht mitnehmen«, knurrte Edward unterdrückt, verstummte darauf jedoch wieder, als Demetri ihm seine Hand auf den Mund presste. Unwillkürlich spannte ich meinen Körper an und vergrub meine Finger im Boden. »Das kann ich dir leider nicht versprechen, Edward.« Wieder ertönte Janes leblose Stimme. »Der Beschluss der Meister steht fest und jeder, der sich diesem noch widersetzt, wird getötet. Das müsstest ihr aber schon gewusst haben, nicht Carlisle?«

Deutlich sah ich, wie es diesem widerstrebte zu antworten und dennoch nickte er höflich. »Ja, das wissen wir«, entgegnete er – nun auch ohne die kleinste Gefühlsregung in der Stimme.

»Caius will sie wiedersehen«, erklärte Jane knapp, was für mich stark nach einem Wir nehmen sie nun mit anhörte. Noch fester vergrub ich meine Finger in dem feuchten Boden; so fest, dass meine Nägel zu schmerzen begannen.

»Können wir nicht einen geeigneten Termin-«, begann Carlisle, wurde dann jedoch barsch unterbrochen.

»Nein, die Meister wollen sie unverzüglich sehen. Ihr besaßt genug Zeit euch auf diesen Schritt vorzubereiten und dennoch habt ihr sie als diesen zerbrechlichen Menschen gelassen.« Ich begegnete Janes verächtlichem Blick und am liebsten hätte ich sie umgebracht. Dieses Biest. »Paolo, nimm du das Mädchen. Ich möchte zurück nach Hause.«

Augenblicklich wurde ich von dem feuchten Boden hochgehoben und befand ich mich nun in dem festen Griff der Wache, die auf Befehl Janes zu mir gekommen war. Notgedrungen blickte ich in Janes Augen, welche sich darauf allerdings von mir abwandte und einige Schritte in Richtung des Waldes ging.

»Sollte nur einer von euch auf die Idee kommen, uns zu folgen, wird euer Mensch dafür bezahlen und zwar nicht spärlich.« Mit diesen Worten spürte ich augenblicklich die kühle Nachtluft an meinen Wangen vorbeiziehen. Ich wusste nicht, was hinter mir geschah; was mit den Cullens geschah. Jedoch wusste ich, dass dies das Ende war.

Ich würde meine Familie, meine Freunde, die Cullens nie wieder sehen.

Ich würde Edward nie wieder sehen.

Ich war allein.
 

*
 

Übersetzung der Kapitelüberschrift: Entführung



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Luthien-Tasartir
2011-04-02T18:18:17+00:00 02.04.2011 20:18
Vorneweg: Ich finde es gut, dass du die letzten Sätze des vorangegangenen Kapitels noch einmal dem Neuen vorangestellt hast. So kommt man gut in das Geschehen rein, ohne die anderen noch einmal überfliegen zu müssen, wenn man die Geschichte schon längere Zeit nicht mehr gelesen hat.
Nun zu den Aspekten, die mir beim Lesen aufgefallen sind.

„Es kam mir wie eine Ewigkeit vor; es kam mir endlos lange vor“

Diese Wiederholung als Stilmittel gewählt – sofern es denn eines ist – kommt mir ehrlich gesagt nicht sehr gelungen vor. Die Ewigkeit hat es nun einmal an sich, dass sie endlos ist. Mich hat es etwas gestört, dies doppelt zu lesen und ich bin infolgedessen darüber gestolpert.

„Er sollte hier und jetzt; auf der Stelle in tausende Stücke zersplittern und darauf verbrennen.“

Auch hier habe ich kurz gestockt. Er soll auf seinem in tausend Stücke zersplitterten Körper verbrennen? Ich weiß zwar, was du meinst, trotzdem ist es meiner Ansicht nach etwas missverständlich. Ein „daraufhin“ oder dergleichen wäre – denke ich – ein geeigneteres Wort gewesen.

„Weitere Sekunden der Angst und Wut verstrichen, als ich plötzliche spürte“

Ein ganz banaler Rechtschreibfehler. Lösche das überzählige „e“ und ich habe nichts daran auszusetzen.

„und ein zweites – diesmal noch kraftvolleres und lauteres – Aufprallen nun mehrerer Steine war zu hören.“

Keine Kritik dieses Mal. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass mir da immer das Bild vor Augen kommt, wie die Vampir sich gegenseitig mit Steinen bewerfen...

„Da sich der Vampir immer noch nicht von dem Blick in das Unterholz abgewendet hatte, bleib mir keine andere Wahl“

Buchstabendreher bei „bleib“.

„Ich hatte nicht gesehen, was geschehen und wer dafür die Verantwortung trug“

Da fehlt ein „war“ hinter geschehen. Du kannst es nur weglassen, wenn der darauffolgende Teil das gleiche Verb inne hat. Einfach Mathematik. Hier ist dies aber nicht der Fall.

„Wo ich gerade noch meinte, dass durch das Todesurteil Edwards selbst die Hölle erfror, brannte die Atmosphäre der Luft förmlich.“

Schöne Metapher.

„Denn niemand weniger als Emmett war es gewesen, der meinem Verlobten nun zur Seite stand.“

Meintest du „niemand geringerer“? Dein gebrauchter Ausdruck ist mir fremd.

„Ich hörte Edward seufzen. Er wollte anscheinend genauso wenig wie ich, dass sich jemand ihm aufgrund in Gefahr begab.“

Abgesehen davon, dass ich bei dem Satzteil „ihm aufgrund“ hängen geblieben bin, verwirrt mich der Satz etwas. Bella möchte nicht, dass jemand Edward zu Hilfe eilt? Ich dachte, sie liebt ihn. Schließt dies nicht den Wunsch, dass er überlebt, mit ein?

„waren auch nur sie feige, auf ihren Einfluss vertrauende Wesen.“

Wie wäre es mit: „waren auch sie nur feige[...]“? So kommt es einem vor, als ob die Volturi die einzigen, feigen Wesen auf der gesamten Welt seien. Wenn du dies damit sagen wolltest, dann ziehe ich meinen Vorschlag zurück.

„Augenblicklich lockerte sich der Druck um meiner Taille“

Wieder ein überzähliges „e“.

„welche zu ihrer Enttäuschung jedoch nie wirken würde -, bis sie jedoch etwas umsehen ließ und sie sich wieder von mir abwandte. Ich jedoch blickte nicht erneut in die Richtung des Waldes, sondern starrte stattdessen auf das Schlachtfeld, welches sich vor mir bot. “

Dreifache Wortwiederholung von „jedoch“.

Insgesamt gefällt mir dieses Kapitel. Die Kampfszenen sind recht gut beschrieben und man konnte es sich leicht vorstellen, was du meinst. Auch die Abläufe sind logisch erklärt und die Gefühle Janes sowie Bellas anschaulich dargestellt. Auch die Handlungen der Cullens und deren Zurückhaltung sind bei genauerer Überlegung nachvollziehbar.
Insgesamt ist es dir also gut gelungen.

Gruß, Luthien-Tasartir

✖✐✖[Der Bewertungen und des Aussehens der Vollständigkeit wegen. Musst nicht Rekommentieren...]
Von:  Fairytale_x3
2011-03-10T13:10:58+00:00 10.03.2011 14:10
wow o.O
ich muss sagen ich fande es wirklich super.
wie du die charaktäre getroffen hast, wirklich sehr IC das gefällt mir.
und die gefühle konnte man sich auch sehr gut vorstellen.
generell hatte ich als leser das gefühl mitten im geschehen zu sein. hast du also super hinbekommen.
und ich finds auch klasse, dass es jetzt ein wenig mehr absätze sind, das lässt sich damit dann gleich viel besser lesen ;)

also wieder sehr gelungen.
mach weiter so ;)

liebe grüße
fairy

✖✐✖


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